×

Wir verwenden Cookies, um LingQ zu verbessern. Mit dem Besuch der Seite erklärst du dich einverstanden mit unseren Cookie-Richtlinien.


image

2021 ZDF Sendung, heute journal vom 25.08.2021 - Gegen die Zeit - Abzug aus Afghanistan rückt näher; Gegen die Überforderung - Wiederaufba

heute journal vom 25.08.2021 - Gegen die Zeit - Abzug aus Afghanistan rückt näher; Gegen die Überforderung - Wiederaufba

Diese Untertitel sind live produziert.

Und jetzt das "heute journal" mit Kay-Sölve Richter und Claus Kleber.

Guten Abend.

Der Lauf der Welt unterbrach die Sommerpause des Bundestags.

709 Abgeordnete wurden nach Berlin gerufen für eine Sondersitzung

über gleich drei Katastrophen.

Die Pandemie, die Fluten an Ahr und Erft und -

das wichtigste und dringendste von allem -

der Kollaps der Afghanistan-Politik.

Man könnte in der Hilflosigkeit der westlichen Allianz,

inklusive Berlin, dabei als vierte Katastrophe zählen.

Die Kanzlerin hatte einiges zu erklären.

Andreas Kynast hat das verfolgt.

Danach sprechen wir mit der Verteidigungsministerin.

Es geht um die Leben von tausenden Menschen,

es geht um die Schuld, um Moral und um Merkel.

Frau Merkel, uns alle werden unsere Taten einholen.

Als schwärzesten Punkt in ihrer 16-jährigen Kanzlerschaft

wird die Opposition heute den Afghanistan-Rückzug bezeichnen,

als Desaster, Katastrophe, Unverantwortlichkeit.

Merkel verteidigt sich, aber entschuldigt sich nicht.

Alle, die gesamte internationale Koalition,

habe die Geschwindigkeit des Zusammenbruchs unterschätzt.

Hätte Deutschland die Mitarbeiter von Hilfsorganisationen

bereits im Frühjahr abgezogen:

Manche hätten dies sicher als vorausschauende Vorsicht gewürdigt,

andere dagegen als eine Haltung abgelehnt,

mit der die Menschen in Afghanistan im Stich gelassen

und ihrem Schicksal überlassen werden.

Hinterher, im Nachhinein präzise Analysen und Bewertungen zu machen,

das ist nicht wirklich kompliziert.

So lange wie möglich soll die Evakuierung fortgesetzt werden,

sagt Merkel, und so viel wie möglich vom Erreichten bewahrt.

Darüber muss die internationale Gemeinschaft

auch mit den Taliban sprechen.

Unkonditionierte Verabredungen allerdings

kann und darf es nicht geben.

Die Kritik der Opposition ist vernichtend.

Die AfD greift den Einsatz grundsätzlich an.

Um Geschlechtergerechtigkeit in die muslimische Welt zu tragen,

mussten deutsche Männer dort ihr Leben lassen.

Wie viele afghanische Frauen

wiegen eigentlich einen deutschen toten Soldaten auf?

Die Debatte ist heftig, teils unversöhnlich.

Linke und Grüne werfen der Regierung

politisches und moralisches Versagen vor.

Sie haben politisch in den letzten Wochen entschieden,

dass innenpolitische Motive, wo man handeln müsste,

höher gewertet werden,

als unsere deutsche außenpolitische Verantwortung.

Die SPD ätzt zurück.

Aber die Heuchelei wird erst dann deutlich, wenn man sieht,

dass sie bis zum letzten Augenblick,

bis zur letzten Stunde in den Regierungen vertreten waren,

die Menschen nach Afghanistan abschieben wollten,

und das werde ich Ihnen nicht vergessen.

Als Konsequenz aus dem Rückzugs-Debakel

schlagen CDU und FDP einen nationalen Sicherheitsrat vor.

Denn die letzten Tage und Wochen haben den Eindruck

organisierter Unverantwortlichkeit verstärkt.

Und das muss Folgen für die Sicherheitspolitik

unseres Landes haben.

Herr Maas, Frau Kramp-Karrenbauer, Herr Seehofer,

die letzten Wochen sind unentschuldbar.

Die Folgen ihrer Fehler gefährden Menschenleben.

Dann erteilt der Bundestag der Bundeswehr

rückwirkend ein Afghanistan-Mandat.

Für das letzte Mal - das schlimmste Mal.

Es steht ein schlimmer Augenblick bevor:

Noch längst nicht alle, die sich Schutz versprechen, sind entkommen.

Dann wird Deutschland die letzte Tür des letzten Flugzeugs schließen.

Zurück bleiben Menschen, die sich auf Deutschland verlassen haben.

Und dann angewiesen sind auf die Gnade der Taliban.

Guten Abend, Frau Kramp-Karrenbauer.

Wie viele Tage sind das noch - oder sind das nur Stunden?

Das Zeitfenster schließt sich, es wird kleiner.

Es wird auch deshalb kleiner, weil die Bedrohungslage sehr konkret

mit Hinblick auf terroristische Anschläge größer wird.

Wie genau und wie groß dieses Fenster ist, darüber möchte ich

nicht spekulieren.

Weil es auch die Arbeit, die noch weitergeht, erschwert.

Und die Soldaten vor Ort haben es

mit einer sehr schweren Situation zu tun.

Schwer ist auch die Situation der Ministerin.

Wir haben in den letzten Tagen klargemacht, dass sie bereit sind,

Verantwortung zu übernehmen.

Wenn der Rückzug abgeschlossen ist,

ist dann der Zeitpunkt für eine Rücktrittserklärung?

Es geht um die Phase des Einsatzes, die am schwierigsten

und sensibelsten ist für alle.

Wir sind wie alle darauf konzentriert,

so viele Menschen wie möglich rauszuholen.

Danach werden wir sicherlich diesen Einsatz,

den größten in unserer Geschichte, bilanzieren.

Ich habe gesagt, was ich selbst für mich zu überlegen habe.

Auch da sprechen wir nur über Tage.

Auch das ist eine Frage, die ich mir stellen werde,

wenn ich Gelegenheit habe, zur Ruhe zu kommen.

Im Moment ist mein Platz dort, an diesem Einsatz mitzuhelfen.

Damit wir viele Menschen noch aus Kabul herausholen können

und dafür sorgen, dass unsere Soldatinnen und Soldaten

wieder sicher nach Hause kommen.

Es wird selbstverständlich gesagt: Wenn die Amerikaner rausgehen,

haben wir Deutschen auch auszugehen. Warum ist das so selbstverständlich?

Warum können die europäischen Truppen nicht auf sich gestellt

auch etwas leisten?

Warum ist das außerhalb der Reichweite Deutschlands und Europas?

Die Amerikaner haben über 6.000 Mann am Boden.

Sie haben ein unglaubliches Equipment,

sowohl in der Luft als auch auf dem Boden.

Darüber verfügen wir nicht in der Masse.

Sie haben erklärt, dass sie nicht in der Lage sind, einen Flughafen

in einer feindlichen Umgebung alleine zu halten.

