Was kannst du gegen Rape Culture tun?
Hallo und herzlich willkommen zu unserer neuen Folge. Heute sprechen wir über ein
ziemlich schwieriges Thema
sexualisierte Gewalt
wir wollen dabei verschiedene Begriffe erklären und darüber reden
wie in unserer Gesellschaft mit sexualisierter Gewalt umgegangen wird
in der Infobox findest du Informationen und Anlaufstellen
falls du oder jemand aus deiner Familie oder deinem Freundeskreis
sexualisierte Gewalt erfahren hat
Was ist sexualisierte Gewalt?
zuerst wollen wir kurz über die Begriffe Vergewaltigung, sexuelle Nötigung,
sexueller Missbrauch, sexuelle Gewalt und sexualisierte Gewalt reden
sexuelle Nötigung ist ein überbegriff
für alle Situationen in denen eine Person durch Gewalt, Drohungen oder
ähnliches dazu gezwungen wird sexuelle Handlungen auszuüben
der Begriff wird auch verwendet wenn ein*e Täter*in es ausnutzt, dass
das Opfer sich nicht gegen sexuelle Handlungen werden kann,
beispielsweise wenn das Opfer schläft oder betrunken ist.
sexueller Missbrauch ist eine Bezeichnung dafür,
dass sexuelle Nötigung Kindern und Jugendlichen angetan wird.
Der Begriff bezieht sich nur dann auf Erwachsene,
wenn sie beispielsweise aufgrund einer Behinderung nicht dazu fähig sind sich
zu wehren oder weil sie von dem*der Täter*in abhängig sind.
Vergewaltigung bezeichnet eine schwere Form von sexueller Nötigung
bei der Gewalt angewendet wird.
in Deutschland gilt es also rechtlich nicht als Vergewaltigung, wenn eine
Person gegen ihren Willen sexuelle Handlungen ausüben muss.
sondern nur, wenn tatsächlich Gewalt angewendet wurde.
Der Begriff der sexuellen Gewalt,
der auch als Überbegriff verwendet wird,
wird inzwischen von Feminist*innen kritisiert und deswegen durch den
Begriff sexualisierte Gewalt ersetzt.
Damit soll ausgedrückt werden,
dass es sich bei sexuellen Nötigungen nicht um Sex handelt,
sondern um eine Form von Macht und Gewalt gegenüber dem Opfer.
Was ist Rape Culture?
Rape Culture kommt aus dem englischen und bedeutet übersetzt Vergewaltigungs-
Kultur
Unsere Gesellschaft ist eine Vergewaltigungskultur
in der sexualisierte, sowie körperliche, seelische und emotionale
Gewalt, vor allem gegen Frauen und Mädchen, akzeptiert, verharmlost
verschwiegen und hingenommen wird.
Dies trägt dann dazu bei,
dass Gewalt gegen Frauen und Mädchen ein normaler Bestandteil dieser
Gesellschaft wird
und es sehr schwierig ist sich dagegen zu wehren. Der Begriff Rape Culture wurde
in den 1970ern von amerikanischen Feminist*innen eingeführt
und beschäftigt sich auch mit dem Rollenbild aggressiver und gewalttätiger
Männlichkeit.
was bedeutet es in einer Rape Culture zu leben?
Er wollte dich vergewaltigen?
Sieh es als Kompliment, er findet dich hübsch!
Lesbische Frauen haben nur noch nie einen richtigen Typen gehabt! Eine
Vergewaltigung kann sie heilen.
Einer von 33 Männern erlebt einen sexuellen Übergriff in seinem Leben
in der europäischen Union ist jede dritte Frau betroffen von sexualisierter
Gewalt,
in Deutschland jede siebte Frau.
Sexarbeiter*innen können nicht vergewaltigt werden!
ich gehe nachts nichts alleine durch die Stadt!
ich habe Angst vergewaltigt zu werden.
ich werde nicht zur Polizei gehen,
die werden mir eh nicht glauben, was passiert ist.
über Vergewaltigungen und sexualisierte Gewalt wird in den Medien und der
Öffentlichkeit kaum geredet.
im Bus hat mich schon wieder jemand an den Po gegrabscht!
in unserer Gesellschaft gelten die Körper von Frauen als öffentliches Gut,
die von allen Menschen bewertet angeschaut und angefasst werden dürfen.
Was bedeutet Victim Blaming?
Ein typischer Prozess der Rape Culture ist das sogenannte Victim Blaming:
also das beschuldigen des*der Betroffenen. Das bedeutet,
dass den betroffenen sexualisierter Gewalt,
meistens Frauen,
ein Teil der Schuld für die Tat zugeschoben wird.
Dies drückt sich in Fragen aus wie:
Was hatte sie an als sie belästigt wurde?
War sie alkoholisiert, als sie vergewaltigt wurde?
Und ähnliches.
Diese Fragen geben nicht nur dem*der Betroffenen die Schuld, sie tragen auch
dazu bei, dass Männer als Triebtäter hingestellt werden,
die sich kollektiv nicht mehr beherrschen können, wenn sie zum
Beispiel einen kurzen Rock sehen.
Aus diesen Fragen folgt aber auch,
dass Mädchen und Frauen Ratschläge gegeben werden,
wie "Zieh dir keinen kurzen Rock an sonst wirst du vergewaltigt."
