×

Χρησιμοποιούμε cookies για να βελτιώσουμε τη λειτουργία του LingQ. Επισκέπτοντας τον ιστότοπο, συμφωνείς στην cookie policy.


image

2021 Tagesschau, tagesthemen 26.08.2021, 22:15 Uhr - Mindestens 72 Tote bei Anschlägen am Flughafen von Kabul

tagesthemen 26.08.2021, 22:15 Uhr - Mindestens 72 Tote bei Anschlägen am Flughafen von Kabul

Guten Abend an einem Tag, der alles andere als gute Nachrichten brachte.

In Kabul ist geschehen,

wovor Geheimdienste und Militär tagelang gewarnt hatten.

Terroranschläge reißen Menschen in den Tod.

Die Folgen sind schlimmer, als der wenige Rauch vermuten lässt.

Die Zahl der Opfer stieg in den vergangenen Stunden stetig.

Mindestens 60 Afghanen und zwölf Amerikaner

sollen getötet worden sein.

Am späten Abend wird bekannt,

dass ein Ableger des IS das Attentat für sich reklamiert.

Die Sprengsätze explodierten in unmittelbarer Nähe des Flughafens:

Zuerst am Abbey-Gate, einem Eingang zum Airport,

wenig später nahe dem Baron Hotel.

Sibylle Licht.

Kurz nach den beiden Anschlägen:

Unter den Toten und Verletzten

sind viele afghanische Zivilisten und US-Amerikaner.

Nach den Explosionen waren sofort Ambulanzen vor Ort,

um den Menschen zu helfen.

In dieses Krankenhaus in Kabul wurde zahlreiche Verletzte

nach den beiden Selbstmordattentaten gebracht.

Wir waren am Flughafen, um ein Visum von den USA zu bekommen.

Der schwere Anschlag ereignete sich mitten unter den wartenden Menschen.

Viele wurden getötet, auch US-Amerikaner.

Die Attentate geschahen mit Beginn des Abendgebets,

berichteten Augenzeugen.

Dieser Mann war mit seinem Cousin in der Nähe des Flughafentors.

Die Krankenwagen transportieren immer noch Tote und Verletzte.

Auch heute kamen wieder Tausende zum Flughafen.

Die Menschen wussten, dass mehrere Länder

ihre Evakuierungsmission schnell beenden wollen.

Die Taliban versuchten am Morgen,

die Menschenmenge mit Tränengas auseinanderzutreiben.

Die Vorfall unterstreicht die Brisanz der Lage in Afghanistan,

so die Verteidigungsministerin.

Die deutschen Maschinen waren zum Zeitpunkt der Anschläge

in der Phase der Beladung.

Nach den Anschlägen wurden durch den Kommandeur des deutschen Kontingents

die Notfallpläne für eine "emergency departure" ausgelöst.

Alle in Kabul eingesetzten Soldaten, Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes

und der Bundespolizei seien in Sicherheit.

Vor dem Anschlag auf abziehende NATO-Truppen und fliehende Afghanen

hatte der US-Geheimdienst wiederholt gewarnt.

Zurück bleiben geschockte Afghanen.

Diese junge Frau hatte die deutsche Botschaft gebeten,

sie außer Landes zu bringen.

Sie dolmetschte für ein deutsches Hilfsprojekt.

Eine Antwort der Botschaft bekam sie nicht.

Ich glaube, wenn die Taliban mich finden, werden sie mich töten.

Sie nehmen junge Mädchen mit, um sie zu zwingen, Taliban zu heiraten.

Dies klingt wie ein Gerücht, ist es aber nicht, es gibt Zeugen.

Der Islamische Staat bekannte sich zu den Anschlägen.

Franz Marty ist einer der wenigen westlichen Journalisten,

die sich noch in Kabul aufhalten und uns per Skype zugeschaltet.

Nun hören wir,

es soll erneut eine starke Explosion in Kabul gegeben haben.

Es gab erneut eine Explosion gegen Mitternacht.

Vor etwa 50 Minuten.

Ich habe sie selber gehört.

Jetzt gibt es Verwirrung.

Einige Quellen sagen,

es seien kontrollierte Detonationen gewesen.

Offenbar durch einen Geheimdienst ausgelöst.

Um Munition zu zerstören.

Man wollte nicht, dass das Material den Taliban in die Hände fällt.

Das wurde von den Taliban bestätigt.

Es konnte nicht verifiziert werden.

Haben Sie neue Erkenntnisse zu den Anschlägen?

Die Sachlage ist immer noch verwirrend.

Der IS hat den Anschlag für sich beansprucht.

Man hat ein Bild des Täters publiziert.

Es gibt einen Täter, aber zwei Explosionen.

Zumindest ein Täter hat sich nahe des Abbey Gate in die Luft gejagt.

Und dort viele Afghanen und

mindestens zwölf amerikanische Streitkräfte in den Tod gerissen.

Zur zweiten Explosion sagen die USA:

Man wisse nicht genau, was geschehen ist.

Sie fand in unmittelbarer Nähe der ersten statt.

Es ist nicht klar, wie das ablief.

Wir nehmen unsere Korrespondentin Claudia Buckenmaier

aus Washington dazu.

Zwölf tote US-Soldaten:

Damit ist genau das eingetroffen, was Joe Biden vermeiden wollte.

Das wollte er unbedingt vermeiden

und er hatte es wohl mit am meisten gefürchtet:

Tote US-Soldaten in Afghanistan.

Deshalb war er für so einen schnellen Abzug der Truppen.

Aber die Gefahr solcher Anschläge

war dem US-Präsidenten durchaus bewusst.

Eben gab es eine Pressekonferenz im Verteidigungsministerium.

Dort hieß es, es gibt keine Alternative

zu Leibesvisitation, die von US-Soldaten

direkt am Eingang zum Flughafen durchgeführt werden.

Nur so könne man verhindern,

dass Bomben auf den Flughafen gelangen.

Man musste dieses Risiko eingehen.

Ziehen die Amerikaner nun doch früher ab als Dienstag?

Was heißt das für den Fortgang der Evakuierung?

Der General machte klar, die Evakuierungen gehen weiter.

Man will sogar neue Menschen auf den Flughafen lassen.

Man will diese gefährlichen Kontrollen weiterhin durchführen.

Aber man will gucken, was man gegen andere Gefahren machen kann.

Man geht davon aus, dass man gut geschützt ist

gegen Raketenanschläge auf den Flughafen.

Mehr Sorge hat man vor Selbstmordanschlägen.

Es darf kein Fahrzeug in die Nähe des Flughafens vordringen.

Deshalb will man ein einem Umkreis Straßen blockieren.

Das klingt so,

als ob man möglicherweise vor einem Gegenanschlag nicht zurückschreckt.

Um 23 Uhr deutscher Zeit will sich der US-Präsident äußern.

Bleibt die Frage: Wer ist verantwortlich?

Eine Splittergruppe des IS reklamiert die Anschläge für sich.

Peter Neumann, Terrorismusforscher am King's College in London,

ist aus Brüssel zugeschaltet.

Halten Sie das für plausibel?

Das ist plausibel.

Der IS hat sich dazu bekannt.

Die Nachricht kam durch die richtigen Kanäle.

Mehr oder weniger offizielle Kanäle des IS.

Wir wussten seit einigen Tagen von Geheimdiensten

aus westlichen Staaten, dass ein Anschlag in Vorbereitung war.

Gegen wen richten sich diese Angriffe?

Gegen die Taliban oder gegen den Westen?

Sowohl als auch.

Es ist wichtig zu verstehen:

Der IS ist ein Feind der Taliban.

Das ist anders als das Verhältnis zwischen Al-Kaida und den Taliban.

Al-Kaida hatte eine Partnerschaft mit den Taliban.

Das trifft auf den IS nicht zu.

Die machen keine Partnerschaften.

Die sehen die Taliban genauso als Gegner wie den Westen.

