Sendung: tagesschau 25.03.2020 17:00 Uhr - Corona-Pandemie - 149 Toten
Themen der Sendung: Corona-Pandemie: Bundestag beschließt Milliarden-Hilfspaket, Zahl der Corona-Infektionen steigt in Deutschland weiter an, Kultusminister der Länder wollen Abiturprüfungen stattfinden lassen, Coronavirus: Spanien meldet mehr Todesopfer als China, Einigung in den USA auf Hilfspaket, Die Börse, Terrorangriff in Kabul mit mindestens 25 Toten, Das Wetter
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Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen
mit der tagesschau.
ARD extra 20.15 Uhr in DGS
auf daserste.de und über HbbTV
Heute im Studio: Claus-Erich Boetzkes
Willkommen zur tagesschau.
Was in der Corona-Krise
für die Bürger gilt,
müssen auch
die Bundestagsabgeordneten beachten:
Sich nach Möglichkeit
aus dem Weg zu gehen,
um eine Ansteckung zu vermeiden.
Die Parlamentarier handeln
angesichts der Krise
in seltener Einmütigkeit
und Geschwindigkeit.
Am Nachmittag beschlossen sie
ein milliardenschweres Hilfspaket.
Mit deutlicher Mehrheit
wurde anschließend
die im Grundgesetz verankerte
Schuldenbremse ausgesetzt.
Desinfektion nach jeder Rede.
Mindestens zwei freie Plätze
zwischen den Abgeordneten.
Bei der Abstimmung
keine Pulks um die Wahlurnen.
Eine ungewöhnliche Sitzung
in diesen Zeiten.
Der Finanzminister
vertritt die Kanzlerin,
die in häuslicher Quarantäne ist.
Für die finanziellen Hilfen wurde
ein Nachtragshaushalt beschlossen:
156 Mrd. Euro, fast
die Hälfte des normalen Haushalts.
Das soll über Schulden
finanziert werden.
Dafür musste der Bundestag heute
die Schuldenbremse aussetzen.
Wir können uns das leisten.
Deutschland genießt höchste Bonität
an den Finanzmärkten.
Auch, weil wir solide gewirtschaftet
und einen
niedrigen Schuldenstand haben.
Weite Teile der Opposition
stimmten dem Nachtragshaushalt zu.
Nur die AfD enthielt sich.
Ihr reichten
die geplanten Maßnahmen nicht.
Die Menschen haben Angst.
Um ihnen diese Angst zu nehmen,
bedarf es mehr als Geld,
einer Strategie, die über die
nächsten drei Monate hinausweist.
Der Chef der Unionsfraktion betont:
Diese Krise sei einmalig
in der Geschichte der Bundesrepublik.
Wir wissen nicht,
ob wir alles richtig entscheiden.
Wir können es auch nicht wissen,
weil wir das alles
das erste Mal machen.
Aber genau das
ist politische Führung:
Mut zu haben,
Entscheidungen zu treffen
und Mut zu haben, Fehler zu machen.
Großen Applaus gab es am Morgen
für Ärzte, Pflegekräfte, Kassierer
und andere,
die täglich an ihre Grenzen gehen.
Diese Anerkennung müsse sich
auch finanziell widerspiegeln,
so die Linke:
Ein Zuschlag von 500 Euro pro Monat,
für die,
die in systemrelevanten Berufen
arbeiten, das ist das Mindeste.
Es kann nicht sein,
dass Pflegerinnen und Pfleger,
deren Wichtigkeit
uns vor Augen geführt wird:
Dass die weiter
zu Hungerlöhnen arbeiten.
Die Liberalen machten deutlich:
Die Einschränkungen müssen sobald
wie möglich zurückgenommen werden.
Von der Ertüchtigung
des Gesundheitswesens
über die Bereitstellung
flächendeckender Tests auf Corona:
Regierung, Landesbehörden und
Kommunen müssen alles unternehmen,
damit die Menschen schnellstmöglich
in die Freiheit zurückkehren können.
Mehrere Redner kündigten an:
Dies wird wohl nicht
das letzte Hilfspaket bleiben,
was der Bundestag in der Corona-Krise
beschließen wird.
In Berlin ist Tina Hassel:
Noch ist der Schaden
nicht zu beziffern.
Die Politik
geht trotzdem in die Vollen.
Inwieweit ist das auch Psychologie?
Diese Krise ist massiv.
Sie braucht massive Antworten.
Das ist die Politik
den Bürgern schuldig.
Deswegen werden
die Schulden ausgesetzt.
Deswegen werden die Pakete
so schnell verabschiedet.
Aber es bleibt bei der
parmaischen Kontrolle.
Alle Politiker
sahen die Maßnahmen ein.
