heute journal vom 11.11.2020
Guten Abend.
Die Schulen bleiben auf.
Das ist nach den Erfahrungen in der ersten Corona-Welle
eine Ansage aus der Politik, die immer ganz klar war
und nie gewackelt hat.
Anders als so viele andere im Laufe dieser Pandemie.
Die Schulen bleiben auf: Dafür gibt es gute Gründe.
Es mehren sich jetzt aber die Anzeichen dafür,
dass es immer schwerer wird, das tatsächlich durchzuhalten.
Exakte Zahlen, geschweige denn ein bundesweiter Überblick, fehlen.
Von den 11 Mio. deutscher Schüler*innen sind mehr als 300.000
aktuell in Quarantäne, dazu bis zu 30.000 Lehrer,
schätzt der Lehrerverband heute.
Darüber hinaus gibt es zumindest Zweifel,
ob die Aussage, Schulen seien kaum am Infektionsgeschehen beteiligt,
tatsächlich noch zu halten ist.
Und es gibt Frust, Ärger und Angst,
bei denen, die lehren und denen, die lernen sollen.
Wir beginnen heute Abend mit Christian von Rechenberg.
Domgymnasium Magdeburg, die Theater-AG der 12.
spielt Lessing, mit Maske.
Schwierig, doch seit den Sommer- ferien müssen alle Maske tragen.
Pflicht ist das in Sachsen-Anhalt nicht.
Sie machen's trotzdem.
Auf Dauer ist das natürlich anstrengend, aber machbar.
Morgen kommt seine 8. Klasse aus der Quarantäne.
Ein Kind war krank, das Gesundheitsamt
schickte die ganze Klasse heim und acht Lehrer.
Zwei Wochen lang.
Zu heftig für den Schulleiter.
Da wir Maskenpflicht haben, hätte ich mir bessere Maßnahmen gewünscht.
Also kürzere Quarantäne für weniger Leute.
Was tun bei Corona?
Jede Kommune, jede Stadt entscheidet das, wie sie mag.
Die Politik lässt sie gewähren.
Und eigentlich gibt's doch eine klare Empfehlung:
Bei mehr als 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern, so das RKI,
solle man in Schulen vorsorglich Masken vorschreiben
und Klassen halbieren: Theorie.
In der Praxis wird nicht halbiert und wenn Corona ausbricht,
schicken die Ämter Schüler*innen zu ratlosen Eltern in Quarantäne.
300.000 sind's zur Zeit.
“Salami-Lockdown“ nennt das der Lehrerverband.
Die Politik erweckt den Eindruck,
dieses Wechselmodell mit verkleinerten Klassen
sei genauso schlimm wie eine komplette Schulschließung.
Da wissen wir aber alle, dass das nicht der Fall ist.
Natürlich ist Voll-Unterricht besser.
Aber ein Hybrid-Unterricht ist immer noch dreimal besser
als eine komplette Schulschließung.
Hybrid-Unterricht - Lernen von zu Hause.
Könnte eine gute Alternative sein, so der Verband.
Allein - die Kultusminister sehen das anders.
Wir sehen, dass Präsenzunterricht wichtig ist
und wir haben mit dem Hybridmodell
nicht durchgängig gute Erfahrungen gemacht.
Deswegen setzen wir alles daran, dass Schulen offenbleiben können.
Aber wir brauchen natürlich einen Rahmen,
und das fehlt zz. komplett.
Dadurch haben wir diesen Flicken- teppich, die Unzufriedenheit,
die Unsicherheit vor allen Dingen bei Schüler*innen und Lehrer*innen
und das ist das Riesenproblem, was wir im Moment haben.
Es gibt noch ein Problem:
Unterricht online, dazu braucht es Technik und Konzepte.
Um beides steht es eher mäßig.
Sagt einer, der selbst Lehrer ist und die Materie kennt.
Die Schulen sind besser ausgestattet,
aber wirkliche Konzepte fehlen immer noch.
Und so ist es, wie es in der Schulpolitik oftmals ist:
Jede Schule bröckelt alleine vor sich hin, jeder versucht,
das Beste aus der Situation zu machen,
aber ein großes Ganzes kann ich nicht erkennen.
Am Domgymnasium sehen sie das mit den geteilten Klassen auch kritisch,
verlassen sich lieber auf ihr ambitioniertes Hygienekonzept.
Mir ist das auf jeden Fall lieber, ich bin gerne in der Schule.
