heute journal vom 16.04.2021 - Pilgern mit dem Virus - Corona-Notlage in Indien
Diese Untertitel sind live produziert.
Guten Abend.
Das Virus verzeihe kein Zögern und keine Halbherzigkeiten,
sagte Angela Merkel heute im Bundestag.
So formulieren es auch Wissenschaftler.
Doch der politische Betrieb folgt einem anderen Takt.
Die letzten Wochen schien sich Deutschland
ja fast in einem Machtvakuum zu befinden.
Die Kliniken füllten sich, Ärzte rufen um Hilfe.
Die Politik diskutierte.
Über Öffnungsmodelle, über Verfahrensfragen,
über Kanzlerkandidaten.
Derweil in der Bevölkerung Verdruss und Sorge wachsen.
Laut neuem Politbarometer sind nur noch 29 %
mit der aktuellen Corona-Politik einverstanden.
43 % fordern härtere Maßnahmen.
Historiker werden sich rückblickend fragen, warum die Bundesländer
trotz dieses Stimmungsbilds und den Warnungen der Fachleute
nicht in der Lage waren, einen kohärenten Kurs zu fahren.
Jetzt soll der Bund ermächtigt werden.
Die Debatte dazu hat sich Bernd Benthin angehört.
Die Kanzlerin bei letzten Korrekturen kurz vor ihrer Rede.
Es wird eine Mischung aus Warnung und Appell werden.
Merkel hätte die bundeseinheitliche Notbremse gern schon längst gezogen.
Es sei dringend, sagt sie, es sei überfällig.
Die Intensivmediziner senden einen Hilferuf nach dem anderen.
Wer sind wir denn, wenn wir diese Notrufe überhören würden?
Das Virus verzeiht keine Halbherzigkeit.
Sie machen alles nur noch schwerer.
Das Virus verzeiht kein Zögern, es dauert alles nur noch länger.
Als Merkel zum Thema Ausgangsbeschränkungen kommt,
schreien AfD-Abgeordnete etwas von DDR und Volkspolizei.
Wolfgang Schäuble unterbricht.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, was immer wir für eine Meinung haben:
Glauben Sie angesichts der Notlage und der Sorgen
unserer Mitbürger*innen, dass wir dem nicht in der Art,
wie wir das hier debattieren, Rechnung tragen müssen?
Als stärkste Oppositionskraft
antwortet die AfD zuerst auf Merkels Rede.
Das Gesetz lehnt sie ab
und spricht von "obrigkeitsstaatlichem Denken".
Sie misstrauen den Bürgern.
Deswegen wollen sie sie tagsüber gängeln und nachts einsperren.
Sie misstrauen den Ländern und Kommunen.
Deswegen legen sie die Axt
an die Wurzeln der föderalen Architektur der Bundesrepublik.
Auch ich habe keinen Vorschlag von Frau Weidel
und der AfD-Fraktion gehört, wie sie folgende Situation bekämpfen will.
Ich will das nochmal eindrücklich sagen: Die Lage ist ernst.
Die FDP kündigt heute Verfassungsbeschwerde an,
falls nächtliche Ausgangs- beschränkungen kommen sollten.
Zu undifferenziert und zu weitreichend
sei der Eingriff in persönliche Rechte.
In der Praxis bedeutet das, dass ein geimpftes Ehepaar
aufgrund eines Ausbruchs kilometerweit entfernt
in einem einzelnen Betrieb daran gehindert wird,
alleine nach 21 Uhr vor die Tür zu treten zum Abendspaziergang.
Den Grünen ist die Notbremse bei 100er-Inzidenz insgesamt zu spät.
Besonders kritisch sehen sie die Situation in den Schulen.
Wenn Sie mich fragen,
in den Schulen müsste eigentlich klar sein: Wechselunterricht ab 50.
Wechselunterricht bei über 100
geht nur mit sehr verbindlichen Hygiene-Konzepten.
Dass die Debatte ein Pulstreiber war,
lässt sich schon an der Atemfrequenz von Ralph Brinkhaus erkennen.
Die Linke wirft seiner Union vor,
nicht genügend Kraft ins Krisenmanagement zu stecken.
Es ist besonders verwerflich,
dass die Union das ganze Land mit ihren Personalproblemen belästigt.
Es ist verwerflich.
Das sind die schwersten Tage der Pandemie
und Sie reden über Söder und Laschet,
wer im nächsten Bundestag Oppositionsführer ist.
Lassen Sie das endlich.
