#kurzerklärt: Wieso verdienen Frauen weniger als Männer?
An den ersten 55 Arbeitstagen jedes Jahres
arbeite ich umsonst – zumindest theoretisch.
Denn statistisch gesehen bekommen Frauen in Deutschland so viel weniger Gehalt als Männer,
dass sie bis zum 18. März quasi nichts verdienen.
Alles nur Statistik?
Oder werden Frauen beim Verdienst tatsächlich benachteiligt?
#kurzerklärt
Frauen verdienen in Deutschland durchschnittlich 21 Prozent weniger als Männer.
Damit gehören wir seit Jahren zu den Schlusslichtern in Europa.
Aber: Für diese Statistik zählt nur der Durchschnittslohn von Männern und Frauen.
Sie berücksichtigt nicht, dass Frauen eher in schlechter bezahlten Branchen arbeiten,
häufiger in Teilzeit und selten als Führungskräfte.
Rechnet man diese Unterschiede mit ein,
dann schrumpft die Lohnlücke auf noch 6 Prozent.
Manche sagen deshalb: Alles nicht so schlimm mit der Lohnlücke, dem Gender Pay Gap.
Es gibt eben Unterschiede in Arbeitsart und –zeit.
Ja, die gibt es. Und zwar auch im Privaten.
Das zeigt der Gender Care Gap, also die Lücke in Sachen „Versorgung von anderen“.
Und diese Lücke ist groß:
Mehr als doppelt so viel wie Männer arbeiten Frauen, wenn es um
Haushalt, Kinder und die Pflege von Angehörigen geht.
Fast 90 Minuten mehr sind es – pro Tag.
Für viele Frauen ein Grund, warum sie beruflich nicht so durchstarten können wir Männer.
Und so Gehaltseinbußen in Kauf nehmen müssen.
Rechnen wir den Unterschied mal aus – mit den statistischen 6 Prozent Unterschied.
Bei einem monatlichen Bruttoeinkommen von 3.500 Euro schon 210 Euro weniger.
Macht 2.500 Euro weniger im Jahr.
Legen wir 45 Beitragsjahre zugrunde, wie es die Politik oft tut,
dann haben Frauen übers ganze Berufsleben mehr als 113.000 Euro weniger als Männer.
Geld, das ihnen übrigens auch bei der Rente fehlt.
Der neueste Ansatz der Großen Koalition: ein Gesetz für Lohngerechtigkeit.
Es setzt vor allem auf Transparenz: Angestellte großer Firmen
dürfen künftig erfragen, wie viel ihre Kollegen in vergleichbaren Positionen verdienen.
Frauen könnten so leichter für sich einfordern, was männliche Kollegen vielleicht schon bekommen.
Aktuell schließt sich die Lohnlücke nur sehr langsam.
Ginge es in diesem Tempo weiter, könnten bestenfalls meine Enkelinnen vom Ende des Gender Pay Gap profitieren -
– in knapp 50 Jahren.
Closer