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2021 Tagesschau, tagesthemen 21.10.2021, 22:15 Uhr - Die Koalitionsverhandler glauben an den schnellen Erfolg, Angela Merkels wahrscheinl

tagesthemen 21.10.2021, 22:15 Uhr - Die Koalitionsverhandler glauben an den schnellen Erfolg, Angela Merkels wahrscheinl

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit der tagesschau.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (21.10.2021)

Heute im Studio: Caren Miosga

Guten Abend.

Forsch marschieren drei Parteien in Richtung Regierung.

SPD, Grüne und FDP wollen bis zur Nikolauswoche

einen Kanzler gewählt haben.

So verkündeten es die drei möglichen Koalitionspartner.

Das ist noch schneller als bislang angepeilt.

Es stimmt fast misstrauisch, dass alle den Anschein erwecken,

das Ganze sei ein Selbstläufer.

Vieles wurde noch nicht besprochen

und ist schwer unter einen Hut zu bringen.

Christian Feld.

Eine Ampel zu bauen, ist nicht so einfach.

Alle Teile müssen zusammenpassen.

Vor allem muss alles gut verbunden sein.

Nur so kann die Ampel Dinge regeln, für geordnete Verhältnisse sorgen.

Der Bau der Bundesampel verläuft heute wettertechnisch suboptimal.

Aber eine Steilvorlage für launige Kommentare bei Ankunft.

Stürmisch.

Herr Habeck, was sagen Sie?

Das ist normales Wetter in Norddeutschland.

Messe Berlin - der Ort ist den meisten von den Sondierungen bekannt.

Doch jetzt, bei den Koalitionsverhandlungen,

wird der Kreis größer.

Außenminister Maas leitet das SPD-Team

bei den Themen Außen, Sicherheit, Verteidigung.

Er will ins Kanzleramt.

Dieser Mission gilt es für alle Ampel-Parteien zu bestehen.

Wir sind alle in Vorfreunde, die Stimmung ist gut.

Aber wir wissen auch, welche Verantwortung wir tragen:

Zügig Koalitionsverhandlungen anzufangen

und erfolgreich zu Ende zu bringen.

22 Arbeitsgruppen sind eingerichtet, auf die kommt viel Arbeit zu.

Am Dienstag tritt der Bundestag zur Konstituierung zusammen.

Am Tag drauf sollen die Arbeitsgruppen loslegen

und bis zum 10. November Positionspapiere erarbeiten.

Bis Ende November soll der Koalitionsvertrag stehen,

sodass in der Nikolaus-Woche der Kanzler gewählt werden kann.

Das ist ein komplexes Unterfangen, es wird sich sicher mal verknoten.

Alles andere würde mich überraschen.

Aber mit dem, wie wir die Sondierungen gestaltet haben,

gelingen auch die Koalitionsverhandlungen.

Wir haben ein gutes Gespür dafür, wo die Konfliktfelder liegen.

Man muss auf diese zugehen und die abarbeiten.

Es macht keinen Sinn, Dinge strittig vor sich herzuschieben.

Heute war noch nicht der Tag strittiger Dinge,

eher ein Kennenlernen, Organisieren, den Aufbruch beschwören.

Wir sind überzeugt, dass wir eine gute Regierung bilden können.

Ihnen einen schönen Abend, tschüss.

Der Fahrplan steht, an Zuversicht mangelt es nicht.

Aber wie gesagt: Achtung!

Eine Ampel zu bauen, ist nicht so einfach.

Christian Feld,

man will strittige Punkte ganz schnell abräumen.

Wie realistisch ist das?

Wir erinnern uns an die Jamaika-Verhandlungen,

als eckige Klammern bis zum Schluss in den Papieren standen.

Das ist genau das Problem.

Wo man sich nicht einig ist, macht man Klammern.

Das soll bei diesen Verhandlungen nicht passieren.

Die Arbeitsgruppen sollen die Konflikte lösen.

Und nicht viele Klammern übrig lassen.

Wenn man sich mit Verhandlern unterhält,

empfinden die das als Vertrauensbeweis.

Die neue Arbeitskultur kann nicht darüber hinwegtäuschen,

dass es echte Konflikte gibt.

Bei denen kann man sich noch eine Einigung kaum vorstellen.

Die Probleme sind bekannt.

Wie will man die Klimaziele erreichen?

Wie will man die Milliarden-Investitionen finanzieren?

Da gibt es noch keine Lösungen.

Aber zumindest zarte Hinweise.

Das sagten Vertreter der FDP vor den Verhandlungen.

Da kam auch die KfW ins Spiel.

Zum Nikolaus soll's einen Kanzler geben.

Ein übermütiger Zeitplan?

Übermütig ist ein bisschen dicke.

Es ist aber sehr ambitioniert.

Es soll ohne Wochenendsitzungen abgehen.

Das ist also ein straffer Zeitplan.

Es gibt viele Möglichkeiten, sich noch zu verhaken.

Unter anderem bei den Personalfragen.

Ein Randaspekt:

Wenn man diesen Zeitplan einhält, bleibt ein alter Rekord bestehen.

Dann bliebe Helmut Kohl der Kanzler mit der längsten Amtszeit.

Danke, Christian Feld.

Blicken wir an den Anfang von Merkels Karriere.

Vor 16 Jahren begrüßten die zumeist männlichen Granden

"die Neue" in Brüssel, galant, aber verhalten.

Leitartikler fragten sich,

ob die "Dame mit der leisen Art" Herausforderungen gewachsen ist.

Ein paar Jahre später hatte sie bewiesen,

dass man leise viel bewirken kann.

In der Eurokrise stand sie für rigorose Sparpolitik

und war bewundert wie verhasst.

Europa schlitterte in viele Krisen.

Was blieb, war Merkel, die über 100 Gipfel absolvierte,

Nächte durchverhandelte in einer immer fragileren Union.

Zuletzt im Brexit-Streit oder in der Pandemie.

Nun ist die Kanzlerin heute aufgebrochen

zu ihrem wohl letzten EU-Gipfel.

Die Einheit der Union ist mal wieder bedroht:

Im Streit mit Polen.

Gudrun Engel.

Es wird wohl wieder eine lange Nacht in Brüssel.

Das Abendessen der Staats- und Regierungschefs

wird seit Stunden verschoben:

Seebrasse mit Fenchel, Zitrusfrüchten und Himbeerkuchen.

Doch entspanntes Miteinander: Fehlanzeige.

Die EU im Krisenmodus, verursacht durch Polen,

das den Vorrang von EU-Recht nicht mehr anerkennen will.

Da hilft es nicht,

dass sich Polens Premier als Letzter in den Sitzungssaal schleicht.

Wie mit Polen umgehen? Diese Frage spaltet.

Auf der einen Seite "Team Dialog":

Mit Kanzlerin Merkel bei ihrem wohl letzten Auftritt in Brüssel.

Wie seit 16 Jahren zeigt sie sich offen, bedächtig und gesprächsbereit:

Rechtsstaatlichkeit ist Kern des Bestands der Europäischen Union.

Andererseits müssen wir Wege finden, wieder zusammen zu kommen.

Eine Kaskade Rechtsstreitigkeiten vor dem Europäischen Gerichtshof

ist keine Lösung.

Auf der anderen Seite "Team Konfrontation":

Die Skandinavier und Benelux-Staaten.

Sie wollen Sanktionen nicht ausschließen.

notfalls Gelder stoppen, damit Warschau einlenkt.

Schade, dass wir uns damit aufhalten müssen.

Eigentlich müssten wir über Energiepreise sprechen,

die wirtschaftliche Zukunft und die soziale Sicherheit.

Aber diese Diskussion trifft das Herz Europas.

Will man Mitglied im Club sein, muss man die Regeln respektieren.

Die Unabhängigkeit der polnischen Justiz ist unser Schlüsselthema.

Polen muss die nötigen Schritte tun, das ist nicht verhandelbar.

Das ist Grundlage der Demokratien in diesem Teil der Welt.

Problem nur:

Noch mehr Druck könnte Polen in die Total-Opposition drängen.

Polen könnte wichtige EU-Entscheidungen,

etwa zum Klimaschutz, mit ihrem Veto blockieren.

Wir lassen uns nicht erpressen, sind zum Dialog bereit.

Mit der stetigen Ausweitung der EU-Kompetenzen

sind wir nicht einverstanden.

Aber wir werden diskutieren,

wie wir die Streitigkeiten einvernehmlich lösen können.

Polen habe keinerlei Absicht, aus der EU auszutreten.

Rauswerfen geht auch nicht, das sehen die Verträge nicht vor.

Und die EU-Spitzen?

