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2021 Tagesschau, tagesthemen 19.08.2021, 22:15 Uhr - Innenminister Seehofer weist Kritik in Bezug auf Umgang mit afghanischen Ortskräfte

tagesthemen 19.08.2021, 22:15 Uhr - Innenminister Seehofer weist Kritik in Bezug auf Umgang mit afghanischen Ortskräfte

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (19.08.2021)

Willkommen zu den tagesthemen.

Heute Abend ist trotz der schwierigen Umstände

erneut eine Maschine der Luftwaffe aus Kabul abgeflogen:

Um deutsche Staatsbürger, Ortskräfte und ihre Familien

in Sicherheit zu bringen.

Zunächst ins usbekische Taschkent,

von dort geht's mit Zivil-Maschinen nach Deutschland.

Damit seien seit Beginn der Rettungsaktion am Montag

mehr als 1200 Menschen aus Afghanistan ausgeflogen worden.

Noch immer versuchen Tausende Afghanen,

das Land zu verlassen.

Am Flughafen bleibt die Lage chaotisch,

viele hoffen, noch irgendwie auf das Gelände zu kommen.

Ihr Ziel liegt im Norden der Hauptstadt.

Der Flughafen ist unterteilt

in einen zivilen Bereich und einen militärischen.

Besonders den schützen mehr als 5000 US-Soldaten,

unterstützt u.a. von deutschen Fallschirmjägern.

Oliver Mayer.

Täglich scheint die Situation am Flughafen Kabul

dramatischer zu werden.

Die Lage: unübersichtlich und gefährlich.

Taliban, Sicherheitskräfte als auch US-Militär sind vor Ort.

Schüsse sind zu hören.

Woher sie kommen, ist oft nicht klar, die Menschen sind in Panik.

Die Situation ist schlimm.

Unglaublich viele Leute versuchen verzweifelt,

aus dem Land zu kommen.

Menschen hängen sich an Flugzeuge und stürzen in den Tod.

Keinen interessiert es.

Aus dem ganzen Land kommen sie an den Flughafen.

Sie klettern über Mauern und rennen zu den Fliegern.

Dann werden sie von den Soldaten herausgestoßen.

Die kommerzielle Luftfahrt ist eingestellt.

Deshalb versuchen viele,

aufs Flughafengelände und in eine Militärmaschine zu gelangen.

Schwierige Bedingungen für die Evakuierungsmission.

Es ist sehr turbulent alles.

Sie hören vielleicht den einen oder anderen Schuss.

Sie sehen die verzweifelten Augen der Afghanen

und der deutschen Staatsbürger.

Die versuchen, in den Innenbereich des Flughafens zu gelangen.

Das ist dramatisch, was wir von draußen sehen.

Nicht nur am Flughafen,

auch in Kabul selbst spielen sich chaotische Szenen ab.

Menschen hissen die Nationalfahne am heutigen Unabhängigkeitstag,

um ihren Protest gegen die Taliban auszudrücken.

Ich behalte diese Flagge - sie bedeutet mir die Welt.

Viele Proteste laufen friedlich, wie hier in Kabul.

Einwohner tragen eine Hunderte Meter lange Fahne durch die Straßen.

Doch es gibt auch Berichte von Protesten,

die die Taliban gewaltsam gestoppt haben sollen.

Menschen sollen ums Leben gekommen sein.

Wir hatten lediglich die afghanische Flagge in der Hand.

Plötzlich schossen die Taliban auf uns.

Sie wollten uns Angst machen vor den Augen ihres Anführers.

Die Taliban weisen solche Anschuldigungen von sich.

Überall in Kabul zeigen sie sich auf den Straßen,

haben Security-Checkpoints errichtet.

Sie würden damit die Sicherheit der Einwohner garantieren.

Es gab so viele Probleme, aber jetzt ist jeder glücklich.

Allen Bürgern Kabuls geht es von Tag zu Tag besser.

Wir bringen Frieden und Stabilität.

Vor dem Flughafen in Kabul sieht man davon wenig.

Die Menschen haben Panik, auch vor der Präsenz der Taliban.

Die Taliban kontrollieren äußere Ringe.

Das machen sie sehr effektiv.

Sie zeigen sich der Bevölkerung, dann kommt die Gemengelage dazu.

Diese Verzweiflung,

weil die Menschen das Gefühl haben, dass ihnen die Zeit wegläuft.

Diese Sorge könnte berechtigt sein.

Im Moment weiß niemand genau,

wie viel Zeit noch für Evakuierungsflüge bleibt.

Oliver Mayer in Neu-Delhi, wie ist die Situation am Flughafen?

Was hören Sie?

Wir haben gesehen, die Lage ist dramatisch.

Sie ist auch gefährlich.

Es ist schwer, da hin zu gelangen.

Die Menschen stehen im Stau.

Ihre Autos lassen sie einfach stehen.

Sie werfen die Schlüssel weg und versuchen es zu Fuß.

Das macht es für andere schwer, da hinzukommen.

Wenn man es geschafft hat, gibt es dort drei Parteien.

Die Taliban, Sicherheitskräfte und US-Militär.

Man muss durch mehrere Checkpoints durchlaufen.

Das macht es für die Menschen so schwierig,

auf das Gelände zu kommen.

Die, die man ausfliegen will, kommen nicht an den Flughafen.

Was kann man da überhaupt tun?

Es gibt Szenarien von anderen Ländern.

Frankreich und Großbritannien haben Hubschrauber ins Land gebracht.

Und Spezialkräfte.

Damit holen sie die Menschen aus den Häusern

und fliegen sie an den Flughafen.

Dann gelangen sie in die Flugzeuge.

Wir haben von Experten gehört,

dass sich mit diesem Szenario die Bundeswehr auch beschäftigt.

Wie lange ist das Zeitfenster für Evakuierungen noch offen?

Wir haben Aussagen gehört,

dass sich das Evakuierungsfenster schnell schließen könnte.

Die Situation ist chaotisch.

Man muss immer mit mehr mit Gewalt rechnen.

Man weiß nicht, was mit den Taliban passiert.

Und nach unseren Informationen

wollen die USA Ende August Afghanistan verlassen.

Dann will auch die Bundeswehr raus.

Das macht es für die Menschen dort schwierig.

Vielen Dank für die Informationen.

Als das letzte Mal ausländische Soldaten das Land verlassen hatten,

die sowjetischen 1989, folgte ein blutiger Bürgerkrieg.

Am Ende waren unbekannte Islamisten an der Macht in Afghanistan:

Die Taliban.

Sie zogen eine brutale Schreckensherrschaft auf

nach rigider Auslegung der Scharia, des islamischen Rechts.

Frauen und Mädchen hatten darunter zu leiden,

wurden unterdrückt.

20 Jahre nach ihrem Sturz sind die Taliban wieder an der Macht.

Sie geben sich plötzlich gemäßigt:

Zweifel am vermeintlich neuen Kurs sind gewaltig.

Wie sind die Taliban von heute organisiert?

Was sind ihre Anliegen und Ziele?

Peter Gerhard.

Sollte es moderate Taliban geben, gehört er nicht dazu:

Kommandeur Hashimi.

Er stellt klar, wie er sich Afghanistan künftig vorstellt:

Als islamistischen Gottesstaat.

Das Regierungssystem wird klar sein, an der Scharia ausgerichtet.

Natürlich wird es kein demokratisches System.

Das passt nicht in unsere Gesellschaft.

Solche Töne machen vielen Angst.

Leere Straßen, geschlossene Geschäfte.

Vorsichtshalber übermalen sie in Kabul Frauenbilder.

Vereinzelt protestieren Frauen

gegen die befürchtete Einschränkung ihrer Freiheit.

Eine bekannte Moderatorin des staatlichen Fernsehens erzählt,

die Taliban hätten sie nicht zu ihrem Arbeitsplatz gelassen.

Ich durfte nicht ins Gebäude, obwohl ich meinen Ausweis zeigte.

Die männlichen Kollegen durften alle rein.

Das könnte erst der Anfang sein.

Für Kommandeur Hashimi bekommen Frauen ihre Rechte,

wenn überhaupt, nur von den Taliban.

Erstens:

Unsere Gelehrten werden entscheiden,

ob Mädchen weiter zur Schule gehen dürfen oder nicht.

Zweitens:

Sie werden auch entscheiden, ob Frauen eine Burka tragen müssen

oder ob ein einfacher Schleier reicht.

