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2022 Tagesschau, tagesschau 01.03.2022, 16:00 Uhr - Hauptstadt Kiew

tagesschau 01.03.2022, 16:00 Uhr - Hauptstadt Kiew

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit der tagesschau.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (01.03.2022)

Heute im Studio: Susanne Stichler

Guten Tag, willkommen zur tagesschau.

Seit fünf Tagen greifen die russischen Invasionstruppen an,

ohne den Widerstand der Ukraine brechen zu können.

Nun scheint Russland seine Attacken zu verschärfen

und bereitet offenbar den Sturm auf Kiew vor.

Aufnahmen des US-Satellitendienstes Maxar

zeigen einen über 60 Kilometer langen Militärkonvoi.

Dessen Spitze bewegt sich auf das Zentrum Kiews zu.

Zudem liegt weiter östlich Charkiw schwer unter Beschuss,

die zweitgrößte Stadt der Ukraine.

Stark umkämpft sind auch Cherson

und das strategisch wichtige Mariupol im Süden.

Ein gigantischer Feuerball:

Erschreckende und verstörende Bilder dieses Krieges.

Mitten in Charkiw, der zweitgrößten Stadt der Ukraine,

wird ein Verwaltungsgebäude offenbar von Raketen getroffen.

Das berichten ukrainische Behörden.

Der zentrale Freiheitsplatz - ein einziges Trümmerfeld.

Bei den Angriffen auf Charkiw

sollen mehrere Menschen getötet und verletzt worden sein.

Das ist Terror gegen die Stadt, gegen Charkiw, gegen die Ukraine.

Auf diesem Platz gab es kein militärisches Ziel.

Auch nicht in den Wohngebieten, die von Raketen beschossen wurden.

Die Entbindungsstation eines Krankenhauses

muss nachts in einen Luftschutzbunker umziehen.

Verzweifelt suchen die Menschen Schutz in den Kellern der Wohnhäuser,

darunter auch viele Kinder.

Das passiert in der Stadt, in der ich schon viele Jahre lebe,

in der meine Freunde und Verwandten leben.

Ich kann es nicht glauben, aber leider ist das so.

Auf die Hauptstadt Kiew bewegt sich offenbar

ein riesiger russischer Militärkonvoi zu.

Er soll Dutzende Kilometer lang sein.

Diese Bilder veröffentlichte eine US-Satellitenfirma.

Der Konvoi soll aus Panzern und anderem Militärgerät bestehen.

Entsprechend raue Töne aus Moskau.

Der russische Außenminister kündigt an:

Sein Land werde die Militäroperation fortsetzen,

bis seine Ziele erreicht seien.

Russland hält sich an die Grundsätze

der Nichtverbreitung von Massenvernichtungswaffen.

Wir unternehmen alle notwendigen Maßnahmen, um zu verhindern,

dass die Ukraine an Nuklearwaffen und die Technologien kommt.

Wir hoffen, dass alle sich der Notwendigkeit der Lösung

dieses Problems bewusst sind.

Unterdessen informiert Kiew über einen russischen Angriff nahe Charkiw

auf einen Militärstützpunkt.

Unser Korrespondent ist in die Ukraine gereist

nach Mali Selmentsi kurz hinter der Grenze zur Slowakei.

Danko Handrick, was spielt sich dort ab?

Es spielen sich emotionale Szenen ab.

Man könnte die Straße als Straße der Tränen bezeichnen.

Männer verabschieden sich hier von ihren Familien.

Ein Mann erzählte mir, er müsse zurück nach Kiew an die Front.

Er wisse nicht, wann er seine Familie wiedersehe

und vor allem ob.

Auf der anderen Seite sind Tränen der Erleichterung.

Die Mütter und Kinder wissen, sie sind jetzt in Sicherheit.

Man sieht auch eine enorme Hilfsbereitschaft

der ukrainischen Bevölkerung:

Ein älterer Mann packte den Kofferraum voller Töpfe mit Suppe,

um sie hier zu verteilen.

Er sagte, an der Front könne er nicht helfen.

Wir haben die Bilder gerade gesehen:

Es nähert sich ein Konvoi Kiew, es gab Explosionen in mehreren Städten.

Wie sehen das die Menschen, mit denen Sie gesprochen haben,

welche Chancen hat die Ukraine aus deren Sicht?

Diese Nachrichten sehen Sie hier auch.

Sie haben es auch selbst gespürt.

Viele sind aus dem Osten des Landes geflohen.

Sie haben die Kämpfe erlebt.

Sie sagen:

Wenn Sie die Hoffnung verlieren, haben sie verloren.

Sie spüren die Hilfsbereitschaft anderer europäischer Länder.

Das gibt ihnen Kraft.

