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2020 ZDF Heute Journal, heute journal vom 17.12.2020

heute journal vom 17.12.2020

Guten Abend.

Der Begriff reicht nicht mehr.

Man kann ja schlecht ein ganzes Bundesland als Spot bezeichnen.

Den Freistaat Sachsen zum Beispiel.

Der 7-Tage-Inzidenzwert, der nicht höher sein soll als 50,

liegt dort im Schnitt über 400.

Drei Landkreise über 500, drei über 600.

Die Kliniken sind am Anschlag, das geht nicht mehr lange gut.

Dabei sind viele Menschen in Sachsen angesichts der Zahlen offenbar

von erstaunlicher Gleichgültigkeit.

Eine Untersuchung des Robert Koch-Instituts

und der Berliner Humboldt- Universität zeigen:

Die Mobilität im Land ist bundesweit die höchste.

Man reist, besucht und erledigt seine Dinge,

als wäre alles ganz normal in Ordnung - ist es nicht.

Cornelia Schiemenz berichtet.

In Mildenau im Erzgebirge war die Aufregung am Morgen groß.

Denn laut Zeitungsberichten von heute könnte die kleine Gemeinde

im Süden Sachsens abgeriegelt werden.

Weil der Inzidenzwert weit über 700 liegt.

Ich frage mich, wie man Orte abriegeln will.

Wer soll das machen, und an wie vielen Ausfallstraßen,

an wie viele Feldwege soll man da jemanden stellen?

Das finde ich unrealistisch.

Bei einer eventuellen Absperrung unseres Ortes von der Außenwelt

wäre das wirtschaftlich eine kleine Katastrophe.

Der Ministerpräsident will die Gerüchte schnell einfangen.

Dass die Landesregierung im Hintergrund daran arbeite,

Gemeinden abzuriegeln,

will Michael Kretschmer aber auch nicht wirklich dementieren.

Er wolle erst mal abwarten,

ob die Inzidenzwerte durch den Shutdown sinken.

Ich möchte dazu sagen,

dass es dazu keine Beschlüsse und auch keine Entscheidungen gibt.

Wir werden jetzt erst mal die Wirkung der Maßnahmen anschauen.

10 bis 14 Tage braucht es, bevor man etwas ganz Konkretes sieht.

Vorher ist mit keinen weiteren Einschränkungen zu rechnen.

Sachsen: der Corona-Hotspot Deutschlands.

Ein ganzes Bundesland in Pink.

Das RKI weist heute landesweit einen Inzidenzwert von 415 aus.

Die Politiker zunehmend verzweifelt.

Hadern mit den eigenen Bürgern und Bürgerinnen.

Man hat immer noch nicht verstanden, Kontakte zu vermeiden.

Nein, es wird immer wieder erfragt,

wie kann ich denn trotzdem möglichst legal,

ohne mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen,

wie kann ich meine geplante Feier, meine geplanten Kontakte,

mein geplantes Zusammenkommen,

wie kann ich das noch stattfinden lassen?

Die Folge der Unvernunft: Ausgelastete Intensivstationen.

Sachsen ist längst an den Grenzen seiner medizinischen Kapazitäten.

Das Dresdner Uniklinikum meldet heute 98 % belegte Intensivbetten.

Unser Limit ist das Personal: Wir haben Kliniken,

die haben jetzt 30 bis 40 % Infektionen beim Pflegepersonal

und können gar keine Betten zusätzlich betreiben.

Die Landesregierung versucht nun, zusätzliche Betten bereitzustellen,

z.B. in Reha-Kliniken.

Die Situation belastet viele Menschen, wie hier in Pirna.

Ich hätte wirklich Angst, ob ich noch gut behandelt werden könnte,

wenn ich schwer erkranken würde.

Ein bisschen Angst habe ich schon, aber die Ärzte

und das Pflegepersonal, was die so leisten, das ist Wahnsinn.

In Sachsen schaut man nun mit Bangen auf die anstehenden Feiertage

und hofft auf die Vernunft der Menschen.

Es passte zu dieser Lage,

dass in Sachsen schon gestern das fatale Wort von der "Triage" hochkam.

Die Gefahr, dass Zeit und Kräfte von Ärzten und Pflegern

und die Apparate der Intensivstationen

nicht mehr ausreichen für alle.

Dass Ärzte ein Leben gegen ein anderes abwägen müssen.

Noch war und ist es nicht soweit.

Aber wenn der Shutdown die Pandemie nicht oder nicht rechtzeitig bricht,

dann wird diese Situation wahrscheinlicher.

Für Helene Eichrodt-Kessel ist es keine akademische Frage.

Corona hat ihren geliebten Vater in so eine Situation gebracht.

Und ihr von Geburt an schwerkrankes Kind ist tägliche Erinnerung

an den Wert und die Zerbrechlichkeit des Lebens, in jedem Alter.

Susann von Lojewski erzählt sie ihre Geschichte.

Noch vor neun Monaten

erschien dieser ganz normale Moment unvorstellbar:

Helene Eichrodt-Kessel telefoniert mit ihrem Vater.

Der 79-Jährige hatte im März Corona, musste beatmet werden.

Der Sauerstoff der kleinen Klinik im Elsass ging zur Neige,

die Ärzte hätten ihn sterben lassen müssen.

John wäre ein Opfer der Triage geworden.

Es ist unmenschlich für die, die entscheiden müssen.

Es ist ein Affront, ich habe keine Worte, für die,

die es erleben und die wissen, wir werden vergessen,

weil wir alt sind, weil wir schwach sind.

Niemand darf zu Helenes Vater.

Die Familie ist den Ärzten ausgeliefert.

Ärzten, die entscheiden, wer gehen muss und wer bleiben darf.

John ruft seine Tochter, die in Stuttgart lebt, noch einmal an.

Ich konnte ihn nicht mehr verstehen,

ich habe nur das wahnsinnige Rauschen des Sauerstoffes gehört,

und ich wusste, das ist wahrscheinlich das letzte Mal.

Eine Ohnmacht, die Kräfte verleiht.

Helene schafft es, ihren Vater nach Nancy verlegen zu lassen.

Dort sind noch Betten frei.

John liegt zehn Tage im Koma.

Doch er wird gerettet, wird wieder völlig gesund.

Wenn ich sehe, wie er das Leben genießt und die Welt schöner macht.

Manchmal gibt es auch dort Lösungen, wo man sie nicht sieht.

Und Triage ist keine Option.

Die 50-Jährige ist Pfarrerin und sie hat einen Sohn, der Trisomie 21 hat.

Er darf jetzt auf keinen Fall an Covid-19 erkranken.

Denn was, wenn auch er in Deutschland

von einer Triage-Entscheidung betroffen wäre?

Als Seelsorgerin, v.a. aber auch als Mutter,

möchte Helene sich das nicht vorstellen:

Kein Mensch hat das Recht zu entscheiden,

die Person geben wir auf, weil sie keine Überlebenschancen hat.