Wir hängen von der Unterstützung der Amerikaner ab.

Was dort geleistet werden muss,

ist eine Kraft Anstrengung vieler Staaten.

Alles greift ineinander.

Aber die Frage stellt sich:

Wie selbstständig können wir in der NATO ohne die Amerikaner agieren?

Wenn man das will, muss man dafür den Preis bezahlen in Form

von Haushaltsmitteln, Ausstattung und mehr Personal.

Sie können in ihrer Position nicht sagen, ich weiß nicht,

was die Haltung dazu ist.

Ist es die Position der Union, dass die deutsche militärische

Kampffähigkeit gestärkt werden muss?

Es hat nichts mit dem Wahlkampf zu tun.

Das ist etwas, was ich seit meinem Amtsantritt

immer wieder gesagt habe.

Deutschland ist ein großes Land und von dem wird erwartet,

dass es sich in den Bündnissen entsprechend einbringt.

Das haben wir gerade getan, mit Material und robusten Kräften.

Wenn wir uns nicht abhängig machen wollen von anderen,

dann müssen wir uns entsprechend aufstellen

und die Fähigkeit haben, zu agieren, in robuste Einsätze zu gehen.

Das müsste jetzt im Wahlkampf ein Thema sein.

Im Moment regen Sie nur eine Debatte an.

Die Verteidigungsministerin hat dazu eine vollkommen klare Auffassung.

Das finden Sie auch im Wahlprogramm der CDU wieder.

Bei dieser Wahl geht es um eine Richtungsentscheidung.

Es geht darum, ob die Bundeswehr

in diese Einsätze bestmöglich geschützt geht.

Und es geht darum, ob die Verantwortung tragen wollen,

die das bisher verhindert haben.

Das Parlament und die Regierung haben sich durchgerungen,

dass es einen großen Zapfenstreich geben soll für die Soldaten,

die in Afghanistan gedient haben.

Werden sie gewährleisten, dass das am Ende noch stattfindet?

Auf jeden Fall, das ist auch heute im Bundestag deutlich geworden.

Es gibt niemanden, der gesagt hätte,

die Bundeswehr hat ihre Aufträge in Afghanistan nicht erfüllt.

Dort sind Männer und Frauen gestorben für diesen Einsatz.

Deswegen ist es gerechtfertigt,

dass sie mit einem ordentlichen Abschluss gehen.

Wir gehen gemeinsam rein, hieß es vor zwanzig Jahren,

wir gehen auch gemeinsam raus - das wurde eingehalten.

Hieß aber in der Praxis nur, dass wenn die USA gehen,

die anderen sich nicht halten können, also auch gehen.

Joe Biden hat für die USA, und damit für alle, entschieden,

den Weg zu Ende zu gehen, den Barack Obama schon einschlagen wollte

Und Donald Trump eingeschlagen hat.

Biden setzt damit den Ruf der USA als verlässlicher Partner aufs Spiel.

Vielleicht gibt er ihn sogar auf.

Dafür gibt es auch in den USA nicht nur Beifall.

Berichtet Claudia Bates aus Washington.

Dass die Taliban jetzt alles überrennen

und das ganze Land übernehmen, ist höchst unwahrscheinlich.

Diese grundlegende Fehleinschätzung hallt nach.

Ab da nahm das Chaos seinen Lauf in Afghanistan.

Die US-Regierung dachte, sie hätte Zeit, als die schon knapp war,

hat das afghanische Militär überschätzt,

die Taliban unterschätzt.

Und jetzt wollen alle nur noch weg hier.

Doch eine Verlängerung des Eva- kuierungseinsatzes lehnt Biden ab.

Ein akutes Risiko von Terror- anschlägen am Flughafen in Kabul -

die Sicherheitslage erzwinge ein schnelles Ende.

Aber die Taliban sagten auch schlicht Nein zu einer Verlängerung.

Und sie haben hier jetzt das Sagen und die USA und ihre Verbündeten

sind auf ihre Kooperation angewiesen,

um so viele Menschen wie möglich auszufliegen.

Biden habe sich dem Terror gebeugt, sagen Kritiker.

Der Präsident schickte seinen CIA-Direktor William Burns,

um direkt mit der Taliban-Führung zu sprechen.

Bill Burns als Unterhändler zu haben, der Afghanistan

sehr gut kennt, ist ein ermutigendes Zeichen, dass sie vorangehen.

Sie tun alles, was möglich ist,

trotz der vorherigen Fehleinschätzungen,

um über die nächsten Tage sicherzustellen,

dass dies so reibungslos und sicher klappt wie möglich.

Doch Burns hatte nicht viel anzubieten,

so heißt es aus Verteidigungskreisen.

Einen funktionierenden, sauberen Flughafen könne man übergeben,

dafür bitte vier Tage Verlängerung.

Die Taliban sagten Nein, haben aber keineswegs alle Zügel in der Hand.

Die Taliban bewegen sich auf einem schmalen Grad,

wo sie zwar wissen, wie sie im Land herrschen wollen,

aber auch wissen, dass sie dafür Geld aus dem Westen brauchen.

Deshalb müssen sie jetzt anders erscheinen als vor 20 Jahren.

Ich glaube aber nicht, dass sie das lange aufrechthalten.

Republikanische und demokratische Abgeordnete forderten,

dass die Deadline verschoben wird, auch wenn es gefährlich ist.

Harsche Kritik an Biden.

Das wird ein Makel auf dieser Präsidentschaft sein.

Der Präsident hat Blut an seinen Händen.

Er nimmt dies in Kauf.

Er will sich anderen Herausforderungen zuwenden.

Den Makel hofft er, abschütteln zu können.

Doch Alleingänge und Fehleinschätzungen haben seine

Glaubwürdigkeit stark angeschlagen.

Nachrichten nun mit Kay-Sölve Richter.

Da geht es um eine weitere wichtige Entscheidung im Bundestag:

Die Abgeordneten stimmten für eine Verlängerung

der "epidemischen Lage von nationaler Tragweite",

vorerst bis zum 30. November.

Damit haben die Länder eine Rechtsgrundlage

für die Corona-Maßnahmen.

Und der Bund kann direkt, also ohne Zustimmung des Bundesrates,

bestimmte Corona-Verordnungen erlassen.

Hintergrund sind die steigenden Infektionszahlen:

Das Robert Koch-Institut meldet 11.561 neue Fälle

innerhalb von 24 Stunden.

Das sind 3.237 mehr als vergangenen Mittwoch.

Außerdem wurden binnen eines Tages 39 Todesfälle registriert.

Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt jetzt bei 61,3.

Nach der Stuttgarter Krawallnacht im vergangenen Sommer

hatte die Polizei rund 140 Tatverdächtige ausgemacht.

Nun gab sie bekannt, dass die Hälfte von ihnen

von "Super-Recognisern" identifiziert wurden,

also Menschen, die besonders gut Gesichter wiedererkennen.

Im Juni 2020 hatten vorwiegend Jugendliche

in der Stuttgarter Innenstadt gewütet.

Auslöser war eine Drogenkontrolle.

Bei den Krawallen wurden auch Polizisten bedroht und verletzt.