Die suchen nicht nur eine Lösung für den Streit mit Polen.

Sondern nach 107 Gipfeln

auch eine Nachfolge für den Vorsitz im "Team Dialog".

Große Fußstapfen für Angela Merkels Nachfolger.

Europa-Korrespondent Markus Preiß

hat Angela Merkel auf vielen Gipfeln beobachtet.

Verliert die EU ihre wichtigste Vermittlerin?

Offiziell hat diese Rolle der Ratspräsident.

Aber sie war immer sehr aktiv.

Hat in den anderen Hauptstädten angerufen.

Und Mehrheiten organisiert.

Die Stimmung ausgelotet.

Sie hat sich über die Jahre viel Respekt erarbeitet.

Vor allem durch ihre Erfahrung.

Zum Beispiel auch in der Coronakrise.

Da hat man sich auf ihre Erfahrung verlassen.

Sie hat auch stark auf die Kleinen gehört.

Das sahen einige auch als Schwäche.

Sie geht zu einem Zeitpunkt, an dem ein Land, Polen,

den Zusammenhalt auf die Probe stellt.

Wie werden die Staats- und Regierungschefs reagieren:

Mit Druck oder Dialog?

Mit beidem.

Gerade sind die Gespräche dazu zu Ende gegangen.

Man möchte den Dialog mit Polen.

Die Kommission soll aber alle Mittel nutzen.

Dazu zählt auch der Rechtsstaatsmechanismus.

Die Kommission soll alle Verstöße festhalten.

Um dann womöglich Bußgelder zu verschicken.

Man will es aber nicht eskalieren lassen.

Einige sagten aber, man solle Polen Gelder streichen.

Andere Länder sind zurückhaltender.

Man sieht die Gefahr, dass Polen andere Entscheidungen blockiert.

Wir müssten uns entscheiden, hat Merkel gesagt:

Entweder rücken wir in der EU näher zusammen

oder jeder denkt für sich.

Nach Brexit und jüngsten Konflikten: Wohin driftet die Union?

Es ist interessant, dass Merkel diese Frage am Ende stellt.

Es gibt keine klare Linie.

Viele Länder nutzen die EU stark aus.

Ungarn und Polen haben die EU vier Tage bei einem Gipfel beschäftigt.

Vor kurzem hat Zypern lange Sanktionen gegen Belarus verhindert.

Jetzt haben wir diesen Streit mit Polen.

Mein Eindruck ist:

Es geht mehr um eigene Interessen.

Die Frage der Bundeskanzlerin wird kaum eine klare Antwort bekommen.

Danke, Markus Preiß.

Das europäische Werk und Merkels Beitrag:

Polen-Korrespondent Olaf Bock hat dazu diese Meinung.

Merkels Abschied ist in der Europapolitik nicht reibungslos.

Sie verlässt die politische Bühne in einer schweren Krise der EU.

Ungarn und Polen fordern das politische Europa heraus.

Die scheidende Bundeskanzlerin

setzt auf Pragmatismus und Dialog.

Sie bleibt bei der Linie der vergangenen 16 Jahre.

Die hatte sie beim Abschiedsbesuch in Polen formuliert

in Bezug auf die Justizreform:

Politik sei mehr, als zu Gericht zu gehen, sagte sie.

Die nationalkonservative Regierung legte aber nach:

Sie stellt die polnische Verfassung in vielen Punkten über EU-Recht,

wirft das EU-Rechtssystem so über den Haufen.

Das Ziel der Regierung scheint zu sein:

Jeder kann rauspicken, was ihm gefällt in Europa

und Verpflichtungen ignorieren.

Das alles hätte Merkel mit drastischen Worten ansprechen können

im Gespräch mit ihrem polnischen Amtskollegen.

Tat sie aber wohl nicht.

Welche Gründe hat sie dafür, frage ich mich?

Das Verhalten Polens kann nicht ohne Folgen bleiben.

Wo Dialog und europäische Gerichtsurteile nicht helfen,

sollten Maßnahmen folgen.

Etwa das Zurückhalten von EU-Milliarden, wie viele vorschlagen.

Ob das hilft, ist offen.

Sonst fällt das Haus Europa Stück für Stück auseinander

als Werte- und Rechtsunion.

Das befürchten auch viele Polen,

die auf die Straße gehen gegen die Regierungspolitik.

Im Umgang mit Partnerländern wie Ungarn und Polen

bleibt für Merkels Nachfolger viel zu tun.

Leicht wird das nicht.

Die Meinung von Olaf Bock.

Die Kanzlerin trat ihren wohl finalen Gang nach Brüssel an.

Derjenige, der allzu gern ihren Part übernommen hätte,

hatte auch seinen letzten Auftritt:

Bei einer Konferenz der Ministerpräsidenten.

Noch-NRW-Landeschef Laschet traf auf der Drachenburg bei Königswinter

seinen bayerischen Rivalen.

Der hat sich ihm gegenüber, nicht immer ritterlich benommen -

nicht nur für die Corona-Politik.

Da gingen die beiden nur selten aufeinander zu.

Heute gilt es, einen gemeinsamen Weg zu finden.

Der Kampf ums Kanzleramt ist vorbei, die Pandemie aber noch lange nicht.

Carolyn Wissing.

Keine Schlangen, kein Anstehen mehr an den Testzentren in Köln.

Seit Schnelltests nicht mehr kostenlos sind,

kommen nur noch wenige.

Mal ungeimpfte Kinder, die nicht an den Schulen getestet werden.

Manchmal Erwachsene.

Die Infektionszahlen gehen wieder nach oben -

auch in Krankenhäusern ist die Lage wieder angespannter.

Ein Auslaufen der epidemischen Lage hält Intensivmediziner

Christian Karagiannidis für ein falsches Signal.

Damit ist dieses Gefühl vermittelt,

dass das für die Krankenhäuser kein Problem mehr ist.

Das ist es wirklich nicht im Moment.

Wir müssen auch darauf achten, dass die Krankenhäuser

mit dem mitkommen, was in den nächsten Wochen kommt.

Anders sieht das

der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes.

Eine Notlage wie vor einem Jahr erkennt er nicht.

Es ist sinnvoll, die epidemische Notlage auslaufen zu lassen.

Das wäre der 25.11.

Das heißt nicht, dass die Coronakrise vorbei ist.

Wir brauchen weiterhin Sicherungsmaßnahmen, Abstand,

in vielen Bereichen auch Masken.

Wie soll es also weitergehen?

Darüber diskutieren heute und morgen die Ministerpräsidenten

bei ihrem Treffen.

Einig sind sich zumindest darin: Es braucht eine neue Regelung.

Wir brauchen eine gemeinsame Rechtsgrundlage.

Damit kein Flickenteppich entsteht.

Das wollen wir für die Zukunft vermeiden.

Gibt es keine Rechtsgrundlage, gibt es keine Maßnahmen mehr.

Weder Maske, noch Testen in der Schule.

Es könnte bei einem beginnenden Winter,

wo die Zahlen höher sind als 2020, eine echte Gefährdung sein.

So weit will es kein Länderchef kommen lassen.

Die Frage ist, ob die Bundesländer eigene Wege gehen.

Wenn dieser Fall eintrifft,

braucht es eine gesetzliche Veränderung.

Damit wir da, wo wir höhere Infektionslagen haben,

handlungsfähig bleiben können.

Flexibel auf regionale Situationen eingehen.

Das wollen die einen, geschlossenes Handeln

von Bund und Ländern fordern die anderen.

Morgen gehen die Gespräche weiter.

Das Bauwerk hat Geschichte geschrieben.

Gebaut wurde die Brücke Anfang der 1980er von den Sowjets.

Sie wollten über die usbekische Grenze

ihre Truppen in Afghanistan versorgen können.

Auch der letzte sowjetische Soldat verließ '89 Afghanistan auf dem Weg.

Heute gelangen UN-Hilfsgüter über die Brücke nach Afghanistan.

Die "Brücke der Freundschaft" ist seit Machtübernahme der Taliban

für Usbekistan eine Verbindung zum ungeliebten Nachbarn.

Ohne die geht es aber nicht.

Christina Nagel war in der Grenzstadt Termez,

wo über Brücken hinweg rege Geschäfte gemacht werden.

Das beste Rezept für ein friedliches Miteinander,

glaubt man hier, sei der Handel.

Es herrscht reger Verkehr auf der Brücke der Freundschaft.

Im Zehn-Minuten-Takt überqueren Lkw

die Grenze zwischen Afghanistan und Usbekistan.

Der Grenzpunkt in Termez ist zurzeit der einzige,

über den Waren frei transportiert werden können.