Oder, zum Beispiel, ich habe ein Kind, das herz- und lungenkrank ist.

Ja, wenn man zwischen beiden wählen müsste,

wer darf zuerst beatmet werden?

Ich vermute, ich weiß, wer zuerst beatmet werden würde.

Aber wer sagt mir, welches Leben mehr Kostbarkeit hat?

Das können wir, glaube ich, sehr schwierig entscheiden.

Und wenn sie entscheiden müsste, was wäre die Antwort?

Sie wisse es nicht, sagt die Theologin,

es sei wohl immer eine individuelle Abwägung.

Wenn es um Menschenleben geht, ums Retten, ist es wichtig,

dass wir Kompromisse machen.

Und nicht, wenn wir da am Bett vom Patienten sind, sondern vorher.

Jeder Einzelne, so sagt sie, habe jetzt Verantwortung,

damit Ärzte nicht entscheiden müssen, wer bleibt und wer geht.

Professor Kai-Uwe Eckardt ist Chefarzt an der Berliner Charite.

Guten Abend.

Ihre Klinik ist mehr als sonst gefordert.

Sind Sie und Ihre Ärzte auf Entscheidungssituationen vorbereitet,

wie wir sie gerade gesehen haben?

Das war sehr berührend.

Wir haben in der ersten Welle Patienten aus Frankreich übernommen.

Sechs konnten wir nicht mehr helfen, fünf konnten wir zurückschicken.

Eine solche Zerrissenheit kam in dem Beitrag eindrucksvoll zur Geltung.

Kann man sich auf so etwas vorbereiten?

Ja, es gibt Diskurse und Positionspapiere darüber.

Das ist auch alles wichtig, auch der Austausch mit Ethikern

und Juristen.

Aber man muss sich eingestehen,

dass da in der Realität ein riesiger Unterschied besteht.

Es gibt in solchen Situationen keinen guten Weg.

Aber man muss den schlechten Weg identifizieren.

Wir sollten den Beitrag als Appell verstehen,

alles daranzusetzen, eine solche Situation zu vermeiden.

Es wurde auch gesagt, diese Überlegung muss man anstellen,

bevor es soweit ist.

Das war auch ein Appell an Sie, sich Gedanken zu machen.

Passiert das im klinischen Alltag?

Wir führen solche Diskussionen.

Konkret kann ich Ihnen sagen,

im Moment beschäftigen wir uns nicht damit.

Wir konzentrieren uns darauf, die Situation zu bewältigen.

Die Lage kommt näher, wir hören von überlasteten Kliniken in Sachsen.

Auch in Brandenburg sind die Krankenhäuser voll.

Wenn Sie dazu die politischen Entscheidungen

und das Verhalten der Menschen sehen:

Wie bekommen Sie das zusammen?

Der Verlauf ist bei nur sehr wenigen Patienten so schwer,

dass sie auf die Intensivstation müssen.

Das macht es so schwierig, dies der Bevölkerung zu vermitteln.

Trotzdem kann uns das an den Rand des Zusammenbruchs bringen.

Im Mittel innerhalb von zehn Tagen

müssen Patienten auf die Intensivstation.

Daran können wir nichts mehr ändern,

was in der Vergangenheit passiert ist.

Aber es geht letztlich nicht darum, den Lockdown auszuleben.

Nein, man muss ihn verinnerlichen,

und jeder Kontakt, der noch durchgeführt wird, ist zu viel.

Man kann nur appellieren, wir müssen das ernst nehmen.

Das ist die Voraussetzung dafür,

dass wir im Januar wieder andere Verhältnisse haben.

Wir haben hier beschlossen, dass ab Montag hier die gleichen Regeln

wie sonst an Feiertagen gelten.

Wir können nur Notfälle operieren.

Nur so können wir die Kapazitäten schaffen,

um die Intensivmedizin zu schützen.

D.h. Sie mobilisieren schon die Reserven?

Absolut, und wir arbeiten extrem gut zusammen.

Das haben wir schon in den vergangenen Monaten geübt.

Die Kliniken müssen sich gut vernetzen.

Die Aufgaben können sich auch ändern.

Wir ziehen mehr Krankenhäuser in die Versorgung mit ein.

Wir müssen uns so weit vernetzen,

dass wir auch weiter weg liegende Ressourcen nutzen können.

Und Patienten dorthin verlegen.

Der Appell eines Chefarztes.

Vielen Dank.

Frankreichs Präsident Macron ist nach ersten Symptomen

positiv auf Corona getestet worden.

Er habe sich für sieben Tage in häusliche Isolation begeben,

heißt es aus dem Präsidialamt in Paris.

Noch sei unklar, wo Macron sich angesteckt habe.

Mehrere Regierungschefs sowie EU-Ratspräsident Michel

haben sich ebenfalls in Quarantäne begeben,

da sie Macron noch vor kurzem getroffen hatten.

Kanzlerin Merkels aktueller Corona-Test fiel negativ aus.

Wegen der Pandemie hat Russlands Präsident Putin

seine große Jahrespressekonferenz erstmals virtuell abgehalten.

Dabei bestritt er erneut eine Beteiligung

russischer Geheimdienste am Giftanschlag

auf den Oppositionellen Nawalny.

Wären diese involviert gewesen, sagte Putin,

"hätten sie es zu Ende gebracht".

Da Nawalny von US-Geheimdiensten unterstützt werde,

müsse er auch von russischen Diensten beobachtet werden.

Putin erklärte zudem,

er hoffe auf einen Neustart der Beziehungen zu den USA

unter ihrem künftigen Präsidenten Biden.

Im Untersuchungsausschuss des Bundestages ging es heute

um den milliardenschweren Bilanzskandal

beim Finanzdienstleister Wirecard und auch um die Rolle

von Ex-Verteidigungsminister zu Guttenberg,

der im vergangenen Jahr als Berater im Kanzleramt

für Wirecard geworben hatte.

Bei einer anschließenden China-Reise hatte sich Kanzlerin Merkel

für Wirecard stark gemacht.

Zu Guttenberg betonte, einen derartigen Betrug

habe man nicht erahnen können,

trotz der warnenden Presseberichte damals.

Das Unternehmen ist inzwischen insolvent.

Am zehnten Jahrestag des Beginns des Arabischen Frühlings

haben in Tunesien hunderte Menschen

für mehr sozialen Wohlstand und Arbeitsplätze demonstriert.

In Sidi Bouzid wurde des jungen Straßenverkäufers gedacht,

der sich heute vor 10 Jahren angezündet hatte,

aus Protest gegen Armut und Chancenlosigkeit.

Sein Tod führte zu Unruhen und dem Arabischen Frühling,

der sich von Tunesien aus auf mehrere Länder Nordafrikas

und den Nahen Osten ausbreitete.

