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Youtube-Lektionen - April 2020, Coronavirus: Wie fit ist unser Gesundheitssystem? - MONITOR

Coronavirus: Wie fit ist unser Gesundheitssystem? - MONITOR

Krankenhaus Weilheim, Oberbayern.

Die Ärzte sind auf dem Weg zur Intensivstation.

Zu einem 80-jährigen Mann, der am neuartigen Coronavirus erkrankt ist.

Sein Zustand ist kritisch.

Das bedeutet Bindung von Pflegepersonal.

Damit sind unsere Ressourcen, einen 2. Patienten noch aufzunehmen, erschöpft.

Ein einziger am Coronavirus erkrankter Patient reicht aus,

um eine Klinik an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit zu bringen.

Wir fragen uns, wie fit ist das deutsche auf Effizienz getrimmte Gesundheitssystem

für diese Krise?

Flughafen Köln/Bonn, 29.02.

Eine Verkehrsmaschine aus Teheran landet.

Zu dieser Zeit gehört der Iran bereits zu den Ländern,

in denen sich das neuartige Coronavirus rasant ausbreitet.

An Bord: Kaveh Schmitz aus Köln, seine Frau und ihr kleiner Sohn.

Sie sind besorgt, erzählt uns der 38-Jährige,

als wir ihn später zu Hause treffen.

Ich war erkältet, mein Sohn hatte Husten.

Hatte auch 2 Tage Fieber.

Sie sind sich sicher,

am Flughafen in Deutschland würden sie abgefangen und getestet.

Doch es gibt keine Kontrollen, keine Ärzte.

Die Familie verordnet sich daraufhin vorsichtshalber selbst Quarantäne.

Kaveh Schmitz telefoniert mit seinem Hausarzt, dem Gesundheitsamt,

der Uniklinik, sogar dem Bundesgesundheitsministerium.

Er will wissen, was zu tun ist, will sich und seine Familie testen lassen.

Ohne Erfolg.

Im Gesundheitsamt habe ich gefragt, ob wir getestet werden können.

Dann hat der nette Herr noch mal vorgelesen,

in welchen Fällen man getestet wird.

Wenn man aus einem Risikogebiet kommt.

Ich dachte, Bingo jetzt sind wir halt aus einem Risikogebiet.

Und wenn man Symptome zeigt.

Ich dachte, okay, das kann man jetzt interpretieren,

aber wir haben auch Symptome.

Ich wüsste nicht, wen man sonst testet, wenn nicht uns.

Sein Fall steht beispielhaft für viele, in denen Menschen mit Corona-Symptomen

von einer Stelle zur nächsten geschickt werden, ohne echte Hilfe zu finden.

Eschweiler bei Aachen.

Hier werden Menschen mit Corona-Verdacht zentral getestet.

Die Städteregion Aachen hat das Zentrum eingerichtet,

um Kliniken und Hausarztpraxen zu entlasten.

Der zuständige Gesundheitsdezernent Michael Ziemons

ist auf viele Hausärzte in seiner Gegend gerade allerdings nicht gut zu sprechen.

Wir stellen hier fest, dass deutlich zu viele Arztpraxen sich zu wenig

oder zu spät auf eine solche Situation vorbereitet haben.

Es gibt eine Broschüre "Risikomanagement für Arztpraxen" von der Bundesärztekammer

und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung,

die ist hervorragend.

Und beschreibt ganz genau, dass eben den niedergelassenen Ärzten

in der Erstversorgung eine zentrale Rolle zukommt.

Leider haben zu wenig Ärzte diese Broschüre auch wirklich ernst genommen.

Ziemons meint diese Broschüre zur Influenzabekämpfung von Bundesärztekammer

und Kassenärztlicher Bundesvereinigung KBV.

Patienten, heißt es darin, sollten möglichst lange ambulant versorgt werden.

"Den Arztpraxen (...) kommt daher in der Pandemieplanung

eine wesentliche Rolle zu."

