Tagesdosis 22.12.2018 – 2019: Die Welt wird nicht mehr dieselbe sein
Die Welt wird nicht mehr dieselbe sein. Ein Kommentar von Ernst Wolff.
Das Jahr 2018 wird als das Jahr der großen Wende in die Geschichte eingehen. Nach einer fast zehnjährigen Periode, in der die Finanzmärkte durch künstliche Geld-Injektionen aufgebläht wurden und immer neue Höchststände erreichten, sind die Kurse, insbesondere in den letzten drei Monaten, auf breiter Front gefallen.
Hintergrund und tiefere Ursache dieser Trendwende ist die Tatsache, dass sich die Zentralbanken von ihrer lockeren Geldpolitik verabschiedet haben. Auch wenn die Mehrheit der Menschen es nicht einmal ahnt, wird diese geldpolitische Umkehr unser aller Leben von Grund auf verändern. Warum?
Privathaushalte, Konzerne und Staaten haben die Geldschwemme und die niedrigen Zinsen der vergangenen Jahre genutzt, um den höchsten Schuldenberg aller Zeiten anzuhäufen. Sie können ihre Kredite jedoch nur so lange bedienen, wie die Finanzmärkte weiter wachsen oder zumindest nicht nachgeben. Das aber ist bei verringerter Geldzufuhr und höheren Zinsen nicht möglich.
Wenn die Zentralbanken 2019 an ihrem neuen Kurs festhalten, wird sich zwangsläufig folgendes Szenario ergeben: Immer mehr Schuldner werden in Zahlungsverzug geraten und gezwungen sein, ihre Vermögenswerte (vor allem Aktien, Anleihen oder Immobilien) zu verkaufen. Das wird die Talfahrt an den Finanzmärkten beschleunigen und das Vertrauen der Kreditgeber in die Kreditnehmer so stark erschüttern, dass sie immer weniger Kredite vergeben.
Auf diese Weise wird eine sich selbst verstärkende Abwärtsspirale entstehen, die irgendwann den sogenannten „Margin Call“, also ein flächendeckendes Einfordern sämtlicher Schulden, auslöst – mit der Folge, dass das gesamte System in sich zusammenbricht.
Die Lage ist ausweglos
Selbst wenn die Zentralbanken das Ruder entgegen ihren Ankündigungen herumreißen und zur lockeren Geldpolitik der vergangenen Jahre zurückkehren würden, könnten das System nicht mehr retten: Die Zinssätze sind weltweit auf historisch niedrigem Niveau, eine spürbare Entlastung des Finanzsektors wäre nur durch eine Senkung in den Negativbereich zu erreichen. Das aber würde die Kreditvergabe durch die Banken (die dann bei jedem Kredit draufzahlen müssten) ebenfalls zum Erliegen bringen.
Auch weitere Geld-Injektionen können nicht mehr helfen, sondern höchstens ein vorübergehendes Strohfeuer entfachen. Das aber würde die vorhandenen Blasen weiter aufblähen und dadurch einen zunehmenden Vertrauensverlust erzeugen, der irgendwann zu einer Massenflucht aus den Finanzwerten und damit ebenfalls in den Systemkollaps führen würde.
Die bittere Wahrheit zum Jahresende 2018 lautet: Das Spiel ist aus. Es gibt keine Möglichkeit mehr, das globale Finanzsystem auf Dauer zu retten.
Angesichts dieser Bedrohung versuchen die Mainstream-Medien uns zurzeit einzureden, dass die negative Entwicklung an den Finanzmärkten nur ein vorübergehendes Phänomen und großenteils auf Handelskonflikte (insbesondere mit China), den bevorstehenden Brexit oder die italienische Bankenkrise zurückzuführen sei. Diese Probleme sind jedoch nicht Ursache der Krise, sondern eines ihrer Erscheinungsbilder und selbst nichts anderes als das Ergebnis einer zehnjährigen Geldpolitik, die von Anfang an zum Scheitern verurteilt war.
Werden nämlich – wie in den vergangenen zehn Jahren geschehen – von den Zentralbanken aus dem Nichts geschaffene riesige Geldmengen in das Finanzsystem gepumpt, ohne dass gleichzeitig der Geldmenge entsprechende Werte in der Realwirtschaft erzeugt werden, dann entsteht ein zunehmendes Missverhältnis zwischen dem Geld einerseits und den tatsächlichen Werten andererseits.
Dieses Missverhältnis kann nur so lange aufrechterhalten werden, wie die Märkte sich positiv entwickeln. Das aber ist nicht unbegrenzt möglich, da selbst manipulierte Märkte sich in Zyklen entwickeln. Kommt es zu einem Abschwung wie in den vergangenen Monaten, beginnt das Kartenhaus der aufgeblähten Geldmenge zunächst Stück für Stück zu bröckeln, bevor es schlussendlich schlagartig in sich zusammenfällt.
Auch die Politik steht vor unlösbaren Aufgaben
Die vollzogene Kehrtwende in der Geldpolitik stellt aber nicht nur die Zentralbanken, sondern auch die internationale Politik vor unlösbare Aufgaben. Sie war es ja, die 2008 die rechtlichen Weichen für die größte Vermögensumverteilung in der Geschichte der Menschheit gestellt, private Unternehmen mit öffentlichen Geldern gerettet und der arbeitenden Bevölkerung anschließend die Last der Krise mittels Austeritätsprogrammen auferlegt hat.
Da wir zu Beginn des Jahres 2019 vor einer ähnlichen Situation wie 2008 stehen, beginnt die Finanzindustrie bereits mit Nachdruck, die Politik zu drängen, ihr zu Hilfe zu kommen und ähnlich wie damals zu handeln. Die Versuche der Regierungen in Frankreich und Ungarn, Kündigungen zu erleichtern, Löhne zu drücken und Arbeitszeiten zu verlängern, sind nur die Vorboten dessen, was uns alle erwartet: Die Politik wird in den kommenden Monaten mit Sicherheit flächendeckend versuchen, die Folgen des einsetzenden Zusammenbruchs des Finanzsystems auf die arbeitende Bevölkerung abzuwälzen.
Das kann nur – wie in Frankreich und Ungarn – zu schweren Konflikten zwischen Staat und Bürgern führen und eine weitere Abwendung der Menschen von den etablierten Parteien und aller Wahrscheinlichkeit nach die Entstehung immer neuer Bewegungen bewirken.
Was auch immer die Mainstream-Medien derzeit voraussagen: Wir erleben gerade das Ende eines historisch einmaligen Geld-Experiments, das einigen wenigen zu unvorstellbarem Wohlstand verholfen, den Lebensstandard der Mehrheit der arbeitenden Menschen aber auf breiter Ebene gesenkt und Millionen in Armut und Elend gestürzt hat.
Sowohl Europa als auch die übrigen Kontinente stehen zum Jahreswechsel 2018/2019 vor den größten wirtschaftlichen, sozialen und politischen Veränderungen seit dem Zweiten Weltkrieg.