Die Proteste heute sind auch Ausdruck enttäuschter Hoffnungen.

Wir haben Riesenrespekt vor Hochleistungsrechnern,

die das Weltall durchschauen und unser Sozialverhalten.

Dabei sitzt der vielseitigste Rechner immer noch zwischen unseren Ohren.

Das Gehirn kann, was noch kein Computer schafft.

Wirklich kreativ denken.

Und den Alltag meistern, jeden Tag.

Wir sitzen am Steuer, fahren durchs Dorf,

ein oder zwei Jungs auf dem Bürgersteig machen ganz kurz

einen Schritt Richtung Fahrbahn.

Ihr Kopf wird sofort erkennen, ob die sich nur ein bisschen rumschubsen

oder ob sie über die Straße wollen.

Irgendwas sagt Ihnen das.

Erfahrung, ein Leben lang gelernt.

Das können tausend Programmierer nicht in Computercodes packen.

Selbstfahrende Autos müssen das aber können - zum Beispiel.

Die Rechner der Zukunft müssen so etwas vom Zuschauen lernen.

Sich von ganz allein einen Reim darauf machen, wie Menschen.

Aber mit ihren unendlichen Gedächtnissen

und ihren maschinell erweiterten Sinnen.

"Künstliche Intelligenz", Superkräfte des Denkens.

Deutschland will da vorne sein, an vielen Standorten.

Heute hat die Bundesregierung, Angela Merkel voran,

dem Cyber Valley von Tübingen

weitere großzügige Förderung zugesagt.

Da tut sich eine Menge.

Andi Linke berichtet.

Das Tübinger Cyber Valley ist gar kein Tal,

es liegt auf einem Berg.

Hier sitzen Forschungsinstitute

gemeinsam mit Forschungsabteilungen großer Firmen.

Das Ziel: kommerziell Verwertbares und Grundsätzliches.

Das Cyber Valley a la Matisse oder Picasso.

Ein Beispiel für das maschinelle Erlernen von Kunstrichtungen

zeigt uns Matthias Bethge.

So ähnlich funktioniert das auch mit dem maschinellen Lernen,

dass wir Daten, also in diesem Fall das Foto mit anderen Daten,

anderen Kunstbildern, kombinieren und dadurch durch Regelhaftigkeit

auf neue Beispiele kommen, die sinnvoll sind.

Der kommerzielle Einsatz erfolgt schon,

etwa in der Qualitätskontrolle unterschiedlicher Firmen,

egal, ob bei Metallbauteilen oder bei elektronischen.

Die Kunden können den Programmen

ihre eigenen Qualitätskriterien beibringen.

Dieser Transfer von Forschung zu Anwendung ist entscheidend.

Es braucht dann auch gute Bedingungen,

um Start-ups zu gründen.

Es braucht die Zusammenarbeit mit Industrie.

Aber es braucht auch die akademische Freiheit,

wirklich das zu tun, was einen am meisten interessiert.

Denn die die wirklichen Durchbrüche,

die sind meistens von Neugier getrieben.

Doch es soll und kann nicht das Tübinger Cyber Valley allein sein.

ELLIS - heißt ein europaweites Forschungsprogramm,

an dem 30 Spitzenstandorte teilhaben.

Und die Politik hat aktuell weitere Förderzusagen erteilt.

Das loben auch Professoren wie Michael Black,

der aus dem Silicon Valley nach Tübingen kam.

Die dortige Start-up-Kultur

müsse Deutschland sich noch stärker zum Vorbild nehmen, sagt Black.

Wir haben Cyber Valley vor fünf Jahren gegründet,

um ein Vehikel zu haben, genau dies zu verbessern.

Wir wollen ihnen die richtigen Werkzeuge an die Hand geben.

Das ist der nächste Schritt.

Black bezeichnet sein Labor als Trichter,

durch den Daten über menschliches Verhalten zum Computer gelangen.

Läuft ein Fußgänger auf die Straße, rennt ein Kind einem Ball hinterher?

Das müsse der Computer eines automatisierten Fahrzeugs

verstehen lernen.

Künstliche Intelligenz macht riesige Fortschritte,

Computer können viele Objekte erkennen.

Aber sie sind noch nicht gut darin, Menschen zu verstehen,

die Bewegungen, das Körperliche.

Computer werden nicht echte Partner des Menschen sein können,

solange sie uns nicht verstehen.

Und darum werden wohl viele Probanden

noch viele lustige Übungen machen müssen.

Um mehr und mehr Daten zu erzeugen.

Der Ausbau von Ökostrom-Anlagen in Deutschland

soll wieder in Schwung kommen.

Der Bundestag hat dazu eine Reform

des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, kurz EEG, beschlossen.

V.a. der zur Zeit lahmende Ausbau der Windenergie

soll deutlich gesteigert werden.

Dafür sind auch weitere Anreize für Standorte von Windparks vorgesehen.

Langfristiges Ziel der EEG-Novelle ist mehr Klimaschutz

durch eine treibhausgasneutrale Stromerzeugung

in Deutschland vor dem Jahr 2050.

Klimaschutz zum einen

und Schadstoffbelastung zum anderen - globale Themen.

Der Europäische Gerichtshof hat ein Grundsatzurteil

zu den umstrittenen Abschalt- einrichtungen für Diesel-PKW gefällt.

Die Software zur Schönung von Abgaswerten sei illegal.

VW hat der Dieselskandal bereits Milliarden gekostet.

Frank Bethmann, was bedeutet das Urteil für die Branche?

Dass es noch teurer werden könnte, sehr wahrscheinlich sogar wird.

Denn das, was die Luxemburger Richter heute erklärten,

und zwar als höchste europäische Instanz, heißt nichts anderes,

als dass Millionen Autos in der EU

tatsächlich mit illegaler Software unterwegs sind.

Der Europäische Gerichtshof urteilte,

dass Autohersteller keine Abschalteinrichtungen nutzen dürfen,

die gezielt die Abgaswerte auf dem Prüfstand verbessern.

Die Deutsche Umwelthilfe, die mit ihren Schadstofftests

die Dieselbauer sehr frühzeitig unter Druck gesetzt hatte,

fordert heute:

Das Kraftfahrtbundesamt muss nun eine amtliche Stilllegung

dieser Fahrzeuge, das sind mehrere Millionen Diesel-Pkw, verfügen.

Oder eben anordnen, dass es einen Austausch der betrügerischen,

nicht funktionierenden Abgasreinigung

durch neue funktionierende Katalysatoren gibt.

Für verpflichtende Rückrufe

setzt sich heute auch die Verbraucherzentrale Bundesverband ein

und spricht davon, dass die juristische Hängepartie

endlich eine Ende gefunden habe.

Doch noch ist keineswegs klar,

ob Verbraucher wirklich auf eine Entschädigung hoffen dürfen.

