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2021 Tagesschau, tagesthemen 01.10.2021, 21:45 Uhr - Grün-Gelb sondieren in größerer Runde, Berliner Wahlchaos offenbart immer mehr Panne

tagesthemen 01.10.2021, 21:45 Uhr - Grün-Gelb sondieren in größerer Runde, Berliner Wahlchaos offenbart immer mehr Panne

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (01.10.2021)

Heute im Studio: Ingo Zamperoni

Mit Sprachbildern zu hantieren, ist so eine Sache:

Sie müssen sitzen.

Wenn sie schief sind, könnte es zu Verständnis-Problemen kommen.

Das gilt besonders für Politiker in einer Phase,

in der jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird.

Aber die Formulierung von Grünen-Chef Robert Habeck

nach der zweiten Annäherungs-Runde von FDP und Grünen war verständlich:

Wenn man die Schraube schräg einsetzt,

wird sie nie wieder gerade.

Der Einstieg ist laut Habeck aber gelungen.

Wie viele Umdrehungen ihnen noch gelingen werden:

Das muss sich noch zeigen.

Sie haben noch dicke Bretter zu bohren

bis zu einem Koalitionsvertrag.

Ein sonniger Freitag in Berlin.

Eine schöne Gelegenheit, mal wieder in den Zoo zu gehen.

Oder man schaut auf der anderen Straßenseite vorbei.

Hier gibt es auch was zu sehen.

Drei Parteichefs, hohe Tiere aus der Politik,

die über die Zukunft sprechen.

Gute Laune. Große Worte.

Wir fühlen uns beauftragt,

in Deutschland einen Aufbruch zu organisieren.

Das ist ein historischer Moment in unserer Gesellschaft.

Weil es eine Politik voraussetzt,

die nicht auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zielt.

FDP und Grüne sehen sich zusammen als modernen Kern einer Regierung.

Fangen wir vorne an:

Am Morgen trudeln die Sondierungsgruppen ein.

Kein Selfie heute – es wäre wohl eng geworden.

20 Personen sind dabei.

Der grüne Fraktionschef hatte vorher ein Interview gegeben.

Es lässt sich so deuten,

dass ein Tempolimit keine Bedingung für eine neue Regierung sein muss.

Mehr ist über Inhalte nicht zu erfahren.

Ab 11 Uhr sitzen alle in einem Raum.

Ein nüchterner Neubau, kein Balkon.

Nichts dringt nach draußen.

Zwei Stunden später: ein Befund zwischen Philosophie und Baumarkt.

Wichtig ist, in einen Prozess reinzukommen.

Wenn man die Schraube schräg einsetzt,

wird sie nie wieder gerade.

Diese Schraube ist sehr gerade eingesetzt worden.

Gerne würde man erfahren, welche Bretter

hinter der Glasfassade schon gebohrt oder angebohrt wurden.

Schöner Versuch. Nur so viel:

Im Bereich des Klimaschutzes und der Finanzen

gibt es Unterschiede.

Jetzt geht es darum, diese Brücken zu suchen.

Der Prozess hat in guter Atmosphäre begonnen.

Er ist allerdings nicht abgeschlossen.

Reihum treten Baerbock, Habeck und Lindner nach vorne,

um Fragen nicht zu beantworten.

Z.B., wie es nach den Gesprächen weitergeht.

Wir sind heute schmallippig.

Auch dazu können wir nichts weiteres sagen.

Die bilateralen Gespräche ziehen sich in die nächste Woche.

Sie können sicher sein, dass wir viele Dinge im Blick haben.

Aber dass wir nicht alles, was wir besprochen haben,

schon öffentlich mitteilen können.

Wir können Vertraulichkeit:

Das ist die Botschaft, die Grüne und FDP

an diesem Vorsondierungsfreitag senden wollen.

Darüber habe ich kurz vor der Sendung

mit der stellvertretenden Grünen-Fraktions-Chefin gesprochen.

Sie ist Teil des Sondierungs-Teams: Agnieszka Brugger in Berlin.

Guten Abend, Frau Brugger.

Guten Abend, Herr Zamperoni.

Wie fühlt es sich an, es in der Hand zu haben,

wer der nächste Kanzler wird?

Es fühlt sich sehr gut an, dass wir in diese ersten Gespräche

mit einer großen Sachorientierung eingestiegen sind.

Mit einer Verantwortung für das ganze Land.

Wissend um die großen Herausforderungen.

Dass wir die Fehler bei den Jamaika-Sondierungen vor vier Jahren

nicht wiederholen.

Sondern respektvoll Gemeinsamkeiten ausloten.

Sie sprechen 2017 an:

Sie scheinen ja in Leidenschaft füreinander entbrannt zu sein.

Von historischem Moment war die Rede.

Gibt's da gar keine Narben, als die FDP Jamaika platzen ließ?

Es gibt noch Erinnerungen an die vielen Durchstechereien.

Den nicht vertrauensvollen Umgang miteinander.

Diesmal wollen wir es alle besser machen.

Wir Grüne waren schon vor vier Jahren bereit.

Das hat damals nicht geklappt.

Das waren vier verlorene Jahre für den Klimaschutz.

Jetzt haben wir die Möglichkeit für einen neuen Aufbruch.

Für einen moderneren Staat.

Da gibt es viel zu tun, es ist viel liegen geblieben.

Deshalb ist es wichtig,

diese Gespräche in so einem guten Geist zu führen.

Da ist also 'ne Menge Wille dabei.

Heute ging es nicht mehr nur ums Beschnuppern.

Welche inhaltliche Annäherung gab es?

Z.B. bei Steuern oder Klimaschutz?

Es wird gut gehütet, was konkret besprochen wurde.

Es gibt weniger Spektakel als vor vier Jahren.

Das ist richtig so.

Nur eine Andeutung, in welche Richtung es geht:

Können Sie uns da etwas geben?

Wir können ja auch in die Wahlprogramme schauen:

Da gibt es große Gemeinsamkeiten

bei Themen wie Bürgerrechten, Digitalisierung.

Beteiligung von Bürgern an politischen Entscheidungen.

Es gibt aber viel zu diskutieren über Klimapolitik.

Oder wenn es um nachhaltige Finanzen geht.

Da müssen gemeinsame Wege ausgelotet werden.

Rote Linien gibt es keine mehr?

Selbst das Tempolimit ist wohl keine heilige Kuh mehr bei den Grünen.

Vor vier Jahren bei den Jamaika-Verhandlungen

haben wir gesehen:

Da sagte man über die Presse dem anderen, was er tun muss.

Das hat nicht zum Erfolg geführt.

Das Tempolimit ist für uns Grüne natürlich sehr wichtig.

Die Sondierungen sind aber keine Koalition-Verhandlungen.

Darüber werden wir weiter in einen ernsthaften Dialog gehen.

Aber wenn Sie das Tempolimit nicht hinbekommen:

Wie wollen Sie da einen früheren Kohleausstieg hinbekommen?