Und so wie wir es zz. machen, funktioniert es ganz gut.
Es halten sich alle dran, unsicher fühlt man sich dadurch nicht.
Das Geteilte macht ein ganz merkwürdiges Unterrichtsklima.
Dementsprechend ist mir das Miteinander mit Maske lieber
als die Teilung.
Es gibt auch andere Schulen, die das umgekehrt sehen.
Einig sind sie sich alle: Schule schließen wäre eine Tragödie.
Zugeschaltet ist uns Alexander Lorz, von der CDU,
Kultus- und Schulminister in Hessen.
Schulen zu schließen, wäre eine Tragödie.
Haben sie die Lage noch im Griff?
Wenn wir uns die Zahlen anschauen, haben wir einen guten Überblick.
Ja, wir haben gerade Quarantänemaßnahmen,
aber keine Infektionen.
Das bedeutet, dass über 95 % der Schüler
regulär zur Schule gehen können.
Wenn Sie die Richtlinien des RKI ernst nehmen, müssen viele Schüler
im Hybridunterricht sein.
Warum nehmen Sie das nicht ernst?
Wir nehmen das ernst.
Aber es gibt doch noch andere Aspekte.
Über die Wichtigkeit des Präsentunterricht wird gesprochen.
Wenn wir uns die Situation anschauen, ist es besser,
wenn über 95 % der Schüler zur Schule gehen.
Auch, wenn das RKI etwas anderes empfiehlt.
Es ist auffallend, dass der Umgang mit den Maßnahmen
durchaus laxer geworden ist.
In Frankfurt etwa wird nur das positiv getestete Kind
nach Hause geschickt.
Was sagen Sie zu dem Eindruck,
dass da die Regeln ein bisschen gebogen werden müssen?
Das hat mit Biegen von Regeln nichts zu tun.
Es ist immer schwierig für ein Kultusminister die Arbeit
der Gesundheitsämter zu bewerten.
Aber wir haben dazugelernt.
Sie können das bis ins Frühjahr zurückverfolgen.
Da glaubten wir alle, wir müssen alle Schulen schließen.
Das sehen wir heute anders.
Es bleibt eine große Herausforderung.
Aber wir kommen zu differenzierten Vorgehensweisen.
Aber es scheinen in jedem Bundesland anders zu sein.
In Bayern muss die ganze Klasse in Quarantäne,
in Hessen nicht.
Auch zwischen Frankfurt und Offenbach ist es unterschiedlich.
Es ist die Grundsatzfrage: Macht man eine einheitliche Regelung?
Oder reagiert man auf die lokalen unterschiedliche Infektionslage
mit unterschiedlichen Regelungen?
Ich finde, eine flexiblere Herangehensweise
ist der angemessene Weg.
Warum sollen beispielsweise, wenn die Lage in Groß-Gerau schwierig ist
die Schüler im Vogelsbergkreis nicht zur Schule gehen dürfen?
Eltern beschweren sich jetzt, dass es viele Fälle gibt, von denen sie
eher zufällig erfahren.
Ist das der richtige Weg, Vertrauen aufzubauen?
Ich glaube, wir sind in einem permanenten Lernprozess.
Natürlich auch im Umgang mit den Informationen.
Wir müssen auch den Datenschutz berücksichtigen.
Das sind sehr sensible persönliche Information über Krankheitsfälle.
Klar, eine Schulgemeinde muss wissen, woran sie ist.
Sie muss auch die Maßnahmen verstehen.
Egal ob Quarantäne oder Hybrid-Unterricht.
Oder eine temporäre Schulschließung.
Wenn ein Schuldirektor zum Beispiel sagt, ich schicke
gar keine Info mehr, dann handelt er ihrer Meinung nach falsch?
Also wenn er gar keine Information kommuniziert, ist das sicherlich
nicht die richtige Herangehensweise.
Es wimmelt bei diversen Nachrichtenseiten
von solchen Fällen.
Eine Frage zum Konzept: wenn die Zunahme weitergehen sollte:
Fenster auf, Maske auf, wo bleiben die technischen Ideen
hinter diesen Maßnahmen?
In manchen Schulen sind die Fenster gar nicht zu öffnen.
Und was es mit dem Digitalangebot?
Also das sind zwei Fragen, die wir voneinander trennen müssen.
Lüftungstechniken: Das wird wahnsinnig intensiv diskutiert.