Wie unwahrscheinlich es ist, dass die Taliban moderat wurden,

zeigt sich in ihrer Kaderschmiede:

Das Haqqania-Seminar in Pakistan.

Hier wurden fast alle Taliban-Führer ausgebildet.

Bezahlt vom pakistanischen Staat,

wird eine strikte Version des Islam gelehrt.

Die Lehrer sind stolz,

dass sie den Afghanen den Dschihad beibringen - den heiligen Krieg.

Wir sind ausgezeichnet, in allem, was den Dschihad betrifft.

Wir sind führend darin, wie man Religion und Politik verbindet.

Deshalb setzen sich unsere Studenten durch.

Der Politikwissenschaftler Hans-Joachim Gießmann

hat die Taliban bis vor Kurzem in Katar auf Konferenzen erlebt.

Auch er ist skeptisch, ob sie sich geändert haben.

Den Ankündigungen kann nur insoweit getraut werden,

als dass es Ankündigungen sind, Willensbekundungen der Führung.

Die Frage ist,

inwieweit die Führung Kontrolle hat über die Gliederungen.

Die Taliban haben die Macht sehr schnell übernommen.

Nun müssen sie regieren.

Das ist deutlich schwieriger.

An diesem Grenzübergang zu Pakistan stauen sich die LKW.

Der Handel mit dem Ausland ist zusammengebrochen.

Darin sehen Experten den einzigen Hebel,

die Taliban zu politischen Kompromissen zu bewegen.

Die Taliban haben ein Interesse daran,

internationale Anerkennung zu erfahren.

Sie möchten nicht der Pariastaat sein,

der sie in den 1990er-Jahren waren.

Sie werden Wert darauf legen, dass internationale Hilfsorganisationen

im Land aktiv sind.

Um im Gesundheits- und Bildungsbereich

ihre Projekte voranzubringen.

Die Frage ist, ob das ausreichen wird,

um das Leben unter einer Taliban- Herrschaft erträglich zu gestalten.

Außenminister und Kanzlerin gestanden ihre Fehleinschätzung ein

hinsichtlich der Taliban-Machtübernahme.

Die politische Debatte darüber reißt nicht ab,

wer mitverantwortlich ist, wer welche Rolle dabei spielte.

Es häufen sich die Forderungen nach gründlicher Aufklärung.

Ein Untersuchungsausschusses nach der Wahl steht im Raum.

Vor allem der Innenminister und BND

mussten sich heute vor den Ausschüssen erklären.

Sie mussten sich heftige Vorwürfe anhören.

Es geht hin und her, seit Tagen: Blame Game, Schuldzuweisungen.

Wer ist verantwortlich?

Zuletzt war der Außenminister im Kreuzfeuer,

im auswärtigen Ausschuss.

Der will nicht alleine für die Fehleinschätzung verantwortlich sein.

Schließlich gab's auch die Nachrichtendienste.

Die werden vom Kontrollgremium in den Fokus genommen.

Wozu braucht man einen Auslandsgeheimdienst,

wenn so eine Entwicklung nicht mal im Ansatz gesehen worden ist?

Offenbar wurden die Taliban unterschätzt -

vor allem das Tempo ihres Vormarsches.

Bei der geheimen Sitzung erklärt der BND-Chef dem Gremium,

dass die Entwicklungen in Afghanistan nicht absehbar waren.

Manch Abgeordneter sieht die Probleme nicht bei den Diensten.

Mein Eindruck war, dass die Dienste geliefert haben

und wir ein Problem haben bei der Bewertung der Bundesregierung.

Und bei der Erstellung des Gesamtbildes.

Teil dessen ist auch er: der Innenminister.

Auch er steht in der Kritik,

muss sich vor einem Ausschuss verantworten.

Ein Vorwurf:

Schon im Juni hätte das Verteidigungsministerium

Ortskräfte ausfliegen können.

Das scheiterte an Visa-Bürokratie.

Wir wiesen seit Monaten den Innenminister darauf hin,

dass die Ausreise der afghanischen Ortskräften zu schleppend läuft.

Doch der Innenminister will für das Drama nicht verantwortlich sein.

Ich weiß nicht, wer im Moment welche Fährten legt.

Aber ich kann Ihnen sagen:

Für die Visa-Erteilung ist der Innenminister nicht zuständig.

Er verweist auf den Außenminister.

Mit einer Verzögerung habe man auch nichts zu tun:

Die Sicherheitsüberprüfung ist ein ganz geringer Zeitaufwand.

Er läuft über den Computer.

Deshalb kann ich solche Einlassungen nicht verstehen,

dass die Sicherheitsüberprüfung Bürokratie oder Papierkram ist.

So geht auch dieser Tag zu Ende mit großer Betroffenheit

und dem Hin-und-her-Schieben der Verantwortung.

Wir kommen zum zweiten großen Thema, das uns weiter beschäftigt.

Mittlerweile empfiehlt die STIKO auch den 12- bis 17-Jährigen,

sich gegen Corona impfen zu lassen.

Weshalb die Zahl derer, die dies tun, nun steigen wird.

Um das zu unterstützen,

wollen mehrere Bundesländer mobile Impfteams an Schulen schicken.

In Schleswig-Holstein sind sie seit heute unterwegs.

Das findet längst nicht jeder gut.

Ärzte warnen, dass dabei ein Gruppenzwang entstehen könnte.

Und wie sehen das diejenigen, um die es hier geht?

Corinna Below.

Kurz vor 10 Uhr geht es los.

In der Leif-Erikson-Schule in Kiel-Mettenhof.

130 Schüler haben sich angemeldet

und noch 15 weitere vom benachbarten Gymnasium.

Wer jünger als 14 ist,

hat eine Einverständniserklärung Eltern dabei.

Bei einigen sind sie auch mitgekommen.

Ich könnte auch woanders hingehen, aber hier geht es schneller.

Da sind Klassenkameraden dabei. Man ist nicht alleine.

Das ist gut.

Jetzt muss ich keine Corona-Tests mehr machen. Nur ganz kurz und weg.

Gemeinschaftsschule Reinbek.

Wann hier geimpft wird, steht noch nicht fest.

Die Schüler der Jahrgänge 11 bis 13 sind gekommen,

um über die Impfungen an den Schulen zu diskutieren.

Einige sind bereits geimpft. Andere zögern noch.

Ich bin die Einzige, die im Freundeskreis nicht geimpft ist.

Es fühlt sich komisch an, wenn alle sagen:

"Ich bin geimpft, es war gar nicht schlimm."

Und andere sagen: "War voll schlimm."

Ich find, man sollte versuchen, sich zu impfen.

Wenn es gar nicht geht, dann ist es so.

Man sollte die Freiheit haben: Will ich mich impfen oder nicht.

Der gesellschaftliche Druck, der gerade entsteht, ist enorm.

Ich sehe das als Vorteil, dass ein kleiner Druck entsteht,

um Motivation zu wecken.

Dass eine Art Gruppenzwang entsteht.

Ich empfinde das nicht als Druck.

Ich würde eher sagen, dass man die Möglichkeit bekommt,

sich impfen zu lassen.

Wenn man sich nicht erkundigte, hat man jetzt die Chance dazu.

Einige fühlen sich durch widersprüchliche Informationen

aus ihrem Umfeld verunsichert.

Ich werde mich impfen lassen. Nur weiß ich noch nicht, wann.

Ich höre immer wieder Neues.

Alle reden auf mich ein.

Sie sagen, wegen den Spätfolgen

bekommt man vielleicht später keine Kinder.

Oder es ist dies oder das.

Da hört man viele verschiedene Sachen.

Da hat man ein bisschen Angst.

Können die jüngeren Schüler sich eine Meinung bilden,

wenn es den älteren schon schwerfällt?

Um dies zu klären, diskutieren sie in kleineren Gruppen weiter.

Wenn man in der Schule nicht aufgeklärt wird ...

Wird man nicht.

Und die Jüngeren würden sich zu Hause nicht hinsetzen

und sich darüber informieren.

Ich krieg mein altes Leben zurück? Finde ich gut.

DasMit 14 hab ich keine Nachrichten geguckt.

Zurück in Kiel-Mettenhof.

Nach vier Stunden sind mehr als 150 Jugendliche geimpft.

Einige kamen spontan.

In drei Wochen kommt das Impf-Team wieder.

Dann bekommen alle ihre zweite Impfung.

