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Die schwarze Spinne - Jeremias Gotthelf, Die schwarze Spinne - 07

Die schwarze Spinne - 07

»Allemal, wenn ich dieses Holz betrachte«, begann der ehrwürdige Alte, »so muß ich mich verwundern, wie das wohl zuging, daß aus dem fernen Morgenlande, wo das Menschengeschlecht entstanden sein soll, Menschen bis hieher kamen und diesen Winkel in diesem engen Graben fanden, und muß denken, was die, welche bis hierher verschlagen oder gedrängt wurden, alles ausgestanden haben werden und wer sie wohl mögen gewesen sein. Ich habe viel darüber nachgefragt, aber nichts erfahren können, als daß diese Gegend schon sehr früh bewohnt gewesen, ja Sumiswald, noch ehe unser Heiland auf der Welt war, eine Stadt gewesen sein soll; aber aufgeschrieben steht das nirgends. Doch das weiß man, daß es schon mehr als sechshundert Jahre her ist, daß das Schloß steht, wo jetzt der Spital ist, und wahrscheinlich um dieselbe Zeit stund auch hier schon ein Haus und gehörte samt einem großen Teil der Umgegend zu dem Schlosse, mußte dorthin Zehnten und Bodenzinse geben, Frondienste leisten, ja, die Menschen waren leibeigen und nicht eigenen Rechtens, wie jetzt jeder ist, sobald er zu Jahren kömmt. Gar ungleich hatten es damals die Menschen, und nahe beieinander wohnten Leibeigene, welche die besten Händel hatten, und solche, die schwer, fast unerträglich gedrückt wurden, ihres Lebens nicht sicher waren. Ihr Zustand hing jeweilen von ihren Herren ab; die waren gar ungleich und doch fast unumschränkt Meister über ihre Leute, und diese fanden keinen, dem sie so leichtlich und wirksam klagen konnten. Die, welche zu diesem Schlosse gehörten, sollen es schlimmer gehabt haben zuzeiten als die meisten, welche zu andern Schlössern gehörten. Die meisten andern Schlösser gehörten einer Familie, kamen von dem Vater auf den Sohn, da kannten der Herr und seine Leute sich von Jugend auf, und gar mancher war seinen Leuten wie ein Vater. Dieses Schloß kam nämlich frühe in die Hände von Rittern, die man die Teutschen nannte, und der, welcher hier zu befehlen hatte, den nannte man den Komtur. Diese Obern wechselten nun, und bald war einer da aus dem Sachsenland und bald einer aus dem Schwabenland; da kam keine Anhänglichkeit auf, und ein jeder brachte Brauch und Art mit aus seinem Lande.

Nun sollten sie eigentlich in Polen und im Preußenlande mit den Heiden streiten, und dort, obgleich sie eigentlich geistliche Ritter waren, gewöhnten sie sich fast an ein heidnisch Leben und gingen mit andern Menschen um, als ob kein Gott im Himmel wäre, und wenn sie dann heimkamen, so meinten sie noch immer, sie seien im Heidenland, und trieben das gleiche Leben fort. Denn die, welche lieber im Schatten lustig lebten als im wüsten Lande blutig stritten, oder die, welche ihre Wunden heilen, ihren Leib stärken mußten, kamen auf die Güter, welche der Orden, so soll man die Gesellschaft der Ritter genannt haben, in Deutschland und in der Schweiz besaß, und taten jeder nach seiner Art, und was ihm wohlgefiel. Einer der wüstesten soll der Hans von Stoffeln gewesen sein aus dem Schwabenlande, und unter ihm soll es sich zugetragen haben, was ihr von mir wissen wollt und was sich bei uns von Vater auf den Sohn vererbet hat.