Zentraler Umschlagplatz ist das Termez Cargo Zentrum.

Auch Hilfsgüter der UN lagern hier.

Ausgeliefert wird, sobald die Verhandlungen

zwischen UN-Vertretern und den Taliban abgeschlossen sind.

In den weißen Kisten ist Geschirr für eine fünfköpfige Familie.

Fünf Tassen, fünf Teller, fünf Suppenschalen, eine Pfanne,

zwei Töpfe, Gabeln und Löffel.

Hier sind Zelte und wetterfeste Planen für einen Unterschlupf.

Für Lebensmittel wie Speiseöl

habe es direkt grünes Licht für den Weitertransport gegeben.

Dass sich viele mit Hilfslieferungen an die Taliban schwer tun,

kann er verstehen.

Aber er hat seine eigene Erfahrungen gemacht.

Wir arbeiten schon lange mit den Taliban zusammen.

Die Grenze zu Pakistan, das ist ja kein Geheimnis,

ist schon lange in ihrer Hand.

Alle Transitwaren mussten durch ihren Einflussbereich.

Pro Lkw waren 100, 150 Dollar fällig.

Wir hatten nie Probleme mit ihnen.

Natürlich haben auch Fahrer wie Zaid Kudratillo

von den Terroranschlägen in Afghanistan gehört.

Trotzdem ist er regelmäßig dort unterwegs:

Das sind Kartoffeln, die ich aus Afghanistan geholt habe.

Vor einer Woche waren sie noch auf dem Feld.

Es ist leichter geworden zu handeln. Und günstiger.

Wir müssen keine Schmiergelder mehr zahlen.

Die Stimmung ist gut.

Usbekische Fahrer brauchen nicht mal mehr ein Visum.

Der Handel läuft.

Alles andere spielt für Marktleute in Termez keine Rolle.

Über Flüchtlinge, Frauenrechte und islamistischen Terror

spricht hier niemand.

Das ist Sache der Afghanen.

Afghanistan ist unser Nachbar. Das geht uns nichts an.

Das betrifft uns nicht.

Auch Chaditscha sieht keinen Grund zur Sorge:

An der Grenze ist es ruhig.

Während des Krieges ging von den Taliban keine Gefahr für uns aus.

Bei uns war und ist es immer friedlich.

Dass der usbekische Präsident alles unter Kontrolle hat,

glaubt auch Gewürzhändlerin Rano.

Als die Taliban in Afghanistan wieder an die Macht kamen,

hatte sie trotzdem eine schlaflose Nacht.

Am Anfang hatte ich Angst. Aber es ist ja friedlich geblieben.

Auch wenn der Grenzfluss Amudarja

nur einen Steinwurf von Termez entfernt ist:

Die Probleme auf der afghanischen Seite

sind den meisten hier völlig fern:

Arbeitslosigkeit, die Not der Menschen.

Angsteinflößend sei die Lage,

geben afghanische Taxifahrer zu, die an der Grenze auf Kunden warten.

Sie haben nicht vergessen, wie es war,

als die Taliban zum ersten Mal an die Macht kamen.

Die Lage ist schon schrecklich. Aber noch lassen sie alle in Ruhe.

Solange das so bleibt,

soll der Handel weiter Fahrt aufnehmen.

Gute Geschäfte mit dem afghanischen Volk

seien eine gute Grundlage für ein friedliches Miteinander.

Auch wenn es die Taliban seien, die in Afghanistan das Sagen hätten.

Zurück nach Deutschland, zum Thema Cybersicherheit.

Weitere Nachrichten mit Judith Rakers.

Die Bedrohung durch Cyberangriffe ist deutlich gewachsen.

Das geht aus dem Lagebericht

des Bundesamtes für die Sicherheit in der Informationstechnik hervor.

Die Lage wird als "angespannt bis kritisch" eingeschätzt.

In Teilbereichen herrsche "Alarmstufe Rot",

sagte der Behörden-Chef Schönbohm.

Zugenommen hätten Cyberattacken,

die auf Erpressung von Löse- oder Schweigegeld zielten.

Durch Cum-Ex- und Cum-Cum-Geschäfte

sind höhere Schäden entstanden als bislang gedacht.

Wie eine internationale Recherche ergab,

entgingen den Steuerbehörden weltweit mindestens 150 Mrd. Euro,

in Deutschland fast 36 Milliarden.

Bei den Geschäften haben sich Anleger Steuern erstatten lassen,

die sie nie bezahlt haben.

Nach Jahren des Bürgerkrieges

hat eine Konferenz über die Stabilisierung Libyens beraten.

Beim Treffen in Tripolis bat die Übergangsregierung

heute um Unterstützung.

Ihr Chef Dbeiba setzte sich dafür ein:

Präsidentschafts- und Parlamentswahlen

sollen im Dezember stattfinden.

Seit Herbst 2020 gilt eine Waffenruhe in dem nordafrikanischen Staat.

Trotz globaler Chipkrise und Lieferengpässen hat Tesla

im dritten Quartal so viel verdient wie nie zuvor.

Dazu Anja Kohl aus der Frankfurter Börse.

Tesla liefert seine Fahrzeuge ohne Störungen aus,

wogegen deutsche Autobauer ihre Produktion teils stoppen mussten.

Mit 1,6 Mrd. Dollar verfünffachte sich der Quartals-Gewinn.

241.000 Fahrzeuge wurden ausgeliefert.

Ein Anstieg um 73 % innerhalb eines Jahres.

Deutsche Hersteller kappten zu Pandemie-Beginn Lieferverträge.

Sie dachten, die Belieferung mit Teilen nach Bedarf

funktioniere weiter reibungslos.

Tesla hielt an bestellten Chip-Mengen fest.

Nun wird Tesla bevorzugt von den Lieferanten versorgt.

Der US-Konzern hat in die Software der E-Autos investiert

und produziert selbst die Batterien dafür.

Mit Software und Batterie wird das meiste Geld verdient.

Das mit dem Fleischessen in Deutschland ist eine Sache,

eine unehrliche zumal.

Die Leute wollen Fleisch von glücklichen Tieren,

aber nicht dafür zahlen.

Das kommt die teuer zu stehen, die Schweine züchten oder mästen.

Den Landwirten geht es nicht gut.

Die Afrikanische Schweinepest geht um, Preise sind im Keller,

während die Kosten steigen.

Seit 2011 haben rund 40 Prozent der Schweinehalter aufgehört.

Und es könnten immer mehr werden.

Kathrin Kampmann war mittendrin im Landkreis Vechta, Niedersachsen,

der Region mit der höchsten Schweinedichte in Deutschland.

In der denken viele Landwirte jetzt ans Aufhören.

Normalerweise ist jeder Tag, an dem sein Maststall leer steht,

ein verlorener Tag für Albert Bosche.

Normalerweise.

Als er im Sommer 500 Schweine mit Verlust verkauft,

beschließt er, erst mal keine neuen Tiere einzustallen.

Da brüten Sie einen Tag darüber.

Ist nicht so, dass man jetzt sagt:

Ich setz mich an den Küchentisch.

Und nach einer Stunde Kaffeetrinken ist man schlauer.

Man hinterfragt jede Informationen, die man vom Markt kriegt.

Bedenkzeit wollte er sich nehmen. Den Betrieb erst mal runterfahren.

Dann ist er doch eingeknickt.

Diese Schweine hat er aufgenommen,

um seinem Ferkel-Lieferanten aus der Klemme zu helfen.

Er hat klipp und klar gesagt:

"Ich hab hier Ferkel, ich weiß nicht, wohin damit.

Hast du was leer stehen, kannst Du was nehmen?"

Die Sauen sind belegt, die Ferkel kommen.

Mit 25, 30 Kilo werden sie verkauft.

Die können das Ding nicht einfach stoppen.

Das ist kein Schalter, den Sie abstellen können.

Die Ferkelerzeugung läuft weiter und macht den Bauern Druck.

Das kennt auch Rolf Wolkemeyer. Er hat jahrelang Ferkel gezüchtet.

Weil die Preise schlecht waren und die Auflagen mehr wurden,

hat er diesen Betriebszweig im vergangenen Jahr aufgegeben.

Die Ferkel für seinen Mastbetrieb kauft er jetzt zu.

Mein Vater hat Schweinezucht betrieben.

Mein Opa und dessen Vater auch.

Das ist schon schwierig, irgendwann zu sagen:

Ich bin derjenige, der damit aufhört.

Was war es denn, was Ihnen den Rest gegeben hat, zu sagen:

"Ich höre auf mit der Sauenhaltung?"

In der Sauenhaltung hat man noch mehr Arbeit.

