heute journal vom 25.10.2021 - Corona und das Impfen - Gibt es Langzeitnebenwirkungen?; Der neue Bundestag - Sitzordnung
Diese Untertitel sind live produziert.
Und jetzt, das "heute-journal"
mit Gundula Gause und Bettina Schausten.
Guten Abend.
In der Berliner Bundespresse- konferenz geht es eher selten
um Fußballer, heute gab es Anlass.
Die Bundesregierung ließ mitteilen, man hoffe darauf,
dass sich Nationalspieler Josua Kimmich doch noch impfen lasse.
Kimmich, Vorbild gerade für junge Leute und bisher ganz vorn dabei
im Kampf gegen Corona,
hatte am Wochenende überraschend bestätigt,
dass er selbst noch gar nicht geimpft sei.
Fehlende Langzeitstudien gab er als Grund an.
Das schlug ein, denn in Zeiten wieder steigender Inzidenzen
erscheinen Vorbilder mit Skepsis ziemlich kontraproduktiv.
So sehen die Zahlen aktuell aus:
Das Robert Koch-Institut meldet heute 6573 neue Corona-Infektionen,
das sind 2517 mehr als vor einer Woche.
17 Menschen starben im Zusammenhang mit dem Virus.
Die Inzidenz liegt nun bei 110,1.
Den vollständigen Impfschutz haben 66,2 Prozent der Bevölkerung.
Selbst wenn der Wert etwas höher liegen dürfte, ist es zu wenig,
um eine neuerliche Überbelastung der Krankenhäuser auszuschließen.
Dass aber über die Impfstoffe bei aller Aufklärung
nach wie vor Mythen im Umlauf sind, zeigt die aktuelle Debatte.
Oliver Heuchert fasst sie zusammen.
Joshua Kimmich ist das, was man einen Fußballstar nennt.
26 Jahre alt, meist defensives Mittelfeld beim FC Bayern.
Vorgestern sorgt er mit einem Interview bei den Kollegen
von Sky für Empörung.
Zu Gerüchten,
dass er noch nicht gegen Covid-19 geimpft sei, sagt er:
Ja, das stimmt. Warum?
Weil ich für mich persönlich noch ein paar Bedenken habe,
gerade was fehlende Langzeitstudien angeht.
Es geht einfach darum, dass ich noch ein paar Bedenken habe
Es ist sehr gut möglich, dass ich mich in Zukunft impfen lasse.
In Deutschland gilt keine Impfpflicht.
Auch nicht für Fußballstars.
Also natürlich darf er das, das ist eine private Entscheidung.
Das ist aber schon ein bisschen schade.
Weil er einfach doch jemand ist, zu dem viele Menschen aufschauen.
Viele Millionen hören ihm zu, er ist einfach ein Vorbild
und er ist einer Falschinformation aufgesessen.
Das ist dann natürlich einfach ein bisschen blöd.
Joshua Kimmich beruft sich auf noch fehlende Langzeitstudien.
Es geht um bisher nicht erkannte Langzeitfolgen.
Dass so etwas bei Impfungen passiert,
schließen Wissenschaftler aus.
Allein schon deswegen,
weil der jeweilige Impfstoff den Körper nach kurzer Zeit
schon wieder verlassen hat.
Man muss immer aufklären, ruhig und sachlich.
Die Impfung ist mittlerweile milliardenfach verimpft worden.
Ich selbst habe meine dritte Impfung bekommen.
Wir wissen, dass Nebenwirkungen sich in den ersten Wochen zeigen.
Es gibt Akutnebenwirkungen,
aber der Benefit ist deutlich höher als das Risiko.
Die Wissenschaftler sagen:
Impfschäden, die erst lange nach der Impfung auftreten, gibt es nicht
Es kann nur sein,
dass Schäden gleich nach der Impfung erst nach längerer Zeit
als Impffolge erkannt werden.
Auch nach Meinung der Bundesregierung sind die Fragen,
die Joshua Kimmich aufwirft, längst geklärt.
Es gibt auf diese Fragen klare und überzeugende Antworten
von nationalen und internationalen Experten,
sodass ich eigentlich nur sagen kann:
Ich hoffe, dass Joshua Kimmich diese Informationen
alle nochmal auf sich wirken lässt und sich dann vielleicht
auch für die Impfung entscheiden kann.
