Die Sendung vom 17. Februar 2021 - Diese Woche berichtet das auslandsjournal
Diese Untertitel sind live produziert.
Mit harter Hand und Chinas Hilfe.
Wie die Türkei beim Testen und Impfen Tempo macht.
Außerdem:
Karneval undercover: Wie Rios Partyszene der Pandemie trotzt.
Und: Freigesprochen und umjubelt.
Wie Trump den Triumph feiert und seine Partei zerlegt.
Herzlich willkommen zum "auslandsjournal".
Am Aschermittwoch ist bekanntlich alles vorbei.
Aber was eigentlich?
Offizielle Feiern und Umzüge waren dieses Jahr
jedenfalls nicht angesagt.
Auch in Rio de Janeiro wurde der berühmte Karneval abgesagt,
im weltberühmten Sambodrom wurde nicht getanzt, sondern geimpft.
Gefeiert wird am Zuckerhut aber trotzdem.
Als gäbe es kein Morgen und schon gar keine Pandemie.
Rios Strände und Bars sind vielerorts voll, zu voll.
Über den oft aussichtslosen Kampf der Ordnungshüter
und die Sehnsucht nach Samba: Christoph Röckerath.
Wenn das Ordnungsamt in Rios Nachtleben auf Streife geht,
zieht die schwer bewaffnete Polizei immer vorne weg.
Was auf uns zunächst übertrieben wirkt,
stellt sich im Verlauf der Nacht immer wieder als notwendig heraus.
Haut ab, ihr Schweine, verdammt,
ruft einer von der Seite.
Beschimpfungen sind noch das harmloseste.
Die Luft im Nobelviertel Leblon ist heiß und stickig.
Es riecht nach Alkohol, Schweiß und Hemmungslosigkeit.
Dicht an dicht ziehen die Menschenmassen von Party zu Party.
Die Männer und Frauen vom Ordnungsamt wollen sicherstellen,
dass die Corona-Regeln eingehalten werden.
Bars dürfen nicht zu voll sein,
kein Tanzen, Abstand halten, Maskenpflicht.
Doch es ist ein hoffnungsloses Unterfangen.
Während uns der Chef der Truppe versucht,
seine Strategie zu erklären, detoniert ein Sprengsatz.
Hol die ganze Truppe und geh da rüber.
Was ist da passiert?
Es ist besser, Sie gehen jetzt in das Auto und warten dort.
Die Polizei hat eine Blendgranate gezündet,
um die Menge auseinander zu treiben.
Einige wütende Partygäste hatten Flaschen geworfen.
Polizisten werden verletzt, erleiden Prellungen und Schürfwunden
Meistens leistet die Bevölkerung Widerstand gegen unsere Maßnahmen.
Leider erfahren die Beamten viel Feindseligkeit.
Aber die Stadtverwaltung muss zu ihrem Ziel stehen,
das Leben der Menschen zu schützen.
Die Beamten kontrollieren ein Restaurant.
Es gibt keinen Lockdown in Rio.
Die Lokale haben geöffnet.
Aber jeder Gast braucht einen Sitzplatz und Abstand.
Hier müssen nur ein paar Tische verschoben werden.
Doch vor der Tür
zeigt uns gegenüber niemand Verständnis für solche Maßnahmen.
Ich denke, die alten Leute können sich ja aussuchen,
ob sie nachts auf der Straße unterwegs sein wollen oder nicht.
Nachts müssen sie ja nicht auf der Straße sein.
Eine Haltung, mit der Brenno Carnevale und sein Team
hier immer wieder konfrontiert werden.
Leider haben einige Personen nicht verstanden,
welche schwere Bedrohung die Pandemie für die Gesundheit
der Bevölkerung darstellt.
Menschen sterben, Menschen müssen ins Krankenhaus
und die Übertragung des Virus ist hoch.
Ein paar Stunden zuvor, am Strand von Leblon.
Der Karneval ist zwar abgesagt, aber viele haben frei.