Das müssen nach dem heutigen Grundsatzurteil nämlich nun

die nationalen Gerichte entscheiden.

Gerade erreicht uns folgende Meldung:

Die von der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram

in Nigeria entführten Schüler sind offenbar wieder frei.

Im Staatsfernsehen berichtete der Gouverneur

der nördlichen Region Katsina,

über 300 Schüler auf dem Weg zurück zu ihren Familien.

Sie waren am vergangenen Freitag aus einem Internat entführt worden.

Die Terrorgruppe hatte die Tat

mit einer islamfeindlichen westlichen Erziehung der Kinder begründet.

Russland wird für zwei Jahre

weitgehend vom Weltsport ausgeschlossen und darf somit

als Nation nicht an Olympischen Spielen im nächsten Sommer

in Tokio oder an der Fußball-WM 2022 in Katar teilnehmen.

In einem Berufungsverfahren

halbierte der Internationale Sportgerichtshof CAS

die vor einem Jahr durch die Welt-Anti-Doping-Agentur

verhängten Sanktionen.

Grund waren damals Manipulationen von Doping-Daten.

Große Ehre für Robert Lewandowski:

Der Bayern-Stürmer ist Weltfußballer des Jahres 2020.

Bei der digitalen FIFA-Gala am Abend setzte sich der 32-jährige Pole durch

gegen Cristiano Ronaldo und Lionel Messi.

Und auch zwei Deutsche hatten gut lachen:

Bayern-Teamkollege Manuel Neuer wurde ebenfalls zum ersten Mal

zum Welttorhüter des Jahres gewählt.

Liverpool-Trainer Klopp gewann den Trainertitel

zum zweiten Mal hintereinander.

Die Eltern Beethoven hätten die Taufe ihres kleinen Ludwig

besser um drei Wochen in den Januar 1771 geschoben,

dann wäre die Feier seines 250.

nicht in das Konzerte killende Corona-Jahr gefallen.

Haben sie nicht.

Deshalb wird heute der Tauftag vor einem Vierteljahrtausend

anstelle des unbekannten Tages der Geburt gefeiert.

Deshalb überschlagen sich noch einmal Feuilletons und Fachautoren

mit Preisungen, die entweder banal sind

oder sich in Stratosphären schrauben,

in die normale Sterbliche nicht folgen können.

Wo aus Symphonien Weltbilder, Philosophien, tiefe Studien

des Zeitgeistes und des mehr oder minder defizitären Charakters

ihres Schöpfers rausgekitzelt werden.

Da sprach der Bundespräsident heute schon eher geerdet

über die sprudelnden Emotionen des Göttergleichen.

Und davon, dass selbst junge Leute

auf dem ganzen Planeten Beethoven kennen,

und sei's als Handy-Klingelton.

In diesem Geist nähert sich auch der Gratulant des heute journals

dem Geburtstagsboy nicht auf den Knien.

Sondern heiter als Reporter, der da ein paar Fragen hat.

Pianist Igor Levit mit einer Klavierbearbeitung

der “Ode an die Freude“.

♪ Klaviermusik ♪

Wir lassen Levit mal weiterspielen

und denken ein bisschen über diesen Beethoven nach.

Mürrisch, launisch, ja schrullig soll er gewesen sein.

Nur ein Beispiel:

Für seinen morgendlichen Kaffee zählte er exakt 60 Kaffeebohnen ab.

Eine Bohne zu viel und der Tag war gelaufen.

Leider können wir darüber nicht mehr mit ihm reden.

Aber in seinen Tagebüchern und Briefen stehen Antworten

auf andere wichtige Fragen.

Zum Beispiel auf die:

"Lieber Beethoven, woher nehmen Sie, bitte schön, Ihre Ideen?"

An Beethovens Rechtschreibung sind wir übrigens nicht schuld.

Nächste Frage: "Wie kommen Sie damit klar, taub zu sein?

Als Musiker? Als Komponist?"

"Und was würden Sie sagen,

wenn die neue Weinlieferung aus Rüdesheim ankommt

und Sie aber schon auf dem Sterbebett liegen?"

Das ist kein Witz, das waren wohl tatsächlich seine letzten Worte.

Und es ging tatsächlich um den Wein.

So endet also dieses Covid-van-Beethoven-Jahr

ohne Bravo und Applaus – im Shutdown.

Im Pianissimo.

Und, bitte, auf keinen Fall: Da Capo.

Die ZDF-Mediathek macht Beethoven ganz groß den Hof: Musik satt.

Die Klavierkonzerte 1 bis 5 und:

Igor Levit spielt die Mondscheinsonate - und wie.

Die ist so oft gehört, dass sie einem schon auf die Nerven gehen kann,

aber nicht, wenn Herr Levit sie spielt.

Und dann ein ganzer Strauß von Dokumentationen,

die zeigen, wer Beethoven war

und warum er für so viele junge Musiker heute noch so wichtig ist.

Und dazu lohnt es sich zz. besonders, mal in den Nachthimmel zu schauen.

Katja Horneffer erklärt gleich, wohin und warum.

Apropos schauen: Hier meldet sich Nazan Gökdemir

mit dem heute journal update um kurz nach halb eins.

Wer von Ihnen in der Abenddämmerung einen freien Blick

auf den Südwest-Himmel hatte, konnte es bemerken.

Die beiden Riesenplaneten, Saturn und Jupiter,

kommen sich scheinbar immer näher.

Und das schon seit Wochen.

So nah wie jetzt waren sich die beiden

seit fast 400 Jahren nicht mehr.

Gipfeln wird die Annäherung am 21. Dezember.

Da stehen die beiden in großer Konjunktion.

Von der Erde aus gesehen fast in einer Linie.

Man kann sie mit bloßem Auge kaum trennen.

Alle 20 Jahre überholt der schnellere, hellere Jupiter

den Saturn.

Zu sehen ist das nur ein bis zwei Stunden nach Sonnenuntergang,

weil Jupiter und Saturn rasch unter dem Horizont versinken.

Und das klappt natürlich nur, wenn das Wetter mitspielt.

Heute Abend spielt das Wetter besonders in der Mitte

und im Süden mit.

Da bildet sich dann am Morgen Nebel.

Dichter bewölkt ist es in Norddeutschland

und dort bleibt es mild.

Es wird ein freundlicher Freitag.

Die Sonne scheint häufig, selten gibt es zähe Nebelfelder.

Nur in Norddeutschland und in der Mitte ist es stärker bewölkt,

vielleicht fällt dort auch mal ein Regentropfen.

Am Samstag geht es mit diesem ruhigen, nebligen Wetter weiter.

Der 4. Advent bringt uns dann von Nordwesten etwas Regen

und es bleibt mild.


heute journal vom 17.12.2020 jornal de hoje de 17.12.2020

Guten Abend.