Alle Parteien haben erklärt,

dass ihnen die Klimaschutzziele wichtig sind.

Wir waren uns sehr uneinig über die Wege dahin.

Aber wegen der Dringlichkeit bin ich beim Thema Klimaschutz

sehr zuversichtlich, dass man sich auf einen Kurs einigen kann.

Das Tempolimit ist auch noch lange nicht abgeräumt.

Wir sind ja noch nicht in Koalitions-Verhandlungen.

Es kommt nicht nur auf die Grünen an:

Was macht Sie so sicher, dass die SPD mitmacht,

was sie jetzt mit der FDP ausmachen?

Das kann man niemals wissen.

Das sind erst mal nur Verabredungen.

Wir wollen mit einer gemeinsamen Linie in die Gespräche

mit den anderen Parteien gehen.

Es gibt große Schnittmengen zwischen den Grünen und der SPD.

Besonders bei sozialen Fragen.

Die werden wir weiter besprechen.

Deshalb ist noch nicht in Stein gemeißelt,

was in dieser ersten Woche besprochen wurde.

Wir müssen respektvoll gemeinsame Wege und Ideen ausloten.

Es bliebe Ihnen noch die Union:

In Baden-Württemberg regieren Grüne und Union.

Kretschmann soll Jamaika favorisieren.

Ist das auch Ihre Meinung?

Die SPD hat diese Wahl deutlich gewonnen.

Es gab eine klare Präferenz der Wähler.

Die muss man respektieren.

Die Schnittmengen zwischen Grünen und SPD sind größer.

Deshalb sprechen wir in erster Linie mit der SPD.

Aber wir reden mit allen demokratischen Parteien.

Deshalb haben wir die Einladung der Union angenommen.

Aber wir sehen die Machtkämpfe in der Union.

Das sind keine guten Voraussetzungen für eine stabile Regierung.

Keine Angst vor der GroKo?

Angst ist ein schlechter Berater in der Politik.

Wir gehen mit Zuversicht in diese Gespräche.

Wir wollen die richtigen Antworten geben.

Konsequenten Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit.

Und wirtschaftliche Innovation.

Das darf nicht gegeneinander ausgespielt werden.

Das sind unsere Leitplanken.

Wir sind zuversichtlich, wollen Verantwortung übernehmen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Sehr gerne.

In Berlin wird nicht nur auf Bundes-Ebene,

auch auf Landes-Ebene sondiert.

Parallel zur Bundestagswahl

fand am Sonntag auch die Wahl zum Abgeordneten-Haus statt.

Neben der Frage, wen Franziska Giffey (SPD)

mit ins Boot holen kann, steht eine ganz andere im Raum:

War das eine rechtmäßige Wahl?

Fast täglich kamen neue Ungereimtheiten hoch:

In manchen Wahlbezirken wurden mehr Stimmen übertragen,

als es dort Wahlberechtigte gibt.

Anderswo wurden nur geschätzte Ergebnisse übermittelt.

Einfach nur peinlicher Schlendrian - oder ein ernsthaftes Problem?

Franziska Giffey, die SPD-Wahlsiegerin,

beginnt heute mit Sondierungsgesprächen.

Sie hat keine Zweifel am Wahlergebnis.

Anders ihr Verhandlungspartner von den Linken.

Noch-Kultursenator Lederer ließ in seinem Wahlbezirk Pankow

noch mal die Erststimmen zum Abgeordnetenhaus auszählen.

Er liegt nur 30 Stimmen hinter der grünen Kandidatin,

zieht aber über einen Listenplatz ins Parlament ein.

Für den Pankower Wahlleiter

ist die Nachzählung ein normaler Vorgang.

Es steht jedem Kandidaten oder jeder Partei frei,

so einen Antrag zu stellen.

Berlin hat dieser Tage einiges nachzuarbeiten

wegen möglicher knapper Ergebnisse.

Es mehren sich Meldungen über Fehler und Pannen am Wahlsonntag.

Die Bilder von langen Warteschlangen vor Wahllokalen gingen um die Welt.

Vier Abstimmungen gab es hier am Sonntag.

Das Wählen dauert da sowieso lange.

Dazu die Berliner Desorganisation:

Dann hatten wir noch

diese falschen Wahlzettel aus Charlottenburg-Wilmersdorf.

Was dazu führte, dass bei uns 35 Stimmen ungültig waren.

Bei uns gingen um 17 Uhr

alle Wahlzettel für die Berliner Wahlen und Abstimmungen aus.

Die konnten in einer halben Stunde nachorganisiert werden.

Aber das führt natürlich zu weiteren Verzögerungen.

Laut rbb wurden zudem Ergebnisse für die Bezirksverordnetenversammlung

ungewöhnlich oft geschätzt.

Das betroffene Bezirksamt meint dazu:

Also, alles normal?

Es geht noch weiter:

In 99 Wahlbezirken gab es ...

Bis zu 70 %.

Und in einigen Fällen gab es ...

Wahlbeteiligung: 159 %.

Wahlhelfer Christian Waldhoff ist Jura-Professor.

Er kritisiert dieses organisatorische Unvermögen als Rechtsstaatsversagen.

Für die Bundestagswahl sieht er keine Konsequenzen.

Weil sich das Endergebnis auch mit fehlerlosen Zahlen aus Berlin

nicht ändern würde.

Anders bei den Berliner Wahlen.

Inzwischen wurden so viele Wahlpannen offenbar in Berlin,

dass man für Abgeordnetenhauswahl und Bezirksverordnetenwahl

sogar darüber nachdenken muss, ob sie wiederholt werden muss.

Die Sondierer von der SPD scheinen entspannt.

Auch der Noch-Innensenator -

immerhin juristische Aufsicht der Landeswahlleiterin.

Ich bin da nicht zuständig.

Das ist Selbstorganisation des Volkes.

Die Regierung kann nicht entscheiden,

ob Wahlzettel gültig sind oder ungültig.

Das ist in 'nem freien Land nicht üblich.

Die ehrenamtliche Landeswahlleiterin fühlt sich verantwortlich,

ist zurückgetreten.

Am 11. und 14.10. kommen amtliche Endergebnisse der Wahlen.

Ab dann können sie angefochten werden.

Ausgang offen.

Zum Berliner Wahlchaos

hat rbb-Chefredakteur David Biesinger folgende Meinung:

Aus der Superwahl wurde die Superpanne.

Die Hauptstadt ist ihrem Ruf treu geblieben.

Verwaltung kann sie nicht.

Erst mal Respekt vor über 30.000 Wahlhelfern.

Sie haben versucht, zu retten, was nicht zu retten war.

Seit August gab es deutliche Hinweise auf ein drohendes Wahlchaos.

Weder Pandemie noch Marathon kamen überraschend.

Genug Gründe, den Wahltag besonders gut vorzubereiten.

