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YouTube | Y-Kollektiv - kurze Videodokumentationen und Reportagen, Nackt Yoga, nackt wandern, nackt sein: Wie fühle ich mich ohne Klamotten? (1/2)

Nackt Yoga, nackt wandern, nackt sein: Wie fühle ich mich ohne Klamotten? (1)

Der Wind, der an den nackten Körper kommt, das ist wie Streicheleinheiten oder Massagen.

Wir kommen alle nackt auf die Welt und dann wird es plötzlich kompliziert.

Ich find es wichtig, dass das jeder für sich entdeckt oder eben auch nicht entdeckt,

aber zumindest die Freiheit hat, selbst zu entscheiden, wie er leben will.

Scham, Sex, Körperideale, Sexismus. Das Ende der Leichtigkeit?

Es gibt viele Missverständnisse rund um das Thema Nudismus

Es klingt vielleicht unspektakulär, aber es ist sehr spektakulär.

Machen wir uns die Sache mit dem Nacktsein komplizierter als sie ist?

Diesen Sommer war es echt schwer einen Platz auf dem Campingplatz zu kriegen,

der einzige, der noch etwas frei hatte, war so ein FKK-Campingplatz an der Ostsee.

Und trotzdem habe ich gleich gedacht: Auf keinen Fall! Aber warum eigentlich nicht?

Ich würde sagen, ich bin echt kein Klemmi. Als Studentin habe ich beim Aktzeichnen Modell gestanden

und auch mit meiner WG oder meinem Freund springen wir auch nackt in jeden See.

Also habe ich mir gedacht, ich will mehr herausfinden über die FKK-Szene in Deutschland und die Frage:

Wie fühlen wir uns nackt?

Ich frage direkt die, die es wissen müssen: Eine Naturisten-Gruppe.

Jeden Sommer finden die TNT statt – die Thüringer Naturisten Tage.

Eine Woche voller – Achtung Wortspiel – “Nacktivitäten”, vor allem Wandern auf Naturpfaden.

Nach vielen Absagen im Vorfeld, freue ich mich sehr über die Zusage dieser Gruppe

und den Vertrauensvorschuss.

Stellt sich natürlich erstmal die Frage wie verkabelt man eine nackte Person?

Ey, wer lacht denn da?

Naja, sieht eh bekloppt aus, aber praktisch.

Und ja, ich bleibe angezogen, bin ja zum Arbeiten hier.

Die zweite Gruppe wird von Rainer geführt.

Andreas organisiert das Ganze.

Seit einer Woche ist er mit wechselnden Gästen auf Wandertour durch die Region.

Das ist rechtlich auch erlaubt, solange sich niemand explizit gestört fühlt.

Martin und ich sind hier die Jüngsten in der Gruppe.

Ich muss ganz ehrlich sagen, ich hab leider das Gefühl, dass es gerade unter der jüngeren Generation,

also noch die Generation die jünger ist als ich, ich bin 32,

da ist wirklich das Problem, dass man hat das Gefühl hat, die werden immer prüder.

Weil es gibt kaum Jugendliche die sagen: Komm, ich geh FKK-baden.

Vor allem das Internet ist ein prüder Ort.

Einerseits sind selbst die räudigsten Pornos nur einen “bist-du-18-?”-Klick entfernt

und gleichzeitig müssen wir hier so harmlose Wanderpenisse verpixeln. Absurd!

Ein bisschen bekloppt fühlt man sich ja schon so als einzige angezogene Person.

Wenigstens hast du noch etwas an. Es ist so umgedreht als sonst.

Man fühlt sich als Außenseiter.

Man ist in der Minderheit einfach, es ist schon ein bisschen komisch.

Genauso ist es umgekehrt auch. Deswegen: In der Gruppe fühlen wir uns schon richtig stark.

Und wie normal.

Angela kommt aus Köln. Mit Mitte 20 war sie das erste Mal FKK-Baden.

War das für dich gleich easy? Stichwort Scham, Körpergefühl usw.

Nee, das war nicht easy! Ich durfte weit und breit niemanden sehen, um mich das zu trauen.

Genau und dann hab ich viel viel später meinen jetzigen Lebenspartner kennengelernt,

der kommt aus dem Osten und der war es gewohnt nackt zu baden und der hat mich darin bestärkt.

In der ehemaligen DDR war Freikörperkultur weit verbreitet. Teilweise merkt man das bis heute.

