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2021 ZDF Sendung, heute journal vom 02.08.2021 - Schulbeginn in Norddeutschland - Sind wir auf Delta vorbereitet?; Impfung für Jugendliche

heute journal vom 02.08.2021 - Schulbeginn in Norddeutschland - Sind wir auf Delta vorbereitet?; Impfung für Jugendliche

Diese Untertitel sind live produziert.

Guten Abend.

Im Norden, in den Bundesländern Schleswig-Holstein

und Mecklenburg-Vorpommern, hat heute die Schule wieder begonnen.

Und mit den Urlaubern zurück kommt auch das Corona-Thema:

Wie werden die meist ungeimpften Schüler*innen geschützt?

Welche Quarantäne- bzw. Isolationsregeln gelten,

wenn es in der Schule positive Fälle gibt?

Letztlich geht es um die Frage nach der pandemischen Lernkurve:

Sind wir aus den Erfahrungen des letzten Herbstes schlauer geworden

oder gibt es wieder Chaos?

Wird Delta durch die Schulen rauschen oder lässt sich das verhindern?

Vor allem: Lässt sich verhindern,

dass es wieder Schulschließungen gibt?

Zeit genug, sich vorzubereiten, gab es.

Dass sich mit der Delta-Variante eine vierte Welle aufbaut,

ist auch längst bekannt.

Man darf also gespannt sein.

Henner Hebestreit berichtet aus Kiel.

Für gut 300 Kinder der Gerhart-Hauptmann-Grundschule

in Kiel-Ellerbek, geht das große Lernen wieder los.

Sie kommen aus den Ferien mit Blumen für die Lehrerinnen

und Nachweisen, dass sie frei sind von Corona.

Weil sich in Kiel immer mehr Menschen anstecken,

verteidigen sie ihre Schule gegen das Virus schon an der Pforte.

Wir wollen die Schule nicht wieder zumachen

und wir wollen auch keine Klassen in Quarantäne haben.

Wir werden sehr, sehr, sehr sorgfältig arbeiten,

um rechtzeitig zu testen, um sehr genau zu testen.

Und so beginnt das neue Schuljahr fast so, wie das alte aufgehört hat:

Regelmäßig müssen sie lüften

und im Unterricht lernen sie immer noch mit Masken.

Nicht so gerne, weil ich finde Masken nicht so toll,

aber das ist okay, weil ich mich daran schon gewöhnt habe.

Es geht mit der Maske, ich habe mich schon dran gewöhnt.

Und man schützt sich ja nur damit.

Gewöhnt haben sie sich hier in der 3d auch an die Corona-Tests.

Zwei Mal die Woche heißt es Stäbchen in die Nase.

Klassenlehrerin Anja Giessner dirigiert die Probenentnahme

nach sechs Wochen Ferien immer noch mit großer Routine.

Viermal drehen - eins, zwei, drei, vier.

Und rausnehmen.

Noch ein paar Minuten, dann weiß sie, ob sie mit dem Unterricht

loslegen kann oder beim Gesundheitsamt anrufen sollte.

Viele Lehrer starten trotz all dieser Maßnahmen

mit einem mulmigen Gefühl ins neue Schuljahr.

Sie fühlen sich nicht gut vorbereitet,

weil es an Personal fehlt.

Sie fühlen sich nicht gut vorbereitet,

weil die technische Ausstattung immer noch nicht gut ist.

Und sie fühlen sich auch nicht gut vorbereitet, weil es

sozusagen keinen Notfallplan für mögliche Verschlechterungen gibt.

Damit Corona den Bildungsbetrieb nicht noch einmal

erheblich beeinträchtigt, setzt auch Kiels Bildungsministerin Prien

auf eine Impfkampagne für Schüler.

Mobile Luftfilter sind im Norden dagegen umstritten.

Wenn man es z.B. über Nacht hat laufen lassen,

dann ist er am nächsten Morgen so gut wie kein Aerosol mehr zu finden.

Aber unter laufendem Betrieb gibt es entsprechende Untersuchungen,

dass dadurch die Konzentration des Aerosols

vielleicht um 50 % gesenkt werden kann.

Drastischere Auswirkungen sind da nicht zu erwarten.

Unabhängig davon will Schleswig-Holstein

die Kinder im neuen Schuljahr nicht noch einmal

aus den Klassenzimmern verbannen.

Alle unsere Pläne sehen genau das vor, kein Distanzlernen mehr,

sondern Hygieneregeln, die können auch mal verschärft werden,

aber alles im Präsenzunterricht in unseren Schulen.

Das klingt sehr absolut, also keine Hintertür, es bleibt dabei?

Genau.

Und so werden sie in der 3d auch im Winter die Fenster

immer wieder öffnen und sich regelmäßig testen.

Eins steht wohl fest: Je mehr Erwachsene geimpft sind,

desto geringer sind die Risiken,

wenn Kinder das Virus aus der Schule nach Hause tragen und umgekehrt.

Nur geht diese Rechnung nicht auf,

weil die Impfquote bislang nicht hoch genug ist.

Fürs Impfen bei den Erwachsenen zu werben, vor allem auch

bei den jungen Erwachsenen im partyfreudigen Alter,

ist eine Maßnahme.

Doch die Politik verlässt sich nicht allein darauf,

sondern erhöht jetzt auch den Druck,

die unter 17-Jährigen zu impfen.

Die Gesundheitsminister der Länder

haben sich nach ihrer Konferenz heute dazu eindeutig positioniert.

Das Problem dabei ist, dass die Ständige Impfkommission

dafür noch keine ausdrückliche Empfehlung ausgesprochen hat.

So entsteht ein Konflikt, der bei Eltern womöglich

noch mehr Verunsicherung auslöst.

Dazu gleich ein Gespräch.

Doch zunächst berichtet Britta Spiekermann.

Masken und Tests - alles wie gehabt, nach 1,5 Jahren Pandemie.

Landeschef*innen stellen sich jetzt die Zukunft anders vor.

Plötzlich soll es Impfangebote an Schulen geben,

z.B. in Schleswig-Holstein und in Mecklenburg-Vorpommern.

Schon in zwei Wochen.

Niemand übt Druck aus, die Impfung von Kindern und Jugendlichen

ist allein Entscheidung der Eltern, gemeinsam mit ihren Kindern.

Und das wird auch so bleiben.

Bund und Länder sind sich heute Abend ungewohnt einig

und wärmen einen alten Beschluss neu auf.

Es soll Tempo gemacht werden wegen der Herdenimmunität.

Was das Thema der Kinder- und Jugendimpfungen angeht,

haben wir einen einstimmigen Beschluss gefasst,

dass wir dieses Impfangebot jetzt in allen Ländern unterbreiten wollen.

Wir sind damit dem Beschluss gefolgt,

den wir bereits am 6. Mai gefasst haben, wo wir damals schon sagten,

wir wollen ein Impfangebot unterbreiten.

Damals war wenig Impfstoff da.

Jetzt ist ausreichend Impfstoff zu Verfügung.

In Schulen, in Praxen, in Zentren soll Kindern und Jugendlichen

ein Impfangebot bis Ende August 2021 gemacht werden,

ärztliche Aufklärung inklusive, Zustimmung der Eltern Voraussetzung.

Zunehmend in einer Außenseiter- position: Thomas Mertens,

Chef der STIKO, ein Mann der Vorsicht.

Er ist der Vorsitzende der unabhängigen Expertenkommission,

die maßgeblich ist für Impfempfehlungen.

Es gebe noch zu wenig Daten über mögliche Folgeschäden,

so seine Warnung.

Heute die Entscheidung - an ihm vorbei.

Für den weiteren Verlauf der Pandemie in Deutschland

wäre es absolut erforderlich,

dass sich die 18- bis 59-Jährigen vollständig impfen lassen.

Die Kinder spielen für den Verlauf der Pandemie in Deutschland

eine ausgesprochen untergeordnete Rolle.

Ich halte den Druck, den die Politik ausübt,

für den wenig hilfreich.

Der Druck der Politik: Mertens meint v.a. den Bundesgesundheitsminister.

