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2020 ZDF Heute Journal, heute journal vom 26.11.2020

heute journal vom 26.11.2020

Guten Abend.

Bei ihrer Regierungserklärung heute

prägte Angela Merkel einen neuen Begriff: "Hotspot im Hotspot".

Im Grunde ist ja fast ganz Deutschland inzwischen Hotspot,

jedenfalls nach der 50er-Definition.

Merkels "Hotspot im Hotspot" ist sozusagen noch schlimmer als schlimm

und das betrifft ziemlich viele Städte und Kreise,

unter anderem die deutsche Hauptstadt.

Merkel reichen die bisherigen Maßnahmen für diese Hot-Hot-Spots

nicht aus, vor allem mit Blick auf die Schulen.

Das sagte sie heute noch mal sehr deutlich.

Damit steht Merkel im Bundestag nicht alleine.

Doch Kritik richtete sich auch an sie, nicht nur von AfD oder FDP,

die sich grundsätzlich andere,

weniger oder gar keine Pandemiemaßnahmen wünschen.

Auch aus Merkels eigenen Reihen gab's Gegenwind,

und dabei geht's v.a. ums Geld.

Darüber habe ich mit dem Bundesfinanzminister gesprochen,

doch zunächst berichtet Andreas Kynast aus dem Bundestag.

Es wird heute ein bisschen anders laufen für die Kanzlerin,

anders als beim letzten Mal, anders als erhofft.

Wieder hat Merkel bis in die Nacht mit den Ministerpräsidenten

die Beschränkungen festgelegt,

die sie am Morgen danach dem Bundestag erklärt.

Die Opposition wird die Reihenfolge kritisieren und die Beschränkungen

und die Koalition wird Merkel verteidigen.

Aber nicht die ganze.

Es läuft nicht, wie es soll, weil das Rednerpult klemmt und weil das,

was Merkel gehofft hat, als sie das letzte Mal an ihm stand,

nicht eingetreten ist.

Zwar sei das sehr starke Infektionswachstum gestoppt,

aber die Trendumkehr nach unten noch nicht erreicht.

Das heißt, bestimmte Kontakt- beschränkungen und Maßnahmen

müssen sein, damit wir die Kraft aufbringen, dann auch diejenigen,

die die Last für uns tragen, das sind bestimmte Branchen,

die tragen die Last für die ganze Gesellschaft.

Und deshalb müssen wir ein gemeinsames Interesse vereinbaren,

die Kontakte so zu reduzieren, dass wir auch Wirkungen sehen.

Denn es ist ja klar, dass wir das nicht bis ultimo fortführen können,

diese Art von Hilfen.

Wieder kommt die schärfste Kritik von der AfD.

Die Regierung verursache Massenarbeitslosigkeit

und Existenzvernichtung, die Beschränkungen seien der Wahnsinn.

Dagegen haben die Menschen letzte Woche protestiert,

die sie mit Wasserwerfern und Gewalt aufgerieben haben.

Ein Tiefpunkt für die demokratische Verfasstheit unseres Staates.

Ich kann nur noch mal sagen: Sie sind noch provokativ und bösartig.

Anders ist Ihre Politik nicht mehr zu erklären.

Dann läuft es ein bisschen anders als sonst.

Es gehört zum Job, dass der Chef der Kanzlerfraktion

Merkels Verhandlungsergebnis verteidigt.

Aber es fällt Ralph Brinkhaus heute demonstrativ schwer.

Es gibt einen Bereich, das geht auch an die Bank der Länder,

der ist nicht in Ordnung.

Dass dort finanzielle Beschlüsse getroffen werden,

ohne den Bundestag zu konsultieren.

Scharf kritisiert Brinkhaus, dass der Bund

die Milliarden-Corona-Hilfen allein tragen soll,

ohne dass sich die Länder beteiligen.

Da klingt der Unionsfraktionschef genau wie die Opposition.

Die sozialen und wirtschaftlichen Kosten

der Pandemiebekämpfung explodieren.

Jedenfalls ist das keine langfristig durchhaltbare Strategie.

Appellieren Sie nicht nur, sondern machen Sie Ihre Hausaufgaben.

Sonst verspielen Sie die Akzeptanz bei den Bürgern.

Das ist unser wichtiges Gut.

Den Bürgern teilt Merkel noch eine Hoffnung mit.

Dass die Impfstoffe sehr schnell zugelassen werden,

vielleicht noch vor Weihnachten.

Das wird das Problem nicht sofort lösen, aber es ist ein Lichtblick.

Wir werden die Wintermonate noch durchstehen müssen.

Aber nächstes Jahr werden wir einen Fortschritt erleben.

Deutlicher Fortschritt - verzweifelt ersehnt.

Der Bund könne seine Hilfen nicht bis ultimo fortführen.

Die Frage ist nicht nur, aus welchen Kassen die staatlichen Hilfen kommen.

Sondern auch, ob und wie sie bei denen ankommen, die sie brauchen.

Roman Leskovar hat sich bei betroffenen Betrieben umgehört.

In der Düsseldorfer Brauerei Schlüssel

hat man bis zuletzt gehofft.

Wie viele andere Betriebe in Schutzmaßnahmen investiert:

Desinfektion, Frischluftzufuhr, Schutzwände.

Doch die Hoffnung war umsonst.

Die Schließung geht in die Verlängerung.

Für uns ist das nicht gut, eigentlich eine Katastrophe,

weil damit das gesamte Weihnachtsgeschäft

nicht stattfinden kann.

Das Weihnachtsgeschäft ist für uns sehr wichtig jedes Jahr,

weil es viel Umsatz bringt viele Gäste und das schlägt ins Kontor.

Auch das Berliner Hotel Kastanienhof

hatte Gäste zum Jahresende fest einkalkuliert.

Stattdessen bleiben Touristen jetzt bis 20. Dezember draußen.

Im Sommer hat der Familienbetrieb wegen der Krise

einen Kredit aufnehmen müssen.

Immerhin - seit gestern kann endlich die Novemberhilfe beantragt werden:

75 % des Vorjahres-Umsatzes - ein Segen, sagen Vater und Sohn.

Jetzt muss schnell bewilligt werden.

Es steht ja im Raum, dass erst im Januar ausgezahlt wird.

Bis dahin sind die Konten natürlich nicht im Plus.

Da haben wir ja die Kredite, das muss man ja alles weiterbedienen.

Und so wird das Minus immer größer.

Andere Branchen erhalten die Novemberhilfe nicht.

Das Tourent Reisebüro etwa.

Anders als die Gastronomie darf Ina Schild öffnen,

es kommt aber niemand.

Die Geschäftsführerin

hat die üblichen Überbrückungshilfen beantragt, für die Betriebskosten.

Dazu kam ein Teil der Provisionen stornierter Reisen.

Das reichte am Anfang – jetzt aber nicht mehr.

Wir befürchten einfach, wenn keine klaren Regelungen kommen

und wenn nicht die Corona-Hilfen für Reisebüros nachgebessert werden,

dann werden wir wahrscheinlich im März oder April schließen müssen.

Zu wenig Kunden, Schließung.

Ein Problem, das die Steuerberater nicht haben.

Sie sind zwischengeschaltet bei vielen Maßnahmen,

um Missbrauch zu verhindern.

Weil nicht alle Betroffenen die Novemberhilfe

allein beatragen können, kommt neben Überbrückungsgeldern,

Kurzarbeit-Anträgen jetzt noch mehr Arbeit zum regulären Pensum dazu.

Was das Tagesgeschäft angeht, müssen wir unbedingt

eine Fristverlängerung kriegen über den 28.2. hinaus.

Das ist ja die Abgabefrist für Steuerberater

und wir brauchen 3 bis 4 Monate länger Zeit, um das zu bewältigen.

Und wir brauchen auch das ist ganz wichtig eine Fristverlängerung

für die Jahresabschlüsse.

Forderungen an die Politik bleiben also.

Auch wenn es am Abend

noch eine positive Nachricht für die beiden Hoteliers gibt:

Berlin erlaubt ihnen, über Weihnachten Familien aufzunehmen,

wenn sie ihre Angehörigen besuchen wollen.