Jetzt wird es matschig. Ich kann es nur empfehlen.

Das macht überhaupt nichts mit dem Matsch, das ist eine schöne Abkühlung.

Das ist quasi eine Moorpackung.

Auch das Barfussgehen habe allerdings auf dieser Wanderung erst gelernt.

Wir machen das schon seit einer Woche. Die Füße haben sich ganz schnell daran gewöhnt.

Die Füße sind so ein wichtiges Sinnesorgan, dass es einem ganz viele Eindrücke gibt von unten her.

Das wandert richtig den Körper hoch und breitet sich aus. Ein sehr angenehmes Naturerlebnis.

Außerdem der Wind, der an den nackten Körper kommt, das ist wie Streicheleinheiten oder Massage.

Man kann es nicht anders beschreiben.

Es sind deutlich mehr Männer in der Gruppe. Ob sie das stört, möchte ich wissen.

Wir sind in der Unterzahl, aber ich fühle mich sehr geborgen.

Dann Plottwist: Ein kleines Schaf hat sich im Zaun verfangen.

Als Naturist sei man - anders als der reine Nudist - auch sehr naturverbunden, erzählen mir die Teilnehmenden.

Also, geht's hier erst weiter, wenn das Lamm befreit werden konnte.

In Berlin treffe ich Hanna, eine junge Schwedin, die hier Mitglied in einem Nackt-Sportverein ist

und sich als “Nudismus Botschafterin” bezeichnet.

Wir reden angezogen über's Nacktsein,

denn ihr FKK-Sportverein hat coronabedingt kaum Programm dieses Jahr.

Du nennst dich eine Nudisten-Ambassadorin auf Instagram. Was bedeutet das?

Ein Teil davon ist Fragen über Nudismus zu beantworten und um Leuten einen Weg zum Nudismus zu eröffnen.

Menschen, die Interesse haben und es gerne ausprobieren würden, aber nicht wissen wie und wo.

Und der zweite Teil ist zu zeigen, dass es keine komische Sekte ist oder über Spanner in Büschen.

Es gibt viele Fehlinterpretationen des Nudismus.

Nackt sein ist etwas komplett normales. Dein Körper sollte nicht stigmatisiert werden – das war's.

Hanna ist Mitglied im traditionellen FKK-Verein “Adolf Koch”, der seine Wurzeln im Berlin der 20er Jahre hat.

Und das kam so:

Ich wurde zu einer nackten Dinnerparty eingeladen und wurde gefragt: "Wie findest du Nacktsport?"

Und ich sagte "ich weiß es nicht. Was für Sportarten?" "Ganz viele." Dann bin ich eingetreten.

Eigentlich geht hier alles nackt: Volleyball, Gymnastik, Badminton oder Lagerfeuer-Abende.

Der Durchschnitt ist ganz schön jung, oder? Es ist eine angenehme Mischung.

Da bin ich. Das ist Daniele, die letzte Woche 21 geworden ist. Mein Hintern ist ganz rot, das war früh im Jahr.

Sonnenbrand? - Ja, ich hatte mich zwar eingecremt, aber den Hintern vergessen.

Kommen die dir bekannt vor?

Ja, ich erkenne die meinsten dieser Hintern.

Was auch hier auffällt, ist dass erheblich mehr Männer im FKK Kontext unterwegs sind als Frauen.

Insbesondere als weiblich-gelesene Person wurden wir in der Geschichte als Objekte angesehen.

Weibliche Nacktheit ist automatisch sexuell oder wird sexualisiert.

Forschende aus der Sexualwissenschaft oder Soziologie nennen ähnliche Gründe:

Sexismus und mehr äußere Bewertung und Perfektionsdruck

lassen Frauen offenbar eher die Lust am nackt sein vergehen.

Die Freikörperkultur, wie wir sie heute kennen, hatte mal einen richtig rebellischen Ursprung

und zwar hier in Deutschland.

Um 1900 gab es die “Lebensreformbewegung”,

deren Anhängerinnen und Anhänger propagierten ein gesundes Leben und “zurück zur Natur”.

Zur Kaiserzeit, wo es nur um strengen Gehorsam und Militarismus ging,

war nackt am See chillen ein revolutionärer Akt.

Die Zeiten sind vorbei, aber Hanna findet: Nackt sein wird unterschätzt.

