tagesthemen 20.08.2021, 21:45 Uhr - Bundeswehr will Hubschrauber zur Rettung der Menschen in Kabul einsetzen
Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.
Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (20.08.2021)
Heute im Studio: Ingo Zampetroni
Guten Abend.
Die Luftbrücke aus Kabul steht,
aber die Lage rund um den Flughafen ist unübersichtlich und gefährlich.
So wächst die Angst bei Afghanen und ausländischen Staatsbürgern:
Ob das Fenster für die heikle Rettungsmission
für sie lange genug offen bleiben wird.
US-Präsident Biden versprach allen US-Bürgern
und afghanischen Helfern, sie heimzuholen.
Die Bundeswehr hat derweil
zwei Hubschrauber nach Kabul entsendet.
Sie sollen morgen einsatzfähig sein:
Um mit Hilfe des Kommandos Spezialkräfte
Menschen aus Gefahrenzonen zu retten.
Nach wie vor ist es für die meisten kaum möglich,
das Flughafen-Gelände zu erreichen.
Oliver Mayer berichtet.
Die Lage am Flughafen in Kabul wird immer schlimmer.
Deutsche und ehemalige afghanische Truppen-Helfer
kommen nur noch schwer zu den Rettungsmaschinen.
Die Bundeswehr reagiert,
schickt zwei Helikopter und Spezialkräfte nach Kabul.
Sie sollen bei der Evakuierung helfen.
Die Hubschrauber kommen heute in der Nacht an
und sind ab morgen einsatzbereit.
Damit können wir an isolierter Stelle
einzelne Personengruppen abholen.
Aber das ersetzt nicht,
dass man zum Flughafen grundsätzlich hinkommen muss.
Außerhalb des Rollfelds herrscht am Flughafen Chaos.
Immer wieder gibt es Schüsse.
Auch ein Deutscher wurde angeschossen.
Die Gefahr einer Massenpanik ist hoch.
Ich sage den Leuten,
dass sie in den Häusern bleiben sollen.
Es ist unglaublich gefährlich hier, ich hoffe, es wird besser.
Ich habe schon Kinder gesehen, die gestorben sind.
In Kabul zeigen bewaffnete Taliban hohe Präsenz,
auch bei den Freitagsgebeten.
Doch es gibt offenen Widerstand.
Einige dieser Frauen, die in Kabul protestieren,
haben seit Machtübernahme der Taliban ihren Job verloren.
Sie wollen das Verhalten der Taliban nicht hinnehmen
und zeigen sich kämpferisch.
Wir haben so lange für unsere Rechte gekämpft.
Die wollen wir nicht verlieren.
Wir erwarten, dass eine demokratische Regierung geformt wird
und uns die Rechte gegeben werden, die uns laut Islam zustehen.
Viele Proteste laufen friedlich.
In anderen Teilen des Landes
nehmen die Menschen wieder die Waffen in die Hand.
In der Baglan-Provinz formiert sich militärischer Widerstand
unter dem lokalen Warlord Khair Mohammad Andarabi.
Wir haben schon drei Bezirke zurückgewonnen.
Jetzt wollen wir den nächsten einnehmen.
Wir wollen die gesamte Provinz unter Kontrolle bekommen.
Viele Afghanen wollen nur eines: raus aus dem Land.
Von überall her strömen sie an den Flughafen.
Die Menschenmasse wird täglich größer
und die Situation unübersichtlicher.
Auch bei der Bundeswehr wappnet man sich dafür,
dass sich die Sicherheitslage weiter verschärfen könnte.
Wir Soldaten denken in Worst-Case-Szenarien.
Deshalb drücken wir aufs Tempo.
Wir nutzen jedes Flugzeug, das reinkommt,
um Leute aufzunehmen und rauszufliegen.
Das ist unser Kernfokus:
Schnell zu sein und jede Option zu nutzen.
Das wollen auch die Amerikaner.
Sie nutzen sogar den US-Militärstützpunkt in Ramstein
als Drehkreuz für Evakuierungsflüge.
Das Ende des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr
hat die Diskussion über andere Auslandseinsätze entfacht.
Die Beteiligung an den Friedenseinsätzen in Mali
ist der gefährlichste.
Seit acht Jahren sind deutsche Soldaten
in dem westafrikanischen Krisenstaat stationiert.