Spahn drängt seit Langem auf eine allgemeine Empfehlung

für Kinder und Jugendliche - am Abend begrüßt Spahn

die Entscheidung nur kurz und schriftlich.

Jetzt ist schon von einer Entmachtung der STIKO die Rede.

Ein Affront ist es in jedem Fall.

Und noch einen Beschluss gibt es heute:

Ab September soll es Corona-Auffrischungsimpfungen geben,

v.a. in Pflegeinrichtungen und für kranke Menschen.

In diesem Punkt sind sich STIKO, Bund und Länder einig.

Als Fazit könnte man aber heute durchaus von einem Riss sprechen:

zwischen Politik und Expertenkommission.

Und der Vorsitzende der heutigen Ministerrunde ist

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek.

Guten Abend, Herr Holetschek. Guten Abend, Frau Slomka.

Die STIKO, die Ständige Impfkommission,

würde gerne noch etwas warten, um eine bessere Datenlage zu haben.

Warum hat die Politik es jetzt so eilig mit dem Impfen von Kindern

und Jugendlichen?

Na ja, wir haben eigentlich nichts Neues beschlossen als das,

was wir im Mai tatsächlich schon vollzogen haben.

Dass wir in Impfangebot machen unter der Voraussetzung,

dass eine ärztliche Aufklärung stattfindet,

dass die Sorgeberechtigten zustimmen,

nun eine gewisse Risikoabschätzung da ist.

Da hat die STIKO auch gesagt, dass das möglich ist.

Insofern ist es nichts Neues.

Aber Sie beginnen ja jetzt eine Art Kampagne.

Sie haben ja sich heute dafür auch extra getroffen,

um darüber zu sprechen,

wie man das Impfangebot für Kinder und Jugendliche breiter aufstellt,

sonst hätten Sie sich das Treffen ja heute eigentlich sparen können,

wenn es nichts Neues gäbe?

Wir haben ja jetzt schon 20 % dieser Altersgruppe,

die bereits einmal geimpft ist.

Und wir wollten jetzt noch einmal gemeinsam auch bestätigen,

dass es wichtig ist, dieses Impf- angebot in allen Ländern zu machen.

In vielen hat es schon statt- gefunden, und das war der Sinn,

das heute auch noch einmal sehr deutlich zu diskutieren.

Nun gibt es aber ja durchaus auch deutliche Kritik aus der Politik

an der STIKO, dass die anders entscheidet,

als das z.B. entsprechende Kommissionen und Behörden

in anderen Ländern tun.

Der SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach spricht sogar

von einer Außenseiterposition, die die deutsche STIKO einnehmen würde.

Sehen Sie das ähnlich kritisch?

Würden Sie sich wünschen, dass dann da doch jetzt schneller

eine Empfehlung käme, um die Eltern zu beruhigen?

Ich glaube, dass es für die STIKO da nicht einfach ist.

Die STIKO sieht den individuellen Fall,

wir müssen in der Pandemie natürlich noch mehr sehen, und ich denke, das,

was wir jetzt tun, von den Ländern, ist,

ein Angebot zu unterbreiten,

wo der Arzt auch noch mal eine wichtige Rolle spielt.

Insofern sind wir gut unterwegs, und ich habe heute wahrgenommen,

dass die STIKO die nächsten ein, zwei Wochen doch

zu einer Entscheidung kommen wird.

Die aber auch durchaus auch so ausfallen könnte,

dass sie keine Empfehlung ausspricht?

Deswegen ist die STIKO ein unabhängiges Gremium.

Aber sie schließt ja nicht aus,

dass die Möglichkeit der Impfung trotzdem gegeben ist.

Und das haben wir heute noch mal deutlich gemacht

und wollen das mit niedrig- schwelligen Angeboten untermauern.

Sie sprachen gerade einen ganz wichtigen Punkt an, als sie sagten,

die STIKO wägt nach anderen Kriterien womöglich ab,

nämlich nach individuellem Nutzen/ Risiko, und die Politik sieht eher

das epidemiologische Gesamtgeschehen, also Richtung Herdenimmunität.

Wenn da überhaupt irgendetwas in die Richtung möglich sein soll,

dann müssen auch die Kinder ran?

Ich denke, das individuelle Risiko ist ganz wichtig und wesentlich,

das darf man nicht ausblenden.

Aber wenn die Möglichkeit eröffnet ist, auch von der STIKO,

dass sie sagt, unter den bestimmten Parametern

ist ein solches Impfangebot okay, dann sollten wir das auch nutzen,

in dieser Zeit das auch zu machen.

Zumal ja jetzt zwei Impfstoffe da sind, die auch zugelassen sind.

Das war im Mai 2020 noch anders,

und da war auch noch weniger Impfstoff da.

Deswegen mussten wir dann erst auch in die vulnerablen Gruppen

noch mal reingehen.

Die STIKO sagt aber auch, diese Zulassungsstudie,

die ist ihnen zu wenig, das sind zu wenig Kinder,

die daran teilgenommen haben.

Ja, die STIKO hat einen bestimmten Blick auf das Thema

Das ist auch okay.

Aber sie schließt die Möglichkeit nicht aus, und deswegen denke ich,

ist es gut und richtig, wenn wir jetzt von dieser Möglichkeit

Gebrauch machen und ein Angebot unterbreiten.

Ein Angebot ist ja keine Verpflich- tung, sondern ist eine Option,

das anzunehmen.

Ich habe in vielen Impfzentren jetzt schon auch junge Menschen getroffen,

die gesagt haben, mir ist es ganz wichtig,

dass ich mich jetzt impfen lassen kann.

Wäre es nicht vor allem wichtig,

jetzt auch z.B. an die jungen Erwachsenen heranzugehen?

Da gibt es diese Diskussionen über: Soll man impfen oder nicht?

Auf der medizinisch-wissenschaft- lichen Seite eigentlich nicht.

Und das sind die, die jetzt auch viele Kontakte haben,

die lange eingesperrt waren, jetzt auch erst recht Partys feiern,

was ihnen auch jeder von Herzen gönnt.

Aber wäre nicht diese Gruppe über 17- 18-, 20-Jährige, die Studenten,

wären die jetzt nicht eigentlich wichtiger als zu sagen,

wir müssen jetzt unbedingt 12-, 13-, 14-Jährige impfen

und begeben uns in einen Konflikt mit der STIKO,

der dann auch Misstrauen weckt?

Das tun wir ja auch.

Wir haben jetzt viele Aktionen draußen, auch für Student*innen.

Auch für junge Erwachsene, wo wir noch mal wirklich werben

und drum bitten, dass man sich impfen lässt,

weil Impfen der Weg aus der Pandemie heraus ist.

Das eine schließt das andere tatsächlich nicht aus,

und den Konflikt mit der STIKO kann ich an der Stelle nicht erkennen,

weil wir ja einen Weg gehen, den die STIKO durchaus für möglich hält.

Und auf dieser Basis unterbreiten wir jetzt dieses Impfangebot.

Manche Eltern haben vielleicht auch das Gefühl,

ihr kriegt die Schulen nicht sicher genug gemacht,

keine Luftfilter und Ähnliches.

Dann müssen jetzt halt die Kinder geimpft werden,

weil es da Versäumnisse gibt?

Wir müssen dort sehr stark auf Testungen setzen,

auf das Thema Maske, auf Lüfter,

auch auf Reinigungsgeräte für die Luft.

Das tun wir auch mit verschiedenen Förderprogrammen des Bundes,

aber natürlich auch des Landes, wie in Bayern z.B.

Danke für das Interview. Gerne.

Nachher im heute journal up:date gibt es zu dem Thema

dann noch ein Interview mit dem FDP- Gesundheitspolitiker Andrew Ullmann,

der zugleich Professor für Infektiologie ist

und ein Kritiker der heutigen Beschlüsse.

In den Hochwassergebieten steht neben den Aufräumarbeiten

und der Bewältigung des ganzen Horrors,

der mit dieser Katastrophe einhergeht,

weiter eine brennende Frage im Raum:

Warum wurden so viele Menschen nicht rechtzeitig gewarnt

und aus ihren Häusern geholt?