Der Begriff reicht nicht mehr. The term is no longer enough.

Man kann ja schlecht ein ganzes Bundesland als Spot bezeichnen. You can hardly describe an entire federal state as a spot.

Den Freistaat Sachsen zum Beispiel.

Der 7-Tage-Inzidenzwert, der nicht höher sein soll als 50,

liegt dort im Schnitt über 400. is over 400 on average there.

Drei Landkreise über 500, drei über 600. Three counties over 500, three over 600.

Die Kliniken sind am Anschlag, das geht nicht mehr lange gut. The clinics are at their limit, it won't last much longer.

Dabei sind viele Menschen in Sachsen angesichts der Zahlen offenbar

von erstaunlicher Gleichgültigkeit.

Eine Untersuchung des Robert Koch-Instituts

und der Berliner Humboldt- Universität zeigen:

Die Mobilität im Land ist bundesweit die höchste.

Man reist, besucht und erledigt seine Dinge,

als wäre alles ganz normal in Ordnung - ist es nicht.

Cornelia Schiemenz berichtet.

In Mildenau im Erzgebirge war die Aufregung am Morgen groß.

Denn laut Zeitungsberichten von heute könnte die kleine Gemeinde

im Süden Sachsens abgeriegelt werden.

Weil der Inzidenzwert weit über 700 liegt.

Ich frage mich, wie man Orte abriegeln will.

Wer soll das machen, und an wie vielen Ausfallstraßen,

an wie viele Feldwege soll man da jemanden stellen?

Das finde ich unrealistisch.

Bei einer eventuellen Absperrung unseres Ortes von der Außenwelt

wäre das wirtschaftlich eine kleine Katastrophe.

Der Ministerpräsident will die Gerüchte schnell einfangen.

Dass die Landesregierung im Hintergrund daran arbeite,

Gemeinden abzuriegeln,

will Michael Kretschmer aber auch nicht wirklich dementieren.

Er wolle erst mal abwarten,

ob die Inzidenzwerte durch den Shutdown sinken.

Ich möchte dazu sagen,

dass es dazu keine Beschlüsse und auch keine Entscheidungen gibt.

Wir werden jetzt erst mal die Wirkung der Maßnahmen anschauen.

10 bis 14 Tage braucht es, bevor man etwas ganz Konkretes sieht.

Vorher ist mit keinen weiteren Einschränkungen zu rechnen.

Sachsen: der Corona-Hotspot Deutschlands.

Ein ganzes Bundesland in Pink.

Das RKI weist heute landesweit einen Inzidenzwert von 415 aus.

Die Politiker zunehmend verzweifelt.

Hadern mit den eigenen Bürgern und Bürgerinnen.

Man hat immer noch nicht verstanden, Kontakte zu vermeiden.

Nein, es wird immer wieder erfragt,

wie kann ich denn trotzdem möglichst legal,

ohne mit dem Gesetz in Konflikt zu kommen,

wie kann ich meine geplante Feier, meine geplanten Kontakte,

mein geplantes Zusammenkommen,

wie kann ich das noch stattfinden lassen?

Die Folge der Unvernunft: Ausgelastete Intensivstationen. The consequence of unreasonableness: busy intensive care units.

Sachsen ist längst an den Grenzen seiner medizinischen Kapazitäten.

Das Dresdner Uniklinikum meldet heute 98 % belegte Intensivbetten.

Unser Limit ist das Personal: Wir haben Kliniken,

die haben jetzt 30 bis 40 % Infektionen beim Pflegepersonal

und können gar keine Betten zusätzlich betreiben.

Die Landesregierung versucht nun, zusätzliche Betten bereitzustellen,

z.B. in Reha-Kliniken.

Die Situation belastet viele Menschen, wie hier in Pirna.

Ich hätte wirklich Angst, ob ich noch gut behandelt werden könnte,

wenn ich schwer erkranken würde.

Ein bisschen Angst habe ich schon, aber die Ärzte

und das Pflegepersonal, was die so leisten, das ist Wahnsinn.

In Sachsen schaut man nun mit Bangen auf die anstehenden Feiertage

und hofft auf die Vernunft der Menschen.

Es passte zu dieser Lage,

dass in Sachsen schon gestern das fatale Wort von der "Triage" hochkam.

Die Gefahr, dass Zeit und Kräfte von Ärzten und Pflegern

und die Apparate der Intensivstationen

nicht mehr ausreichen für alle.

Dass Ärzte ein Leben gegen ein anderes abwägen müssen.

Noch war und ist es nicht soweit.

Aber wenn der Shutdown die Pandemie nicht oder nicht rechtzeitig bricht,

dann wird diese Situation wahrscheinlicher.

Für Helene Eichrodt-Kessel ist es keine akademische Frage.

Corona hat ihren geliebten Vater in so eine Situation gebracht.

Und ihr von Geburt an schwerkrankes Kind ist tägliche Erinnerung

an den Wert und die Zerbrechlichkeit des Lebens, in jedem Alter.

Susann von Lojewski erzählt sie ihre Geschichte.

Noch vor neun Monaten

erschien dieser ganz normale Moment unvorstellbar:

Helene Eichrodt-Kessel telefoniert mit ihrem Vater.

Der 79-Jährige hatte im März Corona, musste beatmet werden.

Der Sauerstoff der kleinen Klinik im Elsass ging zur Neige,

die Ärzte hätten ihn sterben lassen müssen.

John wäre ein Opfer der Triage geworden.

Es ist unmenschlich für die, die entscheiden müssen.

Es ist ein Affront, ich habe keine Worte, für die,

die es erleben und die wissen, wir werden vergessen,

weil wir alt sind, weil wir schwach sind.

Niemand darf zu Helenes Vater.

Die Familie ist den Ärzten ausgeliefert.

Ärzten, die entscheiden, wer gehen muss und wer bleiben darf.

John ruft seine Tochter, die in Stuttgart lebt, noch einmal an.

Ich konnte ihn nicht mehr verstehen,

ich habe nur das wahnsinnige Rauschen des Sauerstoffes gehört,

und ich wusste, das ist wahrscheinlich das letzte Mal.

Eine Ohnmacht, die Kräfte verleiht.

Helene schafft es, ihren Vater nach Nancy verlegen zu lassen.

Dort sind noch Betten frei.

John liegt zehn Tage im Koma.

Doch er wird gerettet, wird wieder völlig gesund.

Wenn ich sehe, wie er das Leben genießt und die Welt schöner macht.

Manchmal gibt es auch dort Lösungen, wo man sie nicht sieht.

Und Triage ist keine Option.

Die 50-Jährige ist Pfarrerin und sie hat einen Sohn, der Trisomie 21 hat.

Er darf jetzt auf keinen Fall an Covid-19 erkranken.

Denn was, wenn auch er in Deutschland

von einer Triage-Entscheidung betroffen wäre?