An Schulen impfen?

Dazu meint Kirsten Girschick aus unserem Hauptstadtstudio dieses.

Mit 13 wurde ich in der Schule gegen Röteln geimpft.

Das war damals üblich.

Man wollte sichergehen,

dass möglichst viele Mädchen immun sind.

Damit sie sich nicht bei einer Schwangerschaft infizieren

und der Fötus geschädigt wird.

Ich kann mich nicht erinnern, unter Gruppendruck gewesen zu sein.

Eltern und Kinder empfanden es als praktisch,

dass man nicht zum Arzt musste.

Wer bei Impfangeboten an Schulen von Zwangsimpfungen

und Menschenrechtsverletzungen schwadroniert, der übersieht:

Keiner muss, aber viele wollen sich impfen lassen.

Auch Kinder und Jugendliche.

Nicht jeder Schüler wohnt in der Stadt,

nicht jede Schülerin kommt unkompliziert zum Impfzentrum.

Nicht alle Eltern kommen mit Buchungssystemen klar.

Nicht jeder Kinderarzt hat Termine frei,

die Eltern wahrnehmen können.

Schon die Bustickets zu Arzt oder Impfzentrum

können eine finanzielle Hürde sein.

Die Schule ist die einzige Institution,

die alle Kinder und Jugendlichen regelmäßig aufsuchen.

Egal, wo sie wohnen

und wie sehr sich ihre Eltern um ihre Gesundheit kümmern können.

Deshalb bin ich für Impfungen an der Schule.

Natürlich mit Aufklärung und ohne Zwang.

Natürlich ist das Ideal eine persönliche Aufklärung

und Impfung durch die Kinderärztin, die das Kind seit Geburt kennt.

Aber wenn dieser ideale Termin im Oktober stattfindet

und sich Kinder und Jugendliche bis dahin infizieren, sage ich:

Impft jetzt schon an den Schulen, was das Zeug hält!

Die Meinung von Kirsten Gierschik.

Bei uns steigen die Infektionszahlen zwar,

aber die Situation scheint überschaubar.

In anderen Weltregionen ist die Lage besorgniserregend.

Z.B. in Indonesien.

In dem Inselstaat sind 10 % der 270 Mio. Einwohner

vollständig geimpft.

Die Zahlen der Infizierten sind so hoch,

dass das Land als Hochrisikogebiet eingestuft wurde.

Vor allem Kinder erkranken mehr als anderswo an Covid.

Viele sterben auch daran.

Sandra Ratzow.

Ein aktives, fröhliches Mädchen.

Doch sie wurde nur vier Jahre alt.

Ende Mai bekam sie Bauchschmerzen, und sie übergab sich immer wieder.

So erzählt es ihre Großmutter.

In der Nacht brachte sie ihre Enkelin ins Krankenhaus.

Da hatte das Virus ihren Körper aber schon voll im Griff.

Sie musste auf die Intensivstation.

Der Arzt wollte ihr eine Infusion legen.

Aber das hat nichts gebracht.

Um vier Uhr morgens bekam sie Krämpfe.

Sie konnte nicht wiederbelebt werden.

Die Covid-Station im Krankenhaus am Rande von Djakarta.

Ganze Familien werden hier behandelt.

Die Kinder stecken sich meistens bei den Eltern an,

sagen die Ärzte.

Manchmal sogar erst im Krankenhaus.

Sie hätten zu Hause keine Betreuungsperson.

Jeder achte positiv Getestete ist in Indonesien ein Kind.

Einige landen auf der Intensivstation.

Kinder haben meistens eine stärkere Abwehr gegen Corona.

Bei ihnen befällt das Virus oft den Verdauungstrakt, nicht die Lunge,

außer bei Kindern, die von Geburt an gesundheitlich beeinträchtigt sind.

Davon gibt es in Indonesien besonders viele.

Er ist zehn Jahre alt.

Bei ihm führte Covid zur Hirnhautentzündung.

Wie fast ein Drittel der Kinder leidet er an Mangelernährung.

Viele habe nicht regelmäßig Zugang zur Gesundheitsversorgung.

Die Corona-Krise hat das Problem nur verschärft.

Die Delta-Variante muss man mit Durchhaltevermögen bekämpfen.

Mangelhaft ernährte Kinder

haben dem Virus nicht so viel entgegenzusetzen.

Mit diesem Problem musste die Regierung schon vorher umgehen.

Mit Covid gilt das erst recht.

Für sie war unvorstellbar,

dass ihre Enkelin an Covid sterben würde.

Sie weiß nicht, wo sie sich angesteckt haben könnte.

Ich bin so traurig, sie war ein so süßes Kind.

Jeder mochte sie.

Vielleicht hat Allah sie so früh zu sich genommen,

um ihr Leid zu ersparen.

Auf diesem Friedhof liegt sie begraben.

Er wurde erst im Mai eröffnet - für die Toten der Pandemie.

Nur knapp neun Prozent der Bevölkerung ist voll geimpft.

Deshalb, sagen Experten,

werden in Indonesien immer wieder Kinder unter den Toten sein.

Jahrelang zogen die rechtsextremen NSU-Terroristen

mordend durch Deutschland.

2011 kam das ans Licht.

Heute wurde die juristische Aufarbeitung abgeschlossen.

Weitere Nachrichten mit Thorsten Schröder.

Die Hauptangeklagte im NSU-Verfahren, Beate Zschäpe,

muss lebenslang in Haft bleiben.

Das hat der BGH heute entschieden.

Er wies die Revisionen von Zschäpe und zwei NSU-Helfern zurück.

Der rechtsextremen Terrorzelle werden zehn Morde,

zwei Bombenanschläge und mehrere Raubüberfälle zur Last gelegt.

Acht Monate nach der Amokfahrt von Trier

hat der Prozess begonnen.

Der Angeklagte muss sich wegen fünffachen Mordes verantworten.

Der 51-Jährige hatte zunächst die Aussage verweigert.

Er war am 1. Dezember 2020

mit seinem Auto durch die Fußgängerzone gerast.

Er hatte gezielt Passanten überfahren.

Prozessauftakt nach einer Tat, die eine Stadt erschüttert hat.

Dem Angeklagten wird fünffacher Mord vorgeworfen

und mehrfacher versuchter Mord.

Verletzte und Angehörige treten als Nebenkläger auf.

Für sie und die Staatsanwaltschaft

steht die Frage nach dem Motiv im Zentrum.

Der Angeklagte und seine Anwälte schwiegen heute.

Er hat wohl einen Gesellschaftshass entwickelt.

Das ist die Arbeitshypothese.

Die muss sich in der Verhandlung noch bestätigen.

Am 1. Dezember 2020 raste er durch die Fußgängerzone.

Laut Anklage soll er versucht haben, Passanten zu überfahren.

Fünf Menschen kamen ums Leben, auch ein Säugling.

14 Menschen wurden schwer verletzt, Hunderte traumatisiert.

Der Angeklagte soll alkoholisiert gewesen sein.

Er soll an einer Psychose leiden.

Ich habe beantragt,

dass die Nebenklage das Gutachten bekommt.

Das wurde bislang verweigert.

Nun muss sich die Kammer damit beschäftigen.

Am Gutachten hängt auch die Schuldfrage.

Dem Angeklagten droht lebenslange Haft.

Mehrere Autohersteller müssen ihre Produktion drosseln,

weil Halbleiter-Bauteile fehlen.

Etwa VW, Daimler und Toyota.

Bislang war der japanische Konzern

besser durch die Krise gekommen als viele andere Hersteller.

Näheres von Anja Kohl aus der Frankfurter Börse.

Ein Schock: Bei Toyota werden die Teile knapp.

Dabei haben die Japaner seit dem Tsunami vor zehn Jahren

große Teilevorräte aufgebaut, Kosten gesenkt und Prozesse beschleunigt.

Im September wird Toyota die Produktion um 40 % drosseln.

Von bislang 900.000 auf 500.000 Fahrzeuge.

Fehlende Speicherchips, ohne die kein Auto fährt,

bringen Toyota ins Schleudern.

In Teilen Asiens steigen die Corona-Zahlen.

Deshalb funktionieren Häfen nicht reibungslos,

Werke von Zulieferern werden teilweise geschlossen.

Hinzu kommt:

Unternehmen fangen an zu horten, was den Mangel verschärft

und die Preise in die Höhe treibt.

Auto-Aktien kamen heute weltweit unter die Räder.