Diesem Hans von Stoffeln fiel es bei, dort hinten auf dem Bärhegenhubel ein großes Schloß zu bauen; dort, wo man noch jetzt, wenn es wild Wetter geben will, die Schloßgeister ihre Schätze sonnen sieht, stand das Schloß. Sonst bauten die Ritter ihre Schlösser über den Straßen, wie man jetzt die Wirtshäuser an die Straßen baut, beides, um die Leute besser plündern zu können, auf verschiedene Weise freilich. Warum aber der Ritter dort auf dem wilden, wüsten Hubel in der Einöde ein Schloß haben wollte, wissen wir nicht, genug, er wollte es, und die Bauern, welche zum Schlosse gehörten, mußten es bauen. Der Ritter fragte nach keinem von der Jahreszeit gebotenen Werk, nicht nach dem Heuet, nicht nach der Ernte, nicht nach dem Säet. Soundso viel Züge mußten fahren, soundso viel Hände mußten arbeiten, zu der und der Zeit sollte der letzte Ziegel gedeckt, der letzte Nagel geschlagen sein. Dazu schenkte er keine Zehntgarbe, kein Mäß Bodenzins, kein Fasnachthuhn, ja nicht einmal ein Fasnachtei; Barmherzigkeit kannte er keine, die Bedürfnisse armer Leute kannte er nicht. Er ermunterte sie auf heidnische Weise mit Schlägen und Schimpfen, und wenn einer müde wurde, langsamer sich rührte oder gar ruhen wollte, so war der Vogt hinter ihm mit der Peitsche, und weder Alter noch Schwachheit ward verschont. Wenn die wilden Ritter oben waren, so hatten sie ihre Freude dran, wenn die Peitsche recht knallte, und sonst trieben sie noch manchen Schabernack mit den Arbeitern; wenn sie ihre Arbeit mutwillig verdoppeln konnten, so sparten sie es nicht und hatten dann große Freude an ihrer Angst, an ihrem Schweiß.

Endlich war das Schloß fertig, fünf Ellen dick die Mauren, niemand wußte, warum es da oben stand, aber die Bauren waren froh, daß es einmal stand, wenn es doch stehen mußte, der letzte Nagel geschlagen, der letzte Ziegel oben war.

Sie wischten sich den Schweiß von den Stirnen, sahen mit betrübtem Herzen sich um in ihrem Besitztum, sahen seufzend, wie weit der unselige Bau sie zurückgebracht. Aber war doch ein langer Sommer vor ihnen und Gott über ihnen, darum faßten sie Mut und kräftig den Pflug und trösteten Weib und Kind, die schweren Hunger gelitten, und denen Arbeit eine neue Pein schien.

Aber kaum hatten sie den Pflug ins Feld geführt, so kam Botschaft, daß alle Hofbauern eines Abends zur bestimmten Stunde im Schlosse zu Sumiswald sich einfinden sollten. Sie bangten und hofften. Freilich hatten sie von den gegenwärtigen Bewohnern des Schlosses noch nichts Gutes genossen, sondern lauter Mutwillen und Härte, aber es dünkte sie billig, daß die Herren ihnen etwas täten für den unerhörten Frondienst, und weil es sie so dünkte, so meinten viele, es dünke die Herren auch so und sie werden an selbem Abend ihnen ein Geschenk machen oder einen Nachlaß verkünden wollen.

Sie fanden sich am bestimmten Abend zeitig und mit klopfendem Herzen ein, mußten aber lange warten im Schloßhofe, den Knechten zum Gespött. Die Knechte waren auch im Heidenlande gewesen. Zudem wird es gewesen sein wie jetzt, wo jedes halbbatzige Herrenknechtlein das Recht zu haben meint, gesessene Bauern verachten zu können und verhöhnen zu dürfen.