Mit dem Thema geht es jetzt bei Heinz Wolf weiter.

Die Staatsanwaltschaft Koblenz teilte heute mit,

sie prüfe nach der Unwetterkatastrophe im Ahrtal

die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens

wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Tötung

und Körperverletzung infolge “möglicherweise unterlassener

oder verspäteter Warnungen oder Evakuierungen“.

Durch das Hochwasser sind in Rheinland-Pfalz

mind. 138 Menschen ums Leben gekommen.

Besonders schwer betroffen ist der Kreis Ahrweiler.

In zahlreichen Orten sind Infrastruktur

und Häuser vollständig zerstört.

Das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe hat ein Spendenkonto

für die vom Hochwasser betroffenen Regionen eingerichtet.

Seit Tagen schon wüten in zahlreichen Urlaubsregionen

am Mittelmeer verheerende Waldbrände.

Besonders kritisch ist die Lage in der Türkei.

Dort sind bereits acht Menschen ums Leben gekommen.

Teilweise mussten Menschen mit Booten in Sicherheit gebracht werden.

Starke Winde lassen Brandherde immer wieder neu entfachen.

Italien hat landesweit mehr als 800 Waldbrände gemeldet

und europäische Hilfe angefordert.

Besonders betroffen sind Sizilien,

Sardinien und das Umland von Pescara an der Adria.

Die Menschen kämpfen auch in Griechenland gegen viele Waldbrände,

Rhodos und der Peleponnes sind betroffen.

Dazu kommt eine extreme Trockenheit

und eine Hitzewelle mit Temperaturen bis zu 45 Grad.

Mit mehreren Veranstaltungen wurde heute

an die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma erinnert,

so auch mit einer Kranzniederlegung

zum heutigen Europäischen Gedenktag für Sinti und Roma

im Beisein des Zentralrats- vorsitzenden Rose.

Mit dem 2. August wird an die Ermordung

etwa 4.300 bis zu diesem Tag 1944

noch im NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau

verbliebenen Sinti und Roma erinnert.

Die belarussische Olympia-Sprinterin Kristina Timanowskaja

hat von der polnischen Botschaft in Tokio ein humanitäres Visum erhalten.

Die 24-Jährige hatte zuvor erklärt,

sie habe nach öffentlicher Kritik an belarussischen Sportfunktionären

gegen ihren Willen aus Japan ausgeflogen werden sollen.

Mehr dazu und zu den sportlichen Höhepunkten

bei den Olympischen Spielen

am Ende dieser Sendung oder in der ZDF-Mediathek.

Wegen vermehrter illegaler Grenzübertritte von Belarus

in das EU-Land Litauen erhebt die Europäische Kommission

schwere Vorwürfe gegen die belarussische Regierung.

Präsident Lukaschenko hatte in der Vergangenheit offen damit gedroht,

als Reaktion auf EU-Sanktionen

Migranten nach Litauen passieren zu lassen.

EU-Innenkommissarin Johansson besuchte heute u.a.

einen Grenzübergang und ein Aufnahmecamp im Südosten von Litauen.

In der Hauptstadt Vilnius sagte sie am Rande von Gesprächen

mit dem litauischen Präsidenten Nauseda mehr Unterstützung

beim Grenzschutz zu.

Im Umgang mit Diktaturen

werden sich die Europäer in den nächsten Jahren

noch warm anziehen müssen.

Belarus ist da nur ein kleiner Player,

die wirklich großen sind natürlich Russland und China, vor allem China.

Die deutsche Politik gegenüber Peking ist bislang ein ständiger Spagat

zwischen politischer Sorge einerseits

und andererseits enormen Wirtschaftsinteressen -

und dem Bedarf nach Zusammenarbeit bei Klimaschutz und anderen Themen.

Der globale Machtanspruch der Chinesen ist allerdings

so groß geworden und den westlichen Verbündeten ein solcher Dorn im Auge,

dass nun auch die Bundeswehr Flagge zeigt.

Heute startete die Fregatte "Bayern" eine siebenmonatige Reise

durch die Weltmeere.

Hauptziel ist der Indopazifik, der v.a. im Südchinesischen Meer

eine Menge Konfliktzonen bietet.

Andreas Kynast mit den Hintergründen.

Es ist ein sehr bundesdeutscher Abschied

im Marinestützpunkt Wilhelmshaven zu einer sehr bundesdeutschen Mission.

Vor den rund 200 Soldaten der Fregatte "Bayern"

liegen fast sieben Monate,

fast ein Dutzend Hafenstädte und ein nur fast lösbarer Auftrag.

Dass ein 27 Jahre altes Kriegsschiff China ein bisschen abschrecken,

aber bloß nicht verärgern soll, ist das bundesdeutscheste daran.

Von Wilhelmshaven nimmt die Fregatte "Bayern" zunächst Kurs

auf das Mittelmeer, wo die NATO

mit der Operation "Sea Guardian" Terrorismus verhindern soll.

Dann durch das Rote Meer zur EU-Mission "Atalanta".

Auftrag: die Seefahrt vor Piraten schützen.

Dann weiter durch den Pazifik, bis unter anderem Japan, Südkorea

und schließlich in die politischen Untiefen vor der Küste Chinas.

Das ist kein Zeichen gegen irgendjemanden.

Das ist wirklich ein Zeichen für die regelbasierte Ordnung,

für die Freiheit, für die Freiheit von Schifffahrt,

von der wir als Exportnation abhängig sind

und auch profitieren und ja,

es ist ein Zeichen auch an die Verbündeten,

auch an die Like-Minded-Staaten im indopazifischen Raum.

Von den "like minded", von den gleichgesinnten Staaten,

sind es v.a. die USA, die versuchen,

gegen den wachsenden Machtanspruch Chinas

eine Allianz der Demokraten zu schmieden.

Aber es gibt eine Bremserin: die Bundesregierung.

Noch ist man in Deutschland etwas zögerlich, was den Schulterschluss

mit den USA angeht, mit Blick auf die China-Politik.

Man ist sehr skeptisch darüber,

wie der Präsident momentan die China-Politik handhabt.

Auch Deutschland beunruhigt, wie China im Südchinesischen Meer

Anspruch erhebt auf zahlreiche Gebiete anderer Staaten,

wie aus Riffen und Sandbänken erst künstliche Inseln werden

und dann chinesische Militärbasen.

Aber die Antwort ist unentschieden und sehr bundesdeutsch:

Die Fregatte "Bayern", die China kein bisschen verärgern,

aber ein klein bisschen warnen soll.

China warnt ein bisschen zurück.

Das Kriegsschiff des betreffenden Landes

sollte im Südchinesischen Meer alles unterlassen,

was den Frieden und die Stabilität in der Region untergräbt.

Dass eine deutsche Fregatte Flagge zeigt im Indopazifik, erstmals

seit 20 Jahren, hält ein Teil der Opposition für einen Fehler.

Was würde man in Berlin, was würde man in London oder Paris sagen,

wenn die chinesische Flotte im Ärmelkanal aufschlagen würde

und behaupten würde, sie würde den Raum dort im Ärmelkanal schützen?

Ich glaube, es würde sehr starke Widerstände dagegen geben.

Die chinesische Marine

hat immer wieder in europäischen Gewässern manövriert.

Auf Widerstände traf sie nicht.

Wir haben sie gemeinsam mit der russischen Marine schon im Baltikum,

in der Ostsee operieren sehen, im Mittelmeer operiert sie.

Das ist etwas, woran man sich gewöhnen muss,

aber umso mehr ist es ein Grund für Europa, weltweit eben auch

für die eigenen Werte einzustehen und selbst Flagge zu zeigen.

Die Fregatte "Bayern", die gegen China Flagge zeigen soll,

hat in China einen Freundschaftsbesuch angemeldet.

Es ist eine widersprüchliche, eine sehr bundesdeutsche Mission.

Heinz macht weiter mit Wirtschaft.

Die Geschäfte im deutschen Einzelhandel

haben im Juni ein deutliches Umsatzplus verzeichnet,

sowohl gegenüber dem Vormonat Mai

als auch im Vergleich zum Juni letzten Jahres,

das gab das Statistische Bundesamt bekannt.

