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Funkkreis. Podcast der Bundeswehr, Podcast #28: Indienststellung Fregatte "Nordrhein-Westfalen" | Bundeswehr

Podcast #28: Indienststellung Fregatte "Nordrhein-Westfalen" | Bundeswehr

A: Herzlich willkommen.

Mein Name ist Stabsunteroffizier Jasmin Brünnecke.

Unser Blick richtet sich aufs Wasser in dieser Woche.

Die Marine hat ein neues Baby in der Flotte: die „Nordrhein-Westfalen“ - ein modernes

Schiff, völlig neue Fregatte, neue Klasse, mit einem Aufgabenspektrum am Zahn der Zeit.

Am Telefon habe ich jetzt und heute einen Fachmann dazu: Kapitän Peter Rohde, bevollmächtigter

Vertreter der Marine im Projekt der F125.

Moin, Herr Kapitän.

B: Ja, guten Tag, Frau Brünnecke.

A: Hallo, schön, dass Sie die Zeit gefunden haben, darüber freue

ich mich sehr.

B: Ich freue mich auch, dass ich bisschen was zu meinem „Baby“ sagen darf

Wir wollen am 10.

Juni das zweite Schiff in Dienst stellen, nach der „Baden-Württemberg“ jetzt die

„Nordrhein-Westfalen“.

Und dann wollen wir auch möglichst schnell mit den beiden Schiffen in den Routinebetrieb

übergehen.

A: Jetzt muss ich als Nicht-Wasserratte, als totales Landei, einmal frage

Woher kommt die Bezeichnung F125?

B: Ja, das „F“ steht für Fregatte.

Das ist so ein etwas größeres Kampfschiff, das mehrere Aufgaben über Wasser, unter Wasser, in der Luft, wahrnehmen kann

also im Bereich Verteidigung und Erfassung von Signalen,

also das Umfeld beobachten.

Und 125 ist eine Zählweise der Fregatten-Klassen.

Die 125 steht für die Klasse und das ist nach der Fregatte Klasse 120, 121, 122, 123,

124 die logische Folgerung, dass die Fregatte jetzt die Klasse 125 hat.

A: Okay.

Und ich habe gelernt, dass die „Baden-Württemberg“-Klasse

immer nach dem ersten Schiff benannt wird.

Ist das richtig?

B: Genau, die sogenannte „First of class“ ist die Fregatte „Baden-Württemberg“,

die wir im letzten Jahr Ende April von der Industrie abgenommen haben und am 17.

Juni 2019 dann in Dienst gestellt haben.

A: Es gibt also vier Schiffe.

Die sind aber noch nicht alle fertig.

Wie lange wird das ungefähr dauern, bis die dann alle im Hafen liegen?

B: Tatsächlich liegen die vier Schiffe alle schon im Hafen.

Sie gehören nur nicht der Bundeswehr bzw. der Marine.

A: Aha?

B: Wir haben also ein Schiff, die „Baden-Württemberg“ abgenommen und

in Dienst gestellt.

Das heißt, die gehört auch schon der Marine.

Die „Nordrhein-Westfalen“ wollen wir am 10.

Juni in Dienst stellen, die gehört schon der Bundeswehr aber noch nicht der Marine.

Am 10.

Juni gehört sie dann der Marine.

Und die anderen beiden Schiffe, das sind die „Sachsen-Anhalt“ und die „Rheinland-Pfalz“,

die befinden sich derzeit bei der ARGE, das ist der Auftragnehmer, die Arbeitsgemeinschaft

Fregatte Klasse 125, noch in der Erprobung, in den Nachweisen, bevor sie dann an die Bundeswehr

ausgeliefert wird.

Die Auslieferung an die Bundeswehr soll ein Schiffes nach Möglichkeit noch in diesem Jahr

Und das letzte Schiff, die sogenannte „Last of class“, die „Rheinland-Pfalz“, soll

dann im nächsten Jahr an die Bundeswehr übergeben werden und dann sukzessive auch an die Marine

übergeben und in Dienst gestellt werden.

A: Und das ist trotz Corona auch so zu halten, denken Sie?

B: Wir unternehmen natürlich schon Anstrengungen, um auch die Sicherheitsabstände

und die Verbreitung des Virus zu unterbinden.

Haben glücklicherweise im Bereich der Erprobung derzeit aber noch keine signifikanten

Einschränkungen, so dass wir aufgrund von Corona in Zeitverzug kommen könnten.

Zeitverzüge, wenn man sie denn überhaupt als solche nennen will, haben wir nur dort,

wo Industrie z.B. aus Italien anreisen muss …

A: Anlieferung?

B: … und Arbeiten an Bord durchzuführen, also Einstellungen von Anlagen,

Reparatur von Anlagen oder Ergänzung von Anlagenteilen.

Das ist z.B. die Firma Leonardo, die für die große Kanone aus Italien anreisen müsste.

Die darf momentan nicht und deshalb stockt so ein bisschen der Fortschritt, was die Kanone

angeht, aber im Gesamtprojektfortschritt haben wir derzeit noch keine signifikanten Verzögerungen

deshalb.

A: Jetzt haben Sie es schon verraten: Die Bordkanone ist etwas ganz Besonderes,

weil sie ferngesteuert ist.

ein völlig neues System.

Vielleicht können Sie darüber ein bisschen was erzählen, dass wird direkt mal erzählen,

warum diese Fregatte so besonders.

A: Ja, warum ist die Fregatte so besonders?

Da möchte ich doch gar nicht gleich auf die Kanone eingehen, sondern erstmal, warum haben

wir diesen neuen Fregatten-Typ überhaupt beschafft.

A:Ja, gern.

B: Die Vorläufer der Fregatten-Klassen, die kommen alle noch aus einer Zeit des Kalten Krieges, wo man halt in Blöcken gedacht hat, Warschauer Pakt und die Nato.