Für die Kanzlerin und den Vizekanzler
ging es heute übrigens auch noch zur Impfung,
beide mit AstraZeneca.
Olaf Scholz twitterte den exakten Moment,
Angela Merkel nur den Impfpass-Beweis.
Dass es in der Bevölkerung einen großen Rückhalt
für Corona-Maßnahmen gibt, und zwar von Beginn der Pandemie an,
hat vielleicht niemand so gut erwittert
wie der politisch so wetterfühlige Markus Söder.
Vielleicht war Laschets Lockerungsoffensive
im letzten Frühjahr ein folgenschwerer strategischer Fehler.
Seitdem gilt Söder, ob zurecht oder unrecht,
vielen als harter Corona-Bekämpfer,
während Laschet den Schuss nicht gehört hatte.
Oder die falschen Berater hatte.
Söder jedenfalls, noch vor zwei Jahren bundesweit eher unbeliebt,
ist politisch ein Krisengewinner.
Das zeigen auch heute wieder die Umfragen der Forschungsgruppe Wahlen:
63 % halten ihn für kanzlertauglich.
Laschet kommt auf weniger als die Hälfte, 29 %.
Er liegt damit hinter SPD-Kandidat Scholz
und gleichauf bzw. knapp vor den Grünen Habeck und Baerbock.
Bei den Unionsanhängern ist der Söder-Vorsprung noch augenfälliger:
Bei Armin Laschet sagen nur 43 % ja und 49 % nein,
fürs Kanzleramt nicht geeignet.
Markus Söder hingegen halten 84 % für geeignet.
Die Union muss sich entscheiden: Sollen Umfragen den Ausschlag geben?
David Gebhard hat sich dazu Gedanken gemacht.
"Denn sie wissen nicht, was sie tun":
An diesen Filmklassiker mit James Dean
fühlen sich viele in der Union gerade erinnert.
Zwei Autos rasen auf einen Abgrund zu:
Wer Nerven zeigt, zuerst rausspringt, hat verloren.
Die haben beide gute Nerven, das wissen wir auch.
Man sollte nur nicht die Partei zum Abgrund führen,
auch beide dann beschädigen, indem man so lange wartet,
bis keiner mehr aus dem Auto springen kann.
Söder gegen Laschet: Im Laufe der Woche
ist ein zäher, ein unerbittlicher Machtkampf entbrannt.
Die K-Frage wird mehr und mehr zur Existenzfrage der Union.
Armin Laschet und Markus Söder müssen endlich begreifen,
dass sie eine Verantwortung nicht nur für die Parteien,
sondern für Deutschland gemeinsam haben.
Wenn wir nicht aufpassen und diesen Selbstzerfleischungsprozess
fortführen, dann bleibt nicht mehr viel übrig von CDU und CSU.
Der Schaden ist längst da.
Ein Riss geht durch die Bundestagsfraktion
und CDU-Landesverbände.
Söder und Laschet sammeln ihre Truppen.
Parteigranden und Minister- präsidenten positionieren sich,
meist nur schriftlich.
Während sich Reiner Haselhoff und Tobias Hans pro Söder lesen lassen,
versammeln sich Wolfgang Schäuble, Volker Bouffier
und Daniel Günther etwa hinter Laschet.
Wir haben als CDU eine klare Entscheidung
im zuständigen Präsidium, im zu- ständigen Parteivorstand getroffen.
Es ist auch klar, dass das gesamte Parteipräsidium,
der Vorstand hinter Armin Lasche steht.
Doch das Söder-Lager in der CDU hört nicht auf die Mehrheitsmeinung
der eigenen gewählten Parteiführung,
sondern auf die Stimmung an der Basis.
Und die sei eindeutig.
Bis dahin, wenn Armin Laschet nominiert wird,
dann trete ich aus der CDU aus.
Bei uns in Sachsen ist die Stimmungslage eindeutig.
Sowohl an der Basis als auch im Landesvorstand
ist die Stimmung klar pro Markus Söder.
Längst ist eine selbst- zerstörerische Dynamik im Gange.
Die gegnerischen Lager streuen vernichtende Narrative:
Laschet, das unpopuläre Weichei, Söder, der skrupellose Populist,
so ist es zu hören.
Es geht weniger um Inhalte als um Charakter.
Markus Söder hat am Sonntag seine Kandidatur bekannt gegeben,
auch gesagt, dass er das Votum der CDU respektieren würde.
Das hat er am Montag dann in Frage gestellt.