Stephanie Barrett: In welchen Bereichen

haben denn die Verbraucher*innen besonders viel eingekauft?

Wo gab es denn die größten Pluszeichen?

Besonders steil aufwärts ging es im Einzelhandel im Juni,

ziemlich exakt mit den Lockerungen der Corona-Beschränkungen.

Kunden holten vieles nach.

Bei Bekleidung, Schuhen und Lederwaren gut 70 % mehr Verkäufe

gegenüber dem Mai - mit plus 18 %.

Stark nachgefragt auch Einrichtungs- gegenstände und Haushaltsgeräte.

Sogar die Kaufhäuser wirkten wieder als Magnete in den Stadtzentren:

Über 30 % mehr Umsatz.

Von einer Wiederbelebung der Innenstädte

ist mancherorts bereits die Rede.

Geschlossene Geschäfte, Kinos und Restaurants,

all das hat in den privaten Haushalten einen Konsumstau

und eine beispiellose Sparquote herbeigeführt.

Ökonomen gehen davon aus, dass auch deshalb der Privatkonsum

Europas größte Volkswirtschaft in den kommenden Monaten anschieben wird.

Gut 3 Mio. Mitarbeiter dürften

nach 1,5-jähriger Durststrecke aufatmen,

doch für viele Einzelhändler ist die Krise längst nicht vorbei.

Der Handelsverband Deutschland sieht weiterhin

die Existenz von 50.000 Geschäften gefährdet.

Die Lage im Einzelhandel bleibt fragil.

Beim Personalausweis gibt es Neuerungen.

Ab heute gilt: Wer einen beantragt, bekommt ihn im neuen Design

und mit erweiterten Sicherheitsstandards,

entsprechend einer Angleichung innerhalb der EU.

Verpflichtend ist jetzt auch die Abgabe von Fingerabdrücken

bei der Beantragung.

Die bislang ausgestellten Personalausweise bleiben aber gültig

bis zum aufgedruckten Ablaufdatum.

Ein vorzeitiger Umtausch wegen der Neuerungen

ist laut Bundesinnenministerium nicht notwendig.

Ob sich die Menschen in 150 oder mehr Jahren

fasziniert ansehen und anhören werden,

was wir so alles produzierten an Bildern, Videos und Audioaufnahmen,

weiß man nicht.

Umgekehrt ist die Faszination hingegen groß,

was vielleicht auch daran liegt, dass im 19. Jahrhundert

Tonaufnahmen noch etwas so Neues und Revolutionäres waren,

dass es auch nicht so viele davon gibt.

Sich eine verrauschte Gesangsaufnahme von 1860 anzuhören,

hat auf jeden Fall seinen besonderen Reiz.

Für Liebhaber der klassischen Musik gibt es noch eine andere Variante:

das sog. Reproduktionsklavier.

Eine Art Musikautomat, der Anfang des 20. Jahrhunderts

große Begeisterung auslöste.

Berühmte Komponisten spielten ihre eigenen Stücke damit ein.

Und das wiederum ist heute dank digitaler Technik

eine musikwissenschaftliche Fundgrube.

Sven Class nimmt uns mit zu einer Zeitreise am Klavier.

* Klaviermusik *

Hier spielt Sergei Rachmaninoff.

Einer der begehrtesten Klaviervirtuosen seiner Zeit,

längst verstorben.

Was er vor rund 100 Jahren eingespielt hat,

wird an diesem modernen Flügel an der Musikhochschule in Freiburg

jetzt neu erlebbar.

Die Tasten: angetrieben von zig kleinen Elektromotoren.

Die Distanz fällt weg, die man sonst über das Medium des Anhörens,

die Nebengeräusche, die Dinge, die sonst dazukommen, erlebt,

sondern man ist direkt dabei.

Es ist Rachmaninoffs Interpretation seines eigenen Werkes.

* Klaviermusik *

Genauso bei Alexander Skrjabin,

auch ein Vertreter der berühmten Russischen Schule.

Auch er hat vor rund 100 Jahren an einem speziellen Klavier

der Freiburger Firma Welte seine Werke aufgezeichnet,

auf solchen Papierrollen verewigt.

Dieses Reproduktionsklavier - damals eine Weltsensation.

Die Rolle wird mit Saugluft abgetastet.

Kommt ein Loch, kann Luft durchströmen,

die über Ventile im Inneren den Tastenanschlag auslöst.

* Klaviermusik *

Es war das erste Mal, dass sozusagen

auch auf der gleichen Instrumenten- art wiedergegeben worden ist.

Das heißt, man hat auf einem Klavier oder einem Flügel eingespielt

und konnte das Spiel auf einem Flügel wiedergeben.

Und Pianisten haben teilweise gesagt,

das ist das erste Mal, dass ich mich überhaupt selber gehört habe.

Auf den Papierrollen erfasst:

jeder Pedaleinsatz, jeder Tastenaschlag, dessen Dynamik.

Ziemlich exakt, sind sie heute überzeugt.

Einige der Rollen haben sie inzwischen aufwändig digitalisiert,

für moderne Reproduktionsklaviere.

Ich scanne die Rolle in Bern, ich bekomme erst das Foto,

dann werden daraus die Rohdaten per Software erzeugt.

Die schicke ich nach Australien, nach Sydney, und zurück bekomme ich

dann eine Datei, die auch die Dynamik emuliert enthält,

die ich dann auf dem Diskflügel abspielen kann.

Der Diskflügel: sozusagen Nachfahre des Welte-Klaviers.

Den Studierenden ermöglichen diese Technologie und die Digitalisierung,

neben längst verstorbenen Pianisten auf der Klavierbank zu sitzen,

teile deren Spiels auszuschalten

und so mit ihnen gemeinsam zu musizieren.

* Klaviermusik *

Ganz direkten Zugang habe ich jetzt zu Skrjabin.

Und das ist das Faszinierende,

weil wir haben sehr viel Respekt vor dem Text, Notentext.

Aber jetzt sehe ich gerade,

wie improvisatorisch er umgeht mit seinem Text.

Und das gibt mir auch die Freiheit und die Inspiration,

auch selber Sachen auszuprobieren.

Der Pool an Aufnahmen ist derweil längst nicht erschöpft:

Mehr als 4.000 Papierrollen berühmter Pianisten sind bei Welte

weltweit einst entstanden, Anfang des 20. Jahrhunderts,

im für viele goldenen Zeitalter des Klavierspiels.

* Klaviermusik *

Das war's von uns.

Gleich geht's mit dem Montagskino weiter.

Um 23.50 Uhr gibt es dann unser heute journal up:date

mit Wulf Schmiese.

Wir sagen auf Wiedersehen, bis morgen, wenn Sie mögen.

Solange dieser umfangreiche Tief- komplex über Mitteleuropa festhängt,

vom Atlantik über Nordafrika bis in den Osten Europas,

solange werden auch weitere Tiefs entlangziehen und Unwetter bringen.

Das nächste liegt schon über den Britischen Inseln

und überquert uns morgen im Tagesverlauf.

Auf der Vorderseite dieses Komplexes wird warme bis heiße Luft

in Richtung Griechenland und Türkei transportiert.

In Griechenland werden Temperaturen bis 45 Grad erreicht,

diese Werte werden im Laufe der Woche auch in der Türkei erreicht.

Von der Klimakrise her gesehen, werden diese Hitzewellen länger,

auch teilweise intensiver und kommen häufiger vor.

In der Nacht kommen in der zweiten Hälfte von Westen Regenwolken auf,

die gehören zum Tief, ansonsten wird es trocken.

Im Südosten wird es sternenklar.

Morgen, v.a. in der Nordhälfte, gibt es für eine längere Zeit

sonnige Abschnitte, sonst gibt es teils kräftige Gewitter

mit Starkregen, Hagel und Sturmböen.

Am ehesten trocken bleibt es im Südosten,

später treffen die Gewitter auch dort ein.