Sie sollten etwa:

"Händedesinfektionsmittel, Flächen- und Instrumentendesinfektionsmittel

und Atemschutzmasken" bevorraten.

Die Broschüre empfiehlt außerdem:

"Um Versorgungsengpässen im Falle einer Pandemie vorzubeugen,

ist es sinnvoll, die beschriebenen Produkte bereits

in der interpandemischen Phase zu beschaffen und vorzuhalten."

Wir fragen bei den Autoren der Broschüre, also Bundesärztekammer und KBV,

warum sich viele Ärzte offenbar nicht an deren Empfehlung halten.

Jetzt heißt es, man bevorrate in gewissem Rahmen.

Aber grundsätzlich sei die Pandemievorsorge eine staatliche Aufgabe.

Das Bundesgesundheitsministerium wiederum sagt uns,

die Bevorratung sei Sache der Länder.

Und mehrere Länder verweisen uns auf die Arbeitgeber, also auch wieder die Ärzte.

Dabei haben Wissenschaftler unter Federführung des Robert Koch-Instituts

schon Ende 2012 eine Risikoanalyse vorgelegt, in der klar gesagt wurde,

was im Pandemiefall gebraucht wird.

Die Wissenschaftler entwarfen ein Szenario,

dessen Grundannahmen

teils erstaunlich präzise die aktuellen Gegebenheiten beschreiben.

Etwa beim Weg des Virus.

"Das Ereignis beginnt in Asien", schreiben sie.

Kurz später: "...tritt der 1. identifizierte Fall in Deutschland auf."

Neben Quarantäne sei hauptsächlich der Einsatz von Schutzmasken, Schutzbrillen

und Handschuhen nötig.

Die Wissenschaftler prognostizieren entstehende Engpässe in der Versorgung.

V.a. bei Arzneimitteln, persönlichen Schutzausrüstungen

oder Desinfektionsmitteln.

Alles lag auf dem Tisch.

Trotzdem fehlen die Sachen heute.

Für den Gesundheitsökonomen Bernd Mühlbauer wenig überraschend.

Wir haben das Gesundheitswesen auf Effizienz hin organisiert.

Jeder Arzt könnte sich ein entsprechendes Lager frühzeitig anlegen.

Das... Die Regierung, die Landesregierung könnte das tun,

wir wären alle in der Lage.

Aber man hat eben unter dem Wirtschaftlichkeitsgebot

und unter diesem Versuch, die Kosten jeweils so gering wie möglich zu halten,

hat man sich eben dieses Prinzip überlegt.

Kaum etwas wird auf Vorrat gelegt, das meiste geordert, wenn es gebraucht wird,

Medikamente etwa.

Sie kommen v.a. aus China und Indien.

Und schon in normalen Zeiten kommt es immer wieder zu Versorgungsproblemen.

Allein zwischen Januar und September 2019

zählte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte 216 Lieferengpässe.

Wir haben in Deutschland, das tritt jetzt zutage, eine falsch verstandene Ökonomie

im Gesundheitssystem eingeführt.

Wir haben Prinzipien, die wir aus der Konsumgüterindustrie kennen,

nämlich "just in time"-Lieferungen und "Geiz ist geil",

einfach auf die Versorgung mit Medikamenten, mit Heil- und Hilfsmitteln

und mit medizinischem Verbrauchsmaterial übertragen.

Auch der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach propagiert ein Umdenken.

Wir müssen wieder stärker dazu übergehen, nationale Bevorratung zu betreiben

und auch nationale Produktion.

Ich persönlich halte es z.B. für unbedingt notwendig,

dass wir in der Lage sind, die wichtigsten Arzneimittelwirkstoffe,

die wir unbedingt benötigen, zur Not auch in Deutschland produzieren zu können.

Wir sind am Krankenhaus Waldfriede in Berlin-Zehlendorf.

Die Ärzte hier hatten bislang noch keine Corona-Patienten.

Aber sie seien vorbereitet, sagen sie.

Wir befinden uns hier auf der Intensivstation.