Doch der Appell bleibt, möglichst nicht zu reisen.

Über die finanzielle Seite der Corona-Pandemie wollen wir

mit dem Bundesfinanzminister sprechen.

Guten Abend, Herr Scholz. Guten Abend.

Es ist ja jetzt eine Art Fortsetzung des Lockdown light.

Andere Länder haben da sehr viel strengere Maßnahmen.

Das lässt vermuten, dass das in Deutschland dann

auch noch viele Monate so weitergehen wird mit Beschränkungen.

Kann das auch noch weiter so finanziert werden wie bisher?

Zunächst mal haben wir doch sehr weitreichende Einschränkungen

im letzten Monat beschlossen für diesen Monat November.

Und wir haben gleichzeitig gesagt,

wir wollen damit die Infektionszahlen begrenzen.

Das ist gelungen, leider sind sie nicht runtergegangen.

Daher müssen wir das jetzt fortsetzen.

Und richtig ist, dass wir in diesem Monat und im nächsten Monat Dezember

sehr viel Geld einsetzen müssen, um diejenigen,

die jetzt besonders herausgefordert sind,

weil wir ihre Geschäftstätigkeit in dieser Zeit beschränken

oder einstellen, zu unterstützen.

Das ist eine große finanzielle Aufgabe.

Aber eine, die wir stemmen können.

Es wird ja mutmaßlich nicht bei November, Dezember bleiben.

Vor allen Dingen, wenn dann auch Silvester und Weihnachten sich dann

eben doch auch in den Infektions- zahlen wieder niederschlägt.

Könnte es dann im Januar, Februar noch mal schlimmer werden?

Zunächst mal haben wir den Dezember noch nicht begonnen,

und deshalb darf man schon darauf hoffen,

dass wir Erfolge erzielen mit dem, was wir machen.

Dazu dient das ja auch.

Das wird ja nicht einfach irgendwie so ausgedacht,

sondern es geht darum, dass wir die Kontakte reduzieren.

Und wenn wir das zusammen mit der Bevölkerung hinbekommen,

dass alle sich an die Regeln halten,

was man überwiegend ja doch feststellen kann,

dann dürfen wir auch Fortschritte bei den Infektionszahlen erwarten.

Und das wollen wir erst einmal abwarten.

Es ist jetzt ein bisschen das Prinzip Hoffnung.

Die Bundeskanzlerin hat gesagt,

der Bund kann nicht den ganzen Winter über Hilfen

auf bisherigem Niveau leisten?

Wir haben jetzt ja die ganze Zeit Hilfen geleistet.

Die Überbrückungshilfen sind bis zum Ende des Jahres definiert,

und wir haben jetzt auch mit dem Wirtschaftsministerium zusammen

die Überbrückungshilfen bis zum Juni des nächsten Jahres beschrieben.

Das nennt sich dann Überbrückungshilfe III

und wird eine ganze Reihe von Verbesserungen beinhalten,

z.B. auch für Solo-Selbständige, für Veranstalter, für Kultur,

Wirtschaft, für Reisebüros, was auch auf spezielle Probleme reagiert,

die jetzt existieren.

Und daneben gibt es dann die besonders umfassenden Hilfen

für den November und, wie wir jetzt entschieden haben,

auch für den Dezember.

Jetzt zählen Sie alles noch mal auf, was es gibt.

Meine Frage war ja: Frau Merkel sagt,

der Bund kann das nicht den ganzen Winter über alleine stemmen.

Stimmen Sie dem zu?

Wir haben die Überbrückungshilfen III,

die werden wir so wie bisher finanzieren.

Klar ist, das, was wir im November und Dezember machen,

ist ganz speziell auf diese Monate zugeschnitten.

Gut, ich probiere es noch mal neu mit dem CDU-Fraktionschef Brinkhaus,

der sich der richtig aufgeregt hat heute im Parlament und sagte,

das kann nicht sein, dass da eine Ministerpräsidentenrunde

finanzielle Entscheidungen trifft,

für die der Bund dann zur Kasse gebeten wird.

Also die einen schreiben die Rechnung und der andere bezahlt es.

Sehen Sie diesen Konflikt nicht mit den Ländern als Bundesfinanzminister?

Man muss sich immer verständigen übers Geld,

und da wird es ja dann doch oft ungemütlich.

Darauf bin ich aber amtsbedingt gut vorbereitet,

und das werden wir dann auch im nächsten Jahr sehen.

Ich glaube, dass das, was im nächsten Jahr zu tun ist,

auch eine gemeinsame Aufgabe von Bund und Ländern ist.

Dem kann man ja gar nicht widersprechen.

Und Sie fänden, da wäre ein bisschen mehr Gemeinsamkeit angemessen?

Es ist schon so, dass der Bund den größten Teil der Hilfeleistungen

gegenwärtig finanziert.

Wie gesagt, im Dezember und im November ist das

eine ganz besonders große Hilfe.

Aber was wir danach machen, müssen wir dann besprechen, wenn wir sehen,

wie sich das Infektionsgeschehen entwickelt hat.

Und in der Tat,

das ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Ländern.

Eine andere Frage ist,

wie viel von den Hilfen überhaupt schon angekommen ist.

Das ist bisher eher wenig, das verzögert sich ganz schön.

Manche werden ihre Novemberhilfe oder viele erst im Januar bekommen.

Das muss dann ja auch alles über Steuerberater laufen,

die im Moment regelrecht überlastet sind.

Warum geht das nicht schneller?

Wir haben eine Plattform.

Das Wirtschaftsministerium hat die sehr früh eingerichtet,

um die Prozesse zu entbürokratisieren.

Dazu sind jetzt viele Programmierer unterwegs gewesen.

Und seit heute kann man die Anträge stellen.

Glaube, dass man denen die das gemacht haben,

und ich glaube, wirklich Tag für Tag gearbeitet haben,

um das jetzt möglich zu machen, auch Danke sagen muss.

Und jetzt werden auch schon viele Anträge gestellt,

und dann werden erst mal Abschlagszahlungen gezahlt.

Dass das alles nicht von einem Tag auf den anderen geht,

vor allem, wenn es gerecht sein soll.

Eine Sache muss ich aber korrigieren für diejenigen,

die nur eine kleine Hilfe beantragen, bis zu 5.000 Euro,

gibt es die Möglichkeit,

dass auch direkt zu tun mit den Zertifikaten,

mit denen man auch sonst mit dem Finanzamt korrespondiert.

Eine Frage ist, wenn man sich ansieht,

wie wahnsinnig viel Deutschland da in Aussicht stellt an Hilfen.

Wie weit das abgerufen wird, ist noch mal was anderes.

Aber es wird ja nun wirklich sehr viel an Hilfen gegeben,

Sie machen Neuverschuldung, die doppelt so hoch ist

wie bisher veranschlagt.

Das macht kein anderes Land in Europa so.

Sind Sie sicher,

dass die EU-Kommission da auf Dauer dem so zustimmt?

Einige EU-Länder haben sich schon in die Richtung geäußert,

dass das eine Wettbewerbsverzerrung ist,

die Deutschland da macht.

Wir leisten eine sehr starke Hilfe.

Schon im Frühjahr war das so, dass Deutschland als erstes Land

ein Stabilisierungsprogramm auf den Weg gebracht hat

und auch sicher das größte.

Das Gleiche gilt für das deutsche Konjunkturpaket.

Aber wir dürfen auch nicht über- sehen, wir haben auch mitgeholfen,

dass es jetzt ein europäisches Wiederaufbauprogramm geben wird,

das jetzt in den letzten Schritten bearbeitet wird

und ab 2021 allen Ländern in Europa zur Verfügung steht.

Europäische Solidarität und nationale Kraftanstrengung

sind hier Hand in Hand gegangen.

Und ich glaube, so muss man das auch machen.

Wenn wir die Daten in der deutschen Wirtschaft sehen,

dann sind die doch ganz beeindruckend.

Für den Monat Oktober wurden sogar Daten gemeldet,

die sehr dicht an das Vorkrisen- niveau herangereicht haben.

Und das ist doch ein Zeichen dafür, dass wir es richtig machen.

Das muss auch andere überzeugen.