Geendet hat die Wahl im Chaos:

Mit selbstkopierten Wahlzetteln, geschlossenen Wahllokalen.

Nach dem Desaster wird die Verantwortung

zwischen Land und Bezirken hin und her geschoben.

So groß ist die Verzweiflung.

Rot-Rot-Grün hat in den letzten Jahren diese Stadt regiert.

Was aus der angekündigten Verwaltungsreform geworden ist,

haben wir am Sonntag gesehen.

Und seit heute wird eine Neuauflage dieser Koalition sondiert.

Jetzt wird nachgezählt, neu ausgezählt.

Erst Mitte des Monats kennen wir das amtliche Endergebnis.

Es wäre billig, schon heute nach Neuwahlen zu rufen.

Doch wie groß ist die Panne?

Reden wir über Hunderte, Tausende oder Zehntausende Stimmen,

die nicht richtig abgegeben werden konnten?

Fünf Tage nach der Wahl

hat noch niemand einen Überblick in der Pannenmetropole.

Unsere Demokratie wurde beschädigt.

Das wird nachwirken bei denen,

die ewig in den Wahllokalen warten mussten.

Und erst recht bei jenen, die Demokratie ohnehin geringschätzen.

Jetzt müssen wir sie mühsam reparieren – die Demokratie.

Durch Zählen, wieder Zählen -

und bitte durch eine unabhängige Überprüfung.

Dafür gibt es ein Sicherheitsnetz:

In Berlin ist es der Verfassungsgerichtshof.

Und es ging hier nicht um ein fernes Land,

sondern um unsere Hauptstadt.

Die Meinung von David Biesinger.

Das Panorama von Doha, der Hauptstadt von Katar,

verspricht ein modernes Land.

Das Emirat ist allerdings eine Monarchie,

ein Parlament gibt es nicht.

Einzig der Schura-Rat hat eine beratende Funktion für den Emir,

der politisch alleine entscheidet.

Bislang ernannte er die Teilnehmer des Gremiums selbst.

Doch nun gibt es das erste Mal Wahlen zum Schura-Rat:

30 der 45 Sitze sollen so besetzt werden.

Unter den 284 Kandidaten sind lediglich 28 Frauen.

Aus Katar berichtet Daniel Hechler.

Ungewöhnlicher Rahmen

für einen Wahlkampf im erlesenen Kreise.

Kandidat Jassim Fakhroo

wirbt bei der Hochzeit eines Freundes im Luxushotel um Stimmen.

Der Bräutigam hat eine exquisite Schar

vermögender und mächtiger Herren aus Doha geladen.

Viele aus Fakhroos Wahlkreis.

Die Gelegenheit für Kontaktpflege

bei Schwerttanz und traditionellen Klängen.

Einige hier sagen mir, was sie von mir erwarten,

wenn ich Erfolg habe.

Wir tauschen uns ein wenig aus, darum geht es.

Sie haben die Wahl in Katar.

Nicht nur bei Luxuslimousinen,

sondern erstmals zwischen fast 300 Kandidaten

für die neue Volksvertretung.

Fakhroo will einen der 45 Sitze im Schura-Rat.

15 davon vergibt der Emir.

Der gut vernetzte PR-Berater kandidiert auf eigene Rechnung.

Seine Mitbewerber aber

darf er ebenso wenig kritisieren wie die Regierung.

Parteien gibt es nicht.

Immerhin können Abgeordnete Gesetze einbringen,

den Haushalt verabschieden, Minister entlassen.

Das letzte Wort liegt aber bei Emir al Thani.

Es geht nicht um Kontrolle, sondern um Beratung.

Wir haben auch das Recht zu beraten, überall hinzugehen, wo wir wollen,

uns die Situation anzuschauen und zu einem Urteil zu kommen.

Das ist wichtig.

Eine Premiere in einem der reichsten Staaten der Welt.

Mit knapp 3 Mio. Einwohnern ein Zwerg am Golf.

Dank Öl und Gas aber ein Global Player

mit reichlich Drang nach Macht und Prestige.

Der Emir holte die Fußball-WM 2022 ins Land.

Dafür kassierte er viel Kritik, Korruptionsvorwürfe wurden laut.

Arbeiter würden auf den Baustellen

bei Gluthitze zu Dumpingpreisen ausgebeutet.

Der Herrscher weist das zurück.

Die Wahlen könnten das angekratzte Image

gerade im Westen aufpolieren, zumal auch Frauen antreten dürfen.

Al-Maha Al-Majid ist eine von 28 Kandidatinnen.

Neuland in einer männerdominierten Gesellschaft.

Die 35-Jährige will mit Frauenthemen punkten.

Und da bleibt viel zu tun.

Wir sind im Prozess der Öffnung.

Frauen haben mittlerweile einige Rechte, und es werden langsam mehr.

Und doch regt sich auch Protest.

Denn nur Staatsbürger,

deren Vorfahren schon vor 1930 in Katar lebten, dürfen wählen.

Jeder fünfte ist damit ausgeschlossen,

wie Hiba Zayadin von Human Rights Watch kritisiert.

Viele, die diese Entrechtung von Wählern kritisiert haben,

wurden hart bestraft.

Sie dürfen wählen und haben sich entschieden.

Jassim Fakhroo

kann bei der Kampagne auf die Unterstützung seiner Familie zählen.

Läuft bei den Wahlen morgen alles gut, will er was bewegen.

Auch, wenn der Spielraum eng ist.

Daniel Hechler in Doha:

Katar versucht, sich mit dieser Wahl ein demokratisches Antlitz zu geben.

Wie überzeugend ist das denn?

Es ist ganz sicher keine Revolution.

Katar wird keine lupenreine Demokratie.

Die Macht des Emirs ist immer noch sehr umfassend.

Es ist nicht viel mehr als ein zaghafter erster Schritt.

Zu mehr Pluralismus und Beteiligung der Bürger.

Immerhin wagen sie ein bisschen mehr Demokratie.

Wenn dieses Experiment klappt, wird vielleicht noch mehr kommen.

Vielleicht auch in anderen Staaten am Golf.

In gut einem Jahr rollt dort der WM-Ball.

Mit Blick auf den Vorwurf der Menschenrechtsverletzungen

im Umfeld der WM-Vorbereitungen:

Hat oder wird sich da etwas wesentlich verändern?

Da hat sich eine Menge verändert.

Vor allem für die ausländischen Arbeiter.

Ein Mindestlohn von 230 Euro pro Monat wurde eingeführt.

Plus Zulagen.

Das mag nicht viel sein, aber es ist viel mehr als zuvor.

Es gibt bessere Schutzvorschriften.

Das geht Menschenrechtsorganisationen

nicht weit genug.

Gerade bei Frauenrechten müsste sich mehr tun.

Es sind aber Fortschritte.

Der internationale Druck muss hoch bleiben.

Fraglich, wie viel davon nach der WM übrig bleibt.

Wenn die Scheinwerfer nicht auf Katar gerichtet sind.