Wenn Sie sich die wissenschaftliche Expertise anschauen,
alles, was wir an technischen Lösungen haben,
kann nur ergänzend sein.
Das erscheint fast primitiv, ja.
Die Firmen sind intensiv daran, etwas zu entwickeln.
Die können keine Wunder vollbringen.
Alle sagen, auch die Ärzte, bitte, bitte lasst nicht die Fenster zu.
Das geht schief.
Bei der Digitalisierung sieht das anders aus:
Da werden mit viel Geld große Anstrengungen unternommen.
Endgeräte, WLAN, Breitbandanschlüsse.
Für all das gibt es mittlerweile Programme und Pakete.
Wir müssen überlegen,
wir haben 30.000 - 40.000 Schulen in Deutschland.
Das braucht seine Zeit.
Hanna Zimmermann spricht nachher im heute journal:update
mit einem Lehrer, der auf eigene Faust Digitalunterricht anbietet
und seine eigene Meinung dazu hat,
was jetzt an den Schulen passieren sollte.
"Gute Pflege ist Ausdruck gelebter Menschlichkeit."
Das ist ein schöner Satz.
Die Bundeskanzlerin hat ihn heute gesagt auf dem Deutschen Pflegetag.
Er stimmt auch, nur werden die Pflegefachkräfte
in diesem Land sagen, er reicht eben nicht.
Sie fordern mehr Geld und mehr Personal,
gerade in der Intensivpflege, wo ein zusätzliches Bett
deutlich einfacher zu organisieren ist als zusätzliche Betreuung.
Das Bett allein nutzt nicht viel.
Die Corona-Pandemie zeigt, wo es auf den Intensivstationen hapert
in einem reichen Land wie unserem.
Ralph Goldmann zeigt, welche Folgen das hat.
Ina Scheller ist Intensivpflegerin.
Ende Oktober erst hat sie ihre Weiterbildung beendet.
Jetzt steht sie am Bett eines 74-jährigen Corona-Patienten
auf der Intensivstation der Uniklinik Düsseldorf.
Wir haben ihn jetzt ein bisschen durchbewegt,
dass er trotzdem noch so ein bisschen anders gelagert wird,
dass er sich nicht wundliegt.
Und die Kollegin nimmt jetzt gerade noch einmal Blut ab,
um noch mal eine Blutgasanalyse durchzuführen,
um eventuell die Atmung anpassen zu können.
All das hätte die 30-Jährige nach drei Jahren Ausbildung
zur Krankenpflegerin mit Staatsexamen
gar nicht machen können und dürfen.
Zwei Jahre half sie auf der Station unter Anleitung mit.
Nach zwei Jahren Weiterbildung darf sie sich
Fachkrankenpflegerin für Intensiv- pflege und Anästhesie nennen.
Es geht um die Beatmung.
Was muss ich bei der Atmung beachten?
Welche Beatmungseinstellungen gibt es?
Auch noch mal detaillierter die OP-Formen.
Man hat auch noch mal einen Einblick in die Anästhesie,
in den Ablauf von OPs.
Es ist – medizinisch, technisch und menschlich - ein hochkomplexer Job.
Deshalb können Pflegekräfte nach der Ausbildung
nicht einfach auf der Intensivstation arbeiten.
Luisa Jansen ist 25 und hat das erste Jahr Weiterbildung
gerade hinter sich, acht Monate davon in der Corona-Pandemie.
Mit einer Kollegin kümmert sie sich
um einen schwerkranken Corona-Patienten.
Noch ein Jahr, dann darf sie das eigenverantwortlich tun.
Dabei wird schon jetzt jede helfende Hand dringend gebraucht.
Es gibt Patienten, die müssten eine Eins-zu-Eins-Betreuung haben.
Und da versuchen wir das natürlich immer zu gewährleisten.
Aber es kann natürlich passieren, dass das nicht ganz klappt,
weil einfach die Besetzung nicht da ist.
Dabei sind die Verdienstmöglich- keiten gar nicht so schlecht.
Nach der Grundausbildung verdienen Pflegekräfte im Durchschnitt
mindestens 3.500 Euro brutto im Monat, je nach Arbeitgeber.
Geht es auf die Intensivstation mit Schichtdiensten,
kommen noch Zuschläge obendrauf.
Doch zu viel Stress, Verantwortung, Wochenendarbeit
und fehlende Anerkennung schrecken ab.
Vielen machen das nicht bis zur Rente.