Endlich wurden sie in den Rittersaal entboten; vor ihnen öffnete sich die schwere Türe; drinnen saßen um den schweren Eichentisch die schwarzbraunen Ritter, wilde Hunde zu ihren Füßen, und obenan der von Stoffeln, ein wilder, mächtiger Mann, der einen Kopf hatte wie ein doppelt Bernmäß, Augen machte wie Pflugsräder und einen Bart hatte wie eine alte Löwenmähne. Keiner ging gerne zuerst hinein, einer stieß den andern vor. Da lachten die Ritter, daß der Wein über die Humpen spritzte, und wütend stürzten die Hunde vor; denn wenn diese zitternde, zagende Glieder sehen, so meinen sie, dieselben gehören einem zu jagenden Wilde. Den Bauern aber ward nicht gut zumute, es dünkte sie, wenn sie nur wieder daheim wären, und einer drückte sich hinter den andern. Als endlich Hunde und Ritter schwiegen, erhob der von Stoffeln seine Stimme, und sie tönte wie aus einer hundertjährigen Eiche: ›Mein Schloß ist fertig, doch noch eines fehlt, der Sommer kömmt, und droben ist kein Schattengang. In Zeit eines Monates sollt ihr mir einen pflanzen, sollt hundert ausgewachsene Buchen nehmen aus dem Münneberg mit Ästen und Wurzeln und sollt sie mir pflanzen auf Bärhegen, und wenn eine einzige Buche fehlt, so büßt ihr mir es mit Gut und Blut. Drunten steht Trunk und Imbiß, aber morgen soll die erste Buche auf Bärhegen stehn. ‹ Als von Trunk und Imbiß einer hörte, meinte er, der Ritter sei gnädig und gut gelaunt und begann zu reden von ihrer notwendigen Arbeit und dem Hunger von Weib und Kind und vom Winter, wo die Sache besser zu machen wäre. Da begann der Zorn des Ritters Kopf größer und größer zu schwellen, und seine Stimme brach los wie der Donner aus einer Fluh, und er sagte ihnen: wenn er gnädig sei, so seien sie übermütig. Wenn im Polenlande einer das nackte Leben habe, so küsse er einem die Füße, hier hätten sie Kind und Rind, Dach und Fach und doch nicht satt. ›Aber gehorsamer und genügsamer mache ich euch, so wahr ich Hans von Stoffeln bin, und wenn in Monatsfrist die hundert Buchen nicht oben stehen, so lasse ich euch peitschen, bis kein Fingerlang mehr ganz an euch ist, und Weiber und Kinder werfe ich den Hunden vor. ‹ Da wagte keiner mehr eine Einrede, aber auch keiner begehrte von dem Trunk und Imbiß; sie drängten sich, als der zornige Befehl gegeben war, zur Türe hinaus, und jeder wäre gerne der erste gewesen, und weithin folgte ihnen des Ritters donnernde Stimme nach, der andern Ritter Gelächter, der Knechte Spott, der Rüden Geheul.

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Die schwarze Spinne - 07 The black spider - 07 A Aranha Negra - 07 Черный паук - 07

