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2021 Tagesschau, nachtmagazin 05.10.2021, 00:22 Uhr - Facebook, Whats App und Instagram ungewöhnlich lange offline, Ex-Mitarbeiterin pack

nachtmagazin 05.10.2021, 00:22 Uhr - Facebook, Whats App und Instagram ungewöhnlich lange offline, Ex-Mitarbeiterin pack

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit dem nachtmagazin.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (05.10.2021)

Guten Abend. Ich begrüße Sie zum nachtmagazin.

Und heute vielleicht checken Sie auch nervös ihr Handy nebenbei.

Denn bis vor wenigen Minuten

ging gar nichts bei Facebook, Instagram und auch WhatsApp.

Und das nicht nur in Deutschland, sondern in weiten Teilen der Welt.

Insta ging eben wieder.

Facebook läuft auch langsam wieder an, WhatsApp aber ...

Nee, bei mir steht "verbinde".

Und das jetzt schon seit etwa sechs Stunden.

So einen langen Ausfall hat es noch nie gegeben.

Schwere Zeiten für Social-Media-Süchtige.

Marcus Schuler in San Francisco:

Was ist da los - ist das ein Hacker-Angriff?

Wenn ich auf mein Handy gucke, funktioniert WhatsApp wieder.

Aber was war los?

Das dürften sich Tausende Mitarbeitende gefragt haben.

Ein Hacker-Angriff gilt als unwahrscheinlich.

Es war wahrscheinlich ein Konfigurationsfehler.

Man landete nicht auf dem Server.

Aber kann nicht genau da ein Hacker angesetzt haben?

Das ist schwierig zu beurteilen.

Facebook hat seine Server um die Welt verteilt.

Menschliches Versagen könnte ein anderer Grund sein.

Aber auch interne Sabotage.

Der Ausfall hat ungewöhnlich lange gedauert.

Die Mitarbeiter konnten nicht mal E-Mails verschicken.

Was für Folgen hat dieser Systemabsturz?

Sieben Milliarden Dollar hat Zuckerberg an der Börse verloren.

Konkurrenten kriegen zahlreiche neue Nutzer.

Danke bis hierher, Marcus - wir sprechen gleich noch weiter.

Es läuft insgesamt nicht rund für Facebook und Zuckerberg.

Seit Wochen Vorwürfe, dass der Konzern Studien totschweigt:

Demnach kann die Bilderwelt bei Instagram

v.a. Teenager in Selbstzweifel und Depressionen stürzen.

Auch politisch wächst der Druck, v.a. in den USA.

Dort hat jetzt eine Ex-Mitarbeiterin ausgepackt.

Sie wirft dem Unternehmen auch vor, zu wenig gegen Hassrede

und Fake News zu unternehmen.

Entgegen aller Versprechen des Facebook-Chefs.

Am 6. Januar schaut die Welt zu, wie das Kapitol gestürmt wird.

Bilder, die schockieren, auch intern – bei Facebook.

Mark Zuckerberg schreibt an seine Mitarbeiter:

Das sei ein dunkler Moment, er sei traurig.

Im Mitarbeiterforum entspinnt sich eine Kontroverse:

"Wir haben lange Öl ins Feuer gegossen

und sollten jetzt nicht überrascht sein, dass es außer Kontrolle gerät."

Das schreibt ein Mitarbeiter.

Man habe genug von guten Gedanken der Unternehmensführung.

Viele gute Ideen würden abgeschmettert, sagt ein anderer.

Der Konzern könne viel mehr tun,

um Gewaltexzessen und Desinformation vorzubeugen:

Das sagt die Whistleblowerin

und ehemalige Mitarbeiterin Frances Haugen.

Mir wurde bewusst,

wie schlimm die Situation in verwundbaren Ländern ist:

Myanmar oder Äthiopien.

Dort stellt Facebook Profit über die Sicherheit

und tötet damit Menschen.

Menschen verlieren ihr Leben wegen dieser Entscheidung von Facebook.

Hunderte interne Dokumente sollen ihre Aussagen belegen.

Präsentationen, Analysen, Chatprotokolle –

die NDR, WDR und SZ einsehen konnten.

Darin eine hauseigene Studie

zur Wirkung von Facebook-Tochter Instagram.

Dort heißt es:

Die Plattform könne das Körperbild bei jedem dritten Mädchen

im Teenageralter verschlechtern.

Facebook wisse um Missstände – würde aber nicht genug tun.

Ich war schockiert,

wie dünn kritische Funktionen bei Facebook besetzt sind.