Die Randalierer verwüsteten außerdem zahlreiche Schaufenster

und plünderten Geschäfte.

Die Bundesregierung will einen internationalen "Klima-Club" gründen.

Er sei offen für alle Staaten, die im Kampf gegen die Erderwärmung

vorangehen wollen, so Vizekanzler Scholz.

Ziel sei es, gemeinsame Standards zu setzen,

um Nachteile für die Unternehmen zu vermeiden.

Derzeit hätten Staaten mit geringen Standards einen Vorteil.

Der Klimawandel lasse sich weder national noch europäisch bewältigen,

deshalb sei es entscheidend, ob auch China und die USA mitziehen.

Die Flutkatastrophe von Mitte Juli hat finanziell gesehen

deutlich größere Schäden verursacht, als bisher angenommen.

Inzwischen geht der

Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft

von rund 7 Mrd. aus.

Dabei entfallen 6,5 Mrd. auf Wohngebäude, Hausrat und Betriebe,

der Rest auf Fahrzeuge.

Insgesamt zähle man eine Viertelmillion Schadensfälle.

Die tatsächlichen Schäden seien noch weit höher,

da viele Häuser nicht versichert waren.

Eine Menge Geld, dabei kommen die wirklich großen Beträge

nicht mal von den Versicherungen,

sondern mit Hilfszahlungen und Investitionen von Bund und Ländern.

30 Mrd. Euro hat der Bundestag heute beschlossen - es eilt.

Herbst und Winter kommen bald.

Viele Familien haben das Dach über dem Kopf verloren.

Wasser, Heizung, Straßenanschluss.

Und dabei hat die Natur gezeigt, dass man nicht einfach

dasselbe wieder aufbauen kann, was vorher stand.

Und wo es stand.

Nun müssen schwierige Entscheidungen fallen.

In Familien und in Ortschaften, die noch nicht verkraften können,

was über sie und ihr Leben gekommen ist.

Susanne Gelhard berichtet aus dem Tal der Ahr.

Professor Schrott kennt das Ahrtal als Privatmann von Wanderungen.

Jetzt kommt er als Katastrophenforscher

mit seinen Studierenden nach Dernau,

um die Ursachen des katastrophalen Hochwassers zu erkunden.

Wir müssen besser werden in der Vorsorge.

Das heißt, man muss sich natürlich genau überlegen,

wo im Ahrtal darf in Zukunft gesiedelt werden?

Das heißt natürlich auch, was müssen wir generell tun,

um unsere Frühwarnsysteme zu verbessern?

Sie sind den Oberlauf der Ahr abgefahren.

Dort könnte man aus dem Hilfsfonds relativ kostengünstig

Ausweichflächen schaffen, meint Professor Schrott,

und so dem Wasser künftig seine Kraft nehmen.

Währenddessen sind die Einwohner von Dernau mit Wiederaufbau beschäftigt.

Das Dorf ist zu 90 % zerstört.

Hier sind viele auf finanzielle Hilfe angewiesen.

Bleiben oder gehen? Das überlegen sie hier.

Hier sind ja sowieso schon viele Erinnerungen weg.

Und wenn man dann sagt,

das ganze Haus verkaufen und dann wegziehen?

Man lebt ja hier, man kennt die Leute.

Heimat, das ist ein Gefühl, das muss aufrechterhalten werden.

Das ist einfach hier drin im Herz.

Aber es gibt auch andere, die dann sagen, nein,

wir möchten das in unserem Leben

nicht noch einmal mitmachen und kehren Dernau den Rücken.

Straßen, Schienen, Brücken.

Auch der Aufbau der Infrastruktur

soll z.T. aus dem Hilfsfonds gestemmt werden.

Allein die Beseitigung von Müll, Schlamm und Schutt

hat in Rheinland-Pfalz

bisher weit über eine halbe Milliarde Euro gekostet.

Die Gasleitungen im Ahrtal sind komplett zerstört,

Tausende ohne Heizung.

Jetzt müssen tiefere und stabilere Leitungen

unter der Ahr verlegt werden.

Das Ausmaß des Schäden ist wirklich gewaltig hier im Ahrtal.

Wir reden hier über 133 Kilometer Gasleitungen, die zerstört wurden.

Das betrifft etwa 8.000 Haushalte, also Netzanschlüsse,

die auch durchaus von mehreren Haushalt genutzt werden können.

Milliardenhilfen für den Wiederaufbau im Hochwassergebiet.

Die Bürgermeister*innen im Ahrtal fordern dafür einen Masterplan

und übergreifende Koordination.

Wir müssen ja ganz neu anfangen.

Und da kann nicht jede Gemeinde oder jede Gebietskörperschaft

nur an sich denken,

sondern wir müssen eigentlich das Ganze als Gesamtes sehen.

Man muss aus den Fehlern lernen, und das Ahrtal in der Zukunft

könnte ein Pilotprojekt sein, wie man idealerweise

vorsorgende Maßnahmen in der Fläche umsetzt,

um das Ahrtal wieder lebens- und liebenswert machen.

Neben dem Hilfsfonds sind nun v.a. kluge Konzepte nötig,

meint Professor Schrott.

Und da seien alle gemeinsam gefragt.

Das langsame Impftempo in ärmeren Ländern könnte die Weltwirtschaft

Billionen kosten.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie

im Auftrag des Wirtschaftsmagazins Economist.

Demnach könnten sich die Verluste in den kommenden drei Jahren

auf knapp zwei Billionen Euro belaufen,

v.a. in den Entwicklungs- und Schwellenländern.

Dadurch werde sich ihr Anschluss an die weiter entwickelten Länder

weiter verzögern.

Die Stimmung der deutschen Wirtschaft hat sich im August

deutlich stärker eingetrübt, als erwartet.

Das zeigt der ifo-Geschäftsklimaindex.

Zum einen machen den Unternehmen Lieferengpässe zu schaffen,

deshalb wollen viele nun ihre Preise erhöhen.

Zum anderen sorgen sich viele wegen der steigenden Corona-Zahlen,

besonders im Gastgewerbe und Tourismus.

Zu den Gewinnern der Pandemie gehört die Computerspiel-Branche.

Schließlich musste man sich im Lockdown irgendwie beschäftigen.

Was da gerade State-of-the-Art ist,

zeigt der weltgrößte Computerspielmesse:

Die Gamescom hat am Abend in Köln begonnen, oder besser gesagt,

im Internet, denn sie findet virtuell statt.

Aber wenn damit jemand gut zurechtkommt,

dann doch sicherlich die Gamer, Frank Bethmann.

Ja, ganz sicher.

Und der Veranstalter, die Koelnmesse, versucht,

aus der Not eine Tugend zu machen,

will digital eben noch mehr Menschen erreichen als zuletzt.

Ein Millionenpublikum mit einem Milliardenmarkt dahinter.

In Deutschland spielt inzwischen die Hälfte der Bevölkerung

zumindest gelegentlich am Computer.

Zuwachs gibt es nicht nur in allen Altersgruppen,

sondern auch beim Umsatz, der allein im ersten Halbjahr erneut

auf jetzt 4,6 Mrd. Euro angewachsen ist.