Als Seelsorgerin, v.a. aber auch als Mutter,

möchte Helene sich das nicht vorstellen:

Kein Mensch hat das Recht zu entscheiden,

die Person geben wir auf, weil sie keine Überlebenschancen hat.

Oder, zum Beispiel, ich habe ein Kind, das herz- und lungenkrank ist.

Ja, wenn man zwischen beiden wählen müsste,

wer darf zuerst beatmet werden?

Ich vermute, ich weiß, wer zuerst beatmet werden würde.

Aber wer sagt mir, welches Leben mehr Kostbarkeit hat?

Das können wir, glaube ich, sehr schwierig entscheiden.

Und wenn sie entscheiden müsste, was wäre die Antwort?

Sie wisse es nicht, sagt die Theologin,

es sei wohl immer eine individuelle Abwägung.

Wenn es um Menschenleben geht, ums Retten, ist es wichtig,

dass wir Kompromisse machen.

Und nicht, wenn wir da am Bett vom Patienten sind, sondern vorher.

Jeder Einzelne, so sagt sie, habe jetzt Verantwortung,

damit Ärzte nicht entscheiden müssen, wer bleibt und wer geht.

Professor Kai-Uwe Eckardt ist Chefarzt an der Berliner Charite.

Guten Abend.

Ihre Klinik ist mehr als sonst gefordert.

Sind Sie und Ihre Ärzte auf Entscheidungssituationen vorbereitet,

wie wir sie gerade gesehen haben?

Das war sehr berührend.

Wir haben in der ersten Welle Patienten aus Frankreich übernommen.

Sechs konnten wir nicht mehr helfen, fünf konnten wir zurückschicken.

Eine solche Zerrissenheit kam in dem Beitrag eindrucksvoll zur Geltung.

Kann man sich auf so etwas vorbereiten?

Ja, es gibt Diskurse und Positionspapiere darüber.

Das ist auch alles wichtig, auch der Austausch mit Ethikern

und Juristen.

Aber man muss sich eingestehen,

dass da in der Realität ein riesiger Unterschied besteht.

Es gibt in solchen Situationen keinen guten Weg.

Aber man muss den schlechten Weg identifizieren.

Wir sollten den Beitrag als Appell verstehen,

alles daranzusetzen, eine solche Situation zu vermeiden.

Es wurde auch gesagt, diese Überlegung muss man anstellen,

bevor es soweit ist.

Das war auch ein Appell an Sie, sich Gedanken zu machen.

Passiert das im klinischen Alltag?

Wir führen solche Diskussionen.

Konkret kann ich Ihnen sagen,

im Moment beschäftigen wir uns nicht damit.

Wir konzentrieren uns darauf, die Situation zu bewältigen.

Die Lage kommt näher, wir hören von überlasteten Kliniken in Sachsen.

Auch in Brandenburg sind die Krankenhäuser voll.

Wenn Sie dazu die politischen Entscheidungen

und das Verhalten der Menschen sehen:

Wie bekommen Sie das zusammen?

Der Verlauf ist bei nur sehr wenigen Patienten so schwer,

dass sie auf die Intensivstation müssen.

Das macht es so schwierig, dies der Bevölkerung zu vermitteln.

Trotzdem kann uns das an den Rand des Zusammenbruchs bringen.

Im Mittel innerhalb von zehn Tagen

müssen Patienten auf die Intensivstation.

Daran können wir nichts mehr ändern,

was in der Vergangenheit passiert ist.

Aber es geht letztlich nicht darum, den Lockdown auszuleben.

Nein, man muss ihn verinnerlichen,

und jeder Kontakt, der noch durchgeführt wird, ist zu viel.

Man kann nur appellieren, wir müssen das ernst nehmen.

Das ist die Voraussetzung dafür,

dass wir im Januar wieder andere Verhältnisse haben.

Wir haben hier beschlossen, dass ab Montag hier die gleichen Regeln

wie sonst an Feiertagen gelten.

Wir können nur Notfälle operieren.

Nur so können wir die Kapazitäten schaffen,

um die Intensivmedizin zu schützen.

D.h. Sie mobilisieren schon die Reserven?

Absolut, und wir arbeiten extrem gut zusammen.

Das haben wir schon in den vergangenen Monaten geübt.

Die Kliniken müssen sich gut vernetzen.

Die Aufgaben können sich auch ändern.

Wir ziehen mehr Krankenhäuser in die Versorgung mit ein.

Wir müssen uns so weit vernetzen,

dass wir auch weiter weg liegende Ressourcen nutzen können.

Und Patienten dorthin verlegen.

Der Appell eines Chefarztes.

Vielen Dank.

Frankreichs Präsident Macron ist nach ersten Symptomen

positiv auf Corona getestet worden.

Er habe sich für sieben Tage in häusliche Isolation begeben,

heißt es aus dem Präsidialamt in Paris.

Noch sei unklar, wo Macron sich angesteckt habe.

Mehrere Regierungschefs sowie EU-Ratspräsident Michel

haben sich ebenfalls in Quarantäne begeben,

da sie Macron noch vor kurzem getroffen hatten.

Kanzlerin Merkels aktueller Corona-Test fiel negativ aus.

Wegen der Pandemie hat Russlands Präsident Putin

seine große Jahrespressekonferenz erstmals virtuell abgehalten.

Dabei bestritt er erneut eine Beteiligung

russischer Geheimdienste am Giftanschlag

auf den Oppositionellen Nawalny.

Wären diese involviert gewesen, sagte Putin,

"hätten sie es zu Ende gebracht".

Da Nawalny von US-Geheimdiensten unterstützt werde,

müsse er auch von russischen Diensten beobachtet werden.

Putin erklärte zudem,

er hoffe auf einen Neustart der Beziehungen zu den USA

unter ihrem künftigen Präsidenten Biden.

Im Untersuchungsausschuss des Bundestages ging es heute

um den milliardenschweren Bilanzskandal

beim Finanzdienstleister Wirecard und auch um die Rolle

von Ex-Verteidigungsminister zu Guttenberg,

der im vergangenen Jahr als Berater im Kanzleramt

für Wirecard geworben hatte.

Bei einer anschließenden China-Reise hatte sich Kanzlerin Merkel

für Wirecard stark gemacht.

Zu Guttenberg betonte, einen derartigen Betrug

habe man nicht erahnen können,

trotz der warnenden Presseberichte damals.

Das Unternehmen ist inzwischen insolvent.

Am zehnten Jahrestag des Beginns des Arabischen Frühlings

haben in Tunesien hunderte Menschen

für mehr sozialen Wohlstand und Arbeitsplätze demonstriert.

In Sidi Bouzid wurde des jungen Straßenverkäufers gedacht,

der sich heute vor 10 Jahren angezündet hatte,

aus Protest gegen Armut und Chancenlosigkeit.