Gerade im Vergleich zu Firmen wie Google oder Pinterest

waren sie wesentlich schlechter ausgestattet.

Der Milliardenkonzern sieht das anders –

und steht trotzdem immer wieder in der Kritik.

Wegen Datenabfluss, Desinformation, Hassrede:

Technologie-Expertin Frederike Kaltheuner sagt:

Facebook stelle sich zu Unrecht

als neutrale Plattform und Spiegel der Gesellschaft dar:

Die Enthüllungen sind explosiv, weil sie diese Narrative widerlegen.

Auf der einen Seite sehen wir anhand interner Dokumente,

dass es einen Interessenkonflikt gibt:

Was gut wäre für die Gesellschaft, für die psychische Gesundheit,

für die Demokratie und die Profitinteressen der Firma.

Facebook wehrt sich gegen die Vorwürfe.

Vor dem Kongress betont das Unternehmen:

Die Instagram-Studie zeige auch, welche positive Effekte

die Plattform haben könne.

Insgesamt würden die Dokumente überinterpretiert.

Man gebe Milliarden aus,

um die Plattformen sicherer zu machen.

Whistleblowerin Frances Haugen will den Konzern nicht verteufeln.

Sie hofft, mit ihren Enthüllungen etwas zum Besseren zu wenden.

Noch mal zu Marcus Schuler in San Francisco:

Bringen diese Enthüllungen was oder perlt das an Mark Zuckerberg ab?

Das hat man mit jedem Skandal angenommen:

Dass sich was ändert.

2017 etwa, da hat man Besserung gelobt.

Es ist aber wenig passiert.

Teilweise sogar das Gegenteil, wie es manchmal scheint.

Vielleicht reißt der Politik der Geduldsfaden mit Zuckerberg.

Trotzdem wächst das Unternehmen.

Vielen Dank.

Wirkliche Backstage-Informationen aus den Sondierungsgesprächen

können wir auch im nachtmagazin nicht bieten.

Bisher halten alle dicht.

Aber immerhin haben wir diesen coolen Blick hinter die Kulissen.

So sieht das von der Rückseite aus, wenn SPD und Grüne

in Form von Klingbeil, Baerbock und Habeck vor die Presse treten.

Die drei wirkten gut gelaunt gestern.

Dass SPD und Grüne gut miteinander können, ist da nicht Neues.

Aber für die Ampel braucht's nicht nur Rot und Grün,

sondern auch noch Gelb.

Und ob Grüne und FDP in einer Regierung zusammenpassen?

Bei der Grünen Jugend in Karlsruhe haben manche Bedenken.

Trifft die Grüne Jugend in Karlsruhe sich gerade zum Abhängen,

ist damit das gemeint:

Abhängen von Plakaten.

1700 Stück haben sie in Karlsruhe verteilt,

die müssen wieder runter.

Wo noch welche hängen?

Eine App soll die Suche erleichtern, denn hier sind alle ... fertig!

War 'n anstrengender Wahlkampf, viel Arbeit, viel Gegenwind,

mit dem wir umgehen lernen mussten.

In Berlin laufen erste Sondierungsgespräche,

sowohl für Jamaika, als auch für Ampel.

Die Ampel ist in den möglichen Konstellationen die bessere Option.

Ob wir aber damit zufrieden sind, ist 'ne andere Frage.

Denn v.a. beim gelben Partner, der FDP, ruckele es hier und da.

Eine Sorge ist ...

... dass die FDP doch mehr zu sagen bekommt als wir ihnen wünschen.

Ich wünsche mir, dass die Grünen mehr Macht bekommen.

Beim Klimaschutz liegen Grüne und FDP auseinander.

Dass sie aber gut miteinander auskommen können,

erlebte Moritz Gimpel-Henning selbst:

Beim Austausch mit der FDP-Jugendorganisation, den Julis.

In Karlsruhe kennen wir die Julis gut.

Wir schreiben manchmal mit Anton.

Ich sehe bei den Julis auch viel Wunsch nach 'nem Politikwechsel.

Ich seh schon verbindende Elemente.

Weiter abhängen, jetzt vorm Bildschirm.

Während die Parteien in Berlin zusammensitzen,

vernetzt sich die Grüne Jugend digital.

Hui, die Teilnehmerzahlen steigen ja rasant!

... auf 300 Teilnehmende aus ganz Deutschland.

Sie wollen auch über Erwartungen ans Sondierungsteam sprechen.

Natürlich dürfen sie im Klimaschutz nicht lockerlassen,

das ist unser Hauptthema.