Das ist so ein klassisches Bett, wo wir z.B. einen Patienten

mit einer schweren Corona-Infektion,

mit einer Corona-Pneumonie dann behandeln würden.

Prof. Carsten Büning ist Chef der Inneren Abteilung und noch relativ entspannt.

Auch und v.a. was seine Personalsituation angeht.

Wir haben bei uns den großen Vorteil im Krankenhaus,

dass wir eine eigene Pflegeschule haben.

Wo wir es schaffen, in jedem Jahr nicht nur gute Mitarbeiter auszubilden,

sondern sie auch für unser Haus zu gewinnen.

Eine relativ komfortable Situation, aber nicht die Regel.

Privatisierungen und Einsparungen

führen v.a. beim Pflegepersonal regelmäßig zu Ärger.

Schlecht bezahlt, überlastet, viele sind frustriert.

Folge: In Deutschland fehlen insgesamt rund 17.000 Pflegekräfte,

auch in der Intensivpflege.

Auf den bei Corona wichtigen Intensivstationen

herrscht nämlich zunehmend Fachkräftemangel.

Fehlten hier 2011 noch rund 1.200, waren es 2016 schon 3.150.

2019 fehlten in Deutschland sogar rund 4.700 Intensivpflegekräfte.

Die Intensivbetten in Deutschland sind derzeit bei ca. 88% ausgelastet.

Das Intensivpersonal ist knapp.

Und vor dem Hintergrund liegen jetzt auch in diesen Betten entsprechende Patienten.

Herzinfarktpatienten und so weiter,

je nach Fachdisziplin oder nach Krankheitsart.

Und müssen auch derzeit versorgt werden.

Wenn jetzt plötzlich eine große Zahl von Corona-Patienten auftritt,

wo sollen die denn hin in den bestehenden Kapazitäten?

28.000 Intensivbetten stehen in den deutschen Krankenhäusern.

Nach einer Umfrage von WDR und NDR unter den deutschen Unikliniken

waren Mitte März in Leipzig und Hamburg etwa 2/3 der Beatmungsplätze frei.

In Greifswald dagegen nur noch 5%.

In Augsburg war kein Beatmungsplatz mehr frei.

In dieser Klinik in Weilheim, Oberbayern, hat man erlebt,

was ein schwerer Corona-Fall für den Betrieb bedeuten kann.

Ein 80-jähriger Mann wird eingeliefert.

Er hat sich mit dem Coronavirus infiziert.

Sein Zustand verschlechtert sich zusehends,

die Ärzte kämpfen um sein Leben.

Ein einziger Corona-Patient bringt die Klinik an die Grenze ihrer Belastbarkeit.

Es ist eine 1:1-Pflege, über 24 h.

Das bedeutet natürlich Bindung von Pflegepersonal.

Damit sind unsere Ressourcen, einen 2. Patienten noch aufzunehmen, erschöpft.

Das können wir im Moment nicht mehr leisten.

Der Bundesgesundheitsminister hat mehrfach betont,

dass Deutschland gut auf die Corona-Krise vorbereitet sei.

Doch das Virus legt die Schwächen im Gesundheitssystem offen.

V.a. zu wenig Daseinsvorsorge.

Wir müssen unser Versorgungssystem im Gesundheitswesen noch mal ganz neu denken.

Der Weg, ein Gesundheitswesen ausschließlich in Richtung Effizienz zu

organisieren und dabei die Wirtschaftlichkeit sehr einseitig

zu interpretieren und lediglich Druck auszuüben in Richtung Kostenminimierung,

führt zu der derzeitigen Situation.

Die uns in einem Fall auftretender Infektionen, Pandemien, Epidemien

auf jeden Fall immer wieder

vor die gleichen Versorgungsschwierigkeiten stellen wird.

Kaveh Schmitz und seine Familie

haben sich schließlich von einer befreundeten Ärztin testen lassen.

Ergebnis: negativ.

Es war eine schlichte Erkältung.