Auch hier hält sich kaum jemand an die Hygieneregeln.
Dabei erreichen die Corona-Zahlen seit Anfang des Jahres
neue Höchststände in Rio.
Joao ist 17 und befindet sich in einer Zwickmühle.
Um seine Ausbildung zum Krankenpfleger zu finanzieren,
steht er hier am Strand, verkauft Getränke, mixt Caipirinhas.
Gleichzeitig hat er wenig Verständnis
für das Verhalten seiner Kunden.
Denn er hat selbst schon Corona durchgemacht.
Ich glaube, die Leute haben keine Empathie mit denjenigen,
die sich isolieren müssen.
Sie haben überhaupt keine Ahnung, was andere erleiden.
Hier sind die meisten jung
und es ist ihnen ziemlich egal, was passiert.
Deshalb ist das eine Verantwortungslosigkeit.
Das sehen seine Kunden erwartungsgemäß anders.
Das Bier, das Guilherme kauft trägt den gleichen Namen, wie das Virus.
Guilherme hatte schon Corona und fühlt sich jetzt immun.
Wir treffen uns unter Freunden, trinken ein Bier,
so wie es bei einem Karneval vor der Pandemie normal war.
Man darf keine Angst vor dem Leben haben.
Man muss Glauben haben, man darf vor gar nichts Angst haben.
Solche Sätze hört Joao jeden Tag.
Umso mehr steht seine Meinung fest.
Ich denke, man hätte auch den Zugang zum Strand verbieten müssen.
Auch wenn uns das hart getroffen hätte – die Gesundheit geht vor.
Wenn es Abend wird, verlagert sich die Party in die Innenstadt.
Als ginge es in einen Kampfeinsatz rauscht die Kolonne
aus Polizei und Ordnungsamt ins Szene Viertel Lapa ein.
In Lapa feiert die ganze Stadt.
Hier prallen die extremen Gegensätze Rios ungeschützt aufeinander.
Die Atmosphäre ist rau und unberechenbar.
Die Ordnungshüter sind nervös, zu Recht.
Als das Team zur ersten Bar geht, zieht ein Passant eine Pistole.
Die Polizei antwortet sofort.
Mit der Waffe im Anschlag kreisen sie den Mann ein.
Zum Glück für alle fallen keine Schüsse.
Der Mann wird festgenommen.
Klar ist – die Gassen und Bars sind viel zu voll.
Selbst einigen der Gäste ist es zu viel.
Ich war um acht Uhr hier, da haben sie noch Abstand gehalten.
Aber jetzt sind hier so viele Leute ganz eng neben uns, das ist falsch.
Das sieht auch das Ordnungsamt so.
Sie machen die Bar dicht.
Und gleich um die Ecke
erwischt es eine der beliebtesten Samba-Kneipen von Rio.
Da gehen wir jetzt rein.
Denn auch sie ist zu voll, sagen die Kontrolleure.
Die beiden Besitzer sind anderer Meinung.
Sie diskutieren heftig über eine Stunde lang.
Doch die Ordnungshüter kennen keine Gnade.
Während einer der Betreiber in Tränen ausbricht,
schaffen die Kontrolleure Fakten.
Gesperrt: Für die Betreiber eine Katastrophe.
Sie fühlen sich ungerecht behandelt.
Es war nicht voll, wir haben versucht, die Regeln einzuhalten,
aber so ist es schwer.
Wir arbeiten doch nur und jetzt fühle ich mich wie ein Verbrecher,
als müsste ich heimlich arbeiten.
Ich will nur ein bisschen mehr Respekt.
Acht Monate waren die Bars in Rio geschlossen,
mit weitreichenden Folgen,
gerade auch für die große Kulturszene der Stadt.
Vitor ist Samba-Gitarrist und kann seit Monaten nicht auftreten.
Die Leute, die zur Arbeit müssen,
fahren doch in überfüllten U-Bahnen, Zügen und Bussen.