Und da hat man quasi in Richtung großer vaterländischer Krieg, das heißt da wird viel geschossener,

da befindet man sich also wirklich in Linie mit seinem Feind gegenüber und soll schießen.

Wir haben dann nach diesem Paradigmenwechsel, dem Ende des Warschauer Paktes und damit auch

des Kalten Krieges, haben wir festgestellt, dass wir in ganz anderen Szenarien operieren

müssen.

Wir haben jetzt viel mit Triaden zu tun.

Wir müssen Seewege schützen.

Wir führen Embargo-Operationen durch und da brauche ich ganz andere Typen von Schiffen.

A: Also eher zur Seeraumüberwachung?

B: Genau, Seeraumüberwachung ist auch gleich der erste Punkt.

In der Dimension See müssen wir unsere Macht, unsere Autorität, dahingehend zum Ausdruck

bringen, dass wir halt Seewege überwachen können, dass wir Seewege sichern können,

damit wir auch unsere Handelsrouten sichern und andere Nationen oder Organisationen.

Das nennt sich dann asymmetrische Kräfte verhindern, dass diese ein Machtpotenzial

in einer Region entstehen lassen, das den freien Welthandel z.B. beeinträchtigt.

Und dafür sind die Schiffe ausgerüstet und konzipiert.

Sie können nämlich bis zu zwei Jahre im Einsatzgebiet stehen, ohne großartig in eine

Instandsetzungsphase zu gehen.

Das ist neu.

Sie haben nur sehr geringe Besatzung gegenüber den vorherigen Schiffsklassen.

Damit tragen wir auch, unter anderem, dem sogenannten Fachkräftemangel Rechnung.

Wir gehen davon aus, dass wir nicht mehr so viel Personal bekommen und deshalb bestücken

wir unsere Besatzung halt mit weniger Personal.

Das erfordert wiederum einen hohen Automationsgrad, viel Digitalisierung - Digitalisierung auch,

um modern zu bleiben.

Und in diesem Zusammenhang: Die Schiffe, die circa eine Verdrängung von 7.200 Tonnen haben

und damit ungefähr eineinhalbmal größer sind als vorausgegangene Einheiten der Klasse

123-124, haben nur noch einen Stammbesatzung von 126 Personen.

A: Wie schafft die das dann in diesem Einsatzzeitraum von zwei Jahren

mit so wenig Leuten?

B: Der Einsatzzeitraum mit so wenig Leuten, das wäre machbar.

Aber wir müssen natürlich auch attraktiv bleiben und deshalb haben wir mal festgelegt,

wir beschaffen nicht nur vier Schiffe, sondern wir bauen parallel auch 8 Besatzungen auf.

Und mit diesen 8 Besatzungen wollen wir es hinkriegen, dass die Besatzungen auf den Schiffen

im Einsatzgebiet nur maximal vier Monate auf dem Schiff bleiben und dann wieder nach Deutschland

zurück gehen, durch eine andere Besatzung abgelöst werden und dann nachdem sie abgelöst

wurden, zwölf Monate zumindest nicht mehr in einen Einsatz müssen, also fernab von

der Heimat eingesetzt werden.

A: Wenn wir jetzt schon beim Einsatzszenario sind, was könnten Sie

sich so vorstellen?

Vielleicht können wir uns mal, für alle die so Landratten sind, ein Szenario zeichnen.

B: Ein Szenario, formal heißt das Stabilisierungsoperation, maritime Stabilisierungsoperation.

Das heißt, ein Schiff liegt im Küstenvorfeld eines Landes, welches entweder zu schützen

ist oder eines Landes, welches bedrohlich auf den Seeraum einwirkt, z.B. weil es Piraten

Unterkunft gewährt oder weil dort Kräfte sind, die den freien Welthandel beeinträchtigen.

Und das Schiff überwacht dann dort, im Küstenvorfeld liegend, den Seeraum und bringt mit seinem

und dann komme ich wieder auf ihre vorherige Frage zurück, was ist das besondere an F125

bringt dann

z.B.

Schiffe, deren Inhalt nicht bekannt ist, da rede ich dann so über Themen wie Handelsembargo

oder Waffenembargo viel eher, bringt diese Händler dann, die sie detektiert hat, bringt

sie auf mit ihrem vier Busterbooten.

Das sind große Schlauchboote, 10,1 m große Schlauchboote, die sehr schnell übers Wasser

fahren mit bis zu 35 Knoten.

A: Also für so einen landorientierten Menschen wie mich, wie viel wäre das in kmh?

B: Achso, ja, 35 Knoten ist ungefähr so … mal 1,8 … das wären so

65 - 70 Stundenkilometer.

A: Ohja, doch, also das ist ziemlich zügig auf Wasser.

B: Genau, und so ein Handelsschiff kann dann entsprechend auch nicht davonfahren

- also fliehen, sodass diese Busterboote, wie wir sie nennen, sehr schnell aufschließen

können und ihr Personal an Bord zur Überprüfung der Ladung und der Frachtpapiere übergehen können.

A: Okay.

Kommen wir mal zu dem äußeren Antlitz dieses Schiffes.

Wenn man auf bundeswehr.de geht, unter Ausrüstung: Unter „See“ kann man sich das Schiff ja

auch mal angucken, oder die Schiffe.

Da gibt's ja schon Fotos darüber.

Jetzt hat das eine ganz bestimmte Form.

Ich würde mal sagen sehr futuristisch.

Woran liegt das?

B: Sehr futuristisch, ja, das haben Sie schön ausgedrückt.

Letztlich hat das Schiff ja zwei große Mastmodule, eins im vorderen Schiffsbereich und eins im

achtern Schiffsbereich.

Diese Mastmodule sind so voluminös, sag ich mal, weil sich dort jeweils zwei Flächen

einer nicht mehr rotierenden Radaranlage, also eines Sensors, verbergen.