Dieser Anschlag galt nicht nur dem Westen, nicht nur den Amerikanern,

von denen viele Soldaten getötet wurden, auch den Taliban.

Rechnen Sie mit Folgeanschlägen?

Die scheinen bereits zu passieren.

Es gibt Berichte über viele Anschläge in Kabul.

Die Strategie des IS ist immer dieselbe:

Der IS hat dort einen guten Nährboden,

wo Chaos existiert, es keine Regierungskontrolle gibt.

Durch seine Schreckensherrschaft kann er sich als Macht etablieren.

Dieses Chaos versuchen die Anschläge jetzt zu schaffen.

Das ist eine Gefahr für Afghanistan.

Dass es nicht nur unter Taliban-Kontrolle ist.

Sie rechnen mit dauerhaften Kämpfen?

Das ist die große Frage.

Es gibt zwei Szenarien.

In dem einen sind die Taliban in der Lage,

mehr oder weniger das gesamte Land zu kontrollieren.

Das ist Taliban-Herrschaft und problematisch.

Das schlimmere Szenario:

Die Taliban kontrollieren Teile des Landes.

Aber große Teile des Landes sind in einer Situation,

wo verschiedene Milizen gegeneinander kämpfen.

Inklusive der Taliban, wo der IS Unterschlupf bekommen kann.

Wie groß ist die Gefahr, dass wiedererstarkende militante Gruppen

auch wieder in Europa Anschläge verüben könnten?

Diese Gefahr sehe ich im Moment noch nicht.

Außer, dass alle international

orientierten terroristischen Organisationen versuchen:

Die Situation in Afghanistan propagandistisch für sich zu nutzen.

Auch der IS sagt:

Schaut, was in Afghanistan passiert ist.

Wenn selbst der Taliban Amerika besiegt, können wir das auch.

Das ist aus deren Sicht eine positive Nachricht.

Danke, Peter Neumann.

Als der Anschlag geschah, war das deutsche Flugzeug am Boden,

das zum letzten Mal Menschen ausfliegen sollte.

Inzwischen landete es in Taschkent.

Damit ist die Luftbrücke der Deutschen beendet.

Nicht aber das Bemühen, auch alle anderen herauszuholen,

denen genau das versprochen wurde.

Die Bundeskanzlerin:

Ich will bekräftigen:

Die, die per Luftbrücke nicht in Sicherheit gebracht werden können,

werden wir nicht vergessen, sondern uns weiter um ihre Ausweise bemühen.

Halten die Taliban ihre Versprechen

und lassen weitere Afghanen ausreisen?

Wer unter den selbsternannten Gotteskriegern gelitten hat,

kann sich das schwer vorstellen.

Hier habe ich 'ne Narbe von der damaligen Zeit.

Naim ist elf, als seine Eltern 2000 mit ihm

vor der Gewalt der Taliban nach Deutschland fliehen.

Die Narben sind geblieben.

Splitter von dem Bombenanschlag,

da sitzen Splitter ganz nah an der Lunge.

Die Leute sind einfach brutal und kennen keine Grenze.

Deshalb weiß Naim, er und seine Frau müssen weg aus Kabul,

als die Taliban vor knapp zwei Wochen erneut die Macht übernehmen.

Wegen Adena kehrte er vor einem Jahr nach Afghanistan zurück,

als Helfer für die Bundeswehr - was ihn nun in größte Gefahr bringt.

Da wo wir waren, haben die Taliban zweimal am Tag

ihre Runde gedreht, Leute gesucht.

Wie groß war deine Angst?

Sehr groß.

Mit Tausenden anderen drängen sie sich vor dem Flughafen,

Tag für Tag, eine Woche lang.

Soldaten schießen mit Maschinengewehren über ihre Köpfe.

* Schießen *

Sie sagt, viele sind zertrampelt worden, durch Schüsse umgekommen,

und auch, dass 'n acht-, neunjähriges Mädchen umgekommen ist.

Sie hat oft geweint und gefragt: "Warum ist mein Leben so?"

Dann habe ich versucht, sie immer wieder aufzubauen.

Nur mit Tabletten kann Adena nach den Erlebnissen schlafen

und die Ungewissheit ertragen.

Vom Auswärtigen Amt, sagt Naim, sei wenig Hilfe gekommen,

obwohl er Deutscher ist.

Ganz ehrlich: am Anfang verarscht.

Die haben immer wieder geschickt:

Die Tür geht an dem und dem Zeitpunkt auf.

Wir haben's immer wieder versucht,

irgendwann hatte ich keine Hoffnung mehr.

Man hat nicht gedacht, dass man so alleine gelassen wird.

Freunde und Verwandte in Deutschland nutzen jeden Kontakt:

Journalisten, Bundestagsabgeordnete, einen NATO-General.

Dann endlich eine Nachricht der Behörden:

Wegbeschreibung und Codewort,

das Naim am Flughafen hochhalten soll - es lautet "Garmisch".

Es klappt.

Ein britischer Soldat zieht sie in Sicherheit, hinein in den Flughafen.

Mit einer deutschen Militärmaschine verlassen sie Kabul,

während andere noch auf Rettung warten.

Glaubst du, dass Deutsche rauskommen, wenn nur noch Amerikaner da sind?

Das glaub ich nicht.

Ich bin selber hingegangen und hab meinen deutschen Pass gezeigt.

Ich stand da, die haben uns nur angeschaut und ausgelacht.

Bei Adenas Schwester haben sie vorerst Zuflucht gefunden.

Adena soll sich alles von der Seele reden, was sie erlebt hat.

Später soll es zurückgehen nach Oberbayern.

Dort arbeitete Naim vor seiner Rückkehr nach Afghanistan.

In einer Stadt nahe Garmisch - dem Alpen-Ort,

der ihnen als Codewort am Kabuler Flughafen die Freiheit bescherte.

Lange nicht alle früheren Helfer der Deutschen

haben es herausgeschafft.

Über deren Schicksal habe ich mit dem Bundeswehrverband-Vorsitzenden,

Andre Wüstner, gesprochen.

Ehe er mit Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer

ins usbekische Taschkent aufbrach.

Dorthin,

wo die letzte deutsche Maschine der Evakuierungsaktion landete.

Guten Abend, Herr Wüstner.

Schönen guten Abend, Frau Miosga.

Hat die Bundeswehr wegen der Anschläge

die Rettungsaktion abgebrochen oder wird sie fortgesetzt?

Nein, ich denke, alles, was wir heute erfahren haben,

war koordiniert mit den Verbündeten.

Ja, wir haben am Nachmittag die Umläufe verstärkt,

um bis zur letzten Sekunde auszufliegen.

Aber insgesamt war man im Plan unabhängig von den Anschlägen.

Das sind keine guten Nachrichten, auch für die Menschen,

die noch auf eine Ausreise gehofft hatten.

Wir haben gerade die Geschichte eines Afghanen gesehen,

der es nach Deutschland geschafft hat.

Haben Sie Kontakt zu Leuten, die noch im Land sind,

unter den ehemaligen Helfern der Bundeswehr?

In den letzten Stunden riss der Kontakt ab.

Aber grundsätzlich haben wir seit Tagen unwahrscheinlich viel Kontakt.

Wir bekommen auch unwahrscheinlich viel mit:

Menschen, die Verbindungen haben nach Afghanistan,

um Hilfe bitten, fragen, wie sie zum Flughafen kommen.

Ich gehe davon aus, so, wie es Außenminister Maas zuletzt äußerte,

dass noch Schutzbefohlene, afghanische Ortskräfte vor Ort sind.

Und dass es jetzt darum geht, diplomatische Wege zu bestreiten,

wie man sie gegebenenfalls ausreisen lassen kann.

Viele in der Bundeswehr, auch Sie, haben vor diesem Szenario gewarnt,

sollten die internationalen Truppen so schnell abziehen.

Die Kanzlerin sagte gestern im Bundestag sinngemäß,

hinterher sei man immer schlauer.