Trotz aller Bedenken, Computerspiele seien gefährlich,

würden abhängig machen,

ist Deutschland inzwischen der größte Markt in Europa.

Heimische Unternehmen jedoch profitieren von diesem Boom kaum.

Deutschland leide unter erheblichen Standortnachteilen,

klagen die Verbandsverantwortlichen.

Nicht zuletzt das fehlende flächendeckende Internet

und der Mangel an Fachkräften schrecken Firmengründer ab.

Viel bessere Voraussetzungen finden die Entwickler von Spielen in den USA

und Kanada, die den Zukunftsmarkt Gaming viel früher erkannt

und gefördert haben.

Hierzulande hat man lange unterschätzt,

welches Jobpotential in der Branche steckt.

Inzwischen fördert auch die Bundesregierung

das Gaming mit Millionen - und ersten Erfolgen.

Die Anzahl von Firmen,

die Computerspiele entwickeln und veröffentlichen,

ist binnen Jahresfrist in Deutschland um 20 % gestiegen.

Taxis ohne Fahrer,

daran arbeitet unter anderem die Google-Schwester Waymo.

Nach einer zwölfjährigen Testphase

fahren jetzt die ersten Wagen in San Francisco.

Bei dem Pilotprojekt können sich Interessierte als Fahrgast bewerben

und dann vollautomatisch kutschieren lassen.

Bis 2022 fährt auf dem Beifahrersitz aber noch ein Sicherheitsfahrer mit.

Es kommt in die Kinos ein Spielfilm oberster Liga, mit Anthony Hopkins.

Die Handlung spielt in einem Abenteuer,

auf das sich viele Familien einlassen.

Der Not gehorchend, oder der Liebe.

Erwachsene Menschen ziehen wieder unter ein Dach mit den Eltern.

Geben ihre Unabhängigkeiten auf - schon das ist ein Spannungsfeld.

Da fängt "The Father" erst an.

Lässt einen miterleben, wie der alte Vater seinem Verstand

immer weniger trauen kann.

Wie Demenz Realität und Wahn in seinem Kopf vermengt.

Da spielt sich doch ein Verbrechen ab? Oder doch nicht?

Der Film treibt auch die Zuschauer immer tiefer unentrinnbar

in den Strudel der Zweifel.

Sabine Schultz empfiehlt einen atemberaubend verwirrenden Film

mit einem, das sieht man schon in den Ausschnitten,

großartigen Anthony Hopkins.

(Filmausschnitt) Wann sind Sie geboren?

Freitag, 31.Dezember 1937.

Sie leben zurzeit mit ihrer Tochter zusammen, richtig?

Ja, in meiner Wohnung.

Papa, ich bin's!

Anne kümmert sich um ihren Vater.

Dafür ist sie bei ihm eingezogen, zusammen mit Paul, ihrem Mann.

Filmausschnitt) Ich will dir helfen.

Helfen, wobei? Es ist alles bestens, Anne.

Der resolute alte Herr besteht auf seine Eigenständigkeit.

Doch irgendetwas stimmt hier nicht.

(Filmausschnitt) Ist da jemand? Hallo?

Wie ein Krimi entführt uns dieser Film in ein Labyrinth

aus Rätseln und Widersprüchen.

Wer ist der fremde Mann im Wohnzimmer?

Ein Eindringling?

Was tun Sie hier? Was tun Sie in meiner Wohnung?

Ich wohne hier.

Dieser Film ist wie eine Art Puzzle.

Ich wollte, dass der Zuschauer aktiv wird und versucht,

das Bild zusammenzufügen, das Rätsel zu knacken.

Doch immer fehlt ein Puzzle-Stück.

Ich lade den Zuschauer ein, zu erleben, wie es ist,

die Orientierung zu verlieren, das Vertrauen in die eigene Wahrnehmung,

den Bezug zur Realität.

(Filmausschnitt) Hier passieren komische Dinge. Wo ist das Bild?

Welches Bild?

Ich bin's! - Anne?

Seltsame Dinge passieren um uns herum.

Was soll der Unsinn? Wo ist Anne?

Wovon redest Du?

Wo ist sie? - Ich bin hier.

Realitätsverlust und klare Momente,

Hilflosigkeit, Starrsinn, Boshaftigkeit –

drei Pflegerinnen hat er schon vergrault.

Dann wieder: plötzliche Charme-Offensiven.

Anthony Hopkins verkörpert

grandios ein Wechselbad der Geistes- und Gemütszustände.

Ich hoffe, der Film macht dem Zuschauer bewusst,

wie kostbar und zerbrechlich das Leben ist.

Und dass wir aufeinander acht geben und vor allem:

nicht so schnell urteilen sollten.

Ich denke, der Film eröffnet einen anderen Blick

auf Demenz und auf das hohe Alter.

Es geht auch um das moralische Dilemma der Tochter,

intensiv dargestellt von Olivia Colman,

zwischen Sorge und Überforderung.

(Filmausschnitt) Kann ich Ihnen eine Frage stellen?

Wie lange haben Sie noch vor, hier rumzuhängen

und das Leben Ihrer Tochter zu ruinieren?

Ein starkes Kammerspiel,

unsentimental und doch berührend.

(Filmausschnitt) Wir müssen uns eine andere Lösung einfallen lassen.

Hör auf, so zu reden.

Und ich werde meine Wohnung nicht verlassen,

ich werde meine Wohnung nicht verlassen!

Doch in welcher Wohnung sind wir überhaupt?

Raum, Zeit und Handlungssprünge,

Erinnerungsfetzen und Brüche lassen uns spüren,

was es heißt, die Kontrolle über Geist und Leben zu verlieren.

Am Ende werden wir alles verstehen, besser verstehen.

Denn diesem Film gelingt ein Kunststück:

Er verwirrt unsere Sinne und schärft unser Bewusstsein.

(Filmausschnitt) Anne? Danke für alles.

* Musik *

Ab morgen in den Kinos.

Und das war es von uns, bis morgen.

Das Tief "Nick" hat seine Kaltfront zu uns geschickt.

Die zieht in den nächsten 24 Stunden weiter nach Süden.

Die Regenwolken fleddern Richtung Westen mehr und mehr auseinander.

Das hängt mit dem Hoch "Gaya" zusammen,

da wird es ein bisschen freundlicher.

Sonst bleiben wir in dieser Nordwest-Strömung.

Die Kaltfront bringt heute Nacht Regen

an den Mittelgebirgen und in Berlin.

Dahinter lockern die Wolken auf.

In Süddeutschland verschwindet der klare Sternehimmel hinter Wolken.

Deswegen wird die kommende Nacht nicht so kalt wie die vergangene.

Der Regen der Nacht erreicht morgen auch den Alpenrand.

Dahinter gibt es kräftige Schauer, im Nordosten sind auch Gewitter dabei.

Richtung Westen lockern die Wolken etwas auf.

Da gibt es größere Chancen, die Sonne etwas länger zu sehen.

Der Wind kommt aus nördlichen Richtungen.