Klar, wenn man das Gehalt anpassen könnte, würde,
könnte ich mir vorstellen, dass das vielleicht noch mal
eine Motivation wäre, das weiterzumachen
und dass vielleicht auch andere motiviert werden,
noch diesen Ausbildungsweg einzuschlagen.
Ich finde, dass man schon für das, was wir teilweise leisten müssen,
mehr verdienen könnte.
Und ich finde, dass ich oder ich freue mich,
dass das in letzter Zeit immer mehr ins Gespräch kommt.
Und so sorgt die Corona-Krise vielleicht sogar dafür,
dass sich etwas ändert.
Das ist ein großer Punkt, der in den letzten Jahren gefehlt hat,
dass wir einfach so selbst- verständlich da waren,
jeden Tag unsere Arbeit gemacht haben.
Aber dass viele gar nicht wissen, was machen Pflegekräfte
und vor allen Dingen: Was machen Intensivpflegekräfte eigentlich
den ganzen Tag?
Und warum geht es nicht einfach mal, dass es irgendwer macht?
Luisa Jansen will ihre Weiterbildung zu Ende bringen.
Trotz und wegen Corona.
Sie alle hier wissen, was in den nächsten Wochen ansteht.
Aber auch die Helfer brauchen Hilfe.
Gerade in der Intensivpflege fehlen in Deutschland
zwischen 3.500 und 4.000 Pflegerinnen und Pfleger, gerade jetzt.
Wir bleiben noch beim Thema.
Die Zahl der Neuinfektionen liegt bundesweit immer noch
bei fast 18.500 an einem Tag.
Damit steigen die Zahlen weiterhin, wenn auch weniger stark.
So warnte Bundesgesundheitsminister Spahn in der "FAZ"
vor einer Verdoppelung der Corona-Patienten
auf den Intensivstationen auf über 6.000 noch in diesem Monat.
Zugleich hat die EU-Kommission
den Vertrag mit dem Impfhersteller BioNTech/Pfizer gebilligt:
Von den vereinbarten 300 Mio. Impfdosen
stehen Deutschland rechnerisch bis zu 57 Mio. zu.
Sobald der Impfstoff zur Verfügung steht, sollen in Impfzentren
täglich bis zu 4.000 Menschen geimpft werden.
In den USA steht nach der Wahl am 3. November inzwischen fest,
dass die Demokraten die Mehrheit im Repräsentantenhaus behalten,
mit mindestens 218 Sitzen.
Präsident Trump hat sich bei einer Gedenkveranstaltung für Veteranen
nicht zum Wahlausgang geäußert.
Sein Wahlkampfteam will in mehreren Staaten, so in Michigan und Georgia,
gegen die Stimmauszählung klagen.
Erste Klagen des Trump-Teams in beiden Bundesstaaten
wurden bereits abgewiesen.
Unabhängig davon werden in Georgia aufgrund des knappen Ergebnisses
die Wahlzettel erneut ausgezählt.
Im Hongkonger Parlament hat die Opposition
des pro-demokratischen Lagers
geschlossen ihren Rücktritt angekündigt.
Die Abgeordneten protestieren damit gegen den Rauswurf
von vier Mitgliedern ihrer Fraktion.
Die Behörden der chinesischen Sonderverwaltungszone
hatten sie zuvor mit der Begründung ausgeschlossen,
sie befürworteten die Unabhängigkeit Hongkongs.
Einen solchen Ausschluss hatte China per Erlass ermöglicht.
In Warschau ist es am Tag der Unabhängigkeit Polens
zu Zusammenstößen von Nationalisten und Rechtsradikalen
mit der Polizei gekommen.
Wegen Corona hatte Warschaus Bürgermeister eine Kundgebung
von Anhängern der rechtsradikalen Szene verboten.
Trotzdem zogen Tausende durch die Stadt,
z.T. mit Fackeln und Feuerwerkskörpern.
Bei Angriffen aus Hooligan-Gruppen wurden mehrere Polizisten verletzt.
Mehrere Randalierer wurden festgenommen.
Es waren die Bilder aus Bergamo,
die den Europäern erst so richtig klargemacht haben,
was Corona anrichten kann.
Es waren Bilder, die wir alle nicht vergessen haben
und nicht vergessen werden.
Militär-LKW, aufgereiht, um beim Transport von Särgen zu helfen.