Und die Regierung macht nichts dagegen.
Wir sehen so viele andere Menschenansammlungen
und nichts wird getan, aber immer werden wir Musiker benachteiligt.
Wir machen uns auf, zurück in den Süden der Stadt.
Die Kontrolleure haben einen Tipp bekommen,
wonach eine illegale Karnevalsparty steigen soll im edlen Jockey-Club.
Doch dort ist alles ruhig.
Für das Team des Ordnungsamtes von Rio heißt das:
Feierabend für diese Nacht.
Morgen aber geht alles wieder von vorne los.
Nicht zuletzt die hochansteckenden Virus-Mutationen wie aus Brasilien
machen alle Corona-Maßnahmen
auch bei uns inzwischen zu einem Wettrennen gegen die Zeit.
Mächtig aufs Tempo drückt inzwischen die Türkei.
"Seht her, ich lass mich auch selbst impfen."
Medienwirksam krempelt Präsident Erdogan die Ärmel hoch.
Zweifel am Impfstoff sollen gar nicht erst aufkommen.
Mit Hilfe von China hat die Türkei beim Impfen aufgeholt.
Erst Mitte Januar hat man begonnen.
Inzwischen sind schon mehr Menschen geimpft als in Deutschland.
Von Chaos keine Spur.
Aber auch nicht von Rücksicht auf Datenschutz.
Mit aller Macht und Kontrolle im Kampf gegen die Pandemie.
Aus Istanbul: Jörg Brase.
Bitte tragen Sie v.a. an vollen und geschlossenen Orten ihre Masken
und halten Sie Abstand.
Unterwegs mit einer Polizeistreife im Istanbuler Bezirk Sisli.
Es ist Samstag.
An Wochenenden herrscht Ausgangssperre.
Erlaubt ist nur der Gang zum Einkaufen im Supermarkt.
Wer öffentliche Verkehrsmittel benutzt oder mit dem Auto fährt,
braucht eine Sondergenehmigung.
In diesem Wagen sitzen fünf Leute eng beieinander.
Das allein gäbe bereits ein Bußgeld.
Es sind Studenten.
Sie haben keine Sondergenehmigung, wollen nach Bursa.
Wie alt bist du: 24?
Und du hast nicht in den Nachrichten gehört,
dass der Verkehr zwischen den Städten am Wochenende verboten ist?
Sie werden einen Strafbescheid bekommen,
wegen Verstoßes gegen die Ausgangssperre.
400 Euro Bußgeld pro Person.
Im Park der Demokratie ist die Freiheit ebenfalls eingeschränkt.
Erlaubt ist am Wochenende nur,
Hunde in direkter Umgebung der Wohnung Gassi zu führen.
Viele gehen trotzdem spazieren, fühlen sich unbeobachtet,
tragen keine Maske.
Doch die Staatsmacht sieht fast alles.
Touristen dagegen dürfen sich frei bewegen.
Diese Familie lebt in England und verbringt den Urlaub in Istanbul.
Ich finde die Beschränkungen richtig.
Natürlich geht es uns allen auf die Nerven.
Aber es hilft ja nichts.
Das Virus ist halt Realität.
Und bei der Jagd auf das Virus setzt der türkische Staat
auf digitale Vernetzung und Überwachung.
Wer z.B. ein Einkaufszentrum betreten will,
muss eine Corona-App auf dem Handy installiert haben
mit dem persönlichen "HES-Code".
Darunter gespeichert sind Name, Alter, Ausweisnummer,
außerdem die Telefonnummer für die Kontaktverfolgung.
Ich fühle mich sicher.
Aber es kann Leute geben,
die den HES-Code von jemand anderem benutzen.
Wie genau das System ist, das kann ich natürlich nicht wissen.
Aber grundsätzlich finde ich die Idee ganz gut.
Ein anderes Beispiel: An einem Nachmittag
klingeln zwei Vermummte an Ceyhan Altuns Haustür
im Istanbuler Stadtbezirk Gaziosmapasa.