Sein Tod führte zu Unruhen und dem Arabischen Frühling,

der sich von Tunesien aus auf mehrere Länder Nordafrikas

und den Nahen Osten ausbreitete.

Die Proteste heute sind auch Ausdruck enttäuschter Hoffnungen.

Wir haben Riesenrespekt vor Hochleistungsrechnern,

die das Weltall durchschauen und unser Sozialverhalten.

Dabei sitzt der vielseitigste Rechner immer noch zwischen unseren Ohren.

Das Gehirn kann, was noch kein Computer schafft.

Wirklich kreativ denken.

Und den Alltag meistern, jeden Tag.

Wir sitzen am Steuer, fahren durchs Dorf,

ein oder zwei Jungs auf dem Bürgersteig machen ganz kurz

einen Schritt Richtung Fahrbahn.

Ihr Kopf wird sofort erkennen, ob die sich nur ein bisschen rumschubsen

oder ob sie über die Straße wollen.

Irgendwas sagt Ihnen das.

Erfahrung, ein Leben lang gelernt.

Das können tausend Programmierer nicht in Computercodes packen.

Selbstfahrende Autos müssen das aber können - zum Beispiel.

Die Rechner der Zukunft müssen so etwas vom Zuschauen lernen.

Sich von ganz allein einen Reim darauf machen, wie Menschen.

Aber mit ihren unendlichen Gedächtnissen

und ihren maschinell erweiterten Sinnen.

"Künstliche Intelligenz", Superkräfte des Denkens.

Deutschland will da vorne sein, an vielen Standorten.

Heute hat die Bundesregierung, Angela Merkel voran,

dem Cyber Valley von Tübingen

weitere großzügige Förderung zugesagt.

Da tut sich eine Menge.

Andi Linke berichtet.

Das Tübinger Cyber Valley ist gar kein Tal,

es liegt auf einem Berg.

Hier sitzen Forschungsinstitute

gemeinsam mit Forschungsabteilungen großer Firmen.

Das Ziel: kommerziell Verwertbares und Grundsätzliches.

Das Cyber Valley a la Matisse oder Picasso.

Ein Beispiel für das maschinelle Erlernen von Kunstrichtungen

zeigt uns Matthias Bethge.

So ähnlich funktioniert das auch mit dem maschinellen Lernen,

dass wir Daten, also in diesem Fall das Foto mit anderen Daten,

anderen Kunstbildern, kombinieren und dadurch durch Regelhaftigkeit

auf neue Beispiele kommen, die sinnvoll sind.

Der kommerzielle Einsatz erfolgt schon,

etwa in der Qualitätskontrolle unterschiedlicher Firmen,

egal, ob bei Metallbauteilen oder bei elektronischen.

Die Kunden können den Programmen

ihre eigenen Qualitätskriterien beibringen.

Dieser Transfer von Forschung zu Anwendung ist entscheidend.

Es braucht dann auch gute Bedingungen,

um Start-ups zu gründen.

Es braucht die Zusammenarbeit mit Industrie.

Aber es braucht auch die akademische Freiheit,

wirklich das zu tun, was einen am meisten interessiert.

Denn die die wirklichen Durchbrüche,

die sind meistens von Neugier getrieben.

Doch es soll und kann nicht das Tübinger Cyber Valley allein sein.

ELLIS - heißt ein europaweites Forschungsprogramm,

an dem 30 Spitzenstandorte teilhaben.

Und die Politik hat aktuell weitere Förderzusagen erteilt.

Das loben auch Professoren wie Michael Black,

der aus dem Silicon Valley nach Tübingen kam.

Die dortige Start-up-Kultur

müsse Deutschland sich noch stärker zum Vorbild nehmen, sagt Black.

Wir haben Cyber Valley vor fünf Jahren gegründet,

um ein Vehikel zu haben, genau dies zu verbessern.

Wir wollen ihnen die richtigen Werkzeuge an die Hand geben.

Das ist der nächste Schritt.

Black bezeichnet sein Labor als Trichter,

durch den Daten über menschliches Verhalten zum Computer gelangen.

Läuft ein Fußgänger auf die Straße, rennt ein Kind einem Ball hinterher?

Das müsse der Computer eines automatisierten Fahrzeugs

verstehen lernen.

Künstliche Intelligenz macht riesige Fortschritte,

Computer können viele Objekte erkennen.

Aber sie sind noch nicht gut darin, Menschen zu verstehen,

die Bewegungen, das Körperliche.

Computer werden nicht echte Partner des Menschen sein können,

solange sie uns nicht verstehen.

Und darum werden wohl viele Probanden

noch viele lustige Übungen machen müssen.

Um mehr und mehr Daten zu erzeugen.

Der Ausbau von Ökostrom-Anlagen in Deutschland

soll wieder in Schwung kommen.

Der Bundestag hat dazu eine Reform

des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, kurz EEG, beschlossen.

V.a. der zur Zeit lahmende Ausbau der Windenergie

soll deutlich gesteigert werden.

Dafür sind auch weitere Anreize für Standorte von Windparks vorgesehen.

Langfristiges Ziel der EEG-Novelle ist mehr Klimaschutz

durch eine treibhausgasneutrale Stromerzeugung

in Deutschland vor dem Jahr 2050.

Klimaschutz zum einen

und Schadstoffbelastung zum anderen - globale Themen.

Der Europäische Gerichtshof hat ein Grundsatzurteil

zu den umstrittenen Abschalt- einrichtungen für Diesel-PKW gefällt.

Die Software zur Schönung von Abgaswerten sei illegal.

VW hat der Dieselskandal bereits Milliarden gekostet.

Frank Bethmann, was bedeutet das Urteil für die Branche?

Dass es noch teurer werden könnte, sehr wahrscheinlich sogar wird.

Denn das, was die Luxemburger Richter heute erklärten,

und zwar als höchste europäische Instanz, heißt nichts anderes,

als dass Millionen Autos in der EU

tatsächlich mit illegaler Software unterwegs sind.

Der Europäische Gerichtshof urteilte,

dass Autohersteller keine Abschalteinrichtungen nutzen dürfen,

die gezielt die Abgaswerte auf dem Prüfstand verbessern.

Die Deutsche Umwelthilfe, die mit ihren Schadstofftests

die Dieselbauer sehr frühzeitig unter Druck gesetzt hatte,

fordert heute:

Das Kraftfahrtbundesamt muss nun eine amtliche Stilllegung

dieser Fahrzeuge, das sind mehrere Millionen Diesel-Pkw, verfügen.

Oder eben anordnen, dass es einen Austausch der betrügerischen,

nicht funktionierenden Abgasreinigung

durch neue funktionierende Katalysatoren gibt.

Für verpflichtende Rückrufe

setzt sich heute auch die Verbraucherzentrale Bundesverband ein

und spricht davon, dass die juristische Hängepartie

endlich eine Ende gefunden habe.