Italien stand nach dieser verheerenden ersten Welle
auch deshalb längere Zeit verhältnismäßig gut da,
weil die Menschen dort
ebendiese Bilder vor sich hatten, als Mahnung.
Aber jetzt gibt es wieder Bilder aus Italien,
die nur schwer erträglich sind - diesmal Neapel.
Und es stellen sich ganz grundsätzliche Fragen
in einem aufgewühlten Land.
Andreas Postel mit mehr.
Die Luft wird knapp.
Auf der Zufahrt zur Notaufnahme des Klinikums
warten Corona-Patienten stundenlang darauf, behandelt zu werden.
Angehörige haben sie in privatem Pkw hierher gebracht.
Wir haben in ganz Neapel nach Be- atmung gesucht und nichts gefunden.
Wirklich nichts.
Das Krankenhauspersonal versorgt sie notdürftig.
Am Golf von Neapel entfaltet die zweite Corona-Welle
momentan die Kraft eines Tsunami.
Kampanien ist nach der Lombardei
die am stärksten betroffene Region Italiens.
Das Hospital Antonio Cardarelli ist das größte Krankenhaus im Süden.
Hier arbeitet Doktor Guiseppe Visone in der Notaufnahme.
Vor einem Jahr bereits
haben wir ihn für einen Bericht mit der Kamera begleitet.
Schon vor Corona war die medi- zinische Versorgungslage angespannt.
Jetzt dürfen wir innen nicht mehr drehen.
Doktor Visone kommt nach dem Dienst vor die Tür.
In seinen Augen zu lesen:
die Erschöpfung des italienischen Gesundheitswesens.
Wir sind praktisch bereits am Limit.
Wir nutzen alle möglichen Ressourcen,
um die Patienten zu pflegen.
Aber in diesem Moment ist es eine Frage der reinen Rechenkunst.
Es gibt eine solche Anzahl an Patienten,
dass die Struktur nicht in der Lage ist, sie aufzunehmen.
Am Wochenende sorgten diese Bilder vom Lungomare in Neapel
italienweit für Empörung.
Zu viele Menschen, zu dicht zusammen.
Auf der Corona-Ampel der Regierung ist Kampanien offiziell noch gelb
und nicht rot.
Die Krisenabteilung der Region Kampanien
gibt die Belegung der Intensivstationen
für die vergangene Woche offiziell mit 27 % an.
Schöngerechnet, meinen Kritiker, um den Lockdown zu verhindern.
Filippo Anelli, Präsident des Ärzteverbandes Italiens,
warnt eindringlich angesichts der dramatischen Situation
und fordert eine rote Zone für ganz Italien.
Die Regierung versucht, verschiedene Interessen,
nämlich die der Wirtschaft und dem Schutz der Gesundheit,
zu verfolgen.
Natürlich ist die Wirtschaft auch wichtig, das verstehen wir.
Aber wenn die Kurve weiter so ansteigt,
dann wird das italienische Gesundheitswesen
das nicht verkraften.
Den Ärzten und Krankenschwestern hat der neapolitanische Krippenbauer
eine Figur in seinem Terrakotta- Sortiment gewidmet.
In der berühmten Villa San Gregorio Armeno
gähnende Leere, wo sich sonst die Kundschaft drängt.
Genado hat Angst um seine Gesundheit und um das Weihnachtsgeschäft.
Er blickt sorgenvoll in die Zukunft, in der Stadt am Fuße des Vesuv.
Italien taumelt wieder auf einen neuen Lockdown zu,
in manchen Regionen gilt er schon.
Was das auch für die liebenswerten kleinen Geschäfte,
die familiengeführten Cafes und Trattorien bedeutet,
mag man sich kaum ausmalen.
Italiens Regierung hatte sich lange im Stich gelassen gefühlt,
auch und gerade von den europäischen Nachbarn.
Die Bilder der Krise, eine EU,
die die größte Prüfung ihrer Geschichte bestehen muss.
Von Brüssel aus reisen unsere Europa-Korrespondenten
Anne Gellinek und Stefan Leifert quer durch Europa,
treffen die Krankenschwester in Norditalien,
die nach durchgearbeiteter Schicht erschöpft einschläft.
Den niederländischen Blumenhändler, der seine Tulpen schreddern muss,
weil im Lockdown keiner mehr Blumen haben will.
"Der europäische Patient: Wie ein Virus unseren Kontinent verändert",
Die Doku jetzt schon in der ZDFmediathek
und um 22.45 Uhr im Fernsehen.