Das bleibt auch in den nächsten Tagen so.

Es geht sehr wechselhaft und recht kühl weiter.

heute journal vom 25.08.2021 - Gegen die Zeit - Abzug aus Afghanistan rückt näher; Gegen die Überforderung - Wiederaufba heute journal from 25.08.2021 - Against the clock - Withdrawal from Afghanistan is getting closer; Against the excessive demands - Reconstruction

Diese Untertitel sind live produziert.

Und jetzt das "heute journal" mit Kay-Sölve Richter und Claus Kleber.

Guten Abend.

Der Lauf der Welt unterbrach die Sommerpause des Bundestags.

709 Abgeordnete wurden nach Berlin gerufen für eine Sondersitzung

über gleich drei Katastrophen.

Die Pandemie, die Fluten an Ahr und Erft und -

das wichtigste und dringendste von allem -

der Kollaps der Afghanistan-Politik.

Man könnte in der Hilflosigkeit der westlichen Allianz,

inklusive Berlin, dabei als vierte Katastrophe zählen.

Die Kanzlerin hatte einiges zu erklären.

Andreas Kynast hat das verfolgt.

Danach sprechen wir mit der Verteidigungsministerin.

Es geht um die Leben von tausenden Menschen,

es geht um die Schuld, um Moral und um Merkel.

Frau Merkel, uns alle werden unsere Taten einholen.

Als schwärzesten Punkt in ihrer 16-jährigen Kanzlerschaft

wird die Opposition heute den Afghanistan-Rückzug bezeichnen,

als Desaster, Katastrophe, Unverantwortlichkeit.

Merkel verteidigt sich, aber entschuldigt sich nicht.

Alle, die gesamte internationale Koalition,

habe die Geschwindigkeit des Zusammenbruchs unterschätzt.

Hätte Deutschland die Mitarbeiter von Hilfsorganisationen

bereits im Frühjahr abgezogen:

Manche hätten dies sicher als vorausschauende Vorsicht gewürdigt,

andere dagegen als eine Haltung abgelehnt,

mit der die Menschen in Afghanistan im Stich gelassen

und ihrem Schicksal überlassen werden.

Hinterher, im Nachhinein präzise Analysen und Bewertungen zu machen,

das ist nicht wirklich kompliziert.

So lange wie möglich soll die Evakuierung fortgesetzt werden,

sagt Merkel, und so viel wie möglich vom Erreichten bewahrt.

Darüber muss die internationale Gemeinschaft

auch mit den Taliban sprechen.

Unkonditionierte Verabredungen allerdings

kann und darf es nicht geben.

Die Kritik der Opposition ist vernichtend.

Die AfD greift den Einsatz grundsätzlich an.

Um Geschlechtergerechtigkeit in die muslimische Welt zu tragen,

mussten deutsche Männer dort ihr Leben lassen.

Wie viele afghanische Frauen

wiegen eigentlich einen deutschen toten Soldaten auf?

Die Debatte ist heftig, teils unversöhnlich.

Linke und Grüne werfen der Regierung

politisches und moralisches Versagen vor.

Sie haben politisch in den letzten Wochen entschieden,

dass innenpolitische Motive, wo man handeln müsste,

höher gewertet werden,

als unsere deutsche außenpolitische Verantwortung.

Die SPD ätzt zurück.

Aber die Heuchelei wird erst dann deutlich, wenn man sieht,

dass sie bis zum letzten Augenblick,

bis zur letzten Stunde in den Regierungen vertreten waren,

die Menschen nach Afghanistan abschieben wollten,

und das werde ich Ihnen nicht vergessen.

Als Konsequenz aus dem Rückzugs-Debakel

schlagen CDU und FDP einen nationalen Sicherheitsrat vor.

Denn die letzten Tage und Wochen haben den Eindruck

organisierter Unverantwortlichkeit verstärkt.

Und das muss Folgen für die Sicherheitspolitik

unseres Landes haben.

Herr Maas, Frau Kramp-Karrenbauer, Herr Seehofer,

die letzten Wochen sind unentschuldbar.

Die Folgen ihrer Fehler gefährden Menschenleben.

Dann erteilt der Bundestag der Bundeswehr

rückwirkend ein Afghanistan-Mandat.

Für das letzte Mal - das schlimmste Mal.

Es steht ein schlimmer Augenblick bevor:

Noch längst nicht alle, die sich Schutz versprechen, sind entkommen.

Dann wird Deutschland die letzte Tür des letzten Flugzeugs schließen.

Zurück bleiben Menschen, die sich auf Deutschland verlassen haben.

Und dann angewiesen sind auf die Gnade der Taliban.

Guten Abend, Frau Kramp-Karrenbauer.

Wie viele Tage sind das noch - oder sind das nur Stunden?

Das Zeitfenster schließt sich, es wird kleiner.

Es wird auch deshalb kleiner, weil die Bedrohungslage sehr konkret

mit Hinblick auf terroristische Anschläge größer wird.

Wie genau und wie groß dieses Fenster ist, darüber möchte ich

nicht spekulieren.

Weil es auch die Arbeit, die noch weitergeht, erschwert.

Und die Soldaten vor Ort haben es

mit einer sehr schweren Situation zu tun.

Schwer ist auch die Situation der Ministerin.

Wir haben in den letzten Tagen klargemacht, dass sie bereit sind,

Verantwortung zu übernehmen.

Wenn der Rückzug abgeschlossen ist,

ist dann der Zeitpunkt für eine Rücktrittserklärung?

Es geht um die Phase des Einsatzes, die am schwierigsten

und sensibelsten ist für alle.

Wir sind wie alle darauf konzentriert,

so viele Menschen wie möglich rauszuholen.

Danach werden wir sicherlich diesen Einsatz,

den größten in unserer Geschichte, bilanzieren.

Ich habe gesagt, was ich selbst für mich zu überlegen habe.

Auch da sprechen wir nur über Tage.

Auch das ist eine Frage, die ich mir stellen werde,

wenn ich Gelegenheit habe, zur Ruhe zu kommen.

Im Moment ist mein Platz dort, an diesem Einsatz mitzuhelfen.

Damit wir viele Menschen noch aus Kabul herausholen können

und dafür sorgen, dass unsere Soldatinnen und Soldaten

wieder sicher nach Hause kommen.

Es wird selbstverständlich gesagt: Wenn die Amerikaner rausgehen,

haben wir Deutschen auch auszugehen. Warum ist das so selbstverständlich?

Warum können die europäischen Truppen nicht auf sich gestellt

auch etwas leisten?

Warum ist das außerhalb der Reichweite Deutschlands und Europas?

Die Amerikaner haben über 6.000 Mann am Boden.

Sie haben ein unglaubliches Equipment,

sowohl in der Luft als auch auf dem Boden.

Darüber verfügen wir nicht in der Masse.

Sie haben erklärt, dass sie nicht in der Lage sind, einen Flughafen

in einer feindlichen Umgebung alleine zu halten.

Wir hängen von der Unterstützung der Amerikaner ab.

Was dort geleistet werden muss,

ist eine Kraft Anstrengung vieler Staaten.