»Allemal, wenn ich dieses Holz betrachte«, begann der ehrwürdige Alte, »so muß ich mich verwundern, wie das wohl zuging, daß aus dem fernen Morgenlande, wo das Menschengeschlecht entstanden sein soll, Menschen bis hieher kamen und diesen Winkel in diesem engen Graben fanden, und muß denken, was die, welche bis hierher verschlagen oder gedrängt wurden, alles ausgestanden haben werden und wer sie wohl mögen gewesen sein. |||||||||||||||||||||||Idästä|||||||||hieher|||||||||||||||||||||||||||||||| ||||wood||||honorable|||||||||||||||East|||human race||||||here||||||||||||||||||driven|||||||||||||| “Every time that I look at this piece of wood, the venerable old man began, “I cannot but wonder how it all happened that people came as far as here from the distant East, where the human race is said to have originated, and found this spot in this narrow valley; I cannot but think of those who drifted here or else were driven here, and everything that they must have suffered, and who indeed they may have been. Ich habe viel darüber nachgefragt, aber nichts erfahren können, als daß diese Gegend schon sehr früh bewohnt gewesen, ja Sumiswald, noch ehe unser Heiland auf der Welt war, eine Stadt gewesen sein soll; aber aufgeschrieben steht das nirgends. |||||||||||||||||||Sumiswald|||||||||||||||||| |||||||||||||||||||Sumiswald||||Savior|||||||||||||| I have inquired a lot about it, but all I have been able to find out is that this district was inhabited very early in history, and indeed that Sumiswald [a forest in the Canton of Berne. The order of the Teutonic Knights held it from 1225 to 1698] is supposed to have been a town even before our Lord was on earth; but that is not written down anywhere. Doch das weiß man, daß es schon mehr als sechshundert Jahre her ist, daß das Schloß steht, wo jetzt der Spital ist, und wahrscheinlich um dieselbe Zeit stund auch hier schon ein Haus und gehörte samt einem großen Teil der Umgegend zu dem Schlosse, mußte dorthin Zehnten und Bodenzinse geben, Frondienste leisten, ja, die Menschen waren leibeigen und nicht eigenen Rechtens, wie jetzt jeder ist, sobald er zu Jahren kömmt. ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||Bodenzinse||Frondienste||||||veriherra||||||||||||| |||||||||six hundred|||||||||||hospital||||||||||||||||||||||||||||land rents||corvée||||||serfs||||rightly||||||||| However, we do know that a castle, where the hospital now is, stood there more than six hundred years ago, and apparently about the same time there would be a house here too which belonged to the castle, along with a great part of the district; the house would have to pay tithes and ground rent to the castle, and compulsory labor would have to be performed as well; for the people then were held as serfs without legal rights of their own, as everybody has now as soon as he becomes an adult. Gar ungleich hatten es damals die Menschen, und nahe beieinander wohnten Leibeigene, welche die besten Händel hatten, und solche, die schwer, fast unerträglich gedrückt wurden, ihres Lebens nicht sicher waren. |||||||||||serfs||||deals|||||||||||||| People lived in widely divergent conditions in those days, quite dose together there lived serfs who had the best conditions and those who were sorely and almost unbearably oppressed and were not even sure of their lives. Ihr Zustand hing jeweilen von ihren Herren ab; die waren gar ungleich und doch fast unumschränkt Meister über ihre Leute, und diese fanden keinen, dem sie so leichtlich und wirksam klagen konnten. |||aina||||||||||||rajoittamattomat||||||||||||helpolla|||| |||each time||||||||||||unrestricted||||||||||||easily|||complain| Their circumstances depended on who their lord was at the time; these lords were very different from one another and at the same time almost absolute masters over their people; the latter had no one to whom they could make their complaint easily and effectively. Die, welche zu diesem Schlosse gehörten, sollen es schlimmer gehabt haben zuzeiten als die meisten, welche zu andern Schlössern gehörten. |||||||||||aikoina|||||||| ||||castle|||||||at times|||||||| Those who belonged to this castle are said to have suffered worse at times than most of those who belonged to other castles. Die meisten andern Schlösser gehörten einer Familie, kamen von dem Vater auf den Sohn, da kannten der Herr und seine Leute sich von Jugend auf, und gar mancher war seinen Leuten wie ein Vater. Most of the other castles belonged to one family and were passed down from father to son; here the lord and his subjects were known to each other from youth onwards, and many a one behaved like a father to his people. Dieses Schloß kam nämlich frühe in die Hände von Rittern, die man die Teutschen nannte, und der, welcher hier zu befehlen hatte, den nannte man den Komtur. |||||||||||||saksalaiset|||||||||||||Komtur |||||||||||||Germans|||||||||||||commander Now this castle came at an early stage into the hands of the Teutonic Knights, as they were called, and the one who was in charge here was known as the district commander. Diese Obern wechselten nun, und bald war einer da aus dem Sachsenland und bald einer aus dem Schwabenland; da kam keine Anhänglichkeit auf, und ein jeder brachte Brauch und Art mit aus seinem Lande. |ylhäät||||||||||||||||Saksamaalta|||||||||||||||| |||||||||||Saxony||||||Swabia||||attachment|||||||||||| These superiors changed frequently, and for a time there was somebody from Saxony, and then somebody from Swabia; consequently no sense of trust could grow, and each commander brought manners and customs with him from his own country.