Der in der französischen Aufbereitungsanlage La Hague

verbliebene deutsche Atommüll soll bis 2024 zurück transportiert werden.

Der Atomkonzern Orano einigte sich mit deutschen Energiekonzernen

auf einen entsprechenden Vertrag.

Das Abkommen hat ein Volumen von mehr als einer Mrd. Euro.

Seit den 70ern

waren mehr als 5000 Tonnen Atommüll nach Frankreich gebracht worden.

97 % davon befinden sich wieder in Deutschland.

In den USA kämpft die Feuerwehr gegen über 100 große Waldbrände.

Die meisten sind im Westen.

Allein in Kalifornien gibt es mehr als 10.000 Helfer.

Viele Ortschaften sind bedroht, Tausende Menschen auf der Flucht.

Zahlreiche Gebäude wurden bereits zerstört.

Die Brände breiten sich

wegen trockener Böden und starken Windes weiter aus.

Die größte Gruppe des Paralympics- Teams ist nach Tokio gestartet.

Bundespräsident Steinmeier

verabschiedete die Sportler am Frankfurter Flughafen.

In seiner Rede würdigte er die Weltspiele des Behindertensports.

Am Dienstag soll die Eröffnungsfeier stattfinden.

4400 Athleten aus 160 Ländern kämpfen bis zum 5.9. um Medaillen.

134 deutsche Sportler nehmen teil.

Fünf Wochen sind es bis zur Bundestagswahl.

Auch dieses Mal sind viele noch unentschlossen,

wem sie am 26.9. ihre Stimme geben.

Auf der Suche nach aktuellen Wählerstimmungen

waren wir diesmal in der nordhessischen Provinz.

Weit weg von den Metropolen,

wo sich viele nicht vertreten fühlen von der Politik.

Bin aber nochSo sind wir in unserer Reihe zur Bundestagswahl

mittendrin in Deutschland.

In Kornberg, wo traditionell

die Sozialdemokraten die Nase vorn haben.

Wo in der Wählerstimmung einiges ins Wanken geraten ist.

Sebastian Jakob.

Die AfD will die Ausländer rausschicken.

Was ich richtig finde.

Sie haben die Wahl zwischen Pest und Cholera.

SPD, ob das so ist oder so.

Ich glaub denen und gut so.

Kornberg in Nordhessen.

1400 Einwohner, einstige Bergbausiedlung.

Von Arbeitern geprägt.

Eigentlich immer SPD-Hochburg.

Bei der letzten Bundestagswahl wählten 40 Prozent sozialdemokratisch

Und 18 Prozent die AfD.

Gut einen Monat vor der Wahl frage ich mich:

Wie ist die Stimmung im politisch gespaltenen Ort?

Volker Krause ist gelernter Maler.

Seine Ausbildung hat er in Kornberg gemacht.

Seitdem hatte er viele Jobs, auch arbeitslos war er.

Seit über 60 Jahren wählt er die SPD.

Warum ist das so Ihre Partei?

Weil ich zufrieden war, auch wo ich jung war.

Ich war zufrieden.

Warum soll ich alle vier, fünf Jahre wechseln?

Nee.

Man muss auch zusammenhalten, so habe ich das gelernt.

Der Zusammenhalt in Kornberg

wurde in den letzten Jahren auf die Probe gestellt.

Der Ort ist gebeutelt.

Geschäfte, Friseure, Restaurants und Bankfilialen:

Fast alles zu.

Auch einen Arzt gibt es hier schon lange nicht mehr.

Jeden Mittwoch kommt der Medibus, die rollende Praxis.

Sie wartet auf ihre kranke Mutter.

Beide wollen nicht genau verraten, wen sie am 26. September wählen.

Aber eine Hoffnung haben sie.

Dass die Grünen überhand gewinnen, da bin ich auch nit für.

Auch mit der Autoindustrie, was dann abläuft.

Wir brauchen die Autos.

Und wenn Benzin und Diesel alles teurer wird ...

Wir verdienen hier nit so viel.

Wenn man sich dann ein E-Auto leisten soll ...

Die Wahlkampfthemen seien viel zu weit weg

von den Menschen im ländlichen Raum, sagen die beiden.

Das sieht auch Reinhold Schweinsberg so.

Der Landwirt ist enttäuscht von der Politik.

Gehen Sie denn wählen?

Wahrscheinlich nicht.

Warum nicht?

Ich kann mich nicht entscheiden für irgendeine Partei.

Weil die nicht machen, was Sie sich erhoffen?

Nein, weil sie nicht halten, was sie versprechen.

Mir scheint,

viele hier haben das Vertrauen in die Politik verloren.

Sie fühlen sich abgehängt.

Bis in die nächste größere Stadt sind es 30 Kilometer.

Die A44 wird seit Jahren nicht fertig.

Eine große Fabrik wurde kürzlich geschlossen.

Viele Kornberger sind seitdem von Arbeitslosigkeit betroffen.

Ihr Treffpunkt: die Trinkhalle in der Ortsmitte.

Ein Gesprächsthema immer wieder:

Die Flüchtlinge, die in Kornberg aufgenommen wurden.

Sie bekämen mehr Hilfe vom Staat als andere,

meint auch Nadine Vorgeiz.

Die sind mir sehr sympathisch, ja.

Die haben genau den gleichen Gedanken wie ich:

Raus mit den Ausländern, die haben hier nichts zu suchen.

Ich treffe auf Stefan Bender.

Hallo, Herr Bender.

Er glaubt, viele wählen die AfD nach wie vor aus Protest.

Die SPD werde nicht mehr als Arbeiterpartei wahrgenommen.

Ein klarer Kurs fehle auch bei anderen.

Deshalb ist er von keiner Partei mehr überzeugt.

Die CDU ...

Sehr farblos.

Ganz klar.

Die SPD wird noch weiter verlieren, denke ich.

Ihre Wählerschaft wurde über Jahrzehnte verprellt.

Das muss man klar sagen.

Und die Grünen fahren einen Kurs für die Stadtbevölkerung.

Auf kommunaler Ebene hat er für sich eine andere Lösung gefunden.

Er engagiert sich in der Bürgerliste.

Wie sich mehr Bürgernähe auf Bundesebene herstellen ließe,

darauf hat man hier noch keine Antwort gefunden.

Die Antwort auf meine Frage, wie das Wetter wird,

hat Sven Plöger schnell gefunden.

Bitte schön, Sven.

Er hat den ganzen Tag gesucht und jetzt gefunden.

Es ist spannend, was passiert.

Wir haben ein kleines Intermezzo.

Am Sonntag sind Unwetter möglich.

Samstag ist es freundlicher.

Der Sonntag, von Westen Schauer und Gewitter.

Der Wetterbericht ist noch nicht zu Ende.

Wir schauen auf den Isobaren-Film.

Es zieht ein kleines Tief zu uns.

Wir schauen auf den Verlauf zum Sonntag hin.

Das ist der Zustand am Samstag um 15 Uhr.

Von Westen kommt ein Regengebiet.

Mit Schauern und starken Gewittern.

Wir gehen wieder in der Chronologie zurück.

Wir sind in der Nacht.

Nach Südwesten reißt der Himmel auf.

Morgen gibt es im Norden weitere Schauer.

Im Süden ist es freundlicher.

Die Temperaturen:

Am Nachmittag beginnt im Süden das Intermezzo.

Die Aussichten sind hier zu erkennen.

Samstag ist es freundlich.

Der Sonntag mit kräftigen Gewittern.

Das waren die tagesthemen.

Hier geht's weiter mit extra 3.

Um 0.35 Uhr bringt Sie Constantin Schreiber im nachtmagazin

auf den neuesten Stand.

Wir sind morgen wieder für Sie da.

Bis dahin tschüss.