Vielen Dank für das Gespräch. Schönen Dank.

Infos und Analysen zu den Corona-Hilfen

finden Sie auch auf zdf.heute.de.

Und nachher im heute journal update

gibt's dazu ein Interview mit FDP-Chef Christian Lindner.

Und mit dem Thema Ski-Urlaub in Zeiten von Corona

geht's jetzt bei Gundula weiter.

Darüber ist nun auch eine heftige Diskussion entbrannt.

Gegen deutlichen Widerstand aus Österreich, der Schweiz

und von Liftbetreibern in Deutschland hat sich Bundeskanzlerin Merkel

dafür ausgesprochen, dass alle Ski-Gebiete in Europa schließen.

Bayern führt eine Quarantäne-Pflicht für Tagesausflüge,

etwa zum Skifahren nach Österreich, ein.

Demnach muss, wer auch nur kurz in ein Risikogebiet reist,

bei der Rückkehr nach Bayern zehn Tage in Quarantäne.

Die Drogenbeauftragte der Bundes- regierung, Ludwig, fordert,

Beratungsstellen und Suchtkliniken für Drogenabhängige

auch in der Corona-Pandemie geöffnet zu lassen.

Ihrem Jahresbericht zufolge richten Alkohol und Tabak

nach wie vor die größten Gesundheitsschäden an.

Insgesamt gehe der Konsum zwar zurück,

aber Megathema sei jetzt Kokain.

Noch nie seien so viele illegale Drogen in Deutschland

unterwegs gewesen wie aktuell.

Kokain sei in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Der Bundestag hat ein Gesetz von Gesundheitsminister Spahn

verabschiedet, mit dem 20.000 zusätzliche Assistenzstellen

in der Altenpflege finanziert werden sollen.

Außerdem sieht das Gesetz einen Steuerzuschuss von 5 Mrd. Euro

für die Krankenkassen wegen der Corona-Krise vor,

zusätzlich zu dem jährlichen Bundeszuschuss von 14,5 Mrd. Euro.

Dazu sollen die Kassen auch ihre Rücklagen aufbrauchen.

Die Kritik der Grünen, die mit der AfD gegen das Gesetz stimmten:

So sei das Defizit der Kassen nicht zu stopfen.

Die SPD-Abgeordnete Dagmar Ziegler ist mit großer Mehrheit

zur neuen Vizepräsidentin des Bundestags gewählt worden.

Sie folgt auf Thomas Oppermann,

der im Oktober überraschend verstorben war.

Ziegler war bislang eine von vier parlamentarischen Geschäftsführenden

der Fraktion.

Die Finanzökonomin aus Brandenburg ist seit 2009 im Bundestag

und gehört zum konservativen Seeheimer Kreis in der SPD.

Der gescheiterte Putsch in der Türkei gegen Präsident Erdogan

liegt vier Jahre zurück.

Nun wurden fast 500 Urteile gegen ehemalige Kampfjet-Piloten, Generäle

und Zivilisten gefällt.

Dabei hieß es in 337 Fällen:

lebenslang, zum Teil unter verschärften Bedingungen.

Viele der Verurteilten sollen damals um den Luftwaffenstützpunkt Akinci

an der Putschnacht beteiligt gewesen sein.

Seit 2016 macht die türkische Regierung

die Gülen-Bewegung für den Putschversuch verantwortlich.

Hunderttausende wurden seitdem festgenommen.

Monatelang hat unser Reporter Uli Gack immer wieder Anträge

für Einreise und Drehgenehmigungen gestellt,

bis er endlich reisen konnte: in den Sudan.

Ein Land mit 46 Mio. Einwohnern, das in jeder Hinsicht am Boden liegt.

Zwar gibt es inzwischen eine neue Übergangsregierung,

die sich vom radikalen Islamismus

ihres gestürzten Vorgängers Baschir distanziert.

Sogar eine Annäherung an Israel und die USA scheint dadurch möglich.

Doch die Probleme, vor denen die Regierung in Khartum steht,

sind gigantisch.

Das Land ist politisch zerrissen.

Der Westen, die Region Darfur,

gezeichnet vom Bürgerkrieg und seinen Folgen.

Flucht und Vertreibung, Armut und Hunger

schüren Konflikte um Wasser und Weideland.

Es ist kostbare Flüssigkeit, die sie in der Wüste von El Beina

in der Provinz Darfur aus der Tiefe ziehen.

Sieben Dörfer in der Nähe nutzen das Wasser für Mensch und auch für Vieh.

Vor einem Jahr noch waren sie 20 km zu Fuß

bis zur nächsten Wasserstelle unterwegs, sagen sie,

oft einen ganzen Tag und manchmal auch die Nacht.

Welternährungsprogramm und EU haben Speicher finanziert,

die Niederschläge der Regenzeit sammelt und weiter an Brunnen leitet

Wasser bedeutet hier Leben, sagt Projektmanager Abeidalla Salih

und ist seit jeher Ausgangspunkt vieler Konflikte in Darfur.

Natürlich, gerade zwischen Viehhirten und den Bauern.

Wenn die Hirten durchziehen,

dann begehren sie für ihre Tiere das Wasser der Bauern.

Und wenn sie dann ihr Vieh tränken, dann beginnt der Konflikt.

Niemand in den vielen Flüchtlingslagern in Darfur

spricht offen von den Djandjawid.

Einer gefürchteten Miliz.

Es seien bewaffnete, berittene Teufel, flüstert man hier,

die sie hunderttausendfach vertrieben haben von ihrem Land.

Vor fast 20 Jahren, gerade auch des Wassers wegen.

Sie haben meinen Vater in diesem Krieg getötet.

Sie haben unsere Häuser niedergebrannt.

Sie haben die Leute vertrieben.

Ich habe meine Cousine, meinen Onkel verloren in 2003.

Rund zwei Millionen hier sind abhängig von Nahrungsmitteln der UN.

Und die Zahl der Bedürftigen steigt.

Dem Welternährungsprogramm fehlen Mittel, Rationen werden gekürzt,

wichtige Kindernahrung gibt es derzeit nicht.

Wir wollen, dass die UN mehr verteilen.

Es reicht nur noch für eine Mahlzeit am Tag – das ist zu wenig.

Krise folgt auf Krise im Sudan.

Mangelernährte Kinder: Man müsse beim Helfen Prioritäten setzen,

sagt man hier, alles andere sei Illusion.

Wenn Sie Leute vor sich haben,

die wirklich auf unsere Nahrungsmittelhilfe angewiesen sind,

dann ist es sehr schwer zu sagen, sie bekommen es noch diesen Monat,

und sie bekommen es nicht mehr - das ist eine sehr schwere Frage.

Noch werden von der UN Krisen bewältigt.

Auch nach dem Prinzip Löcher stopfen, indem man andere aufreißt.

Lebensmittel, die eigentlich für Bedürftige in Darfur vorgesehen sind

werden zu Flüchtlingen aus dem benachbarten Äthiopien transportiert

Ob das lange funktioniert, ist ein andere Frage.

Und jetzt nochmal Gundula, mit anderen Nachrichten des Tages.

In den USA wird heute Thanksgiving gefeiert:

Millionen Familien und Freunde

kommen normalerweise zu großen Feiern zusammen.

Angesichts von mehr als 2.000 Corona- Todesfällen an einem Tag,

mahnte der designierte US-Präsident Biden,

auf Reisen und Feiern zu verzichten.

Die Anstrengungen zur Eindämmung der Pandemie müssten verdoppelt werden.

Die Zahl der Neuinfektionen

könnte in den Staaten schon bald auf 200.000 pro Tag steigen.

Mit dem Wirecard-Skandal und heute insbesondere der Rolle

der Wirtschaftsprüfer hat sich erneut der zuständige Untersuchungsausschuss

des Bundestages befasst.

Vermutungen, dass die Prüfer offenbar über Jahre massiv getäuscht wurden,

gab es schon lang.

Sina Mainitz, welche Erkenntnisse hat die Ausschusssitzung heute gebracht?

Zu aller erst die, dass dieser Skandal

den Verantwortlichen schon früher hätte auffallen müssen.