Auch hier ist die Sicherheitslage angespannt.
Gestern wurden bei einem Anschlag 15 malische Soldaten getötet.
Der Großteil des deutschen Kontingents
von zurzeit gut 1000 Personen ist im Nordosten stationiert.
In der Nähe der Stadt Gan.
Norbert Hahn über die Sorgen vor einem zweiten Afghanistan.
Die Bundeswehr als Ausbilderin der malischen Armee
als Teil der europäischen Trainingsmission.
25 Länder stellen 1000 Militärausbilder.
Ihr Chef seit 2021: ein Deutscher.
Mehr als 15.000 malische Soldaten wurden in zehn Jahren geschult,
im Kampf gegen Terroristen.
Die Zahlen: beeindruckend.
Das Ergebnis: bescheiden.
Hier sieht man Parallelen zu dem, was in Afghanistan passiert ist.
Man investiert sehr viel, macht sehr viel,
aber die Resultate sind nicht da.
Auch bei der UNO-Friedenstruppe MINUSMA:
13.000 Soldaten aus vielen Ländern.
Auch hier sind die Deutschen dabei:
1100 Bundeswehrangehörige sollen helfen, Frieden zu schaffen.
Doch die Lage wurde in fast zehn Jahren schlechter.
Inzwischen sterben jedes Jahr
Tausende in Mali und den Nachbarländern des Sahel.
2020: ein abgebranntes Dorf, die UNO-Truppen kamen zu spät.
Die Gewaltspirale dreht sich immer weiter.
Auch bei dieser Mission: das Ergebnis bescheiden.
Die MINUSMA soll Mali stabilisieren. Das hat sie nicht getan.
Ich sehe die UNO skeptisch vor der afghanischen Erfahrung.
Aber Mali unterscheidet sich auch.
Die Taliban sind homogen und strukturiert.
Das ist hier anders.
Das Problem sind nicht nur Islamisten,
sondern Milizen, kriminelle Gruppen und die malische Armee selbst.
Schon jetzt hat Mali ein riesiges Flüchtlingsproblem.
Hier leben Flüchtlinge der Ethnie der Peul,
mehrheitlich Viehzüchter und Muslime.
Viele wurden durch brutale Militäraktionen
in die Hände der Islamisten getrieben.
Das friedliche Zusammenleben der Ethnien und Religionen:
Kaum noch möglich.
Die Sahelregion: überall Flüchtlinge.
Ihre Zahl hat sich in zwei Jahren vervierfacht
auf mehr als 2 Mio. Menschen.
Getrieben von Gewalt, ausgelöst von einem unfähigen Staat.
Menschen haben ein Problem mit Staaten,
die 60 Jahre nach der Unabhängigkeit soziale Standards nicht einhalten.
Deshalb schließen sie sich Rebellengruppen an.
Vor einem Jahr:
Demonstrationen gegen eine gewählte, korrupte Regierung.
Das Militär stürzte die Regierung –
inzwischen sogar die nächste, die sie selbst eingesetzt hatte.
Die internationale Gemeinschaft schaut zu.
Es geht nicht nur um das Militär, auch um staatliche Grundstrukturen.
Ohne tragfähige staatliche Struktur
hat die internationale Gemeinschaft kein Exit-Szenario.
Vor zwei Monaten
wurden zwölf Bundeswehr-Soldaten bei einem Anschlag verletzt.
Sie mussten ausgeflogen werden.
Deutschland muss klarer beschreiben, welche Ziele es in Mali hat –
und welchen Preis es dafür zahlen will.
Und um über die Auslands-Einsätze der Bundeswehr zu sprechen,
begrüße ich den Sicherheits-Experten Carlo Masala,
Professor für Internationale Politik an der Bundeswehr-Uni in München.
Guten Abend.
Aus dem Bundeswehrverband heißt es, viele Soldaten treibe die Frage um:
Ob der Verlust an Menschenleben, gescheiterten Ehen und
Traumatisierungen den Einsatz in Afghanistan wert waren?
War es das?
Die Frage muss man mit mehreren Aspekten beleuchten.
Der Einsatz hat sich sicher gelohnt.
Aus Afghanistan gibt es keine terroristische Bedrohung mehr.
Al-Quaida wurde zerschlagen.
Von daher war der militärische Einsatz erfolgreich.
Politisch sind wir krachend gescheitert.