Von daher muss ich ganz klar sagen:
An dieser Stelle wurden die Spielregeln verletzt.
Hat Herr Söder die charakterliche Eignung zum Bundeskanzler?
Ja oder nein, Antwort in einem Wort?
An dieser Stelle ist er sicherlich wortbrüchig geworden.
Ein Hauch von Rebellion liegt in der Reichstagsluft.
CDU-Abgeordnete ziehen Strippen gegen den eigenen Parteichef.
Feilen an Unterstützerlisten, um notfalls eine Entscheidung
gegen Laschet in der Bundestags- fraktion zu erzwingen.
Wenn es nicht der Fall sein sollte,
dass am Wochenende eine Einigung erzielt wird,
dann muss die Fraktion auch entscheiden.
Nach den Erfahrungen, die ich gemacht habe,
kann ich davon aus voller Überzeugung nur dringend abraten.
Warum?
Weil es nur Verletzte hinterlässt.
Wer gewinnt den Machtkampf: Fraktion oder Partei?
Laschet oder Söder?
Das Kandidatenrennen geht weiter, unversöhnlich und ungebremst -
und keiner will beidrehen.
Zur Lage der Unionsparteien nun aus Berlin ein Kommentar
vom Chefredakteur des ZDF, Peter Frey.
Es ist ein verheerendes Bild der Selbstbezogenheit.
Während Mehrheiten
für eine wirkungsvolle Corona-Politik gesucht werden,
leistet sich die Union einen zähen Machtkampf um die Kanzlerkandidatur.
Bis heute Abend ist unklar, wer sich durchsetzt.
Ohne Ansehens- oder Vertrauensverlust
wird nach diesem Streit keiner von beiden davonkommen.
Armin Laschet, der Chef der viel größeren CDU,
hat seine Kandidatur zu lange herausgezögert
und kann jetzt dem Umfrage-König Söder kaum etwas entgegensetzen.
Ins Kanzleramt kommt man nicht im Schlafwagen.
Rütteln an den Zäunen wie Schröder, harte Brüche wie Merkel,
sogar mit dem Vorgänger Kohl –
diese Entschlossenheit scheint Laschet zu fehlen.
Markus Söder ist anders.
Zuletzt hat er fürs Image Bäume umarmt
und mit sanfter Stimme die Corona-Politik verkauft.
Nach dieser erstaunlichen Wandlung in Stil und Inhalten
zeigt sich jetzt wieder der rücksichtslose Machtpolitiker.
Seinen CDU-Amtskollegen lässt er auflaufen,
setzt sich über selbst gegebene Versprechen hinweg
und erklärt die wichtigsten Entscheidungsgremien
der Schwesterpartei kurzerhand für irrelevant.
Verblüfft verfolgt die Republik,
wie sich die beiden Vorsitzenden von CDU und CSU bekriegen.
Der Schaden wird auch nach der Entscheidung bleiben.
Man kann sich kaum vorstellen,
wie Laschet nach so viel Demütigung wieder Statur gewinnen soll.
Ausgerechnet in der verfahrenstreuen Union
hat Söder mit dem Bruch bisher gültiger Regeln
in den Werkzeugkasten der Populisten gegriffen.
Eines ist schon jetzt klar:
Der Kandidat aus München hat die CDU gespalten.
Die Union der beiden christlichen Parteien wankt.
Und die Dame im Kanzleramt schweigt dazu.
Peter Frey kommentierte.
Die Zahlen des Politbarometers finden Sie übrigens online, auf ZDFheute.de.
Nicht nur bei Corona-Maßnahmen fallen Einigungen
zwischen Bund und Ländern gelegentlich schwer.
Beim neuen Bußgeldkatalog brauchte es auch einen längeren Anlauf, Heinz.
Nach langen Beratungen haben sich die Verkehrsminister von Bund und Ländern
auf einen neuen Bußgeldkatalog verständigt.
Schon Anfang letzten Jahres sollten Änderungen kommen,
aber wegen eines Formfehlers ging es erneut in die Beratung.
Umstritten war dann v.a., ob es verschärfte Fahrverbotsregelungen
geben soll, jetzt werden die Bußgelder teils deutlich erhöht.
Wer keine Rettungsgasse freimacht,
muss künftig mit bis zu 320 Euro Strafe rechnen.
Parken im Halte- oder Parkverbot kostet dann bis zu 55 Euro.
Das Bußgeld für Geschwindigkeits- überschreitungen innerorts
von 26 km/h steigt auf 180 Euro.