Was haben Sie da gedacht?

Zum einen bin ich mit Blick auf die Regierungserklärung dankbar,

dass die Kanzlerin die Leistung der Soldat*innen angesprochen hat.

Insbesondere derjenigen,

die jetzt die Kohlen für die Bundesregierung aus dem Feuer holen:

Spezialkräfte, Fallschirmjäger, etc.

Was die Fragen anbelangt oder das Statement, was Sie wiederholen -

das macht nachdenklich.

Denn es gab viele Warnungen, Informationen aus der Wissenschaft,

von vielen Fachleuten, aus den Streitkräften heraus.

Warum man das nicht aufgenommen hat, ist mir ein Rätsel.

Auch, als sie am Ende Fragen aufgeworfen hat,

fragten sich im Nachgang viele Soldaten:

Darauf brauchte es die ganze Zeit Antworten - warum gab es die nicht?

Wie strategielos war man in den letzten Jahren?

Haben Sie dafür eine Erklärung?

Ich hab keine aktuell, ich mach mir selbst Gedanken.

Aber natürlich ist es schon so,

dass die Bundesregierung nur bedingt strategiefähig ist.

Das wurde immer wieder von Experten angesprochen in den letzten Jahren.

Das ist ein wesentliches "Lessons Learned"

für die nächste Bundesregierung.

Daran muss man arbeiten.

Auch der vernetzte Ansatz, das Zusammenwirken der Ressorts

in Strategiebildung und Zieldefinition:

Da muss man besser werden, das geht so nicht mehr,

auch mit Blick auf unser Engagement im Irak und in der Sahelzone.

Das können wir uns nicht mehr erlauben.

Das ist 'ne ziemlich katastrophale Einschätzung,

wenn eine Regierung nicht strategiefähig ist.

Na ja, die großen Leitlinien sind ja relativ einfach beschrieben.

Aber das herunterzubrechen in eine Strategie, mit allen Ressorts,

Entwicklung, Diplomatie, Militär, das ist eine Herausforderung.

Die Lehre aus den letzten Jahren ist,

dass wir da unwahrscheinliche Probleme haben.

Und dieses kleine Problem, tragische Problem für die Ortskräfte:

Daran wird deutlich, dass Ressorts nur begrenzt miteinander sprechen.

Dass sie nicht in der Lage sind,

seit April schnell ein Konzept zu erstellen.

Und diese Probleme im Kleinen sind gleichermaßen Probleme im Großen.

Und deshalb: Stärkung des nationalen Sicherheitsrates.

Da gibt's Vorschläge seit Jahren.

Auch Zusammenführen von Thinktanks mit Blick auf die Regierung,

da ist einiges zu tun.

Herr Wüstner, Sie fliegen gleich

mit der Verteidigungsministerin nach Taschkent.

Nicht nur, um Soldat*innen abzuholen.

Sondern auch die afghanischen Ortskräfte,

die heute noch ausgeflogen wurden.

Was machen Sie mit denen? Was haben Sie mit denen vor?

Jetzt muss man mal abwarten aufgrund der Szenarien,

wie sich das realisieren lässt.

Ich gehe davon aus, dass wir fliegen und es Gelegenheit gibt zuzuhören,

ohne Öffentlichkeit wahrzunehmen:

Was betrifft die Ortskräfte? Wie war die Situation?

Und viel mehr noch für mich interessant:

Wie steht's um die Belastung der Soldat*innen?

Was haben sie erlebt?

Was muss mit Blick auf das psychosoziale Netzwerk

gestärkt werden?

Ja, wir hatten Profis vor Ort, aber in jeder Uniform steckt ein Mensch.

Mir geht es ums Zuhören, für unsere Mitglieder da zu sein.

Und ich bin froh, dass es Ministerin, Wehrbeauftragte

und Generalinspekteur gleichermaßen sehen.

Was für eine Botschaft haben Sie für die Verteidigungsministerin,

wenn Sie neben ihr im Flugzeug sitzen?

Wir werden all das aufarbeiten.

Es ist Zeit und Gelegenheit,

über Herausforderungen und Probleme der letzten Monate zu sprechen.

Aber es geht auch darum, was im sozialen Bereich

für Afghanistan-Veteran*innen verbessert werden muss.

Wo man in der Kommunikation besser werden muss.

In den letzten Jahren wurde vieles erreicht,

aber es wird die Chance geben, über weitere Verbesserungen zu sprechen.

Insgesamt bleibt die Herausforderung, vieles zu erklären.

Viele Soldat*innen sind wütend, frustriert

aufgrund der chaotischen Zustände:

Weil vielleicht noch Freunde vor Ort sind,

Ortskräfte, die man kennengelernt hat.

Und: über Kommunikation zu sprechen, über Ehrlichkeit

in der Ansprache von Mängeln der letzten Wochen und Monate.

Danke Ihnen sehr, Andre Wüstner. Danke ebenso.

Gehen wir nach NRW.

Vor einer Woche begann dort die Schule.

Die Hoffnung aber schwindet,

der Unterricht würde normal verlaufen.

Noch sind die Hausmeister

nicht wieder die Einzigen in den Schulgebäuden.

In mehreren Städten befinden sich ganze Klassen in Quarantäne.

Vorwiegend stecken sich die ganz Jungen an.

Das zeigt ein Blick auf die Inzidenz-Entwicklung in NRW.

Der Wert bei den 5- bis 14-Jährigen lag am 1. Juni bei 79,

dann wurde er geringer - es waren Sommerferien.

Nun steigt er wieder und lag am 24. August bei 322.

Bei allen anderen Altersgruppen sind die Infektionskurven flacher.

Ein vergessener Turnbeutel, verwaiste Jacken.

Zwei leere Klassenräume, wo neue Fünftklässler

in ihr Gesamtschulleben starten wollten.

Sie sind in Quarantäne wegen zwei positiver Fälle

nach dem Einschulungstag in der Sporthalle.

Alle waren getestet, genesen, geimpft, die Kleinen eher nicht,

aber die Eltern, wir haben penibel darauf geachtet.

Alle waren negativ.

Am nächsten Tag hatte das erste Kind Symptome.

Es wurde positiv getestet.

Die erste Klasse kamen Quarantäne.

Nach der 5a auch noch die 5b -

direkt zum Schulbeginn zwei Wochen in Quarantäne.

Ein Betreuungsproblem für die Eltern.

Viele sind wütend.

Nichts hat sich verändert.

Ich musste mir freinehmen.

Man muss die Kinder zu Hause unterstützen,

wenn man möchte, dass sie den richtigen Weg gehen.

Dass sie sich nicht allein gelassen fühlen.

Viele Eltern hatten sich Hoffnung gemacht

wegen der neuen Quarantäneregeln der NRW-Schulministerin.

Wenn ein Schüler infiziert ist, müssen nur die Schüler,

die sich um den Infizierten herum befinden, in Quarantäne.

Am Ende seien die Gesundheitsämter verantwortlich,

betonte Gesundheitsminister Laumann.

Bis heute wollte sich keiner der beiden erneut äußern.

Ich kann keinen Erlass machen,

wo jede Eventualität eines Falles berücksichtigt ist.

Die Gesundheitsämter haben Spielräume.

Und die machen das gewissenhaft.

Klassenquarantänen seien Ausnahmen,

so das Gesundheitsamt.

Schulleiter Tempel graut es davor,

dass Unter-Zwölfjährige ungeimpft bleiben.

Und vor Präsenzunterricht um jeden Preis.

Ich vermisse geeignete Maßnahmen.

Eine Möglichkeit wäre Wechselunterricht.

Dann hätte man zumindest halbe Klassen da.

Eltern fürchten eine Durchseuchung der Kinder.

Dem will die Gesamtschule mit einem Impfaktionstag entgegenwirken -

für alle, die dürfen und wollen.

Für mehr Schultrubel und weniger Stille.