Es gibt konkrete Daten, die zeigen, dass Nacktsein in der Gemeinschaft unser Selbstbild

und unser Wohlbefinden in unseren eigenen Körpern stärkt.

Das verbessert auch die psychische Gesundheit. Das finde ich wundebar.

Hanna hat viel vor. Ein Nude-Dinner und ein Lesekreis sind in Planung.

Aber was ist jetzt eigentlich mit dem Schaf?

Gute Neuigkeiten: Es wurde unter Applaus befreit.

Was ihr nicht seht: Viele sind rasiert, ich bin erstaunt. Also Frauen und Männer.

Oder gepierct und manche haben so Ringe. Du, zum Beispiel!

Von uns gibt es ja doch einige, die in gewisser Weise einen Körperschmuck tragen,

das ist nicht aus sexueller Sicht sondern bei mir ist es wie ein Schmuckstück, mehr ist es halt nicht.

Wenn du so viele Nackte immer siehst, wie ist es denn mal,

wenn du in einem sexuellen Kontext eine nackte Person siehst?

Ist das überhaupt noch aufregend?

Da muss ich wirklich sagen, bei mir ist ein gewisser Unterschied eingetreten,

wo man feststellt, hmm, so ne angezogen Person sieht auch ganz interessant aus und wenn sie nackt ist,

okay ja, da ist schon ein bisschen dieser Reiz nicht mehr so extrem da.

Für viele hier ist das Nacktsein auch eine kleine Lebensphilosophie und nicht mehr wegzudenken.

Ich würde auch nicht, also wenn jemand kommt mit dem man verpartnert wäre

und der sagt “ich will nicht, dass du das machst” dann würde ich sagen “Tut mir leid.

Dann wird das nichts mit uns." Echt, ja? Ach was.

Also ich würde mir das auf keinen Fall nehmen lassen. Weil es mein Leben sehr positiv beeinflusst.

Ab und zu begegnen wir anderen Leuten. Die meisten schmunzeln und grüßen.

War jetzt unspektakulär für sie eine Gruppe Nackter zu sehen?

War was Neues! Wir haben es mal im Fernsehen sehen, da fand ich das schon interessant und mutig,

muss ich sagen, aber ich fand es eigentlich interessant und schön.

Stört Sie nicht? Mich stört es nicht.

Ich musste dann auch anhalten und musste mal hinschauen.

Und wie war es für Sie?

Ganz normal

Nix los? Wir sind da nicht verklemmt.

Verklemmt… Bin ich verklemmt?

Wir kommen an einen Badesee. Ich ziehe mein T-Shirt aus

und zack hält einer der Teilnehmer seine Fotoapparat drauf.

Das mag aus seiner Sicht normal sein, denn es werden die ganze Zeit Fotos gemacht.

In mir löst das Unbehagen aus.

Wir können das aber im Gespräch klären. Mir wird noch mal klar, Nacktsein ist verdammt relativ.

Ich find es wichtig, dass das jeder für sich entdeckt oder eben auch nicht entdeckt,

aber zumindest die Freiheit hat selbst zu entscheiden, wie er leben will.

Roberto, aus Ost-Sachsen. Und wenn es warm ist, ziehe ich mich aus.

Es ist aber auch idyllisch hier. Hier ist ja keine Sau, nur Libellen und Wald und nackte Pos.

Da tanzen schon die Ersten.

Es gibt es verdammt viele Stellen mit Libellen und Wald.

Die Stimmung ist ausgelassen und natürlich. Was mir hier alle erzählen ist,

wie gesund das Ganze für sie ist. Weniger Erkältungen, gutes Körpergefühl, gute Laune.

*Das Wandern ist des Müllers Lust.*

Applaus!

Wie würdest du es für jemanden beschreibe, der das noch nicht gemacht hat?

Es wird eine totale Überraschung sein und zwar eine positive, schätze ich.

Denn auch derjenige, der es noch nie gemacht hat, ist ja Natur.

Die Natur hat diese Überraschung für ihn bereit gehalten,

aber er muss es für sich selbst entdecken. Also, nix muss er.

Aber wenn er es entdeckt, wird es positiv sein. Da freu ich mich jetzt schon für denjenigen.

Überraschungen vom Leben? Wer mag sie nicht. Okay, überredet.

Zurück in Berlin suche mir eine “Nacktivität", die besser zu mir passt.

Wir sind auf dem weg zum Nacktyoga.