Da dürfen wir uns nicht abbringen lassen.

Gerade die Grünen müssen das durchsetzen.

Klimarettung, Kohleausstieg –

all das dürfte die Bundespartei in Berlin auch im Blick haben.

Und doch sieht Janina Jakob Unterschiede zur Grünen Jugend.

Dass wir noch etwas aktivistischer sind, würde ich sagen.

Wir fordern oft noch mehr.

Ich glaub, wir sind noch nicht ganz so in der Realität angekommen,

wir haben noch mehr Träume.

Dabei bringt die Realität schon erste Erfolge:

Die Kandidatin der Grünen Jugend in Karlsruhe

hat es per Direktmandat in den Bundestag geschafft.

Mal sehen, wie viel Traum und Realität

in knapp elf Stunden drin stecken:

Wenn sich Grüne und Union in Berlin zur Sondierung treffen.

Für Armin Laschet wäre Jamaika mit Grünen und FDP

die einzige Möglichkeit, noch Kanzler werden.

Es bleibt spannend.

Der Klimaschutz wird ein beherrschendes Thema werden

bei den Koalitionsverhandlungen:

Egal, ob unter Führung von Union oder SPD.

Und dann dürfte es auch ums Fliegen gehen.

Klimaschutz und Fliegen sind quasi ein Widerspruch in sich.

Müssen sie aber in Zukunft vielleicht nicht mehr sein:

In Werlte im Emsland wird nun klimaneutrales Kerosin produziert.

Noch ist das neue Flugzeugbenzin sehr teuer -

und noch gibt's viel zu wenig davon.

Zwei Kilometer Rohre, sechs Kilometer Leitungen -

dahinter verbirgt sich eine Weltneuheit:

Die erste Anlage,

die CO2-neutralen, synthetischen Flugzeug-Kraftstoff herstellen kann.

Unser Kerosin ist vollständig CO2-neutral.

Beim Verbrennen emittiert es nur so viel CO2,

wie es bei der Herstellung der Atmosphäre entzog.

Die Produktion läuft in zwei Schritten:

Aus Wasser und Strom von Windrädern wird Wasserstoff hergestellt –

mithilfe eines chemischen Prozesses.

Dann wird Kohlendioxid

aus einer Biogasanlage und der Umgebungsluft dazugegeben.

Daraus wird das flüssige Kerosin hergestellt.

Forscher begrüßen das Projekt,

auch wenn Fliegen allein durch E-Kerosin nicht klimaneutral werde.

Der Effekt des Fliegens beschränkt sich ja nicht nur auf CO2.

Sondern der Klimaeffekt ist zweimal, vielleicht dreimal so stark

durch die Entwicklung der Kondensstreifen.

Insofern ist es wichtig, dass wir langfristig

mehr CO2 aus der Atmosphäre holen als wir hineinemittieren.

Noch ist die Produktion sehr teuer.

Was pro Tag produziert wird, reicht für keine Flugstunde.

Doch erste potenzielle Kunden gibt es schon -

Lufthansa und DHL z.B.

Sie kündigten an, die Technik nutzen zu wollen,

hoffen deshalb auf mehr und größere Anlagen.

Die Politik will die Technik fördern, mit Geld und Gesetzen.

Diese beiden sind extrem schlaue Köpfe.

Seit heute steht fest:

Die US-Forscher David Julius und Ardem Patapoutian

bekommen den Nobelpreis für Medizin.

Und zwar für eine Forschung, die wir jeden Tag fühlen.

Die beiden haben die Rezeptoren entdeckt,

mit denen wir Wärme, Kälte und Berührungen wahrnehmen.

Mit dem Wissen um diese Rezeptoren können hoffentlich bald

Behandlungen für verschiedene Krankheiten entwickelt werden.

Etwa gegen chronische Schmerzen.

In Kalifornien ist es 2 Uhr, als David Julius den Anruf bekommt,

aber nicht vom Nobelpreiskomitee.

Ich hab geschlafen, dann piepste mein Telefon.

Ein Verwandter war vom Komitee angerufen worden.

Sie suchten nach meiner Telefonnummer.

Ich dachte, es sei ein Streich.

Auch der zweite Preisträger, Ardem Patapoutian, lebt in Kalifornien.

Er hatte auf seinem Telefon

die "Nicht stören"-Funktion aktiviert.

Sie fanden meinen Vater, der 92 ist und in L.A. lebt.

So hab ich es von ihm erfahren, das ist sehr besonders für mich.

In Stockholm verkündete das Nobelkomitee

die überraschende Nachricht.