Nun sollten sie eigentlich in Polen und im Preußenlande mit den Heiden streiten, und dort, obgleich sie eigentlich geistliche Ritter waren, gewöhnten sie sich fast an ein heidnisch Leben und gingen mit andern Menschen um, als ob kein Gott im Himmel wäre, und wenn sie dann heimkamen, so meinten sie noch immer, sie seien im Heidenland, und trieben das gleiche Leben fort. ||||||||Preussinmaalla|||pakanat|||||||henkilöitä||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||| ||||||||land of Prussia|||heathens|||||||spiritual|||||||||heathen||||||||||||||||||||||||||||heathen land|||||| In fact the knights were supposed to fight with the heathen in Poland and Prussia, and in these countries they almost accustomed themselves to the heathen way of living, treated their fellow-men as if there were no God in heaven, and when they did eventually come home they continued to fancy that they were still in the heathen country and carried on with the same type of life here. Denn die, welche lieber im Schatten lustig lebten als im wüsten Lande blutig stritten, oder die, welche ihre Wunden heilen, ihren Leib stärken mußten, kamen auf die Güter, welche der Orden, so soll man die Gesellschaft der Ritter genannt haben, in Deutschland und in der Schweiz besaß, und taten jeder nach seiner Art, und was ihm wohlgefiel. ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||hyvin miellytti ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||pleased Those who preferred to sit in the shade and enjoy themselves rather than to fight bloodily in grim, desert country, or those who had to nurse their wounds and strengthen their bodies came to the lands which the Order (such was called the company of the knights) possessed in Germany and in Switzerland, and each of the commanders could do as he pleased. Einer der wüstesten soll der Hans von Stoffeln gewesen sein aus dem Schwabenlande, und unter ihm soll es sich zugetragen haben, was ihr von mir wissen wollt und was sich bei uns von Vater auf den Sohn vererbet hat. ||autuuden|||||Stoffeln|||||Saksasta|||||||||||||||||||||||||vererbet| ||wildest|||||Stoffeln|||||Swabia|||||||||||||||||||||||||inherited| One of the worst of them is said to have been Hans von Stoffeln [a Hans Ulrich von Stoffeln was commander of the Teutonic Knights in Sumiswald from 1512 to 1527. He was not a tyrant, but in fact eased the burden of the peasants. In any case the fictional time of the first inner story must be sometime in the thirteenth century. A Peter von Stoffeln is known from the fourteenth century] from Swabia, and it was under his rule that these things are said to have happened which you want to know about and which have been passed down in our family from father to son.

Diesem Hans von Stoffeln fiel es bei, dort hinten auf dem Bärhegenhubel ein großes Schloß zu bauen; dort, wo man noch jetzt, wenn es wild Wetter geben will, die Schloßgeister ihre Schätze sonnen sieht, stand das Schloß. |||||||||||Bärhegenhubel||||||||||||||||||linna-ajat||||||| |||||||||||bear pasture hill||||||||||||||||||castle ghosts||||||| This man Hans von Stoffeln had the idea of building a great castle up over there on the Bärhegenhübel [a mountain ridge about an hour and a half from Sumiswald, where traces of pagan sacrifices have been found]; the castle stood on the spot where in stormy weather you can even now still see the spirits of the castle displaying their treasures. Sonst bauten die Ritter ihre Schlösser über den Straßen, wie man jetzt die Wirtshäuser an die Straßen baut, beides, um die Leute besser plündern zu können, auf verschiedene Weise freilich. |||||||||||||inns|||||||||||||||| Usually the knights built their castles near the roads, just as today inns are built by the roadside; in both cases it is a question of being able to plunder the people better, though in different ways, admittedly. Warum aber der Ritter dort auf dem wilden, wüsten Hubel in der Einöde ein Schloß haben wollte, wissen wir nicht, genug, er wollte es, und die Bauern, welche zum Schlosse gehörten, mußten es bauen. |||||||||mäellä|||||||||||||||||||||||| |||||||||hill|||||||||||||||||||||||| But why the knight wanted to have a castle up there on the wild, bare hill in the midst of deserted country, we do not know; it is enough that he did want it, and the peasants who were attached to the to the castle had to do the building. Der Ritter fragte nach keinem von der Jahreszeit gebotenen Werk, nicht nach dem Heuet, nicht nach der Ernte, nicht nach dem Säet. |||||||||||||heinä||||||||siementä ||||||||required|||||hay||||||||sowing The knight was indifferent to what work might be demanded by the season, whether it was haymaking-time, harvest-time, or seed-time. Soundso viel Züge mußten fahren, soundso viel Hände mußten arbeiten, zu der und der Zeit sollte der letzte Ziegel gedeckt, der letzte Nagel geschlagen sein. so many|||||||||||||||||||||||| So many teams or carts had to move, so many men had to labour, and at this or that particular time the last tile had to be in place and the last nail knocked in. Dazu schenkte er keine Zehntgarbe, kein Mäß Bodenzins, kein Fasnachthuhn, ja nicht einmal ein Fasnachtei; Barmherzigkeit kannte er keine, die Bedürfnisse armer Leute kannte er nicht. ||||kymmenesosa|||maapörssi||karnevaalihana|||||Fasnachtei||||||||||| ||||tithe|||land rent||Shrove Tuesday chicken|||||Shrove Tuesday egg|mercy|||||||||| hat is more, he insisted on every tenth sheaf of corn that was due to him and on every measure of his ground rent; he never let them have a chicken for Shrove Tuesday nor even an egg; he had no pity, and knew nothing of the needs of the poor. Er ermunterte sie auf heidnische Weise mit Schlägen und Schimpfen, und wenn einer müde wurde, langsamer sich rührte oder gar ruhen wollte, so war der Vogt hinter ihm mit der Peitsche, und weder Alter noch Schwachheit ward verschont. |||||||||||||||||||||||||||||||||||heikkous|| ||||pagan|||||||||||||||||||||bailiff||||||||||weakness|| He spurred them on in heathen manner with blows and curses, and if anyone became tired, or was slower in his movements or wanted to rest, the bailiff would be at his back with the whip, and neither the aged nor the weak were spared. Wenn die wilden Ritter oben waren, so hatten sie ihre Freude dran, wenn die Peitsche recht knallte, und sonst trieben sie noch manchen Schabernack mit den Arbeitern; wenn sie ihre Arbeit mutwillig verdoppeln konnten, so sparten sie es nicht und hatten dann große Freude an ihrer Angst, an ihrem Schweiß. |||||||||||||||||||||||prank||||||||mischievously||||saved|||||||||||||| When the wild knights were up there, they enjoyed hearing the crack of the whip and playing all sorts of unpleasant tricks on the workers; if they could maliciously compel the men to double the pace of their work, they forced them to it and then took great pleasure in their fear and sweat.