Nachdem meine Kollegin Julia Rehkopf bei Viva la Vulva auch mitgemacht hat,

kann mich natürlich nicht lumpen lassen und hab gesagt, dass ich auch mitmache.

Und gerade bereue ich es vielleicht so ein bisschen. Mal sehen.

Der Kurs heute Abend ist nur für Frauen. Trotzdem bin ich nervös.

Naja, könnte auch an der Kamera liegen.

Ich glaube es is noch der Nacktyoga Männerkurs drin. Ich will nicht klopfen, wir sind zu früh.

Hallo, wir sind's. Ist schon frei?

Ja! Ach ich dachte, die Männer sind noch vor uns.

Es stellt sich raus, dass wir heute zu zweit bleiben.

Die drei Teilnehmerinnen, die bereit waren sich anonym mitfilmen zu lassen,

entscheiden sich in letzter Minute doch dagegen.

Ich dachte so was muss ich denn mitnehmen zum Yoga? Nichts! Nichts, hast ja nix an.

Claudia ist eine Berliner Pflanze und arbeitet hier seit über 20 Jahren als Coach und Körpertherapeutin.

Das FKK-Yoga soll ein ganz praktischer und geschützter Raum sein.

In einem Rahmen der nicht sexualisiert ist. Der natürlich ist, der uns eine innere Balance gibt

und uns die Möglichkeit gibt, uns zu anzunehmen wie wir sind, ohne dass von außen etwas bewertet wird.

Bewertet werden wir ständig, meist ungefragt. Zu dick, zu dünn, geil, ungeil.

Wir tun das alle. Ich auch. Und viele von uns sind viel zu hart zu sich selbst.

Mensch Leute, schließt doch Frieden mit euch!

Ihr müsste nicht den Normen entsprechen, die euch von außen auferlegt werden und Regularien erfüllen,

Dogmen von Kirche, Gesellschaft und weiß ich was. Seid doch einfach ihr selbst.

Es ist doch wunderschön und gut. Es ist alles gut, entspannt euch. Ja, entspannt euch.

Ich versuche mich auch zu entspannen, denn jetzt geht es los.

Gefühlslage: Eine Mischung aus “ich bin eine Amazonen-Kriegerin und erobere die Welt”

und “was - zur Hölle - mache ich hier?”


Nackt Yoga, nackt wandern, nackt sein: Wie fühle ich mich ohne Klamotten? (1)

Der Wind, der an den nackten Körper kommt, das ist wie Streicheleinheiten oder Massagen.

Wir kommen alle nackt auf die Welt und dann wird es plötzlich kompliziert.

Ich find es wichtig, dass das jeder für sich entdeckt oder eben auch nicht entdeckt,

aber zumindest die Freiheit hat, selbst zu entscheiden, wie er leben will.

Scham, Sex, Körperideale, Sexismus. Das Ende der Leichtigkeit?

Es gibt viele Missverständnisse rund um das Thema Nudismus

Es klingt vielleicht unspektakulär, aber es ist sehr spektakulär.

Machen wir uns die Sache mit dem Nacktsein komplizierter als sie ist?

Diesen Sommer war es echt schwer einen Platz auf dem Campingplatz zu kriegen,

der einzige, der noch etwas frei hatte, war so ein FKK-Campingplatz an der Ostsee.

Und trotzdem habe ich gleich gedacht: Auf keinen Fall! Aber warum eigentlich nicht?

Ich würde sagen, ich bin echt kein Klemmi. Als Studentin habe ich beim Aktzeichnen Modell gestanden

und auch mit meiner WG oder meinem Freund springen wir auch nackt in jeden See.

Also habe ich mir gedacht, ich will mehr herausfinden über die FKK-Szene in Deutschland und die Frage:

Wie fühlen wir uns nackt?

Ich frage direkt die, die es wissen müssen: Eine Naturisten-Gruppe.

Jeden Sommer finden die TNT statt – die Thüringer Naturisten Tage.

Eine Woche voller – Achtung Wortspiel – “Nacktivitäten”, vor allem Wandern auf Naturpfaden.

Nach vielen Absagen im Vorfeld, freue ich mich sehr über die Zusage dieser Gruppe

und den Vertrauensvorschuss.

Stellt sich natürlich erstmal die Frage wie verkabelt man eine nackte Person?

Ey, wer lacht denn da?