Wenn man dann dafür noch Geld dazugeben muss,

sagt man irgendwann: Jetzt ist es gut gewesen.

Laut einer Umfrage ihrer Interessengemeinschaft

denkt derzeit die Hälfte aller Schweinehalter übers Aufgeben nach.

In der Corona-Zeit ist die Nachfrage zurückgegangen.

Gleichzeitig sind wegen der Afrikanischen Schweinepest

wichtige Exportmärkte wie China weggebrochen.

Die Folge: Zu viele Schweine sind auf dem Markt, die Preise im Keller.

Die Kosten für Futter und Schlachtung sind aber gestiegen.

Im Moment macht Wolkemeyer mit jedem Mastschwein 50 Euro Verlust.

Am Monatsende sieht man, dass man 60.000 Euro dabei gegeben hat.

Brauche ich nicht viel zu sagen. Das macht niemand lange mit.

Es ist ein blödes Gefühl. Wenn irgendwann das Konto leer ist.

Man muss zur Bank rennen und sagen:

Könntet ihr mir noch einmal aushelfen?

Aber irgendwann sagt man: Jetzt ist gut gewesen.

Die meisten Schweinehalter im Landkreis Vechta

arbeiten konventionell.

Dabei ist diese Haltungsform ein Auslaufmodell,

das wissen die meisten.

Zu groß ist der Druck, die Tiere artgerechter zu halten.

Auch Wolkemeyer wollte es wagen,

hatte den Antrag für einen Stallumbau fertig.

Da wurde mir gesagt, das Buch könnte ich zumachen.

Im Landkreis Vechta ist Offenstallhaltung nicht möglich,

auch nicht mit zusätzlichem Zaun.

Selbst wenn man möchte.

Es gibt nicht die Möglichkeit, einen Stall so zu bauen.

Aus Seuchenschutzgründen? Genau, richtig.

Auch Albert Bosche würde seinen Stall umbauen.

Dafür wünscht er sich von Verbrauchern und Politik

aber auch Sicherheit.

Das Problem ist, dass unser Verbraucher immer sagt,

dass er alles will.

Aber es wirkt sich an der Ladentheke nicht aus.

Zwischen diesem Zwiespalt werden wir aufgerieben.

D.h.: Wenn wir hohe Auflagen bekommen,

müssen wir das hinkriegen, dass diese Auflagen für alle gelten.

Auch für Salami, die auf der Fertigpizza zu finden ist.

Die sonst woher kommt.

Im Dezember sollen diese Schweine geschlachtet werden.

Ob er sich danach neue in den Stall holt,

weiß Albert Bosche noch nicht.

"Ich reite in die Stadt - alles andere ergibt sich...".

Solche Sätze kamen aus dem Mund, in dem sonst ein Zigarillo steckte.

Sätze eines wortkargen Mannes,

der für eine Handvoll Dollar die Schurken jagte.

Clint Eastwood hat den Poncho längst abgeworfen,

als Produzent und Regisseur Meisterwerke geschaffen.

In denen ist der Mann kein harter Hunde mehr,

sondern gebrochen und voller Selbstzweifel.

So auch in seinem jüngsten und wohl nicht letzten Film.

Das zumindest behauptet er.

Obwohl Eastwood 91 Jahre alt ist

und weit entfernt von aller Breitbeinigkeit früherer Filme.

Klaus Lesche über "Cry Macho".

Guck, wohin du reitest und reite, wohin du guckst.

Seinem eigenen Rat ist Mike nicht immer gefolgt.

Er war mal Rodeo-Champion,

bis ihn Schicksalsschläge und Schnaps aus dem Sattel warfen.

Sein Chef hielt zu ihm - und fordert eine Gegenleistung.

Du stehst in meiner Schuld. Du hast mir dein Wort gegeben.

Das war mal was wert.

Mein Sohn ist in Schwierigkeiten, ich will ihn aus Mexiko rausholen.

Ich soll hinfahren und ihn kidnappen?

Bitte bring ihn einfach her.

Bloß Sie? Ja, bloß ich.

Hat bisher auch immer gereicht.

Doch Clint Eastwood ist in einem Alter,

in dem er mexikanische Banden umfahren sollte.

In "Cry Macho" führt er auch Regie.

Der Film spielt in den 70er-Jahren.

So erspart sich Eastwood Handys und Computer,

die nur den Erzählfluss hemmen.

Vom Film will er nicht lassen.

Wer vieles richtig macht und Glück hat,

der kann noch mit, na ja, 70 Regisseur sein.

Wenn er Eastwood heißt, auch noch mit 91.

Seine Karriere begann er als Kopfgeldjäger.

Da blieben keine Fragen offen.

In seinem neuen Film kratzt Eastwood nicht zum ersten Mal

am eigenen Macho-Image.

Seinem Schützling Rafael treibt er die Bewunderung

für breitbeinige Männer aus.

Ich sag dir was: Das Macho-Ding ist überbewertet.

Sagt einer, der's wissen muss.

Mike ist eine Altersrolle, wie Eastwood sie liebt.

Ein Mann, der eine zweite Chance bekommt,

aber dafür etwas wagen muss.

Altersweisheit, gepaart mit sanftem Humor.

Wenn wir alle Glück haben,

war das noch nicht Clint Eastwoods letzter Ritt.

Das war die leichte Übung.

"Cry Macho" läuft seit heute in den Kinos.

Wie im schlechten Film kam sich heute mancher Pendler vor.

Der erste große Herbststurm wirbelte alles durcheinander.

Ungemütlich wurde es für viele, die auf die Bahn gesetzt hatten.

Züge blieben liegen, weil Bäume auf Leitungen stürzten

und Gegenstände die Gleise blockierten.

In NRW wurde der Fernverkehr zeitweise eingestellt,

in anderen Bundesländern der Regionalverkehr.

Der Sturm verlangte den Feuerwehrleuten einiges ab.

Sie mussten oft ausrücken, um Straßen frei zu räumen.

Sven Plöger: Bleibt's so stürmisch?

Nein, es gibt weniger Wind.

Morgen wird's im Norden und Nordosten aber noch mal windiger.

Aber danach wird es ruhiger.

Wir gucken auf die schönen Momente.

Die sollte man mal in den Mittelpunkt stellen.

Diesen schönen Regenbogen.

Der nächste Sturm kommt aber schon.

Im Norden und Nordosten.

Die Windgeschwindigkeiten gehen hoch.

Die Wetterentwicklung:

im Süden viel Regen.

Im Norden Schauer und Gewitter.

Im Süden wird es richtig schön.

Jetzt gibt's Satire mit Extra 3, was ich Ihnen empfehle.

Julia-Niharika Sen begrüßt Sie um 0.20 Uhr zum Nachtmagazin.

Wir sind morgen wieder für Sie da.

Bis dahin, tschüss.

Copyright Untertitel: NDR 2021


tagesthemen 21.10.2021, 22:15 Uhr - Die Koalitionsverhandler glauben an den schnellen Erfolg, Angela Merkels wahrscheinl tagesthemen 21.10.2021, 22:15 Uhr - Coalition negotiators believe in quick success, Angela Merkel's probable

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit der tagesschau.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (21.10.2021)

Heute im Studio: Caren Miosga

Guten Abend.

Forsch marschieren drei Parteien in Richtung Regierung.

SPD, Grüne und FDP wollen bis zur Nikolauswoche

einen Kanzler gewählt haben.

So verkündeten es die drei möglichen Koalitionspartner.

Das ist noch schneller als bislang angepeilt.

Es stimmt fast misstrauisch, dass alle den Anschein erwecken,

das Ganze sei ein Selbstläufer.

Vieles wurde noch nicht besprochen

und ist schwer unter einen Hut zu bringen.

Christian Feld.

Eine Ampel zu bauen, ist nicht so einfach.

Alle Teile müssen zusammenpassen.

Vor allem muss alles gut verbunden sein.

Nur so kann die Ampel Dinge regeln, für geordnete Verhältnisse sorgen.

Der Bau der Bundesampel verläuft heute wettertechnisch suboptimal.

Aber eine Steilvorlage für launige Kommentare bei Ankunft.

Stürmisch.

Herr Habeck, was sagen Sie?

Das ist normales Wetter in Norddeutschland.

Messe Berlin - der Ort ist den meisten von den Sondierungen bekannt.

Doch jetzt, bei den Koalitionsverhandlungen,

wird der Kreis größer.

Außenminister Maas leitet das SPD-Team

bei den Themen Außen, Sicherheit, Verteidigung.

Er will ins Kanzleramt.

Dieser Mission gilt es für alle Ampel-Parteien zu bestehen.