Die Lage auf den deutschen Intensivstationen
ist derzeit nicht angespannt.
Knapp 1700 Covid-Patienten werden hier versorgt.
Trotzdem fürchten sie hier, dass sich das bald ändert,
wenn die Zahl der Infektionen weiter schnell zunimmt.
Da lohnen noch ein paar Nachfragen.
Carsten Watzl ist Professor für Immunologie an der TU Dortmund
und im Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Immunologie.
Wir erreichen ihn heute Abend in seinem Labor in Dortmund.
Guten Abend.
Guten Abend.
Muss man Angst haben vor Langzeitfolgen der Corona-Impfung?
Nein, weil da reden wir über seltene Nebenwirkungen.
Wir kennen die Nebenwirkungen, die bei den Impfungen auftreten.
Die sind so selten, dass man sich keine Sorgen machen muss.
Das Risiko durch die Infektion ist viel höher.
Aber es gab ja doch auch Nebenwirkungen von Corona-Impfungen.
Etwa die Sinusvenenthrombosen,
Herzmuskelentzündungen oder allergische Reaktionen.
Ist die Sorge dann nicht doch berechtigt?
Es ist natürlich so,
dass die Impfung nicht nebenwirkungsfrei ist.
Bei einigen Menschen hat sie schwere Nebenwirkungen.
Aber das sind Einzelfälle.
Bei den Thrombosen reden wir bei Fällen von eins auf 100.000.
Bei allergischen Reaktionen ist es ähnlich.
Bei Herzmuskel ist es einer von 60.000 Geimpften.
Das sind seltene Ereignisse.
Nun ist Joshua Kimmich ja vermutlich nicht der Einzige,
der darüber nachdenkt,
ob neue Impfstoffe nicht vielleicht doch Spätfolgen auslösen,
die auch die Wissenschaft noch nicht kennt oder kennen kann.
Nochmal konkret:
Kann der Pieks heute in einem oder zwei Jahren Folgen
für die Gesundheit haben?
Lässt sich das wirklich ausschließen?
Ja, das lässt sich ausschließen.
Das, was Leute unter Langzeitfolgen verstehen,
ist, dass ich nächstes Jahr eine Erkrankung habe,
die auf die Impfung zurückzuführen ist.
So funktioniert die Impfung nicht.
Sie lösen eine Immunreaktion aus.
Währenddessen kann es zu einer Erkrankung kommen.
Aber das ist in einer Woche abgeschlossen.
In einem Jahr ist es ausgeschlossen.
Bei den d. h. sie würden sagen, das sind im Grunde Falschaussagen.
Dem sind die aufgesessen die sagen, wir warten noch auf Langzeitstudien.
Das ist vollkommen richtig.
Es ist kontraproduktiv, wenn man sagt,
die Impfstoffe sind schnell entwickelt worden.
Ich bin dankbar, dass Herr Kimmich das aufgebracht hat.
Kann man das klarstellen und zu dem was treibt einem um.
Gerade bei jungen Leuten geistern Vermutungen herum,
eine MRNA-Impfung könne die Zeugungsfähigkeit
oder die Empfängnis stören.
Das sind irrationale Ängste?
Das sind leider Fehlinformationen,
die häufiger bei Impfstoffen gestreut werden.
Das wurde bei früheren Impfungen auch behauptet.
Auch dass es in der Schwangerschaft negative Folgen hat,
hat sich alles nicht bewahrheitet.
Wir wissen, dass die Infektion
ein Problem für die Schwangeren darstellt
und etwas mit der Fruchtbarkeit machen kann.
Sie sagen es ist so, dass Nebenwirkungen schon längst
aufgetreten wären.
Wie groß die Gefahr für ungeimpfte, junge Leute?
Was man aktuell sieht,
dass sich sehr stark die Nicht-Geimpfte anstecken.
Man hat nur die Möglichkeit,
sich seine Immunität durch die Impfung zu holen
oder durch die Infektion.
Einen dritten Weg gibt es nicht.
Das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Die Infektion für einen 30-jährigen
ist mit einem geringen Risiko behaftet.