Naja, sieht eh bekloppt aus, aber praktisch.

Und ja, ich bleibe angezogen, bin ja zum Arbeiten hier.

Die zweite Gruppe wird von Rainer geführt.

Andreas organisiert das Ganze.

Seit einer Woche ist er mit wechselnden Gästen auf Wandertour durch die Region.

Das ist rechtlich auch erlaubt, solange sich niemand explizit gestört fühlt.

Martin und ich sind hier die Jüngsten in der Gruppe.

Ich muss ganz ehrlich sagen, ich hab leider das Gefühl, dass es gerade unter der jüngeren Generation,

also noch die Generation die jünger ist als ich, ich bin 32,

da ist wirklich das Problem, dass man hat das Gefühl hat, die werden immer prüder.

Weil es gibt kaum Jugendliche die sagen: Komm, ich geh FKK-baden.

Vor allem das Internet ist ein prüder Ort.

Einerseits sind selbst die räudigsten Pornos nur einen “bist-du-18-?”-Klick entfernt

und gleichzeitig müssen wir hier so harmlose Wanderpenisse verpixeln. Absurd!

Ein bisschen bekloppt fühlt man sich ja schon so als einzige angezogene Person.

Wenigstens hast du noch etwas an. Es ist so umgedreht als sonst.

Man fühlt sich als Außenseiter.

Man ist in der Minderheit einfach, es ist schon ein bisschen komisch.

Genauso ist es umgekehrt auch. Deswegen: In der Gruppe fühlen wir uns schon richtig stark.

Und wie normal.

Angela kommt aus Köln. Mit Mitte 20 war sie das erste Mal FKK-Baden.

War das für dich gleich easy? Stichwort Scham, Körpergefühl usw.

Nee, das war nicht easy! Ich durfte weit und breit niemanden sehen, um mich das zu trauen.

Genau und dann hab ich viel viel später meinen jetzigen Lebenspartner kennengelernt,

der kommt aus dem Osten und der war es gewohnt nackt zu baden und der hat mich darin bestärkt.

In der ehemaligen DDR war Freikörperkultur weit verbreitet. Teilweise merkt man das bis heute.

Jetzt wird es matschig. Ich kann es nur empfehlen.

Das macht überhaupt nichts mit dem Matsch, das ist eine schöne Abkühlung.

Das ist quasi eine Moorpackung.

Auch das Barfussgehen habe allerdings auf dieser Wanderung erst gelernt.

Wir machen das schon seit einer Woche. Die Füße haben sich ganz schnell daran gewöhnt.

Die Füße sind so ein wichtiges Sinnesorgan, dass es einem ganz viele Eindrücke gibt von unten her.

Das wandert richtig den Körper hoch und breitet sich aus. Ein sehr angenehmes Naturerlebnis.

Außerdem der Wind, der an den nackten Körper kommt, das ist wie Streicheleinheiten oder Massage.

Man kann es nicht anders beschreiben.

Es sind deutlich mehr Männer in der Gruppe. Ob sie das stört, möchte ich wissen.

Wir sind in der Unterzahl, aber ich fühle mich sehr geborgen.

Dann Plottwist: Ein kleines Schaf hat sich im Zaun verfangen.

Als Naturist sei man - anders als der reine Nudist - auch sehr naturverbunden, erzählen mir die Teilnehmenden.

Also, geht's hier erst weiter, wenn das Lamm befreit werden konnte.

In Berlin treffe ich Hanna, eine junge Schwedin, die hier Mitglied in einem Nackt-Sportverein ist

und sich als “Nudismus Botschafterin” bezeichnet.

Wir reden angezogen über's Nacktsein,

denn ihr FKK-Sportverein hat coronabedingt kaum Programm dieses Jahr.

Du nennst dich eine Nudisten-Ambassadorin auf Instagram. Was bedeutet das?

Ein Teil davon ist Fragen über Nudismus zu beantworten und um Leuten einen Weg zum Nudismus zu eröffnen.

Menschen, die Interesse haben und es gerne ausprobieren würden, aber nicht wissen wie und wo.

Und der zweite Teil ist zu zeigen, dass es keine komische Sekte ist oder über Spanner in Büschen.

Es gibt viele Fehlinterpretationen des Nudismus.

Nackt sein ist etwas komplett normales. Dein Körper sollte nicht stigmatisiert werden – das war's.

