«Ungleichland»
Wir leben in einer Welt, in der die 62 reichsten Einzelpersonen
so viel Vermögen besitzen wie die ärmere Hälfte der Menschheit.
Will man die Vermögensverteilung auf einem DIn A4-Blatt darstellen
so geht das für 90 % der Menschen recht gut.
Für die oberen 10% jedoch bräuchten wir zusätzlich ein 6 km langes Blatt Papier.
Zwischen 2016 und 2017 ist die Zahl der Milliardär*innen
so stark angestiegen wie noch nie zuvor.
Es wäre absurd anzunehmen, dass dies selbst erarbeitet worden wäre.
Es ist die Arbeit aller Menschen in einer Gesellschaft, die diese Vermögen erschafft,
auch wenn sie sich bei wenigen ansammeln.
Würde ein Handwerker das Jahreseinkommen eines Milliardärs erarbeiten wollen,
müsste er ohne Hilfe 100 Schulen in einem Jahr bauen.
Ungleichheit wird auch dadurch verstärkt,
dass Konzerne ihre Gewinne in Steueroasen bringen.
Das kostet die Allgemeinheit - allein in Deutschland - rund 100 Milliarden Euro pro Jahr.
Weltweit liegen 19 Billionen Dollar in Steueroasen
und fehlen so den Gesellschaften.
So leben in Europa 50 Millionen Menschen in Armut
und knapp ein Viertel der Gesamtbevölkerung ist einem Armutsrisiko ausgesetzt.
Armut ist gekennzeichnet durch Angst, Ausschluss, Enteignung
und die fehlende Möglichkeit sich Gehör zu verschaffen.
Auch wenn es hier meistens nicht um existenzielles, wie Hunger oder sauberes Wasser geht,
so wirken die sozialen Missstände
wie Kinderarmut und Wohnungsnot doch schockierend
angesichts des enormen Reichtums in diesen Ländern.
All dies ist auch eine Folge des blinden Glaubens an die Kräfte des Marktes.
Die Ungleichheit verstärkt sich weiter durch den Einfluss der Milliardäre auf die Politik.
Allein die Finanzwirtschaft gibt für Lobbyarbeit auf EU-Ebene
120 Millionen Euro im Jahr aus.
So wanderten auch große Gesetzesvorhaben,
die nach der Krise 2008 die Banken einschränken sollten,
fast unbemerkt in den Papierkorb der EU-Gremien.
Gleichzeitig sorgt die in vielen Ländern der Welt durchgesetzte Sparpolitik
für den Wegfall sozialer Einrichtungen und Sicherungen.
Die so verstärkte Ungleichheit schädigt das Vertrauen
in die Politik und die Demokratie.
Sie erzeugt gesundheitliche Probleme und senkt die Lebenserwartung.
Sie schürt Kriminalität und gewaltsame Konflikte.
Soziale Ungleichheit zerstört die Chancen vieler Menschen
auf ein Leben in Würde.
Denn auch die Bildungs- und Aufstiegschancen hängen massiv vom Einkommen ab.
Armut ist bei dem derzeitigen Stand der technischen Entwicklung schlicht unwürdig.
Regierungen könnten die Schere zwischen Arm und Reich langsam schließen
indem sie sich vom reinen Marktglauben lossagen
und sich den Interessen mächtiger Eliten entgegenstellen.
Gute Lebensbedingungen für die gesamte Bevölkerung zu schaffen
sowie das Recht auf Bildung, Gesundheit und soziale Sicherheit ist durchaus möglich.
Was aber fehlt ist der Druck einer Gesellschaft,
die den derzeitigen Zustand nicht länger hinnehmen will.