Copyright Untertitel: NDR 2021


tagesthemen 19.08.2021, 22:15 Uhr - Innenminister Seehofer weist Kritik in Bezug auf Umgang mit afghanischen Ortskräfte tagesthemen 2021 年 8 月 19 日晚上 10 点 15 分——内政部长泽霍费尔拒绝批评有关处理阿富汗当地工作人员的批评

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (19.08.2021) 该节目由 NDR 现场直播 (08/19/2021)

Willkommen zu den tagesthemen. 欢迎来到今天的话题。

Heute Abend ist trotz der schwierigen Umstände 今晚尽管困难重重

erneut eine Maschine der Luftwaffe aus Kabul abgeflogen: 另一架空军飞机从喀布尔起飞:

Um deutsche Staatsbürger, Ortskräfte und ihre Familien 关于德国公民、当地工人及其家人

in Sicherheit zu bringen. 带来安全。

Zunächst ins usbekische Taschkent, 首先到乌兹别克塔什干,

von dort geht's mit Zivil-Maschinen nach Deutschland. 从那里它带着民用机器去德国。

Damit seien seit Beginn der Rettungsaktion am Montag 自周一救援行动开始以来就是这种情况

mehr als 1200 Menschen aus Afghanistan ausgeflogen worden. 1,200 多人已被空运出阿富汗。

Noch immer versuchen Tausende Afghanen, 成千上万的阿富汗人仍在努力

das Land zu verlassen. 离开这个国家。

Am Flughafen bleibt die Lage chaotisch, 机场局势依旧混乱,

viele hoffen, noch irgendwie auf das Gelände zu kommen. 许多人希望以某种方式到达该站点。

Ihr Ziel liegt im Norden der Hauptstadt. 您的目的地在首都以北。

Der Flughafen ist unterteilt 机场是分开的

in einen zivilen Bereich und einen militärischen. 分为平民区和军区。

Besonders den schützen mehr als 5000 US-Soldaten, 尤其是保护5000多名美军士兵,

unterstützt u.a. von deutschen Fallschirmjägern. 得到德国伞兵等的支持。

Oliver Mayer. 奥利弗·迈耶。

Täglich scheint die Situation am Flughafen Kabul 喀布尔机场的情况似乎每天都在

dramatischer zu werden. 变得更具戏剧性。

Die Lage: unübersichtlich und gefährlich. 情况:混乱和危险。

Taliban, Sicherheitskräfte als auch US-Militär sind vor Ort. 塔利班、安全部队和美军在现场。

Schüsse sind zu hören. 可以听到枪声。

Woher sie kommen, ist oft nicht klar, die Menschen sind in Panik. 通常不清楚他们来自哪里,人们处于恐慌之中。

Die Situation ist schlimm. 形势严峻。

Unglaublich viele Leute versuchen verzweifelt, 无数人在拼命尝试

aus dem Land zu kommen. 出国。

Menschen hängen sich an Flugzeuge und stürzen in den Tod. 人们挂在飞机上摔死。

Keinen interessiert es. 没人在乎。

Aus dem ganzen Land kommen sie an den Flughafen. 他们从全国各地来到机场。

Sie klettern über Mauern und rennen zu den Fliegern. 他们翻过墙壁跑向飞机。

Dann werden sie von den Soldaten herausgestoßen. 然后他们被士兵推了出去。

Die kommerzielle Luftfahrt ist eingestellt. 商业航空已经停止。

Deshalb versuchen viele, 因此,很多人尝试

aufs Flughafengelände und in eine Militärmaschine zu gelangen. 去机场,坐上军用飞机。

Schwierige Bedingungen für die Evakuierungsmission. 撤离任务的困难条件。

Es ist sehr turbulent alles.

Sie hören vielleicht den einen oder anderen Schuss.

Sie sehen die verzweifelten Augen der Afghanen

und der deutschen Staatsbürger.

Die versuchen, in den Innenbereich des Flughafens zu gelangen.

Das ist dramatisch, was wir von draußen sehen.

Nicht nur am Flughafen,

auch in Kabul selbst spielen sich chaotische Szenen ab.

Menschen hissen die Nationalfahne am heutigen Unabhängigkeitstag,

um ihren Protest gegen die Taliban auszudrücken.

Ich behalte diese Flagge - sie bedeutet mir die Welt.

Viele Proteste laufen friedlich, wie hier in Kabul.

Einwohner tragen eine Hunderte Meter lange Fahne durch die Straßen.

Doch es gibt auch Berichte von Protesten,

die die Taliban gewaltsam gestoppt haben sollen.

Menschen sollen ums Leben gekommen sein.

Wir hatten lediglich die afghanische Flagge in der Hand.

Plötzlich schossen die Taliban auf uns.

Sie wollten uns Angst machen vor den Augen ihres Anführers.

Die Taliban weisen solche Anschuldigungen von sich.

Überall in Kabul zeigen sie sich auf den Straßen,

haben Security-Checkpoints errichtet.

Sie würden damit die Sicherheit der Einwohner garantieren.

Es gab so viele Probleme, aber jetzt ist jeder glücklich.

Allen Bürgern Kabuls geht es von Tag zu Tag besser.

Wir bringen Frieden und Stabilität.

Vor dem Flughafen in Kabul sieht man davon wenig.

Die Menschen haben Panik, auch vor der Präsenz der Taliban.

Die Taliban kontrollieren äußere Ringe.

Das machen sie sehr effektiv.

Sie zeigen sich der Bevölkerung, dann kommt die Gemengelage dazu.

Diese Verzweiflung,

weil die Menschen das Gefühl haben, dass ihnen die Zeit wegläuft.

Diese Sorge könnte berechtigt sein.

Im Moment weiß niemand genau,

wie viel Zeit noch für Evakuierungsflüge bleibt.

Oliver Mayer in Neu-Delhi, wie ist die Situation am Flughafen?

Was hören Sie?

Wir haben gesehen, die Lage ist dramatisch.

Sie ist auch gefährlich.

Es ist schwer, da hin zu gelangen.

Die Menschen stehen im Stau.

Ihre Autos lassen sie einfach stehen.

Sie werfen die Schlüssel weg und versuchen es zu Fuß.

Das macht es für andere schwer, da hinzukommen.

Wenn man es geschafft hat, gibt es dort drei Parteien.

Die Taliban, Sicherheitskräfte und US-Militär.

Man muss durch mehrere Checkpoints durchlaufen.

Das macht es für die Menschen so schwierig,

auf das Gelände zu kommen.

Die, die man ausfliegen will, kommen nicht an den Flughafen.

Was kann man da überhaupt tun?

Es gibt Szenarien von anderen Ländern.

Frankreich und Großbritannien haben Hubschrauber ins Land gebracht.

Und Spezialkräfte.

Damit holen sie die Menschen aus den Häusern

und fliegen sie an den Flughafen.

Dann gelangen sie in die Flugzeuge.

Wir haben von Experten gehört,

dass sich mit diesem Szenario die Bundeswehr auch beschäftigt.

Wie lange ist das Zeitfenster für Evakuierungen noch offen?

Wir haben Aussagen gehört,

dass sich das Evakuierungsfenster schnell schließen könnte.

Die Situation ist chaotisch.

Man muss immer mit mehr mit Gewalt rechnen.

Man weiß nicht, was mit den Taliban passiert.

Und nach unseren Informationen

wollen die USA Ende August Afghanistan verlassen.

Dann will auch die Bundeswehr raus.

Das macht es für die Menschen dort schwierig.

Vielen Dank für die Informationen.

Als das letzte Mal ausländische Soldaten das Land verlassen hatten,

die sowjetischen 1989, folgte ein blutiger Bürgerkrieg.

Am Ende waren unbekannte Islamisten an der Macht in Afghanistan:

Die Taliban.

Sie zogen eine brutale Schreckensherrschaft auf

nach rigider Auslegung der Scharia, des islamischen Rechts.

Frauen und Mädchen hatten darunter zu leiden,

wurden unterdrückt.

20 Jahre nach ihrem Sturz sind die Taliban wieder an der Macht.

Sie geben sich plötzlich gemäßigt:

Zweifel am vermeintlich neuen Kurs sind gewaltig.

Wie sind die Taliban von heute organisiert?

Was sind ihre Anliegen und Ziele?

Peter Gerhard.

Sollte es moderate Taliban geben, gehört er nicht dazu:

Kommandeur Hashimi.

Er stellt klar, wie er sich Afghanistan künftig vorstellt:

Als islamistischen Gottesstaat.

Das Regierungssystem wird klar sein, an der Scharia ausgerichtet.

Natürlich wird es kein demokratisches System.

Das passt nicht in unsere Gesellschaft.

Solche Töne machen vielen Angst.

Leere Straßen, geschlossene Geschäfte.

Vorsichtshalber übermalen sie in Kabul Frauenbilder.

Vereinzelt protestieren Frauen

gegen die befürchtete Einschränkung ihrer Freiheit.

Eine bekannte Moderatorin des staatlichen Fernsehens erzählt,

die Taliban hätten sie nicht zu ihrem Arbeitsplatz gelassen.