Alles greift ineinander.

Aber die Frage stellt sich:

Wie selbstständig können wir in der NATO ohne die Amerikaner agieren?

Wenn man das will, muss man dafür den Preis bezahlen in Form

von Haushaltsmitteln, Ausstattung und mehr Personal.

Sie können in ihrer Position nicht sagen, ich weiß nicht,

was die Haltung dazu ist.

Ist es die Position der Union, dass die deutsche militärische

Kampffähigkeit gestärkt werden muss?

Es hat nichts mit dem Wahlkampf zu tun.

Das ist etwas, was ich seit meinem Amtsantritt

immer wieder gesagt habe.

Deutschland ist ein großes Land und von dem wird erwartet,

dass es sich in den Bündnissen entsprechend einbringt.

Das haben wir gerade getan, mit Material und robusten Kräften.

Wenn wir uns nicht abhängig machen wollen von anderen,

dann müssen wir uns entsprechend aufstellen

und die Fähigkeit haben, zu agieren, in robuste Einsätze zu gehen.

Das müsste jetzt im Wahlkampf ein Thema sein.

Im Moment regen Sie nur eine Debatte an.

Die Verteidigungsministerin hat dazu eine vollkommen klare Auffassung.

Das finden Sie auch im Wahlprogramm der CDU wieder.

Bei dieser Wahl geht es um eine Richtungsentscheidung.

Es geht darum, ob die Bundeswehr

in diese Einsätze bestmöglich geschützt geht.

Und es geht darum, ob die Verantwortung tragen wollen,

die das bisher verhindert haben.

Das Parlament und die Regierung haben sich durchgerungen,

dass es einen großen Zapfenstreich geben soll für die Soldaten,

die in Afghanistan gedient haben.

Werden sie gewährleisten, dass das am Ende noch stattfindet?

Auf jeden Fall, das ist auch heute im Bundestag deutlich geworden.

Es gibt niemanden, der gesagt hätte,

die Bundeswehr hat ihre Aufträge in Afghanistan nicht erfüllt.

Dort sind Männer und Frauen gestorben für diesen Einsatz.

Deswegen ist es gerechtfertigt,

dass sie mit einem ordentlichen Abschluss gehen.

Wir gehen gemeinsam rein, hieß es vor zwanzig Jahren,

wir gehen auch gemeinsam raus - das wurde eingehalten.

Hieß aber in der Praxis nur, dass wenn die USA gehen,

die anderen sich nicht halten können, also auch gehen.

Joe Biden hat für die USA, und damit für alle, entschieden,

den Weg zu Ende zu gehen, den Barack Obama schon einschlagen wollte

Und Donald Trump eingeschlagen hat.

Biden setzt damit den Ruf der USA als verlässlicher Partner aufs Spiel.

Vielleicht gibt er ihn sogar auf.

Dafür gibt es auch in den USA nicht nur Beifall.

Berichtet Claudia Bates aus Washington.

Dass die Taliban jetzt alles überrennen

und das ganze Land übernehmen, ist höchst unwahrscheinlich.

Diese grundlegende Fehleinschätzung hallt nach.

Ab da nahm das Chaos seinen Lauf in Afghanistan.

Die US-Regierung dachte, sie hätte Zeit, als die schon knapp war,

hat das afghanische Militär überschätzt,

die Taliban unterschätzt.

Und jetzt wollen alle nur noch weg hier.

Doch eine Verlängerung des Eva- kuierungseinsatzes lehnt Biden ab.

Ein akutes Risiko von Terror- anschlägen am Flughafen in Kabul -

die Sicherheitslage erzwinge ein schnelles Ende.

Aber die Taliban sagten auch schlicht Nein zu einer Verlängerung.

Und sie haben hier jetzt das Sagen und die USA und ihre Verbündeten

sind auf ihre Kooperation angewiesen,

um so viele Menschen wie möglich auszufliegen.

Biden habe sich dem Terror gebeugt, sagen Kritiker.

Der Präsident schickte seinen CIA-Direktor William Burns,

um direkt mit der Taliban-Führung zu sprechen.

Bill Burns als Unterhändler zu haben, der Afghanistan

sehr gut kennt, ist ein ermutigendes Zeichen, dass sie vorangehen.

Sie tun alles, was möglich ist,

trotz der vorherigen Fehleinschätzungen,

um über die nächsten Tage sicherzustellen,

dass dies so reibungslos und sicher klappt wie möglich.

Doch Burns hatte nicht viel anzubieten,

so heißt es aus Verteidigungskreisen.

Einen funktionierenden, sauberen Flughafen könne man übergeben,

dafür bitte vier Tage Verlängerung.

Die Taliban sagten Nein, haben aber keineswegs alle Zügel in der Hand.

Die Taliban bewegen sich auf einem schmalen Grad,

wo sie zwar wissen, wie sie im Land herrschen wollen,

aber auch wissen, dass sie dafür Geld aus dem Westen brauchen.

Deshalb müssen sie jetzt anders erscheinen als vor 20 Jahren.

Ich glaube aber nicht, dass sie das lange aufrechthalten.

Republikanische und demokratische Abgeordnete forderten,

dass die Deadline verschoben wird, auch wenn es gefährlich ist.

Harsche Kritik an Biden.

Das wird ein Makel auf dieser Präsidentschaft sein.

Der Präsident hat Blut an seinen Händen.

Er nimmt dies in Kauf.

Er will sich anderen Herausforderungen zuwenden.

Den Makel hofft er, abschütteln zu können.

Doch Alleingänge und Fehleinschätzungen haben seine

Glaubwürdigkeit stark angeschlagen.

Nachrichten nun mit Kay-Sölve Richter.

Da geht es um eine weitere wichtige Entscheidung im Bundestag:

Die Abgeordneten stimmten für eine Verlängerung

der "epidemischen Lage von nationaler Tragweite",

vorerst bis zum 30. November.

Damit haben die Länder eine Rechtsgrundlage

für die Corona-Maßnahmen.

Und der Bund kann direkt, also ohne Zustimmung des Bundesrates,

bestimmte Corona-Verordnungen erlassen.

Hintergrund sind die steigenden Infektionszahlen:

Das Robert Koch-Institut meldet 11.561 neue Fälle

innerhalb von 24 Stunden.

Das sind 3.237 mehr als vergangenen Mittwoch.

Außerdem wurden binnen eines Tages 39 Todesfälle registriert.

Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt jetzt bei 61,3.

Nach der Stuttgarter Krawallnacht im vergangenen Sommer

hatte die Polizei rund 140 Tatverdächtige ausgemacht.

Nun gab sie bekannt, dass die Hälfte von ihnen

von "Super-Recognisern" identifiziert wurden,

also Menschen, die besonders gut Gesichter wiedererkennen.

Im Juni 2020 hatten vorwiegend Jugendliche

in der Stuttgarter Innenstadt gewütet.

Auslöser war eine Drogenkontrolle.

Bei den Krawallen wurden auch Polizisten bedroht und verletzt.

Die Randalierer verwüsteten außerdem zahlreiche Schaufenster

und plünderten Geschäfte.