Endlich war das Schloß fertig, fünf Ellen dick die Mauren, niemand wußte, warum es da oben stand, aber die Bauren waren froh, daß es einmal stand, wenn es doch stehen mußte, der letzte Nagel geschlagen, der letzte Ziegel oben war. ||||||ells|||walls|||||||||||||||||||||||||||||| At last the castle was finished, with its walls that were five yards thick; nobody knew why it was standing up there, but the peasants were glad that it really did stand, if it had to be there at all, and that the last nail was knocked in and the last tile fixed into place up on top.

Sie wischten sich den Schweiß von den Stirnen, sahen mit betrübtem Herzen sich um in ihrem Besitztum, sahen seufzend, wie weit der unselige Bau sie zurückgebracht. |||||||otsilta|||surullisella||||||||||||onneton||| |wiped||||||foreheads|||sad||||||||sighing||||||| They wiped the sweat from their brows, looked round their own property with dejected hearts and sighed to see to what extent the accursed building work had held them back. Aber war doch ein langer Sommer vor ihnen und Gott über ihnen, darum faßten sie Mut und kräftig den Pflug und trösteten Weib und Kind, die schweren Hunger gelitten, und denen Arbeit eine neue Pein schien. ||||||||||||||||||||||||||||||||||vaiva| |||||||||||||gathered||||||plow||comforted|||||||||||||pain| But there was a long summer ahead of them all the same, and God was above them; therefore they took courage and firmly grasped their ploughs, consoling their wives and children who had suffered severe hunger and for whom work appeared as yet another torment.

Aber kaum hatten sie den Pflug ins Feld geführt, so kam Botschaft, daß alle Hofbauern eines Abends zur bestimmten Stunde im Schlosse zu Sumiswald sich einfinden sollten. ||||||||||||||torpparit|||||||||||| ||||||||||||||farmers|||||||||||| But scarcely had they taken their ploughs to the fields when the message game that all the peasants were to appear one evening at a specific time in the castle at Sumiswald. Sie bangten und hofften. |pelkäsivät|| |feared|| They were both fearful and hopeful. Freilich hatten sie von den gegenwärtigen Bewohnern des Schlosses noch nichts Gutes genossen, sondern lauter Mutwillen und Härte, aber es dünkte sie billig, daß die Herren ihnen etwas täten für den unerhörten Frondienst, und weil es sie so dünkte, so meinten viele, es dünke die Herren auch so und sie werden an selbem Abend ihnen ein Geschenk machen oder einen Nachlaß verkünden wollen. ||||||||||||||||||||||||||||||||Frondienst||||||||||||||||||||saman||||||||perintö|| |||||||||||||||mischief|||||seemed||||||||||||serfdom||||||||||||||||||||same||||||||discount|| It was true that they had up to now experienced nothing enjoyable at the hands of the present inhabitants of the castle, but had only suffered malice and severity, but it seemed right to them that the gentry should do something for them as a reward for the unheard-of piece of forced labour which had just been accomplished; and because the peasants thought it seemed right, many of them believed their lords would think so too, and they hoped they would that evening be given a present or a remission of some other obligations.