Ich durfte nicht ins Gebäude, obwohl ich meinen Ausweis zeigte.

Die männlichen Kollegen durften alle rein.

Das könnte erst der Anfang sein.

Für Kommandeur Hashimi bekommen Frauen ihre Rechte,

wenn überhaupt, nur von den Taliban.

Erstens:

Unsere Gelehrten werden entscheiden,

ob Mädchen weiter zur Schule gehen dürfen oder nicht.

Zweitens:

Sie werden auch entscheiden, ob Frauen eine Burka tragen müssen

oder ob ein einfacher Schleier reicht.

Wie unwahrscheinlich es ist, dass die Taliban moderat wurden,

zeigt sich in ihrer Kaderschmiede:

Das Haqqania-Seminar in Pakistan.

Hier wurden fast alle Taliban-Führer ausgebildet.

Bezahlt vom pakistanischen Staat,

wird eine strikte Version des Islam gelehrt.

Die Lehrer sind stolz,

dass sie den Afghanen den Dschihad beibringen - den heiligen Krieg.

Wir sind ausgezeichnet, in allem, was den Dschihad betrifft.

Wir sind führend darin, wie man Religion und Politik verbindet.

Deshalb setzen sich unsere Studenten durch.

Der Politikwissenschaftler Hans-Joachim Gießmann

hat die Taliban bis vor Kurzem in Katar auf Konferenzen erlebt.

Auch er ist skeptisch, ob sie sich geändert haben.

Den Ankündigungen kann nur insoweit getraut werden,

als dass es Ankündigungen sind, Willensbekundungen der Führung.

Die Frage ist,

inwieweit die Führung Kontrolle hat über die Gliederungen.

Die Taliban haben die Macht sehr schnell übernommen.

Nun müssen sie regieren.

Das ist deutlich schwieriger.

An diesem Grenzübergang zu Pakistan stauen sich die LKW.

Der Handel mit dem Ausland ist zusammengebrochen.

Darin sehen Experten den einzigen Hebel,

die Taliban zu politischen Kompromissen zu bewegen.

Die Taliban haben ein Interesse daran,

internationale Anerkennung zu erfahren.

Sie möchten nicht der Pariastaat sein,

der sie in den 1990er-Jahren waren.

Sie werden Wert darauf legen, dass internationale Hilfsorganisationen

im Land aktiv sind.

Um im Gesundheits- und Bildungsbereich

ihre Projekte voranzubringen.

Die Frage ist, ob das ausreichen wird,

um das Leben unter einer Taliban- Herrschaft erträglich zu gestalten.

Außenminister und Kanzlerin gestanden ihre Fehleinschätzung ein

hinsichtlich der Taliban-Machtübernahme.

Die politische Debatte darüber reißt nicht ab,

wer mitverantwortlich ist, wer welche Rolle dabei spielte.

Es häufen sich die Forderungen nach gründlicher Aufklärung.

Ein Untersuchungsausschusses nach der Wahl steht im Raum.

Vor allem der Innenminister und BND

mussten sich heute vor den Ausschüssen erklären.

Sie mussten sich heftige Vorwürfe anhören.

Es geht hin und her, seit Tagen: Blame Game, Schuldzuweisungen.

Wer ist verantwortlich?

Zuletzt war der Außenminister im Kreuzfeuer,

im auswärtigen Ausschuss.

Der will nicht alleine für die Fehleinschätzung verantwortlich sein.

Schließlich gab's auch die Nachrichtendienste.

Die werden vom Kontrollgremium in den Fokus genommen.

Wozu braucht man einen Auslandsgeheimdienst,

wenn so eine Entwicklung nicht mal im Ansatz gesehen worden ist?

Offenbar wurden die Taliban unterschätzt -

vor allem das Tempo ihres Vormarsches.

Bei der geheimen Sitzung erklärt der BND-Chef dem Gremium,

dass die Entwicklungen in Afghanistan nicht absehbar waren.

Manch Abgeordneter sieht die Probleme nicht bei den Diensten.

Mein Eindruck war, dass die Dienste geliefert haben

und wir ein Problem haben bei der Bewertung der Bundesregierung.

Und bei der Erstellung des Gesamtbildes.

Teil dessen ist auch er: der Innenminister.

Auch er steht in der Kritik,

muss sich vor einem Ausschuss verantworten.

Ein Vorwurf:

Schon im Juni hätte das Verteidigungsministerium

Ortskräfte ausfliegen können.

Das scheiterte an Visa-Bürokratie.

Wir wiesen seit Monaten den Innenminister darauf hin,

dass die Ausreise der afghanischen Ortskräften zu schleppend läuft.

Doch der Innenminister will für das Drama nicht verantwortlich sein.

Ich weiß nicht, wer im Moment welche Fährten legt.

Aber ich kann Ihnen sagen:

Für die Visa-Erteilung ist der Innenminister nicht zuständig.

Er verweist auf den Außenminister.

Mit einer Verzögerung habe man auch nichts zu tun:

Die Sicherheitsüberprüfung ist ein ganz geringer Zeitaufwand.

Er läuft über den Computer.

Deshalb kann ich solche Einlassungen nicht verstehen,

dass die Sicherheitsüberprüfung Bürokratie oder Papierkram ist.

So geht auch dieser Tag zu Ende mit großer Betroffenheit

und dem Hin-und-her-Schieben der Verantwortung.

Wir kommen zum zweiten großen Thema, das uns weiter beschäftigt.

Mittlerweile empfiehlt die STIKO auch den 12- bis 17-Jährigen,

sich gegen Corona impfen zu lassen.

Weshalb die Zahl derer, die dies tun, nun steigen wird.

Um das zu unterstützen,

wollen mehrere Bundesländer mobile Impfteams an Schulen schicken.

In Schleswig-Holstein sind sie seit heute unterwegs.

Das findet längst nicht jeder gut.

Ärzte warnen, dass dabei ein Gruppenzwang entstehen könnte.

Und wie sehen das diejenigen, um die es hier geht?

Corinna Below.

Kurz vor 10 Uhr geht es los.

In der Leif-Erikson-Schule in Kiel-Mettenhof.

130 Schüler haben sich angemeldet

und noch 15 weitere vom benachbarten Gymnasium.

Wer jünger als 14 ist,

hat eine Einverständniserklärung Eltern dabei.

Bei einigen sind sie auch mitgekommen.

Ich könnte auch woanders hingehen, aber hier geht es schneller.

Da sind Klassenkameraden dabei. Man ist nicht alleine.

Das ist gut.

Jetzt muss ich keine Corona-Tests mehr machen. Nur ganz kurz und weg.

Gemeinschaftsschule Reinbek.

Wann hier geimpft wird, steht noch nicht fest.

Die Schüler der Jahrgänge 11 bis 13 sind gekommen,

um über die Impfungen an den Schulen zu diskutieren.

Einige sind bereits geimpft. Andere zögern noch.

Ich bin die Einzige, die im Freundeskreis nicht geimpft ist.

Es fühlt sich komisch an, wenn alle sagen:

"Ich bin geimpft, es war gar nicht schlimm."

Und andere sagen: "War voll schlimm."

Ich find, man sollte versuchen, sich zu impfen.

Wenn es gar nicht geht, dann ist es so.

Man sollte die Freiheit haben: Will ich mich impfen oder nicht.

Der gesellschaftliche Druck, der gerade entsteht, ist enorm.

Ich sehe das als Vorteil, dass ein kleiner Druck entsteht,

um Motivation zu wecken.

Dass eine Art Gruppenzwang entsteht.

Ich empfinde das nicht als Druck.

Ich würde eher sagen, dass man die Möglichkeit bekommt,

sich impfen zu lassen.

Wenn man sich nicht erkundigte, hat man jetzt die Chance dazu.

Einige fühlen sich durch widersprüchliche Informationen

aus ihrem Umfeld verunsichert.

Ich werde mich impfen lassen. Nur weiß ich noch nicht, wann.

Ich höre immer wieder Neues.

Alle reden auf mich ein.

Sie sagen, wegen den Spätfolgen

bekommt man vielleicht später keine Kinder.

Oder es ist dies oder das.

Da hört man viele verschiedene Sachen.

Da hat man ein bisschen Angst.

Können die jüngeren Schüler sich eine Meinung bilden,

wenn es den älteren schon schwerfällt?