Als Reaktion auf die neuen US-Sanktionen hat Russland
die Ausweisung von zehn amerika- nischen Diplomaten angekündigt.
Außerdem gibt es Einreisesperren gegen mehrere Regierungsvertreter.
Zudem legte Außenminister Lawrow dem US-Botschafter nahe,
die Heimreise anzutreten, um in Washington Konsultationen zu führen.
Die USA hatten neben anderen Sanktionen gestern
die Ausweisung von zehn russischen Diplomaten angekündigt,
u.a. wegen der Einmischung in US-Wahlen und einem Hackerangriff.
In Paris haben sich Frankreichs Präsident Macron
und der ukrainische Präsident Selenski
zu Gesprächen über den Konflikt in der Ostukraine getroffen.
Bundeskanzlerin Merkel war per Video zugeschaltet.
Dabei wurde Russland aufgefordert,
seine Truppen entlang der ukrainischen Grenze abzuziehen.
Selenski betonte, er sei zu einem Gipfeltreffen mit Putin bereit,
Gespräche auf Beraterebene seien geplant.
Mehr als 13.000 Menschen wurden in dem sieben Jahre dauernden Konflikt
um die Ostukraine getötet.
US-Präsident Biden hat nach den tödlichen Schüssen in Indianapolis
erneut an den Kongress appelliert, die Waffengesetze zu verschärfen.
In einem Paketzentrum in Indianapolis hatte ein Mann gestern Abend
acht Menschen erschossen und sich dann das Leben genommen.
Der Täter soll mit mindestens einem Gewehr zunächst auf dem Parkplatz
das Feuer eröffnet haben und dann in die Halle eingedrungen sein.
Über sein Motiv ist noch nichts bekannt.
In Kuba hat Raul Castro auf einem Parteitag angekündigt,
dass er als Parteichef der Kommunistischen Partei,
der einzigen Partei Kubas, zurücktreten wird.
Damit geht die Ära Castro zu Ende: Er und sein Bruder Fidel Castro
standen sechs Jahrzehnte formal an der Spitze des Karibikstaates.
Mit Fidel Castro hatte die Revolution von 1959 begonnen.
Voraussichtlich soll Präsident Miguel Diaz-Canel
auf Castro nachfolgen.
In Hongkong hat ein Gericht gegen neun führende Vertreter
der Demokratiebewegung mehrmonatige Haftstrafen verhängt.
Vier erhielten wegen mildernder Umstände Bewährungsstrafen.
Auch der regierungskritische Medienunternehmer Jimmy Lai
muss für insgesamt 14 Monate ins Gefängnis.
Der 73-Jährige sitzt derzeit in Untersuchungshaft.
Ihm und acht anderen Angeklagten wird vorgeworfen,
an nicht genehmigten Massenprotesten im August 2019 teilgenommen
und in Teilen organisiert zu haben.
Wir kommen nochmal zum Corona-Thema zurück.
Wer wissen will, wie sich sogenannte Durchseuchungsstrategien auswirken,
kann nach Brasilien schauen.
Mit einem Corona-Leugner als Präsidenten ließ man es durchlaufen,
die Folgen sind fürchterlich.
Bis zu 100.000 neue Fälle an einem Tag.
Und tausende Tote - täglich.
In einem Land mit warmen Klima, in dem viel im Freien stattfindet
und einer vergleichsweise jüngeren Bevölkerung.
Außerdem hat sich im Zuge der Durchseuchung
eine gefährliche Mutante entwickelt.
Das betrifft in einer globalisierten Welt nicht nur Brasilien.
Ähnliches geschieht in Indien.
Auch dort ist die Corona-Lage desaströs, in großem Maßstab,
und auch für Indien gilt:
Die Mutationen dort sind nicht weit weg.
Wuhan war auch nicht weit genug weg.
Normen Odenthal berichtet aus Indien.
Kumbh Mela: das größte religiöse Massenfest der Welt.
Millionen Hindus pilgern zum Ganges.
Das Bad im heiligen Fluss wasche die Seele rein, heißt es seit jeher.
Dass es auch vor Corona schützt, wäre neu.
Im Gegenteil: Viele hier werden sich infizieren,
weil alle Corona-Regeln kapitulieren.
Zuerst haben wir noch Strafen verhängt für alle,
die keine Maske tragen.
Doch bei diesen Massen jetzt ist das praktisch unmöglich geworden.
Wir appellieren an alle,
aber Abstand halten ist natürlich auch sehr schwierig.