Wir sind alle in Vorfreunde, die Stimmung ist gut.

Aber wir wissen auch, welche Verantwortung wir tragen:

Zügig Koalitionsverhandlungen anzufangen

und erfolgreich zu Ende zu bringen.

22 Arbeitsgruppen sind eingerichtet, auf die kommt viel Arbeit zu.

Am Dienstag tritt der Bundestag zur Konstituierung zusammen.

Am Tag drauf sollen die Arbeitsgruppen loslegen

und bis zum 10. November Positionspapiere erarbeiten.

Bis Ende November soll der Koalitionsvertrag stehen,

sodass in der Nikolaus-Woche der Kanzler gewählt werden kann.

Das ist ein komplexes Unterfangen, es wird sich sicher mal verknoten.

Alles andere würde mich überraschen.

Aber mit dem, wie wir die Sondierungen gestaltet haben,

gelingen auch die Koalitionsverhandlungen.

Wir haben ein gutes Gespür dafür, wo die Konfliktfelder liegen.

Man muss auf diese zugehen und die abarbeiten.

Es macht keinen Sinn, Dinge strittig vor sich herzuschieben.

Heute war noch nicht der Tag strittiger Dinge,

eher ein Kennenlernen, Organisieren, den Aufbruch beschwören.

Wir sind überzeugt, dass wir eine gute Regierung bilden können.

Ihnen einen schönen Abend, tschüss.

Der Fahrplan steht, an Zuversicht mangelt es nicht.

Aber wie gesagt: Achtung!

Eine Ampel zu bauen, ist nicht so einfach.

Christian Feld,

man will strittige Punkte ganz schnell abräumen.

Wie realistisch ist das?

Wir erinnern uns an die Jamaika-Verhandlungen,

als eckige Klammern bis zum Schluss in den Papieren standen.

Das ist genau das Problem.

Wo man sich nicht einig ist, macht man Klammern.

Das soll bei diesen Verhandlungen nicht passieren.

Die Arbeitsgruppen sollen die Konflikte lösen.

Und nicht viele Klammern übrig lassen.

Wenn man sich mit Verhandlern unterhält,

empfinden die das als Vertrauensbeweis.

Die neue Arbeitskultur kann nicht darüber hinwegtäuschen,

dass es echte Konflikte gibt.

Bei denen kann man sich noch eine Einigung kaum vorstellen.

Die Probleme sind bekannt.

Wie will man die Klimaziele erreichen?

Wie will man die Milliarden-Investitionen finanzieren?

Da gibt es noch keine Lösungen.

Aber zumindest zarte Hinweise.

Das sagten Vertreter der FDP vor den Verhandlungen.

Da kam auch die KfW ins Spiel.

Zum Nikolaus soll's einen Kanzler geben.

Ein übermütiger Zeitplan?

Übermütig ist ein bisschen dicke.

Es ist aber sehr ambitioniert.

Es soll ohne Wochenendsitzungen abgehen. There should be no weekend meetings.

Das ist also ein straffer Zeitplan. So that's a tight schedule.

Es gibt viele Möglichkeiten, sich noch zu verhaken. There are many ways to get caught up.

Unter anderem bei den Personalfragen. This includes personnel issues.

Ein Randaspekt: A marginal aspect:

Wenn man diesen Zeitplan einhält, bleibt ein alter Rekord bestehen. If this schedule is adhered to, an old record will remain.

Dann bliebe Helmut Kohl der Kanzler mit der längsten Amtszeit. Helmut Kohl would then remain the chancellor with the longest term in office.

Danke, Christian Feld. Thank you, Christian Feld.

Blicken wir an den Anfang von Merkels Karriere. Let's take a look at the beginning of Merkel's career.

Vor 16 Jahren begrüßten die zumeist männlichen Granden 16 years ago, the mostly male grandees welcomed

"die Neue" in Brüssel, galant, aber verhalten. "the new girl" in Brussels, gallant but restrained.

Leitartikler fragten sich, Editorial writers wondered,

ob die "Dame mit der leisen Art" Herausforderungen gewachsen ist. whether the "lady with the quiet manner" is up to the challenge.

Ein paar Jahre später hatte sie bewiesen, A few years later, she had proven her worth,

dass man leise viel bewirken kann. that you can achieve a lot quietly.

In der Eurokrise stand sie für rigorose Sparpolitik During the euro crisis, it stood for rigorous austerity policies

und war bewundert wie verhasst. and was both admired and hated.

Europa schlitterte in viele Krisen. Europe slid into many crises.

Was blieb, war Merkel, die über 100 Gipfel absolvierte, What remained was Merkel, who attended over 100 summits,

Nächte durchverhandelte in einer immer fragileren Union. nights in an increasingly fragile Union.

Zuletzt im Brexit-Streit oder in der Pandemie. Most recently in the Brexit dispute or the pandemic.

Nun ist die Kanzlerin heute aufgebrochen Now the Chancellor has set off today

zu ihrem wohl letzten EU-Gipfel.

Die Einheit der Union ist mal wieder bedroht: The unity of the Union is once again under threat:

Im Streit mit Polen.

Gudrun Engel.

Es wird wohl wieder eine lange Nacht in Brüssel. It will probably be another long night in Brussels.

Das Abendessen der Staats- und Regierungschefs

wird seit Stunden verschoben: has been postponed for hours:

Seebrasse mit Fenchel, Zitrusfrüchten und Himbeerkuchen. Sea bream with fennel, citrus fruits and raspberry cake.

Doch entspanntes Miteinander: Fehlanzeige. But relaxed togetherness: not an option.

Die EU im Krisenmodus, verursacht durch Polen, The EU in crisis mode, caused by Poland,

das den Vorrang von EU-Recht nicht mehr anerkennen will. which no longer wishes to recognize the primacy of EU law.

Da hilft es nicht, It doesn't help,

dass sich Polens Premier als Letzter in den Sitzungssaal schleicht. that Poland's prime minister is the last to sneak into the meeting room.

Wie mit Polen umgehen? Diese Frage spaltet. How to deal with Poland? This is a divisive question.

Auf der einen Seite "Team Dialog": On the one hand, "Team Dialog":

Mit Kanzlerin Merkel bei ihrem wohl letzten Auftritt in Brüssel. With Chancellor Merkel at what will probably be her last appearance in Brussels.

Wie seit 16 Jahren zeigt sie sich offen, bedächtig und gesprächsbereit: As she has done for 16 years, she is open, thoughtful and willing to talk:

Rechtsstaatlichkeit ist Kern des Bestands der Europäischen Union. The rule of law is at the heart of the European Union's existence.

Andererseits müssen wir Wege finden, wieder zusammen zu kommen. On the other hand, we have to find ways to come together again.

Eine Kaskade Rechtsstreitigkeiten vor dem Europäischen Gerichtshof A cascade of legal disputes before the European Court of Justice

ist keine Lösung.

Auf der anderen Seite "Team Konfrontation": On the other side, "Team Confrontation":

Die Skandinavier und Benelux-Staaten. The Scandinavians and Benelux countries.

Sie wollen Sanktionen nicht ausschließen. You do not want to rule out sanctions.

notfalls Gelder stoppen, damit Warschau einlenkt. If necessary, stop funds so that Warsaw gives in.

Schade, dass wir uns damit aufhalten müssen. It's a shame that we have to dwell on it.

Eigentlich müssten wir über Energiepreise sprechen, We should actually be talking about energy prices,

die wirtschaftliche Zukunft und die soziale Sicherheit. the economic future and social security.

Aber diese Diskussion trifft das Herz Europas. But this discussion goes to the heart of Europe.

Will man Mitglied im Club sein, muss man die Regeln respektieren. If you want to be a member of the club, you have to respect the rules.

Die Unabhängigkeit der polnischen Justiz ist unser Schlüsselthema. The independence of the Polish judiciary is our key issue.

Polen muss die nötigen Schritte tun, das ist nicht verhandelbar. Poland must take the necessary steps, this is non-negotiable.

Das ist Grundlage der Demokratien in diesem Teil der Welt. That is the basis of democracies in this part of the world.

Problem nur: The only problem:

Noch mehr Druck könnte Polen in die Total-Opposition drängen. Even more pressure could push Poland into total opposition.

Polen könnte wichtige EU-Entscheidungen, Poland could make important EU decisions,

etwa zum Klimaschutz, mit ihrem Veto blockieren. for example on climate protection, with their veto.

Wir lassen uns nicht erpressen, sind zum Dialog bereit. We will not be blackmailed and are prepared to engage in dialog.

Mit der stetigen Ausweitung der EU-Kompetenzen With the constant expansion of EU competencies

sind wir nicht einverstanden. we do not agree.