Coronavirus: Wie fit ist unser Gesundheitssystem? - MONITOR Coronavirus: How fit is our healthcare system? - MONITOR Coronavírus: Qual a capacidade do nosso sistema de saúde? - MONITOR

Krankenhaus Weilheim, Oberbayern. Hospital de Weilheim, Alta Baviera.

Die Ärzte sind auf dem Weg zur Intensivstation. Os médicos estão a caminho da unidade de cuidados intensivos.

Zu einem 80-jährigen Mann, der am neuartigen Coronavirus erkrankt ist.

Sein Zustand ist kritisch.

Das bedeutet Bindung von Pflegepersonal.

Damit sind unsere Ressourcen, einen 2. Patienten noch aufzunehmen, erschöpft.

Ein einziger am Coronavirus erkrankter Patient reicht aus,

um eine Klinik an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit zu bringen.

Wir fragen uns, wie fit ist das deutsche auf Effizienz getrimmte Gesundheitssystem

für diese Krise?

Flughafen Köln/Bonn, 29.02.

Eine Verkehrsmaschine aus Teheran landet.

Zu dieser Zeit gehört der Iran bereits zu den Ländern,

in denen sich das neuartige Coronavirus rasant ausbreitet.

An Bord: Kaveh Schmitz aus Köln, seine Frau und ihr kleiner Sohn.

Sie sind besorgt, erzählt uns der 38-Jährige,

als wir ihn später zu Hause treffen.

Ich war erkältet, mein Sohn hatte Husten.

Hatte auch 2 Tage Fieber.

Sie sind sich sicher,

am Flughafen in Deutschland würden sie abgefangen und getestet.

Doch es gibt keine Kontrollen, keine Ärzte.

Die Familie verordnet sich daraufhin vorsichtshalber selbst Quarantäne.

Kaveh Schmitz telefoniert mit seinem Hausarzt, dem Gesundheitsamt,

der Uniklinik, sogar dem Bundesgesundheitsministerium.

Er will wissen, was zu tun ist, will sich und seine Familie testen lassen.

Ohne Erfolg.

Im Gesundheitsamt habe ich gefragt, ob wir getestet werden können.

Dann hat der nette Herr noch mal vorgelesen,

in welchen Fällen man getestet wird.

Wenn man aus einem Risikogebiet kommt.

Ich dachte, Bingo jetzt sind wir halt aus einem Risikogebiet.

Und wenn man Symptome zeigt.

Ich dachte, okay, das kann man jetzt interpretieren,

aber wir haben auch Symptome.

Ich wüsste nicht, wen man sonst testet, wenn nicht uns.

Sein Fall steht beispielhaft für viele, in denen Menschen mit Corona-Symptomen

von einer Stelle zur nächsten geschickt werden, ohne echte Hilfe zu finden.

Eschweiler bei Aachen.

Hier werden Menschen mit Corona-Verdacht zentral getestet.

Die Städteregion Aachen hat das Zentrum eingerichtet,

um Kliniken und Hausarztpraxen zu entlasten.

Der zuständige Gesundheitsdezernent Michael Ziemons

ist auf viele Hausärzte in seiner Gegend gerade allerdings nicht gut zu sprechen.

Wir stellen hier fest, dass deutlich zu viele Arztpraxen sich zu wenig

oder zu spät auf eine solche Situation vorbereitet haben.

Es gibt eine Broschüre "Risikomanagement für Arztpraxen" von der Bundesärztekammer

und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung,

die ist hervorragend.

Und beschreibt ganz genau, dass eben den niedergelassenen Ärzten

in der Erstversorgung eine zentrale Rolle zukommt.

Leider haben zu wenig Ärzte diese Broschüre auch wirklich ernst genommen.

Ziemons meint diese Broschüre zur Influenzabekämpfung von Bundesärztekammer

und Kassenärztlicher Bundesvereinigung KBV.

Patienten, heißt es darin, sollten möglichst lange ambulant versorgt werden.

"Den Arztpraxen (...) kommt daher in der Pandemieplanung

eine wesentliche Rolle zu."