Viele Soldaten sind frustriert.
Darüber, wie mit Ortshelfern umgegangen wurde.
Dass gesagt wird, wie von Innenminister Seehofer,
die Bundeswehr sei gescheitert.
Das verdeckt die Tatsache,
dass Afghanistan ein vernetzter Einsatz war.
Die Bundesrepublik ist gescheitert - nicht nur die Bundeswehr.
Welche Auswirkungen wird das desaströse Ende
des Afghanistan-Einsatzes für unsere künftige Sicherheitspolitik haben?
Im schlimmsten Fall wird sich das durchsetzen,
was ich bei einigen Parteien beobachte.
Dass man sagt, man lässt Auslandseinsätze.
Seit 2014 gibt es die Bedrohungslage Russland.
Man will nur das Land und Bündnis verteidigen,
sich aus Auslandseinsätzen zurückziehen.
Das wäre desaströs für ein Land im Zentrum von Europa,
das immer sagt, man wolle mehr Verantwortung übernehmen.
Das muss auch heißen, dass man sich sicherheitspolitisch mehr engagiert.
Glauben Sie, dass diese Debatte ehrlich geführt wird?
Nein, das glaube ich nicht.
Wir Deutschen reden über solche Fragen nicht ehrlich.
Wir legen die Karten nicht auf den Tisch.
Was wollen wir, was setzen wir ein?
An Personal, an Material?
Wo müssen wir uns reformieren? Wo sind unsere Grenzen?
Das wird seit 30 Jahren nicht diskutiert.
Man versucht, das Beste aus den Einsätzen zu machen.
Aber gesellschaftlich wird es nur diskutiert,
wenn eine Verlängerung des Mandats bevorsteht.
Dann wird ein Tag debattiert und danach alles vergessen.
Als gefährlichste Mission gilt der Einsatz in Mali.
Welche Parallelen sehen Sie zu Afghanistan?
Eine Parallele ist, dass man in Mali
mit einem großen politischen Mandat hineingegangen ist.
Aber es gibt zu wenig Mittel, militärisch und finanziell.
Entwicklungshilfe, Polizisten.
Das Land ist doppelt, dreimal so groß wie die Bundesrepublik.
Es ist ein kleiner Fußabdruck.
Damit können wir die politischen Ziele nicht verfolgen.
Wir müssen uns über die Ziele unterhalten.
Sind die Ziele noch zu realisieren?
Wie müssen wir in den Einsatz investieren?
Ein Punkt ist wesentlich, der wenig Beachtung gefunden hat:
In Mali geht es darum, Dschihadisten zu bekämpfen.
Das überlassen wir Deutschen gern den Franzosen.
Andere Staaten beteiligen sich an der Aktion.
Wir unterstützen das politisch, aber nicht militärisch:
Das können wir uns politisch nicht leisten.
Mali muss stabilisiert werden.
Sonst kommen massenweise Migranten.
Diese Diskussion müssen wir führen.
Vielen Dank, Professor Masala.
Große Krisen waren oft Thema, wenn sich diese beiden trafen.
Im Januar 2006 machte sich die frisch gewählte Bundeskanzlerin
auf nach Moskau zum Antrittsbesuch.
Mit keinem Staatschef hat Merkel mehr Zeit verbracht,
am Telefon oder persönlich, als mit Wladimir Putin.
Und hat sich zumindest dessen Respekt erworben.
Nun Merkels Abschieds-Besuch heute in Moskau.
Nicht nur deshalb war es kein gewöhnliches Aufeinandertreffen:
Die deutsch-russischen Beziehungen sind belastet wie lange nicht.
Ina Ruck.
Ihr ist diese Geste wichtig.
Bundeskanzlerin Merkel beginnt ihren Besuch an der Kremlmauer,
gedenkt der vielen Kriegstoten.
Vor 80 Jahren überfiel Deutschland die UdSSR.
Später am Tag wird Merkel sagen,
sie sei froh, dass beide Länder sich nicht im Krieg befänden.
Dieser Satz beschreibt das Verhältnis ziemlich gut.
Man war sich lange nicht mehr so fremd,
auch, wenn Putin die Pressekonferenz in den prunkvollsten Saal verlegt.
Die Liste der Streitpunkte ist lang:
Die Annexion der Krim, Russlands Rolle in Syrien,
der Mord im Tiergarten, der Fall Nawalny.