Klassenquarantäne und wo die Politik nachsitzen muss.

Die Meinung von Markus Zeidler vom WDR.

Als Vater zweier schulpflichtiger Kinder

weiß ich manchmal nicht, was mich mehr nervt.

Das Coronavirus oder der Umgang der Schulpolitiker damit.

Ich bin leere Versprechen leid:

Die Schulen müssten das Letzte sein, was man schließt,

und das Erste, was man wieder öffne.

Der jüngste Akt im Bildungsdrama:

Das Versprechen der NRW-Schulministerin.

Nach den Sommerferien müsse bei einem Corona-Fall

nicht mehr die gesamte Klasse in Quarantäne.

Nur direkte Kontaktpersonen,

die in der Nähe des Infizierten gesessen haben.

Erste Gesundheitsämter in NRW

schicken wieder ganze Klassen in Quarantäne.

Damit ist die neue Regel der Schulministerin realitätsfremd.

Schüler sitzen während des Schultages

nicht festgetackert neben ihrer Kontaktperson.

Sie haben zusammen Sportunterricht, toben mit anderen in der Pause.

Das ist gut so.

Schlecht ist, dass den Schulen neue Lockdowns drohen -

nicht nur in NRW.

Zu wenig wurde investiert in zusätzliche Unterrichtsräume,

kleinere Klassengruppen, zeitversetzten Unterrichtsbeginn.

Jetzt hilft nur noch,

viele junge Menschen für eine Corona-Impfung zu gewinnen.

Impfangebote direkt an den Schulen.

Das bringt mehr

als vollmundige Versprechen von Bildungspolitikern.

Die Meinung von Markus Zeidler.

Wenn über Tarife verhandelt wird,

präsentieren die Gewerkschaften vorab das, was sie fordern.

Für den öffentlichen Dienst taten sie das heute.

Weitere Nachrichten:

Ver.di und der Beamtenbund dbb fordern

für die eine Million Beschäftigten 5 % mehr Lohn und Gehalt.

Mindestens aber 150 Euro monatlich.

Die Tarifgemeinschaft deutscher Länder

wies die Forderungen als nicht finanzierbar zurück.

Die Verhandlungen sollen Anfang Oktober beginnen.

Der Abschluss soll auf die Beamten übertragen werden.

Die US-Börsenaufsicht ermittelt offenbar gegen den Fondsanbieter DWS.

Es geht um den Verdacht, die Tochter der Deutschen Bank

habe bei Nachhaltigkeitskriterien ihrer Fonds falsche Angaben gemacht.

Eine von der US-Regierung eingesetzte Task Force

soll "Greenwashing" in der Finanzwelt aufdecken.

Näheres von Anja Kohl.

Die US-Aufseher prüfen, ob ein Etikettenschwindel vorliegt.

Die DWS weist die Vorwürfe von sich.

In ihrem Geschäftsbericht 2020

gab sie ein Fondsvermögen von fast 800 Mrd. Euro an.

Fast 60 % seien auf Nachhaltigkeit überprüft worden.

Nur 10 % werden als "dezidiert nachhaltig" ausgewiesen.

Im 300-seitigen Geschäftsbericht

könnte Anlegern diese Abstufung entgangen sein.

In den USA und Deutschland gibt es keine klare Regel,

wann eine Geldanlage nachhaltig ist.

Die Finanzaufsicht BaFin

veröffentlichte nur einen Leitlinien-Entwurf.

Die EU bastelt an eigenen Vorgaben.

Wer nachhaltig anlegen will, ist verunsichert.

Die Aktie der DWS verlor kräftig.

Eine Milliarde Euro ihres Börsenwertes wurden vernichtet.

Die Eröffnung einer der weltgrößten Computerspiel-Messen, der Gamescom,

haben gestern Abend Millionen weltweit am Bildschirm verfolgt.

Die Messe

findet in einem Streaming-Studio in den Kölner Messehallen statt.

Zuschauer vor Ort sind wegen der Pandemie erneut nicht zugelassen.

Der Gaming-Markt hat aber von der Pandemie profitiert:

2020 wuchs er um 30 %.

Bei den Paralympischen Spielen

sind wir jeden Tag fasziniert von Athletinnen und Athleten.

Sie vollbringen, was schwer vorstellbar ist.

So wie der ägyptische Tischtennisspieler Ibrahim Hamato.

Der hält seinen Schläger mit dem Mund, weil ihm beide Arme fehlen,

und spielt so auf höchstem Niveau.

An der Tischtennisplatte gab es für das deutsche Team heute

schon Freude über eine Medaille, die noch vergoldet werden könnte.

Torsten Winkler über den Wettkampftag in Tokio.

Ihr Strahlen nahm kein Ende - Verena Schott:

Bronze über 200 Meter Lagen -

vielleicht der Auftakt zu weiteren Medaillen.

Das gibt Auftrieb für die nächsten Rennen und Hoffnung.

Und jetzt ist erst mal ein Tag Pause.

Die inkomplett querschnittsgelähmte Greifswalderin

galt als Außenseiterin in dieser Disziplin.

In einem überragenden Rennen

blieb sie sogar unter der magischen Drei-Minuten-Grenze.

Und das mit einer ganz einfachen Erklärung.

Ich hab versucht zu schauen, wo meine Stärken liegen.

Die erste Medaille fürs deutsche Para-Schwimmteam ist perfekt.

Über Edelmetall darf sich auch

Tischtennisspielerin Stephanie Grebe freuen.

Durch ihren vorzeitigen Einzug ins Halbfinale

hat die Silbermedaillengewinnerin von Rio eine Medaille sicher.

Samstag ist vielleicht sogar paralympisches Gold möglich.

Ich hab mir keine Farbe vorgenommen, nur, dass es eine wird.

Aber welche - ich bin offen.

Als Fahnenträgerin glänzte Mareike Miller

genauso wie im Auftaktspiel der Rollstuhlbasketballerinnen.

Die Kapitänin war gegen Australien kämpferisch wie gewohnt ein Vorbild.

Mit 77:58 ein souveräner erster Schritt in Richtung Medaille.

Applaus auch für die deutschen Rollstuhlbasketballer,

die nur knapp an einer Sensation vorbei schlitterten.

Topfavorit USA geriet ganz schön ins Wanken.

Die deutsche Mannschaft führte lange gegen den Titelverteidiger.

In einer dramatischen Schlussphase

drehten die USA die Partie und gewannen knapp mit 58:55.

Trotz der Niederlage eine fantastische Vorstellung.

Bleibt das Wetter, das ein Hoch gebrauchen könnte, Karsten.

Das könnte es.

Aber darauf müssen wir noch länger warten.

Das zeigt der Strömungsfilm.

Aus mehr als neun Kilometern Höhe

sehen wir über dem Nordatlantik den Jetstream.

Hier bewegen sich die Tiefs von West nach Ost.

Über Europa ist das unabhängig von der Westströmung.

Hier dreht sich ein Wirbel.

Das Wetter bleibt uns noch mehrere Tage erhalten.

Wir haben die Regensummen zusammengezählt

bis zum nächsten Mittwoch.

Da kann eine Menge fallen.

Örtlich sind es mehr als 100 Liter pro Quadratmeter.

In der Nacht ziehen Schauer nach Süden weg.

Stärkere Regenfälle erwarten wir im Norden.

Die ziehen morgen tagsüber weiter Richtung Mitte.

Von Nordrhein-Westfalen bis nach Sachsen

kann es auch örtlich zu Starkregen kommen.

Ähnlich geht es weiter.

Etwas weniger Regen am Samstag.

Der stärkere Regen kommt am Sonntag von Nordosten.

Danke, Karsten Schwanke.

Hier folgt extra 3 mit satirischem Blick aufs Politische.

Auf tagesschau 24 können Sie gleich

die Pressekonferenz von US-Präsident Biden verfolgen.

Das nachtmagazin mit Anna Planken meldet sich um 0.35 Uhr.

