Zeckenstich: Impfstoff soll vor Borreliose schützen | Visite | NDR
Ein Impfstoff gegen Zecken - klingt wie ein Traum.
Braunschweiger Forscher entwickeln genau das.
Einen wirksamen Schutz gegen Zecken und ihre Krankheitserreger.
Wenn man es schaffen würde, dass gar nicht erst eine Übertragung
durch die verschiedensten Erreger stattfinden kann:
Das wäre eine tolle Sache.
Warum wir einen Impfstoff brauchen,
zeigt diese Arbeit der Zeckenforscher.
Im Fangtuch sammeln sie Zecken, um sie zu zählen.
In den meisten Proben finden sie viele.
Die Blutsauger vermehren sich seit Jahren.
Das gilt besonders auch für diesen Sommer,
warnt Biologe Masyar Monazahian.
Es kommt, weil wir wieder einen milden Winter hatten.
Dieser führt dazu, dass die Zecken nicht in den Winterschlaf fallen,
sondern schon ab Januar, Februar bis in den November aktiv bleiben.
Es gibt also viele Zecken,
die Krankheiten wie FSME und Borreliose übertragen können.
Wir gehen davon aus, dass jede Dritte Borrelien in sich trägt.
Das sind Bakterien, die im Darm dieser Zecke zu Hause sind.
Regional gehen wir von 35 Prozent aus,
bundesweit sieht es ähnlich aus.
Der Gang durch Wiesen und Wälder wird zum Risiko.
Unbemerkt lassen sich die Zecken abstreifen
und suchen sich am Körper eine versteckte Hautstelle.
Dort ritzen sie mit ihren Kieferwerkzeugen einen Spalt
in die oberste Hautschicht und betäuben die Einstichstelle.
Das dauert oft viele Stunden.
Erst danach beginnen sie mit dem Blutsaugen.
Es gibt ein Zeitfenster von acht bis 24 Stunden.
Wenn Sie in dieser Zeit die Zecke entfernen,
werden keine Erreger wie die Borrelien übertragen werden.
Erst wenn die Zecke beginnt, Blut zu saugen,
gelangen die Borrelien vom Darm über den Rüssel in unser Blut.
Das ist bei Yvonne Carsten vor zwei Wochen passiert.
Die Hautrötung ist ein klares Zeichen.
Unbemerkt hatte eine Zecke zugestochen
und sie mit Borrelien infiziert.
Sie hatte den Blutsauger zu spät entdeckt.
Sechs Tage später habe ich gedacht, dahinten juckt's.
Dann war dieser klassische Kreis da.
Zum Glück für sie, sonst wäre die Infektion später aufgefallen.
Die typische Wanderröte rund um den Zeckenstich
tritt nämlich nur bei jeder zweiten Borreliose-Infektion auf.
Wenn innerhalb weniger Tage bis Wochen eine Rötung auftritt,
die sich dann verbreitert.
Größer als ein Zwei-Euro-Stück,
das ist nur für den Patienten ein Wegweiser.
Dann sollten Sie sich melden.
Dann sollte 'ne antibiotische Behandlung beginnen.
Ich habe Antibiotikum bekommen für drei Wochen.
Dann hat sich das trotzdem noch mehr verfärbt.
Da war ich erschrocken. Aber jetzt ist es fast weg.
Wenn keine Wanderröte auftritt, oder übersehen wird,
dauert es oft lange, bis die Borreliose erkannt wird.
Der Bremer Allgemeinmediziner Joachim Wewerka kennt solche Fälle.
Ich habe eine Patientin, Diabetikerin.
Die kam mit neurologischen Auffälligkeiten zum Arzt,
Sprachstörungen, Schluckstörungen.
Es wurde ein MRT des Gehirns gemacht.
Da gab es neurologische Auffälligkeiten an den Mennigen,
also an den Hirnhäuten, aber auch im Sprachzentrum.
Entzündungsplaques, die einer Borreliose zuzuordnen war.
Zeckenstiche, Borreliose und solche schweren Krankheitsverläufe
wollen die Braunschweiger Forscher mit ihrem Impfstoff verhindern.
Sie wollen erreichen, dass jeder geimpfte Mensch
auf einen Zeckenstich reagiert, sein Immunsystem aktiv wird.
Da gibt es verschiedene Szenarien, dass man durch den Juckreiz
die Zecke bemerkt und entfernt, dass die Zecke vertrocknet.
Das würde zum Tod der Zecke führen.
Oder dass die Zecke ablässt.
Der Schlüssel dazu liegt im betäubenden Speichel der Zecken.
Mit bestimmten Bestandteilen dieses Speichels soll das Immunsystem
des Menschen trainiert werden, einen Zeckenstich sofort zu erkennen.
Wir arbeiten mit Material von Menschen,
die eine stark ausgeprägte Immunantwort gegen Zecken haben.
Die von sich aus bemerken, wenn sie gestochen werden.
Von denen haben wir Serum-Proben bekommen.
Mit diesen Serumproben konnten wir identifizieren:
Welche Bestandteile des Speichels sind scheinbar relevant
für diese Ausbildung der Immunantwort.
Wie wirksam der Impfstoff ist,
wird einem US-Partnerlabor an Mäusen getestet.
Bis er uns vor Zecken schützen kann, wird es noch Jahre dauern.
Bis dahin hilft nur Socken über die Hose ziehen und Zeckenspray.