Um dies zu klären, diskutieren sie in kleineren Gruppen weiter.

Wenn man in der Schule nicht aufgeklärt wird ...

Wird man nicht.

Und die Jüngeren würden sich zu Hause nicht hinsetzen

und sich darüber informieren.

Ich krieg mein altes Leben zurück? Finde ich gut.

DasMit 14 hab ich keine Nachrichten geguckt.

Zurück in Kiel-Mettenhof.

Nach vier Stunden sind mehr als 150 Jugendliche geimpft.

Einige kamen spontan.

In drei Wochen kommt das Impf-Team wieder.

Dann bekommen alle ihre zweite Impfung.

An Schulen impfen?

Dazu meint Kirsten Girschick aus unserem Hauptstadtstudio dieses.

Mit 13 wurde ich in der Schule gegen Röteln geimpft.

Das war damals üblich.

Man wollte sichergehen,

dass möglichst viele Mädchen immun sind.

Damit sie sich nicht bei einer Schwangerschaft infizieren

und der Fötus geschädigt wird.

Ich kann mich nicht erinnern, unter Gruppendruck gewesen zu sein.

Eltern und Kinder empfanden es als praktisch,

dass man nicht zum Arzt musste.

Wer bei Impfangeboten an Schulen von Zwangsimpfungen

und Menschenrechtsverletzungen schwadroniert, der übersieht:

Keiner muss, aber viele wollen sich impfen lassen.

Auch Kinder und Jugendliche.

Nicht jeder Schüler wohnt in der Stadt,

nicht jede Schülerin kommt unkompliziert zum Impfzentrum.

Nicht alle Eltern kommen mit Buchungssystemen klar.

Nicht jeder Kinderarzt hat Termine frei,

die Eltern wahrnehmen können.

Schon die Bustickets zu Arzt oder Impfzentrum

können eine finanzielle Hürde sein.

Die Schule ist die einzige Institution,

die alle Kinder und Jugendlichen regelmäßig aufsuchen.

Egal, wo sie wohnen

und wie sehr sich ihre Eltern um ihre Gesundheit kümmern können.

Deshalb bin ich für Impfungen an der Schule.

Natürlich mit Aufklärung und ohne Zwang.

Natürlich ist das Ideal eine persönliche Aufklärung

und Impfung durch die Kinderärztin, die das Kind seit Geburt kennt.

Aber wenn dieser ideale Termin im Oktober stattfindet

und sich Kinder und Jugendliche bis dahin infizieren, sage ich:

Impft jetzt schon an den Schulen, was das Zeug hält!

Die Meinung von Kirsten Gierschik.

Bei uns steigen die Infektionszahlen zwar,

aber die Situation scheint überschaubar.

In anderen Weltregionen ist die Lage besorgniserregend.

Z.B. in Indonesien.

In dem Inselstaat sind 10 % der 270 Mio. Einwohner

vollständig geimpft.

Die Zahlen der Infizierten sind so hoch,

dass das Land als Hochrisikogebiet eingestuft wurde.

Vor allem Kinder erkranken mehr als anderswo an Covid.

Viele sterben auch daran.

Sandra Ratzow.

Ein aktives, fröhliches Mädchen.

Doch sie wurde nur vier Jahre alt.

Ende Mai bekam sie Bauchschmerzen, und sie übergab sich immer wieder.

So erzählt es ihre Großmutter.

In der Nacht brachte sie ihre Enkelin ins Krankenhaus.

Da hatte das Virus ihren Körper aber schon voll im Griff.

Sie musste auf die Intensivstation.

Der Arzt wollte ihr eine Infusion legen.

Aber das hat nichts gebracht.

Um vier Uhr morgens bekam sie Krämpfe.

Sie konnte nicht wiederbelebt werden.

Die Covid-Station im Krankenhaus am Rande von Djakarta.

Ganze Familien werden hier behandelt.

Die Kinder stecken sich meistens bei den Eltern an,

sagen die Ärzte.

Manchmal sogar erst im Krankenhaus.

Sie hätten zu Hause keine Betreuungsperson.

Jeder achte positiv Getestete ist in Indonesien ein Kind.

Einige landen auf der Intensivstation.

Kinder haben meistens eine stärkere Abwehr gegen Corona.

Bei ihnen befällt das Virus oft den Verdauungstrakt, nicht die Lunge,

außer bei Kindern, die von Geburt an gesundheitlich beeinträchtigt sind.

Davon gibt es in Indonesien besonders viele.

Er ist zehn Jahre alt.

Bei ihm führte Covid zur Hirnhautentzündung.

Wie fast ein Drittel der Kinder leidet er an Mangelernährung.

Viele habe nicht regelmäßig Zugang zur Gesundheitsversorgung.

Die Corona-Krise hat das Problem nur verschärft.

Die Delta-Variante muss man mit Durchhaltevermögen bekämpfen.

Mangelhaft ernährte Kinder

haben dem Virus nicht so viel entgegenzusetzen.

Mit diesem Problem musste die Regierung schon vorher umgehen.

Mit Covid gilt das erst recht.

Für sie war unvorstellbar,

dass ihre Enkelin an Covid sterben würde.

Sie weiß nicht, wo sie sich angesteckt haben könnte.

Ich bin so traurig, sie war ein so süßes Kind.

Jeder mochte sie.

Vielleicht hat Allah sie so früh zu sich genommen,

um ihr Leid zu ersparen.

Auf diesem Friedhof liegt sie begraben.

Er wurde erst im Mai eröffnet - für die Toten der Pandemie.

Nur knapp neun Prozent der Bevölkerung ist voll geimpft.

Deshalb, sagen Experten,

werden in Indonesien immer wieder Kinder unter den Toten sein.

Jahrelang zogen die rechtsextremen NSU-Terroristen

mordend durch Deutschland.

2011 kam das ans Licht.

Heute wurde die juristische Aufarbeitung abgeschlossen.

Weitere Nachrichten mit Thorsten Schröder.

Die Hauptangeklagte im NSU-Verfahren, Beate Zschäpe,

muss lebenslang in Haft bleiben.

Das hat der BGH heute entschieden.

Er wies die Revisionen von Zschäpe und zwei NSU-Helfern zurück.

Der rechtsextremen Terrorzelle werden zehn Morde,

zwei Bombenanschläge und mehrere Raubüberfälle zur Last gelegt.

Acht Monate nach der Amokfahrt von Trier

hat der Prozess begonnen.

Der Angeklagte muss sich wegen fünffachen Mordes verantworten.

Der 51-Jährige hatte zunächst die Aussage verweigert.

Er war am 1. Dezember 2020

mit seinem Auto durch die Fußgängerzone gerast.

Er hatte gezielt Passanten überfahren.

Prozessauftakt nach einer Tat, die eine Stadt erschüttert hat.

Dem Angeklagten wird fünffacher Mord vorgeworfen

und mehrfacher versuchter Mord.

Verletzte und Angehörige treten als Nebenkläger auf.

Für sie und die Staatsanwaltschaft

steht die Frage nach dem Motiv im Zentrum.

Der Angeklagte und seine Anwälte schwiegen heute.

Er hat wohl einen Gesellschaftshass entwickelt.

Das ist die Arbeitshypothese.

Die muss sich in der Verhandlung noch bestätigen.

Am 1. Dezember 2020 raste er durch die Fußgängerzone.

Laut Anklage soll er versucht haben, Passanten zu überfahren.

Fünf Menschen kamen ums Leben, auch ein Säugling.

14 Menschen wurden schwer verletzt, Hunderte traumatisiert.

Der Angeklagte soll alkoholisiert gewesen sein.

Er soll an einer Psychose leiden.

Ich habe beantragt,

dass die Nebenklage das Gutachten bekommt.

Das wurde bislang verweigert.

Nun muss sich die Kammer damit beschäftigen.

Am Gutachten hängt auch die Schuldfrage.

Dem Angeklagten droht lebenslange Haft.

Mehrere Autohersteller müssen ihre Produktion drosseln,

weil Halbleiter-Bauteile fehlen.

Etwa VW, Daimler und Toyota.

Bislang war der japanische Konzern

besser durch die Krise gekommen als viele andere Hersteller.

Näheres von Anja Kohl aus der Frankfurter Börse.

Ein Schock: Bei Toyota werden die Teile knapp.

Dabei haben die Japaner seit dem Tsunami vor zehn Jahren

große Teilevorräte aufgebaut, Kosten gesenkt und Prozesse beschleunigt.