Das sinnvoller wäre, sich impfen zu lassen.
Dann haben wir das klargestellt.
Danke, Prof. Watzl nach Dortmund.
Deutschland wartet auf eine neue Regierung.
Mitte der Woche werden die Ampel-Arbeitsgruppen
mit der konkreten Arbeit beginnen,
der Nikolaus soll uns dann die Koalition
und einen neuen Kanzler Olaf Scholz bringen.
Soweit der Plan.
Gewählt haben wir vor nunmehr vier Wochen aber nicht den Kanzler,
sondern die Abgeordneten des deutschen Bundestags.
Ihre Mehrheit braucht, wer ins Kanzleramt einziehen will.
Und es sind nochmal mehr geworden.
Zusätzliche Stühle wurden montiert,
und gestritten wird über die Sitzordnung.
Wer sitzt wo?
Morgen nun konstituiert sich der 20. Deutsche Bundestag
und wählt sein neues Präsidium.
Aus Berlin: Andreas Kynast.
Man bekommt einen Abgeordnetenausweise,
eine Jahreskarte der Deutschen Bahn und den Hinweis,
seinen Impfnachweis nicht zu vergessen.
Maximilian Mordhorst ist 25, Jura-Student,
und ab morgen Mitglied des Deutschen Bundestags,
eins von 736.
Dann bekommt man, das darf man auch nicht leugnen,
eine ganze Privilegien.
Eine ganze Stange Geld, ein Fahrdienst.
Das wird verschwiegen.
Ist aber extrem wichtig und für mich ein Riesensprung.
Man muss vielleicht neu sein, um sich noch wundern zu können,
wie langsam die Tür ist und wie riesig das Haus.
Der 20. Deutsche Bundestag wird der größte sein aller Zeiten.
Noch ein Mal 720 Abgeordnetenausweise mehr.
Es wird noch enger im Plenarsaal und noch wichtiger,
neben wem man sitzt und neben wem nicht.
Es gibt ganz unterschiedliche Storys, die man so hört.
Was ich oft mit bekommen habe, ist, es ist sehr unangenehm,
neben der AfD zu sitzen.
Von der AfD will die FDP schon lange weg.
Aber erst jetzt hätte sie die Macht und die Ampelmehrheit dazu.
CDU/CSU müssen fürchten, dass sie zum tauschen gezwungen werden.
Wenn man uns überstimmen wird, halten wir das für bedauerlich.
Man sollte mit neugewonnener Macht auch angemessen umgehen.
Es ist der Tag des Machtwechsels im Bundestag.
Der letzte, an dem Wolfgang Schäuble noch ein Amt hat.
Der erste, an dem Bärbel Bass noch keins hat.
Aber schon Fragen danach abstimmen muss.
Bitte nicht.
Ab morgen dann?
Ab morgen.
Die SPD-Fraktion stellt Bärbel Baas heute als Bundestagspräsidentin auf.
Die sächsische Abgeordnete als ihren Vizepräsidenten.
Und die AfD den Thüringer Michael Kaufmann als ihre.
Aber seine Chancen stehen schlecht.
Ich werde ihn nicht wählen.
Ich habe auch Respekt vor jeder anderen persönlichen Entscheidung.
Am Ende des Tages steht es geschrieben,
dass jede Fraktion einen Vizepräsidenten bekommt.
Aber wir haben ein freies Wahlrecht.
Für die erste Sitzung morgen muss jeder Abgeordnete
geimpft, genesen oder getestet sein.
Wer keinen Nachweis bringt, darf nicht reingelassen,
aber auch nicht ausgeschlossen werden.
Deshalb werden sich die Gegner auf der Tribüne wiederfinden.
Warum lassen Sie sich nicht testen?
Weil ich jedwede Maßnahme,
die diese Zwangsmaßnahmen unterstützen, ablehne.
Am Nachmittag will die Linkspartei
ihre bisherige Doppelspitze auch zu ihrer neuen.
Alte Bekannte werden die Legislatur prägen und neue Gesichter.
30 Tage nach der Wahl wird die erste Sitzung eröffnet.
Angela Merkel also verabschiedet sich.