Ich habe gegenüber dem Präsidenten noch mal die Freilassung gefordert.
Ich habe deutlich gemacht, dass wir dranbleiben an der Sache.
Putin nennt Nawalny einen Gesetzesbrecher.
Russland brauche Stabilität.
Wir wollen keine Revolution.
Wir wollen im Land eine evolutionäre Entwicklung.
Die neue Lage in Afghanistan schätzt Putin weniger düster ein.
Er hoffe, die Taliban hielten ihr Versprechen,
die Sicherheit der Bevölkerung zu garantieren.
Man muss aufhören mit der verantwortungslosen Politik,
Staaten Werte aufzuzwingen mit dem Ziel, Demokratien zu bauen.
Wir wollten kein System aufdrängen, aber wir haben erlebt,
dass Mädchen sich freuten, in die Schule gehen zu können.
Am Morgen hatte Putin Merkel mit Blumen begrüßt.
Er wird sie wohl vermissen,
obwohl die beiden fast nichts mehr verbindet.
Gesprächskanäle offenhalten: Merkels Mantra.
Mit Putin gelang ihr das über viele Jahre.
Auch Putin sagt, man habe stets in Verbindung gestanden.
Wie zur Bestätigung klingelt in diesem Moment Merkels Handy.
Ina Ruck in Moskau:
Mit der Ära Merkel
endet eine besondere Ära der deutsch-russischen Beziehungen.
Wie hat sich der persönliche Draht
zwischen Merkel und Putin entwickelt?
Es heißt, dass die beiden eine ähnliche Vergangenheit haben.
Sie wuchsen beide im sozialistischen System auf.
Aber das war es dann auch.
Sie sind unterschiedliche Menschen.
Sie wurde Wissenschaftlerin, er ging zum KGB.
Beide haben den Zusammenbruch dieses Systems unterschiedlich bewertet.
Putin sagt bis heute, der Zusammenbruch der Sowjetunion
sei die größte Katastrophe im geopolitischen System gewesen.
Merkel sieht das sicher anders.
Ihr Verhältnis war am Anfang schwierig.
Putin hat sie am Anfang nicht ernst genommen.
Es gab auch Macho-Spiele, an eines kann ich mich gut erinnern:
Man wusste, dass Merkel Angst vor Hunden hatte.
Das wurde dem Protokoll auch mitgeteilt.
Es gab einen Besuch in Putins Sommerresidenz.
Plötzlich kam dieser große Hund herein, Conny, ein Labrador.
Für Merkel muss das ein Schock gewesen sein, sie verkrampfte.
Trotzdem hat sie keine Miene verzogen.
Das war ein kleiner Sieg, so kam uns das vor.
Was bedeutet es für die künftigen deutsch-russischen Beziehungen,
dass Merkel für Putin bald nicht mehr zur Verfügung steht?
Die beiden haben einen direkten Draht und reden viel.
Aber sie sind keine dicken Freunde.
Am Ende war starke Distanz zu spüren.
Da gibt es viele Enttäuschungen auf Seiten von Merkel.
Sie sagt, die Krim-Annexion, die Hacker-Angriffe, Nawalny,
das ist zu viel.
Wer da jetzt kommt? Putin wird sich auf jeden einstellen.
Er braucht aber lange, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen.
Deswegen kam Merkels lange Amtszeit ihm entgegen.
Das wird so schnell nicht wieder passieren.
Aber Putin stellt sich auf jeden ein.
Merkel, Putin und die deutsch-russischen Beziehungen:
Dazu hat Moskau-Korrespondent Jo Angerer diese Meinung:
Blumen von Präsident Putin, warme Worte zum letzten Besuch
von Angela Merkel als Bundeskanzlerin.
Sie täuschen nicht darüber hinweg,
dass das deutsch-russische Verhältnis auf einem Tiefpunkt ist.
Die Vergiftung des Kreml-Kritikers Nawalnys,
die Situation in Belarus, der Ost-Ukraine und auf der Krim.
Die Liste ließe sich fortsetzen.
Weitgehend nutzlose Sanktionen war die Antwort der EU -
und damit auch von Angela Merkel.
Merkels Bilanz in Sachen Russland ist ernüchternd.
Wirtschaftsbeziehungen und Kulturaustausch funktionieren.
In der Politik werden die Gräben tiefer.