Die Wirtschaftsprüfer haben jahrelang Wirecard geprüft

und angeblich keine Auffälligkeiten bemerkt.

Prüfer gingen nicht generell davon aus,

dass sie es mit Betrügern zu tun zu haben.

In diesem Fall eine grobe Fehleinschätzung.

Auch die Prüfer der Prüfer geraten unter Druck.

Nach Darstellung von KPMG soll Wirecard die Arbeit behindert haben.

Seit fünf Jahren wies das Unternehmen Scheingewinne aus.

Im Sommer wurden Luftbuchungen von 1,9 Milliarden bekannt.

Viele Aktionäre büßten große Summen ein.

Es dürfte spannend bleiben.

Kurz vor dem umsatzstarken Einkaufstag Black Friday

hat die Gewerkschaft ver.di erneut zu Streiks

beim Online-Versandhändler Amazon aufgerufen, im jahrelangen Kampf

für einen Tarifvertrag gemäß Einzelhandel.

Amazon begründet niedrigere Löhne

mit seiner Selbstbezeichnung als Logistikunternehmen.

Der Online-Händler erwartet nach eigenen Angaben

keine Auswirkungen des Streiks für seine Kunden.

In der Fußball-Europa-League hat die TSG Hoffenheim in Tschechien

2:0 gegen Slovan Liberec gewonnen und damit den Einzug

in die K.o.-Runde perfekt gemacht, trotz aller Corona-Fälle

in der eigenen Mannschaft sowie beim tschechischen Gegner.

Weltweit haben Fans der verstorbenen Fußball-Legende Maradona

die letzte Ehre erwiesen,

fassungslos über den Tod des Stars im Alter von nur 60 Jahren.

In Buenos Aires strömten Zehntausende zum Regierungspalast,

um sich von Diego Maradona zu verabschieden.

Mit Gebeten, Rosen - auf dem Sarg sein Trikot mit der Nummer 10.

Zwischenzeitlich kam es zu heftigen Zusammenstößen zwischen Polizei

und Fans, die sich noch verabschieden wollten.

Beamte setzten Gummigeschosse und Wasserwerfer ein.

Noch heute soll Maradona beigesetzt werden.

Marx und Engels, ein Paar, das immer wieder in einem Atemzug genannt wird,

und doch waren sie, was Berühmtheit und Wirkungsmacht angeht,

nicht auf Augenhöhe.

Karl Marx war und ist klar die Nummer 1.

Sein Konterfei erkennen die meisten.

Das von Engels ist zumindest Menschen,

die nicht in sozialistischen Systemen aufgewachsen sind,

weit weniger vertraut.

Friedrich Engels war das auch durchaus bewusst,

er selbst bezeichnete sich als die "zweite Geige".

Doch ohne ihn hätte Marx sein Werk wohl nicht so vorantreiben können.

Er brauchte Engels.

Nicht nur als Finanzier, Engels war ja ein steinreicher Fabrikantensohn.

Sondern auch als geistigen Mitstreiter.

Morgen würde Engels seinen 200. Geburtstag feiern.

Anlass für Christian Kirsch und Peter Hartl einen Blick

auf das bewegte Leben des Friedrich Engels zu werfen.

Auf bronzenen Füßen steht da ein Mann in Wuppertal.

Und auf seinem Sockel lobende Worte auf Chinesisch.

Friedrich Engels lebt,

jedenfalls im Denken glühender Pekinger Kommunisten,

oder hier, bei einem Aufmarsch im kubanischen Havanna.

Auch in Russland findet sich hier und da weiter sein stolzes Standbild

An den Mann, der den wissenschaft- lichen Sozialismus miterfand,

erinnert in seiner Wuppertaler Heimat ein Museum: Engels,

der Kritiker, der Intellektuelle,

der Fabrikantensohn auf Seiten der Arbeiter.

Was ihn natürlich angetrieben hat, ist, wie man die Klassengegensätze

überwinden kann, in einer klassenlosen Gesellschaft.

Und natürlich die auch heute noch vorhandenen sozialen Verwerfungen.

Da sieht man ja immer noch diese ökonomische Lücke klaffen,

die er versucht hat, gedanklich und theoretisch zu fassen

und dann zu einer Lösung zu überführen, in einer Revolution,

die zwangsläufig zu einer klas senlosen Gesellschaft führen sollte.

Im 19. Jahrhundert stürzt Europa in die Industrielle Revolution

und der Mensch gerät ins Räderwerk der Maschinen.

Kapitalismus, ungezügelt.

Kinderarbeit in den Spinnereien und Bergwerken.

Not und Elend, erbärmlich bezahlte Arbeiter.

Engels sieht das, auch in den Fabriken seines Vaters,

er klagt an.

Schon mit 18 hat er das Fabrikarbeiterelend

in Wuppertal kritisiert in seinen journalistischen Schriften.

Und auch später, v.a. auch in Manchester,

als er dort seine Ausbildung weitermachte, erlebte er

das Fabrikarbeiterelend in Manchester selbst.

Überall in Europa hämmern jetzt die Maschinen,

überall grassiert die Ausbeutung derer,

die Engels und sein Freund Karl Marx als Proletarier beschreiben.

Leibeigene praktisch der Fabrik- besitzer, ohne Chance auf Aufstieg.

Den Philosophen und Religionskritiker Marx,

stößt erst Engels auf das Thema des realen Elends in den Werkhallen.

Marx hätte alles das nicht schaffen können,

er hätte vielleicht auch nicht überleben können,

ohne die Hilfe von Engels.

Engels hat sich sozusagen in die Ruhmglocke des Marx begeben.

Durch seine Erklärungen der Wirtschaft,

seinen packenden Aufsatz über die Lage der arbeitenden Klasse.

Marx hat plötzlich gemerkt: Da spielt die Musik.

Er hat Marx finanziert, später lesbar gemacht, verbreitet.

Und als brillanter Stilist, der er war,

das Marxsche Gedankengebäude gegossen, in flammende Flugblätter.

Danach ging das Gespenst des Kommunismus um, in Europa

und weiter nach Asien und rund um die Welt.

Er hat im Zusammenwirken mit Karl Marx wichtige Texte geschrieben,

hat entscheidende Anstöße gegeben.

Der Marxismus wäre ohne Friedrich Engels nicht denkbar.

Er war der Mann im Hintergrund, wirkt mächtig wie sein Freund Marx.

Aus seinem Schatten zu treten - er hat es verdient.

Weiter geht's gleich bei Maybrit Illner, die mit ihren Gästen

heute auch über das Thema des Tages debattiert:

wie lange der Corona-Winter wird und wie hart.

Und um 0.30 Uhr meldet sich Wulf Schmiese

mit unserem heute journal update.

Darin auch ein Bericht über den Hoffenheim-Sieg in der Europa League.

Bis morgen, auf Wiedersehen.

Dieses Bild ist in der Nähe der Bermudainseln entstanden.

Und zwar von der Raumstation ISS.

Im Prinzip zeigt es die Dicke der Atmosphäre und Sie sehen:

So dick ist sie nicht.

Vor allem dort, wo das Wetter entsteht, ist sie recht niedrig.

Das ganze ist nur etwa 15 km hoch.

Dieses Bild ist bei etwa 400 km entstanden.

Wir schauen noch höher und sehen dieses Bild.

Der Satellit zeigt uns Nebel, v.a. im Süden zwischen Donau und Main.

Dort war es heute auch ziemlich grau.

Mehr Sonnenschein gab es im Südwesten, Richtung Oberrhein

und vor allem in den Bergen.

Dazu gab es ein Wolkenband mit einer Kaltfront.

Im Norden hat es geregnet und das passiert auch in der kommenden Nacht.

Richtung Süden gibt es Nebel und es wird ziemlich glatt werden.

Morgen im Tagesverlauf dicke Wolken im Norden und es kann etwas regnen.

Es gibt Nebel an der Donau und viel Sonnenschein an den Bergen,

im Südwesten und vielleicht auch am Oberrhein.

Am Samstag gibt es weniger Nebel und mehr Sonnenschein im Westen.

Am Sonntag kommen sogar einige Schneeflocken aus dem Osten dazu.


heute journal vom 26.11.2020 heute journal from 26.11.2020

Guten Abend.