Es sind Mitarbeiter des örtlichen Gesundheitsamts.
Gestern Abend sagte meine Tochter, ihre Nase sei verstopft,
sie könne nicht riechen und nicht schmecken.
Heute Morgen sind wir ins staatliche Krankenhaus,
haben einen Test gemacht.
Mittags haben sie uns angerufen und sagten, das Ergebnis ist positiv
Zwischen Anruf und Hausbesuch liegen nur wenige Stunden.
Auch die Mutter wird getestet.
Die Kontakte der letzten Tage abgefragt.
Nach jedem Besuch wird die Schutzkleidung gewechselt.
30 solcher mobilen Teams sind allein im Bezirk Gaziosmanpaşa unterwegs.
Wenn sie uns eine Person meldet, zu der sie Kontakt hatte,
tragen wir die sofort in das System des Gesundheitsministeriums ein.
Lebt diese Person innerhalb unserer Bezirksgrenzen,
werden wir auch bei ihr sofort einen Hausbesuch machen.
Sie machen Tests, bringen Medikamente,
führen Impfungen zuhause durch.
Bei Wind und Wetter.
Ferah Cankiran leitet das Gesundheitsamt,
ist zuständig für 600.000 Einwohner im Stadtbezirk.
Seit fast einem Jahr arbeiten wir am Anschlag, sagt sie.
Sie koordiniert ihre Teams mit Hilfe einer riesigen Zentraldatei
des Gesundheitsministeriums.
Name und Status der Getesteten, Kontaktpersonen, Hausbesuche,
Medikamentenvergabe, alles ist hier gespeichert.
Für deutsche Datenschützer wäre das ein Alptraum.
Ich habe früher genauso gedacht wie ihr.
Aber heute müssen wir wissen, wer Covid-positiv ist,
um Kontakt mit ihnen zu vermeiden.
In Zeiten von Corona ist die Datensicherheit nicht so wichtig.
Das muss jeder verstehen.
Dr. Cankiran zeigt uns eine App, nur für Ärzte.
Noch eine Datenbank.
Sie gibt nur unsere Personalausweisnummern ein.
Sofort kommt die Meldung:
Sie gehören nicht zu den ersten Impfgruppen.
In den Krankenhäusern wird als erstes dieser Impfstatus abgefragt.
Nur, wer älter als 65 ist oder in einem medizinischen Beruf arbeitet
darf zurzeit geimpft werden.
Hier im Krankenhaus im Istanbuler Bezirk Sancaktepe
bekommen pro Tag 500 bis 600 Leute ihre Spritze.
Impfen wie am Fließband.
Mit Anmeldung, manchmal aber auch ohne.
Ich konnte am Telefon keinen Termin bekommen.
Mein Mann wurde eben geimpft.
Weil ich auch geimpft werden wollte,
hat mir die Krankenschwester geholfen und gesagt,
dann impfen wir sie halt gleich mit.
Für die Terminbuchung
gibt es die einheitliche, nationale Impf-Telefonnummer: 128.
Ich habe gestern Abend um acht Uhr angerufen,
und sie haben mir für meinen Vater
gleich für heute einen Termin um 11:30 Uhr dreißig gegeben.
Das ging total schnell.
Viele hatten am Anfang Bedenken
wegen des chinesischen Impfstoffes CoronaVac.
Er soll bis zu 90 prozentigen Schutz bieten.
Wurde im Eilverfahren zugelassen.
Es musste alles sehr schnell gehen.
Wie so oft in der Türkei.
Obwohl es einen Monat später als in Deutschland losging,
sind mittlerweile rund eine Million mehr Menschen geimpft.
Der chinesische Impfstoff
kann einfacher gelagert werden als andere.
Es war eine Entscheidung für die schnellere Lösung.
Ich denke, dass die Deutschen sich eher genau an die Prozeduren halten
und mehr darauf achten, dass alle Richtlinien eingehalten werden.