A: Okay, also das, was früher richtig groß und rund und oben drauf

war?

B: Genau, irgendwas, was sich drehte, mechanisch.

Mechanisch ist immer doof, das kann schnell kaputt gehen.

Da haben wir jetzt so ein Mastmodul, so heißen eben die Aufbauten, in Mastmodule integriert.

Das sind sogenannte Phased-Array-Radar.

Wie gesagt, da bewegt sich nichts mehr.

Die können elektronisch ihre „Blickrichtung“ ändern und mit diesen vier Flächen kann

ich tatsächlich auch einmal rundherum um das Schiff den Seeraum und den Luftraum überwachen.

A: Also quasi durchgängig, nicht nur in eine Richtung, sondern alle Richtungen,

immer?

B: Durchgängig, omnidirektional, zeitgleich kann ich den Seeraum und Luftraum

überwachen und bis zu einer Entfernung von rund 250 Seemeilen auch alles sehen und bis

zu 1000 Ziele auch sauber verfolgen, also nicht nur sehen sondern auch ihre Bahn weiterverfolgen

und auch eine Vorhersage treffen, wo diese Kontakte dann irgendwann hin auswandern und

wohin sie auswandern.

A:] Und woher kommt diese Schiffsform?

Also da sind ja mehrere Flächen an der Seite, man sieht ja auch fast nichts mehr, also da

sind keine Vorsprünge, keine Luken, noch nicht mal Besatzung kann man sich da irgendwo

vorstellen.

B: Naja, woher die Form jetzt kommt?

Das ist sicherlich einmal durch die technischen Anforderungen an einen an so ein Radar gegeben,

dass die Formen halt so groß sind und dass sie dann auch solche Mastmodule zur Aufnahme

benötigen.

Zum anderen ist die Form des Schiffes aber auch, ich will nicht sagen stealth, also dass

man das Schiff auf dem Radar selber nicht sehen kann, aber es soll auf jeden Fall die

sogenannte Radar cross-section, also das, was an Radarstrahlen wieder zurückgeworfen

wird und ein anderer Sensor dann auffassen kann von diesem Schiff, das soll auf jeden

Fall reduziert werden und zwar signifikant reduziert werden gegenüber so einem Händler

oder einem Handelsschiff, das sich über RCS - Radar cross-section - keine Gedanken macht.

A: Die Bordkanone vorne, die sticht direkt heraus, die haben wir vorhin

schonmal erwähnt ganz kurz.

Die sieht auf dem Foto erstmal vollkommen unbemannt aus.

Ist die also wahrscheinlich ferngesteuert?

So würde ich das nennen.

B: Wie so ziemlich alle Waffensysteme an Bord ist auch diese Rohrwaffe

Das ist kein Flugkörpersystem, sondern eine Rohrwaffe.

Sie ist ferngesteuert aus der Operationszentrale heraus.

Und selbst die Beladung der Kanone muss nicht mehr manuell erfolgen, sondern ich belade

gewisse Trommeln in der Munitionskammer vor und kann dann eine gewissen Weile

je nachdem wie viele Patronen ich verschießen

muss oder will.

dann ohne Besatzung dem Geschütz die Waffe einsetzen.

A: Wie ist die Reichweite so eines Geschützes?

B: Die Reichweite ist es munitionsabhängig.

Wir haben also verschiedene Munitionstypen und die Reichweite geht so bis, ich sag mal,

knapp 100 km Reichweite.

A: Oh Gott, okay.

B: Das ist also auch eine der Hauptaufgaben, die wir mit dieser 127 mm Kanone

von der Firma Leonardo ausüben können.

Das ist nämlich das sogenannte Wirken von See an Land.

Das Heer würde das taktische Feuerunterstützung nennen.

A: Jetzt hatte ich noch eine Besonderheit gelesen in der Statistik:

Ein Geschütz bzw. ein, ich weiß nicht ob es Maschinengewehr ist, was sich heraus fahren

lässt an der Seite.

B: Ja, Sie reden von den sogenannten Heavy Machine Guns HMG, 12,7 mm.

Davon haben wir fünf Geschütze an Bord, das sind also auch Rohrwaffen.

Davon 2 Geschütze an Steuerbord, also an der rechten Seite des Schiffes, 2 Geschütze

an Backbord, also an der linken Seite des Schiffes.

kann man soweit ausklappen in ihrer Grund-Plattform, dass ich mit den Rohrwaffen

bis an die Bordwand heran schießen kann.

Ich habe ja, glaube ich, eingangs darüber gesprochen, dass diese Schiffe auch für sogenannte

asymmetrische Bedrohungen, für den Kampf gegen nicht-reguläre Truppen ausgerüstet

sind.

Und asymmetrische Bedrohungen sind Piraten, sind Terroristen, und die kommen auch mit

Kampfmitteln an, die nicht so regulär sind, paramilitärisch.

Und die sind manchmal ganz gemein, die kommen als normales Fischerboot an, drehen dann plötzlich

ein und sind schon sehr nah dann an unsere Fregatte dran bevor wie sie als Bedrohung

identifizieren.

Und mit diesen Waffen können wir halt diese Bedrohung, wenn man sie denn tatsächlich

erst sehr spät als solche wahrnehmen, noch bis an die Bordwand heran bekämpfen, so dass

z.B. derjenige der an der Hafflinie an das Schiff anbringen will, dann dort noch abgewehrt

werden könnte.

A: Und das hatten die Schiffe aus den vorherigen Klassen nicht?

Das ist einmalig hier bei der Klasse?

B: Das ist erstmalig bei dieser Schiffsklasse.

Bislang hatten die Schiffe immer einen gewissen Totbereich, das heißt einen Bereich direkt

um das Schiff herum, in dem die Waffen nicht zur Wirkung kommen konnten.