Nach dem Rückgang der gemeldeten Corona-Infektionen zuletzt:

Das RKI erwartet für Herbst und Winter

wieder einen Anstieg von Neuinfektionen.

Mehr dazu in den Nachrichten:

Als Gründe nannte das RKI v.a. die Zunahme von Kontakten in Innenräumen

und eine noch immer große Zahl ungeimpfter Menschen.

V.a. bei Kindern und Jugendlichen gebe es weiter hohe Inzidenzen.

Dennoch haben mehrere Bundesländer, auch das Saarland,

die Maskenpflicht an Schulen gelockert.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft

und der Deutsche Lehrerverband kritisierten das.

Die gesetzlichen Krankenkassen

rechnen 2022 mit Verlusten in Milliardenhöhe.

Der vom Bund bewilligte Zuschuss von 7 Mrd. Euro

würde das Defizit bei weitem nicht ausgleichen.

Mindestens der doppelte Betrag sei nötig,

so die Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands, Pfeiffer.

Die Regierung hat den durchschnittlichen Zusatzbeitrag

für 2022 bereits per Gesetz auf 1,3 % festgesetzt.

Reisen mit der Bahn wird ab 12.12. teurer.

Die Tarife im Fernverkehr steigen um 1,9 %.

Die Preise für die Bahncard und für Fahrten ohne Zugbindung

steigen um 2,9 %.

Es ist die höchste Preiserhöhung seit rund neun Jahren.

Die Bahn ist finanziell angeschlagen durch die Pandemie

sowie Problemen im Auslandsgeschäft und Güterverkehr.

In Großbritannien werden Autofahrer laut Staatssekretär Malthouse

noch etwa eine Woche mit Schlangen an Tankstellen rechnen müssen.

Zuvor sagte ein Kabinettsmitglied, die Lage sei unter Kontrolle.

Seit Tagen haben die Ölkonzerne Probleme,

Kraftstoff an Tankstellen zu liefern, weil v.a. Lkw-Fahrer fehlen.

Nach antisemitischen Vorfällen beim Europapokal-Spiel

zwischen Union Berlin und Maccabi Haifa

hat der Staatsschutz Ermittlungen eingeleitet.

Fans des israelischen Clubs

sollen antisemitisch beleidigt und bedroht worden sein.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Klein,

reagierte bestürzt.

Das zeige, dass Judenfeindlichkeit im Fußball noch verbreitet sei.

In Berlin wurde der Deutsche Filmpreis verliehen.

In der Kategorie Beste weibliche Hauptrolle

wurde Maren Eggert ausgezeichnet.

Sie bekam den Preis für ihre Leistung in dem Film "Ich bin dein Mensch".

Die SWR-Koproduktion wurde auch als bester Spielfilm ausgezeichnet.

Als Bester Schauspieler in einer Hauptrolle

wurde Oliver Masucci geehrt.

Er erhielt den Preis für seine Rolle als Filmemacher Fassbinder

in dem Streifen "Enfant terrible".

Das war unser Nachrichtenüberblick.

Sie ist zweifellos eine der berühmtesten Mütter der Menschheit.

Immerhin wird sie als Mutter Gottes verehrt: Maria.

Mütter sind etwas Besonderes:

Ohne sie wären wir alle nicht auf der Welt.

Kein Wunder, dass sie über die Jahrhunderte

zentrale Motive der Kunst waren und sind.

So vielfältig, dass die Kunsthalle Mannheim

dem Thema Mutter eine Ausstellung gewidmet hat.

Jenni Rieger hat sie gesehen.

Sie bringen uns aus dem Dunkel ins Licht: Mütter.

Seit Anbeginn der Zeit verehrt, weil sie Leben schenken.

Mutter und Kind: ein Thema, das sich durch die Jahrtausende zieht.

Ein Thema, das wie kein anderes Raum gibt für Persönliches

und vielfältige Interpretationen.

Ob heilige Mutter Gottes oder selbstbewusst inszenierter Popstar.

Mütter sind sie alle.

So kann selbst dieses düstere, milchgebende Krakentier

zum Sinnbild werden

für die Vielschichtigkeit unserer Mutterbeziehungen.

Es ist eine Art überbordendes Muttertier,

das uns in seine Fänge zieht.

Oder es ist eine Mutter, die uns Nahrung gibt.

Ein allumfassendes Muttertier, dem man nicht entkommen kann.

Kein Entkommen, nicht vor der strengen Patriarchin,

nicht vor der bösen Stiefmutter.

Das Verhältnis zwischen Kindern und Mutter kann schwierig sein.

Das zeigt auch dieses Werk von Yoko Ono,

an dem die Besucher ihren Müttern Botschaften hinterlassen können.

Dankbare, anklagende, sehnsüchtige.

Mich trifft besonders die Frage:

Könntest du mir einen Rat geben? Ich wünschte, du wärst noch hier.

Der Kampf gegen die Vergänglichkeit, der Wunsch, fortzuleben.

Der Wunsch nach einem Kind geht nicht immer in Erfüllung.

"Mein Hund ist süßer als dein hässliches Baby",

so der Name dieses Selbstporträts einer Künstlerin.

Sie versuchte jahrelang vergeblich, Mutter zu werden.

Die Ausstellung in der Kunsthalle Mannheim

spielt mit allen Facetten der Mutterschaft.

Vom Wunder der Geburt bis zur Trauer des Abschieds.

Und sie zeigt: Mutterliebe bleibt und überdauert die Zeit.

Die Ausstellung läuft bis 6.2. in der Kunsthalle Mannheim.

Am Sonntag ist Tag der deutschen Einheit:

Gibt's da auch Feiertagswetter, Sven?

Am Tag der deutschen Einheit gibt's Einheitswetter.

Die Temperaturen werden nach oben gehen.

Es werden 24 bis 27 Grad erreicht.

Das wird eine warme Angelegenheit.

Darum will ich mich jetzt kümmern.

Als erstes der Blick auf den 15-Tage-Trend für Freiburg.

Am Tag der deutschen Einheit geht es bis auf 26 Grad.

Danach gibt's einen ordentlichen Temperatursturz.

Ich möchte die 26 Grad einordnen.

Wo haben die Temperaturen zu diesem Zeitpunkt schon mal gelegen?

Wir blicken nach vorne.

Der Regen kommt in die Mitte voran.

Die Wolken lösen sich auf.

Morgen zunehmend neuer Regen.

Am Sonntag kräftige Regengüsse im Westen.

Am Montag kühlere Luft.

Sven, vielen Dank für diese Aussichten.

Das waren die tagesthemen.

Hier ermittelt gleich Hauptkommissar Hans von Meuffels

in einem Polizeiruf aus München.

Wir sind morgen am späten Abend wieder für sie da.

Tschüss, und bleiben Sie zuversichtlich.