Aber türkischen Ärzte sind manchmal flexibler.
Wir ergreifen bei Bedarf auch öfter selbst die Initiative und versuchen,
alles, was irgendwie geht, möglich zu machen.
"Wenn ich mich impfen lasse, tut es auch."
So die Botschaft von Präsident Erdogan Mitte Januar an sein Volk.
Maßnahmen, die in Deutschland so einfach nicht durchzusetzen wären,
kann der türkische Staatschef anordnen, ohne Wenn und Aber.
Und was den Kampf gegen die Pandemie angeht,
sind die meisten auch bereit, ihm dabei zu folgen.
Donald Trump ist freigesprochen, Donald Trump teilt weiter aus.
Einen "politischen Nichtsnutz, unter dem die Republikaner
nie wieder respektiert werden oder stark sein können",
beschimpft er den eigenen Parteifreund.
Mitch McConnell, unter Trump
mächtiger Mehrheitsführer der Republikaner im Senat, hatte gewagt,
was Trump zu wilden Wutattacken treibt.
Er gibt dem Ex-Präsidenten die Mitschuld am Angriff auf den Kongress
Trump sei praktisch und moralisch dafür verantwortlich.
Das Amtsenthebungsverfahren ist vorbei, der Machtkampf
unter den Republikanern hat gerade erst begonnen.
Aus Washington: Elmar Theveßen.
Er ist noch da, oder wieder.
Donald Trump lässt sich von Anhängern in Florida feiern.
Nach Umfragen wollen 77 Prozent der Republikaner eine wichtige Rolle
für ihn in der Partei.
Für 55 Prozent der Befragten
ist sogar Gewalt als Mittel gerechtfertigt,
wenn konservative Werte unterzugehen drohen.
Eigentlich müsste das auch die Republikaner im Senat besorgen.
Denn die Ankläger im Impeachment-Prozesses zeigten
neben erdrückendem Beweismaterial auch ein Video,
in dem Trump-Anhänger ihr Ziel unmissverständlich formulieren.
We are going to destroy the GOP.
"Wir zerstören die GOP", gemeint ist die Grand Old Party,
also die republikanische Partei.
Destroy the GOP, destroy the GOP, destroy the GOP.
Trotzdem stimmen am Ende nur sieben Republikaner für schuldig.
43 andere sagen sich nicht los vom Trumpismus,
obwohl selbst ihr Anführer im Senat Trump eigentlich für schuldig hält.
Präsident Trumps Taten vor dem Aufstand
waren eine schändliche, schändliche Verletzung seiner Amtspflicht.
Donald Trump schlägt zurück.
Mit McConnell werde die Partei künftig nur noch verlieren.
Er sei ein mürrischer, missmutiger, griesgrämiger politischer Heini.
Der parteiinterne Bürgerkrieg hat begonnen.
McConnell will bei den Zwischenwahlen 2024
moderate Kandidaten gegen Trumpisten durchsetzen.
Wir sind zu Besuch bei Salomon Yue, Vizechef des Landesverbands Oregon.
Der Trumpist ist fest davon überzeugt, dass die Demokraten
die Gewalt vom 6. Januar nur als Vorwand für ein Anti-Terror-Gesetz
nehmen wollen, um Jagd auf Republikaner zu machen.
Das ist Tyrannei.
Wenn man eine friedliche Demonstration,
die aus vielerlei Gründen, auch durch Provokateure,
schiefgelaufen ist, zu Terrorismus erklärt.
Yues Landesverband nennt Abgeordnete
die im Kongress in Washington für das Impeachment stimmten, Verräter.
Der 6. Januar wird als "False Flag Operation" bezeichnet
und mit dem Reichstagsbrand 1933 verglichen.
V.a. Provokateure der linken Antifa hätten die Gewalt mit entfacht.
Das benutzt die andere Seite als Rechtfertigung für Gesetze
wie nach 9/11, um uns unsere Bürgerrechte weiter wegzunehmen.