Bei ihrer Regierungserklärung heute

prägte Angela Merkel einen neuen Begriff: "Hotspot im Hotspot".

Im Grunde ist ja fast ganz Deutschland inzwischen Hotspot,

jedenfalls nach der 50er-Definition.

Merkels "Hotspot im Hotspot" ist sozusagen noch schlimmer als schlimm

und das betrifft ziemlich viele Städte und Kreise,

unter anderem die deutsche Hauptstadt.

Merkel reichen die bisherigen Maßnahmen für diese Hot-Hot-Spots

nicht aus, vor allem mit Blick auf die Schulen.

Das sagte sie heute noch mal sehr deutlich.

Damit steht Merkel im Bundestag nicht alleine.

Doch Kritik richtete sich auch an sie, nicht nur von AfD oder FDP,

die sich grundsätzlich andere,

weniger oder gar keine Pandemiemaßnahmen wünschen.

Auch aus Merkels eigenen Reihen gab's Gegenwind,

und dabei geht's v.a. ums Geld.

Darüber habe ich mit dem Bundesfinanzminister gesprochen,

doch zunächst berichtet Andreas Kynast aus dem Bundestag.

Es wird heute ein bisschen anders laufen für die Kanzlerin,

anders als beim letzten Mal, anders als erhofft.

Wieder hat Merkel bis in die Nacht mit den Ministerpräsidenten

die Beschränkungen festgelegt,

die sie am Morgen danach dem Bundestag erklärt.

Die Opposition wird die Reihenfolge kritisieren und die Beschränkungen

und die Koalition wird Merkel verteidigen.

Aber nicht die ganze.

Es läuft nicht, wie es soll, weil das Rednerpult klemmt und weil das,

was Merkel gehofft hat, als sie das letzte Mal an ihm stand,

nicht eingetreten ist.

Zwar sei das sehr starke Infektionswachstum gestoppt,

aber die Trendumkehr nach unten noch nicht erreicht.

Das heißt, bestimmte Kontakt- beschränkungen und Maßnahmen

müssen sein, damit wir die Kraft aufbringen, dann auch diejenigen,

die die Last für uns tragen, das sind bestimmte Branchen,

die tragen die Last für die ganze Gesellschaft.

Und deshalb müssen wir ein gemeinsames Interesse vereinbaren,

die Kontakte so zu reduzieren, dass wir auch Wirkungen sehen.

Denn es ist ja klar, dass wir das nicht bis ultimo fortführen können,

diese Art von Hilfen.

Wieder kommt die schärfste Kritik von der AfD.

Die Regierung verursache Massenarbeitslosigkeit

und Existenzvernichtung, die Beschränkungen seien der Wahnsinn.

Dagegen haben die Menschen letzte Woche protestiert,

die sie mit Wasserwerfern und Gewalt aufgerieben haben.

Ein Tiefpunkt für die demokratische Verfasstheit unseres Staates.

Ich kann nur noch mal sagen: Sie sind noch provokativ und bösartig.

Anders ist Ihre Politik nicht mehr zu erklären.

Dann läuft es ein bisschen anders als sonst.

Es gehört zum Job, dass der Chef der Kanzlerfraktion

Merkels Verhandlungsergebnis verteidigt.

Aber es fällt Ralph Brinkhaus heute demonstrativ schwer.

Es gibt einen Bereich, das geht auch an die Bank der Länder,

der ist nicht in Ordnung.

Dass dort finanzielle Beschlüsse getroffen werden,

ohne den Bundestag zu konsultieren.

Scharf kritisiert Brinkhaus, dass der Bund

die Milliarden-Corona-Hilfen allein tragen soll,

ohne dass sich die Länder beteiligen.

Da klingt der Unionsfraktionschef genau wie die Opposition.

Die sozialen und wirtschaftlichen Kosten

der Pandemiebekämpfung explodieren.

Jedenfalls ist das keine langfristig durchhaltbare Strategie.

Appellieren Sie nicht nur, sondern machen Sie Ihre Hausaufgaben.

Sonst verspielen Sie die Akzeptanz bei den Bürgern.

Das ist unser wichtiges Gut.

Den Bürgern teilt Merkel noch eine Hoffnung mit.

Dass die Impfstoffe sehr schnell zugelassen werden,

vielleicht noch vor Weihnachten.

Das wird das Problem nicht sofort lösen, aber es ist ein Lichtblick.

Wir werden die Wintermonate noch durchstehen müssen.

Aber nächstes Jahr werden wir einen Fortschritt erleben.

Deutlicher Fortschritt - verzweifelt ersehnt. Significant progress - desperately awaited.

Der Bund könne seine Hilfen nicht bis ultimo fortführen. The federal government cannot continue its aid until the end of the day.

Die Frage ist nicht nur, aus welchen Kassen die staatlichen Hilfen kommen.

Sondern auch, ob und wie sie bei denen ankommen, die sie brauchen.

Roman Leskovar hat sich bei betroffenen Betrieben umgehört.

In der Düsseldorfer Brauerei Schlüssel

hat man bis zuletzt gehofft.

Wie viele andere Betriebe in Schutzmaßnahmen investiert:

Desinfektion, Frischluftzufuhr, Schutzwände.

Doch die Hoffnung war umsonst.

Die Schließung geht in die Verlängerung.

Für uns ist das nicht gut, eigentlich eine Katastrophe,

weil damit das gesamte Weihnachtsgeschäft

nicht stattfinden kann.

Das Weihnachtsgeschäft ist für uns sehr wichtig jedes Jahr,

weil es viel Umsatz bringt viele Gäste und das schlägt ins Kontor.

Auch das Berliner Hotel Kastanienhof

hatte Gäste zum Jahresende fest einkalkuliert.

Stattdessen bleiben Touristen jetzt bis 20. Dezember draußen.

Im Sommer hat der Familienbetrieb wegen der Krise

einen Kredit aufnehmen müssen.

Immerhin - seit gestern kann endlich die Novemberhilfe beantragt werden:

75 % des Vorjahres-Umsatzes - ein Segen, sagen Vater und Sohn.

Jetzt muss schnell bewilligt werden.

Es steht ja im Raum, dass erst im Januar ausgezahlt wird.

Bis dahin sind die Konten natürlich nicht im Plus.

Da haben wir ja die Kredite, das muss man ja alles weiterbedienen.

Und so wird das Minus immer größer.

Andere Branchen erhalten die Novemberhilfe nicht.

Das Tourent Reisebüro etwa.

Anders als die Gastronomie darf Ina Schild öffnen,

es kommt aber niemand.

Die Geschäftsführerin

hat die üblichen Überbrückungshilfen beantragt, für die Betriebskosten.

Dazu kam ein Teil der Provisionen stornierter Reisen.

Das reichte am Anfang – jetzt aber nicht mehr.

Wir befürchten einfach, wenn keine klaren Regelungen kommen

und wenn nicht die Corona-Hilfen für Reisebüros nachgebessert werden,

dann werden wir wahrscheinlich im März oder April schließen müssen.

Zu wenig Kunden, Schließung.

Ein Problem, das die Steuerberater nicht haben.

Sie sind zwischengeschaltet bei vielen Maßnahmen,

um Missbrauch zu verhindern.

Weil nicht alle Betroffenen die Novemberhilfe

allein beatragen können, kommt neben Überbrückungsgeldern,

Kurzarbeit-Anträgen jetzt noch mehr Arbeit zum regulären Pensum dazu.

Was das Tagesgeschäft angeht, müssen wir unbedingt

eine Fristverlängerung kriegen über den 28.2. hinaus.

Das ist ja die Abgabefrist für Steuerberater

und wir brauchen 3 bis 4 Monate länger Zeit, um das zu bewältigen.

Und wir brauchen auch das ist ganz wichtig eine Fristverlängerung

für die Jahresabschlüsse.

Forderungen an die Politik bleiben also.

Auch wenn es am Abend

noch eine positive Nachricht für die beiden Hoteliers gibt:

Berlin erlaubt ihnen, über Weihnachten Familien aufzunehmen,

wenn sie ihre Angehörigen besuchen wollen.