Sie verteidigen nicht nur die Ukraine, sondern ganz Europa.

Vielen Dank.

Auch in Deutschland sind Flüchtlinge aus der Ukraine angekommen.

Die Behörden sprechen von etwa 3000 Menschen.

Die Kommunen richten sich auf viele ukrainische Kriegsflüchtlinge ein.

Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Grandi,

fasste die Lage in der Ukraine drastisch zusammen:

Er habe in 40 Jahren Krisenerfahrung

noch keinen so schnell wachsenden Flüchtlingsstrom gesehen wie diesen.

Mit bis zu 4 Mio. Menschen rechnet das UNHCR.

Sie haben es erst mal geschafft.

Ankunft am Berliner Hauptbahnhof heute Morgen.

Nur das Nötigste in Koffern und Tüten zusammengepackt.

Diese Frau aus Kiew ist mit ihren drei Kindern

vor dem russischen Angriff geflohen.

Das Erlebte wirkt nach.

Wir sind am 24. losgefahren, als die Bombardierung begonnen hat.

Wir wurden um 5 Uhr morgens wach. Wir verstanden nicht, was los ist.

Wir konnten es nicht glauben, es flogen Bomben und Raketen!

Wir haben gepackt, die Kinder mitgenommen

und sind direkt losgefahren, durch die ganze Ukraine.

Einige Ukrainer kommen bei Verwandten oder Bekannten unter.

Alle anderen landen zunächst

im Ankunftszentrum in Berlin-Reinickendorf.

Ein Team aus Sozialarbeitern, Psychologen und Medizinern

kümmert sich um die Geflüchteten.

Wir können uns auf Erfahrungen und Prozesse verlassen,

die wir in den letzten Jahren aufgebaut haben.

Wir haben hier einen Standort, den es vor einigen Jahren

noch nicht gab, als Willkommens-Zentrum.

Seit dem Wochenende kamen hier Hunderte Menschen an.

Noch gibt es genug Platz für alle.

Die Wetteraussichten:

Morgen eine Mischung aus Sonne und Wolken, dabei meist trocken.

Am Nachmittag vom Norden und Nordwesten bis zur Mitte sonnig.

Das war's für den Moment.

Auf tagesschau24 und tagesschau.de sind wir weiter für Sie da.

Wir melden uns wieder um 17 Uhr.

Bis dahin.

Copyright Untertitel: NDR 2022


tagesschau 01.03.2022, 16:00 Uhr - Hauptstadt Kiew tagesschau 01.03.2022, 16:00 - Capital Kiev

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit der tagesschau.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (01.03.2022)

Heute im Studio: Susanne Stichler

Guten Tag, willkommen zur tagesschau.

Seit fünf Tagen greifen die russischen Invasionstruppen an,

ohne den Widerstand der Ukraine brechen zu können.

Nun scheint Russland seine Attacken zu verschärfen

und bereitet offenbar den Sturm auf Kiew vor.

Aufnahmen des US-Satellitendienstes Maxar

zeigen einen über 60 Kilometer langen Militärkonvoi.

Dessen Spitze bewegt sich auf das Zentrum Kiews zu.

Zudem liegt weiter östlich Charkiw schwer unter Beschuss,

die zweitgrößte Stadt der Ukraine.

Stark umkämpft sind auch Cherson

und das strategisch wichtige Mariupol im Süden.

Ein gigantischer Feuerball:

Erschreckende und verstörende Bilder dieses Krieges.

Mitten in Charkiw, der zweitgrößten Stadt der Ukraine,

wird ein Verwaltungsgebäude offenbar von Raketen getroffen.

Das berichten ukrainische Behörden.

Der zentrale Freiheitsplatz - ein einziges Trümmerfeld.

Bei den Angriffen auf Charkiw

sollen mehrere Menschen getötet und verletzt worden sein.

Das ist Terror gegen die Stadt, gegen Charkiw, gegen die Ukraine.

Auf diesem Platz gab es kein militärisches Ziel.

Auch nicht in den Wohngebieten, die von Raketen beschossen wurden.

Die Entbindungsstation eines Krankenhauses

muss nachts in einen Luftschutzbunker umziehen.

Verzweifelt suchen die Menschen Schutz in den Kellern der Wohnhäuser,

darunter auch viele Kinder.

Das passiert in der Stadt, in der ich schon viele Jahre lebe,

in der meine Freunde und Verwandten leben.

Ich kann es nicht glauben, aber leider ist das so.

Auf die Hauptstadt Kiew bewegt sich offenbar

ein riesiger russischer Militärkonvoi zu.

Er soll Dutzende Kilometer lang sein.

Diese Bilder veröffentlichte eine US-Satellitenfirma.