Sie fanden sich am bestimmten Abend zeitig und mit klopfendem Herzen ein, mußten aber lange warten im Schloßhofe, den Knechten zum Gespött. |||||||||||||||||linnapihalla||talonpoikien|| ||||||on time|||beating||||||||castle courtyard||servants||mockery On the evening arranged they appeared punctually and with beating hearts, but they had to wait a long time in the courtyard of the castle where the servants could jeer at them. Die Knechte waren auch im Heidenlande gewesen. |||||pakanamaassa| |servants||||heathlands|been These servants too had been in heathen counties. Zudem wird es gewesen sein wie jetzt, wo jedes halbbatzige Herrenknechtlein das Recht zu haben meint, gesessene Bauern verachten zu können und verhöhnen zu dürfen. |||||||||puolivillainen|herraorja||||||istuvia|||||||| |||||||||half-baked|little squire||||||seated||||||mock|| What is more, it must have been the same then as it is now, when every twopenny-half-penny gentleman’s lackey thinks he has a right to look down on and be scornful of property-owning peasants.

Endlich wurden sie in den Rittersaal entboten; vor ihnen öffnete sich die schwere Türe; drinnen saßen um den schweren Eichentisch die schwarzbraunen Ritter, wilde Hunde zu ihren Füßen, und obenan der von Stoffeln, ein wilder, mächtiger Mann, der einen Kopf hatte wie ein doppelt Bernmäß, Augen machte wie Pflugsräder und einen Bart hatte wie eine alte Löwenmähne. |||||ritarisaali|lähetettiin|||||||||||||tamminen pöytä||mustanruskeat||||||||ylhäällä|||||||||||||||Bernin||||Peltopyörät||||||||Leijonanharja |||||knight's hall|summoned|||||||||||||oak table||||||||||at the top|||||||||||||||beard||||plow wheels||||||||lion's mane Eventually they were summoned to the hall of the knights; in front of them the heavy door was opened; inside the dark tanned knights sat round the heavy oak table, fierce dogs at their feet, and at their head was von Stoffeln, a fierce, powerful man who had a bead like a three-litre measure, eyes like cartwheels and a beard like an old lion’s mane. Keiner ging gerne zuerst hinein, einer stieß den andern vor. Nobody liked to go in first, one pushed the other forward. Da lachten die Ritter, daß der Wein über die Humpen spritzte, und wütend stürzten die Hunde vor; denn wenn diese zitternde, zagende Glieder sehen, so meinen sie, dieselben gehören einem zu jagenden Wilde. |||||||||||||||||||||arvokkaat||||||||||jahtaavalle| |||||||||tankards|||||||||when||trembling|trembling||||||||||| Then the knights laughed so that the wine slopped over their tankards and the dogs darted angrily forward; for as soon as dogs like these see trembling, hesitant limbs they have the idea that they belong to some prey that should be hunted down. Den Bauern aber ward nicht gut zumute, es dünkte sie, wenn sie nur wieder daheim wären, und einer drückte sich hinter den andern. ||||||feel (with an adverb such as 'well' or 'badly')||seemed|||||||||||||| The peasants, however, did not feel confident; they thought, if only they were back home, and each tried to hide behind the other. Als endlich Hunde und Ritter schwiegen, erhob der von Stoffeln seine Stimme, und sie tönte wie aus einer hundertjährigen Eiche: ›Mein Schloß ist fertig, doch noch eines fehlt, der Sommer kömmt, und droben ist kein Schattengang. |||||||||||||||||||||||||||||||||||varjo käytävä |||||||||Stoffels|||||||||hundred-year|||||||||||||||||shadow walk When at last dogs and knights were silent, von Stoffeln raised his voice, and it sounded as if it came from a hundred-year-old oak: ‘My castle is finished, but there is something still missing; summer is coming, and up there there is no avenue of trees to provide a shady walk. In Zeit eines Monates sollt ihr mir einen pflanzen, sollt hundert ausgewachsene Buchen nehmen aus dem Münneberg mit Ästen und Wurzeln und sollt sie mir pflanzen auf Bärhegen, und wenn eine