Und jetzt mit dem neuen Waffensystemen „Heavy machine gun“ haben wir halt diesen Totbereich

nahezu auf null runtergefahren.

A: Herr Kapitän, wie ist denn so die Reichweite einer solchen Fregatte?

Kann die von, sag ich mal, vom Nordpol bis zum Südpol fahren?

B: Lassen Sie mich kurz nachrechnen.

Ich glaube, das wird knapp.

Ne, nicht ganz.

Aber in der Regel ist es das Schiff ja auch ein Schiff, das im Verband fährt, entweder

im Verband ein Tankschiff oder in einem multinationalen Schiffsverband ein Tankschiff dabeihat, wo

es nachtanken kann.

Aber grundsätzlich liegt je nach Fahrprofil, das heißt je nach Geschwindigkeit, die das

Schiff läuft, die Reichweite zwischen 5.000 und 7.000 Seemeilen, wieder umgerechnet wäre

das 9.000 bis 13.000 km.

A: Gibt es eine Temperatur,

Das ist bestimmt auch irgendwie abhängig, sehr große Hitze oder sehr große Kälte?

was so eine Fregatte nicht abkann?

B: Also was so ein Schiff abkann oder nicht abkann, das werden wir in der Nutzung

sicherlich dann noch mal erfahren, aber konzipiert ist das Schiff für Wassertemperaturen von

minus 2 Grad bis plus 30 Grad.

Und Lufttemperatur?

Das weiß ich gar nicht.

Da hat das etwas mit dem Wassergehalt und dem thermischen Energiegehalt der Luft zu

tun, also ganz kompliziert, was die Konstrukteure sich da ausgedacht haben, aber letztlich können

wir, wie gesagt, weltweit operieren und auch in den Tropen.

Die Kühlleistung für die Anlagen und für das Klima im Schiff sind derart ausgelegt,

dass ich also auch in Äquatornähe operieren kann.

A: Wenn jetzt das Schiff an die Marine übergeben wird, wird die Marine

dann noch eine Testphase einleiten, bevor es als erstes in Einsatz geht?

B: Mit der Fregatte „Baden-Württemberg“, der „First of class“, haben wir ein Jahr

Erprobung unter Marineführung durchgeführt.

Die Teste und Nachweise, die durch die Industrie durchgeführt werden, das sind klinische Teste,

die prüfen wirklich nur technische Parameter ab.

Wir haben mit der „Baden-Württemberg“ ein Jahr die sogenannte Einsatzprüfung gefahren.

Wir haben die Funktion des Schiffes in einem operativen Umfeld erprobt.

Also das ist ein bisschen anders, da drückt nämlich auch mal der Matrose XY auf eine

Taste, wenn das im Prüfablauf gar nicht vorgesehen ist und das ist dann normaler Betrieb.

Das wäre bei einer technischen Prüfung der Industrie nicht denkbar, da werden wirklich

nur die Knöpfe gedrückt, die auch auf der Prüfprozedur draufstehen.

So, und das haben wir durchgeführt und sind bislang zum Schluss gekommen: Ja, es gibt

noch kleinere Dinge, wo man noch mal nachbessern muss, aber grundsätzlich erfüllt das Schiff

die an sie gestellten Anforderungen.

A: Müsste jetzt die „Nordrhein-Westfalen“ oder die „Rheinland-Pfalz“ auch noch mal ein Jahr getestet werden?

B: Nein, für die Folgeschiffe ist dieses Jahr Test und Einsatzprüfung nicht

erforderlich.

Diese Schiffe werden lediglich noch mal anteilig, ganz kleine Anteile, der Einsatzprüfung durchführen,

wenn nämlich Waffensysteme endgültig fertig gestellt worden sind.

Weil, wir sind auch parallel zum Realisierungsprozess, in dem wir uns noch befinden, sind wir auch

noch in der Verbesserung der Anlagen.

Das läuft dann über sogenannte Änderungsanträge des Bauvertrags, die sich ganz allein aufgrund

sich ändernder Vorschriftenlage oder sich ändernder Weltlage ergeben in einer Realisierung,

die ja schon seit 2007 andauert. 2007 wurde der Bauvertrag geschlossen.

A: Das ist schon eine Weile her.

Seitdem hat sich viel getan, denke ich mir.

B: In der Zeit hat sich viel getan und deshalb müssen wir auch noch in

bisschen nachbessern, ändern.

Und diese Änderungen sind natürlich noch nicht alle auf der „Baden-Württemberg“

eingeflossen.

Die werden spätestens dann mit der Fregatte „Rheinland-Pfalz“, dem vierten Schiff,

abgeliefert werden und werden dann, in diesen kleinen Anteilen, noch mal einer Einsatzprüfung

unterzogen.

Damit dann die Marine am Ende des Tages ist ein gutes Bild hat über das, was sie mit

dem Schiff tatsächlich machen kann.

A: Alles zu den neuen Fregatten der Klasse F125 finden Sie auf der Internetseite

bundeswehr.de unter Ausrüstung plus Technik in der Kategorie See oder besuchen Sie uns

auf unserem digitalen Tag der Bundeswehr.

Denn am 13.

Juni berichten wir von 11:00 Uhr bis 12:45 Uhr live von der Indienststellung der Fregatte

„Nordrhein-Westfalen“.

Klicken Sie sich rein auf YouTube, dem Kanal Bundeswehr exclusive, am 13.

Juni von 11:00 Uhr bis 12:45 Uhr.

Wir melden uns ab aus dem Funkkreis.

Das war Kapitän Peter Rohde, vielen vielen Dank.

B: Ja, ich danke auch.

Und ich hoffe, dass Sie auch mal die Gelegenheit bekommen das Schiff, vielleicht auf dem Deich stehend,

oder an sich vorüber ziehen zu können..

Es ist wirklich ein imposantes Bild.