Die Politik will helfen, wo es geht.
Welche Bereiche unserer Gesellschaft
werden womöglich leer ausgehen?
Mann wird nachsteuern müssen.
Minijobber werden nicht profitieren.
Sie sind keine Solo-Selbständige.
Sie können nur einen Zuschlag
zur Grundsicherung bekommen.
Einige beklagen, dass sie von
den Soforthilfen nicht profitieren.
Nur die Kleinen und die ganz
Großen würden davon profitieren.
Die nächste Hilfspakete
werden angegangen.
Was bringen die Maßnahmen
zur Eindämmung der Corona-Pandemie?
Das kann noch niemand
seriös beantworten.
Auch nicht der Präsident
des Robert Koch-Instituts, Wieler.
Er meldete am Vormittag
31.554 Infizierte -
das ist ein Anstieg um etwa 4100.
Die Gesamtzahl der mit Corona
infizierten Toten in Deutschland
ist auf 149 gestiegen.
Zahlen,
die um Mitternacht abgefragt werden.
Sie liegen deutlich unter denen
der Johns-Hopkins-Universität.
Berlin am Vormittag:
Vereinzelte Menschen
statt dichtem Gedränge.
Das Kontaktverbot
scheint eingehalten zu werden.
Eine Trendwende
bei den Neuinfektionen
gebe es laut RKI aber noch nicht.
Es werden weiter
viele Fälle gemeldet.
Die Fälle nehmen zu.
Es gibt Tagesschwankungen.
Wir müssen abwarten, um zu sehen,
ob die Maßnahmen greifen.
Es ist zu früh, um diese Aussagen
belastbar treffen zu können.
Die Fallzahlen hinken
anderen Statistiken hinterher.
Die Johns-Hopkins-Universität meldet
für Deutschland
knapp 4000 Fälle mehr.
Die Forscher suchen aktiv
nach weiteren zugänglichen Quellen.
Das RKI meldet nur die
vom Gesundheitsamt bestätigten Fälle.
So sei es gesetzlich vorgeschrieben.
Am Zeitverzug gibt es Kritik:
Gerade in der Anstiegsphase
ist es für uns wichtig,
täglich zu wissen,
wie schnell es ansteigt.
Das kann man hochrechnen,
wo braucht man welche Kapazitäten.
Eine vernünftige
Gesundheitsberichterstattung
wäre jetzt wichtig.
Die scheitert bei uns
an föderalen Strukturen.
Die Zahl der tatsächlich Infizierten
liegt höher.
Es brauche weitere Tests,
um diese besser abschätzen zu können.
Der Lehrbetrieb
in deutschen Bildungseinrichtungen
steht seit Tagen still:
Geschlossene Unis und Schulen,
Unterricht
findet vielerorts digital statt.
Die Abi-Prüfungen aber sollen
nun doch wie geplant stattfinden.
Darauf einigten sich am Nachmittag
die Kultusminister der Länder.
Während sie in der Schaltkonferenz
um eine Linie rangen,
waren Schüler in Hessen
im Prüfungsfieber.
Plakate, die Mut machen sollen.
In Hessen wird heute,
anders als in anderen Ländern,
Abitur geschrieben,
so wie hier in Frankfurt.
Trotz Corona-Ausnahmezustands
in Deutschland.
Ich bin froh, dass ich es
hinter mich bringen kann.
Unter den Bedingungen
finde ich es komisch und paradox,
aber ich komme klar.
In Rheinland-Pfalz
sind die schriftlichen Prüfungen
an den G9-Gymnasien durch,
es laufen die Mündlichen.
In Bayern und Mecklenburg-Vorpommern
wurden die Abiturprüfungen
verschoben.
Für Kritik sorgte
ein Vorschlag der Bildungsministerin
aus Schleswig-Holstein:
Abschlussprüfungen abzusagen,
stattdessen die Abiturnote aus
bisherigen Leistungen zu errechnen.
In einer Telefonkonferenz
verständigten sich
die Landesbildungsminister
nun darauf:
Die Abiturprüfungen
sollen überall stattfinden.
Die Schüler sollen keine Nachteile
durch diese Situation haben.
Sie sollen alle ihre
Abschlussprüfungen erwerben können.
Wir haben es uns heute
in die Hand versprochen:
Wir werden die Abschlüsse
jeweils anerkennen.
Auf der Grundlage
von gemeinsamen Regelungen.
Die Abi-Prüfungen
sollen zu den vereinbarten Terminen
oder an Nachholterminen stattfinden -
sofern das
der Infektionsschutz zulässt.
Die Straßen sind leer
in vielen Städten Spaniens.
Seit zehn Tagen
gibt es eine Ausgangssperre.
Trotzdem spitzt sich die Lage zu.