Doch der Appell bleibt, möglichst nicht zu reisen.

Über die finanzielle Seite der Corona-Pandemie wollen wir

mit dem Bundesfinanzminister sprechen.

Guten Abend, Herr Scholz. Guten Abend.

Es ist ja jetzt eine Art Fortsetzung des Lockdown light.

Andere Länder haben da sehr viel strengere Maßnahmen.

Das lässt vermuten, dass das in Deutschland dann

auch noch viele Monate so weitergehen wird mit Beschränkungen.

Kann das auch noch weiter so finanziert werden wie bisher?

Zunächst mal haben wir doch sehr weitreichende Einschränkungen

im letzten Monat beschlossen für diesen Monat November.

Und wir haben gleichzeitig gesagt,

wir wollen damit die Infektionszahlen begrenzen.

Das ist gelungen, leider sind sie nicht runtergegangen.

Daher müssen wir das jetzt fortsetzen.

Und richtig ist, dass wir in diesem Monat und im nächsten Monat Dezember

sehr viel Geld einsetzen müssen, um diejenigen,

die jetzt besonders herausgefordert sind,

weil wir ihre Geschäftstätigkeit in dieser Zeit beschränken

oder einstellen, zu unterstützen.

Das ist eine große finanzielle Aufgabe.

Aber eine, die wir stemmen können.

Es wird ja mutmaßlich nicht bei November, Dezember bleiben.

Vor allen Dingen, wenn dann auch Silvester und Weihnachten sich dann

eben doch auch in den Infektions- zahlen wieder niederschlägt.

Könnte es dann im Januar, Februar noch mal schlimmer werden?

Zunächst mal haben wir den Dezember noch nicht begonnen,

und deshalb darf man schon darauf hoffen,

dass wir Erfolge erzielen mit dem, was wir machen.

Dazu dient das ja auch.

Das wird ja nicht einfach irgendwie so ausgedacht,

sondern es geht darum, dass wir die Kontakte reduzieren.

Und wenn wir das zusammen mit der Bevölkerung hinbekommen,

dass alle sich an die Regeln halten,

was man überwiegend ja doch feststellen kann,

dann dürfen wir auch Fortschritte bei den Infektionszahlen erwarten.

Und das wollen wir erst einmal abwarten.

Es ist jetzt ein bisschen das Prinzip Hoffnung.

Die Bundeskanzlerin hat gesagt,

der Bund kann nicht den ganzen Winter über Hilfen

auf bisherigem Niveau leisten?

Wir haben jetzt ja die ganze Zeit Hilfen geleistet.

Die Überbrückungshilfen sind bis zum Ende des Jahres definiert,

und wir haben jetzt auch mit dem Wirtschaftsministerium zusammen

die Überbrückungshilfen bis zum Juni des nächsten Jahres beschrieben.

Das nennt sich dann Überbrückungshilfe III

und wird eine ganze Reihe von Verbesserungen beinhalten,

z.B. auch für Solo-Selbständige, für Veranstalter, für Kultur,

Wirtschaft, für Reisebüros, was auch auf spezielle Probleme reagiert,

die jetzt existieren.

Und daneben gibt es dann die besonders umfassenden Hilfen

für den November und, wie wir jetzt entschieden haben,

auch für den Dezember.

Jetzt zählen Sie alles noch mal auf, was es gibt.

Meine Frage war ja: Frau Merkel sagt,

der Bund kann das nicht den ganzen Winter über alleine stemmen.

Stimmen Sie dem zu?

Wir haben die Überbrückungshilfen III,

die werden wir so wie bisher finanzieren.

Klar ist, das, was wir im November und Dezember machen,

ist ganz speziell auf diese Monate zugeschnitten.

Gut, ich probiere es noch mal neu mit dem CDU-Fraktionschef Brinkhaus,

der sich der richtig aufgeregt hat heute im Parlament und sagte,

das kann nicht sein, dass da eine Ministerpräsidentenrunde

finanzielle Entscheidungen trifft,

für die der Bund dann zur Kasse gebeten wird.

Also die einen schreiben die Rechnung und der andere bezahlt es.

Sehen Sie diesen Konflikt nicht mit den Ländern als Bundesfinanzminister?

Man muss sich immer verständigen übers Geld,

und da wird es ja dann doch oft ungemütlich.

Darauf bin ich aber amtsbedingt gut vorbereitet,

und das werden wir dann auch im nächsten Jahr sehen.

Ich glaube, dass das, was im nächsten Jahr zu tun ist,

auch eine gemeinsame Aufgabe von Bund und Ländern ist.

Dem kann man ja gar nicht widersprechen.

Und Sie fänden, da wäre ein bisschen mehr Gemeinsamkeit angemessen?

Es ist schon so, dass der Bund den größten Teil der Hilfeleistungen

gegenwärtig finanziert.

Wie gesagt, im Dezember und im November ist das

eine ganz besonders große Hilfe.

Aber was wir danach machen, müssen wir dann besprechen, wenn wir sehen,

wie sich das Infektionsgeschehen entwickelt hat.

Und in der Tat,

das ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Bund und Ländern.

Eine andere Frage ist,

wie viel von den Hilfen überhaupt schon angekommen ist.

Das ist bisher eher wenig, das verzögert sich ganz schön.

Manche werden ihre Novemberhilfe oder viele erst im Januar bekommen.

Das muss dann ja auch alles über Steuerberater laufen,

die im Moment regelrecht überlastet sind.

Warum geht das nicht schneller?

Wir haben eine Plattform.

Das Wirtschaftsministerium hat die sehr früh eingerichtet,

um die Prozesse zu entbürokratisieren.

Dazu sind jetzt viele Programmierer unterwegs gewesen.

Und seit heute kann man die Anträge stellen.

Glaube, dass man denen die das gemacht haben,

und ich glaube, wirklich Tag für Tag gearbeitet haben,

um das jetzt möglich zu machen, auch Danke sagen muss.

Und jetzt werden auch schon viele Anträge gestellt,

und dann werden erst mal Abschlagszahlungen gezahlt.

Dass das alles nicht von einem Tag auf den anderen geht,

vor allem, wenn es gerecht sein soll.

Eine Sache muss ich aber korrigieren für diejenigen,

die nur eine kleine Hilfe beantragen, bis zu 5.000 Euro,

gibt es die Möglichkeit,

dass auch direkt zu tun mit den Zertifikaten,

mit denen man auch sonst mit dem Finanzamt korrespondiert.

Eine Frage ist, wenn man sich ansieht,

wie wahnsinnig viel Deutschland da in Aussicht stellt an Hilfen.

Wie weit das abgerufen wird, ist noch mal was anderes.

Aber es wird ja nun wirklich sehr viel an Hilfen gegeben,

Sie machen Neuverschuldung, die doppelt so hoch ist

wie bisher veranschlagt.

Das macht kein anderes Land in Europa so.

Sind Sie sicher,

dass die EU-Kommission da auf Dauer dem so zustimmt?

Einige EU-Länder haben sich schon in die Richtung geäußert,

dass das eine Wettbewerbsverzerrung ist,

die Deutschland da macht.

Wir leisten eine sehr starke Hilfe.

Schon im Frühjahr war das so, dass Deutschland als erstes Land

ein Stabilisierungsprogramm auf den Weg gebracht hat

und auch sicher das größte.

Das Gleiche gilt für das deutsche Konjunkturpaket.

Aber wir dürfen auch nicht über- sehen, wir haben auch mitgeholfen,

dass es jetzt ein europäisches Wiederaufbauprogramm geben wird,

das jetzt in den letzten Schritten bearbeitet wird

und ab 2021 allen Ländern in Europa zur Verfügung steht.

Europäische Solidarität und nationale Kraftanstrengung

sind hier Hand in Hand gegangen.

Und ich glaube, so muss man das auch machen.

Wenn wir die Daten in der deutschen Wirtschaft sehen,

dann sind die doch ganz beeindruckend.

Für den Monat Oktober wurden sogar Daten gemeldet,

die sehr dicht an das Vorkrisen- niveau herangereicht haben.

Und das ist doch ein Zeichen dafür, dass wir es richtig machen.

Das muss auch andere überzeugen.