Copyright Untertitel: NDR 2021


tagesthemen 01.10.2021, 21:45 Uhr - Grün-Gelb sondieren in größerer Runde, Berliner Wahlchaos offenbart immer mehr Panne tagesthemen 01.10.2021, 21:45 Uhr - Green-Yellow probe in larger round, Berlin election chaos reveals more and more breakdowns tagesthemen 01.10.2021, 21:45 - Vert et Jaune sondent à plus grande échelle, le chaos électoral berlinois révèle de plus en plus de couacs

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (01.10.2021)

Heute im Studio: Ingo Zamperoni

Mit Sprachbildern zu hantieren, ist so eine Sache:

Sie müssen sitzen.

Wenn sie schief sind, könnte es zu Verständnis-Problemen kommen.

Das gilt besonders für Politiker in einer Phase,

in der jedes Wort auf die Goldwaage gelegt wird.

Aber die Formulierung von Grünen-Chef Robert Habeck

nach der zweiten Annäherungs-Runde von FDP und Grünen war verständlich:

Wenn man die Schraube schräg einsetzt,

wird sie nie wieder gerade.

Der Einstieg ist laut Habeck aber gelungen.

Wie viele Umdrehungen ihnen noch gelingen werden:

Das muss sich noch zeigen.

Sie haben noch dicke Bretter zu bohren

bis zu einem Koalitionsvertrag.

Ein sonniger Freitag in Berlin.

Eine schöne Gelegenheit, mal wieder in den Zoo zu gehen.

Oder man schaut auf der anderen Straßenseite vorbei.

Hier gibt es auch was zu sehen.

Drei Parteichefs, hohe Tiere aus der Politik,

die über die Zukunft sprechen.

Gute Laune. Große Worte.

Wir fühlen uns beauftragt,

in Deutschland einen Aufbruch zu organisieren.

Das ist ein historischer Moment in unserer Gesellschaft.

Weil es eine Politik voraussetzt,

die nicht auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zielt.

FDP und Grüne sehen sich zusammen als modernen Kern einer Regierung.

Fangen wir vorne an:

Am Morgen trudeln die Sondierungsgruppen ein.

Kein Selfie heute – es wäre wohl eng geworden.

20 Personen sind dabei.

Der grüne Fraktionschef hatte vorher ein Interview gegeben.

Es lässt sich so deuten,

dass ein Tempolimit keine Bedingung für eine neue Regierung sein muss.

Mehr ist über Inhalte nicht zu erfahren.

Ab 11 Uhr sitzen alle in einem Raum.

Ein nüchterner Neubau, kein Balkon.

Nichts dringt nach draußen.

Zwei Stunden später: ein Befund zwischen Philosophie und Baumarkt.

Wichtig ist, in einen Prozess reinzukommen.

Wenn man die Schraube schräg einsetzt,

wird sie nie wieder gerade.

Diese Schraube ist sehr gerade eingesetzt worden.

Gerne würde man erfahren, welche Bretter

hinter der Glasfassade schon gebohrt oder angebohrt wurden.

Schöner Versuch. Nur so viel:

Im Bereich des Klimaschutzes und der Finanzen

gibt es Unterschiede.

Jetzt geht es darum, diese Brücken zu suchen.

Der Prozess hat in guter Atmosphäre begonnen.

Er ist allerdings nicht abgeschlossen.

Reihum treten Baerbock, Habeck und Lindner nach vorne,

um Fragen nicht zu beantworten.

Z.B., wie es nach den Gesprächen weitergeht.

Wir sind heute schmallippig.

Auch dazu können wir nichts weiteres sagen.

Die bilateralen Gespräche ziehen sich in die nächste Woche.

Sie können sicher sein, dass wir viele Dinge im Blick haben.

Aber dass wir nicht alles, was wir besprochen haben,

schon öffentlich mitteilen können.

Wir können Vertraulichkeit:

Das ist die Botschaft, die Grüne und FDP

an diesem Vorsondierungsfreitag senden wollen.

Darüber habe ich kurz vor der Sendung

mit der stellvertretenden Grünen-Fraktions-Chefin gesprochen.

Sie ist Teil des Sondierungs-Teams: Agnieszka Brugger in Berlin.

Guten Abend, Frau Brugger.

Guten Abend, Herr Zamperoni.

Wie fühlt es sich an, es in der Hand zu haben,

wer der nächste Kanzler wird?

Es fühlt sich sehr gut an, dass wir in diese ersten Gespräche

mit einer großen Sachorientierung eingestiegen sind.

Mit einer Verantwortung für das ganze Land.

Wissend um die großen Herausforderungen.

Dass wir die Fehler bei den Jamaika-Sondierungen vor vier Jahren

nicht wiederholen.

Sondern respektvoll Gemeinsamkeiten ausloten.

Sie sprechen 2017 an:

Sie scheinen ja in Leidenschaft füreinander entbrannt zu sein.

Von historischem Moment war die Rede.

Gibt's da gar keine Narben, als die FDP Jamaika platzen ließ?

Es gibt noch Erinnerungen an die vielen Durchstechereien.

Den nicht vertrauensvollen Umgang miteinander.

Diesmal wollen wir es alle besser machen.

Wir Grüne waren schon vor vier Jahren bereit.

Das hat damals nicht geklappt.

Das waren vier verlorene Jahre für den Klimaschutz.

Jetzt haben wir die Möglichkeit für einen neuen Aufbruch.

Für einen moderneren Staat.

Da gibt es viel zu tun, es ist viel liegen geblieben.

Deshalb ist es wichtig,

diese Gespräche in so einem guten Geist zu führen.

Da ist also 'ne Menge Wille dabei.

Heute ging es nicht mehr nur ums Beschnuppern.

Welche inhaltliche Annäherung gab es?

Z.B. bei Steuern oder Klimaschutz?

Es wird gut gehütet, was konkret besprochen wurde.

Es gibt weniger Spektakel als vor vier Jahren.

Das ist richtig so.

Nur eine Andeutung, in welche Richtung es geht:

Können Sie uns da etwas geben?

Wir können ja auch in die Wahlprogramme schauen:

Da gibt es große Gemeinsamkeiten

bei Themen wie Bürgerrechten, Digitalisierung.

Beteiligung von Bürgern an politischen Entscheidungen.

Es gibt aber viel zu diskutieren über Klimapolitik.

Oder wenn es um nachhaltige Finanzen geht.

Da müssen gemeinsame Wege ausgelotet werden.

Rote Linien gibt es keine mehr?

Selbst das Tempolimit ist wohl keine heilige Kuh mehr bei den Grünen.

Vor vier Jahren bei den Jamaika-Verhandlungen

haben wir gesehen:

Da sagte man über die Presse dem anderen, was er tun muss.

Das hat nicht zum Erfolg geführt.

Das Tempolimit ist für uns Grüne natürlich sehr wichtig.

Die Sondierungen sind aber keine Koalition-Verhandlungen.

Darüber werden wir weiter in einen ernsthaften Dialog gehen.