Auf europäischer Ebene gab es für die deutsche Kanzlerin
schon viele warme Worte, auch Frankreichs Präsident Macron
dankte seiner Freundin Angela für ihre – so wörtlich –
"ausgefochtenen Kämpfe für Europa".
Auf dem deutsch-französischen Tandem war Macron in 16 Jahren
schon der vierte Mitradler für Angela Merkel, nach Chirac,
Sarkozy und Hollande, nun kommt von deutscher Seite
ein neuer dazu,
der nach Ansicht Macrons sicherlich auf dem hinteren Sattel
Platz nehmen sollte.
Allerdings: In einem halben Jahr muss sich Macron erstmal selbst dem Votum
der Wählerinnen und Wähler stellen, dann wird in Frankreich gewählt.
Seine größte Chance besteht momentan in der Schwäche seiner Gegner,
berichtet aus Paris: Thomas Walde.
Der Weg zum Elysee führt über die Zapfsäule.
Ein halbes Jahr vor der Wahl
ist sie für viele Franzosen die wichtigste Wegmarke.
Wir können es uns nicht leisten,
1,75 Euro für einen Liter Diesel zu bezahlen, das ist enorm.
Wir können nicht mal mehr mit dem Auto fahren.
Weil das ein Luxus geworden ist, das ist schade.
Das Rezept des Präsidenten lautet: Geld.
100 Euro gibt es für jeden Geringverdiener im Land.
Wir wollen die Kaufkraft bewahren von Menschen,
die überall Preiserhöhungen sehen.
Emmanuel Macron tourt durch das Land
wie heute bei einem Roboterhersteller in St. Etienne
und verspricht Hilfen und Investitionen
und Investitionen und Hilfen.
Wir geben 800 Millionen Euro in Ihren Unternehmenssektor.
Das Innenministerium bekommt eine Budgeterhöhung
von 1,5 Milliarden Euro.
Mehr als 500 Millionen für erneuerbare Energien.
Noch hat Macron nicht offiziell erklärt, dass er wieder antritt,
aber seine Auftritte wirken schon wie Wahlkampf.
Ihm kommt zugute, dass seine Gegner nur schwer ins Spiel kommen.
Am Wochenende in Lille –
Auftritt der sozialistischen Präsidentschaftskandidatin
Anne Hidalgo.
Ihr größtes Problem: Bevor sie Macron angreifen kann,
muss sie erst grüne und linke Präsidentschaftskandidaten
ausstechen und deren Anhänger hinter sich versammeln.
Unser Kampf für den Umweltschutz darf uns nicht spalten,
denn es sind die Ärmsten,
die am meisten leiden unter dem Klimawandel.
Höhere Steuern für Reiche will Hidalgo.
Auch sie hat teure Pläne.
Ich denke, dass man in einer Amtszeit
das Gehalt derjenigen verdoppeln kann, die Schüler unterrichten.
Kaufkraft und Gehälter, das Thema in Frankreich, nur nicht für ihn.
Eric Zemmour hetzt mit ausländerfeindlichen Ressentiments.
Er assoziiert Zuwanderer mit Vergewaltigern und Mördern.
Die EU ist ihm ein Gräuel, Deutschland auch.
Deutschland lacht heimlich,
wenn die Franzosen vom französisch- deutschen Tandem sprechen.
Berlin arbeitet nur mit französischer Diplomatie zusammen,
um unser Wissen abzugreifen im Bereich der Verteidigungsindustrie.
Zemmour bietet Polemik und sonst wenig.
Auf die Frage,
wie er die praktischen Probleme der Franzosen lösen will,
wie ihre Kaufkraft, sagt er:
In einer Präsidentschaftskampagne geht es darum,
große Linien zu definieren und nicht darum, ins Detail zu gehen.
Zemmour hat seine Kandidatur bislang nicht erklärt,
macht aber schon der rechtsextremen Marine Le Pen Konkurrenz.
Die bürgerliche Rechte verkämpft sich derweil
in parteiinternen Vorwahlen und die Linke ist gespalten.
Ein halbes Jahr vor der Wahl ist Macrons größte Stärke,
dass seine Gegner ihm ihre Schwäche auf dem Tablett servieren.
Die Nachrichten beginnen mit der politischen Kehrtwende des Abends.
Gundula Gause.