Wenn man sowas sieht, fragt man sich: Warum?
Deshalb haben wir das in Verbindung gesetzt mit dem,
was Hitler mit dem Deutschen Parlament machte.
Yue bekommt für seine Thesen
viel Zustimmung aus andere Landesverbänden.
An diesem Tag im Januar auf der Bühne am Weißen Haus
zeigte der Trumpismus sein wahres, sein finsterstes Gesicht.
Als Donald Trumps Anwalt Rudy Giuliani gerade fertig war.
Da ging es im eingespielten Video um Weltverschwörung,
finstere Mächte in Hollywood,
den Vereinten Nationen, dem Europaparlament.
Joe Biden als Marionette der Juden, der Linken im Kongress.
Antisemitische, rassistische Hetze.
Professor Stanley hat das Hetzvideo genauestens analysiert.
Der Trumpismus sei nichts anderes als purer Faschismus
Das ist eine faschistische Bewegung, die mit Antisemitismus spielt.
Das ist nicht nur Faschismus,
sondern eine Art und Weise von Faschismus,
das so ähnlich wie Nationalsozialismus ist.
Als Kind zweier Holocaust-Überlebender
macht es mir Sorgen.
Die Amerikaner, v.a. die Weißen, werden als Opfer dargestellt.
Donald Trump als Retter, als oberster Befehlshaber,
als ihr Führer.
Der Führer befiehlt an diesem Tag den Kampf.
Wenn ihr nicht wie der Teufel kämpft, habt ihr kein Land mehr.
Und sie folgen.
Beweisbilder für das Wesen des Trumpismus.
Auch deshalb stimmten sieben republikanische Senatoren
für schuldig.
Einige wurden dann von ihren Parteigremien abgemahnt
und Trump macht Stimmung gegen sie.
Das könnte gefährlich werden.
So wie schon für Gabriel Sterling.
Als Wahlleiter von Georgia bekam der Republikaner Todesdrohungen,
weil er die Wahl Joe Bidens beglaubigte.
Es belastete meine Eltern und meine Verlobte, mehr als mich.
Jemand fragte, ob ich schon
auf dem Normallevel von Todesdrohungen angelangt sei.
Eigentlich sollte null normal sein.
Aber soweit sind wir noch nicht.
Es werden weniger mit der Zeit.
Seine Partei wird zur Gefahr für die Demokratie.
In Arizona wollen die Republikaner per Gesetz
dem Parlament das Recht geben, das Ergebnis einer Präsidentschaftswahl
einfach zu überstimmen.
Und die GOP in Texas
nutzt den Slogan der Qanon-Verschwörungstheorie:
"Wir sind der Sturm".
Viele gewählte Politiker und das ist wohl in allen Demokratien so,
sind eingeschüchtert von ihren Wählern.
Bis zu einem gewissen Grad ist das ok.
Aber du wirst für dein Urteilsvermögen gewählt
und um Menschen zu führen.
Wenn sie getäuscht werden, musst du ihnen den rechten Weg
und die Wahrheit zeigen.
Aber das ist offenbar der Weg,
den die Republikanische Partei weiter einschlägt.
Ein Weg, den Donald Trump quasi vom Golfplatz aus vorgibt,
weil sein Angriff auf die amerikanische Demokratie
ungestraft bleibt.
"Eine Regierung ohne Volk steht auf verlorenem Posten."
soll Auung San Suu Kyi noch kurz vor ihrer Verhaftung gesagt haben.
Der Wille und die Zuversicht der Friedensnobelpreisträgerin
aus Myanmar scheint ungebrochen.
Schon einmal stand sie 15 Jahre unter Hausarrest.
Kann das Militär diesmal ihre Macht brechen?
Oder endet im Kampf gegen Auung San Suu Kyi die Macht des Militärs?
Heute gingen wieder Zehntausende auf die Straße.
