Dialekte Hotline: Kölsch
Hallo und herzlich willkommen bei der Dialekte-Hotline!
Mit welchen Dialekt kann ich Ihnen heute helfen?
Mit Kölsch bitte!
Gerne! Einen Moment, ich verbinde Sie.
Jooden Dach! Ich bin et Witzels Annika, bin vierunddrüssisch Joahr, ich bin Journalistin, ich komme aus Kölle
unn ich tun et Kölsch schwaade.
Hallo Annika! - Hallo!
Kannst du das Ganze bitte noch einmal auf Hochdeutsch sagen?
Jot. Hallo! Ich bin Annika Witzel, bin 34 Jahre alt, ich bin Journalistin, ich komme aus Köln und ich spreche Kölsch.
Dein Dialekt wird eigentlich nur in einer Stadt ganz im Westen von Deutschland gesprochen.
Kann man das so sagen? - Ja, also das würde auf jeden Fall jeder Kölner dir so bestätigen,
dass es nur hier das echte Kölsch gibt.
Was ist das Besondere an der kölschen Aussprache, würdest du sagen?
Ich würde sagen: a) du sprichst Kölsch eigentlich nicht, sondern du singst es.
Man verfällt automatisch in so einen Singsang, hörst du ja schon, wenn ich dir hier was erzähle ...
Ja, datt hör isch. - ... und das passiert eigentlich automatisch, wenn man Kölsch spricht.
Man kann es auch sehr gut sprechen, wenn man ... vielleicht ein bisschen was getrunken hat.
Weil: Man muss nicht mehr so wirklich gut und klar artikulieren.
De Zunge kann einfach so ein bissschen faul sein. Und dann passiert das automatisch.
Also es ist auch sehr freundlich, wenn man einen lustigen Abend haben möchte, beispielsweise.
Den Buchstaben „G“ gibt es eigentlich nicht.
Es gibt kein „G“? - Nee, am Anfang des Wortes ist eigentlich immer ein „J“.
Jeföhl, jenau, jroßartig.
Und das „CH“ gibt es auch nicht. Also: „Kirche“ jibbet nich, datt is die „Kirsche“.
Und „China“ gibt es dann auch nicht, das ist dann „Schina“? - Äh, ja, „Schina“. Ja klar.
Annika, was wäre denn so ein Satz, der mir im Alltag auf jeden Fall weiter hilft auf Kölsch?
Also wenn du ein kleines Hüngerchen verspürst, beispielsweise, würde ich dir empfehlen, kannst du mal was zu essen bestellen.
Und dann würdest du sagen: Isch hätt jän ene halve Hahn. - Isch hätt jän ene halbe Hahn. - HalVe Hahn!
HalVe. „B“ gibtes auch nicht, oder wie? - Das ist ein „V“. Halve Hahn.
Isch hätt jän ene halve Hahn. - Sehr jot! Das war sehr, sehr gut.
So, und was meinst du, was du dann bekommst wenn du das bestellst?
Ich nehme jetzt mal an: Ein halbes Hähnchen. - Und das ist der Anfängerfehler.
Wenn du in Köln einen Halven Hahn bestellst, dann kriegst du ein Röggelchen, das ist ein Roggenbrötchen, mit Gouda.
What??
Und sprechen noch viele so, auch viele in deinem Alter? Oder ist es wirklich nur noch bei den Älteren verbreitet?
Meine Oma spricht es auf jeden Fall wesentlich besser als ich.
Es ist bei mir und ganz vielen in meinem Alter so: Wir verstehen höchstwahrscheinlich noch sehr viel mehr,
als wir selber sagen können. Also es geht leider langsam verloren.
Durch den Karneval, die Karnevalsmusik, die auch sehr häufig auf Kölsch stattfindet,
wird es wieder ein bisschen mehr auch ins jüngere Gedächtnis getragen, sozusagen.
Gut, nach dieser ersten Einführung würde ich sagen: Lass uns mal so ein paar Vokabeln durchgehen.
Was heißt denn zum Beispiel „Hallo“? - „Tach.“
Tach! Also, wenn du nett sein willst, fragst du: „Tach, wie es et?“
Nehmen wir mal an, irgendwer hat irgendwas richtig gut gemacht, was würde man da sagen?