Ab morgen begrüßt Sie hier Helge Fuhst.

Tschüss.

Copyright Untertitel: NDR 2021


tagesthemen 26.08.2021, 22:15 Uhr - Mindestens 72 Tote bei Anschlägen am Flughafen von Kabul

Guten Abend an einem Tag, der alles andere als gute Nachrichten brachte.

In Kabul ist geschehen,

wovor Geheimdienste und Militär tagelang gewarnt hatten.

Terroranschläge reißen Menschen in den Tod.

Die Folgen sind schlimmer, als der wenige Rauch vermuten lässt.

Die Zahl der Opfer stieg in den vergangenen Stunden stetig.

Mindestens 60 Afghanen und zwölf Amerikaner

sollen getötet worden sein.

Am späten Abend wird bekannt,

dass ein Ableger des IS das Attentat für sich reklamiert.

Die Sprengsätze explodierten in unmittelbarer Nähe des Flughafens:

Zuerst am Abbey-Gate, einem Eingang zum Airport,

wenig später nahe dem Baron Hotel.

Sibylle Licht.

Kurz nach den beiden Anschlägen:

Unter den Toten und Verletzten

sind viele afghanische Zivilisten und US-Amerikaner.

Nach den Explosionen waren sofort Ambulanzen vor Ort,

um den Menschen zu helfen.

In dieses Krankenhaus in Kabul wurde zahlreiche Verletzte

nach den beiden Selbstmordattentaten gebracht.

Wir waren am Flughafen, um ein Visum von den USA zu bekommen.

Der schwere Anschlag ereignete sich mitten unter den wartenden Menschen.

Viele wurden getötet, auch US-Amerikaner.

Die Attentate geschahen mit Beginn des Abendgebets,

berichteten Augenzeugen.

Dieser Mann war mit seinem Cousin in der Nähe des Flughafentors.

Die Krankenwagen transportieren immer noch Tote und Verletzte.

Auch heute kamen wieder Tausende zum Flughafen.

Die Menschen wussten, dass mehrere Länder

ihre Evakuierungsmission schnell beenden wollen.

Die Taliban versuchten am Morgen,

die Menschenmenge mit Tränengas auseinanderzutreiben.

Die Vorfall unterstreicht die Brisanz der Lage in Afghanistan,

so die Verteidigungsministerin.

Die deutschen Maschinen waren zum Zeitpunkt der Anschläge

in der Phase der Beladung.

Nach den Anschlägen wurden durch den Kommandeur des deutschen Kontingents

die Notfallpläne für eine "emergency departure" ausgelöst.

Alle in Kabul eingesetzten Soldaten, Mitarbeiter des Auswärtigen Amtes

und der Bundespolizei seien in Sicherheit.

Vor dem Anschlag auf abziehende NATO-Truppen und fliehende Afghanen

hatte der US-Geheimdienst wiederholt gewarnt.

Zurück bleiben geschockte Afghanen.

Diese junge Frau hatte die deutsche Botschaft gebeten,

sie außer Landes zu bringen.

Sie dolmetschte für ein deutsches Hilfsprojekt.

Eine Antwort der Botschaft bekam sie nicht.

Ich glaube, wenn die Taliban mich finden, werden sie mich töten.

Sie nehmen junge Mädchen mit, um sie zu zwingen, Taliban zu heiraten.

Dies klingt wie ein Gerücht, ist es aber nicht, es gibt Zeugen.

Der Islamische Staat bekannte sich zu den Anschlägen.

Franz Marty ist einer der wenigen westlichen Journalisten,

die sich noch in Kabul aufhalten und uns per Skype zugeschaltet.

Nun hören wir,

es soll erneut eine starke Explosion in Kabul gegeben haben.

Es gab erneut eine Explosion gegen Mitternacht.

Vor etwa 50 Minuten.

Ich habe sie selber gehört.

Jetzt gibt es Verwirrung.

Einige Quellen sagen,

es seien kontrollierte Detonationen gewesen.

Offenbar durch einen Geheimdienst ausgelöst.

Um Munition zu zerstören.

Man wollte nicht, dass das Material den Taliban in die Hände fällt.

Das wurde von den Taliban bestätigt.

Es konnte nicht verifiziert werden.

Haben Sie neue Erkenntnisse zu den Anschlägen?

Die Sachlage ist immer noch verwirrend.

Der IS hat den Anschlag für sich beansprucht.

Man hat ein Bild des Täters publiziert.

Es gibt einen Täter, aber zwei Explosionen.

Zumindest ein Täter hat sich nahe des Abbey Gate in die Luft gejagt.

Und dort viele Afghanen und

mindestens zwölf amerikanische Streitkräfte in den Tod gerissen.

Zur zweiten Explosion sagen die USA:

Man wisse nicht genau, was geschehen ist.

Sie fand in unmittelbarer Nähe der ersten statt.

Es ist nicht klar, wie das ablief.

Wir nehmen unsere Korrespondentin Claudia Buckenmaier

aus Washington dazu.

Zwölf tote US-Soldaten:

Damit ist genau das eingetroffen, was Joe Biden vermeiden wollte.

Das wollte er unbedingt vermeiden

und er hatte es wohl mit am meisten gefürchtet:

Tote US-Soldaten in Afghanistan.

Deshalb war er für so einen schnellen Abzug der Truppen.

Aber die Gefahr solcher Anschläge

war dem US-Präsidenten durchaus bewusst.

Eben gab es eine Pressekonferenz im Verteidigungsministerium.

Dort hieß es, es gibt keine Alternative

zu Leibesvisitation, die von US-Soldaten

direkt am Eingang zum Flughafen durchgeführt werden.

Nur so könne man verhindern,

dass Bomben auf den Flughafen gelangen.

Man musste dieses Risiko eingehen.

Ziehen die Amerikaner nun doch früher ab als Dienstag?

Was heißt das für den Fortgang der Evakuierung?

Der General machte klar, die Evakuierungen gehen weiter.

Man will sogar neue Menschen auf den Flughafen lassen.

Man will diese gefährlichen Kontrollen weiterhin durchführen.

Aber man will gucken, was man gegen andere Gefahren machen kann.

Man geht davon aus, dass man gut geschützt ist

gegen Raketenanschläge auf den Flughafen.

Mehr Sorge hat man vor Selbstmordanschlägen.

Es darf kein Fahrzeug in die Nähe des Flughafens vordringen.

Deshalb will man ein einem Umkreis Straßen blockieren.

Das klingt so,

als ob man möglicherweise vor einem Gegenanschlag nicht zurückschreckt. as if one might not shy away from a counterattack.

Um 23 Uhr deutscher Zeit will sich der US-Präsident äußern.

Bleibt die Frage: Wer ist verantwortlich?

Eine Splittergruppe des IS reklamiert die Anschläge für sich.

Peter Neumann, Terrorismusforscher am King's College in London,

ist aus Brüssel zugeschaltet.

Halten Sie das für plausibel?

Das ist plausibel.

Der IS hat sich dazu bekannt.

Die Nachricht kam durch die richtigen Kanäle.

Mehr oder weniger offizielle Kanäle des IS.

Wir wussten seit einigen Tagen von Geheimdiensten

aus westlichen Staaten, dass ein Anschlag in Vorbereitung war.

Gegen wen richten sich diese Angriffe?

Gegen die Taliban oder gegen den Westen?

Sowohl als auch.

Es ist wichtig zu verstehen:

Der IS ist ein Feind der Taliban.

Das ist anders als das Verhältnis zwischen Al-Kaida und den Taliban.

Al-Kaida hatte eine Partnerschaft mit den Taliban.

Das trifft auf den IS nicht zu.

Die machen keine Partnerschaften.

Die sehen die Taliban genauso als Gegner wie den Westen.

Dieser Anschlag galt nicht nur dem Westen, nicht nur den Amerikanern,

von denen viele Soldaten getötet wurden, auch den Taliban.