Sie sollten etwa:

"Händedesinfektionsmittel, Flächen- und Instrumentendesinfektionsmittel

und Atemschutzmasken" bevorraten.

Die Broschüre empfiehlt außerdem:

"Um Versorgungsengpässen im Falle einer Pandemie vorzubeugen,

ist es sinnvoll, die beschriebenen Produkte bereits

in der interpandemischen Phase zu beschaffen und vorzuhalten."

Wir fragen bei den Autoren der Broschüre, also Bundesärztekammer und KBV,

warum sich viele Ärzte offenbar nicht an deren Empfehlung halten.

Jetzt heißt es, man bevorrate in gewissem Rahmen.

Aber grundsätzlich sei die Pandemievorsorge eine staatliche Aufgabe.

Das Bundesgesundheitsministerium wiederum sagt uns,

die Bevorratung sei Sache der Länder.

Und mehrere Länder verweisen uns auf die Arbeitgeber, also auch wieder die Ärzte.

Dabei haben Wissenschaftler unter Federführung des Robert Koch-Instituts

schon Ende 2012 eine Risikoanalyse vorgelegt, in der klar gesagt wurde,

was im Pandemiefall gebraucht wird.

Die Wissenschaftler entwarfen ein Szenario,

dessen Grundannahmen

teils erstaunlich präzise die aktuellen Gegebenheiten beschreiben.

Etwa beim Weg des Virus.

"Das Ereignis beginnt in Asien", schreiben sie.

Kurz später: "...tritt der 1. identifizierte Fall in Deutschland auf."

Neben Quarantäne sei hauptsächlich der Einsatz von Schutzmasken, Schutzbrillen

und Handschuhen nötig.

Die Wissenschaftler prognostizieren entstehende Engpässe in der Versorgung.

V.a. bei Arzneimitteln, persönlichen Schutzausrüstungen

oder Desinfektionsmitteln.

Alles lag auf dem Tisch.

Trotzdem fehlen die Sachen heute.

Für den Gesundheitsökonomen Bernd Mühlbauer wenig überraschend.

Wir haben das Gesundheitswesen auf Effizienz hin organisiert.

Jeder Arzt könnte sich ein entsprechendes Lager frühzeitig anlegen.

Das... Die Regierung, die Landesregierung könnte das tun,

wir wären alle in der Lage.

Aber man hat eben unter dem Wirtschaftlichkeitsgebot

und unter diesem Versuch, die Kosten jeweils so gering wie möglich zu halten,

hat man sich eben dieses Prinzip überlegt.

Kaum etwas wird auf Vorrat gelegt, das meiste geordert, wenn es gebraucht wird,

Medikamente etwa.

Sie kommen v.a. aus China und Indien.

Und schon in normalen Zeiten kommt es immer wieder zu Versorgungsproblemen.

Allein zwischen Januar und September 2019

zählte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte 216 Lieferengpässe.

Wir haben in Deutschland, das tritt jetzt zutage, eine falsch verstandene Ökonomie

im Gesundheitssystem eingeführt.

Wir haben Prinzipien, die wir aus der Konsumgüterindustrie kennen,

nämlich "just in time"-Lieferungen und "Geiz ist geil",

einfach auf die Versorgung mit Medikamenten, mit Heil- und Hilfsmitteln

und mit medizinischem Verbrauchsmaterial übertragen.

Auch der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach propagiert ein Umdenken.

Wir müssen wieder stärker dazu übergehen, nationale Bevorratung zu betreiben

und auch nationale Produktion.

Ich persönlich halte es z.B. für unbedingt notwendig,

dass wir in der Lage sind, die wichtigsten Arzneimittelwirkstoffe,

die wir unbedingt benötigen, zur Not auch in Deutschland produzieren zu können.

Wir sind am Krankenhaus Waldfriede in Berlin-Zehlendorf.

Die Ärzte hier hatten bislang noch keine Corona-Patienten.

Aber sie seien vorbereitet, sagen sie.