In Spanien wurden mehr als
47.000 Corona-Fälle gemeldet.
Laut Johns-Hopkins-Universität
stieg die Zahl der Todesopfer
auf über 3400.
Das sind mehr, als in China.
Es ist das makabre Symbol
des spanischen Corona-Krise:
Ein Madrider Einkaufszentrum
mit Eislaufbahn
wurde Leichenschauhaus.
Viele Beerdigungsinstitute
sind überfordert.
Mehr als 700 Menschen starben
in Spanien in den letzten 24 Stunden,
ein trauriger Rekord.
Die Behörden glauben, der Anstieg der
Infektionen habe sich stabilisiert.
Dennoch gibt es keine Entspannung
für die Kliniken.
Der Druck auf den Gesundheitsbereich
wird zunehmen,
unabhängig davon,
wie sich die Infektionen entwickeln.
Die Intensivstationen in Madrid
sind am Limit.
Erschwerend ist,
dass viele Ärzte und Krankenpfleger
infiziert sind und ausfallen.
Ich habe drei Schichten
ununterbrochen gearbeitet.
Das Krankenhaus ist voll, ein Chaos.
Derweil traf in Spanien ein Flugzeug
mit Hilfslieferungen aus China ein:
Betten, Beatmungsgeräten, Masken.
Eine weitere Ladung
wird am Wochenende erwartet.
Spanien hat auch bei der NATO
medizinisches Material angefordert.
Es ist das größte Rettungspaket
der US-Geschichte:
2000 Milliarden US-Dollar.
Mit diesem gemeinsamen Beschluss
nach tagelangen Verhandlungen
wollen Republikaner und Demokraten
wirtschaftliche Schäden abfedern.
Die WHO warnt,
dass die USA bald das neue weltweite
Zentrum der Pandemie werden.
Die Haupteinkaufsstraße
in Washington -
verrammelt, menschenleer.
Seit zehn Tagen das gleiche Bild,
vielerorts in Amerika.
Diese Eltern
waren Kellner in Atlanta.
Wegen der Ausgangsbeschränkungen
wurden sie entlassen.
Wenn deine Einnahmequelle wegbricht,
ändert das dein ganzes Leben.
Über 3 Mio. Amerikaner
verloren letzte Woche ihren Job,
das schätzt
die Investmentbank Morgan Stanley.
Es könnten viel mehr werden.
Den Einbruch der US-Wirtschaft
soll mit einem Konjunkturpaket
in Höhe von 2000 Mrd. Dollar
gestoppt werden.
Amerikanische Steuerzahler
sollen damit eine Soforthilfe
von bis zu 1200 Dollar
pro Person bekommen.
Die Arbeitslosenunterstützung
wird ausgeweitet.
Für Unternehmen
gibt es ein Kreditprogramm.
Nach Marathon-Verhandlungen haben
wir eine überparteiliche Einigung
über das größte Hilfspaket
in der amerikanischen Geschichte.
Präsident Trump
begrüßt das Hilfspaket.
Wenn es nach ihm geht,
soll das Geschäftsleben
bald wieder normal laufen.
Ich hoffe, dass wir das
bis Ostern schaffen können.
Das wäre eine große Sache
und wir arbeiten alle sehr hart,
um das zu realisieren.
Die Virologen der US-Regierung sind
mit ihren Prognosen vorsichtiger.
Das Hilfspaket
sorgte an der Wall Street gestern
für den größten Tagesgewinn
seit 1933.
Doch die Euphorie scheint verflogen,
die Kurse gehen hin und her.
Samir Ibrahim,
wo stehen DAX und Dow zurzeit?
Beide leicht im Plus.
Man hat eine ruhige Lage jetzt.
Die Investoren orientieren sich.
Man wägt ab,
was die Hilfspakete können.
Oder was noch nachfolgen muss.
Auch schätzt man ab,
wie lange das noch dauern wird.
Man versucht einzuschätzen,
wie die Firmen stehen.
Der Aktienindex ist leicht im Plus.
Es bleibt beim Auf und Ab.
Danke schön.
Bei einem Terrorangriff
auf eine Gebetsstätte der Sikh
in Kabul wurden
mindestens 25 Menschen getötet.
Mindestens ein bewaffneter Mann
stürmte den Tempel
und eröffnete das Feuer.
Danach nahm er
viele Gläubige als Geiseln -
unter ihnen auch Frauen und Kinder.
Der Islamische Staat
bekannte sich zu der Tat.
Kommen wir zum Wetter.
Das sonnige, kalte Wetter
hält auch morgen an.
Es gibt nur wenige Wolken.
Das war die Tagesschau um fünf.
Hier folgt Brisant und
um 20 Uhr die nächste tagesschau.
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