Die wütenden Proteste seit dem Militärputsch zeigen,
auf wessen Seite die Menschen stehen.
Wer ist die Frau, deren Schicksal seit Jahrzehnten
mit dem von Myanmar verbunden ist,
die aber selbst nicht immer unumstritten war?
Norman Odenthal über einen Putsch,
Proteste und eine Ikone des Freiheitskampfes.
Die Anspannung im Gesicht.
Die Waffe in der Hand.
Auf den Straßen Yangons steht sich Myanmars Zukunft gegenüber.
Junge Soldaten auf der einen Seite.
Junge Demonstranten auf der anderen.
Ko Ko Lwin ist einer von hunderttausenden, die sich auflehnen
Seit dem Putsch, seit mehr als zwei Wochen,
reiht er sich täglich in den Protest.
Wir setzen auf friedlichen, zivilen Ungehorsam.
Auch wenn die Sicherheitskräfte Gewalt anwenden,
wir werden bei unserem friedlichen Protest bleiben.
Und wir geben nicht auf.
Wir machen weiter bis wir siegen.
Sie sind sich der Gefahr bewusst.
Im Angesicht des Militärs,
das Aufstände stets mit Gewalt niederprügelte,
riskieren sie nichts weniger als ihr Leben.
Sie wissen, was es für ihre Zukunft bedeutet,
wenn sie den Kampf verlieren.
Das ist die entscheidende Schlacht für ihre Freiheit.
Sie haben erlebt, wie die Generation ihrer Eltern gelitten hat,
nach dem Putsch 1988, nach dem Aufstand 2007.
Wenn sie diesen Kampf verlieren,
werden sie ihr Leben lang unter der Knute der Militärs stehen.
Die Bewegung ist jung.
Ihr Idol 75 Jahre alt.
Aung San Suu Kyi, bis zum Putsch im Zentrum der Regierung,
verkörpert noch immer alle Hoffnung auf Freiheit und Demokratie.
Sie steht wieder unter Arrest,
doch ihre Aura lässt sich nicht wegsperren.
Das Schicksal Myanmars
scheint einmal mehr mit dem Schicksal dieser Frau verknüpft.
Sir Robert Cooper ist seit langem mit Suu Kyi bekannt, befreundet.
Anfang der 70er Jahre lernten sie sich kennen.
Suu Kyi arbeitete für die Uno in New York.
Sie war eine wunderschöne Frau.
Sehen Sie sich die Bilder von damals an.
Auch heute ist sie ja noch immer sehr attraktiv.
Sie war vergnüglich, genoss das Leben in New York.
Aber schon damals, sie war Mitte 20, hatte ich den Eindruck,
dass sie immer v.a. ihr Land im Kopf hatte.
Ein Freund hat mal zu ihrem Verlobten gesagt:
Wenn du sie heiratest – schön.
Aber mach dir nichts vor:
Ihr Land wird für sie immer an erster Stelle stehen.
Suu Kyis Geschichte ist vom Widerstand geprägt,
sie kennt Siege und Niederlagen.
Ihre Beliebtheit im Volk machte sie gefährlich.
Die Militärs stellten sie unter Hausarrest - insgesamt 15 Jahre.
Doch nichts konnte ihren Mut brechen
Ein seltenes Interview ließ keine Zweifel.
Ich habe mich immer frei gefühlt.
Meine Werte, meine Prinzipien, was für mich zählt,
das konnten sie mir nicht nehmen.
Sie haben mich nie gebrochen.
Ich war immer frei.
Sie ist die Tochter eines Generals, eines Helden,
der sein Land in die Unabhängigkeit führte.
Der eiserne Wille – vielleicht erbt Suu Kyi ihn vom Vater.
Ich habe in meinem Leben kaum jemanden getroffen,
der starrsinniger ist als sie.
Sie hat immer den Ton angegeben.
Durch ihre Familie ist sie so groß geworden.
Sie ist geboren, um zu herrschen.