Rechnen Sie mit Folgeanschlägen?

Die scheinen bereits zu passieren.

Es gibt Berichte über viele Anschläge in Kabul.

Die Strategie des IS ist immer dieselbe:

Der IS hat dort einen guten Nährboden,

wo Chaos existiert, es keine Regierungskontrolle gibt.

Durch seine Schreckensherrschaft kann er sich als Macht etablieren.

Dieses Chaos versuchen die Anschläge jetzt zu schaffen.

Das ist eine Gefahr für Afghanistan.

Dass es nicht nur unter Taliban-Kontrolle ist.

Sie rechnen mit dauerhaften Kämpfen?

Das ist die große Frage.

Es gibt zwei Szenarien.

In dem einen sind die Taliban in der Lage,

mehr oder weniger das gesamte Land zu kontrollieren.

Das ist Taliban-Herrschaft und problematisch.

Das schlimmere Szenario:

Die Taliban kontrollieren Teile des Landes.

Aber große Teile des Landes sind in einer Situation,

wo verschiedene Milizen gegeneinander kämpfen.

Inklusive der Taliban, wo der IS Unterschlupf bekommen kann.

Wie groß ist die Gefahr, dass wiedererstarkende militante Gruppen

auch wieder in Europa Anschläge verüben könnten?

Diese Gefahr sehe ich im Moment noch nicht.

Außer, dass alle international

orientierten terroristischen Organisationen versuchen:

Die Situation in Afghanistan propagandistisch für sich zu nutzen.

Auch der IS sagt:

Schaut, was in Afghanistan passiert ist.

Wenn selbst der Taliban Amerika besiegt, können wir das auch.

Das ist aus deren Sicht eine positive Nachricht.

Danke, Peter Neumann.

Als der Anschlag geschah, war das deutsche Flugzeug am Boden,

das zum letzten Mal Menschen ausfliegen sollte.

Inzwischen landete es in Taschkent.

Damit ist die Luftbrücke der Deutschen beendet.

Nicht aber das Bemühen, auch alle anderen herauszuholen,

denen genau das versprochen wurde.

Die Bundeskanzlerin:

Ich will bekräftigen:

Die, die per Luftbrücke nicht in Sicherheit gebracht werden können,

werden wir nicht vergessen, sondern uns weiter um ihre Ausweise bemühen.

Halten die Taliban ihre Versprechen

und lassen weitere Afghanen ausreisen?

Wer unter den selbsternannten Gotteskriegern gelitten hat,

kann sich das schwer vorstellen.

Hier habe ich 'ne Narbe von der damaligen Zeit.

Naim ist elf, als seine Eltern 2000 mit ihm

vor der Gewalt der Taliban nach Deutschland fliehen.

Die Narben sind geblieben.

Splitter von dem Bombenanschlag,

da sitzen Splitter ganz nah an der Lunge.

Die Leute sind einfach brutal und kennen keine Grenze.

Deshalb weiß Naim, er und seine Frau müssen weg aus Kabul,

als die Taliban vor knapp zwei Wochen erneut die Macht übernehmen.

Wegen Adena kehrte er vor einem Jahr nach Afghanistan zurück,

als Helfer für die Bundeswehr - was ihn nun in größte Gefahr bringt.

Da wo wir waren, haben die Taliban zweimal am Tag

ihre Runde gedreht, Leute gesucht.

Wie groß war deine Angst?

Sehr groß.

Mit Tausenden anderen drängen sie sich vor dem Flughafen,

Tag für Tag, eine Woche lang.

Soldaten schießen mit Maschinengewehren über ihre Köpfe.

* Schießen *

Sie sagt, viele sind zertrampelt worden, durch Schüsse umgekommen,

und auch, dass 'n acht-, neunjähriges Mädchen umgekommen ist.

Sie hat oft geweint und gefragt: "Warum ist mein Leben so?"

Dann habe ich versucht, sie immer wieder aufzubauen.

Nur mit Tabletten kann Adena nach den Erlebnissen schlafen

und die Ungewissheit ertragen.

Vom Auswärtigen Amt, sagt Naim, sei wenig Hilfe gekommen,

obwohl er Deutscher ist.

Ganz ehrlich: am Anfang verarscht.

Die haben immer wieder geschickt:

Die Tür geht an dem und dem Zeitpunkt auf.

Wir haben's immer wieder versucht,

irgendwann hatte ich keine Hoffnung mehr.

Man hat nicht gedacht, dass man so alleine gelassen wird.

Freunde und Verwandte in Deutschland nutzen jeden Kontakt:

Journalisten, Bundestagsabgeordnete, einen NATO-General.

Dann endlich eine Nachricht der Behörden:

Wegbeschreibung und Codewort,

das Naim am Flughafen hochhalten soll - es lautet "Garmisch".

Es klappt.

Ein britischer Soldat zieht sie in Sicherheit, hinein in den Flughafen.

Mit einer deutschen Militärmaschine verlassen sie Kabul,

während andere noch auf Rettung warten.

Glaubst du, dass Deutsche rauskommen, wenn nur noch Amerikaner da sind?

Das glaub ich nicht.

Ich bin selber hingegangen und hab meinen deutschen Pass gezeigt.

Ich stand da, die haben uns nur angeschaut und ausgelacht.

Bei Adenas Schwester haben sie vorerst Zuflucht gefunden.

Adena soll sich alles von der Seele reden, was sie erlebt hat.

Später soll es zurückgehen nach Oberbayern.

Dort arbeitete Naim vor seiner Rückkehr nach Afghanistan.

In einer Stadt nahe Garmisch - dem Alpen-Ort,

der ihnen als Codewort am Kabuler Flughafen die Freiheit bescherte.

Lange nicht alle früheren Helfer der Deutschen

haben es herausgeschafft.

Über deren Schicksal habe ich mit dem Bundeswehrverband-Vorsitzenden,

Andre Wüstner, gesprochen.

Ehe er mit Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer

ins usbekische Taschkent aufbrach.

Dorthin,

wo die letzte deutsche Maschine der Evakuierungsaktion landete.

Guten Abend, Herr Wüstner.

Schönen guten Abend, Frau Miosga.

Hat die Bundeswehr wegen der Anschläge

die Rettungsaktion abgebrochen oder wird sie fortgesetzt?

Nein, ich denke, alles, was wir heute erfahren haben,

war koordiniert mit den Verbündeten.

Ja, wir haben am Nachmittag die Umläufe verstärkt,

um bis zur letzten Sekunde auszufliegen.

Aber insgesamt war man im Plan unabhängig von den Anschlägen.

Das sind keine guten Nachrichten, auch für die Menschen,

die noch auf eine Ausreise gehofft hatten.

Wir haben gerade die Geschichte eines Afghanen gesehen,

der es nach Deutschland geschafft hat.

Haben Sie Kontakt zu Leuten, die noch im Land sind,

unter den ehemaligen Helfern der Bundeswehr?

In den letzten Stunden riss der Kontakt ab.

Aber grundsätzlich haben wir seit Tagen unwahrscheinlich viel Kontakt.

Wir bekommen auch unwahrscheinlich viel mit:

Menschen, die Verbindungen haben nach Afghanistan,

um Hilfe bitten, fragen, wie sie zum Flughafen kommen.

Ich gehe davon aus, so, wie es Außenminister Maas zuletzt äußerte,

dass noch Schutzbefohlene, afghanische Ortskräfte vor Ort sind.

Und dass es jetzt darum geht, diplomatische Wege zu bestreiten,

wie man sie gegebenenfalls ausreisen lassen kann.

Viele in der Bundeswehr, auch Sie, haben vor diesem Szenario gewarnt,

sollten die internationalen Truppen so schnell abziehen.

Die Kanzlerin sagte gestern im Bundestag sinngemäß,

hinterher sei man immer schlauer.

Was haben Sie da gedacht?

Zum einen bin ich mit Blick auf die Regierungserklärung dankbar,

dass die Kanzlerin die Leistung der Soldat*innen angesprochen hat.