Die Wissenschaftler werden ausgezeichnet für ihre Forschung,

warum Menschen Wärme und Berührung fühlen.

Wir sehen das als eine grundlegende physiologische Entdeckung.

Vielleicht noch nicht ausreichend für medizinische Anwendungen.

Aber sie könnte bei der Entwicklung von Medikamenten

zur Behandlung von chronischen Schmerzen helfen.

Julius arbeitet an der Universität von Kalifornien

mit einem Wirkstoff der Chili-Schote.

Auf diesen Stoff reagieren menschliche Zellen wie auf Hitze.

Kanäle auf der Zelloberfläche gehen auf.

Ionen strömen in die Zelle, ein Signal wird weitergegeben.

Patapoutian konnte zeigen, dass sich Kanäle auf der Haut öffnen,

wenn Druck auf sie ausgeübt wird.

Die Information wird ans Gehirn weitergeleitet.

Das bündelt alle Eindrücke, die auf der Haut gesammelt werden.

So wissen wir, wie sich etwas anfühlt.

Wir verstehen so Dinge, die als selbstverständlich gelten.

Das gilt v.a. für den Tastsinn.

Wir wissen,

wenn wir etwas Heißes oder Kaltes anfassen oder was Scharfes essen.

Aber wir denken nicht daran, wie das funktioniert.

Der glückliche Grundlagenforscher hofft nun auf medizinischen Nutzen,

etwa für Schmerzpatienten.

Dass öffentliche Projekte teurer werden als geplant,

daran haben wir uns ja schon gewöhnt.

Aber die Runderneuerung des Segelschulschiffs Gorch Fock

sprengte da so manche Dimension.

Anfangs hieß es, die Sanierung würde 10 Millionen Euro kosten

und ein, bis zwei Jahre dauern.

Am Ende dauerte sie sechs Jahre und verschlang 135 Millionen,

mehr als 13-mal so viel wie geplant.

Heute nahm die ganze Geschichte ein gutes Ende.

Die Gorch Fock ist zurück im Heimathafen Kiel.

Und mit ihr die stolze Stammbesatzung.

Nur noch wenige Seemeilen,

dann ist die Gorch Fock zurück im Kieler Heimathafen.

Salutschüsse zur Begrüßung.

* Schuss *

An Bord sind Offiziersanwärter, darunter auch sein Sohn.

Der ist gerade neu auf der Gorch Fock

und geht demnächst auf große Reise.

Und wenn die Gorch Fock da ist, ist natürlich ein Highlight.

Wir freuen uns richtig.

Sechs Jahre dauerte die Instandsetzung

des Segelschulschiffs der Marine.

Ein Großteil der Besatzungsmitglieder kennt den Segler nur aus dem Dock.

Davon haben nur 28 Personen die Werftzeit mitgemacht

und sind schon vorher dort gefahren.

Alle anderen sind mehr oder weniger neu.

Sie sind mit dem Schiff bisher nicht gefahren oder gesegelt.

Die fiebern dem Moment entgegen, wenn es an das geht,

was das Schiff ausmacht - das Segeln.

Pannen und Verzögerungen überschatteten die Sanierung.

Mit 135 statt 10 Mio. Euro wurde sie deutlich teurer als erwartet.

Viele fragen, hätte man nicht ein neues Schiff bauen können.

Aber die Gorch Fock ist ein besonderes Schiff.

Sie steht auch für einen besonderen Teil

unserer Geschichte in Deutschland.

Viel Zeit wird er mit seinem Sohn nicht haben.

In wenigen Tagen läuft die Gorch Fock Richtung Ostsee aus.

Der Herbst ist da.

Wenn die Sonne untergeht,

gibt das abends dieses ganz besonders schöne Licht.

Aber nur, wenn's vorher nicht zu wolkig war.

Wie's morgen wolkentechnisch aussieht?

Unsere Wettervorhersage:

Am häufigsten, mitunter kräftig, regnet es nach Mitternacht

von Baden-Württemberg über die Mitte bis nach Brandenburg.

Am Tag regnet es im Osten zeitweise, sonst zunächst meist trocken.

Mitunter kommt die Sonne zum Vorschein.

Nachmittags regnet es auch im Westen gebietsweise.

Das war das nachtmagazin.

Carl-Georg Salzwedel hat gegen 2.10 Uhr die nächste tagesschau.

Danke fürs Dranbleiben.

Ihnen eine angenehme Nacht.