einzige Buche fehlt, so büßt ihr mir es mit Gut und Blut. |||kuukauden|||||||||||||Münneberg|||||||||||Bärhegen||||||||||||||| |||month||||||||adult|beech||||Münneberg||branches|||||||||bare hedges||||||||atone||||||| In a month you must plant an avenue for me; you must take a hundred full-grown beech-trees from the Münneberg root and branch, and plant them for me on Bärhegen, and if one single beech-tree is missing, I shall make you pay for it with property and life. Drunten steht Trunk und Imbiß, aber morgen soll die erste Buche auf Bärhegen stehn. ||||välipala||||||||| Down||||snack||||||||bear haven|stand Down below there is something to eat and drink, but the first beech must be standing on Bärhegen tomorrow.’ ‹ Als von Trunk und Imbiß einer hörte, meinte er, der Ritter sei gnädig und gut gelaunt und begann zu reden von ihrer notwendigen Arbeit und dem Hunger von Weib und Kind und vom Winter, wo die Sache besser zu machen wäre. |||||||||||||||mood||||||||||||||||||||||||| When one of the peasants heard something about food and drink he thought that the knight might be lenient and in a good mood; and he therefore began to talk about their work at home and their hungry wives and children, and the fact that this particular task could be better done in winter. Da begann der Zorn des Ritters Kopf größer und größer zu schwellen, und seine Stimme brach los wie der Donner aus einer Fluh, und er sagte ihnen: wenn er gnädig sei, so seien sie übermütig. ||||||||||||||||||||||tulvasta|||||||||||| |||||||||||swell|||||||||||cliff||||||||||||presumptuous Then the knight’s head seemed to become more and more puffed out with anger, and his voice exploded like a thunderclap amid steep rocks, and he told them that if he were lenient, they were indolent. Wenn im Polenlande einer das nackte Leben habe, so küsse er einem die Füße, hier hätten sie Kind und Rind, Dach und Fach und doch nicht satt. ||Puolassa|||||||||||||||||||||||| ||land of Poland|||||||||||||||||||||||| If someone in Poland was allowed to keep his bare life, he would kiss your feet with gratitude, but here they had children and cattle, a roof over their heads and cupboards to put their things in, and still they were not satisfied. ›Aber gehorsamer und genügsamer mache ich euch, so wahr ich Hans von Stoffeln bin, und wenn in Monatsfrist die hundert Buchen nicht oben stehen, so lasse ich euch peitschen, bis kein Fingerlang mehr ganz an euch ist, und Weiber und Kinder werfe ich den Hunden vor. |||tyytyväisempi||||||||||||||kuukauden kuluessa||||||||||||||sormensuurella|||||||||||||| |more obedient||more content with less||||||||||||||month|||||||||||whip|||inch|||||||||||||| ‘But I will make you more obedient and more contented, as sure as I am Hans von Stoffeln, and if the hundred beech-trees are not planted up there within a month, I’ll have you whipped until there’s not a finger’s length of your skin left whole, and I’ll set the dogs on your women and children.’ ‹ Da wagte keiner mehr eine Einrede, aber auch keiner begehrte von dem Trunk und Imbiß; sie drängten sich, als der zornige Befehl gegeben war, zur Türe hinaus, und jeder wäre gerne der erste gewesen, und weithin folgte ihnen des Ritters donnernde Stimme nach, der andern Ritter Gelächter, der Knechte Spott, der Rüden Geheul. |||||vastaväite||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||| |||||objection|||||||||||||||||||||||||||||||||||thundering|||||||||||dogs| Then nobody dared to remonstrate further, but neither did any one want any of the food and drink; after the angry order had been given, they pressed out to the door, and everyone of them would gladly have been the first to leave, and for a long time after they had gone they were followed by the knight’s voice of thunder and the laughter of the other knights, the jeering of the servants and the howling of the hounds.