Podcast #28: Indienststellung Fregatte "Nordrhein-Westfalen" | Bundeswehr Podcast #28: Commissioning of frigate "Nordrhein-Westfalen" | Bundeswehr Podcast #28: Entrada em serviço da fragata "Nordrhein-Westfalen" | Bundeswehr

A: Herzlich willkommen.

Mein Name ist Stabsunteroffizier Jasmin Brünnecke.

Unser Blick richtet sich aufs Wasser in dieser Woche.

Die Marine hat ein neues Baby in der Flotte: die „Nordrhein-Westfalen“ - ein modernes

Schiff, völlig neue Fregatte, neue Klasse, mit einem Aufgabenspektrum am Zahn der Zeit.

Am Telefon habe ich jetzt und heute einen Fachmann dazu: Kapitän Peter Rohde, bevollmächtigter

Vertreter der Marine im Projekt der F125.

Moin, Herr Kapitän.

B: Ja, guten Tag, Frau Brünnecke.

A: Hallo, schön, dass Sie die Zeit gefunden haben, darüber freue

ich mich sehr.

B: Ich freue mich auch, dass ich bisschen was zu meinem „Baby“ sagen darf

Wir wollen am 10.

Juni das zweite Schiff in Dienst stellen, nach der „Baden-Württemberg“ jetzt die

„Nordrhein-Westfalen“.

Und dann wollen wir auch möglichst schnell mit den beiden Schiffen in den Routinebetrieb

übergehen.

A: Jetzt muss ich als Nicht-Wasserratte, als totales Landei, einmal frage

Woher kommt die Bezeichnung F125?

B: Ja, das „F“ steht für Fregatte.

Das ist so ein etwas größeres Kampfschiff, das mehrere Aufgaben über Wasser, unter Wasser, in der Luft, wahrnehmen kann

also im Bereich Verteidigung und Erfassung von Signalen,

also das Umfeld beobachten.

Und 125 ist eine Zählweise der Fregatten-Klassen.

Die 125 steht für die Klasse und das ist nach der Fregatte Klasse 120, 121, 122, 123,

124 die logische Folgerung, dass die Fregatte jetzt die Klasse 125 hat.

A: Okay.

Und ich habe gelernt, dass die „Baden-Württemberg“-Klasse

immer nach dem ersten Schiff benannt wird.

Ist das richtig?

B: Genau, die sogenannte „First of class“ ist die Fregatte „Baden-Württemberg“,

die wir im letzten Jahr Ende April von der Industrie abgenommen haben und am 17.

Juni 2019 dann in Dienst gestellt haben.

A: Es gibt also vier Schiffe.

Die sind aber noch nicht alle fertig.

Wie lange wird das ungefähr dauern, bis die dann alle im Hafen liegen?

B: Tatsächlich liegen die vier Schiffe alle schon im Hafen.

Sie gehören nur nicht der Bundeswehr bzw. der Marine.

A: Aha?

B: Wir haben also ein Schiff, die „Baden-Württemberg“ abgenommen und

in Dienst gestellt.

Das heißt, die gehört auch schon der Marine.

Die „Nordrhein-Westfalen“ wollen wir am 10.

Juni in Dienst stellen, die gehört schon der Bundeswehr aber noch nicht der Marine.

Am 10.

Juni gehört sie dann der Marine.

Und die anderen beiden Schiffe, das sind die „Sachsen-Anhalt“ und die „Rheinland-Pfalz“,

die befinden sich derzeit bei der ARGE, das ist der Auftragnehmer, die Arbeitsgemeinschaft

Fregatte Klasse 125, noch in der Erprobung, in den Nachweisen, bevor sie dann an die Bundeswehr

ausgeliefert wird.

Die Auslieferung an die Bundeswehr soll ein Schiffes nach Möglichkeit noch in diesem Jahr

Und das letzte Schiff, die sogenannte „Last of class“, die „Rheinland-Pfalz“, soll

dann im nächsten Jahr an die Bundeswehr übergeben werden und dann sukzessive auch an die Marine

übergeben und in Dienst gestellt werden.

A: Und das ist trotz Corona auch so zu halten, denken Sie?

B: Wir unternehmen natürlich schon Anstrengungen, um auch die Sicherheitsabstände

und die Verbreitung des Virus zu unterbinden.

Haben glücklicherweise im Bereich der Erprobung derzeit aber noch keine signifikanten

Einschränkungen, so dass wir aufgrund von Corona in Zeitverzug kommen könnten.

Zeitverzüge, wenn man sie denn überhaupt als solche nennen will, haben wir nur dort,

wo Industrie z.B. aus Italien anreisen muss …

A: Anlieferung?

B: … und Arbeiten an Bord durchzuführen, also Einstellungen von Anlagen,

Reparatur von Anlagen oder Ergänzung von Anlagenteilen.

Das ist z.B. die Firma Leonardo, die für die große Kanone aus Italien anreisen müsste.

Die darf momentan nicht und deshalb stockt so ein bisschen der Fortschritt, was die Kanone

angeht, aber im Gesamtprojektfortschritt haben wir derzeit noch keine signifikanten Verzögerungen

deshalb.

A: Jetzt haben Sie es schon verraten: Die Bordkanone ist etwas ganz Besonderes,

weil sie ferngesteuert ist.

ein völlig neues System.

Vielleicht können Sie darüber ein bisschen was erzählen, dass wird direkt mal erzählen,

warum diese Fregatte so besonders.

A: Ja, warum ist die Fregatte so besonders?

Da möchte ich doch gar nicht gleich auf die Kanone eingehen, sondern erstmal, warum haben

wir diesen neuen Fregatten-Typ überhaupt beschafft.

A:Ja, gern.

B: Die Vorläufer der Fregatten-Klassen, die kommen alle noch aus einer Zeit des Kalten Krieges, wo man halt in Blöcken gedacht hat, Warschauer Pakt und die Nato.