Aber wir werden diskutieren, But we will discuss it,

wie wir die Streitigkeiten einvernehmlich lösen können. how we can resolve the disputes amicably.

Polen habe keinerlei Absicht, aus der EU auszutreten. Poland has no intention of leaving the EU.

Rauswerfen geht auch nicht, das sehen die Verträge nicht vor. You can't throw them out either, the contracts don't provide for that.

Und die EU-Spitzen?

Die suchen nicht nur eine Lösung für den Streit mit Polen.

Sondern nach 107 Gipfeln But after 107 peaks

auch eine Nachfolge für den Vorsitz im "Team Dialog". also a successor for the chairmanship of "Team Dialog".

Große Fußstapfen für Angela Merkels Nachfolger. Big shoes to fill for Angela Merkel's successor.

Europa-Korrespondent Markus Preiß

hat Angela Merkel auf vielen Gipfeln beobachtet. has observed Angela Merkel at many summits.

Verliert die EU ihre wichtigste Vermittlerin? Is the EU losing its most important mediator?

Offiziell hat diese Rolle der Ratspräsident. Officially, this role is held by the Council President.

Aber sie war immer sehr aktiv. But she was always very active.

Hat in den anderen Hauptstädten angerufen. Called the other capitals.

Und Mehrheiten organisiert. And organized majorities.

Die Stimmung ausgelotet. Sounding out the mood.

Sie hat sich über die Jahre viel Respekt erarbeitet. She has earned a lot of respect over the years.

Vor allem durch ihre Erfahrung.

Zum Beispiel auch in der Coronakrise.

Da hat man sich auf ihre Erfahrung verlassen. They relied on their experience.

Sie hat auch stark auf die Kleinen gehört. She also listened closely to the little ones.

Das sahen einige auch als Schwäche. Some also saw this as a weakness.

Sie geht zu einem Zeitpunkt, an dem ein Land, Polen, It comes at a time when a country, Poland,

den Zusammenhalt auf die Probe stellt. puts cohesion to the test.

Wie werden die Staats- und Regierungschefs reagieren: How will the heads of state and government react?

Mit Druck oder Dialog? With pressure or dialog?

Mit beidem. With both.

Gerade sind die Gespräche dazu zu Ende gegangen. The talks on this have just come to an end.

Man möchte den Dialog mit Polen. They want a dialog with Poland.

Die Kommission soll aber alle Mittel nutzen. However, the Commission should use all means at its disposal.

Dazu zählt auch der Rechtsstaatsmechanismus. This also includes the rule of law mechanism.

Die Kommission soll alle Verstöße festhalten. The Commission should record all violations.

Um dann womöglich Bußgelder zu verschicken. And then possibly send out fines.

Man will es aber nicht eskalieren lassen.

Einige sagten aber, man solle Polen Gelder streichen.

Andere Länder sind zurückhaltender.

Man sieht die Gefahr, dass Polen andere Entscheidungen blockiert.

Wir müssten uns entscheiden, hat Merkel gesagt:

Entweder rücken wir in der EU näher zusammen Either we move closer together in the EU

oder jeder denkt für sich. or everyone thinks for themselves.

Nach Brexit und jüngsten Konflikten: Wohin driftet die Union? After Brexit and recent conflicts: Where is the Union drifting?

Es ist interessant, dass Merkel diese Frage am Ende stellt. It is interesting that Merkel asks this question at the end.

Es gibt keine klare Linie. There is no clear line.

Viele Länder nutzen die EU stark aus. Many countries exploit the EU to the full.

Ungarn und Polen haben die EU vier Tage bei einem Gipfel beschäftigt. Hungary and Poland kept the EU busy for four days at a summit.

Vor kurzem hat Zypern lange Sanktionen gegen Belarus verhindert. Recently, Cyprus prevented long sanctions against Belarus.

Jetzt haben wir diesen Streit mit Polen. Now we have this dispute with Poland.

Mein Eindruck ist: My impression is:

Es geht mehr um eigene Interessen. It's more about their own interests.

Die Frage der Bundeskanzlerin wird kaum eine klare Antwort bekommen. The Chancellor's question is unlikely to get a clear answer.

Danke, Markus Preiß. Thank you, Markus Preiß.

Das europäische Werk und Merkels Beitrag:

Polen-Korrespondent Olaf Bock hat dazu diese Meinung.

Merkels Abschied ist in der Europapolitik nicht reibungslos.

Sie verlässt die politische Bühne in einer schweren Krise der EU.

Ungarn und Polen fordern das politische Europa heraus.

Die scheidende Bundeskanzlerin

setzt auf Pragmatismus und Dialog.

Sie bleibt bei der Linie der vergangenen 16 Jahre.

Die hatte sie beim Abschiedsbesuch in Polen formuliert

in Bezug auf die Justizreform:

Politik sei mehr, als zu Gericht zu gehen, sagte sie.

Die nationalkonservative Regierung legte aber nach:

Sie stellt die polnische Verfassung in vielen Punkten über EU-Recht,

wirft das EU-Rechtssystem so über den Haufen.

Das Ziel der Regierung scheint zu sein:

Jeder kann rauspicken, was ihm gefällt in Europa

und Verpflichtungen ignorieren.

Das alles hätte Merkel mit drastischen Worten ansprechen können

im Gespräch mit ihrem polnischen Amtskollegen.

Tat sie aber wohl nicht.

Welche Gründe hat sie dafür, frage ich mich?

Das Verhalten Polens kann nicht ohne Folgen bleiben.

Wo Dialog und europäische Gerichtsurteile nicht helfen,

sollten Maßnahmen folgen.

Etwa das Zurückhalten von EU-Milliarden, wie viele vorschlagen.

Ob das hilft, ist offen.

Sonst fällt das Haus Europa Stück für Stück auseinander

als Werte- und Rechtsunion.

Das befürchten auch viele Polen,

die auf die Straße gehen gegen die Regierungspolitik.

Im Umgang mit Partnerländern wie Ungarn und Polen

bleibt für Merkels Nachfolger viel zu tun.

Leicht wird das nicht.

Die Meinung von Olaf Bock.

Die Kanzlerin trat ihren wohl finalen Gang nach Brüssel an.

Derjenige, der allzu gern ihren Part übernommen hätte,

hatte auch seinen letzten Auftritt:

Bei einer Konferenz der Ministerpräsidenten.

Noch-NRW-Landeschef Laschet traf auf der Drachenburg bei Königswinter

seinen bayerischen Rivalen.

Der hat sich ihm gegenüber, nicht immer ritterlich benommen -

nicht nur für die Corona-Politik.

Da gingen die beiden nur selten aufeinander zu.

Heute gilt es, einen gemeinsamen Weg zu finden.

Der Kampf ums Kanzleramt ist vorbei, die Pandemie aber noch lange nicht.

Carolyn Wissing.

Keine Schlangen, kein Anstehen mehr an den Testzentren in Köln.

Seit Schnelltests nicht mehr kostenlos sind,

kommen nur noch wenige.

Mal ungeimpfte Kinder, die nicht an den Schulen getestet werden.

Manchmal Erwachsene.

Die Infektionszahlen gehen wieder nach oben -

auch in Krankenhäusern ist die Lage wieder angespannter.

Ein Auslaufen der epidemischen Lage hält Intensivmediziner

Christian Karagiannidis für ein falsches Signal.

Damit ist dieses Gefühl vermittelt,

dass das für die Krankenhäuser kein Problem mehr ist.

Das ist es wirklich nicht im Moment.

Wir müssen auch darauf achten, dass die Krankenhäuser

mit dem mitkommen, was in den nächsten Wochen kommt.

Anders sieht das

der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes.

Eine Notlage wie vor einem Jahr erkennt er nicht.

Es ist sinnvoll, die epidemische Notlage auslaufen zu lassen.

Das wäre der 25.11.

Das heißt nicht, dass die Coronakrise vorbei ist.

Wir brauchen weiterhin Sicherungsmaßnahmen, Abstand,

in vielen Bereichen auch Masken.

Wie soll es also weitergehen?

Darüber diskutieren heute und morgen die Ministerpräsidenten

bei ihrem Treffen.

Einig sind sich zumindest darin: Es braucht eine neue Regelung.

Wir brauchen eine gemeinsame Rechtsgrundlage.

Damit kein Flickenteppich entsteht.

Das wollen wir für die Zukunft vermeiden.

Gibt es keine Rechtsgrundlage, gibt es keine Maßnahmen mehr.

Weder Maske, noch Testen in der Schule.