Es ist voll, es ist eng, es ist ekstatisch
und es ist ein großes Wagnis.
Wir hatten Sorge, herzukommen wegen Corona.
Aber jetzt ist alles gut, uns kann nichts passieren.
Der heilige Ganges wird uns gnädig sein.
Einige Tausend Infektionen wurden schon von der Kumbh Mela gemeldet.
Aber diese Zahlen scheinen wenig verlässlich.
Aussagekräftiger sind die aus den Metropolen.
Dort werden die meisten neuen Fälle registriert.
Mehr als 200.000 seit Tagen – jeden Tag.
In Ahmedabad liegen die Patienten in den Rettungswagen,
in den Krankenhäusern ist längst kein Platz mehr.
In Delhi sieht's nicht besser aus:
zwei Mann in einem Bett, Notaufnahme im wahrsten Sinne des Wortes.
Von neuen Mutationen, Mehrfach- Mutationen ist nun die Rede.
Die Welle nimmt rasant an Fahrt auf.
Die Zahlen sind beängstigend.
Mehr als 200.000 Neuinfektionen in 24 Stunden.
Und noch beängstigender ist,
dass wir den Höhepunkt der Zahlen noch nicht sehen.
Keiner weiß, wohin das noch führt.
Ein Gradmesser für den Ernst der Lage: Der Sauerstoff wird knapp.
Die Nachfrage steigt und steigt,
weil mehr und mehr Patienten versorgt werden müssen.
Normalerweise haben wir 100 Zylinder am Tag abgefüllt,
jetzt sind es 1.000 bis 1.200.
Wir arbeiten rund um die Uhr, Tag und Nacht.
Und jede Lieferung wird genau dokumentiert,
damit nichts auf dem Schwarzmarkt landet.
In dieser Notlage zieht auch Delhi nun eine Notbremse.
Die sieht so aus:
komplette Ausgangssperre von heute Abend bis Montag Früh.
Mumbai macht's genauso.
Viele Familien wollen noch schnell fliehen,
zurück in ihre Dörfer auf dem Land.
Wo es zwar keine Jobs gibt, wo Armut herrscht,
aber eben auch die Hoffnung,
dass Corona es bis dorthin noch nicht geschafft hat.
Die Chinesen hingegen haben Corona inzwischen im Griff.
Das macht sich auch wirtschaftlich bemerkbar, Heinz.
China meldet ein starkes Wirtschaftswachstum
für den Anfang dieses Jahres trotz der weltweiten Corona-Krise.
Wie wirkt sich die dortige rasche Erholung international
und insbesondere auf Deutschland aus, Valerie Haller?
China ist für deutsche Exporteure der zweitwichtigste Kunde auf der Welt,
nach den USA, also ein enorm wichtiger Absatzmarkt.
Jetzt entwickelt sich dort nicht nur die Konjunktur sehr gut,
auch der Konsum zieht gerade kräftig an.
Davon dürften auch deutsche Exportunternehmen etwas haben.
Chinas Wirtschaft wächst und bricht die eigenen Rekorde.
18,3 % in den ersten drei Monaten des Jahres, so viel wie nie zuvor.
Keine große Volkswirtschaft auf der Welt
hat sich so schnell von der Pandemie erholt wie China.
Sein Comeback verdankt das Land auch großzügigen staatlichen Hilfen.
China ist größter Automarkt der Welt.
Deutsche Hersteller profitieren davon besonders.
Chinesen lieben Autos "Made in Germany",
gerne auch die aus der Luxusklasse.
Daimler hat in China im ersten Quartal
noch nie so viele Autos verkauft wie dieses Jahr.
Auch bei Volkswagen sprudeln die Absatzzahlen.
An der Börse trumpfen Autowerte heute auf.
Da kommt auch der DAX in Fahrt.
So sehr, dass er den Tag sogar mit einem neuen Rekord beschließt.
Seit Jahresanfang hat der DAX rund 11 % zugelegt.
Dass trotzdem noch Luft nach oben ist, damit rechnen hier viele.
Die Deutsche Fußball Liga erwägt nach dem Corona-Ausbruch
bei Hertha BSC Berlin eine verpflichtende Quarantäne
für alle 36 Profi-Klubs für die letzten drei Spieltage.
Weitere Corona-Ausbrüche bei anderen Vereinen
könnten die Wertung der gesamten Saison gefährden,
die wegen der Europameisterschaft bis 22. Mai beendet sein muss.