Aber wenn Sie das Tempolimit nicht hinbekommen:

Wie wollen Sie da einen früheren Kohleausstieg hinbekommen?

Alle Parteien haben erklärt,

dass ihnen die Klimaschutzziele wichtig sind.

Wir waren uns sehr uneinig über die Wege dahin.

Aber wegen der Dringlichkeit bin ich beim Thema Klimaschutz

sehr zuversichtlich, dass man sich auf einen Kurs einigen kann.

Das Tempolimit ist auch noch lange nicht abgeräumt.

Wir sind ja noch nicht in Koalitions-Verhandlungen.

Es kommt nicht nur auf die Grünen an:

Was macht Sie so sicher, dass die SPD mitmacht,

was sie jetzt mit der FDP ausmachen?

Das kann man niemals wissen.

Das sind erst mal nur Verabredungen.

Wir wollen mit einer gemeinsamen Linie in die Gespräche

mit den anderen Parteien gehen.

Es gibt große Schnittmengen zwischen den Grünen und der SPD.

Besonders bei sozialen Fragen.

Die werden wir weiter besprechen.

Deshalb ist noch nicht in Stein gemeißelt,

was in dieser ersten Woche besprochen wurde.

Wir müssen respektvoll gemeinsame Wege und Ideen ausloten.

Es bliebe Ihnen noch die Union:

In Baden-Württemberg regieren Grüne und Union.

Kretschmann soll Jamaika favorisieren.

Ist das auch Ihre Meinung?

Die SPD hat diese Wahl deutlich gewonnen.

Es gab eine klare Präferenz der Wähler.

Die muss man respektieren.

Die Schnittmengen zwischen Grünen und SPD sind größer.

Deshalb sprechen wir in erster Linie mit der SPD.

Aber wir reden mit allen demokratischen Parteien.

Deshalb haben wir die Einladung der Union angenommen.

Aber wir sehen die Machtkämpfe in der Union.

Das sind keine guten Voraussetzungen für eine stabile Regierung.

Keine Angst vor der GroKo?

Angst ist ein schlechter Berater in der Politik.

Wir gehen mit Zuversicht in diese Gespräche.

Wir wollen die richtigen Antworten geben.

Konsequenten Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit.

Und wirtschaftliche Innovation.

Das darf nicht gegeneinander ausgespielt werden.

Das sind unsere Leitplanken.

Wir sind zuversichtlich, wollen Verantwortung übernehmen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Sehr gerne.

In Berlin wird nicht nur auf Bundes-Ebene,

auch auf Landes-Ebene sondiert.

Parallel zur Bundestagswahl

fand am Sonntag auch die Wahl zum Abgeordneten-Haus statt.

Neben der Frage, wen Franziska Giffey (SPD)

mit ins Boot holen kann, steht eine ganz andere im Raum:

War das eine rechtmäßige Wahl?

Fast täglich kamen neue Ungereimtheiten hoch:

In manchen Wahlbezirken wurden mehr Stimmen übertragen,

als es dort Wahlberechtigte gibt.

Anderswo wurden nur geschätzte Ergebnisse übermittelt.

Einfach nur peinlicher Schlendrian - oder ein ernsthaftes Problem?

Franziska Giffey, die SPD-Wahlsiegerin,

beginnt heute mit Sondierungsgesprächen.

Sie hat keine Zweifel am Wahlergebnis.

Anders ihr Verhandlungspartner von den Linken.

Noch-Kultursenator Lederer ließ in seinem Wahlbezirk Pankow

noch mal die Erststimmen zum Abgeordnetenhaus auszählen.

Er liegt nur 30 Stimmen hinter der grünen Kandidatin,

zieht aber über einen Listenplatz ins Parlament ein.

Für den Pankower Wahlleiter

ist die Nachzählung ein normaler Vorgang.

Es steht jedem Kandidaten oder jeder Partei frei,

so einen Antrag zu stellen.

Berlin hat dieser Tage einiges nachzuarbeiten

wegen möglicher knapper Ergebnisse.

Es mehren sich Meldungen über Fehler und Pannen am Wahlsonntag.

Die Bilder von langen Warteschlangen vor Wahllokalen gingen um die Welt.

Vier Abstimmungen gab es hier am Sonntag.

Das Wählen dauert da sowieso lange.

Dazu die Berliner Desorganisation:

Dann hatten wir noch

diese falschen Wahlzettel aus Charlottenburg-Wilmersdorf.

Was dazu führte, dass bei uns 35 Stimmen ungültig waren.

Bei uns gingen um 17 Uhr

alle Wahlzettel für die Berliner Wahlen und Abstimmungen aus.

Die konnten in einer halben Stunde nachorganisiert werden.

Aber das führt natürlich zu weiteren Verzögerungen.

Laut rbb wurden zudem Ergebnisse für die Bezirksverordnetenversammlung

ungewöhnlich oft geschätzt.

Das betroffene Bezirksamt meint dazu:

Also, alles normal?

Es geht noch weiter:

In 99 Wahlbezirken gab es ...

Bis zu 70 %.

Und in einigen Fällen gab es ...

Wahlbeteiligung: 159 %.

Wahlhelfer Christian Waldhoff ist Jura-Professor.

Er kritisiert dieses organisatorische Unvermögen als Rechtsstaatsversagen.

Für die Bundestagswahl sieht er keine Konsequenzen.

Weil sich das Endergebnis auch mit fehlerlosen Zahlen aus Berlin

nicht ändern würde.

Anders bei den Berliner Wahlen.

Inzwischen wurden so viele Wahlpannen offenbar in Berlin,

dass man für Abgeordnetenhauswahl und Bezirksverordnetenwahl

sogar darüber nachdenken muss, ob sie wiederholt werden muss.

Die Sondierer von der SPD scheinen entspannt.

Auch der Noch-Innensenator -

immerhin juristische Aufsicht der Landeswahlleiterin.

Ich bin da nicht zuständig.

Das ist Selbstorganisation des Volkes.

Die Regierung kann nicht entscheiden,

ob Wahlzettel gültig sind oder ungültig.

Das ist in 'nem freien Land nicht üblich.

Die ehrenamtliche Landeswahlleiterin fühlt sich verantwortlich,

ist zurückgetreten.

Am 11. und 14.10. kommen amtliche Endergebnisse der Wahlen.

Ab dann können sie angefochten werden.

Ausgang offen.

Zum Berliner Wahlchaos

hat rbb-Chefredakteur David Biesinger folgende Meinung:

Aus der Superwahl wurde die Superpanne.

Die Hauptstadt ist ihrem Ruf treu geblieben.

Verwaltung kann sie nicht.

Erst mal Respekt vor über 30.000 Wahlhelfern.

Sie haben versucht, zu retten, was nicht zu retten war.

Seit August gab es deutliche Hinweise auf ein drohendes Wahlchaos.

Weder Pandemie noch Marathon kamen überraschend.