Am Mittwoch gibt es weitere Schauer in der Südhälfte,

am Donnerstag kommen Gewitter dazu.


heute journal vom 02.08.2021 - Schulbeginn in Norddeutschland - Sind wir auf Delta vorbereitet?; Impfung für Jugendliche

Diese Untertitel sind live produziert.

Guten Abend.

Im Norden, in den Bundesländern Schleswig-Holstein

und Mecklenburg-Vorpommern, hat heute die Schule wieder begonnen.

Und mit den Urlaubern zurück kommt auch das Corona-Thema:

Wie werden die meist ungeimpften Schüler*innen geschützt?

Welche Quarantäne- bzw. Isolationsregeln gelten,

wenn es in der Schule positive Fälle gibt?

Letztlich geht es um die Frage nach der pandemischen Lernkurve:

Sind wir aus den Erfahrungen des letzten Herbstes schlauer geworden

oder gibt es wieder Chaos?

Wird Delta durch die Schulen rauschen oder lässt sich das verhindern?

Vor allem: Lässt sich verhindern,

dass es wieder Schulschließungen gibt?

Zeit genug, sich vorzubereiten, gab es.

Dass sich mit der Delta-Variante eine vierte Welle aufbaut,

ist auch längst bekannt.

Man darf also gespannt sein.

Henner Hebestreit berichtet aus Kiel.

Für gut 300 Kinder der Gerhart-Hauptmann-Grundschule

in Kiel-Ellerbek, geht das große Lernen wieder los.

Sie kommen aus den Ferien mit Blumen für die Lehrerinnen

und Nachweisen, dass sie frei sind von Corona.

Weil sich in Kiel immer mehr Menschen anstecken,

verteidigen sie ihre Schule gegen das Virus schon an der Pforte.

Wir wollen die Schule nicht wieder zumachen

und wir wollen auch keine Klassen in Quarantäne haben.

Wir werden sehr, sehr, sehr sorgfältig arbeiten,

um rechtzeitig zu testen, um sehr genau zu testen.

Und so beginnt das neue Schuljahr fast so, wie das alte aufgehört hat:

Regelmäßig müssen sie lüften

und im Unterricht lernen sie immer noch mit Masken.

Nicht so gerne, weil ich finde Masken nicht so toll,

aber das ist okay, weil ich mich daran schon gewöhnt habe.

Es geht mit der Maske, ich habe mich schon dran gewöhnt.

Und man schützt sich ja nur damit.

Gewöhnt haben sie sich hier in der 3d auch an die Corona-Tests.

Zwei Mal die Woche heißt es Stäbchen in die Nase.

Klassenlehrerin Anja Giessner dirigiert die Probenentnahme

nach sechs Wochen Ferien immer noch mit großer Routine.

Viermal drehen - eins, zwei, drei, vier.

Und rausnehmen.

Noch ein paar Minuten, dann weiß sie, ob sie mit dem Unterricht

loslegen kann oder beim Gesundheitsamt anrufen sollte.

Viele Lehrer starten trotz all dieser Maßnahmen

mit einem mulmigen Gefühl ins neue Schuljahr.

Sie fühlen sich nicht gut vorbereitet,

weil es an Personal fehlt.

Sie fühlen sich nicht gut vorbereitet,

weil die technische Ausstattung immer noch nicht gut ist.

Und sie fühlen sich auch nicht gut vorbereitet, weil es

sozusagen keinen Notfallplan für mögliche Verschlechterungen gibt.

Damit Corona den Bildungsbetrieb nicht noch einmal

erheblich beeinträchtigt, setzt auch Kiels Bildungsministerin Prien

auf eine Impfkampagne für Schüler.

Mobile Luftfilter sind im Norden dagegen umstritten.

Wenn man es z.B. über Nacht hat laufen lassen,

dann ist er am nächsten Morgen so gut wie kein Aerosol mehr zu finden.

Aber unter laufendem Betrieb gibt es entsprechende Untersuchungen,

dass dadurch die Konzentration des Aerosols

vielleicht um 50 % gesenkt werden kann.

Drastischere Auswirkungen sind da nicht zu erwarten.

Unabhängig davon will Schleswig-Holstein

die Kinder im neuen Schuljahr nicht noch einmal

aus den Klassenzimmern verbannen.

Alle unsere Pläne sehen genau das vor, kein Distanzlernen mehr,

sondern Hygieneregeln, die können auch mal verschärft werden,

aber alles im Präsenzunterricht in unseren Schulen.

Das klingt sehr absolut, also keine Hintertür, es bleibt dabei?

Genau.

Und so werden sie in der 3d auch im Winter die Fenster

immer wieder öffnen und sich regelmäßig testen.

Eins steht wohl fest: Je mehr Erwachsene geimpft sind,

desto geringer sind die Risiken,

wenn Kinder das Virus aus der Schule nach Hause tragen und umgekehrt.

Nur geht diese Rechnung nicht auf,

weil die Impfquote bislang nicht hoch genug ist.

Fürs Impfen bei den Erwachsenen zu werben, vor allem auch

bei den jungen Erwachsenen im partyfreudigen Alter,

ist eine Maßnahme.

Doch die Politik verlässt sich nicht allein darauf,

sondern erhöht jetzt auch den Druck,

die unter 17-Jährigen zu impfen.

Die Gesundheitsminister der Länder

haben sich nach ihrer Konferenz heute dazu eindeutig positioniert.

Das Problem dabei ist, dass die Ständige Impfkommission

dafür noch keine ausdrückliche Empfehlung ausgesprochen hat.

So entsteht ein Konflikt, der bei Eltern womöglich

noch mehr Verunsicherung auslöst.

Dazu gleich ein Gespräch.

Doch zunächst berichtet Britta Spiekermann.

Masken und Tests - alles wie gehabt, nach 1,5 Jahren Pandemie.

Landeschef*innen stellen sich jetzt die Zukunft anders vor.

Plötzlich soll es Impfangebote an Schulen geben,

z.B. in Schleswig-Holstein und in Mecklenburg-Vorpommern.

Schon in zwei Wochen.

Niemand übt Druck aus, die Impfung von Kindern und Jugendlichen

ist allein Entscheidung der Eltern, gemeinsam mit ihren Kindern.

Und das wird auch so bleiben.

Bund und Länder sind sich heute Abend ungewohnt einig

und wärmen einen alten Beschluss neu auf.

Es soll Tempo gemacht werden wegen der Herdenimmunität.

Was das Thema der Kinder- und Jugendimpfungen angeht,

haben wir einen einstimmigen Beschluss gefasst,

dass wir dieses Impfangebot jetzt in allen Ländern unterbreiten wollen.

Wir sind damit dem Beschluss gefolgt,

den wir bereits am 6. Mai gefasst haben, wo wir damals schon sagten,

wir wollen ein Impfangebot unterbreiten.

Damals war wenig Impfstoff da.

Jetzt ist ausreichend Impfstoff zu Verfügung.

In Schulen, in Praxen, in Zentren soll Kindern und Jugendlichen

ein Impfangebot bis Ende August 2021 gemacht werden,

ärztliche Aufklärung inklusive, Zustimmung der Eltern Voraussetzung.

Zunehmend in einer Außenseiter- position: Thomas Mertens,

Chef der STIKO, ein Mann der Vorsicht.

Er ist der Vorsitzende der unabhängigen Expertenkommission,

die maßgeblich ist für Impfempfehlungen.

Es gebe noch zu wenig Daten über mögliche Folgeschäden,

so seine Warnung.

Heute die Entscheidung - an ihm vorbei.

Für den weiteren Verlauf der Pandemie in Deutschland

wäre es absolut erforderlich,

dass sich die 18- bis 59-Jährigen vollständig impfen lassen.

Die Kinder spielen für den Verlauf der Pandemie in Deutschland

eine ausgesprochen untergeordnete Rolle.

Ich halte den Druck, den die Politik ausübt,

für den wenig hilfreich.

Der Druck der Politik: Mertens meint v.a. den Bundesgesundheitsminister.

Spahn drängt seit Langem auf eine allgemeine Empfehlung

für Kinder und Jugendliche - am Abend begrüßt Spahn

die Entscheidung nur kurz und schriftlich.