Erst war nur der Trainer positiv, dann der Assistent
und schließlich auch Lukebakio, der Stürmer.
Das hätte eine Arbeits- quarantäne bedeutet,
Training und Spielbetrieb wären noch möglich gewesen.
Als dann gestern Abend der Vierte, Marvin Plattenhardt, hinzukam,
war Schluss: 14 Tage häusliche Quarantäne für alle.
Die Spiele gegen Mainz, Schalke und Freiburg müssen verschoben werden.
Wir hadern nicht mit dieser Situation,
sondern wir nehmen sie komplett an und werden kämpfen,
um unser mindestes Saisonziel, den Klassenverbleib,
dann auch zu sichern.
also erstmal Trainingsausfall
und dann im Mai sechs Spiele in vier Wochen.
Die DFL wird sich mit Notfallplänen beschäftigen müssen.
Dann könnten die verpflichtenden Quarantäne-Trainingslager
für die 1. und 2. Liga an den letzten Spieltagen in Kraft treten.
Einen Tag vor der Trauerfeier für Prinz Philip
finden rund um Schloss Windsor die letzten Vorbereitungen statt.
Corona-bedingt dürfen an der Beisetzung nur 30 Gäste teilnehmen.
Als Symbol für die enge Verbundenheit Prinz Philips zum Militär
wird der Trauerzug auch von Reiterstaffeln,
Soldaten und Vertretern des Militärs begleitet.
Prinz Philip war am 9. April im Alter von 99 Jahren gestorben.
Das ZDF überträgt die Trauer- zeremonie morgen ab 15.10 Uhr.
Es gibt sie, diese historischen Momente,
in denen ein einzelner Mensch für seine Überzeugungen einstand
und Jahrhunderte später erinnert man sich daran noch,
auch wenn das ein oder andere Detail ins Reich der Legendenbildung gehört.
Die Welt erinnert sich an Sokrates,
der lieber den Schierlingsbecher entgegennahm,
als sich vom Philosophieren abhalten zu lassen.
An Johanna von Orleans, die an ihrer göttlichen Mission festhielt.
An Galileo Galilei, der darauf beharrte,
dass sich die Erde um die Sonne dreht:
"Und sie bewegt sich doch."
Und an Martin Luthers berühmte Worte:
"Hier stehe ich und kann nicht anders."
Auch ihm galt der Vorwurf der Ketzerei.
500 Jahre ist das nunmehr her.
Ort des Geschehens: der Reichstag zu Worms, am 17. und 18. April 1521.
Daran erinnert Susanne Gelhard.
Es ist der Luther-Moment, den sie in diesen Tagen in Worms würdigen:
Das Kräftemessen zwischen dem Mönch Martin
und den Mächtigen von Kirche und Krone.
Widerrufst du?
Luthers Weigerung, seine Thesen zu widerrufen:
Hier stehe ich, ich kann nicht anders.
Gott helfe mir, Amen.
Es ist der Moment,
in dem aus einem ängstlichen Menschen ein mutiger wird.
Martin Luther stand im Spannungsfeld ganz unterschiedlicher Interessen:
des Papstes, des Kaisers und nicht zuletzt auch der Reichsstände.
Das Wichtige und das Interessante ist, dass er sich
gegen die weltlichen und die geistlichen Autoritäten gewandt hat
und dass er sich allein der Autorität seines Glaubens,
also der Autorität seines Gewissens, verantwortlich gefühlt hat.
Vor 500 Jahren wurde in Worms Weltgeschichte geschrieben.
Luther blieb auf dem Reichstag
bei seiner Kritik an Ablasshandel, Kirchenlehre, Papsttum.
Die Reformation nahm ihren Lauf,
mit Krieg und Kirchenspaltung, aber auch mit neuen Freiheiten.
Die Glaubens-, die Gewissensfreiheit,
die dann später zu den Menschenrechten gezählt hat,
die hat dort eine ganz wichtige Wurzel.
Natürlich auch diese Zivilcourage, diese Haltung,
die Martin Luther damals vor den Reichsständen
und dem Kaiser gezeigt hat.
Das ist etwas, was hochaktuell für uns heute ist.
Statt des großen Festakts - lange geplant - fand am Nachmittag
in Worms unter Corona-Bedingungen eine virtuelle Feierstunde statt.
Wir gedenken einer europäischen Sternstunde
des erwachten individuellen Gewissens.