Es könnte bei einem beginnenden Winter,

wo die Zahlen höher sind als 2020, eine echte Gefährdung sein.

So weit will es kein Länderchef kommen lassen.

Die Frage ist, ob die Bundesländer eigene Wege gehen.

Wenn dieser Fall eintrifft,

braucht es eine gesetzliche Veränderung.

Damit wir da, wo wir höhere Infektionslagen haben,

handlungsfähig bleiben können.

Flexibel auf regionale Situationen eingehen.

Das wollen die einen, geschlossenes Handeln

von Bund und Ländern fordern die anderen.

Morgen gehen die Gespräche weiter.

Das Bauwerk hat Geschichte geschrieben.

Gebaut wurde die Brücke Anfang der 1980er von den Sowjets.

Sie wollten über die usbekische Grenze

ihre Truppen in Afghanistan versorgen können.

Auch der letzte sowjetische Soldat verließ '89 Afghanistan auf dem Weg.

Heute gelangen UN-Hilfsgüter über die Brücke nach Afghanistan.

Die "Brücke der Freundschaft" ist seit Machtübernahme der Taliban

für Usbekistan eine Verbindung zum ungeliebten Nachbarn.

Ohne die geht es aber nicht.

Christina Nagel war in der Grenzstadt Termez,

wo über Brücken hinweg rege Geschäfte gemacht werden.

Das beste Rezept für ein friedliches Miteinander,

glaubt man hier, sei der Handel.

Es herrscht reger Verkehr auf der Brücke der Freundschaft.

Im Zehn-Minuten-Takt überqueren Lkw

die Grenze zwischen Afghanistan und Usbekistan.

Der Grenzpunkt in Termez ist zurzeit der einzige,

über den Waren frei transportiert werden können.

Zentraler Umschlagplatz ist das Termez Cargo Zentrum.

Auch Hilfsgüter der UN lagern hier.

Ausgeliefert wird, sobald die Verhandlungen

zwischen UN-Vertretern und den Taliban abgeschlossen sind.

In den weißen Kisten ist Geschirr für eine fünfköpfige Familie.

Fünf Tassen, fünf Teller, fünf Suppenschalen, eine Pfanne,

zwei Töpfe, Gabeln und Löffel.

Hier sind Zelte und wetterfeste Planen für einen Unterschlupf.

Für Lebensmittel wie Speiseöl

habe es direkt grünes Licht für den Weitertransport gegeben.

Dass sich viele mit Hilfslieferungen an die Taliban schwer tun,

kann er verstehen.

Aber er hat seine eigene Erfahrungen gemacht.

Wir arbeiten schon lange mit den Taliban zusammen.

Die Grenze zu Pakistan, das ist ja kein Geheimnis,

ist schon lange in ihrer Hand.

Alle Transitwaren mussten durch ihren Einflussbereich.

Pro Lkw waren 100, 150 Dollar fällig.

Wir hatten nie Probleme mit ihnen.

Natürlich haben auch Fahrer wie Zaid Kudratillo

von den Terroranschlägen in Afghanistan gehört.

Trotzdem ist er regelmäßig dort unterwegs:

Das sind Kartoffeln, die ich aus Afghanistan geholt habe.

Vor einer Woche waren sie noch auf dem Feld.

Es ist leichter geworden zu handeln. Und günstiger.

Wir müssen keine Schmiergelder mehr zahlen.

Die Stimmung ist gut.

Usbekische Fahrer brauchen nicht mal mehr ein Visum.

Der Handel läuft.

Alles andere spielt für Marktleute in Termez keine Rolle.

Über Flüchtlinge, Frauenrechte und islamistischen Terror

spricht hier niemand.

Das ist Sache der Afghanen.

Afghanistan ist unser Nachbar. Das geht uns nichts an.

Das betrifft uns nicht.

Auch Chaditscha sieht keinen Grund zur Sorge:

An der Grenze ist es ruhig.

Während des Krieges ging von den Taliban keine Gefahr für uns aus.

Bei uns war und ist es immer friedlich.

Dass der usbekische Präsident alles unter Kontrolle hat,

glaubt auch Gewürzhändlerin Rano.

Als die Taliban in Afghanistan wieder an die Macht kamen,

hatte sie trotzdem eine schlaflose Nacht.

Am Anfang hatte ich Angst. Aber es ist ja friedlich geblieben.

Auch wenn der Grenzfluss Amudarja

nur einen Steinwurf von Termez entfernt ist:

Die Probleme auf der afghanischen Seite

sind den meisten hier völlig fern:

Arbeitslosigkeit, die Not der Menschen.

Angsteinflößend sei die Lage,

geben afghanische Taxifahrer zu, die an der Grenze auf Kunden warten.

Sie haben nicht vergessen, wie es war,

als die Taliban zum ersten Mal an die Macht kamen.

Die Lage ist schon schrecklich. Aber noch lassen sie alle in Ruhe.

Solange das so bleibt,

soll der Handel weiter Fahrt aufnehmen.

Gute Geschäfte mit dem afghanischen Volk

seien eine gute Grundlage für ein friedliches Miteinander.

Auch wenn es die Taliban seien, die in Afghanistan das Sagen hätten.

Zurück nach Deutschland, zum Thema Cybersicherheit.

Weitere Nachrichten mit Judith Rakers.

Die Bedrohung durch Cyberangriffe ist deutlich gewachsen.

Das geht aus dem Lagebericht

des Bundesamtes für die Sicherheit in der Informationstechnik hervor.

Die Lage wird als "angespannt bis kritisch" eingeschätzt.

In Teilbereichen herrsche "Alarmstufe Rot",

sagte der Behörden-Chef Schönbohm.

Zugenommen hätten Cyberattacken,

die auf Erpressung von Löse- oder Schweigegeld zielten.

Durch Cum-Ex- und Cum-Cum-Geschäfte

sind höhere Schäden entstanden als bislang gedacht.

Wie eine internationale Recherche ergab,

entgingen den Steuerbehörden weltweit mindestens 150 Mrd. Euro,

in Deutschland fast 36 Milliarden.

Bei den Geschäften haben sich Anleger Steuern erstatten lassen,

die sie nie bezahlt haben.

Nach Jahren des Bürgerkrieges

hat eine Konferenz über die Stabilisierung Libyens beraten.

Beim Treffen in Tripolis bat die Übergangsregierung

heute um Unterstützung.

Ihr Chef Dbeiba setzte sich dafür ein:

Präsidentschafts- und Parlamentswahlen

sollen im Dezember stattfinden.

Seit Herbst 2020 gilt eine Waffenruhe in dem nordafrikanischen Staat.

Trotz globaler Chipkrise und Lieferengpässen hat Tesla

im dritten Quartal so viel verdient wie nie zuvor.

Dazu Anja Kohl aus der Frankfurter Börse.

Tesla liefert seine Fahrzeuge ohne Störungen aus,

wogegen deutsche Autobauer ihre Produktion teils stoppen mussten.

Mit 1,6 Mrd. Dollar verfünffachte sich der Quartals-Gewinn.

241.000 Fahrzeuge wurden ausgeliefert.

Ein Anstieg um 73 % innerhalb eines Jahres.

Deutsche Hersteller kappten zu Pandemie-Beginn Lieferverträge.

Sie dachten, die Belieferung mit Teilen nach Bedarf

funktioniere weiter reibungslos.

Tesla hielt an bestellten Chip-Mengen fest.

Nun wird Tesla bevorzugt von den Lieferanten versorgt.

Der US-Konzern hat in die Software der E-Autos investiert

und produziert selbst die Batterien dafür.

Mit Software und Batterie wird das meiste Geld verdient.

Das mit dem Fleischessen in Deutschland ist eine Sache,

eine unehrliche zumal.

Die Leute wollen Fleisch von glücklichen Tieren,

aber nicht dafür zahlen.

Das kommt die teuer zu stehen, die Schweine züchten oder mästen.

Den Landwirten geht es nicht gut.

Die Afrikanische Schweinepest geht um, Preise sind im Keller,

während die Kosten steigen.

Seit 2011 haben rund 40 Prozent der Schweinehalter aufgehört.

Und es könnten immer mehr werden.

Kathrin Kampmann war mittendrin im Landkreis Vechta, Niedersachsen,

der Region mit der höchsten Schweinedichte in Deutschland.

In der denken viele Landwirte jetzt ans Aufhören.

Normalerweise ist jeder Tag, an dem sein Maststall leer steht,

ein verlorener Tag für Albert Bosche.

Normalerweise.

Als er im Sommer 500 Schweine mit Verlust verkauft,

beschließt er, erst mal keine neuen Tiere einzustallen. he decides not to house any new animals for the time being.