Der türkische Präsident Erdogan ist von der angedrohten Ausweisung
zehn westlicher Botschafter abgerückt.
Er reagiert damit auf Erklärungen mehrerer betroffener Botschaften
in Ankara, sich nicht in innere Angelegenheiten
der Türkei einzumischen.
Erdogan wertet das als Einlenken.
Zehn westliche Botschafter, darunter der deutsche,
hatten die Freilassung des türkischen Kulturförderers Kavala gefordert -
so, wie der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte 2019.
Seit vier Jahren sitzt Kavala ohne Urteil im Gefängnis.
Vorgeworfen wird ihm
die Unterstützung regierungskritischer Proteste.
Die Konzentration klimaschädlicher Treibhausgase in der Atmosphäre
hat nach UN-Angaben einen neuen Höchstwert erreicht.
Die Welt-Wetterorganisation WMO warnt,
die Erderwärmung schreite weiter voran,
mit verheerenden Folgen, wie Hochwassern, Dürren und Hungersnöten.
Trotz der Pandemie sei der aktuelle Anstieg stärker als im Schnitt
des vergangenen Jahrzehnts.
Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen,
müssten die Staaten schärfere Klimaschutzmaßnahmen vereinbaren,
schon bei der Welt-Klima-Konferenz ab Sonntag im schottischen Glasgow.
Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA prüft die Zulassung
eines neuen Medikaments gegen Covid 19:
das Mittel Molnupiravir wird von den US-Pharmaunternehmen
Merck Sharp & Dohme und Ridgeback hergestellt. Ersten Testergebnissen zufolge soll die Pille
die Wirkung des Virus im Körper abschwächen.
Stationäre Behandlungen und auch Todesfälle könnten verhindert werden.
In der EU gibt es mit Remdesivir
erst ein offiziell zugelassenes Corona-Medikament.
CDU-Chef Armin Laschet hat wie angekündigt
sein Amt als Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen niedergelegt.
Zum Nachfolger soll am Mittwoch
im Düsseldorfer Landtag NRW- Verkehrsminister Hendrik Wüst
gewählt werden.
Der 46-Jährige ist seit Samstag
auch neuer Landesparteichef der CDU.
Laschet hatte vor der Bundestagswahl seinen Wechsel
nach Berlin angekündigt,
da er nun Mitglied des deutschen Bundestages ist.
Vor dem Oberlandesgericht München ist eine IS-Rückkehrerin
wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit
zu zehn Jahren Haft verurteilt worden.
Die heute 30-Jährige soll vor sechs Jahren im Irak
tatenlos zugesehen haben,
wie ihr damaliger Ehemann ein fünfjähriges jesidisches Mädchen
im Hof festband und verdursten ließ.
Jennifer W. habe nichts dagegen unternommen,
obwohl dies möglich und zumutbar gewesen sei.
Zu dem Gerichtsurteil spricht Wulf Schmiese später
im "heute journal:update"
mit der deutsch-jesidischen Journalistin
und Menschenrechtlerin Düzen Tekkal.
Es war ein Putsch mit Ansage,
der sich heute am frühen Morgen im Sudan ereignete.
Das Militär übernahm die Macht,
setzte die Übergangsregierung ab und verhängte einen Ausnahmezustand.
Damit sind die Hoffnungen auf eine Demokratisierung des Landes
nach der Revolution von 2019 zunächst mal zerstört.
Der Sudan, am Horn von Afrika gelegen
und drittgrößtes Land auf dem afrikanischen Kontinent,
kommt nicht zur Ruhe.
Massive wirtschaftliche Probleme, eine unsichere Ernährungslage,
seit Wochen Proteste auf den Straßen.
Die Generäle haben das ausgenutzt,
nachdem ein erster Putsch im September noch abgewendet worden war.
Auch wenn die jetzigen Machthaber versprechen,
das Land auf dem Weg zur Demokratie halten zu wollen,
glaubwürdig ist das nicht.
Anna Warsberg berichtet.
"Das Volk ist stärker!", rufen sie und protestieren damit
gegen eine Militärregierung.
Zehntausende Demonstranten sind auf Sudans Straßen,
stecken Reifen in Brand.
Die Sicherheitskräfte reagieren scharf.
