Den Faden verlieren
Wer etwas verliert und es wiederhaben will, muss suchen – in dieser Ecke oder in jener. Den redensartlichen Faden findet man dort aber nicht. Dazu muss man schon in die Tiefe seines eigenen Geistes eindringen.
Peter ist Schriftsteller, ein erfolgreicher sogar. Sein letztes Buch war sofort ausverkauft. Jetzt muss er der Presse ein Interview geben. Viele Reporter sitzen vor ihm und blicken ihn an. „Worum wird es in Ihrem nächsten Buch gehen?“, fragt ein Journalist. „Das nächste Buch wird ein Krimi“, erzählt Peter, „Im Mittelpunkt steht eine Frau, die alleine im Wald lebt. Sie hat seit Jahren keinen Menschen mehr gesehen. Doch dann findet sie in der Erde viel Geld und …“ Peter hört plötzlich auf zu reden. Eine schöne Frau hat den Raum betreten und setzt sich zu den Reportern. Peter blickt sie an. Sie kommt ihm bekannt vor. Sie lächelt ihn an. Peter lächelt zurück. Dann fällt ihm ein, dass er gerade über sein neues Buch gesprochen hat. Was hat er schon gesagt? Wo hat er aufgehört zu reden? Peter weiß nicht mehr, welchen Teil seiner Geschichte er schon erzählt hat. „Entschuldigung, ich habe den Faden verloren“, sagt er. „Die Frau im Wald hat Geld gefunden“, ruft ein Reporter. Peter erinnert sich wieder. „Richtig. Dann findet sie einen toten Mann“, sagt Peter und lächelt der hübschen Frau zu. Sie lächelt zurück. Vielleicht sollte Peter besser einen Liebesroman schreiben.