Da brüten Sie einen Tag darüber. You brood over it for a day.

Ist nicht so, dass man jetzt sagt:

Ich setz mich an den Küchentisch.

Und nach einer Stunde Kaffeetrinken ist man schlauer.

Man hinterfragt jede Informationen, die man vom Markt kriegt.

Bedenkzeit wollte er sich nehmen. Den Betrieb erst mal runterfahren.

Dann ist er doch eingeknickt.

Diese Schweine hat er aufgenommen,

um seinem Ferkel-Lieferanten aus der Klemme zu helfen.

Er hat klipp und klar gesagt:

"Ich hab hier Ferkel, ich weiß nicht, wohin damit.

Hast du was leer stehen, kannst Du was nehmen?"

Die Sauen sind belegt, die Ferkel kommen.

Mit 25, 30 Kilo werden sie verkauft.

Die können das Ding nicht einfach stoppen.

Das ist kein Schalter, den Sie abstellen können.

Die Ferkelerzeugung läuft weiter und macht den Bauern Druck.

Das kennt auch Rolf Wolkemeyer. Er hat jahrelang Ferkel gezüchtet.

Weil die Preise schlecht waren und die Auflagen mehr wurden,

hat er diesen Betriebszweig im vergangenen Jahr aufgegeben.

Die Ferkel für seinen Mastbetrieb kauft er jetzt zu.

Mein Vater hat Schweinezucht betrieben.

Mein Opa und dessen Vater auch.

Das ist schon schwierig, irgendwann zu sagen:

Ich bin derjenige, der damit aufhört.

Was war es denn, was Ihnen den Rest gegeben hat, zu sagen:

"Ich höre auf mit der Sauenhaltung?"

In der Sauenhaltung hat man noch mehr Arbeit.

Wenn man dann dafür noch Geld dazugeben muss,

sagt man irgendwann: Jetzt ist es gut gewesen.

Laut einer Umfrage ihrer Interessengemeinschaft

denkt derzeit die Hälfte aller Schweinehalter übers Aufgeben nach.

In der Corona-Zeit ist die Nachfrage zurückgegangen.

Gleichzeitig sind wegen der Afrikanischen Schweinepest

wichtige Exportmärkte wie China weggebrochen.

Die Folge: Zu viele Schweine sind auf dem Markt, die Preise im Keller.

Die Kosten für Futter und Schlachtung sind aber gestiegen.

Im Moment macht Wolkemeyer mit jedem Mastschwein 50 Euro Verlust.

Am Monatsende sieht man, dass man 60.000 Euro dabei gegeben hat.

Brauche ich nicht viel zu sagen. Das macht niemand lange mit.

Es ist ein blödes Gefühl. Wenn irgendwann das Konto leer ist.

Man muss zur Bank rennen und sagen:

Könntet ihr mir noch einmal aushelfen?

Aber irgendwann sagt man: Jetzt ist gut gewesen.

Die meisten Schweinehalter im Landkreis Vechta

arbeiten konventionell.

Dabei ist diese Haltungsform ein Auslaufmodell,

das wissen die meisten.

Zu groß ist der Druck, die Tiere artgerechter zu halten.

Auch Wolkemeyer wollte es wagen,

hatte den Antrag für einen Stallumbau fertig.

Da wurde mir gesagt, das Buch könnte ich zumachen.

Im Landkreis Vechta ist Offenstallhaltung nicht möglich, Open stabling is not possible in the district of Vechta,

auch nicht mit zusätzlichem Zaun.

Selbst wenn man möchte.

Es gibt nicht die Möglichkeit, einen Stall so zu bauen.

Aus Seuchenschutzgründen? Genau, richtig.

Auch Albert Bosche würde seinen Stall umbauen.

Dafür wünscht er sich von Verbrauchern und Politik

aber auch Sicherheit.

Das Problem ist, dass unser Verbraucher immer sagt,

dass er alles will.

Aber es wirkt sich an der Ladentheke nicht aus.

Zwischen diesem Zwiespalt werden wir aufgerieben.

D.h.: Wenn wir hohe Auflagen bekommen,

müssen wir das hinkriegen, dass diese Auflagen für alle gelten.

Auch für Salami, die auf der Fertigpizza zu finden ist.

Die sonst woher kommt.

Im Dezember sollen diese Schweine geschlachtet werden.

Ob er sich danach neue in den Stall holt,

weiß Albert Bosche noch nicht.

"Ich reite in die Stadt - alles andere ergibt sich...".

Solche Sätze kamen aus dem Mund, in dem sonst ein Zigarillo steckte.

Sätze eines wortkargen Mannes,

der für eine Handvoll Dollar die Schurken jagte.

Clint Eastwood hat den Poncho längst abgeworfen,

als Produzent und Regisseur Meisterwerke geschaffen.

In denen ist der Mann kein harter Hunde mehr,

sondern gebrochen und voller Selbstzweifel.

So auch in seinem jüngsten und wohl nicht letzten Film.

Das zumindest behauptet er.

Obwohl Eastwood 91 Jahre alt ist

und weit entfernt von aller Breitbeinigkeit früherer Filme. and far removed from the broad-leggedness of earlier films.

Klaus Lesche über "Cry Macho".

Guck, wohin du reitest und reite, wohin du guckst.

Seinem eigenen Rat ist Mike nicht immer gefolgt.

Er war mal Rodeo-Champion,

bis ihn Schicksalsschläge und Schnaps aus dem Sattel warfen.

Sein Chef hielt zu ihm - und fordert eine Gegenleistung.

Du stehst in meiner Schuld. Du hast mir dein Wort gegeben.

Das war mal was wert.

Mein Sohn ist in Schwierigkeiten, ich will ihn aus Mexiko rausholen.

Ich soll hinfahren und ihn kidnappen?

Bitte bring ihn einfach her.

Bloß Sie? Ja, bloß ich.

Hat bisher auch immer gereicht.

Doch Clint Eastwood ist in einem Alter,

in dem er mexikanische Banden umfahren sollte.

In "Cry Macho" führt er auch Regie.

Der Film spielt in den 70er-Jahren.

So erspart sich Eastwood Handys und Computer,

die nur den Erzählfluss hemmen.

Vom Film will er nicht lassen.

Wer vieles richtig macht und Glück hat,

der kann noch mit, na ja, 70 Regisseur sein.

Wenn er Eastwood heißt, auch noch mit 91.

Seine Karriere begann er als Kopfgeldjäger.

Da blieben keine Fragen offen.

In seinem neuen Film kratzt Eastwood nicht zum ersten Mal

am eigenen Macho-Image.

Seinem Schützling Rafael treibt er die Bewunderung

für breitbeinige Männer aus.

Ich sag dir was: Das Macho-Ding ist überbewertet.

Sagt einer, der's wissen muss.

Mike ist eine Altersrolle, wie Eastwood sie liebt.

Ein Mann, der eine zweite Chance bekommt,

aber dafür etwas wagen muss.

Altersweisheit, gepaart mit sanftem Humor.

Wenn wir alle Glück haben,

war das noch nicht Clint Eastwoods letzter Ritt.

Das war die leichte Übung.

"Cry Macho" läuft seit heute in den Kinos.

Wie im schlechten Film kam sich heute mancher Pendler vor.

Der erste große Herbststurm wirbelte alles durcheinander.

Ungemütlich wurde es für viele, die auf die Bahn gesetzt hatten.

Züge blieben liegen, weil Bäume auf Leitungen stürzten

und Gegenstände die Gleise blockierten.

In NRW wurde der Fernverkehr zeitweise eingestellt,

in anderen Bundesländern der Regionalverkehr.

Der Sturm verlangte den Feuerwehrleuten einiges ab.

Sie mussten oft ausrücken, um Straßen frei zu räumen.

Sven Plöger: Bleibt's so stürmisch?

Nein, es gibt weniger Wind.

Morgen wird's im Norden und Nordosten aber noch mal windiger.

Aber danach wird es ruhiger.

Wir gucken auf die schönen Momente.

Die sollte man mal in den Mittelpunkt stellen.

Diesen schönen Regenbogen.

Der nächste Sturm kommt aber schon.

Im Norden und Nordosten.

Die Windgeschwindigkeiten gehen hoch.

Die Wetterentwicklung:

im Süden viel Regen.

Im Norden Schauer und Gewitter.

Im Süden wird es richtig schön.

Jetzt gibt's Satire mit Extra 3, was ich Ihnen empfehle.

Julia-Niharika Sen begrüßt Sie um 0.20 Uhr zum Nachtmagazin.

Wir sind morgen wieder für Sie da.

Bis dahin, tschüss.

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