Jetzt ist schon von einer Entmachtung der STIKO die Rede.

Ein Affront ist es in jedem Fall.

Und noch einen Beschluss gibt es heute:

Ab September soll es Corona-Auffrischungsimpfungen geben,

v.a. in Pflegeinrichtungen und für kranke Menschen.

In diesem Punkt sind sich STIKO, Bund und Länder einig.

Als Fazit könnte man aber heute durchaus von einem Riss sprechen:

zwischen Politik und Expertenkommission.

Und der Vorsitzende der heutigen Ministerrunde ist

Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek.

Guten Abend, Herr Holetschek. Guten Abend, Frau Slomka.

Die STIKO, die Ständige Impfkommission,

würde gerne noch etwas warten, um eine bessere Datenlage zu haben.

Warum hat die Politik es jetzt so eilig mit dem Impfen von Kindern

und Jugendlichen?

Na ja, wir haben eigentlich nichts Neues beschlossen als das,

was wir im Mai tatsächlich schon vollzogen haben.

Dass wir in Impfangebot machen unter der Voraussetzung,

dass eine ärztliche Aufklärung stattfindet,

dass die Sorgeberechtigten zustimmen,

nun eine gewisse Risikoabschätzung da ist.

Da hat die STIKO auch gesagt, dass das möglich ist.

Insofern ist es nichts Neues.

Aber Sie beginnen ja jetzt eine Art Kampagne.

Sie haben ja sich heute dafür auch extra getroffen,

um darüber zu sprechen,

wie man das Impfangebot für Kinder und Jugendliche breiter aufstellt,

sonst hätten Sie sich das Treffen ja heute eigentlich sparen können,

wenn es nichts Neues gäbe?

Wir haben ja jetzt schon 20 % dieser Altersgruppe,

die bereits einmal geimpft ist.

Und wir wollten jetzt noch einmal gemeinsam auch bestätigen,

dass es wichtig ist, dieses Impf- angebot in allen Ländern zu machen.

In vielen hat es schon statt- gefunden, und das war der Sinn,

das heute auch noch einmal sehr deutlich zu diskutieren.

Nun gibt es aber ja durchaus auch deutliche Kritik aus der Politik

an der STIKO, dass die anders entscheidet,

als das z.B. entsprechende Kommissionen und Behörden

in anderen Ländern tun.

Der SPD-Gesundheitsexperte Lauterbach spricht sogar

von einer Außenseiterposition, die die deutsche STIKO einnehmen würde.

Sehen Sie das ähnlich kritisch?

Würden Sie sich wünschen, dass dann da doch jetzt schneller

eine Empfehlung käme, um die Eltern zu beruhigen?

Ich glaube, dass es für die STIKO da nicht einfach ist.

Die STIKO sieht den individuellen Fall,

wir müssen in der Pandemie natürlich noch mehr sehen, und ich denke, das,

was wir jetzt tun, von den Ländern, ist,

ein Angebot zu unterbreiten,

wo der Arzt auch noch mal eine wichtige Rolle spielt.

Insofern sind wir gut unterwegs, und ich habe heute wahrgenommen,

dass die STIKO die nächsten ein, zwei Wochen doch

zu einer Entscheidung kommen wird.

Die aber auch durchaus auch so ausfallen könnte,

dass sie keine Empfehlung ausspricht?

Deswegen ist die STIKO ein unabhängiges Gremium.

Aber sie schließt ja nicht aus,

dass die Möglichkeit der Impfung trotzdem gegeben ist.

Und das haben wir heute noch mal deutlich gemacht

und wollen das mit niedrig- schwelligen Angeboten untermauern.

Sie sprachen gerade einen ganz wichtigen Punkt an, als sie sagten,

die STIKO wägt nach anderen Kriterien womöglich ab,

nämlich nach individuellem Nutzen/ Risiko, und die Politik sieht eher

das epidemiologische Gesamtgeschehen, also Richtung Herdenimmunität.

Wenn da überhaupt irgendetwas in die Richtung möglich sein soll,

dann müssen auch die Kinder ran?

Ich denke, das individuelle Risiko ist ganz wichtig und wesentlich,

das darf man nicht ausblenden.

Aber wenn die Möglichkeit eröffnet ist, auch von der STIKO,

dass sie sagt, unter den bestimmten Parametern

ist ein solches Impfangebot okay, dann sollten wir das auch nutzen,

in dieser Zeit das auch zu machen.

Zumal ja jetzt zwei Impfstoffe da sind, die auch zugelassen sind.

Das war im Mai 2020 noch anders,

und da war auch noch weniger Impfstoff da.

Deswegen mussten wir dann erst auch in die vulnerablen Gruppen

noch mal reingehen.

Die STIKO sagt aber auch, diese Zulassungsstudie,

die ist ihnen zu wenig, das sind zu wenig Kinder,

die daran teilgenommen haben.

Ja, die STIKO hat einen bestimmten Blick auf das Thema

Das ist auch okay.

Aber sie schließt die Möglichkeit nicht aus, und deswegen denke ich,

ist es gut und richtig, wenn wir jetzt von dieser Möglichkeit

Gebrauch machen und ein Angebot unterbreiten.

Ein Angebot ist ja keine Verpflich- tung, sondern ist eine Option,

das anzunehmen.

Ich habe in vielen Impfzentren jetzt schon auch junge Menschen getroffen,

die gesagt haben, mir ist es ganz wichtig,

dass ich mich jetzt impfen lassen kann.

Wäre es nicht vor allem wichtig,

jetzt auch z.B. an die jungen Erwachsenen heranzugehen?

Da gibt es diese Diskussionen über: Soll man impfen oder nicht?

Auf der medizinisch-wissenschaft- lichen Seite eigentlich nicht.

Und das sind die, die jetzt auch viele Kontakte haben,

die lange eingesperrt waren, jetzt auch erst recht Partys feiern,

was ihnen auch jeder von Herzen gönnt.

Aber wäre nicht diese Gruppe über 17- 18-, 20-Jährige, die Studenten,

wären die jetzt nicht eigentlich wichtiger als zu sagen,

wir müssen jetzt unbedingt 12-, 13-, 14-Jährige impfen

und begeben uns in einen Konflikt mit der STIKO,

der dann auch Misstrauen weckt?

Das tun wir ja auch.

Wir haben jetzt viele Aktionen draußen, auch für Student*innen.

Auch für junge Erwachsene, wo wir noch mal wirklich werben

und drum bitten, dass man sich impfen lässt,

weil Impfen der Weg aus der Pandemie heraus ist.

Das eine schließt das andere tatsächlich nicht aus,

und den Konflikt mit der STIKO kann ich an der Stelle nicht erkennen,

weil wir ja einen Weg gehen, den die STIKO durchaus für möglich hält.

Und auf dieser Basis unterbreiten wir jetzt dieses Impfangebot.

Manche Eltern haben vielleicht auch das Gefühl,

ihr kriegt die Schulen nicht sicher genug gemacht,

keine Luftfilter und Ähnliches.

Dann müssen jetzt halt die Kinder geimpft werden,

weil es da Versäumnisse gibt?

Wir müssen dort sehr stark auf Testungen setzen,

auf das Thema Maske, auf Lüfter,

auch auf Reinigungsgeräte für die Luft.

Das tun wir auch mit verschiedenen Förderprogrammen des Bundes,

aber natürlich auch des Landes, wie in Bayern z.B.

Danke für das Interview. Gerne.

Nachher im heute journal up:date gibt es zu dem Thema

dann noch ein Interview mit dem FDP- Gesundheitspolitiker Andrew Ullmann,

der zugleich Professor für Infektiologie ist

und ein Kritiker der heutigen Beschlüsse.

In den Hochwassergebieten steht neben den Aufräumarbeiten

und der Bewältigung des ganzen Horrors,

der mit dieser Katastrophe einhergeht,

weiter eine brennende Frage im Raum:

Warum wurden so viele Menschen nicht rechtzeitig gewarnt

und aus ihren Häusern geholt?

Mit dem Thema geht es jetzt bei Heinz Wolf weiter.