Erst nochmal Gundula.
Die Wirtschaftsweisen haben ihr Jahresgutachten
zur Corona-Krise vorgelegt:
Demnach bricht die Konjunktur in Deutschland nicht so stark ein,
wie zu befürchten war.
Mit einem Minus von 5,1 % rechnet der Sachverständigenrat
nun für dieses Jahr.
Für das nächste Jahr erwarten die Experten
wieder ein Wirtschaftswachstum von 3,7 %.
Die Situation des Einzelhandels und der Gastronomie in den Innenstädten
hat sich durch die Krise einmal mehr verschärft:
Schließungen und massive Ausfälle
führten zu einer weiteren Verödung der Innenstädte, warnen Verbände.
Frank Bethmann: Sie fordern konkrete Hilfen.
Wieso greifen die Corona-Hilfen nicht?
Teilweise greifen sie eben nicht, weil die Auszahlung von Geldern
mit hohen bürokratischen Hürden verbunden sind.
Im aktuellen Fall der Novemberhilfen für Handel,
Kultur und Gastronomie hat das aber noch einen anderen Grund,
auf den Grünen-Fraktionschefin Göring-Eckhardt
heute aufmerksam machte, auf einer gemeinsamen Pressekonferenz
mit Vertretern der betroffenen Wirtschaftsverbände:
Im Moment haben wir den 11. November
und Novemberhilfen kann man noch nicht mal beantragen.
Daran sieht man, dass das Problem
sowohl bei der Ausgestaltung als auch bei der Umsetzung ist.
Dabei ist die Lage ernst.
In deutschen Innenstadtlagen ist der Umsatz um 35 % zurückgegangen.
Corona ist längst nicht allein dafür verantwortlich.
Den Innenstädten droht bereits seit Längerem der Niedergang,
weswegen der Handel am Morgen in die Offensive ging.
Wir fordern deshalb - und das finden sie auch im Papier der Grünen -
einen Innenstadtfonds, um die Städte und Gemeinden zu unterstützen,
mit 500 Millionen Euro.
Weitere Finanzmittel also, dabei hat die Bundesregierung
bereits mehr als eine Billion Euro in die Hand genommen,
um eine Rezession abzuwenden.
Nicht alle staatlichen Unterstützungsmaßnahmen
finden Zustimmung.
Kritik gibt es z.B. an den Überbrückungshilfen
oder der Mehrwertsteuersenkung.
Unterm Strich aber gibt es mehrheitlich Zustimmung
für die Finanzspritzen des Bundes.
Der Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis für Fernsehjournalismus
geht in diesem Jahr an die BBC-Journalistin Emily Maitlis,
die immer wieder mit scharf formulierten Moderationen
Verfehlungen der britischen Regierung aufspießt -
und an unseren ZDF-Korrespondenten Ulf Röller und sein Team
im Ostasien-Studio in Peking.
Sie werden für ihre Berichte über die Demokratiebewegung in Hongkong
und während der Corona-Krise in China ausgezeichnet.
Nach Ende des Lockdowns habe Röller
als einer der ersten ausländischen Journalisten aus Wuhan berichtet.
Dabei habe er, so die Jury,
abseits der chinesischen Informationspolitik
realitätsnahe Einschätzungen über die Auswirkungen
der Pandemie geliefert.
Wir gratulieren - und haben noch die Gewinnzahlen vom Lotto am Mittwoch:
"In den Karnevals-Hochburgen ist um 11.11 Uhr
der närrische Frohsinn ausgebrochen.
Die Witzigkeit nahm ihren Lauf.
Kräftiges Bechern hatte vielerorts schon lange vorher eingesetzt."
Der Bericht der Nachrichtenagentur dpa ist aus dem letzten Jahr.
Diese Bilder sind von heute:
Köln, Alter Markt, ein Tag wie jeder andere.
Der Kölsch-Kiosk hat drei Packungen Zigaretten verkauft.
Kneipen sind dicht, auch Supermärkte dürfen heute keinen Alkohol anbieten.
Das Motto: "Diesmal nicht".
Man könnte auch sagen: Auf das Leben!
Dominik Müller-Russell.
3, 2, 1, die Session ist eröffnet.
Kölle Alaaf - lasst die Luftballons fliegen.
Ein paar Farbtupfer in trüben Zeiten
versucht das Kölner Dreigestirn an diesem 11.11.
über und in die Stadt zu bringen.