Mehrere Tote und rund 80 Verletzte meldet das sudanesische Ärztekomitee
Die Stimmung ist aufgeheizt.
Was das Militär gerade tut, ist ein Verrat an allen Zivilpersonen,
an allen Fronten.
Es ist unsere Pflicht, etwas zu bewegen, die Straßen zu blockieren
und zu verhindern, dass sich irgendeine Militärregierung formiert
Fast 30 Jahre lang regierte hier Omar Al Bashir.
2019 wurde er aus dem Amt getrieben,
nach Massenprotesten und Militärputsch.
Seitdem Übergangsregierung aus Militär und Zivilisten,
ohne viel Fortschritt.
Jetzt hat das Militär die Macht übernommen,
den Ausnahmezustand ausgerufen und verkündet,
die Übergangsregierung sei aufgelöst.
Ab heute bis zu den Parlamentswahlen 2023 werden wir uns kümmern,
um die Renten der Menschen, Sicherheit bieten und
ein geeignetes und friedliches Umfel schaffen für Parteien.
Damit die Wahlen wie geplant stattfinden können.
Die Menschen hier fordern seit Monaten politische
und wirtschaftliche Reformen, weil sich die Lebensbedingungen
in dem verarmten Land während der Übergangsregierung
nicht verbessert haben.
Experten befürchten, dass sich die Lage im Suden nach dem Putsch
erstmal weiter zuspitzen wird und noch mehr Menschen als bisher
in die Nachbarländer fliehen.
Weil sie alle Angst haben.
Sie haben Angst vor dem wirtschaftlichen Teil
der Erhöhung der Preise und um ihre Sicherheit.
Sie haben Angst vor militärischen Auseinandersetzungen.
Das Internet wurde abgeschaltet, der Flughafen geschlossen.
Ministerpräsident Abdullah Hamdok soll von Angehörigen des Militärs
verschleppt worden sein, an einen unbekannten Ort.
Und aus dem Ausland hagelt es Kritik.
Der deutsche UN-Sonderbeauftragte für Sudan, Volker Perthes, twittert:
Ich bin zutiefst besorgt über die
Berichte über einen anhaltenden Putsch und die Versuche,
den politischen Übergang im Sudan zu untergraben.
Ich fordere die Sicherheitskräfte auf,
diejenigen, die unrechtmäßig inhaftiert
oder unter Hausarrest gestellt wurden, unverzüglich freizulassen.
Im Sudan ist eskaliert, was schon seit Monaten gebrodelt hat.
In einem Krisengebeuteltem Land mit sehr ungewisser Zukunft.
Mit Nachrichten aus der Wirtschaft geht's weiter, Gundula.
Die Finanzmärkte sind auch in diese neue Woche mit Sorgen gestartet:
der Corona-Krise sind Lieferkrisen gefolgt.
Viele Materialen sind knapp.
Die Energiepreise dazu - hoch.
Die Folge: der IFO- Geschäftsklimaindex
ist zum vierten Mal in Folge gefallen.
Frank Bethmann, die Stimmung in den Unternehmen also eher trübe.
Und Licht am Ende des Tunnels?
Für dieses Jahr wohl nicht mehr. Im Gegenteil.
Die Aufbruchstimmung,
die im Sommer noch in den Vorstandsetagen vorherrschte,
ist verflogen.
Fast quer durch alle Branchen.
Zeitgleich mit dem Geschäftsklimaindex
ruderte heute auch die Bundesbank in ihrem aktuellen Monatsbericht zurück
Ein Plus von 3,7 Prozent
wie ursprünglich für dieses Jahr prognostiziert,
sei mittlerweile unrealistisch.
Zur gleichen Erkenntnis kamen bereits
die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute.
Sie senkten jüngst ihre Vorhersage von 3,7 auf nur noch 2,4 Prozent.
Aus der Corona - ist inzwischen eine Knappheitskrise geworden.
Die ihren Höhepunkt noch nicht erreicht hat.
Logistiker sprechen davon,
dass wir sehenden Auges in einen Versorgungsengpass laufen.
Denn Deutschland hat ein strukturelles Problem.
60.000 bis 80.000 Lkw-Fahrer fehlen bereits heute.
Und jährlich werden es mehr.