Die Bundesregierung will einen internationalen "Klima-Club" gründen.

Er sei offen für alle Staaten, die im Kampf gegen die Erderwärmung

vorangehen wollen, so Vizekanzler Scholz.

Ziel sei es, gemeinsame Standards zu setzen,

um Nachteile für die Unternehmen zu vermeiden.

Derzeit hätten Staaten mit geringen Standards einen Vorteil.

Der Klimawandel lasse sich weder national noch europäisch bewältigen,

deshalb sei es entscheidend, ob auch China und die USA mitziehen.

Die Flutkatastrophe von Mitte Juli hat finanziell gesehen

deutlich größere Schäden verursacht, als bisher angenommen.

Inzwischen geht der

Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft

von rund 7 Mrd. aus.

Dabei entfallen 6,5 Mrd. auf Wohngebäude, Hausrat und Betriebe,

der Rest auf Fahrzeuge.

Insgesamt zähle man eine Viertelmillion Schadensfälle.

Die tatsächlichen Schäden seien noch weit höher,

da viele Häuser nicht versichert waren.

Eine Menge Geld, dabei kommen die wirklich großen Beträge

nicht mal von den Versicherungen,

sondern mit Hilfszahlungen und Investitionen von Bund und Ländern.

30 Mrd. Euro hat der Bundestag heute beschlossen - es eilt.

Herbst und Winter kommen bald.

Viele Familien haben das Dach über dem Kopf verloren.

Wasser, Heizung, Straßenanschluss.

Und dabei hat die Natur gezeigt, dass man nicht einfach

dasselbe wieder aufbauen kann, was vorher stand.

Und wo es stand.

Nun müssen schwierige Entscheidungen fallen.

In Familien und in Ortschaften, die noch nicht verkraften können,

was über sie und ihr Leben gekommen ist.

Susanne Gelhard berichtet aus dem Tal der Ahr.

Professor Schrott kennt das Ahrtal als Privatmann von Wanderungen.

Jetzt kommt er als Katastrophenforscher

mit seinen Studierenden nach Dernau,

um die Ursachen des katastrophalen Hochwassers zu erkunden.

Wir müssen besser werden in der Vorsorge.

Das heißt, man muss sich natürlich genau überlegen,

wo im Ahrtal darf in Zukunft gesiedelt werden?

Das heißt natürlich auch, was müssen wir generell tun,

um unsere Frühwarnsysteme zu verbessern?

Sie sind den Oberlauf der Ahr abgefahren.

Dort könnte man aus dem Hilfsfonds relativ kostengünstig

Ausweichflächen schaffen, meint Professor Schrott,

und so dem Wasser künftig seine Kraft nehmen.

Währenddessen sind die Einwohner von Dernau mit Wiederaufbau beschäftigt.

Das Dorf ist zu 90 % zerstört.

Hier sind viele auf finanzielle Hilfe angewiesen.

Bleiben oder gehen? Das überlegen sie hier.

Hier sind ja sowieso schon viele Erinnerungen weg.

Und wenn man dann sagt,

das ganze Haus verkaufen und dann wegziehen?

Man lebt ja hier, man kennt die Leute.

Heimat, das ist ein Gefühl, das muss aufrechterhalten werden.

Das ist einfach hier drin im Herz.

Aber es gibt auch andere, die dann sagen, nein,

wir möchten das in unserem Leben

nicht noch einmal mitmachen und kehren Dernau den Rücken.

Straßen, Schienen, Brücken.

Auch der Aufbau der Infrastruktur

soll z.T. aus dem Hilfsfonds gestemmt werden.

Allein die Beseitigung von Müll, Schlamm und Schutt

hat in Rheinland-Pfalz

bisher weit über eine halbe Milliarde Euro gekostet.

Die Gasleitungen im Ahrtal sind komplett zerstört,

Tausende ohne Heizung.

Jetzt müssen tiefere und stabilere Leitungen

unter der Ahr verlegt werden.

Das Ausmaß des Schäden ist wirklich gewaltig hier im Ahrtal.

Wir reden hier über 133 Kilometer Gasleitungen, die zerstört wurden.

Das betrifft etwa 8.000 Haushalte, also Netzanschlüsse,

die auch durchaus von mehreren Haushalt genutzt werden können.

Milliardenhilfen für den Wiederaufbau im Hochwassergebiet.

Die Bürgermeister*innen im Ahrtal fordern dafür einen Masterplan

und übergreifende Koordination.

Wir müssen ja ganz neu anfangen.

Und da kann nicht jede Gemeinde oder jede Gebietskörperschaft

nur an sich denken,

sondern wir müssen eigentlich das Ganze als Gesamtes sehen.

Man muss aus den Fehlern lernen, und das Ahrtal in der Zukunft

könnte ein Pilotprojekt sein, wie man idealerweise

vorsorgende Maßnahmen in der Fläche umsetzt,

um das Ahrtal wieder lebens- und liebenswert machen.

Neben dem Hilfsfonds sind nun v.a. kluge Konzepte nötig,

meint Professor Schrott.

Und da seien alle gemeinsam gefragt.

Das langsame Impftempo in ärmeren Ländern könnte die Weltwirtschaft

Billionen kosten.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie

im Auftrag des Wirtschaftsmagazins Economist.

Demnach könnten sich die Verluste in den kommenden drei Jahren

auf knapp zwei Billionen Euro belaufen,

v.a. in den Entwicklungs- und Schwellenländern.

Dadurch werde sich ihr Anschluss an die weiter entwickelten Länder

weiter verzögern.

Die Stimmung der deutschen Wirtschaft hat sich im August

deutlich stärker eingetrübt, als erwartet.

Das zeigt der ifo-Geschäftsklimaindex.

Zum einen machen den Unternehmen Lieferengpässe zu schaffen,

deshalb wollen viele nun ihre Preise erhöhen.

Zum anderen sorgen sich viele wegen der steigenden Corona-Zahlen,

besonders im Gastgewerbe und Tourismus.

Zu den Gewinnern der Pandemie gehört die Computerspiel-Branche.

Schließlich musste man sich im Lockdown irgendwie beschäftigen.

Was da gerade State-of-the-Art ist,

zeigt der weltgrößte Computerspielmesse:

Die Gamescom hat am Abend in Köln begonnen, oder besser gesagt,

im Internet, denn sie findet virtuell statt.

Aber wenn damit jemand gut zurechtkommt,

dann doch sicherlich die Gamer, Frank Bethmann.

Ja, ganz sicher.

Und der Veranstalter, die Koelnmesse, versucht,

aus der Not eine Tugend zu machen,

will digital eben noch mehr Menschen erreichen als zuletzt.

Ein Millionenpublikum mit einem Milliardenmarkt dahinter.

In Deutschland spielt inzwischen die Hälfte der Bevölkerung

zumindest gelegentlich am Computer.

Zuwachs gibt es nicht nur in allen Altersgruppen,

sondern auch beim Umsatz, der allein im ersten Halbjahr erneut

auf jetzt 4,6 Mrd. Euro angewachsen ist.