Der Konvoi soll aus Panzern und anderem Militärgerät bestehen.

Entsprechend raue Töne aus Moskau.

Der russische Außenminister kündigt an:

Sein Land werde die Militäroperation fortsetzen,

bis seine Ziele erreicht seien.

Russland hält sich an die Grundsätze

der Nichtverbreitung von Massenvernichtungswaffen.

Wir unternehmen alle notwendigen Maßnahmen, um zu verhindern,

dass die Ukraine an Nuklearwaffen und die Technologien kommt.

Wir hoffen, dass alle sich der Notwendigkeit der Lösung

dieses Problems bewusst sind.

Unterdessen informiert Kiew über einen russischen Angriff nahe Charkiw

auf einen Militärstützpunkt.

Unser Korrespondent ist in die Ukraine gereist

nach Mali Selmentsi kurz hinter der Grenze zur Slowakei.

Danko Handrick, was spielt sich dort ab?

Es spielen sich emotionale Szenen ab.

Man könnte die Straße als Straße der Tränen bezeichnen.

Männer verabschieden sich hier von ihren Familien.

Ein Mann erzählte mir, er müsse zurück nach Kiew an die Front.

Er wisse nicht, wann er seine Familie wiedersehe

und vor allem ob.

Auf der anderen Seite sind Tränen der Erleichterung.

Die Mütter und Kinder wissen, sie sind jetzt in Sicherheit.

Man sieht auch eine enorme Hilfsbereitschaft

der ukrainischen Bevölkerung:

Ein älterer Mann packte den Kofferraum voller Töpfe mit Suppe,

um sie hier zu verteilen.

Er sagte, an der Front könne er nicht helfen.

Wir haben die Bilder gerade gesehen:

Es nähert sich ein Konvoi Kiew, es gab Explosionen in mehreren Städten.

Wie sehen das die Menschen, mit denen Sie gesprochen haben,

welche Chancen hat die Ukraine aus deren Sicht?

Diese Nachrichten sehen Sie hier auch.

Sie haben es auch selbst gespürt.

Viele sind aus dem Osten des Landes geflohen.

Sie haben die Kämpfe erlebt.

Sie sagen:

Wenn Sie die Hoffnung verlieren, haben sie verloren.

Sie spüren die Hilfsbereitschaft anderer europäischer Länder.

Das gibt ihnen Kraft.

Sie verteidigen nicht nur die Ukraine, sondern ganz Europa.

Vielen Dank.

Auch in Deutschland sind Flüchtlinge aus der Ukraine angekommen.

Die Behörden sprechen von etwa 3000 Menschen.

Die Kommunen richten sich auf viele ukrainische Kriegsflüchtlinge ein.

Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Grandi,

fasste die Lage in der Ukraine drastisch zusammen:

Er habe in 40 Jahren Krisenerfahrung

noch keinen so schnell wachsenden Flüchtlingsstrom gesehen wie diesen.

Mit bis zu 4 Mio. Menschen rechnet das UNHCR.

Sie haben es erst mal geschafft.

Ankunft am Berliner Hauptbahnhof heute Morgen.

Nur das Nötigste in Koffern und Tüten zusammengepackt.

Diese Frau aus Kiew ist mit ihren drei Kindern

vor dem russischen Angriff geflohen.

Das Erlebte wirkt nach.

Wir sind am 24. losgefahren, als die Bombardierung begonnen hat.

Wir wurden um 5 Uhr morgens wach. Wir verstanden nicht, was los ist.

Wir konnten es nicht glauben, es flogen Bomben und Raketen!

Wir haben gepackt, die Kinder mitgenommen

und sind direkt losgefahren, durch die ganze Ukraine.

Einige Ukrainer kommen bei Verwandten oder Bekannten unter.

Alle anderen landen zunächst

im Ankunftszentrum in Berlin-Reinickendorf.

Ein Team aus Sozialarbeitern, Psychologen und Medizinern

kümmert sich um die Geflüchteten.

Wir können uns auf Erfahrungen und Prozesse verlassen,

die wir in den letzten Jahren aufgebaut haben.

Wir haben hier einen Standort, den es vor einigen Jahren

noch nicht gab, als Willkommens-Zentrum.

Seit dem Wochenende kamen hier Hunderte Menschen an.

Noch gibt es genug Platz für alle.

Die Wetteraussichten:

Morgen eine Mischung aus Sonne und Wolken, dabei meist trocken.

Am Nachmittag vom Norden und Nordwesten bis zur Mitte sonnig.

Das war's für den Moment.

Auf tagesschau24 und tagesschau.de sind wir weiter für Sie da.

Wir melden uns wieder um 17 Uhr.

Bis dahin.

Copyright Untertitel: NDR 2022