Im September wird Toyota die Produktion um 40 % drosseln.

Von bislang 900.000 auf 500.000 Fahrzeuge.

Fehlende Speicherchips, ohne die kein Auto fährt,

bringen Toyota ins Schleudern.

In Teilen Asiens steigen die Corona-Zahlen.

Deshalb funktionieren Häfen nicht reibungslos,

Werke von Zulieferern werden teilweise geschlossen.

Hinzu kommt:

Unternehmen fangen an zu horten, was den Mangel verschärft

und die Preise in die Höhe treibt.

Auto-Aktien kamen heute weltweit unter die Räder.

Der in der französischen Aufbereitungsanlage La Hague

verbliebene deutsche Atommüll soll bis 2024 zurück transportiert werden.

Der Atomkonzern Orano einigte sich mit deutschen Energiekonzernen

auf einen entsprechenden Vertrag.

Das Abkommen hat ein Volumen von mehr als einer Mrd. Euro.

Seit den 70ern

waren mehr als 5000 Tonnen Atommüll nach Frankreich gebracht worden.

97 % davon befinden sich wieder in Deutschland.

In den USA kämpft die Feuerwehr gegen über 100 große Waldbrände.

Die meisten sind im Westen.

Allein in Kalifornien gibt es mehr als 10.000 Helfer.

Viele Ortschaften sind bedroht, Tausende Menschen auf der Flucht.

Zahlreiche Gebäude wurden bereits zerstört.

Die Brände breiten sich

wegen trockener Böden und starken Windes weiter aus.

Die größte Gruppe des Paralympics- Teams ist nach Tokio gestartet.

Bundespräsident Steinmeier

verabschiedete die Sportler am Frankfurter Flughafen.

In seiner Rede würdigte er die Weltspiele des Behindertensports.

Am Dienstag soll die Eröffnungsfeier stattfinden.

4400 Athleten aus 160 Ländern kämpfen bis zum 5.9. um Medaillen.

134 deutsche Sportler nehmen teil.

Fünf Wochen sind es bis zur Bundestagswahl.

Auch dieses Mal sind viele noch unentschlossen,

wem sie am 26.9. ihre Stimme geben.

Auf der Suche nach aktuellen Wählerstimmungen

waren wir diesmal in der nordhessischen Provinz.

Weit weg von den Metropolen,

wo sich viele nicht vertreten fühlen von der Politik.

Bin aber nochSo sind wir in unserer Reihe zur Bundestagswahl

mittendrin in Deutschland.

In Kornberg, wo traditionell

die Sozialdemokraten die Nase vorn haben.

Wo in der Wählerstimmung einiges ins Wanken geraten ist.

Sebastian Jakob.

Die AfD will die Ausländer rausschicken.

Was ich richtig finde.

Sie haben die Wahl zwischen Pest und Cholera.

SPD, ob das so ist oder so.

Ich glaub denen und gut so.

Kornberg in Nordhessen.

1400 Einwohner, einstige Bergbausiedlung.

Von Arbeitern geprägt.

Eigentlich immer SPD-Hochburg.

Bei der letzten Bundestagswahl wählten 40 Prozent sozialdemokratisch

Und 18 Prozent die AfD.

Gut einen Monat vor der Wahl frage ich mich:

Wie ist die Stimmung im politisch gespaltenen Ort?

Volker Krause ist gelernter Maler.

Seine Ausbildung hat er in Kornberg gemacht.

Seitdem hatte er viele Jobs, auch arbeitslos war er.

Seit über 60 Jahren wählt er die SPD.

Warum ist das so Ihre Partei?

Weil ich zufrieden war, auch wo ich jung war.

Ich war zufrieden.

Warum soll ich alle vier, fünf Jahre wechseln?

Nee.

Man muss auch zusammenhalten, so habe ich das gelernt.

Der Zusammenhalt in Kornberg

wurde in den letzten Jahren auf die Probe gestellt.

Der Ort ist gebeutelt.

Geschäfte, Friseure, Restaurants und Bankfilialen:

Fast alles zu.

Auch einen Arzt gibt es hier schon lange nicht mehr.

Jeden Mittwoch kommt der Medibus, die rollende Praxis.

Sie wartet auf ihre kranke Mutter.

Beide wollen nicht genau verraten, wen sie am 26. September wählen.

Aber eine Hoffnung haben sie.

Dass die Grünen überhand gewinnen, da bin ich auch nit für.

Auch mit der Autoindustrie, was dann abläuft.

Wir brauchen die Autos.

Und wenn Benzin und Diesel alles teurer wird ...

Wir verdienen hier nit so viel.

Wenn man sich dann ein E-Auto leisten soll ...

Die Wahlkampfthemen seien viel zu weit weg

von den Menschen im ländlichen Raum, sagen die beiden.

Das sieht auch Reinhold Schweinsberg so.

Der Landwirt ist enttäuscht von der Politik.

Gehen Sie denn wählen?

Wahrscheinlich nicht.

Warum nicht?

Ich kann mich nicht entscheiden für irgendeine Partei.

Weil die nicht machen, was Sie sich erhoffen?

Nein, weil sie nicht halten, was sie versprechen.

Mir scheint,

viele hier haben das Vertrauen in die Politik verloren.

Sie fühlen sich abgehängt.

Bis in die nächste größere Stadt sind es 30 Kilometer.

Die A44 wird seit Jahren nicht fertig.

Eine große Fabrik wurde kürzlich geschlossen.

Viele Kornberger sind seitdem von Arbeitslosigkeit betroffen.

Ihr Treffpunkt: die Trinkhalle in der Ortsmitte.

Ein Gesprächsthema immer wieder:

Die Flüchtlinge, die in Kornberg aufgenommen wurden.

Sie bekämen mehr Hilfe vom Staat als andere,

meint auch Nadine Vorgeiz.

Die sind mir sehr sympathisch, ja.

Die haben genau den gleichen Gedanken wie ich:

Raus mit den Ausländern, die haben hier nichts zu suchen.

Ich treffe auf Stefan Bender.

Hallo, Herr Bender.

Er glaubt, viele wählen die AfD nach wie vor aus Protest.

Die SPD werde nicht mehr als Arbeiterpartei wahrgenommen.

Ein klarer Kurs fehle auch bei anderen.

Deshalb ist er von keiner Partei mehr überzeugt.

Die CDU ...

Sehr farblos.

Ganz klar.

Die SPD wird noch weiter verlieren, denke ich.

Ihre Wählerschaft wurde über Jahrzehnte verprellt.

Das muss man klar sagen.

Und die Grünen fahren einen Kurs für die Stadtbevölkerung.

Auf kommunaler Ebene hat er für sich eine andere Lösung gefunden.

Er engagiert sich in der Bürgerliste.

Wie sich mehr Bürgernähe auf Bundesebene herstellen ließe,

darauf hat man hier noch keine Antwort gefunden.

Die Antwort auf meine Frage, wie das Wetter wird,

hat Sven Plöger schnell gefunden.

Bitte schön, Sven.

Er hat den ganzen Tag gesucht und jetzt gefunden.

Es ist spannend, was passiert.

Wir haben ein kleines Intermezzo.

Am Sonntag sind Unwetter möglich.

Samstag ist es freundlicher.

Der Sonntag, von Westen Schauer und Gewitter.

Der Wetterbericht ist noch nicht zu Ende.

Wir schauen auf den Isobaren-Film.

Es zieht ein kleines Tief zu uns.

Wir schauen auf den Verlauf zum Sonntag hin.

Das ist der Zustand am Samstag um 15 Uhr.

Von Westen kommt ein Regengebiet.

Mit Schauern und starken Gewittern.

Wir gehen wieder in der Chronologie zurück.

Wir sind in der Nacht.

Nach Südwesten reißt der Himmel auf.

Morgen gibt es im Norden weitere Schauer.

Im Süden ist es freundlicher.

Die Temperaturen:

Am Nachmittag beginnt im Süden das Intermezzo.

Die Aussichten sind hier zu erkennen.

Samstag ist es freundlich.

Der Sonntag mit kräftigen Gewittern.

Das waren die tagesthemen.

Hier geht's weiter mit extra 3.

Um 0.35 Uhr bringt Sie Constantin Schreiber im nachtmagazin

auf den neuesten Stand.

Wir sind morgen wieder für Sie da.

Bis dahin tschüss.

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