Wir befinden uns hier auf der Intensivstation.

Das ist so ein klassisches Bett, wo wir z.B. einen Patienten

mit einer schweren Corona-Infektion,

mit einer Corona-Pneumonie dann behandeln würden.

Prof. Carsten Büning ist Chef der Inneren Abteilung und noch relativ entspannt.

Auch und v.a. was seine Personalsituation angeht.

Wir haben bei uns den großen Vorteil im Krankenhaus,

dass wir eine eigene Pflegeschule haben.

Wo wir es schaffen, in jedem Jahr nicht nur gute Mitarbeiter auszubilden,

sondern sie auch für unser Haus zu gewinnen.

Eine relativ komfortable Situation, aber nicht die Regel.

Privatisierungen und Einsparungen

führen v.a. beim Pflegepersonal regelmäßig zu Ärger.

Schlecht bezahlt, überlastet, viele sind frustriert.

Folge: In Deutschland fehlen insgesamt rund 17.000 Pflegekräfte,

auch in der Intensivpflege.

Auf den bei Corona wichtigen Intensivstationen

herrscht nämlich zunehmend Fachkräftemangel.

Fehlten hier 2011 noch rund 1.200, waren es 2016 schon 3.150.

2019 fehlten in Deutschland sogar rund 4.700 Intensivpflegekräfte.

Die Intensivbetten in Deutschland sind derzeit bei ca. 88% ausgelastet.

Das Intensivpersonal ist knapp.

Und vor dem Hintergrund liegen jetzt auch in diesen Betten entsprechende Patienten.

Herzinfarktpatienten und so weiter,

je nach Fachdisziplin oder nach Krankheitsart.

Und müssen auch derzeit versorgt werden.

Wenn jetzt plötzlich eine große Zahl von Corona-Patienten auftritt,

wo sollen die denn hin in den bestehenden Kapazitäten?

28.000 Intensivbetten stehen in den deutschen Krankenhäusern.

Nach einer Umfrage von WDR und NDR unter den deutschen Unikliniken

waren Mitte März in Leipzig und Hamburg etwa 2/3 der Beatmungsplätze frei.

In Greifswald dagegen nur noch 5%.

In Augsburg war kein Beatmungsplatz mehr frei.

In dieser Klinik in Weilheim, Oberbayern, hat man erlebt,

was ein schwerer Corona-Fall für den Betrieb bedeuten kann.

Ein 80-jähriger Mann wird eingeliefert.

Er hat sich mit dem Coronavirus infiziert.

Sein Zustand verschlechtert sich zusehends,

die Ärzte kämpfen um sein Leben.

Ein einziger Corona-Patient bringt die Klinik an die Grenze ihrer Belastbarkeit.

Es ist eine 1:1-Pflege, über 24 h.

Das bedeutet natürlich Bindung von Pflegepersonal.

Damit sind unsere Ressourcen, einen 2. Patienten noch aufzunehmen, erschöpft.

Das können wir im Moment nicht mehr leisten.

Der Bundesgesundheitsminister hat mehrfach betont,

dass Deutschland gut auf die Corona-Krise vorbereitet sei.

Doch das Virus legt die Schwächen im Gesundheitssystem offen.

V.a. zu wenig Daseinsvorsorge.

Wir müssen unser Versorgungssystem im Gesundheitswesen noch mal ganz neu denken.

Der Weg, ein Gesundheitswesen ausschließlich in Richtung Effizienz zu

organisieren und dabei die Wirtschaftlichkeit sehr einseitig

zu interpretieren und lediglich Druck auszuüben in Richtung Kostenminimierung,

führt zu der derzeitigen Situation.

Die uns in einem Fall auftretender Infektionen, Pandemien, Epidemien

auf jeden Fall immer wieder

vor die gleichen Versorgungsschwierigkeiten stellen wird.

Kaveh Schmitz und seine Familie

haben sich schließlich von einer befreundeten Ärztin testen lassen.

Ergebnis: negativ.

Es war eine schlichte Erkältung.