Und da hat man quasi in Richtung großer vaterländischer Krieg, das heißt da wird viel geschossener,

da befindet man sich also wirklich in Linie mit seinem Feind gegenüber und soll schießen.

Wir haben dann nach diesem Paradigmenwechsel, dem Ende des Warschauer Paktes und damit auch

des Kalten Krieges, haben wir festgestellt, dass wir in ganz anderen Szenarien operieren

müssen.

Wir haben jetzt viel mit Triaden zu tun.

Wir müssen Seewege schützen.

Wir führen Embargo-Operationen durch und da brauche ich ganz andere Typen von Schiffen.

A: Also eher zur Seeraumüberwachung?

B: Genau, Seeraumüberwachung ist auch gleich der erste Punkt.

In der Dimension See müssen wir unsere Macht, unsere Autorität, dahingehend zum Ausdruck

bringen, dass wir halt Seewege überwachen können, dass wir Seewege sichern können,

damit wir auch unsere Handelsrouten sichern und andere Nationen oder Organisationen.

Das nennt sich dann asymmetrische Kräfte verhindern, dass diese ein Machtpotenzial

in einer Region entstehen lassen, das den freien Welthandel z.B. beeinträchtigt.

Und dafür sind die Schiffe ausgerüstet und konzipiert.

Sie können nämlich bis zu zwei Jahre im Einsatzgebiet stehen, ohne großartig in eine

Instandsetzungsphase zu gehen.

Das ist neu.

Sie haben nur sehr geringe Besatzung gegenüber den vorherigen Schiffsklassen.

Damit tragen wir auch, unter anderem, dem sogenannten Fachkräftemangel Rechnung.

Wir gehen davon aus, dass wir nicht mehr so viel Personal bekommen und deshalb bestücken

wir unsere Besatzung halt mit weniger Personal.

Das erfordert wiederum einen hohen Automationsgrad, viel Digitalisierung - Digitalisierung auch,

um modern zu bleiben.

Und in diesem Zusammenhang: Die Schiffe, die circa eine Verdrängung von 7.200 Tonnen haben

und damit ungefähr eineinhalbmal größer sind als vorausgegangene Einheiten der Klasse

123-124, haben nur noch einen Stammbesatzung von 126 Personen.

A: Wie schafft die das dann in diesem Einsatzzeitraum von zwei Jahren

mit so wenig Leuten?

B: Der Einsatzzeitraum mit so wenig Leuten, das wäre machbar.

Aber wir müssen natürlich auch attraktiv bleiben und deshalb haben wir mal festgelegt,

wir beschaffen nicht nur vier Schiffe, sondern wir bauen parallel auch 8 Besatzungen auf.

Und mit diesen 8 Besatzungen wollen wir es hinkriegen, dass die Besatzungen auf den Schiffen

im Einsatzgebiet nur maximal vier Monate auf dem Schiff bleiben und dann wieder nach Deutschland

zurück gehen, durch eine andere Besatzung abgelöst werden und dann nachdem sie abgelöst

wurden, zwölf Monate zumindest nicht mehr in einen Einsatz müssen, also fernab von

der Heimat eingesetzt werden.

A: Wenn wir jetzt schon beim Einsatzszenario sind, was könnten Sie

sich so vorstellen?

Vielleicht können wir uns mal, für alle die so Landratten sind, ein Szenario zeichnen.

B: Ein Szenario, formal heißt das Stabilisierungsoperation, maritime Stabilisierungsoperation.

Das heißt, ein Schiff liegt im Küstenvorfeld eines Landes, welches entweder zu schützen

ist oder eines Landes, welches bedrohlich auf den Seeraum einwirkt, z.B. weil es Piraten

Unterkunft gewährt oder weil dort Kräfte sind, die den freien Welthandel beeinträchtigen.

Und das Schiff überwacht dann dort, im Küstenvorfeld liegend, den Seeraum und bringt mit seinem

und dann komme ich wieder auf ihre vorherige Frage zurück, was ist das besondere an F125

bringt dann

z.B.

Schiffe, deren Inhalt nicht bekannt ist, da rede ich dann so über Themen wie Handelsembargo

oder Waffenembargo viel eher, bringt diese Händler dann, die sie detektiert hat, bringt

sie auf mit ihrem vier Busterbooten.

Das sind große Schlauchboote, 10,1 m große Schlauchboote, die sehr schnell übers Wasser

fahren mit bis zu 35 Knoten.

A: Also für so einen landorientierten Menschen wie mich, wie viel wäre das in kmh?

B: Achso, ja, 35 Knoten ist ungefähr so … mal 1,8 … das wären so

65 - 70 Stundenkilometer.

A: Ohja, doch, also das ist ziemlich zügig auf Wasser.

B: Genau, und so ein Handelsschiff kann dann entsprechend auch nicht davonfahren

- also fliehen, sodass diese Busterboote, wie wir sie nennen, sehr schnell aufschließen

können und ihr Personal an Bord zur Überprüfung der Ladung und der Frachtpapiere übergehen können.

A: Okay.

Kommen wir mal zu dem äußeren Antlitz dieses Schiffes.

Wenn man auf bundeswehr.de geht, unter Ausrüstung: Unter „See“ kann man sich das Schiff ja

auch mal angucken, oder die Schiffe.

Da gibt's ja schon Fotos darüber.

Jetzt hat das eine ganz bestimmte Form.

Ich würde mal sagen sehr futuristisch.

Woran liegt das?

B: Sehr futuristisch, ja, das haben Sie schön ausgedrückt.

Letztlich hat das Schiff ja zwei große Mastmodule, eins im vorderen Schiffsbereich und eins im

achtern Schiffsbereich.

Diese Mastmodule sind so voluminös, sag ich mal, weil sich dort jeweils zwei Flächen

einer nicht mehr rotierenden Radaranlage, also eines Sensors, verbergen.