Dieses Just-in-time,
wie es ja in der Wirtschaft lange Zeit praktiziert worden ist,
muss immer mehr aufgeweicht werden.
Es muss mehr gelagert werden,
weil nicht nur die Rohstoffe nicht nachkommen,
sondern weil auch die fertigen Produkte
nicht dementsprechend so ausgeliefert werden können.
Aufgrund von dem Lkw-Fahrermangel.
Wobei man eines festhalten muss:
der Fahrermangel verschärft die Lieferengpässe zusätzlich.
Hauptursache aber ist er nicht.
Die Hauptschwierigkeiten liegen schon noch immer darin,
dass es derzeit generell an wichtigen Rohstoffen und Vorprodukten mangelt.
Danke, Frank Bethmann.
1,2 Millionen Jugendliche haben online beim Langenscheidt-Verlag
abgestimmt - und das Wort "cringe" zum Jugendwort des Jahres gekürt.
Übersetzt: etwa "peinlich" oder "zum Fremdschämen".
Das könnte es ab jetzt auch werden,
wenn auch Erwachsene es in ihren Sprachgebrauch übernehmen.
So ganz neu ist das Wort "cringe" nicht:
im letzten Jahr landete es auf Platz zwei,
hinter "lost", verloren, in der Pandemie.
Eine Meldung vom Sport:
Neuer Trainer des VfL Wolfsburg wird übergangsweise Michael Frontzeck.
Der 57-jährige war zuvor Assistent von Cheftrainer Mark van Bommel,
von dem sich der VfL gestern nach acht sieglosen Partien
getrennt hatte.
Bundespräsident Steinmeier hat in Rom mit Papst Franziskus
über die Glaubwürdigkeitskrise der katholischen Kirche gesprochen.
Diese müsse sich den Missbrauchsskandalen stellen.
Betroffene, Opfer und Politik
erwarteten Transparenz
und ein beispielhaftes Vorgehen der katholischen Kirche,
sagte Steinmeier.
Bei der Privataudienz ging es auch um wachsende humanitäre Krisen -
etwa in Madagaskar und Afghanistan -
sowie den bevorstehenden Klimagipfel in Glasgow.
Papst Franzikus äußerte die Sorge,
dass die Politik den Erwartungen an die Konferenz nicht gerecht werde.
Es ist ein echter Krimi,
den uns unsere Kollegin Daniela Sonntag aus Thüringen jetzt erzählt.
Aber einer mit Happy End.
Es geht um den spektakulärsten Kunstraub in der DDR,
Ende 1979 in Gotha.
Es geht um fünf Alte Meister,
die verschollen waren und betrauert wurden, und dann wieder auftauchten,
40 Jahre später.
Nun sind sie zurückgekehrt an ihren Platz in Gotha, die alten Meister,
und können bestaunt werden.
Ihre abenteuerliche Geschichte aber ist noch immer nicht ganz aufgeklärt.
Sie glänzen, sie leuchten und sie sind wieder dort,
wo sie hingehören:
Die fünf Meisterwerke aus der Gotha Kunstsammlung,
jetzt Stars einer Ausstellung über Verlust und Rückkehr.
Als ich neun Jahre alt, sind die Bilder verschwunden.
Heute ist mein jüngster Sohn neun Jahre alt,
und ich kann ihm die Bilder wieder zeigen.
Das ist einmalig.
Eigentlich, sage ich mal, grenzt es schon fast an ein Wunder,
dass sie wirklich wieder gelandet sind.
Die Geschichte der fünf: filmreif.
1979, Gotha.
Nicht irgendein Kunstraub, der größte in der DDR.
Polizei und Stasi rekonstruieren zwar,
wie die Bilder im Wert von fünf Millionen DM
aus Schloss Friedenstein abgeseilt wurden, doch weiter nichts.
Rund 40 Jahre bleiben die Werke unter anderem von Frans Hals
und Hans Holbein verschollen,
bis sich 2018 bei Gothas Oberbürgermeister
der Rechtsanwalt einer Familie meldet.
Im Gepäck fünf Umschläge.