Genug Gründe, den Wahltag besonders gut vorzubereiten.

Geendet hat die Wahl im Chaos:

Mit selbstkopierten Wahlzetteln, geschlossenen Wahllokalen.

Nach dem Desaster wird die Verantwortung

zwischen Land und Bezirken hin und her geschoben.

So groß ist die Verzweiflung.

Rot-Rot-Grün hat in den letzten Jahren diese Stadt regiert.

Was aus der angekündigten Verwaltungsreform geworden ist,

haben wir am Sonntag gesehen.

Und seit heute wird eine Neuauflage dieser Koalition sondiert.

Jetzt wird nachgezählt, neu ausgezählt.

Erst Mitte des Monats kennen wir das amtliche Endergebnis.

Es wäre billig, schon heute nach Neuwahlen zu rufen.

Doch wie groß ist die Panne?

Reden wir über Hunderte, Tausende oder Zehntausende Stimmen,

die nicht richtig abgegeben werden konnten?

Fünf Tage nach der Wahl

hat noch niemand einen Überblick in der Pannenmetropole.

Unsere Demokratie wurde beschädigt.

Das wird nachwirken bei denen,

die ewig in den Wahllokalen warten mussten.

Und erst recht bei jenen, die Demokratie ohnehin geringschätzen.

Jetzt müssen wir sie mühsam reparieren – die Demokratie.

Durch Zählen, wieder Zählen -

und bitte durch eine unabhängige Überprüfung.

Dafür gibt es ein Sicherheitsnetz:

In Berlin ist es der Verfassungsgerichtshof.

Und es ging hier nicht um ein fernes Land,

sondern um unsere Hauptstadt.

Die Meinung von David Biesinger.

Das Panorama von Doha, der Hauptstadt von Katar,

verspricht ein modernes Land.

Das Emirat ist allerdings eine Monarchie,

ein Parlament gibt es nicht.

Einzig der Schura-Rat hat eine beratende Funktion für den Emir,

der politisch alleine entscheidet.

Bislang ernannte er die Teilnehmer des Gremiums selbst.

Doch nun gibt es das erste Mal Wahlen zum Schura-Rat:

30 der 45 Sitze sollen so besetzt werden.

Unter den 284 Kandidaten sind lediglich 28 Frauen.

Aus Katar berichtet Daniel Hechler.

Ungewöhnlicher Rahmen

für einen Wahlkampf im erlesenen Kreise.

Kandidat Jassim Fakhroo

wirbt bei der Hochzeit eines Freundes im Luxushotel um Stimmen.

Der Bräutigam hat eine exquisite Schar

vermögender und mächtiger Herren aus Doha geladen.

Viele aus Fakhroos Wahlkreis.

Die Gelegenheit für Kontaktpflege

bei Schwerttanz und traditionellen Klängen.

Einige hier sagen mir, was sie von mir erwarten,

wenn ich Erfolg habe.

Wir tauschen uns ein wenig aus, darum geht es.

Sie haben die Wahl in Katar.

Nicht nur bei Luxuslimousinen,

sondern erstmals zwischen fast 300 Kandidaten

für die neue Volksvertretung.

Fakhroo will einen der 45 Sitze im Schura-Rat.

15 davon vergibt der Emir.

Der gut vernetzte PR-Berater kandidiert auf eigene Rechnung.

Seine Mitbewerber aber

darf er ebenso wenig kritisieren wie die Regierung.

Parteien gibt es nicht.

Immerhin können Abgeordnete Gesetze einbringen,

den Haushalt verabschieden, Minister entlassen.

Das letzte Wort liegt aber bei Emir al Thani.

Es geht nicht um Kontrolle, sondern um Beratung.

Wir haben auch das Recht zu beraten, überall hinzugehen, wo wir wollen,

uns die Situation anzuschauen und zu einem Urteil zu kommen.

Das ist wichtig.

Eine Premiere in einem der reichsten Staaten der Welt.

Mit knapp 3 Mio. Einwohnern ein Zwerg am Golf.

Dank Öl und Gas aber ein Global Player

mit reichlich Drang nach Macht und Prestige.

Der Emir holte die Fußball-WM 2022 ins Land.

Dafür kassierte er viel Kritik, Korruptionsvorwürfe wurden laut.

Arbeiter würden auf den Baustellen

bei Gluthitze zu Dumpingpreisen ausgebeutet.

Der Herrscher weist das zurück.

Die Wahlen könnten das angekratzte Image

gerade im Westen aufpolieren, zumal auch Frauen antreten dürfen.

Al-Maha Al-Majid ist eine von 28 Kandidatinnen.

Neuland in einer männerdominierten Gesellschaft.

Die 35-Jährige will mit Frauenthemen punkten.

Und da bleibt viel zu tun.

Wir sind im Prozess der Öffnung.

Frauen haben mittlerweile einige Rechte, und es werden langsam mehr.

Und doch regt sich auch Protest.

Denn nur Staatsbürger,

deren Vorfahren schon vor 1930 in Katar lebten, dürfen wählen.

Jeder fünfte ist damit ausgeschlossen,

wie Hiba Zayadin von Human Rights Watch kritisiert.

Viele, die diese Entrechtung von Wählern kritisiert haben,

wurden hart bestraft.

Sie dürfen wählen und haben sich entschieden.

Jassim Fakhroo

kann bei der Kampagne auf die Unterstützung seiner Familie zählen.

Läuft bei den Wahlen morgen alles gut, will er was bewegen.

Auch, wenn der Spielraum eng ist.

Daniel Hechler in Doha:

Katar versucht, sich mit dieser Wahl ein demokratisches Antlitz zu geben.

Wie überzeugend ist das denn?

Es ist ganz sicher keine Revolution.

Katar wird keine lupenreine Demokratie.

Die Macht des Emirs ist immer noch sehr umfassend.

Es ist nicht viel mehr als ein zaghafter erster Schritt.

Zu mehr Pluralismus und Beteiligung der Bürger.

Immerhin wagen sie ein bisschen mehr Demokratie.

Wenn dieses Experiment klappt, wird vielleicht noch mehr kommen.

Vielleicht auch in anderen Staaten am Golf.

In gut einem Jahr rollt dort der WM-Ball.

Mit Blick auf den Vorwurf der Menschenrechtsverletzungen

im Umfeld der WM-Vorbereitungen:

Hat oder wird sich da etwas wesentlich verändern?

Da hat sich eine Menge verändert.

Vor allem für die ausländischen Arbeiter.

Ein Mindestlohn von 230 Euro pro Monat wurde eingeführt.

Plus Zulagen.

Das mag nicht viel sein, aber es ist viel mehr als zuvor.

Es gibt bessere Schutzvorschriften.

Das geht Menschenrechtsorganisationen

nicht weit genug.

Gerade bei Frauenrechten müsste sich mehr tun.

Es sind aber Fortschritte.

Der internationale Druck muss hoch bleiben.