Die Staatsanwaltschaft Koblenz teilte heute mit,

sie prüfe nach der Unwetterkatastrophe im Ahrtal

die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens

wegen des Anfangsverdachts der fahrlässigen Tötung

und Körperverletzung infolge “möglicherweise unterlassener

oder verspäteter Warnungen oder Evakuierungen“.

Durch das Hochwasser sind in Rheinland-Pfalz

mind. 138 Menschen ums Leben gekommen.

Besonders schwer betroffen ist der Kreis Ahrweiler.

In zahlreichen Orten sind Infrastruktur

und Häuser vollständig zerstört.

Das Aktionsbündnis Katastrophenhilfe hat ein Spendenkonto

für die vom Hochwasser betroffenen Regionen eingerichtet.

Seit Tagen schon wüten in zahlreichen Urlaubsregionen

am Mittelmeer verheerende Waldbrände.

Besonders kritisch ist die Lage in der Türkei.

Dort sind bereits acht Menschen ums Leben gekommen.

Teilweise mussten Menschen mit Booten in Sicherheit gebracht werden.

Starke Winde lassen Brandherde immer wieder neu entfachen.

Italien hat landesweit mehr als 800 Waldbrände gemeldet

und europäische Hilfe angefordert.

Besonders betroffen sind Sizilien,

Sardinien und das Umland von Pescara an der Adria.

Die Menschen kämpfen auch in Griechenland gegen viele Waldbrände,

Rhodos und der Peleponnes sind betroffen.

Dazu kommt eine extreme Trockenheit

und eine Hitzewelle mit Temperaturen bis zu 45 Grad.

Mit mehreren Veranstaltungen wurde heute

an die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma erinnert,

so auch mit einer Kranzniederlegung

zum heutigen Europäischen Gedenktag für Sinti und Roma

im Beisein des Zentralrats- vorsitzenden Rose.

Mit dem 2. August wird an die Ermordung

etwa 4.300 bis zu diesem Tag 1944

noch im NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau

verbliebenen Sinti und Roma erinnert.

Die belarussische Olympia-Sprinterin Kristina Timanowskaja

hat von der polnischen Botschaft in Tokio ein humanitäres Visum erhalten.

Die 24-Jährige hatte zuvor erklärt,

sie habe nach öffentlicher Kritik an belarussischen Sportfunktionären

gegen ihren Willen aus Japan ausgeflogen werden sollen.

Mehr dazu und zu den sportlichen Höhepunkten

bei den Olympischen Spielen

am Ende dieser Sendung oder in der ZDF-Mediathek.

Wegen vermehrter illegaler Grenzübertritte von Belarus

in das EU-Land Litauen erhebt die Europäische Kommission

schwere Vorwürfe gegen die belarussische Regierung.

Präsident Lukaschenko hatte in der Vergangenheit offen damit gedroht,

als Reaktion auf EU-Sanktionen

Migranten nach Litauen passieren zu lassen.

EU-Innenkommissarin Johansson besuchte heute u.a.

einen Grenzübergang und ein Aufnahmecamp im Südosten von Litauen.

In der Hauptstadt Vilnius sagte sie am Rande von Gesprächen

mit dem litauischen Präsidenten Nauseda mehr Unterstützung

beim Grenzschutz zu.

Im Umgang mit Diktaturen

werden sich die Europäer in den nächsten Jahren

noch warm anziehen müssen.

Belarus ist da nur ein kleiner Player,

die wirklich großen sind natürlich Russland und China, vor allem China.

Die deutsche Politik gegenüber Peking ist bislang ein ständiger Spagat

zwischen politischer Sorge einerseits

und andererseits enormen Wirtschaftsinteressen -

und dem Bedarf nach Zusammenarbeit bei Klimaschutz und anderen Themen.

Der globale Machtanspruch der Chinesen ist allerdings

so groß geworden und den westlichen Verbündeten ein solcher Dorn im Auge,

dass nun auch die Bundeswehr Flagge zeigt.

Heute startete die Fregatte "Bayern" eine siebenmonatige Reise

durch die Weltmeere.

Hauptziel ist der Indopazifik, der v.a. im Südchinesischen Meer

eine Menge Konfliktzonen bietet.

Andreas Kynast mit den Hintergründen.

Es ist ein sehr bundesdeutscher Abschied

im Marinestützpunkt Wilhelmshaven zu einer sehr bundesdeutschen Mission.

Vor den rund 200 Soldaten der Fregatte "Bayern"

liegen fast sieben Monate,

fast ein Dutzend Hafenstädte und ein nur fast lösbarer Auftrag.

Dass ein 27 Jahre altes Kriegsschiff China ein bisschen abschrecken,

aber bloß nicht verärgern soll, ist das bundesdeutscheste daran.

Von Wilhelmshaven nimmt die Fregatte "Bayern" zunächst Kurs

auf das Mittelmeer, wo die NATO

mit der Operation "Sea Guardian" Terrorismus verhindern soll.

Dann durch das Rote Meer zur EU-Mission "Atalanta".

Auftrag: die Seefahrt vor Piraten schützen.

Dann weiter durch den Pazifik, bis unter anderem Japan, Südkorea

und schließlich in die politischen Untiefen vor der Küste Chinas.

Das ist kein Zeichen gegen irgendjemanden.

Das ist wirklich ein Zeichen für die regelbasierte Ordnung,

für die Freiheit, für die Freiheit von Schifffahrt,

von der wir als Exportnation abhängig sind

und auch profitieren und ja,

es ist ein Zeichen auch an die Verbündeten,

auch an die Like-Minded-Staaten im indopazifischen Raum.

Von den "like minded", von den gleichgesinnten Staaten,

sind es v.a. die USA, die versuchen,

gegen den wachsenden Machtanspruch Chinas

eine Allianz der Demokraten zu schmieden.

Aber es gibt eine Bremserin: die Bundesregierung.

Noch ist man in Deutschland etwas zögerlich, was den Schulterschluss

mit den USA angeht, mit Blick auf die China-Politik.

Man ist sehr skeptisch darüber,

wie der Präsident momentan die China-Politik handhabt.

Auch Deutschland beunruhigt, wie China im Südchinesischen Meer

Anspruch erhebt auf zahlreiche Gebiete anderer Staaten,

wie aus Riffen und Sandbänken erst künstliche Inseln werden

und dann chinesische Militärbasen.

Aber die Antwort ist unentschieden und sehr bundesdeutsch:

Die Fregatte "Bayern", die China kein bisschen verärgern,

aber ein klein bisschen warnen soll.

China warnt ein bisschen zurück.

Das Kriegsschiff des betreffenden Landes

sollte im Südchinesischen Meer alles unterlassen,

was den Frieden und die Stabilität in der Region untergräbt.

Dass eine deutsche Fregatte Flagge zeigt im Indopazifik, erstmals

seit 20 Jahren, hält ein Teil der Opposition für einen Fehler.

Was würde man in Berlin, was würde man in London oder Paris sagen,

wenn die chinesische Flotte im Ärmelkanal aufschlagen würde

und behaupten würde, sie würde den Raum dort im Ärmelkanal schützen?

Ich glaube, es würde sehr starke Widerstände dagegen geben.

Die chinesische Marine

hat immer wieder in europäischen Gewässern manövriert.

Auf Widerstände traf sie nicht.

Wir haben sie gemeinsam mit der russischen Marine schon im Baltikum,

in der Ostsee operieren sehen, im Mittelmeer operiert sie.

Das ist etwas, woran man sich gewöhnen muss,

aber umso mehr ist es ein Grund für Europa, weltweit eben auch

für die eigenen Werte einzustehen und selbst Flagge zu zeigen.

Die Fregatte "Bayern", die gegen China Flagge zeigen soll,

hat in China einen Freundschaftsbesuch angemeldet.

Es ist eine widersprüchliche, eine sehr bundesdeutsche Mission.

Heinz macht weiter mit Wirtschaft.

Die Geschäfte im deutschen Einzelhandel

haben im Juni ein deutliches Umsatzplus verzeichnet,

sowohl gegenüber dem Vormonat Mai

als auch im Vergleich zum Juni letzten Jahres,

das gab das Statistische Bundesamt bekannt.