Vielen Dank für das Gespräch. Schönen Dank.

Infos und Analysen zu den Corona-Hilfen

finden Sie auch auf zdf.heute.de.

Und nachher im heute journal update

gibt's dazu ein Interview mit FDP-Chef Christian Lindner.

Und mit dem Thema Ski-Urlaub in Zeiten von Corona

geht's jetzt bei Gundula weiter.

Darüber ist nun auch eine heftige Diskussion entbrannt.

Gegen deutlichen Widerstand aus Österreich, der Schweiz

und von Liftbetreibern in Deutschland hat sich Bundeskanzlerin Merkel

dafür ausgesprochen, dass alle Ski-Gebiete in Europa schließen.

Bayern führt eine Quarantäne-Pflicht für Tagesausflüge,

etwa zum Skifahren nach Österreich, ein.

Demnach muss, wer auch nur kurz in ein Risikogebiet reist,

bei der Rückkehr nach Bayern zehn Tage in Quarantäne.

Die Drogenbeauftragte der Bundes- regierung, Ludwig, fordert,

Beratungsstellen und Suchtkliniken für Drogenabhängige

auch in der Corona-Pandemie geöffnet zu lassen.

Ihrem Jahresbericht zufolge richten Alkohol und Tabak

nach wie vor die größten Gesundheitsschäden an.

Insgesamt gehe der Konsum zwar zurück,

aber Megathema sei jetzt Kokain.

Noch nie seien so viele illegale Drogen in Deutschland

unterwegs gewesen wie aktuell.

Kokain sei in der Mitte der Gesellschaft angekommen.

Der Bundestag hat ein Gesetz von Gesundheitsminister Spahn

verabschiedet, mit dem 20.000 zusätzliche Assistenzstellen

in der Altenpflege finanziert werden sollen.

Außerdem sieht das Gesetz einen Steuerzuschuss von 5 Mrd. Euro

für die Krankenkassen wegen der Corona-Krise vor,

zusätzlich zu dem jährlichen Bundeszuschuss von 14,5 Mrd. Euro.

Dazu sollen die Kassen auch ihre Rücklagen aufbrauchen.

Die Kritik der Grünen, die mit der AfD gegen das Gesetz stimmten:

So sei das Defizit der Kassen nicht zu stopfen.

Die SPD-Abgeordnete Dagmar Ziegler ist mit großer Mehrheit

zur neuen Vizepräsidentin des Bundestags gewählt worden.

Sie folgt auf Thomas Oppermann,

der im Oktober überraschend verstorben war.

Ziegler war bislang eine von vier parlamentarischen Geschäftsführenden

der Fraktion.

Die Finanzökonomin aus Brandenburg ist seit 2009 im Bundestag

und gehört zum konservativen Seeheimer Kreis in der SPD.

Der gescheiterte Putsch in der Türkei gegen Präsident Erdogan

liegt vier Jahre zurück.

Nun wurden fast 500 Urteile gegen ehemalige Kampfjet-Piloten, Generäle

und Zivilisten gefällt.

Dabei hieß es in 337 Fällen:

lebenslang, zum Teil unter verschärften Bedingungen.

Viele der Verurteilten sollen damals um den Luftwaffenstützpunkt Akinci

an der Putschnacht beteiligt gewesen sein.

Seit 2016 macht die türkische Regierung

die Gülen-Bewegung für den Putschversuch verantwortlich.

Hunderttausende wurden seitdem festgenommen.

Monatelang hat unser Reporter Uli Gack immer wieder Anträge

für Einreise und Drehgenehmigungen gestellt,

bis er endlich reisen konnte: in den Sudan.

Ein Land mit 46 Mio. Einwohnern, das in jeder Hinsicht am Boden liegt.

Zwar gibt es inzwischen eine neue Übergangsregierung,

die sich vom radikalen Islamismus

ihres gestürzten Vorgängers Baschir distanziert.

Sogar eine Annäherung an Israel und die USA scheint dadurch möglich.

Doch die Probleme, vor denen die Regierung in Khartum steht,

sind gigantisch.

Das Land ist politisch zerrissen.

Der Westen, die Region Darfur,

gezeichnet vom Bürgerkrieg und seinen Folgen.

Flucht und Vertreibung, Armut und Hunger

schüren Konflikte um Wasser und Weideland.

Es ist kostbare Flüssigkeit, die sie in der Wüste von El Beina

in der Provinz Darfur aus der Tiefe ziehen.

Sieben Dörfer in der Nähe nutzen das Wasser für Mensch und auch für Vieh.

Vor einem Jahr noch waren sie 20 km zu Fuß

bis zur nächsten Wasserstelle unterwegs, sagen sie,

oft einen ganzen Tag und manchmal auch die Nacht.

Welternährungsprogramm und EU haben Speicher finanziert,

die Niederschläge der Regenzeit sammelt und weiter an Brunnen leitet

Wasser bedeutet hier Leben, sagt Projektmanager Abeidalla Salih

und ist seit jeher Ausgangspunkt vieler Konflikte in Darfur.

Natürlich, gerade zwischen Viehhirten und den Bauern.

Wenn die Hirten durchziehen,

dann begehren sie für ihre Tiere das Wasser der Bauern.

Und wenn sie dann ihr Vieh tränken, dann beginnt der Konflikt.

Niemand in den vielen Flüchtlingslagern in Darfur

spricht offen von den Djandjawid.

Einer gefürchteten Miliz.

Es seien bewaffnete, berittene Teufel, flüstert man hier,

die sie hunderttausendfach vertrieben haben von ihrem Land.

Vor fast 20 Jahren, gerade auch des Wassers wegen.

Sie haben meinen Vater in diesem Krieg getötet.

Sie haben unsere Häuser niedergebrannt.

Sie haben die Leute vertrieben.

Ich habe meine Cousine, meinen Onkel verloren in 2003.

Rund zwei Millionen hier sind abhängig von Nahrungsmitteln der UN.

Und die Zahl der Bedürftigen steigt.

Dem Welternährungsprogramm fehlen Mittel, Rationen werden gekürzt,

wichtige Kindernahrung gibt es derzeit nicht.

Wir wollen, dass die UN mehr verteilen.

Es reicht nur noch für eine Mahlzeit am Tag – das ist zu wenig.

Krise folgt auf Krise im Sudan.

Mangelernährte Kinder: Man müsse beim Helfen Prioritäten setzen,

sagt man hier, alles andere sei Illusion.

Wenn Sie Leute vor sich haben,

die wirklich auf unsere Nahrungsmittelhilfe angewiesen sind,

dann ist es sehr schwer zu sagen, sie bekommen es noch diesen Monat,

und sie bekommen es nicht mehr - das ist eine sehr schwere Frage.

Noch werden von der UN Krisen bewältigt.

Auch nach dem Prinzip Löcher stopfen, indem man andere aufreißt.

Lebensmittel, die eigentlich für Bedürftige in Darfur vorgesehen sind

werden zu Flüchtlingen aus dem benachbarten Äthiopien transportiert

Ob das lange funktioniert, ist ein andere Frage.

Und jetzt nochmal Gundula, mit anderen Nachrichten des Tages.

In den USA wird heute Thanksgiving gefeiert:

Millionen Familien und Freunde

kommen normalerweise zu großen Feiern zusammen.

Angesichts von mehr als 2.000 Corona- Todesfällen an einem Tag,

mahnte der designierte US-Präsident Biden,

auf Reisen und Feiern zu verzichten.

Die Anstrengungen zur Eindämmung der Pandemie müssten verdoppelt werden.

Die Zahl der Neuinfektionen

könnte in den Staaten schon bald auf 200.000 pro Tag steigen.

Mit dem Wirecard-Skandal und heute insbesondere der Rolle

der Wirtschaftsprüfer hat sich erneut der zuständige Untersuchungsausschuss

des Bundestages befasst.

Vermutungen, dass die Prüfer offenbar über Jahre massiv getäuscht wurden,

gab es schon lang.

Sina Mainitz, welche Erkenntnisse hat die Ausschusssitzung heute gebracht?

Zu aller erst die, dass dieser Skandal

den Verantwortlichen schon früher hätte auffallen müssen.