Als ich das erste Kuvert aufgemacht habe
und sah darin Farbfotografien der Gotha-Gemälde,
die eigentlich vorher noch keiner gesehen hat,
war mir klar, was ich in den Händen halte und mir war bewusst:
wenn du jetzt nicht zugreift, Knut, dann wird das nie was.
Es kommt heraus:
Die Bilder hängen offenbar über Jahre im Wohnzimmer
der westdeutschen Familie, vermittelt wohl einst von Rudi B.:
Mutmaßlicher Täter, Lokführer und DDR-Ausgereister
Nach einem Jahr Geheimverhandlungen der große Coup, in Berlin:
Da fuhr ein Transporter in den Hof,
und auf einmal wurden in Noppenfolie eingewickelte
fünf Pakete gebracht.
Und eigentlich hätte ich dann nur heulen können in diesem Moment,
weil der war so emotional.
Rudi B. - ein Einzeltäter oder nicht?
Vieles an der Geschichte, immer noch ein Rätsel.
Das erzählt auch die Ausstellung in Gotha.
Fakt ist nur:
der Umgang mit den Bildern war laienhaft -
Farbspritzer, Rahmen aus dem Baumarkt.
Von hinten waren diese Bilder dann mit Nägeln
in diesen Rahmen befestigt.
Und auch das tut natürlich eine Holztafel,
die 500 Jahre alt ist, nicht sonderlich gut.
Über Monate wurden sie nun durchleuchtet, restauriert,
mit alten Rahmen neu in Szene gesetzt
und, Überraschung: das Bildnis eines alten Mannes
könnte womöglich gar ein Rembrandt sein.
Die Forschung noch am Anfang.
Der Kunstraub hat nicht nur die Öffentlichkeit bestohlen,
sondern eben auch die Wissenschaft.
Es war über 40 Jahre lang nicht möglich,
sich mit diesen Kunstwerken zu befassen.
Die fünf geraubten sind zurück,
aber gut 70 Prozent der ehemaligen herzoglichen Sammlung
bleibt als Leerstelle an den Wänden.
Verschollen, verkauft oder verschleppt.
Die Geschichten von Verlust und Rückkehr noch bis August
nächstes Jahr in Gotha.
BS: Soviel von uns.
BS: Um 0.30 Uhr meldet sich Wulf Schmiese
mit unserem "heute journal:update"!
Einen schönen guten Abend und herzlich willkommen zum Wetter.
Eine ruhige Hochdruckwetterlage hat sich ausgebildet.
Es liegt an der Hochdruckbrücke, die von Osteuropa über Mitteleuropa
bis auf den Atlantik rausreicht.
Dabei hat sie ein Tief im Griff.
Das bewegt sich kaum vom Fleck.
Immer, wenn Tiefs hängen bleiben und über längere Zeit stationär sind,
bringen sie Extremwetter.
Das bringt 300 bis 400 Liter auf den Quadratmeter an Regen
bis Freitag in Süditalien.
Bei uns gibt es eine Kaltfront, die allmählich ostwärts zieht.
Die bringt in der Nacht ganz im Westen viele Wolken und Regen.
Nach Norden hin gibt es einzelne Gewitter, im Osten viele Wolken.
Richtung Bayern klart es auf und es bildet sich Nebel.
Bei 0 Grad kann es zu Reifglätte kommen.
Ansonsten nach Nordwesten hin milder bei 10 Grad.
Morgen im Tagesverlauf verlagert sich die Kaltfront langsam ostwärts
von den westdeutschen Mittelgebirgen über die norddeutsche Tiefebene,
bis nach Norden hin viele Wolken.
An der Ostsee auch Blitz und Donner.
Im Osten Deutschlands kommt die Sonne hervor.
So ähnlich wird es dann auch im Süden sein, wenn sich der Nebel auflöst.
Die Temperaturen erreichen Höchstwerte von 16 Grad
im Südwesten Deutschlands - 10 bis 15 Grad in den anderen Regionen.
In den nächsten Tagen bleibt es im Prinzip sonnig,
sofern sich der Nebel auflöst.
Ganz im Norden am Mittwoch viele Wolken bei 9 bis 17 Grad.
Ähnliche Temperaturen am Donnerstag, Freitag ein wenig milder.
Allerdings dann häufig mit Nebel, im Osten viel Sonnenschein.
Einen schönen Abend.