Copyright Untertitel: NDR 2021


nachtmagazin 05.10.2021, 00:22 Uhr - Facebook, Whats App und Instagram ungewöhnlich lange offline, Ex-Mitarbeiterin pack nachtmagazin 05.10.2021, 00:22 Uhr - Facebook, Whats App and Instagram offline for unusually long time, ex-employee pack

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit dem nachtmagazin.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (05.10.2021)

Guten Abend. Ich begrüße Sie zum nachtmagazin.

Und heute vielleicht checken Sie auch nervös ihr Handy nebenbei.

Denn bis vor wenigen Minuten

ging gar nichts bei Facebook, Instagram und auch WhatsApp.

Und das nicht nur in Deutschland, sondern in weiten Teilen der Welt.

Insta ging eben wieder.

Facebook läuft auch langsam wieder an, WhatsApp aber ...

Nee, bei mir steht "verbinde".

Und das jetzt schon seit etwa sechs Stunden.

So einen langen Ausfall hat es noch nie gegeben.

Schwere Zeiten für Social-Media-Süchtige.

Marcus Schuler in San Francisco:

Was ist da los - ist das ein Hacker-Angriff?

Wenn ich auf mein Handy gucke, funktioniert WhatsApp wieder.

Aber was war los?

Das dürften sich Tausende Mitarbeitende gefragt haben.

Ein Hacker-Angriff gilt als unwahrscheinlich.

Es war wahrscheinlich ein Konfigurationsfehler.

Man landete nicht auf dem Server.

Aber kann nicht genau da ein Hacker angesetzt haben?

Das ist schwierig zu beurteilen.

Facebook hat seine Server um die Welt verteilt.

Menschliches Versagen könnte ein anderer Grund sein.

Aber auch interne Sabotage.

Der Ausfall hat ungewöhnlich lange gedauert.

Die Mitarbeiter konnten nicht mal E-Mails verschicken.

Was für Folgen hat dieser Systemabsturz?

Sieben Milliarden Dollar hat Zuckerberg an der Börse verloren.

Konkurrenten kriegen zahlreiche neue Nutzer.

Danke bis hierher, Marcus - wir sprechen gleich noch weiter.

Es läuft insgesamt nicht rund für Facebook und Zuckerberg.

Seit Wochen Vorwürfe, dass der Konzern Studien totschweigt:

Demnach kann die Bilderwelt bei Instagram

v.a. Teenager in Selbstzweifel und Depressionen stürzen.

Auch politisch wächst der Druck, v.a. in den USA.

Dort hat jetzt eine Ex-Mitarbeiterin ausgepackt.

Sie wirft dem Unternehmen auch vor, zu wenig gegen Hassrede

und Fake News zu unternehmen.

Entgegen aller Versprechen des Facebook-Chefs.

Am 6. Januar schaut die Welt zu, wie das Kapitol gestürmt wird.

Bilder, die schockieren, auch intern – bei Facebook.

Mark Zuckerberg schreibt an seine Mitarbeiter:

Das sei ein dunkler Moment, er sei traurig.

Im Mitarbeiterforum entspinnt sich eine Kontroverse:

"Wir haben lange Öl ins Feuer gegossen

und sollten jetzt nicht überrascht sein, dass es außer Kontrolle gerät."

Das schreibt ein Mitarbeiter.

Man habe genug von guten Gedanken der Unternehmensführung.

Viele gute Ideen würden abgeschmettert, sagt ein anderer.

Der Konzern könne viel mehr tun,

um Gewaltexzessen und Desinformation vorzubeugen:

Das sagt die Whistleblowerin

und ehemalige Mitarbeiterin Frances Haugen.

Mir wurde bewusst,

wie schlimm die Situation in verwundbaren Ländern ist:

Myanmar oder Äthiopien.

Dort stellt Facebook Profit über die Sicherheit

und tötet damit Menschen.

Menschen verlieren ihr Leben wegen dieser Entscheidung von Facebook.

Hunderte interne Dokumente sollen ihre Aussagen belegen.

Präsentationen, Analysen, Chatprotokolle –

die NDR, WDR und SZ einsehen konnten.

Darin eine hauseigene Studie

zur Wirkung von Facebook-Tochter Instagram.

Dort heißt es:

Die Plattform könne das Körperbild bei jedem dritten Mädchen

im Teenageralter verschlechtern.

Facebook wisse um Missstände – würde aber nicht genug tun.

Ich war schockiert,

wie dünn kritische Funktionen bei Facebook besetzt sind.

Gerade im Vergleich zu Firmen wie Google oder Pinterest

waren sie wesentlich schlechter ausgestattet.