Hanna ist Mitglied im traditionellen FKK-Verein “Adolf Koch”, der seine Wurzeln im Berlin der 20er Jahre hat.

Und das kam so:

Ich wurde zu einer nackten Dinnerparty eingeladen und wurde gefragt: "Wie findest du Nacktsport?"

Und ich sagte "ich weiß es nicht. Was für Sportarten?" "Ganz viele." Dann bin ich eingetreten.

Eigentlich geht hier alles nackt: Volleyball, Gymnastik, Badminton oder Lagerfeuer-Abende.

Der Durchschnitt ist ganz schön jung, oder? Es ist eine angenehme Mischung.

Da bin ich. Das ist Daniele, die letzte Woche 21 geworden ist. Mein Hintern ist ganz rot, das war früh im Jahr.

Sonnenbrand? - Ja, ich hatte mich zwar eingecremt, aber den Hintern vergessen.

Kommen die dir bekannt vor?

Ja, ich erkenne die meinsten dieser Hintern.

Was auch hier auffällt, ist dass erheblich mehr Männer im FKK Kontext unterwegs sind als Frauen.

Insbesondere als weiblich-gelesene Person wurden wir in der Geschichte als Objekte angesehen.

Weibliche Nacktheit ist automatisch sexuell oder wird sexualisiert.

Forschende aus der Sexualwissenschaft oder Soziologie nennen ähnliche Gründe:

Sexismus und mehr äußere Bewertung und Perfektionsdruck

lassen Frauen offenbar eher die Lust am nackt sein vergehen.

Die Freikörperkultur, wie wir sie heute kennen, hatte mal einen richtig rebellischen Ursprung

und zwar hier in Deutschland.

Um 1900 gab es die “Lebensreformbewegung”,

deren Anhängerinnen und Anhänger propagierten ein gesundes Leben und “zurück zur Natur”.

Zur Kaiserzeit, wo es nur um strengen Gehorsam und Militarismus ging,

war nackt am See chillen ein revolutionärer Akt.

Die Zeiten sind vorbei, aber Hanna findet: Nackt sein wird unterschätzt.

Es gibt konkrete Daten, die zeigen, dass Nacktsein in der Gemeinschaft unser Selbstbild

und unser Wohlbefinden in unseren eigenen Körpern stärkt.

Das verbessert auch die psychische Gesundheit. Das finde ich wundebar.

Hanna hat viel vor. Ein Nude-Dinner und ein Lesekreis sind in Planung.

Aber was ist jetzt eigentlich mit dem Schaf?

Gute Neuigkeiten: Es wurde unter Applaus befreit.

Was ihr nicht seht: Viele sind rasiert, ich bin erstaunt. Also Frauen und Männer.

Oder gepierct und manche haben so Ringe. Du, zum Beispiel!

Von uns gibt es ja doch einige, die in gewisser Weise einen Körperschmuck tragen,

das ist nicht aus sexueller Sicht sondern bei mir ist es wie ein Schmuckstück, mehr ist es halt nicht.

Wenn du so viele Nackte immer siehst, wie ist es denn mal,

wenn du in einem sexuellen Kontext eine nackte Person siehst?

Ist das überhaupt noch aufregend?

Da muss ich wirklich sagen, bei mir ist ein gewisser Unterschied eingetreten,

wo man feststellt, hmm, so ne angezogen Person sieht auch ganz interessant aus und wenn sie nackt ist,

okay ja, da ist schon ein bisschen dieser Reiz nicht mehr so extrem da.

Für viele hier ist das Nacktsein auch eine kleine Lebensphilosophie und nicht mehr wegzudenken.

Ich würde auch nicht, also wenn jemand kommt mit dem man verpartnert wäre

und der sagt “ich will nicht, dass du das machst” dann würde ich sagen “Tut mir leid.

Dann wird das nichts mit uns." Echt, ja? Ach was.

Also ich würde mir das auf keinen Fall nehmen lassen. Weil es mein Leben sehr positiv beeinflusst.

Ab und zu begegnen wir anderen Leuten. Die meisten schmunzeln und grüßen.

War jetzt unspektakulär für sie eine Gruppe Nackter zu sehen?

War was Neues! Wir haben es mal im Fernsehen sehen, da fand ich das schon interessant und mutig,

muss ich sagen, aber ich fand es eigentlich interessant und schön.

Stört Sie nicht? Mich stört es nicht.