Aber das ist dabei wirklich wichtig.
Gewalt ist für sie nie ein Mittel.
Sie setzt auf Überzeugung, nicht auf Gewalt, nicht auf Befehl.
2010 kommt Suu Kyi frei.
Das Militär lockert seinen Griff,
weil Myanmar internationale Hilfe braucht.
Suu Kyi wird zum Aushängeschild, sie öffnet Türen.
Seit 2016 kann sie als Staatsrätin de facto die Regierung führen.
Doch im Ausland kollabiert das Ansehen
der Friedensnobelpreis-Trägerin geradezu,
als sie das brutale Vorgehen der Armee
gegen die Rohingya-Minderheit rechtfertigt, sich vehement
gegen den Vorwurf des Völkermords wehrt.
Myanmar bleibt eine Demokratie von Gnaden der Generäle.
Bei den Wahlen im vergangenen November
aber erreicht Suu Kyi erneut eine überragende Mehrheit.
Und mit ihr die Chance, die Fesseln der Militärs loszuwerden.
Aung San Suu Kyi drohte, eine rote Linie zu überschreiten
mit dem Versuch, die Verfassung zu ändern.
Die Verfassung ist für das Militär heilig.
Sie zementiert die Macht des Militärs.
Aber Suu Kyi will dieses Land verändern, sie will Demokratie.
Nicht das, was die Generäle darunter verstehen.
Wenn die von maßvoller Demokratie sprechen, heißt das:
Das Militär bestimmt.
Und dieser Konflikt wird ausgetragen
zwischen zwei willensstarken Führern.
Das musste knallen.
General Min Aung Hlaing ist der große Gegenspieler.
Offensichtlich mit persönlichen Ambitionen.
Mit 65 Jahren sollte seine Karriere als Oberbefehlshaber im Sommer enden
Doch anstatt von der Macht zu lassen griff er nach ihr.
Zweimal hat sich der General seither geäußert,
versprach neue Wahlen in einem Jahr, dem Sieger gehöre dann die Macht,
ganz demokratisch.
Doch alles, was der General spricht, klingt auch wie eine Drohung.
Die Verfassung ist nach dem zentralen Grundsatz gebaut,
dass niemand über dem Gesetz steht.
Das ist die Basis in jeder Demokratie.
So soll Aung San Suu Kyi vor Gericht.
Die Vorwürfe fadenscheinig.
Verstoß gegen Importgesetze, Verstoß gegen Corona-Regeln.
Als gehe es dem General nur darum,
die Konkurrentin aus dem Spiel zu lassen.
Denn auf der Straße, bei den jungen Leuten,
sind die Sympathien eindeutig verteilt.
Suu Kyi wird vergöttert.
Min Aung Hlaing verdammt.
Der General hat nicht mit dem Widerstand
der jungen Leute gerechnet, als er die Macht an sich riss.
Wie soll er jetzt Frieden mit dieser jungen Generation schließen?
Sie werden nicht nachgeben.
Und das Militär wird auch nicht nachgeben.
"Was jetzt" ist die große Frage?
Und im Moment hat darauf niemand die Antwort.
Die Anspannung auf den Straßen Myanmars wächst und wächst.
Nerven behalten scheint jetzt das Gebot der Stunde.
Es muss auf beiden Seiten gelten.
Nerven behalten und friedlich bleiben.
Seit Beginn der Pandemie
haben unsere China Korrespondenten Ulf Röller und Stefanie Schöneborn
immer wieder auch aus Wuhan berichtet.
In einer "auslandsjournal"-Doku
blicken sie noch einmal zurück, sehr zu empfehlen.
Zu sehen schon jetzt in der Mediathek oder heute Nacht um 00.45 Uhr
hier im ZDF.
Hier geht es jetzt weiter mit der Impfangst in Zeiten von Corona.
Immun gegen Fakten? fragt "ZDF-zoom".
Einen schönen Abend noch, auf Wiedersehen.