Der Milliardenkonzern sieht das anders –

und steht trotzdem immer wieder in der Kritik.

Wegen Datenabfluss, Desinformation, Hassrede:

Technologie-Expertin Frederike Kaltheuner sagt:

Facebook stelle sich zu Unrecht

als neutrale Plattform und Spiegel der Gesellschaft dar:

Die Enthüllungen sind explosiv, weil sie diese Narrative widerlegen.

Auf der einen Seite sehen wir anhand interner Dokumente,

dass es einen Interessenkonflikt gibt:

Was gut wäre für die Gesellschaft, für die psychische Gesundheit,

für die Demokratie und die Profitinteressen der Firma.

Facebook wehrt sich gegen die Vorwürfe.

Vor dem Kongress betont das Unternehmen:

Die Instagram-Studie zeige auch, welche positive Effekte

die Plattform haben könne.

Insgesamt würden die Dokumente überinterpretiert.

Man gebe Milliarden aus,

um die Plattformen sicherer zu machen.

Whistleblowerin Frances Haugen will den Konzern nicht verteufeln.

Sie hofft, mit ihren Enthüllungen etwas zum Besseren zu wenden.

Noch mal zu Marcus Schuler in San Francisco:

Bringen diese Enthüllungen was oder perlt das an Mark Zuckerberg ab?

Das hat man mit jedem Skandal angenommen:

Dass sich was ändert.

2017 etwa, da hat man Besserung gelobt.

Es ist aber wenig passiert.

Teilweise sogar das Gegenteil, wie es manchmal scheint.

Vielleicht reißt der Politik der Geduldsfaden mit Zuckerberg.

Trotzdem wächst das Unternehmen.

Vielen Dank.

Wirkliche Backstage-Informationen aus den Sondierungsgesprächen

können wir auch im nachtmagazin nicht bieten.

Bisher halten alle dicht.

Aber immerhin haben wir diesen coolen Blick hinter die Kulissen.

So sieht das von der Rückseite aus, wenn SPD und Grüne

in Form von Klingbeil, Baerbock und Habeck vor die Presse treten.

Die drei wirkten gut gelaunt gestern.

Dass SPD und Grüne gut miteinander können, ist da nicht Neues.

Aber für die Ampel braucht's nicht nur Rot und Grün,

sondern auch noch Gelb.

Und ob Grüne und FDP in einer Regierung zusammenpassen?

Bei der Grünen Jugend in Karlsruhe haben manche Bedenken.

Trifft die Grüne Jugend in Karlsruhe sich gerade zum Abhängen,

ist damit das gemeint:

Abhängen von Plakaten.

1700 Stück haben sie in Karlsruhe verteilt,

die müssen wieder runter.

Wo noch welche hängen?

Eine App soll die Suche erleichtern, denn hier sind alle ... fertig!

War 'n anstrengender Wahlkampf, viel Arbeit, viel Gegenwind,

mit dem wir umgehen lernen mussten.

In Berlin laufen erste Sondierungsgespräche,

sowohl für Jamaika, als auch für Ampel.

Die Ampel ist in den möglichen Konstellationen die bessere Option.

Ob wir aber damit zufrieden sind, ist 'ne andere Frage.

Denn v.a. beim gelben Partner, der FDP, ruckele es hier und da. Because especially with the yellow partner, the FDP, it jerks here and there.

Eine Sorge ist ...

... dass die FDP doch mehr zu sagen bekommt als wir ihnen wünschen.

Ich wünsche mir, dass die Grünen mehr Macht bekommen.

Beim Klimaschutz liegen Grüne und FDP auseinander.

Dass sie aber gut miteinander auskommen können,

erlebte Moritz Gimpel-Henning selbst:

Beim Austausch mit der FDP-Jugendorganisation, den Julis.

In Karlsruhe kennen wir die Julis gut.

Wir schreiben manchmal mit Anton.

Ich sehe bei den Julis auch viel Wunsch nach 'nem Politikwechsel.

Ich seh schon verbindende Elemente.

Weiter abhängen, jetzt vorm Bildschirm.

Während die Parteien in Berlin zusammensitzen,

vernetzt sich die Grüne Jugend digital.

Hui, die Teilnehmerzahlen steigen ja rasant!

... auf 300 Teilnehmende aus ganz Deutschland.

Sie wollen auch über Erwartungen ans Sondierungsteam sprechen.

Natürlich dürfen sie im Klimaschutz nicht lockerlassen,

das ist unser Hauptthema.