Fraglich, wie viel davon nach der WM übrig bleibt.

Wenn die Scheinwerfer nicht auf Katar gerichtet sind.

Nach dem Rückgang der gemeldeten Corona-Infektionen zuletzt:

Das RKI erwartet für Herbst und Winter

wieder einen Anstieg von Neuinfektionen.

Mehr dazu in den Nachrichten:

Als Gründe nannte das RKI v.a. die Zunahme von Kontakten in Innenräumen

und eine noch immer große Zahl ungeimpfter Menschen.

V.a. bei Kindern und Jugendlichen gebe es weiter hohe Inzidenzen.

Dennoch haben mehrere Bundesländer, auch das Saarland,

die Maskenpflicht an Schulen gelockert.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft

und der Deutsche Lehrerverband kritisierten das.

Die gesetzlichen Krankenkassen

rechnen 2022 mit Verlusten in Milliardenhöhe.

Der vom Bund bewilligte Zuschuss von 7 Mrd. Euro

würde das Defizit bei weitem nicht ausgleichen.

Mindestens der doppelte Betrag sei nötig,

so die Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbands, Pfeiffer.

Die Regierung hat den durchschnittlichen Zusatzbeitrag

für 2022 bereits per Gesetz auf 1,3 % festgesetzt.

Reisen mit der Bahn wird ab 12.12. teurer.

Die Tarife im Fernverkehr steigen um 1,9 %.

Die Preise für die Bahncard und für Fahrten ohne Zugbindung

steigen um 2,9 %.

Es ist die höchste Preiserhöhung seit rund neun Jahren.

Die Bahn ist finanziell angeschlagen durch die Pandemie

sowie Problemen im Auslandsgeschäft und Güterverkehr.

In Großbritannien werden Autofahrer laut Staatssekretär Malthouse

noch etwa eine Woche mit Schlangen an Tankstellen rechnen müssen.

Zuvor sagte ein Kabinettsmitglied, die Lage sei unter Kontrolle.

Seit Tagen haben die Ölkonzerne Probleme,

Kraftstoff an Tankstellen zu liefern, weil v.a. Lkw-Fahrer fehlen.

Nach antisemitischen Vorfällen beim Europapokal-Spiel

zwischen Union Berlin und Maccabi Haifa

hat der Staatsschutz Ermittlungen eingeleitet.

Fans des israelischen Clubs

sollen antisemitisch beleidigt und bedroht worden sein.

Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Klein,

reagierte bestürzt.

Das zeige, dass Judenfeindlichkeit im Fußball noch verbreitet sei.

In Berlin wurde der Deutsche Filmpreis verliehen.

In der Kategorie Beste weibliche Hauptrolle

wurde Maren Eggert ausgezeichnet.

Sie bekam den Preis für ihre Leistung in dem Film "Ich bin dein Mensch".

Die SWR-Koproduktion wurde auch als bester Spielfilm ausgezeichnet.

Als Bester Schauspieler in einer Hauptrolle

wurde Oliver Masucci geehrt.

Er erhielt den Preis für seine Rolle als Filmemacher Fassbinder

in dem Streifen "Enfant terrible".

Das war unser Nachrichtenüberblick.

Sie ist zweifellos eine der berühmtesten Mütter der Menschheit.

Immerhin wird sie als Mutter Gottes verehrt: Maria.

Mütter sind etwas Besonderes:

Ohne sie wären wir alle nicht auf der Welt.

Kein Wunder, dass sie über die Jahrhunderte

zentrale Motive der Kunst waren und sind.

So vielfältig, dass die Kunsthalle Mannheim

dem Thema Mutter eine Ausstellung gewidmet hat.

Jenni Rieger hat sie gesehen.

Sie bringen uns aus dem Dunkel ins Licht: Mütter.

Seit Anbeginn der Zeit verehrt, weil sie Leben schenken.

Mutter und Kind: ein Thema, das sich durch die Jahrtausende zieht.

Ein Thema, das wie kein anderes Raum gibt für Persönliches

und vielfältige Interpretationen.

Ob heilige Mutter Gottes oder selbstbewusst inszenierter Popstar.

Mütter sind sie alle.

So kann selbst dieses düstere, milchgebende Krakentier

zum Sinnbild werden

für die Vielschichtigkeit unserer Mutterbeziehungen.

Es ist eine Art überbordendes Muttertier,

das uns in seine Fänge zieht.

Oder es ist eine Mutter, die uns Nahrung gibt.

Ein allumfassendes Muttertier, dem man nicht entkommen kann.

Kein Entkommen, nicht vor der strengen Patriarchin,

nicht vor der bösen Stiefmutter.

Das Verhältnis zwischen Kindern und Mutter kann schwierig sein.

Das zeigt auch dieses Werk von Yoko Ono,

an dem die Besucher ihren Müttern Botschaften hinterlassen können.

Dankbare, anklagende, sehnsüchtige.

Mich trifft besonders die Frage:

Könntest du mir einen Rat geben? Ich wünschte, du wärst noch hier.

Der Kampf gegen die Vergänglichkeit, der Wunsch, fortzuleben.

Der Wunsch nach einem Kind geht nicht immer in Erfüllung.

"Mein Hund ist süßer als dein hässliches Baby",

so der Name dieses Selbstporträts einer Künstlerin.

Sie versuchte jahrelang vergeblich, Mutter zu werden.

Die Ausstellung in der Kunsthalle Mannheim

spielt mit allen Facetten der Mutterschaft.

Vom Wunder der Geburt bis zur Trauer des Abschieds.

Und sie zeigt: Mutterliebe bleibt und überdauert die Zeit.

Die Ausstellung läuft bis 6.2. in der Kunsthalle Mannheim.

Am Sonntag ist Tag der deutschen Einheit:

Gibt's da auch Feiertagswetter, Sven?

Am Tag der deutschen Einheit gibt's Einheitswetter.

Die Temperaturen werden nach oben gehen.

Es werden 24 bis 27 Grad erreicht.

Das wird eine warme Angelegenheit.

Darum will ich mich jetzt kümmern.

Als erstes der Blick auf den 15-Tage-Trend für Freiburg.

Am Tag der deutschen Einheit geht es bis auf 26 Grad.

Danach gibt's einen ordentlichen Temperatursturz.

Ich möchte die 26 Grad einordnen.

Wo haben die Temperaturen zu diesem Zeitpunkt schon mal gelegen?

Wir blicken nach vorne.

Der Regen kommt in die Mitte voran.

Die Wolken lösen sich auf.

Morgen zunehmend neuer Regen.

Am Sonntag kräftige Regengüsse im Westen.

Am Montag kühlere Luft.

Sven, vielen Dank für diese Aussichten.

Das waren die tagesthemen.

Hier ermittelt gleich Hauptkommissar Hans von Meuffels

in einem Polizeiruf aus München.

Wir sind morgen am späten Abend wieder für sie da.

Tschüss, und bleiben Sie zuversichtlich.

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