Ja, nicht nur für uns Deutsche, die Martin Luther
in den vergangenen Jahrhunderten auf sehr verschiedene Weise geehrt,
interpretiert und auch instrumentalisiert haben – nein,
für ganz Europa und für die Welt bleiben diese Stunden und Tage
von Worms vor 500 Jahren eine kostbare, eine prägende Erinnerung.
Erinnerung überall in der Stadt: Reformationsdenkmal,
Luther-Führungen, der Abguss seiner Schuhe dort,
wo er den Widerruf verweigert haben soll.
Nur: wegen Corona ohne Touristen.
Ich hätte mir gewünscht, dass die Stadt so voll wäre,
vielleicht wie beim Reichstag 1521.
Damals gerät Luthers Ankunft in Worms zum Triumphzug.
Nach zehn Tagen verlässt er die Stadt
und wird vom Reichstag kurz darauf für vogelfrei erklärt,
muss auf die Wartburg flüchten.
Eine Ausstellung in Worms soll zeigen,
wie Luther den Lauf der Geschichte verändert hat.
Die Vorbereitungen laufen,
die Eröffnung soll im Juli sein – hoffentlich.
Und damit zurück ins Hier und Heute:
Dass es ein neues Politbarometer gibt, haben wir ja
in der Sendung schon thematisiert.
Mit Fragen zu Corona, Laschet und Söder.
Und natürlich auch der Sonntagsfrage.
Matthias Fornoff präsentiert Ihnen jetzt die Ergebnisse.
Es kann nur einen geben: Laschet oder Söder.
Noch ist offen, wer für die Union ins Rennen um die Nachfolge Merkels geht.
Auch bei den Grünen ist die K-Frage noch ungeklärt.
Am Montag soll entschieden werden.
Ein klarer Zeitplan also, anders als bei der Union.
Und, auch das ist anders,
ein offener Machtkampf findet bisher nicht statt.
Wer kann Kanzlerin oder Kanzler?
Markus Söder traut das eine deutliche Mehrheit zu:
63 % halten ihn für geeignet, nur knapp ein Drittel bezweifelt das.
Bei allen anderen überwiegt die Skepsis:
Olaf Scholz liegt noch vor Robert Habeck und Armin Laschet,
dann folgt Annalena Baerbock, sortiert nach Kanzlereignung.
Die Spitzengremien der CDU hatten sich Anfang der Woche geschlossen
hinter ihren Chef gestellt und Laschet den Rücken gestärkt.
Die CSU tat das gleiche für ihren Parteichef Söder.
Ein Patt, das auch im Verlauf der Woche noch unaufgelöst blieb.
Die Anhänger der Union haben jedenfalls eine klare Präferenz,
in welche Richtung das Kanzlerkandidaten-Pendel
schwingen sollte.
43 % finden Laschet als Kanzler geeignet, 49 % nicht.
Söder kann Kanzler, sagen 84 %.
Und nur 12 % der CDU/CSU-Anhänger glauben,
dass er nicht für die Kanzlerschaft taugt.
Mit welchem Kandidaten die Union das bessere Ergebnis
bei der Bundestagswahl holen würde, ist für die Befragten klar:
Etwas mehr als zwei Drittel glauben, dass das mit Söder der Fall wäre.
Nur 20 % meinen, mit Laschet.
Interessant ist, dass der offene Machtkampf
der Union nicht geschadet hat.
Schauen wir auf die Projektion:
Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre,
dann könnten CDU/CSU mit 31 % rechnen, plus 3.
Die SPD bei 14, die AfD bei 11 %,
beide minus 1.
FDP 9, Linke 7 %, beide unverändert.
Die Grünen bei 21 %, minus 2.
Damit gebe es bei den politisch realistischen Bündnissen
nur für Schwarz-Grün eine Regierungsmehrheit.
Für eine Fortsetzung der Großen Koalition
würde es genauso wenig reichen
wie für eine Ampel-Koalition oder Grün-Rot-Rot.
Von den Parteien zu den Köpfen,
wo es drei Neuzugänge, darunter einen Debütanten, gibt.
Hier unsere "Top Ten" der Politikerinnen und Politiker,
bewertet nach Sympathie und Leistung
auf der Skala von plus fünf bis minus fünf:
Wieder dabei auf Platz 10: Christian Lindner, minus 0,2.
Davor Jens Spahn, minus 0,1, leicht verbessert.
Armin Laschet, 0,1, unverändert.
Annalena Baerbock, 0,6, Olaf Scholz, 0,7,
beide leicht verschlechtert.