Also, wenn jemand was überraschenderweise gut gemacht hat, dann kann man sagen: „Jesses!“
Also so: „Huch! Um Jottes Willen!“ - „Jesses!“ - „Dat war jot!“ - „Jesses! Dat war jot!“. - Genau!
Ist das normal, dass man sich, wenn man Kölsch redet, direkt 20 Jahre älter fühlt?
Ja, also man fühlt sich immer 20 Jahre älter, 30 Kilo schwerer und man hat auch irgendwie direkt das Bedürfnis
den Nächsten in den Arm zu nehmen und ein bisschen zu schunkeln. Also, mir geht das so.
Und wenn ich jemanden nach seiner Telefonnummer fragen möchte, wie würde ich das machen?
Dann würdest du wahrscheinlich sagen: „Tu mir mal ding Nümmersche."
Tu mir mal die Nümmersche? - Tu mir mal dinG Nümmersche.
Tu mir ... - Tu mir mal ding Nümmersche.
Tu mir da ... Tu mir mal ding Nümmersche. - Ja.
Warum „Ding“? - „Ding“ heißt „deine“. Und „Nümmerschen“ ....
Der Kölner an sich macht ja gerne ein bisschen niedlich und so, ne? „Nümmerschen“?
Was ist denn dein absolutes Lieblingswort im kölschen Dialekt?
Der „Fluchzeuschträjer“, weil alle „G“s, die in diesem Wort vorkommen (eigentlich „Flugzeugträger“),
die werden alle anders ausgesprochen: Fluchzeuschträjer.
Würdest du sagen, dass der kölsche Dialekt die Mentalität der Kölnerinnen und Kölner auch gut widerspiegelt?
Zu 100%. Man nimmt alles mit einer gewissen Leichtigkeit. „Och, das wird schon alles.“
Es ist auch nicht schlimm, wenn man mal ein Wort verhuschelt. Man wird trotzdem verstanden.
Ich finde, das spiegelt der Kösche Dialekt sehr gut wider.
Gibt's denn im Kölschen auch so Wörter, wo man niemals drauf kommen würde, was sie bedeuten?
Was könnte denn zum Beispiel eine „Plüschprumm“ sein?
Wie? - Eine „Plüschprumm“.
Irgendwas mit Plüsch? - Wenn ich dir jetzt sage, dass eine „Prumm“ eine Pflaume ist ...
... Plüschpflaume ...
Richtig, ein Pfirsich!
Ich glaube, ich bin jetzt bereit für die Dialekte-Challenge.
Du könntest mal einen Satz auf Kölsch, der recht schwierig ist, sagen,
und ich werde versuchen ihn zu lernen. - OK.
Ruut-wieß kritt mer ahnjeboore, en die Weech erinnjelaat.
Wie lange ist denn dieser Satz?
Ich habe überhaupt nichts verstanden.
Ruut-wieß ... kritt mer ahnjeboore ... ... en die Weech erinnjelaat.
Ich habe das Gefühl, ich spreche eine komplett andere Sprache aber Deutsch ist das sicherlich nicht.
Das ist Kölsch! - „Ruut-wieß“ ... - Was könnte das heißen?
„Rot-weiß“? - Sehr gut, sehr sehr gut.
„kritt mer ahnjeboore“: Wonach klingt „ahnjeboore“?
„Angeboren“. - Ja! Sehr gut! - Ah! „Rot-weiß kriegt man angeboren“.
Ja, also: Rot-weiß ist angeboren, quasi. Und der zweite Teil ist: „en die Weech erinnjelaat“
Aaaah: „In die Wiege gelegt“! - Sehr gut! Ich bin sehr stolz auf dich!
Das ist aus einem Song, den besonders die Kölner FC-Fans ... also „FC“ ist der 1. FC Köln, da gibt es überhaupt keinen Zweifel ...
Der Fußballclub? - Die haben eine Hymne, die haben aber auch eine heimliche Hymne.
Und aus dieser heimlichen Hymne ist diese Songzeile. - Und Rot-Weiß sind des Farben des Vereins?
Des Vereins, der Stadt ...
Danke, Annika! - Sehr gerne!
Det woar de Dialekte-Hotline met Kölsch.
Und mich würde noch interessieren, welches euer Lieblingswort auf Kölsch ist.
Schreibt es mir unten in die Kommentare!
Kriege ich jetzt ein Kölsch? - Klar! - Yes!