Da dürfen wir uns nicht abbringen lassen.

Gerade die Grünen müssen das durchsetzen.

Klimarettung, Kohleausstieg –

all das dürfte die Bundespartei in Berlin auch im Blick haben.

Und doch sieht Janina Jakob Unterschiede zur Grünen Jugend.

Dass wir noch etwas aktivistischer sind, würde ich sagen.

Wir fordern oft noch mehr.

Ich glaub, wir sind noch nicht ganz so in der Realität angekommen,

wir haben noch mehr Träume.

Dabei bringt die Realität schon erste Erfolge:

Die Kandidatin der Grünen Jugend in Karlsruhe

hat es per Direktmandat in den Bundestag geschafft.

Mal sehen, wie viel Traum und Realität

in knapp elf Stunden drin stecken:

Wenn sich Grüne und Union in Berlin zur Sondierung treffen.

Für Armin Laschet wäre Jamaika mit Grünen und FDP

die einzige Möglichkeit, noch Kanzler werden.

Es bleibt spannend.

Der Klimaschutz wird ein beherrschendes Thema werden

bei den Koalitionsverhandlungen:

Egal, ob unter Führung von Union oder SPD.

Und dann dürfte es auch ums Fliegen gehen.

Klimaschutz und Fliegen sind quasi ein Widerspruch in sich.

Müssen sie aber in Zukunft vielleicht nicht mehr sein:

In Werlte im Emsland wird nun klimaneutrales Kerosin produziert.

Noch ist das neue Flugzeugbenzin sehr teuer -

und noch gibt's viel zu wenig davon.

Zwei Kilometer Rohre, sechs Kilometer Leitungen -

dahinter verbirgt sich eine Weltneuheit:

Die erste Anlage,

die CO2-neutralen, synthetischen Flugzeug-Kraftstoff herstellen kann.

Unser Kerosin ist vollständig CO2-neutral.

Beim Verbrennen emittiert es nur so viel CO2,

wie es bei der Herstellung der Atmosphäre entzog.

Die Produktion läuft in zwei Schritten:

Aus Wasser und Strom von Windrädern wird Wasserstoff hergestellt –

mithilfe eines chemischen Prozesses.

Dann wird Kohlendioxid

aus einer Biogasanlage und der Umgebungsluft dazugegeben.

Daraus wird das flüssige Kerosin hergestellt.

Forscher begrüßen das Projekt,

auch wenn Fliegen allein durch E-Kerosin nicht klimaneutral werde.

Der Effekt des Fliegens beschränkt sich ja nicht nur auf CO2.

Sondern der Klimaeffekt ist zweimal, vielleicht dreimal so stark

durch die Entwicklung der Kondensstreifen.

Insofern ist es wichtig, dass wir langfristig

mehr CO2 aus der Atmosphäre holen als wir hineinemittieren.

Noch ist die Produktion sehr teuer.

Was pro Tag produziert wird, reicht für keine Flugstunde.

Doch erste potenzielle Kunden gibt es schon -

Lufthansa und DHL z.B.

Sie kündigten an, die Technik nutzen zu wollen,

hoffen deshalb auf mehr und größere Anlagen.

Die Politik will die Technik fördern, mit Geld und Gesetzen.

Diese beiden sind extrem schlaue Köpfe.

Seit heute steht fest:

Die US-Forscher David Julius und Ardem Patapoutian

bekommen den Nobelpreis für Medizin.

Und zwar für eine Forschung, die wir jeden Tag fühlen.

Die beiden haben die Rezeptoren entdeckt,

mit denen wir Wärme, Kälte und Berührungen wahrnehmen.

Mit dem Wissen um diese Rezeptoren können hoffentlich bald

Behandlungen für verschiedene Krankheiten entwickelt werden.

Etwa gegen chronische Schmerzen.

In Kalifornien ist es 2 Uhr, als David Julius den Anruf bekommt,

aber nicht vom Nobelpreiskomitee.

Ich hab geschlafen, dann piepste mein Telefon.

Ein Verwandter war vom Komitee angerufen worden.

Sie suchten nach meiner Telefonnummer.

Ich dachte, es sei ein Streich.

Auch der zweite Preisträger, Ardem Patapoutian, lebt in Kalifornien.

Er hatte auf seinem Telefon

die "Nicht stören"-Funktion aktiviert.

Sie fanden meinen Vater, der 92 ist und in L.A. lebt.

So hab ich es von ihm erfahren, das ist sehr besonders für mich.

In Stockholm verkündete das Nobelkomitee

die überraschende Nachricht.