Ich musste dann auch anhalten und musste mal hinschauen.

Und wie war es für Sie?

Ganz normal

Nix los? Wir sind da nicht verklemmt.

Verklemmt… Bin ich verklemmt?

Wir kommen an einen Badesee. Ich ziehe mein T-Shirt aus

und zack hält einer der Teilnehmer seine Fotoapparat drauf.

Das mag aus seiner Sicht normal sein, denn es werden die ganze Zeit Fotos gemacht.

In mir löst das Unbehagen aus.

Wir können das aber im Gespräch klären. Mir wird noch mal klar, Nacktsein ist verdammt relativ.

Ich find es wichtig, dass das jeder für sich entdeckt oder eben auch nicht entdeckt,

aber zumindest die Freiheit hat selbst zu entscheiden, wie er leben will.

Roberto, aus Ost-Sachsen. Und wenn es warm ist, ziehe ich mich aus.

Es ist aber auch idyllisch hier. Hier ist ja keine Sau, nur Libellen und Wald und nackte Pos.

Da tanzen schon die Ersten.

Es gibt es verdammt viele Stellen mit Libellen und Wald.

Die Stimmung ist ausgelassen und natürlich. Was mir hier alle erzählen ist,

wie gesund das Ganze für sie ist. Weniger Erkältungen, gutes Körpergefühl, gute Laune.

*Das Wandern ist des Müllers Lust.*

Applaus!

Wie würdest du es für jemanden beschreibe, der das noch nicht gemacht hat?

Es wird eine totale Überraschung sein und zwar eine positive, schätze ich.

Denn auch derjenige, der es noch nie gemacht hat, ist ja Natur.

Die Natur hat diese Überraschung für ihn bereit gehalten,

aber er muss es für sich selbst entdecken. Also, nix muss er.

Aber wenn er es entdeckt, wird es positiv sein. Da freu ich mich jetzt schon für denjenigen.

Überraschungen vom Leben? Wer mag sie nicht. Okay, überredet.

Zurück in Berlin suche mir eine “Nacktivität", die besser zu mir passt.

Wir sind auf dem weg zum Nacktyoga.

Nachdem meine Kollegin Julia Rehkopf bei Viva la Vulva auch mitgemacht hat,

kann mich natürlich nicht lumpen lassen und hab gesagt, dass ich auch mitmache.

Und gerade bereue ich es vielleicht so ein bisschen. Mal sehen.

Der Kurs heute Abend ist nur für Frauen. Trotzdem bin ich nervös.

Naja, könnte auch an der Kamera liegen.

Ich glaube es is noch der Nacktyoga Männerkurs drin. Ich will nicht klopfen, wir sind zu früh.

Hallo, wir sind's. Ist schon frei?

Ja! Ach ich dachte, die Männer sind noch vor uns.

Es stellt sich raus, dass wir heute zu zweit bleiben.

Die drei Teilnehmerinnen, die bereit waren sich anonym mitfilmen zu lassen,

entscheiden sich in letzter Minute doch dagegen.

Ich dachte so was muss ich denn mitnehmen zum Yoga? Nichts! Nichts, hast ja nix an.

Claudia ist eine Berliner Pflanze und arbeitet hier seit über 20 Jahren als Coach und Körpertherapeutin.

Das FKK-Yoga soll ein ganz praktischer und geschützter Raum sein.

In einem Rahmen der nicht sexualisiert ist. Der natürlich ist, der uns eine innere Balance gibt

und uns die Möglichkeit gibt, uns zu anzunehmen wie wir sind, ohne dass von außen etwas bewertet wird.

Bewertet werden wir ständig, meist ungefragt. Zu dick, zu dünn, geil, ungeil.

Wir tun das alle. Ich auch. Und viele von uns sind viel zu hart zu sich selbst.

Mensch Leute, schließt doch Frieden mit euch!

Ihr müsste nicht den Normen entsprechen, die euch von außen auferlegt werden und Regularien erfüllen,

Dogmen von Kirche, Gesellschaft und weiß ich was. Seid doch einfach ihr selbst.

Es ist doch wunderschön und gut. Es ist alles gut, entspannt euch. Ja, entspannt euch.

Ich versuche mich auch zu entspannen, denn jetzt geht es los.

Gefühlslage: Eine Mischung aus “ich bin eine Amazonen-Kriegerin und erobere die Welt”

und “was - zur Hölle - mache ich hier?”