Trotz aller Bedenken, Computerspiele seien gefährlich,

würden abhängig machen,

ist Deutschland inzwischen der größte Markt in Europa.

Heimische Unternehmen jedoch profitieren von diesem Boom kaum.

Deutschland leide unter erheblichen Standortnachteilen,

klagen die Verbandsverantwortlichen.

Nicht zuletzt das fehlende flächendeckende Internet

und der Mangel an Fachkräften schrecken Firmengründer ab.

Viel bessere Voraussetzungen finden die Entwickler von Spielen in den USA

und Kanada, die den Zukunftsmarkt Gaming viel früher erkannt

und gefördert haben.

Hierzulande hat man lange unterschätzt,

welches Jobpotential in der Branche steckt.

Inzwischen fördert auch die Bundesregierung

das Gaming mit Millionen - und ersten Erfolgen.

Die Anzahl von Firmen,

die Computerspiele entwickeln und veröffentlichen,

ist binnen Jahresfrist in Deutschland um 20 % gestiegen.

Taxis ohne Fahrer,

daran arbeitet unter anderem die Google-Schwester Waymo.

Nach einer zwölfjährigen Testphase

fahren jetzt die ersten Wagen in San Francisco.

Bei dem Pilotprojekt können sich Interessierte als Fahrgast bewerben

und dann vollautomatisch kutschieren lassen.

Bis 2022 fährt auf dem Beifahrersitz aber noch ein Sicherheitsfahrer mit.

Es kommt in die Kinos ein Spielfilm oberster Liga, mit Anthony Hopkins.

Die Handlung spielt in einem Abenteuer,

auf das sich viele Familien einlassen.

Der Not gehorchend, oder der Liebe.

Erwachsene Menschen ziehen wieder unter ein Dach mit den Eltern.

Geben ihre Unabhängigkeiten auf - schon das ist ein Spannungsfeld.

Da fängt "The Father" erst an.

Lässt einen miterleben, wie der alte Vater seinem Verstand

immer weniger trauen kann.

Wie Demenz Realität und Wahn in seinem Kopf vermengt.

Da spielt sich doch ein Verbrechen ab? Oder doch nicht?

Der Film treibt auch die Zuschauer immer tiefer unentrinnbar

in den Strudel der Zweifel.

Sabine Schultz empfiehlt einen atemberaubend verwirrenden Film

mit einem, das sieht man schon in den Ausschnitten,

großartigen Anthony Hopkins.

(Filmausschnitt) Wann sind Sie geboren?

Freitag, 31.Dezember 1937.

Sie leben zurzeit mit ihrer Tochter zusammen, richtig?

Ja, in meiner Wohnung.

Papa, ich bin's!

Anne kümmert sich um ihren Vater.

Dafür ist sie bei ihm eingezogen, zusammen mit Paul, ihrem Mann.

Filmausschnitt) Ich will dir helfen.

Helfen, wobei? Es ist alles bestens, Anne.

Der resolute alte Herr besteht auf seine Eigenständigkeit.

Doch irgendetwas stimmt hier nicht.

(Filmausschnitt) Ist da jemand? Hallo?

Wie ein Krimi entführt uns dieser Film in ein Labyrinth

aus Rätseln und Widersprüchen.

Wer ist der fremde Mann im Wohnzimmer?

Ein Eindringling?

Was tun Sie hier? Was tun Sie in meiner Wohnung?

Ich wohne hier.

Dieser Film ist wie eine Art Puzzle.

Ich wollte, dass der Zuschauer aktiv wird und versucht,

das Bild zusammenzufügen, das Rätsel zu knacken.

Doch immer fehlt ein Puzzle-Stück.

Ich lade den Zuschauer ein, zu erleben, wie es ist,

die Orientierung zu verlieren, das Vertrauen in die eigene Wahrnehmung,

den Bezug zur Realität.

(Filmausschnitt) Hier passieren komische Dinge. Wo ist das Bild?

Welches Bild?

Ich bin's! - Anne?

Seltsame Dinge passieren um uns herum.

Was soll der Unsinn? Wo ist Anne?

Wovon redest Du?

Wo ist sie? - Ich bin hier.

Realitätsverlust und klare Momente,

Hilflosigkeit, Starrsinn, Boshaftigkeit –

drei Pflegerinnen hat er schon vergrault.

Dann wieder: plötzliche Charme-Offensiven.

Anthony Hopkins verkörpert

grandios ein Wechselbad der Geistes- und Gemütszustände.

Ich hoffe, der Film macht dem Zuschauer bewusst,

wie kostbar und zerbrechlich das Leben ist.

Und dass wir aufeinander acht geben und vor allem:

nicht so schnell urteilen sollten.

Ich denke, der Film eröffnet einen anderen Blick

auf Demenz und auf das hohe Alter.

Es geht auch um das moralische Dilemma der Tochter,

intensiv dargestellt von Olivia Colman,

zwischen Sorge und Überforderung.

(Filmausschnitt) Kann ich Ihnen eine Frage stellen?

Wie lange haben Sie noch vor, hier rumzuhängen

und das Leben Ihrer Tochter zu ruinieren?

Ein starkes Kammerspiel,

unsentimental und doch berührend.

(Filmausschnitt) Wir müssen uns eine andere Lösung einfallen lassen.

Hör auf, so zu reden.

Und ich werde meine Wohnung nicht verlassen,

ich werde meine Wohnung nicht verlassen!

Doch in welcher Wohnung sind wir überhaupt?

Raum, Zeit und Handlungssprünge,

Erinnerungsfetzen und Brüche lassen uns spüren,

was es heißt, die Kontrolle über Geist und Leben zu verlieren.

Am Ende werden wir alles verstehen, besser verstehen.

Denn diesem Film gelingt ein Kunststück:

Er verwirrt unsere Sinne und schärft unser Bewusstsein.

(Filmausschnitt) Anne? Danke für alles.

* Musik *

Ab morgen in den Kinos.

Und das war es von uns, bis morgen.

Das Tief "Nick" hat seine Kaltfront zu uns geschickt.

Die zieht in den nächsten 24 Stunden weiter nach Süden.

Die Regenwolken fleddern Richtung Westen mehr und mehr auseinander.

Das hängt mit dem Hoch "Gaya" zusammen,

da wird es ein bisschen freundlicher.

Sonst bleiben wir in dieser Nordwest-Strömung.

Die Kaltfront bringt heute Nacht Regen

an den Mittelgebirgen und in Berlin.

Dahinter lockern die Wolken auf.

In Süddeutschland verschwindet der klare Sternehimmel hinter Wolken.

Deswegen wird die kommende Nacht nicht so kalt wie die vergangene.

Der Regen der Nacht erreicht morgen auch den Alpenrand.

Dahinter gibt es kräftige Schauer, im Nordosten sind auch Gewitter dabei.

Richtung Westen lockern die Wolken etwas auf.

Da gibt es größere Chancen, die Sonne etwas länger zu sehen.

Der Wind kommt aus nördlichen Richtungen.

Das bleibt auch in den nächsten Tagen so.

Es geht sehr wechselhaft und recht kühl weiter.