A: Okay, also das, was früher richtig groß und rund und oben drauf

war?

B: Genau, irgendwas, was sich drehte, mechanisch.

Mechanisch ist immer doof, das kann schnell kaputt gehen.

Da haben wir jetzt so ein Mastmodul, so heißen eben die Aufbauten, in Mastmodule integriert.

Das sind sogenannte Phased-Array-Radar.

Wie gesagt, da bewegt sich nichts mehr.

Die können elektronisch ihre „Blickrichtung“ ändern und mit diesen vier Flächen kann

ich tatsächlich auch einmal rundherum um das Schiff den Seeraum und den Luftraum überwachen.

A: Also quasi durchgängig, nicht nur in eine Richtung, sondern alle Richtungen,

immer?

B: Durchgängig, omnidirektional, zeitgleich kann ich den Seeraum und Luftraum

überwachen und bis zu einer Entfernung von rund 250 Seemeilen auch alles sehen und bis

zu 1000 Ziele auch sauber verfolgen, also nicht nur sehen sondern auch ihre Bahn weiterverfolgen

und auch eine Vorhersage treffen, wo diese Kontakte dann irgendwann hin auswandern und

wohin sie auswandern.

A:] Und woher kommt diese Schiffsform?

Also da sind ja mehrere Flächen an der Seite, man sieht ja auch fast nichts mehr, also da

sind keine Vorsprünge, keine Luken, noch nicht mal Besatzung kann man sich da irgendwo

vorstellen.

B: Naja, woher die Form jetzt kommt?

Das ist sicherlich einmal durch die technischen Anforderungen an einen an so ein Radar gegeben,

dass die Formen halt so groß sind und dass sie dann auch solche Mastmodule zur Aufnahme

benötigen.

Zum anderen ist die Form des Schiffes aber auch, ich will nicht sagen stealth, also dass

man das Schiff auf dem Radar selber nicht sehen kann, aber es soll auf jeden Fall die

sogenannte Radar cross-section, also das, was an Radarstrahlen wieder zurückgeworfen

wird und ein anderer Sensor dann auffassen kann von diesem Schiff, das soll auf jeden

Fall reduziert werden und zwar signifikant reduziert werden gegenüber so einem Händler

oder einem Handelsschiff, das sich über RCS - Radar cross-section - keine Gedanken macht.

A: Die Bordkanone vorne, die sticht direkt heraus, die haben wir vorhin

schonmal erwähnt ganz kurz.

Die sieht auf dem Foto erstmal vollkommen unbemannt aus.

Ist die also wahrscheinlich ferngesteuert?

So würde ich das nennen.

B: Wie so ziemlich alle Waffensysteme an Bord ist auch diese Rohrwaffe

Das ist kein Flugkörpersystem, sondern eine Rohrwaffe.

Sie ist ferngesteuert aus der Operationszentrale heraus.

Und selbst die Beladung der Kanone muss nicht mehr manuell erfolgen, sondern ich belade

gewisse Trommeln in der Munitionskammer vor und kann dann eine gewissen Weile

je nachdem wie viele Patronen ich verschießen

muss oder will.

dann ohne Besatzung dem Geschütz die Waffe einsetzen.

A: Wie ist die Reichweite so eines Geschützes?

B: Die Reichweite ist es munitionsabhängig.

Wir haben also verschiedene Munitionstypen und die Reichweite geht so bis, ich sag mal,

knapp 100 km Reichweite.

A: Oh Gott, okay.

B: Das ist also auch eine der Hauptaufgaben, die wir mit dieser 127 mm Kanone

von der Firma Leonardo ausüben können.

Das ist nämlich das sogenannte Wirken von See an Land.

Das Heer würde das taktische Feuerunterstützung nennen.

A: Jetzt hatte ich noch eine Besonderheit gelesen in der Statistik:

Ein Geschütz bzw. ein, ich weiß nicht ob es Maschinengewehr ist, was sich heraus fahren

lässt an der Seite.

B: Ja, Sie reden von den sogenannten Heavy Machine Guns HMG, 12,7 mm.

Davon haben wir fünf Geschütze an Bord, das sind also auch Rohrwaffen.

Davon 2 Geschütze an Steuerbord, also an der rechten Seite des Schiffes, 2 Geschütze

an Backbord, also an der linken Seite des Schiffes.

kann man soweit ausklappen in ihrer Grund-Plattform, dass ich mit den Rohrwaffen

bis an die Bordwand heran schießen kann.

Ich habe ja, glaube ich, eingangs darüber gesprochen, dass diese Schiffe auch für sogenannte

asymmetrische Bedrohungen, für den Kampf gegen nicht-reguläre Truppen ausgerüstet

sind.

Und asymmetrische Bedrohungen sind Piraten, sind Terroristen, und die kommen auch mit

Kampfmitteln an, die nicht so regulär sind, paramilitärisch.

Und die sind manchmal ganz gemein, die kommen als normales Fischerboot an, drehen dann plötzlich

ein und sind schon sehr nah dann an unsere Fregatte dran bevor wie sie als Bedrohung

identifizieren.

Und mit diesen Waffen können wir halt diese Bedrohung, wenn man sie denn tatsächlich

erst sehr spät als solche wahrnehmen, noch bis an die Bordwand heran bekämpfen, so dass

z.B. derjenige der an der Hafflinie an das Schiff anbringen will, dann dort noch abgewehrt

werden könnte.

A: Und das hatten die Schiffe aus den vorherigen Klassen nicht?

Das ist einmalig hier bei der Klasse?

B: Das ist erstmalig bei dieser Schiffsklasse.

Bislang hatten die Schiffe immer einen gewissen Totbereich, das heißt einen Bereich direkt

um das Schiff herum, in dem die Waffen nicht zur Wirkung kommen konnten.