Stephanie Barrett: In welchen Bereichen

haben denn die Verbraucher*innen besonders viel eingekauft?

Wo gab es denn die größten Pluszeichen?

Besonders steil aufwärts ging es im Einzelhandel im Juni,

ziemlich exakt mit den Lockerungen der Corona-Beschränkungen.

Kunden holten vieles nach.

Bei Bekleidung, Schuhen und Lederwaren gut 70 % mehr Verkäufe

gegenüber dem Mai - mit plus 18 %.

Stark nachgefragt auch Einrichtungs- gegenstände und Haushaltsgeräte.

Sogar die Kaufhäuser wirkten wieder als Magnete in den Stadtzentren:

Über 30 % mehr Umsatz.

Von einer Wiederbelebung der Innenstädte

ist mancherorts bereits die Rede.

Geschlossene Geschäfte, Kinos und Restaurants,

all das hat in den privaten Haushalten einen Konsumstau

und eine beispiellose Sparquote herbeigeführt.

Ökonomen gehen davon aus, dass auch deshalb der Privatkonsum

Europas größte Volkswirtschaft in den kommenden Monaten anschieben wird.

Gut 3 Mio. Mitarbeiter dürften

nach 1,5-jähriger Durststrecke aufatmen,

doch für viele Einzelhändler ist die Krise längst nicht vorbei.

Der Handelsverband Deutschland sieht weiterhin

die Existenz von 50.000 Geschäften gefährdet.

Die Lage im Einzelhandel bleibt fragil.

Beim Personalausweis gibt es Neuerungen.

Ab heute gilt: Wer einen beantragt, bekommt ihn im neuen Design

und mit erweiterten Sicherheitsstandards,

entsprechend einer Angleichung innerhalb der EU.

Verpflichtend ist jetzt auch die Abgabe von Fingerabdrücken

bei der Beantragung.

Die bislang ausgestellten Personalausweise bleiben aber gültig

bis zum aufgedruckten Ablaufdatum.

Ein vorzeitiger Umtausch wegen der Neuerungen

ist laut Bundesinnenministerium nicht notwendig.

Ob sich die Menschen in 150 oder mehr Jahren

fasziniert ansehen und anhören werden,

was wir so alles produzierten an Bildern, Videos und Audioaufnahmen,

weiß man nicht.

Umgekehrt ist die Faszination hingegen groß,

was vielleicht auch daran liegt, dass im 19. Jahrhundert

Tonaufnahmen noch etwas so Neues und Revolutionäres waren,

dass es auch nicht so viele davon gibt.

Sich eine verrauschte Gesangsaufnahme von 1860 anzuhören,

hat auf jeden Fall seinen besonderen Reiz.

Für Liebhaber der klassischen Musik gibt es noch eine andere Variante:

das sog. Reproduktionsklavier.

Eine Art Musikautomat, der Anfang des 20. Jahrhunderts

große Begeisterung auslöste.

Berühmte Komponisten spielten ihre eigenen Stücke damit ein.

Und das wiederum ist heute dank digitaler Technik

eine musikwissenschaftliche Fundgrube.

Sven Class nimmt uns mit zu einer Zeitreise am Klavier.

* Klaviermusik *

Hier spielt Sergei Rachmaninoff.

Einer der begehrtesten Klaviervirtuosen seiner Zeit,

längst verstorben.

Was er vor rund 100 Jahren eingespielt hat,

wird an diesem modernen Flügel an der Musikhochschule in Freiburg

jetzt neu erlebbar.

Die Tasten: angetrieben von zig kleinen Elektromotoren.

Die Distanz fällt weg, die man sonst über das Medium des Anhörens,

die Nebengeräusche, die Dinge, die sonst dazukommen, erlebt,

sondern man ist direkt dabei.

Es ist Rachmaninoffs Interpretation seines eigenen Werkes.

* Klaviermusik *

Genauso bei Alexander Skrjabin,

auch ein Vertreter der berühmten Russischen Schule.

Auch er hat vor rund 100 Jahren an einem speziellen Klavier

der Freiburger Firma Welte seine Werke aufgezeichnet,

auf solchen Papierrollen verewigt.

Dieses Reproduktionsklavier - damals eine Weltsensation.

Die Rolle wird mit Saugluft abgetastet.

Kommt ein Loch, kann Luft durchströmen,

die über Ventile im Inneren den Tastenanschlag auslöst.

* Klaviermusik *

Es war das erste Mal, dass sozusagen

auch auf der gleichen Instrumenten- art wiedergegeben worden ist.

Das heißt, man hat auf einem Klavier oder einem Flügel eingespielt

und konnte das Spiel auf einem Flügel wiedergeben.

Und Pianisten haben teilweise gesagt,

das ist das erste Mal, dass ich mich überhaupt selber gehört habe.

Auf den Papierrollen erfasst:

jeder Pedaleinsatz, jeder Tastenaschlag, dessen Dynamik.

Ziemlich exakt, sind sie heute überzeugt.

Einige der Rollen haben sie inzwischen aufwändig digitalisiert,

für moderne Reproduktionsklaviere.

Ich scanne die Rolle in Bern, ich bekomme erst das Foto,

dann werden daraus die Rohdaten per Software erzeugt.

Die schicke ich nach Australien, nach Sydney, und zurück bekomme ich

dann eine Datei, die auch die Dynamik emuliert enthält,

die ich dann auf dem Diskflügel abspielen kann.

Der Diskflügel: sozusagen Nachfahre des Welte-Klaviers.

Den Studierenden ermöglichen diese Technologie und die Digitalisierung,

neben längst verstorbenen Pianisten auf der Klavierbank zu sitzen,

teile deren Spiels auszuschalten

und so mit ihnen gemeinsam zu musizieren.

* Klaviermusik *

Ganz direkten Zugang habe ich jetzt zu Skrjabin.

Und das ist das Faszinierende,

weil wir haben sehr viel Respekt vor dem Text, Notentext.

Aber jetzt sehe ich gerade,

wie improvisatorisch er umgeht mit seinem Text.

Und das gibt mir auch die Freiheit und die Inspiration,

auch selber Sachen auszuprobieren.

Der Pool an Aufnahmen ist derweil längst nicht erschöpft:

Mehr als 4.000 Papierrollen berühmter Pianisten sind bei Welte

weltweit einst entstanden, Anfang des 20. Jahrhunderts,

im für viele goldenen Zeitalter des Klavierspiels.

* Klaviermusik *

Das war's von uns.

Gleich geht's mit dem Montagskino weiter.

Um 23.50 Uhr gibt es dann unser heute journal up:date

mit Wulf Schmiese.

Wir sagen auf Wiedersehen, bis morgen, wenn Sie mögen.

Solange dieser umfangreiche Tief- komplex über Mitteleuropa festhängt,

vom Atlantik über Nordafrika bis in den Osten Europas,

solange werden auch weitere Tiefs entlangziehen und Unwetter bringen.

Das nächste liegt schon über den Britischen Inseln

und überquert uns morgen im Tagesverlauf.

Auf der Vorderseite dieses Komplexes wird warme bis heiße Luft

in Richtung Griechenland und Türkei transportiert.

In Griechenland werden Temperaturen bis 45 Grad erreicht,

diese Werte werden im Laufe der Woche auch in der Türkei erreicht.

Von der Klimakrise her gesehen, werden diese Hitzewellen länger,

auch teilweise intensiver und kommen häufiger vor.

In der Nacht kommen in der zweiten Hälfte von Westen Regenwolken auf,

die gehören zum Tief, ansonsten wird es trocken.

Im Südosten wird es sternenklar.

Morgen, v.a. in der Nordhälfte, gibt es für eine längere Zeit

sonnige Abschnitte, sonst gibt es teils kräftige Gewitter

mit Starkregen, Hagel und Sturmböen.

Am ehesten trocken bleibt es im Südosten,

später treffen die Gewitter auch dort ein.

Am Mittwoch gibt es weitere Schauer in der Südhälfte,

am Donnerstag kommen Gewitter dazu.