Menschenrechte, Umgang mit Kritikern, Rechtsstaat:
Die Positionen könnten nicht unterschiedlicher sein,
der Ton wird schärfer.
Was also tun?
Reden hilft.
Auf der Arbeitsebene, zwischen Zivilgesellschaften.
Z.B. der Petersburger Dialog:
Ein gutes Beispiel, wie Organisationen aus Deutschland
und Russland ins Gespräch kommen.
Zurzeit liegt der Dialog auf Eis.
Partnerorganisationen wurden in Russland unerwünscht.
Was einem Verbot gleichkommt.
Macht das rückgängig, liebe Russen! Ermöglicht den Dialog.
Und, liebe neue Bundesregierung:
Haltet die Türen offen. Auch, wenn es nicht leicht ist.
Denn Deutschland braucht Russland. Und Russland braucht Deutschland.
In einer Welt, in der es schwieriger wird. Und gefährlicher.
Die Meinung von Jo Angerer.
Reisende müssen sich einstellen auf Zugausfälle und Verspätungen.
Die Lokführer-Gewerkschaft GDL hat neue Aktionen angekündigt.
Weitere Nachrichten mit Constantin Schreiber.
Der Streik im Personenverkehr soll in der Nacht auf Montag beginnen
und am Mittwochmorgen enden.
Ab morgen Nachmittag streiken Lokführer im Güterverkehr,
wie GDL-Chef Weselsky ankündigte.
Bisherige Aktionen hätten bei der Bahn
zu keinem Sinneswandel geführt.
Der Staatskonzern sprach von einer überflüssigen Belastung Reisender.
Der Bundesverband der Deutschen Industrie befürchtet,
dass der Streik Lieferketten gefährde.
In Deutschland hat nach RKI-Einschätzung
die vierte Corona-Welle begonnen.
Die Inzidenz ist erneut gestiegen und liegt jetzt bei 48,8.
Angesteckt hätten sich die Menschen u.a. in Urlaubsregionen
etwa auf dem Balkan, in der Türkei oder in Spanien.
Auch in Griechenland nehmen die Infektionen zu:
Deshalb werden Kreta und Inseln wie Rhodos, Kos oder Mykonos
ab Dienstag als Hochrisikogebiet eingestuft.
Die Zahl der Verkehrstoten in Deutschland war im ersten Halbjahr
so niedrig wie nie seit der Wiedervereinigung.
Laut Statistischem Bundesamt sei ein Grund
das geringere Verkehrsaufkommen während der Pandemie.
In Kalifornien kämpfen mehr als 10.000 Feuerwehrleute
weiter gegen Waldbrände.
Besonders schwer betroffen ist El Dorado im Norden.
Dort mussten Tausende Einwohner aus ihren Häusern fliehen.
Um die Flammen zu stoppen, werden Schneisen in die Wälder geschlagen.
Seit Mitte Juli sind in Kalifornien mehr als 5600 qkm niedergebrannt.
Wenn der chinesische Präsident auf dem Laptop erscheint,
geht es auch um seine Vision von Chinas Zukunft.
Der jüngste Fünfjahresplan gibt das Ziel vor,
die Volksrepublik bis 2025 zum führenden Hightech-Markt zu machen.
Weltweit.
Dazu muss im eigenen Land praktisch alles online funktionieren.
Alles bedeutet in diesem Fall wirklich alles.
Auch die Justiz.
Cloud Computing, Video-Verhandlungen und künstliche Intelligenz:
Damit seien moderne Gerichte zu schaffen, heißt es.
Wie das aussieht, zeigt Daniel Satra.
Chinas Regierung treibt die Digitalisierung voran.
Sie will jeden Winkel des Lebens digital durchdringen.
Auch Gerichte wie hier in Shanghai sollen vernetzt arbeiten.
Für Richter Deng Xin bedeutet dies:
Er spricht Recht in einem leeren Gerichtssaal.
Kläger und Beklagter werden online zugeschaltet.
Verfahren und Urteil per Video-Chat.
Der Kläger ist in der Provinz Hebei, der Angeklagte in Fujian.
Beide Parteien sind Hunderte km entfernt von hier.
Das Verfahren online abzuhalten, ist zweckmäßig.
Zudem vermeiden wir in der Pandemie Kontakte, dienen dem Seuchenschutz.