Insbesondere derjenigen,

die jetzt die Kohlen für die Bundesregierung aus dem Feuer holen:

Spezialkräfte, Fallschirmjäger, etc.

Was die Fragen anbelangt oder das Statement, was Sie wiederholen -

das macht nachdenklich.

Denn es gab viele Warnungen, Informationen aus der Wissenschaft,

von vielen Fachleuten, aus den Streitkräften heraus.

Warum man das nicht aufgenommen hat, ist mir ein Rätsel.

Auch, als sie am Ende Fragen aufgeworfen hat,

fragten sich im Nachgang viele Soldaten:

Darauf brauchte es die ganze Zeit Antworten - warum gab es die nicht?

Wie strategielos war man in den letzten Jahren?

Haben Sie dafür eine Erklärung?

Ich hab keine aktuell, ich mach mir selbst Gedanken.

Aber natürlich ist es schon so,

dass die Bundesregierung nur bedingt strategiefähig ist.

Das wurde immer wieder von Experten angesprochen in den letzten Jahren.

Das ist ein wesentliches "Lessons Learned"

für die nächste Bundesregierung.

Daran muss man arbeiten.

Auch der vernetzte Ansatz, das Zusammenwirken der Ressorts

in Strategiebildung und Zieldefinition:

Da muss man besser werden, das geht so nicht mehr,

auch mit Blick auf unser Engagement im Irak und in der Sahelzone.

Das können wir uns nicht mehr erlauben.

Das ist 'ne ziemlich katastrophale Einschätzung,

wenn eine Regierung nicht strategiefähig ist.

Na ja, die großen Leitlinien sind ja relativ einfach beschrieben.

Aber das herunterzubrechen in eine Strategie, mit allen Ressorts,

Entwicklung, Diplomatie, Militär, das ist eine Herausforderung.

Die Lehre aus den letzten Jahren ist,

dass wir da unwahrscheinliche Probleme haben.

Und dieses kleine Problem, tragische Problem für die Ortskräfte:

Daran wird deutlich, dass Ressorts nur begrenzt miteinander sprechen.

Dass sie nicht in der Lage sind,

seit April schnell ein Konzept zu erstellen.

Und diese Probleme im Kleinen sind gleichermaßen Probleme im Großen.

Und deshalb: Stärkung des nationalen Sicherheitsrates.

Da gibt's Vorschläge seit Jahren.

Auch Zusammenführen von Thinktanks mit Blick auf die Regierung,

da ist einiges zu tun.

Herr Wüstner, Sie fliegen gleich

mit der Verteidigungsministerin nach Taschkent.

Nicht nur, um Soldat*innen abzuholen.

Sondern auch die afghanischen Ortskräfte,

die heute noch ausgeflogen wurden.

Was machen Sie mit denen? Was haben Sie mit denen vor?

Jetzt muss man mal abwarten aufgrund der Szenarien,

wie sich das realisieren lässt.

Ich gehe davon aus, dass wir fliegen und es Gelegenheit gibt zuzuhören,

ohne Öffentlichkeit wahrzunehmen:

Was betrifft die Ortskräfte? Wie war die Situation?

Und viel mehr noch für mich interessant:

Wie steht's um die Belastung der Soldat*innen?

Was haben sie erlebt?

Was muss mit Blick auf das psychosoziale Netzwerk

gestärkt werden?

Ja, wir hatten Profis vor Ort, aber in jeder Uniform steckt ein Mensch.

Mir geht es ums Zuhören, für unsere Mitglieder da zu sein.

Und ich bin froh, dass es Ministerin, Wehrbeauftragte

und Generalinspekteur gleichermaßen sehen.

Was für eine Botschaft haben Sie für die Verteidigungsministerin,

wenn Sie neben ihr im Flugzeug sitzen?

Wir werden all das aufarbeiten.

Es ist Zeit und Gelegenheit,

über Herausforderungen und Probleme der letzten Monate zu sprechen.

Aber es geht auch darum, was im sozialen Bereich

für Afghanistan-Veteran*innen verbessert werden muss.

Wo man in der Kommunikation besser werden muss.

In den letzten Jahren wurde vieles erreicht,

aber es wird die Chance geben, über weitere Verbesserungen zu sprechen.

Insgesamt bleibt die Herausforderung, vieles zu erklären.

Viele Soldat*innen sind wütend, frustriert

aufgrund der chaotischen Zustände:

Weil vielleicht noch Freunde vor Ort sind,

Ortskräfte, die man kennengelernt hat.

Und: über Kommunikation zu sprechen, über Ehrlichkeit

in der Ansprache von Mängeln der letzten Wochen und Monate.

Danke Ihnen sehr, Andre Wüstner. Danke ebenso.

Gehen wir nach NRW.

Vor einer Woche begann dort die Schule.

Die Hoffnung aber schwindet,

der Unterricht würde normal verlaufen.

Noch sind die Hausmeister

nicht wieder die Einzigen in den Schulgebäuden.

In mehreren Städten befinden sich ganze Klassen in Quarantäne.

Vorwiegend stecken sich die ganz Jungen an.

Das zeigt ein Blick auf die Inzidenz-Entwicklung in NRW.

Der Wert bei den 5- bis 14-Jährigen lag am 1. Juni bei 79,

dann wurde er geringer - es waren Sommerferien.

Nun steigt er wieder und lag am 24. August bei 322.

Bei allen anderen Altersgruppen sind die Infektionskurven flacher.

Ein vergessener Turnbeutel, verwaiste Jacken.

Zwei leere Klassenräume, wo neue Fünftklässler

in ihr Gesamtschulleben starten wollten.

Sie sind in Quarantäne wegen zwei positiver Fälle

nach dem Einschulungstag in der Sporthalle.

Alle waren getestet, genesen, geimpft, die Kleinen eher nicht,

aber die Eltern, wir haben penibel darauf geachtet.

Alle waren negativ.

Am nächsten Tag hatte das erste Kind Symptome.

Es wurde positiv getestet.

Die erste Klasse kamen Quarantäne.

Nach der 5a auch noch die 5b -

direkt zum Schulbeginn zwei Wochen in Quarantäne.

Ein Betreuungsproblem für die Eltern.

Viele sind wütend.

Nichts hat sich verändert.

Ich musste mir freinehmen.

Man muss die Kinder zu Hause unterstützen,

wenn man möchte, dass sie den richtigen Weg gehen.

Dass sie sich nicht allein gelassen fühlen.

Viele Eltern hatten sich Hoffnung gemacht

wegen der neuen Quarantäneregeln der NRW-Schulministerin.

Wenn ein Schüler infiziert ist, müssen nur die Schüler,

die sich um den Infizierten herum befinden, in Quarantäne.

Am Ende seien die Gesundheitsämter verantwortlich,

betonte Gesundheitsminister Laumann.

Bis heute wollte sich keiner der beiden erneut äußern.

Ich kann keinen Erlass machen,

wo jede Eventualität eines Falles berücksichtigt ist.

Die Gesundheitsämter haben Spielräume.

Und die machen das gewissenhaft.

Klassenquarantänen seien Ausnahmen,

so das Gesundheitsamt.

Schulleiter Tempel graut es davor,

dass Unter-Zwölfjährige ungeimpft bleiben.

Und vor Präsenzunterricht um jeden Preis.

Ich vermisse geeignete Maßnahmen.

Eine Möglichkeit wäre Wechselunterricht.

Dann hätte man zumindest halbe Klassen da.

Eltern fürchten eine Durchseuchung der Kinder.

Dem will die Gesamtschule mit einem Impfaktionstag entgegenwirken -

für alle, die dürfen und wollen.

Für mehr Schultrubel und weniger Stille.

Klassenquarantäne und wo die Politik nachsitzen muss.

Die Meinung von Markus Zeidler vom WDR.