Die fünfte Jahreszeit ist eröffnet und keiner ist dabei.
Wenn man jetzt heute in die Stadt kommt, in die trübe Novemberstadt,
in die der Karneval normalerweise so viel Farbe zaubert,
mit Kostümen, mit Menschen, die hier normalerweise entlanggehen,
hier ist morgens schon richtig viel los, am Bahnhof, am Dom,
wenn man jetzt plötzlich hier steht, dann ist das schon betrüblich,
das ist traurig.
11.11 Uhr am Heumarkt, wo sonst Zehntausende
die Sessionseröffnung feiern.
Der Karneval zieht sich in Köln quer durch alle Gesellschaftsschichten,
er verbindet die Stadt, schweißt die Menschen zusammen,
zumindest für ein paar Tage.
Was das bedeutet, wenn all das nun nicht
oder fast nicht stattfinden kann, kann wohl keiner so gut erklären
wie Christoph Kuckelkorn.
Er ist Präsident des Festkomitees
und damit der oberste Karnevalist in der Stadt
und gleichzeitig, im normalen Leben: Bestattungsunternehmer.
Wenn man jetzt in der Zeit merkt, dass etwas nicht mehr so sein kann,
wie es immer war.
Wenn man sich nicht mehr mit Freunden treffen kann,
wenn man nicht mehr gemeinsam feiern kann,
dann ist das ein großer Verlust, den wir spüren.
Wir müssen diesen Verlust aushalten, wir müssen ihn erleben,
wir müssen ihn tatsächlich realisieren.
Und mit diesem Realisieren der Situation,
da werden wir vielleicht auch ein stückweit trauern.
Daraus entwickeln wir aber Energie für ein Neues, was danach kommt.
Aus der Trauer zu Hoffnung, neuem Lebensmut.
In Katastrophenjahren war Karneval immer ganz besonders wichtig
für die Menschen, erzählt Christoph Kuckelkorn, nach Kriegen etwa.
Und so kommt dem Kölner Dreigestirn
dieses Mal eine ganz besondere Rolle zu.
Wenn sie stellvertretend für alle
eben doch ein wenig Karneval zelebrieren.
Wir wurden vor zwei Wochen offiziell vorgestellt
als designiertes Dreigestirn, und uns hat so viel Zuspruch
aus der Bevölkerung erreicht, die gesagt haben:
"Wir finden das so toll, dass ihr das macht in diesen Zeiten."
Und das natürlich auch so ein bisschen,
ein ganz ganz klein wenig Normalität in diesen anormalen Zeiten.
Das war der Tag in Köln.
Nichts los, und dennoch hat eine Stadt kleine Zeichen gesetzt
des Trotzes und der Zuversicht: Wir lassen uns nicht unterkriegen.
Polizei-Bilanz: “Wegen Alkoholkonsums im öffentlichen Raum
sprachen die Einsatzkräfte vier Personen an."
Man kann, so sagt ein Karnevalist noch, Leidenschaft auch sammeln.
Auf die Lieder und die Liebe.
Morgen ist an dieser Stelle Claus Kleber für Sie da.
Wir zwei sagen danke, dass auch Sie heute bei uns waren.
Tschüss, bis morgen.
Der 29. tropische Wirbelsturm über dem Atlantik heißt "Theta".
Sein Vorgänger ist der tropische Wirbelsturm "Eta",
der wird morgen in Florida erwartet.
Zz. gibt es aber drei tropische Wirbelstürme auf der Welt:
Der dritte ist der Taifun "Vamco".
Der liegt zz. östlich der Philippinen.
Auch er wird morgen anlanden
und wahrscheinlich knapp in der Nähe von Manila über das Land ziehen.
50.000 Personen wurden gebeten, sich in Sicherheit zu bringen.
Das Wetter bei uns ist deutlich ruhiger.
Heute Nacht bildet sich z.T. wieder dicker Nebel.
Die kommende Nacht wird also nicht mehr ganz so frisch.
Von Westen kommt etwas Regen herab.
Morgen Vormittag regnet es westlich des Rheins und im Emsland.
Ansonsten gibt es erstmal noch viel Nebel und Hochnebel.
Der löst sich am Nachmittag aber mit zunehmendem Wind aus Südwesten auf.
Die Sonne zeigt sich z.T. strahlend wie am Alpenrand.
In den nächsten Tagen ist es häufig windig.
Deswegen gibt es weniger Nebel.
Die Temperaturen steigen.