Die Wissenschaftler werden ausgezeichnet für ihre Forschung,

warum Menschen Wärme und Berührung fühlen.

Wir sehen das als eine grundlegende physiologische Entdeckung.

Vielleicht noch nicht ausreichend für medizinische Anwendungen.

Aber sie könnte bei der Entwicklung von Medikamenten

zur Behandlung von chronischen Schmerzen helfen.

Julius arbeitet an der Universität von Kalifornien

mit einem Wirkstoff der Chili-Schote.

Auf diesen Stoff reagieren menschliche Zellen wie auf Hitze.

Kanäle auf der Zelloberfläche gehen auf.

Ionen strömen in die Zelle, ein Signal wird weitergegeben.

Patapoutian konnte zeigen, dass sich Kanäle auf der Haut öffnen,

wenn Druck auf sie ausgeübt wird.

Die Information wird ans Gehirn weitergeleitet.

Das bündelt alle Eindrücke, die auf der Haut gesammelt werden.

So wissen wir, wie sich etwas anfühlt.

Wir verstehen so Dinge, die als selbstverständlich gelten.

Das gilt v.a. für den Tastsinn.

Wir wissen,

wenn wir etwas Heißes oder Kaltes anfassen oder was Scharfes essen.

Aber wir denken nicht daran, wie das funktioniert.

Der glückliche Grundlagenforscher hofft nun auf medizinischen Nutzen,

etwa für Schmerzpatienten.

Dass öffentliche Projekte teurer werden als geplant,

daran haben wir uns ja schon gewöhnt.

Aber die Runderneuerung des Segelschulschiffs Gorch Fock

sprengte da so manche Dimension.

Anfangs hieß es, die Sanierung würde 10 Millionen Euro kosten

und ein, bis zwei Jahre dauern.

Am Ende dauerte sie sechs Jahre und verschlang 135 Millionen,

mehr als 13-mal so viel wie geplant.

Heute nahm die ganze Geschichte ein gutes Ende.

Die Gorch Fock ist zurück im Heimathafen Kiel.

Und mit ihr die stolze Stammbesatzung.

Nur noch wenige Seemeilen,

dann ist die Gorch Fock zurück im Kieler Heimathafen.

Salutschüsse zur Begrüßung.

* Schuss *

An Bord sind Offiziersanwärter, darunter auch sein Sohn.

Der ist gerade neu auf der Gorch Fock

und geht demnächst auf große Reise.

Und wenn die Gorch Fock da ist, ist natürlich ein Highlight.

Wir freuen uns richtig.

Sechs Jahre dauerte die Instandsetzung

des Segelschulschiffs der Marine.

Ein Großteil der Besatzungsmitglieder kennt den Segler nur aus dem Dock.

Davon haben nur 28 Personen die Werftzeit mitgemacht

und sind schon vorher dort gefahren.

Alle anderen sind mehr oder weniger neu.

Sie sind mit dem Schiff bisher nicht gefahren oder gesegelt.

Die fiebern dem Moment entgegen, wenn es an das geht,

was das Schiff ausmacht - das Segeln.

Pannen und Verzögerungen überschatteten die Sanierung.

Mit 135 statt 10 Mio. Euro wurde sie deutlich teurer als erwartet.

Viele fragen, hätte man nicht ein neues Schiff bauen können.

Aber die Gorch Fock ist ein besonderes Schiff.

Sie steht auch für einen besonderen Teil

unserer Geschichte in Deutschland.

Viel Zeit wird er mit seinem Sohn nicht haben.

In wenigen Tagen läuft die Gorch Fock Richtung Ostsee aus.

Der Herbst ist da.

Wenn die Sonne untergeht,

gibt das abends dieses ganz besonders schöne Licht.

Aber nur, wenn's vorher nicht zu wolkig war.

Wie's morgen wolkentechnisch aussieht? How's the clouds looking like tomorrow?

Unsere Wettervorhersage:

Am häufigsten, mitunter kräftig, regnet es nach Mitternacht

von Baden-Württemberg über die Mitte bis nach Brandenburg.

Am Tag regnet es im Osten zeitweise, sonst zunächst meist trocken.

Mitunter kommt die Sonne zum Vorschein.

Nachmittags regnet es auch im Westen gebietsweise.

Das war das nachtmagazin.

Carl-Georg Salzwedel hat gegen 2.10 Uhr die nächste tagesschau.

Danke fürs Dranbleiben.

Ihnen eine angenehme Nacht.

Copyright Untertitel: NDR 2021