Doch noch ist keineswegs klar,

ob Verbraucher wirklich auf eine Entschädigung hoffen dürfen.

Das müssen nach dem heutigen Grundsatzurteil nämlich nun

die nationalen Gerichte entscheiden.

Gerade erreicht uns folgende Meldung:

Die von der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram

in Nigeria entführten Schüler sind offenbar wieder frei.

Im Staatsfernsehen berichtete der Gouverneur

der nördlichen Region Katsina,

über 300 Schüler auf dem Weg zurück zu ihren Familien.

Sie waren am vergangenen Freitag aus einem Internat entführt worden.

Die Terrorgruppe hatte die Tat

mit einer islamfeindlichen westlichen Erziehung der Kinder begründet.

Russland wird für zwei Jahre

weitgehend vom Weltsport ausgeschlossen und darf somit

als Nation nicht an Olympischen Spielen im nächsten Sommer

in Tokio oder an der Fußball-WM 2022 in Katar teilnehmen.

In einem Berufungsverfahren

halbierte der Internationale Sportgerichtshof CAS

die vor einem Jahr durch die Welt-Anti-Doping-Agentur

verhängten Sanktionen.

Grund waren damals Manipulationen von Doping-Daten.

Große Ehre für Robert Lewandowski:

Der Bayern-Stürmer ist Weltfußballer des Jahres 2020.

Bei der digitalen FIFA-Gala am Abend setzte sich der 32-jährige Pole durch

gegen Cristiano Ronaldo und Lionel Messi.

Und auch zwei Deutsche hatten gut lachen:

Bayern-Teamkollege Manuel Neuer wurde ebenfalls zum ersten Mal

zum Welttorhüter des Jahres gewählt.

Liverpool-Trainer Klopp gewann den Trainertitel

zum zweiten Mal hintereinander.

Die Eltern Beethoven hätten die Taufe ihres kleinen Ludwig

besser um drei Wochen in den Januar 1771 geschoben,

dann wäre die Feier seines 250.

nicht in das Konzerte killende Corona-Jahr gefallen.

Haben sie nicht.

Deshalb wird heute der Tauftag vor einem Vierteljahrtausend

anstelle des unbekannten Tages der Geburt gefeiert.

Deshalb überschlagen sich noch einmal Feuilletons und Fachautoren

mit Preisungen, die entweder banal sind

oder sich in Stratosphären schrauben,

in die normale Sterbliche nicht folgen können.

Wo aus Symphonien Weltbilder, Philosophien, tiefe Studien

des Zeitgeistes und des mehr oder minder defizitären Charakters

ihres Schöpfers rausgekitzelt werden.

Da sprach der Bundespräsident heute schon eher geerdet

über die sprudelnden Emotionen des Göttergleichen.

Und davon, dass selbst junge Leute

auf dem ganzen Planeten Beethoven kennen,

und sei's als Handy-Klingelton.

In diesem Geist nähert sich auch der Gratulant des heute journals

dem Geburtstagsboy nicht auf den Knien.

Sondern heiter als Reporter, der da ein paar Fragen hat.

Pianist Igor Levit mit einer Klavierbearbeitung

der “Ode an die Freude“.

♪ Klaviermusik ♪

Wir lassen Levit mal weiterspielen

und denken ein bisschen über diesen Beethoven nach.

Mürrisch, launisch, ja schrullig soll er gewesen sein.

Nur ein Beispiel:

Für seinen morgendlichen Kaffee zählte er exakt 60 Kaffeebohnen ab.

Eine Bohne zu viel und der Tag war gelaufen.

Leider können wir darüber nicht mehr mit ihm reden.

Aber in seinen Tagebüchern und Briefen stehen Antworten

auf andere wichtige Fragen.

Zum Beispiel auf die:

"Lieber Beethoven, woher nehmen Sie, bitte schön, Ihre Ideen?"

An Beethovens Rechtschreibung sind wir übrigens nicht schuld.

Nächste Frage: "Wie kommen Sie damit klar, taub zu sein?

Als Musiker? Als Komponist?"

"Und was würden Sie sagen,

wenn die neue Weinlieferung aus Rüdesheim ankommt

und Sie aber schon auf dem Sterbebett liegen?"

Das ist kein Witz, das waren wohl tatsächlich seine letzten Worte.

Und es ging tatsächlich um den Wein.

So endet also dieses Covid-van-Beethoven-Jahr

ohne Bravo und Applaus – im Shutdown.

Im Pianissimo.

Und, bitte, auf keinen Fall: Da Capo.

Die ZDF-Mediathek macht Beethoven ganz groß den Hof: Musik satt.

Die Klavierkonzerte 1 bis 5 und:

Igor Levit spielt die Mondscheinsonate - und wie.

Die ist so oft gehört, dass sie einem schon auf die Nerven gehen kann,

aber nicht, wenn Herr Levit sie spielt.

Und dann ein ganzer Strauß von Dokumentationen,

die zeigen, wer Beethoven war

und warum er für so viele junge Musiker heute noch so wichtig ist.

Und dazu lohnt es sich zz. besonders, mal in den Nachthimmel zu schauen.

Katja Horneffer erklärt gleich, wohin und warum.

Apropos schauen: Hier meldet sich Nazan Gökdemir

mit dem heute journal update um kurz nach halb eins.

Wer von Ihnen in der Abenddämmerung einen freien Blick

auf den Südwest-Himmel hatte, konnte es bemerken.

Die beiden Riesenplaneten, Saturn und Jupiter,

kommen sich scheinbar immer näher.

Und das schon seit Wochen.

So nah wie jetzt waren sich die beiden

seit fast 400 Jahren nicht mehr.

Gipfeln wird die Annäherung am 21. Dezember.

Da stehen die beiden in großer Konjunktion.

Von der Erde aus gesehen fast in einer Linie.

Man kann sie mit bloßem Auge kaum trennen.

Alle 20 Jahre überholt der schnellere, hellere Jupiter

den Saturn.

Zu sehen ist das nur ein bis zwei Stunden nach Sonnenuntergang,

weil Jupiter und Saturn rasch unter dem Horizont versinken.

Und das klappt natürlich nur, wenn das Wetter mitspielt.

Heute Abend spielt das Wetter besonders in der Mitte

und im Süden mit.

Da bildet sich dann am Morgen Nebel.

Dichter bewölkt ist es in Norddeutschland

und dort bleibt es mild.

Es wird ein freundlicher Freitag.

Die Sonne scheint häufig, selten gibt es zähe Nebelfelder.

Nur in Norddeutschland und in der Mitte ist es stärker bewölkt,

vielleicht fällt dort auch mal ein Regentropfen.

Am Samstag geht es mit diesem ruhigen, nebligen Wetter weiter.

Der 4. Advent bringt uns dann von Nordwesten etwas Regen

und es bleibt mild.