In diese Aussage wird nicht nur angenommen, dass Frauen sich selbst vor
sexualisierter Gewalt schützen könnten und sollten, nämlich indem sie keinen
kurzen Rock anziehen,
es wird auch gesagt, dass Frauen selbst schuld sind, wenn sie sich nicht
schützen: hätte sie den kurzen Rock nicht angezogen, wäre ihr nichts
passiert.
Zusätzlich heißt das:
dass es Frauen und Mädchen geben wird die trotzdem einen kurzen Rock tragen
werden.
Wer also keinen kurzen Rock trägt.
stellt also in dieser Logik nur sicher. dass jemand anderes Betroffener
sexualisierter Gewalt wird.
Wer sind die Täter*innen sexualisierter Gewalt und wie ist der Umgang damit im
Justizsystem*
Rape Culture bedeutet auch, dass eine gesellschaftliche Erzählung existiert
bei der der*die Täter*in sexualisierter Gewalt ein fremder Mann
ist, der im Dunkeln lauert.
Die Zahlen sprechen aber dafür,
dass die meisten Täter*innen sexualisierter Gewalt bekannte
Familienangehörige und oder Partner*innen der Betroffenen sind.
Das wir in einer Rape Culture leben,
zeigt sich aber auch durch folgende Zahlen:
nur 8,4 % der Anzeigen wegen Vergewaltigung führen tatsächlich zu
einer Verurteilung des*der Täter*in.
Damit hängt immer auch zusammen, ob der betroffenen Person eine Trauma-Therapie
bezahlt wird.
Außerdem heißt das,
dass Betroffene oft Vergewaltigungen nicht anzeigen, da sie glauben, dass
der*die Täter*in nicht verurteilt wird.
Jährlich werden in Deutschland etwa 8000 Vergewaltigungen angezeigt
Die Dunkelziffer, also die Anzahl der Vorfälle bei denen es nicht zur Anzeige
kommt, ist riesig.
Vermutlich gibt es in Deutschland jedes Jahr mehr als 160 000 Vorfälle
sexualisierter Gewalt.
feministische Vereine und Initiativen wie Terre de Famme rufen den Staat schon
seit Jahren auf,
den so genannten vergewaltigungs- Paragrafen § 177 zu reformieren.
Momentan gilt eine Vergewaltigung juristisch nur als solche, wenn der*die
Täter*in Gewalt angewendet und die Gefahr für Leib und Leben des*der
Betroffenen bestehen.
Nein sagen, das herunterreißen von Kleidung.
Weinen oder ähnliches reichen nicht aus. Dieses Gesetz wird von vielen Gerichten
zusätzlich sehr streng ausgelegt,
was erklärt wieso die Zahlen für die Verurteilungen so niedrig sind.
In der Gesellschaft und auch in der Gesetzgebung besteht häufig die
Befürchtung, dass Leute zu Unrecht eine Vergewaltigung beschuldigt werden,
dass ist aber nur selten oder fast nie der Fall.
Was kannst du tun?
als Gegenentwurf zu einer Rape Culture hat sich der Begriff der Consent Culture
herausgebildet.
Consent Culture,
also Zustimmungs-Kultur
bedeutet, dass vor und bei jeder sexuellen Handlung die Zustimmung von allen
Beteiligten da sein muss. Wenn du also etwas gegen die Rae Culture tun möchtest,
sind hier ein paar Vorschläge:
bevor du Sex mit jemandem hast, frage die Person, ob sie einverstanden ist und
respektiere die Antwort auch wenn du dir etwas anderes gewünscht hättest.
Respektiere, dass jeder Mensch das recht darauf hat,
über seinen*ihren eigenen Körper zu bestimmen.
Wenn eine Person zu einer Handlung ja gesagt hat,
darf er*sie seine*ihre Meinung auch wieder ändern.
ein Ja zu einer Handlung darf außerdem nicht erzwungen werden.
Das gilt auch alles für dich selbst:
du alleine bestimmst über deinen Körper und wer ihn anfassen darf.
Du darfst jederzeit Nein sagen, wenn du etwas nicht oder nicht mehr möchtest,
auch wenn du vor schon ja gesagt hast.
Außerdem:
wer betrunken ist oder Drogen konsumiert hat,
kann keinen Konsent zu sexuellen Handlungen geben.
und wie kurz der Rock oder wie tief der Ausschnitt: das ist niemals eine
Einladung oder Erlaubnis eine Person anzufassen.
Wie diese Folgen gezeigt hat,
ist es eigentlich für alle Menschen schwierig in einer Rape Culture zu leben
Männern wird unterstellt, dass sie sich nicht unter Kontrolle haben und
jederzeit Täter sexualisierte Gewalt werden können,
Frauen, aber eigentlich Menschen aller Geschlechter, leben in ständiger Angst
vor sexualisierter Gewalt und meiden deswegen zum Beispiel dunkle Straßen
nachts und insbesondere für die Menschen, die sexualisierte Gewalt
erfahren haben, ist es schwierig, weil sie in einer Gesellschaft leben in der über
sexualisierte Gewalt nicht gesprochen wird
und sie aber zum Alltag gehört,
weil den Opfern nicht geglaubt wird,
weil die Taten nicht verurteilt werden, weil Mitmenschen Vergewaltigungswitze
machen,
als könnte x darüber lachen,
und weil ein eindeutiges Nein immer noch nicht für eine Verurteilung
wegen Vergewaltigung ausreicht.
lasst uns das stoppen.