Auf Platz 5: Robert Habeck, weiterhin 0,8.
Zum ersten Mal dabei: Karl Lauterbach, 0,9.
Auf Platz 3: Markus Söder 1,3, etwas besser.
Wieder dabei und gleich Platz 2 für Winfried Kretschmann, 1,6.
An der Spitze weiterhin: Angela Merkel, 1,9, verbessert.
Steigende Infektionszahlen, immer stärker belastete Intensivstationen:
Deutschland kämpft mit der dritten Corona-Welle.
Und oft auch mit sich selbst,
wenn es um geeignete Maßnahmen zur Eindämmung geht.
Wer sollte die Grundregeln für die Corona-Bekämpfung festlegen?
Mehr als zwei Drittel sagen, das sollte der Bund sein.
Nur 28 % jeweils die Länder.
Bei Anhängern aller Parteien deutliche Mehrheiten pro Bund,
nur bei denen der AfD ist das Verhältnis umgekehrt.
Im Grundsatz also Akzeptanz für bundesweite Regelungen.
Die viel diskutierte, bundes- einheitliche Notbremse ist so eine.
Die Maßnahmen, die sie beinhaltet, werden unterschiedlich bewertet.
Für nächtliche Ausgangssperren ab einer Inzidenz über 100
sind 44 %, 53 % sind dagegen.
Den Präsenzunterricht an Schulen
bei einer Inzidenz von über 200 einzustellen,
finden 62 % richtig.
Die geltenden Corona-Maßnahmen sind übertrieben,
findet knapp ein Viertel der Deutschen.
29 % halten sie für gerade richtig.
Und inzwischen 43 % fordern, sie müssten noch härter ausfallen.
Im Vergleich zur Umfrage im März
ein deutliches Plus von 10 Prozentpunkten.
Die größte Hoffnung im Kampf gegen Corona ist der Impfstoff.
Gleichzeitig ist er oft auch Grund für Frust.
Etwa, weil zu wenig verfügbar ist.
80 % sagen, das Impfen läuft eher schlecht.
Im März waren es 92 %.
Die Impfquote wächst und mit ihr auch der Wunsch nach mehr Freiheiten:
Corona-Einschränkungen für Geimpfte aufheben.
48 % fänden das richtig, 50 % nicht.
Noch im Januar hätten das nur 27 % befürwortet
und 69 % abgelehnt.
Das war unser Bericht über die Stimmung im Land.
Die Grafiken und alle Informationen zu unseren Umfragen finden Sie
wie immer im ZDFtext ab Seite 165,
in der ZDFheute-App und auf ZDFheute.de
Wie die repräsentativen Umfragen der Forschungsgruppe Wahlen
zustande kommen, Informationen zur Methodik
und zu den Qualitätsstandards, finden Sie unter politbarometer.zdf.de.
Vielen Dank für Ihr Interesse.
Das nächste Politbarometer gibt's am 7. Mai.
Nach dem Wetter geht's hier weiter mit der "heute Show".
Ihnen noch einen entspannten Abend, auf Wiedersehen.
Zwischen dem Hoch über Skandinavien und dem Tief über Osteuropa
kommt die Strömung jetzt mehr aus nordwestlichen Richtungen.
Das hat zur Folge, dass es etwas milder wird.
Es wird nicht nur deutlich wolkiger, es kommt auch etwas Regen mit.
Um aber zu wissen, ob es nächste Woche deutlich milder wird,
müssen wir uns die Regenwolken über den Balearen anschauen.
Dahinter verbirgt sich ein Tief.
Das peilt in den nächsten Tagen Sizilien an
und zieht dann über Griechenland weiter Richtung Nordosten.
Am Mittwoch erreicht es Moskau.
Aber in Mitteleuropa ändert sich die Temperaturfarbe eigentlich nicht.
Trotzdem sorgen die Wolken dafür,
dass es nachts nicht mehr so eiskalt wird.
Im Westen und Südwesten funkeln heute die Sterne.
Im Osten ist es stärker bewölkt.
Zwischen der Ostseeküste und der Lausitz fällt etwas Regen.
Im Erzgebirge ist noch Schnee dabei.
Morgen ändert sich nur wenig.
Allerdings steigt die Schneefallgrenze im Erzgebirge
immer weiter nach oben, es wird also immer mehr Regen aus dem Schnee.
Im Osten fällt noch etwas Regen,
im Westen ist es freundlicher mit Sonnenschein.
In den nächsten Tagen wird es von Tag zu Tag etwas milder.