Oben rechts live der Kläger. Unten rechts der Angeklagte.
Ein Online-Händler,
der gefälschten Tee verkauft haben soll - für umgerechnet 40 Euro.
Deng Xin ist einer von Hunderten Richtern
an Shanghais neuen digitalen Gerichten.
Mehr als 40.000 Verfahren hielten sie vergangenes Jahr online ab.
Jedes Wort wird per Spracherkennung protokolliert.
Künstliche Intelligenz als Helfer.
Der Richter kann eine digitale Prozessdatenbank nutzen:
Mit Millionen Verfahren - Big Data, nur noch ein paar Blätter Papier.
Mit diesem System können wir gesetzliche Bestimmungen
und rechtliche Aktualisierungen abfragen.
Sogar nach ähnlichen Fällen suchen. Das ist sehr hilfreich.
Schöne neue Welt in China,
doch Experten bemängeln die Einflussnahme der KP:
Das Rechtssystem untersteht der Partei.
Die Partei wird nicht in jedem Fall intervenieren.
Das ist nicht in ihrem Interesse.
Aber sie kann es.
Das ist das, was das Rechtssystem ausmacht.
Deshalb kann man nicht von einer unabhängigen Justiz sprechen,
auch nicht von einem Rechtsstaat in China.
Das Finanzgericht in Shanghai mit einem Raum voller Computer.
Statt Aktenordner hat sie einen USB-Stick dabei.
Anwältin Wang will einen Fall eröffnen.
Weil sie hier registriert ist,
kann sie sich mit Gesichtserkennung einloggen.
Früher brauchte ich ein oder zwei Tage,
um Dokumente zu drucken.
Jetzt kann ich alle Dokumente in ein bis zwei Stunden bearbeiten.
Wenn ich herkomme, um einen Fall zu eröffnen,
ist es sehr praktisch und dauert nur zehn Minuten.
In einer Kabine kann jeder seinen Fall
mit einer Computer-Animation besprechen:
Um herausfinden, welche Dokumente erforderlich sind
oder ob das Verfahren am Finanzgericht zugelassen wird.
Vor einem Jahr sind sie hier digital gestartet:
Die meisten Mandanten nutzen dieses Self-Service-System.
Die Pandemie hat den Menschen die Vorteile
eines Online-Rechtsstreits bewusster gemacht.
Das hat die Wahrnehmung der Menschen verändert.
Zurück beim Online-Verfahren: Zweiter Prozesstag, noch kein Urteil.
Die Firma des Angeklagten ist in Shanghai registriert,
sein Büro in einer anderen Provinz.
Von hier bis nach Shanghai sind es 1000 km.
Das wären hohe Reisekosten.
Ich habe hier viel Arbeit,
also ist ein Online-Prozess das Beste für mich.
Chinas Führung will mit Hi-Tech an die Spitze.
Die digitale Justiz ist nur ein Baustein
zur Erfüllung des Plans.
Welche Pläne wir fürs Wochenende machen können,
hängt etwas vom Wetter ab.
Wie wird's, Karsten Schwanke?
Am Samstag viele Pläne, Sonntag keine.
Morgen wird es sommerlich, am Sonntag wird es nass und gewittrig.
In Grönland gab es vor einigen Tagen eine Sensation.
Ein Tiefdruckgebiet in Kanada
hat diese Wolken und warme Luft nach Grönland geschaufelt.
An der Wetterstation wurde erstmals Regen registriert.
Das gab es vorher noch nie.
Bei 0,5 Grad. Die Mitteltemperatur im August ist - 16 Grad.
Der Klimawandel kommt im Inneren von Grünland an.
Heute Nacht kann es letzte Schauer geben.
Morgen Vormittag gibt es viel Sonnenschein.
Es geht trocken und sonnig weiter.
Am Nachmittag werden die Wolken im Westen dichter.
Morgen Abend kann es
im Westen und Südwesten Schauer und Gewitter geben.
Die Aussichten:
Am Sonntag immer wieder Schauer.
Gewitter im Norden und Nordwesten.
Am Montag heftiger Regen im Osten und in der Mitte.
Das waren die tagesthemen.
Hier geht es weiter mit einem Polizeiruf 110 aus Brandenburg.
Wir sind morgen Abend wieder für Sie da.
Tschüss, bleiben Sie zuversichtlich.
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