Und jetzt mit dem neuen Waffensystemen „Heavy machine gun“ haben wir halt diesen Totbereich

nahezu auf null runtergefahren.

A: Herr Kapitän, wie ist denn so die Reichweite einer solchen Fregatte?

Kann die von, sag ich mal, vom Nordpol bis zum Südpol fahren?

B: Lassen Sie mich kurz nachrechnen.

Ich glaube, das wird knapp.

Ne, nicht ganz.

Aber in der Regel ist es das Schiff ja auch ein Schiff, das im Verband fährt, entweder

im Verband ein Tankschiff oder in einem multinationalen Schiffsverband ein Tankschiff dabeihat, wo

es nachtanken kann.

Aber grundsätzlich liegt je nach Fahrprofil, das heißt je nach Geschwindigkeit, die das

Schiff läuft, die Reichweite zwischen 5.000 und 7.000 Seemeilen, wieder umgerechnet wäre

das 9.000 bis 13.000 km.

A: Gibt es eine Temperatur,

Das ist bestimmt auch irgendwie abhängig, sehr große Hitze oder sehr große Kälte?

was so eine Fregatte nicht abkann?

B: Also was so ein Schiff abkann oder nicht abkann, das werden wir in der Nutzung

sicherlich dann noch mal erfahren, aber konzipiert ist das Schiff für Wassertemperaturen von

minus 2 Grad bis plus 30 Grad.

Und Lufttemperatur?

Das weiß ich gar nicht.

Da hat das etwas mit dem Wassergehalt und dem thermischen Energiegehalt der Luft zu

tun, also ganz kompliziert, was die Konstrukteure sich da ausgedacht haben, aber letztlich können

wir, wie gesagt, weltweit operieren und auch in den Tropen.

Die Kühlleistung für die Anlagen und für das Klima im Schiff sind derart ausgelegt,

dass ich also auch in Äquatornähe operieren kann.

A: Wenn jetzt das Schiff an die Marine übergeben wird, wird die Marine

dann noch eine Testphase einleiten, bevor es als erstes in Einsatz geht?

B: Mit der Fregatte „Baden-Württemberg“, der „First of class“, haben wir ein Jahr

Erprobung unter Marineführung durchgeführt.

Die Teste und Nachweise, die durch die Industrie durchgeführt werden, das sind klinische Teste,

die prüfen wirklich nur technische Parameter ab.

Wir haben mit der „Baden-Württemberg“ ein Jahr die sogenannte Einsatzprüfung gefahren.

Wir haben die Funktion des Schiffes in einem operativen Umfeld erprobt.

Also das ist ein bisschen anders, da drückt nämlich auch mal der Matrose XY auf eine

Taste, wenn das im Prüfablauf gar nicht vorgesehen ist und das ist dann normaler Betrieb.

Das wäre bei einer technischen Prüfung der Industrie nicht denkbar, da werden wirklich

nur die Knöpfe gedrückt, die auch auf der Prüfprozedur draufstehen.

So, und das haben wir durchgeführt und sind bislang zum Schluss gekommen: Ja, es gibt

noch kleinere Dinge, wo man noch mal nachbessern muss, aber grundsätzlich erfüllt das Schiff

die an sie gestellten Anforderungen.

A: Müsste jetzt die „Nordrhein-Westfalen“ oder die „Rheinland-Pfalz“ auch noch mal ein Jahr getestet werden?

B: Nein, für die Folgeschiffe ist dieses Jahr Test und Einsatzprüfung nicht

erforderlich.

Diese Schiffe werden lediglich noch mal anteilig, ganz kleine Anteile, der Einsatzprüfung durchführen,

wenn nämlich Waffensysteme endgültig fertig gestellt worden sind.

Weil, wir sind auch parallel zum Realisierungsprozess, in dem wir uns noch befinden, sind wir auch

noch in der Verbesserung der Anlagen.

Das läuft dann über sogenannte Änderungsanträge des Bauvertrags, die sich ganz allein aufgrund

sich ändernder Vorschriftenlage oder sich ändernder Weltlage ergeben in einer Realisierung,

die ja schon seit 2007 andauert. 2007 wurde der Bauvertrag geschlossen.

A: Das ist schon eine Weile her.

Seitdem hat sich viel getan, denke ich mir.

B: In der Zeit hat sich viel getan und deshalb müssen wir auch noch in

bisschen nachbessern, ändern.

Und diese Änderungen sind natürlich noch nicht alle auf der „Baden-Württemberg“

eingeflossen.

Die werden spätestens dann mit der Fregatte „Rheinland-Pfalz“, dem vierten Schiff,

abgeliefert werden und werden dann, in diesen kleinen Anteilen, noch mal einer Einsatzprüfung

unterzogen.

Damit dann die Marine am Ende des Tages ist ein gutes Bild hat über das, was sie mit

dem Schiff tatsächlich machen kann.

A: Alles zu den neuen Fregatten der Klasse F125 finden Sie auf der Internetseite

bundeswehr.de unter Ausrüstung plus Technik in der Kategorie See oder besuchen Sie uns

auf unserem digitalen Tag der Bundeswehr.

Denn am 13.

Juni berichten wir von 11:00 Uhr bis 12:45 Uhr live von der Indienststellung der Fregatte

„Nordrhein-Westfalen“.

Klicken Sie sich rein auf YouTube, dem Kanal Bundeswehr exclusive, am 13.

Juni von 11:00 Uhr bis 12:45 Uhr.

Wir melden uns ab aus dem Funkkreis.

Das war Kapitän Peter Rohde, vielen vielen Dank.

B: Ja, ich danke auch.

Und ich hoffe, dass Sie auch mal die Gelegenheit bekommen das Schiff, vielleicht auf dem Deich stehend,

oder an sich vorüber ziehen zu können..

Es ist wirklich ein imposantes Bild.