Als Vater zweier schulpflichtiger Kinder

weiß ich manchmal nicht, was mich mehr nervt.

Das Coronavirus oder der Umgang der Schulpolitiker damit.

Ich bin leere Versprechen leid:

Die Schulen müssten das Letzte sein, was man schließt,

und das Erste, was man wieder öffne.

Der jüngste Akt im Bildungsdrama:

Das Versprechen der NRW-Schulministerin.

Nach den Sommerferien müsse bei einem Corona-Fall

nicht mehr die gesamte Klasse in Quarantäne.

Nur direkte Kontaktpersonen,

die in der Nähe des Infizierten gesessen haben.

Erste Gesundheitsämter in NRW

schicken wieder ganze Klassen in Quarantäne.

Damit ist die neue Regel der Schulministerin realitätsfremd.

Schüler sitzen während des Schultages

nicht festgetackert neben ihrer Kontaktperson.

Sie haben zusammen Sportunterricht, toben mit anderen in der Pause.

Das ist gut so.

Schlecht ist, dass den Schulen neue Lockdowns drohen -

nicht nur in NRW.

Zu wenig wurde investiert in zusätzliche Unterrichtsräume,

kleinere Klassengruppen, zeitversetzten Unterrichtsbeginn.

Jetzt hilft nur noch,

viele junge Menschen für eine Corona-Impfung zu gewinnen.

Impfangebote direkt an den Schulen.

Das bringt mehr

als vollmundige Versprechen von Bildungspolitikern.

Die Meinung von Markus Zeidler.

Wenn über Tarife verhandelt wird,

präsentieren die Gewerkschaften vorab das, was sie fordern.

Für den öffentlichen Dienst taten sie das heute.

Weitere Nachrichten:

Ver.di und der Beamtenbund dbb fordern

für die eine Million Beschäftigten 5 % mehr Lohn und Gehalt.

Mindestens aber 150 Euro monatlich.

Die Tarifgemeinschaft deutscher Länder

wies die Forderungen als nicht finanzierbar zurück.

Die Verhandlungen sollen Anfang Oktober beginnen.

Der Abschluss soll auf die Beamten übertragen werden.

Die US-Börsenaufsicht ermittelt offenbar gegen den Fondsanbieter DWS.

Es geht um den Verdacht, die Tochter der Deutschen Bank

habe bei Nachhaltigkeitskriterien ihrer Fonds falsche Angaben gemacht.

Eine von der US-Regierung eingesetzte Task Force

soll "Greenwashing" in der Finanzwelt aufdecken.

Näheres von Anja Kohl.

Die US-Aufseher prüfen, ob ein Etikettenschwindel vorliegt.

Die DWS weist die Vorwürfe von sich.

In ihrem Geschäftsbericht 2020

gab sie ein Fondsvermögen von fast 800 Mrd. Euro an.

Fast 60 % seien auf Nachhaltigkeit überprüft worden.

Nur 10 % werden als "dezidiert nachhaltig" ausgewiesen.

Im 300-seitigen Geschäftsbericht

könnte Anlegern diese Abstufung entgangen sein.

In den USA und Deutschland gibt es keine klare Regel,

wann eine Geldanlage nachhaltig ist.

Die Finanzaufsicht BaFin

veröffentlichte nur einen Leitlinien-Entwurf.

Die EU bastelt an eigenen Vorgaben.

Wer nachhaltig anlegen will, ist verunsichert.

Die Aktie der DWS verlor kräftig.

Eine Milliarde Euro ihres Börsenwertes wurden vernichtet.

Die Eröffnung einer der weltgrößten Computerspiel-Messen, der Gamescom,

haben gestern Abend Millionen weltweit am Bildschirm verfolgt.

Die Messe

findet in einem Streaming-Studio in den Kölner Messehallen statt.

Zuschauer vor Ort sind wegen der Pandemie erneut nicht zugelassen.

Der Gaming-Markt hat aber von der Pandemie profitiert:

2020 wuchs er um 30 %.

Bei den Paralympischen Spielen

sind wir jeden Tag fasziniert von Athletinnen und Athleten.

Sie vollbringen, was schwer vorstellbar ist.

So wie der ägyptische Tischtennisspieler Ibrahim Hamato.

Der hält seinen Schläger mit dem Mund, weil ihm beide Arme fehlen,

und spielt so auf höchstem Niveau.

An der Tischtennisplatte gab es für das deutsche Team heute

schon Freude über eine Medaille, die noch vergoldet werden könnte.

Torsten Winkler über den Wettkampftag in Tokio.

Ihr Strahlen nahm kein Ende - Verena Schott:

Bronze über 200 Meter Lagen -

vielleicht der Auftakt zu weiteren Medaillen.

Das gibt Auftrieb für die nächsten Rennen und Hoffnung.

Und jetzt ist erst mal ein Tag Pause.

Die inkomplett querschnittsgelähmte Greifswalderin

galt als Außenseiterin in dieser Disziplin.

In einem überragenden Rennen

blieb sie sogar unter der magischen Drei-Minuten-Grenze.

Und das mit einer ganz einfachen Erklärung.

Ich hab versucht zu schauen, wo meine Stärken liegen.

Die erste Medaille fürs deutsche Para-Schwimmteam ist perfekt.

Über Edelmetall darf sich auch

Tischtennisspielerin Stephanie Grebe freuen.

Durch ihren vorzeitigen Einzug ins Halbfinale

hat die Silbermedaillengewinnerin von Rio eine Medaille sicher.

Samstag ist vielleicht sogar paralympisches Gold möglich.

Ich hab mir keine Farbe vorgenommen, nur, dass es eine wird.

Aber welche - ich bin offen.

Als Fahnenträgerin glänzte Mareike Miller

genauso wie im Auftaktspiel der Rollstuhlbasketballerinnen.

Die Kapitänin war gegen Australien kämpferisch wie gewohnt ein Vorbild.

Mit 77:58 ein souveräner erster Schritt in Richtung Medaille.

Applaus auch für die deutschen Rollstuhlbasketballer,

die nur knapp an einer Sensation vorbei schlitterten.

Topfavorit USA geriet ganz schön ins Wanken.

Die deutsche Mannschaft führte lange gegen den Titelverteidiger.

In einer dramatischen Schlussphase

drehten die USA die Partie und gewannen knapp mit 58:55.

Trotz der Niederlage eine fantastische Vorstellung.

Bleibt das Wetter, das ein Hoch gebrauchen könnte, Karsten.

Das könnte es.

Aber darauf müssen wir noch länger warten.

Das zeigt der Strömungsfilm.

Aus mehr als neun Kilometern Höhe

sehen wir über dem Nordatlantik den Jetstream.

Hier bewegen sich die Tiefs von West nach Ost.

Über Europa ist das unabhängig von der Westströmung.

Hier dreht sich ein Wirbel.

Das Wetter bleibt uns noch mehrere Tage erhalten.

Wir haben die Regensummen zusammengezählt We added up the rain totals

bis zum nächsten Mittwoch.

Da kann eine Menge fallen.

Örtlich sind es mehr als 100 Liter pro Quadratmeter.

In der Nacht ziehen Schauer nach Süden weg.

Stärkere Regenfälle erwarten wir im Norden.

Die ziehen morgen tagsüber weiter Richtung Mitte.

Von Nordrhein-Westfalen bis nach Sachsen

kann es auch örtlich zu Starkregen kommen.

Ähnlich geht es weiter.

Etwas weniger Regen am Samstag.

Der stärkere Regen kommt am Sonntag von Nordosten.

Danke, Karsten Schwanke.

Hier folgt extra 3 mit satirischem Blick aufs Politische.

Auf tagesschau 24 können Sie gleich

die Pressekonferenz von US-Präsident Biden verfolgen.

Das nachtmagazin mit Anna Planken meldet sich um 0.35 Uhr.

Ab morgen begrüßt Sie hier Helge Fuhst.

Tschüss.

Copyright Untertitel: NDR 2021