Die Wirtschaftsprüfer haben jahrelang Wirecard geprüft

und angeblich keine Auffälligkeiten bemerkt.

Prüfer gingen nicht generell davon aus,

dass sie es mit Betrügern zu tun zu haben.

In diesem Fall eine grobe Fehleinschätzung.

Auch die Prüfer der Prüfer geraten unter Druck.

Nach Darstellung von KPMG soll Wirecard die Arbeit behindert haben.

Seit fünf Jahren wies das Unternehmen Scheingewinne aus.

Im Sommer wurden Luftbuchungen von 1,9 Milliarden bekannt.

Viele Aktionäre büßten große Summen ein.

Es dürfte spannend bleiben.

Kurz vor dem umsatzstarken Einkaufstag Black Friday

hat die Gewerkschaft ver.di erneut zu Streiks

beim Online-Versandhändler Amazon aufgerufen, im jahrelangen Kampf

für einen Tarifvertrag gemäß Einzelhandel.

Amazon begründet niedrigere Löhne

mit seiner Selbstbezeichnung als Logistikunternehmen.

Der Online-Händler erwartet nach eigenen Angaben

keine Auswirkungen des Streiks für seine Kunden.

In der Fußball-Europa-League hat die TSG Hoffenheim in Tschechien

2:0 gegen Slovan Liberec gewonnen und damit den Einzug

in die K.o.-Runde perfekt gemacht, trotz aller Corona-Fälle

in der eigenen Mannschaft sowie beim tschechischen Gegner.

Weltweit haben Fans der verstorbenen Fußball-Legende Maradona

die letzte Ehre erwiesen,

fassungslos über den Tod des Stars im Alter von nur 60 Jahren.

In Buenos Aires strömten Zehntausende zum Regierungspalast,

um sich von Diego Maradona zu verabschieden.

Mit Gebeten, Rosen - auf dem Sarg sein Trikot mit der Nummer 10.

Zwischenzeitlich kam es zu heftigen Zusammenstößen zwischen Polizei

und Fans, die sich noch verabschieden wollten.

Beamte setzten Gummigeschosse und Wasserwerfer ein.

Noch heute soll Maradona beigesetzt werden.

Marx und Engels, ein Paar, das immer wieder in einem Atemzug genannt wird,

und doch waren sie, was Berühmtheit und Wirkungsmacht angeht,

nicht auf Augenhöhe.

Karl Marx war und ist klar die Nummer 1.

Sein Konterfei erkennen die meisten.

Das von Engels ist zumindest Menschen,

die nicht in sozialistischen Systemen aufgewachsen sind,

weit weniger vertraut.

Friedrich Engels war das auch durchaus bewusst,

er selbst bezeichnete sich als die "zweite Geige".

Doch ohne ihn hätte Marx sein Werk wohl nicht so vorantreiben können.

Er brauchte Engels.

Nicht nur als Finanzier, Engels war ja ein steinreicher Fabrikantensohn.

Sondern auch als geistigen Mitstreiter.

Morgen würde Engels seinen 200. Geburtstag feiern.

Anlass für Christian Kirsch und Peter Hartl einen Blick

auf das bewegte Leben des Friedrich Engels zu werfen.

Auf bronzenen Füßen steht da ein Mann in Wuppertal.

Und auf seinem Sockel lobende Worte auf Chinesisch.

Friedrich Engels lebt,

jedenfalls im Denken glühender Pekinger Kommunisten,

oder hier, bei einem Aufmarsch im kubanischen Havanna.

Auch in Russland findet sich hier und da weiter sein stolzes Standbild

An den Mann, der den wissenschaft- lichen Sozialismus miterfand,

erinnert in seiner Wuppertaler Heimat ein Museum: Engels,

der Kritiker, der Intellektuelle,

der Fabrikantensohn auf Seiten der Arbeiter.

Was ihn natürlich angetrieben hat, ist, wie man die Klassengegensätze

überwinden kann, in einer klassenlosen Gesellschaft.

Und natürlich die auch heute noch vorhandenen sozialen Verwerfungen.

Da sieht man ja immer noch diese ökonomische Lücke klaffen,

die er versucht hat, gedanklich und theoretisch zu fassen

und dann zu einer Lösung zu überführen, in einer Revolution,

die zwangsläufig zu einer klas senlosen Gesellschaft führen sollte.

Im 19. Jahrhundert stürzt Europa in die Industrielle Revolution

und der Mensch gerät ins Räderwerk der Maschinen.

Kapitalismus, ungezügelt.

Kinderarbeit in den Spinnereien und Bergwerken.

Not und Elend, erbärmlich bezahlte Arbeiter.

Engels sieht das, auch in den Fabriken seines Vaters,

er klagt an.

Schon mit 18 hat er das Fabrikarbeiterelend

in Wuppertal kritisiert in seinen journalistischen Schriften.

Und auch später, v.a. auch in Manchester,

als er dort seine Ausbildung weitermachte, erlebte er

das Fabrikarbeiterelend in Manchester selbst.

Überall in Europa hämmern jetzt die Maschinen,

überall grassiert die Ausbeutung derer,

die Engels und sein Freund Karl Marx als Proletarier beschreiben.

Leibeigene praktisch der Fabrik- besitzer, ohne Chance auf Aufstieg.

Den Philosophen und Religionskritiker Marx,

stößt erst Engels auf das Thema des realen Elends in den Werkhallen.

Marx hätte alles das nicht schaffen können,

er hätte vielleicht auch nicht überleben können,

ohne die Hilfe von Engels.

Engels hat sich sozusagen in die Ruhmglocke des Marx begeben.

Durch seine Erklärungen der Wirtschaft,

seinen packenden Aufsatz über die Lage der arbeitenden Klasse.

Marx hat plötzlich gemerkt: Da spielt die Musik.

Er hat Marx finanziert, später lesbar gemacht, verbreitet.

Und als brillanter Stilist, der er war,

das Marxsche Gedankengebäude gegossen, in flammende Flugblätter.

Danach ging das Gespenst des Kommunismus um, in Europa

und weiter nach Asien und rund um die Welt.

Er hat im Zusammenwirken mit Karl Marx wichtige Texte geschrieben,

hat entscheidende Anstöße gegeben.

Der Marxismus wäre ohne Friedrich Engels nicht denkbar.

Er war der Mann im Hintergrund, wirkt mächtig wie sein Freund Marx.

Aus seinem Schatten zu treten - er hat es verdient.

Weiter geht's gleich bei Maybrit Illner, die mit ihren Gästen

heute auch über das Thema des Tages debattiert:

wie lange der Corona-Winter wird und wie hart.

Und um 0.30 Uhr meldet sich Wulf Schmiese

mit unserem heute journal update.

Darin auch ein Bericht über den Hoffenheim-Sieg in der Europa League.

Bis morgen, auf Wiedersehen.

Dieses Bild ist in der Nähe der Bermudainseln entstanden.

Und zwar von der Raumstation ISS.

Im Prinzip zeigt es die Dicke der Atmosphäre und Sie sehen:

So dick ist sie nicht.

Vor allem dort, wo das Wetter entsteht, ist sie recht niedrig.

Das ganze ist nur etwa 15 km hoch.

Dieses Bild ist bei etwa 400 km entstanden.

Wir schauen noch höher und sehen dieses Bild.

Der Satellit zeigt uns Nebel, v.a. im Süden zwischen Donau und Main.

Dort war es heute auch ziemlich grau.

Mehr Sonnenschein gab es im Südwesten, Richtung Oberrhein

und vor allem in den Bergen.

Dazu gab es ein Wolkenband mit einer Kaltfront.

Im Norden hat es geregnet und das passiert auch in der kommenden Nacht.

Richtung Süden gibt es Nebel und es wird ziemlich glatt werden.

Morgen im Tagesverlauf dicke Wolken im Norden und es kann etwas regnen.

Es gibt Nebel an der Donau und viel Sonnenschein an den Bergen,

im Südwesten und vielleicht auch am Oberrhein.

Am Samstag gibt es weniger Nebel und mehr Sonnenschein im Westen.

Am Sonntag kommen sogar einige Schneeflocken aus dem Osten dazu.