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2022 from Youtube, Alkohol - Besoffen am Ballermann, verkatert zur Suchtberatung

Alkohol - Besoffen am Ballermann, verkatert zur Suchtberatung

Junge, wat ham wir gesoffen gestern…

Und normal, haben ja auch den Webvideopreis gewonnen.

Nee, warte mal, Webvideopreis ist länger her.

War das Malle oder der billige Fusel aus dem Park?

Ich bin Alkoholiker. Das ist ein schleichender Prozess.

Woher kommt mein Kater?

Und woher kommt der Einkaufswagen?

Und warum riechts hier nach Schwarzpulver?

Achso…

Keine Party ohne Exzess. Ist das schon ein Problem?

Dann sind sie schon stark gefährdet, eine Abhängigkeit zu bekommen

oder vielleicht haben sie die auch schon.

Stark gefährdet? Oha!

Okay, okay, okay, war vielleicht ein bisschen viel in letzter Zeit.

Vor allem diese scheiß Kurzen.

Junge, Junge, Junge.

Also das ist offensichtlich ein Sauf-Film

und den seht ihr jetzt.

Und dass ich zu viel trinke, hat mir dieser Film gezeigt bei den Dreharbeiten.

Und das hat mir meine Kollegin Gülseren eh immer schon gesagt.

Ich weiß, dass Alkohol schlecht ist…

Ja und du bagatellisierst das die ganze Zeit!

Nein, ich bagatellisiere das nicht.

Doch, Du redest Dir das die ganze Zeit schön

und sagst immer “Lächerlich dies!”, “Lächerlich das!”.

Ey, das ist ja schlimmer als mit meiner Mutter zu diskutieren.

In der Redaktion wird mir klar:

Nicht-Trinkerin Gülseren braucht eine Fortbildung zum Thema Alkohol.

Also los.

Willkommen auf Mallorca!

Aber Du hast eben gesagt, Du willst jetzt möglichst schnell besoffen sein. Warum?

Korrekt!

Warum?

Ja, weil dann ist man auch mehr in dem Mood wie die Leute hier um uns herum!

Boah ey, alle besoffen hier und ich die einzige Nüchterne mit meinem Wasser.

Danke Hubi!

Ich tausch' das Wasser gegen ein Bier!

Auf keinen Fall! - Krieg ich eins?

Aber ich kann Dir aber kein Wasser dafür geben.

Ich geb Dir nen Handschlag dafür!

Selbst das ist zu viel!

Und guck, das sind besoffene Leute.

Nüchtern hätte er das nicht gemacht, aber so sagt er: “Komm hier, Dicker, nimm, korrekt!”

Und nach dem vierten Bier bricht dann das absolute Chaos aus.

Ich bin von sechs Typen umkreist, werde dauernd angebaggert

und Hubi ist auch zu nichts mehr zu gebrauchen.

Meinste ich werd hier Spaß haben auf Malle?

Haha, genau das ist nämlich das Ding!

Schwester, wenn Du nicht mit mir kommst, dann nicht!

Hallo! Madame redet!

Lasst sie aussprechen, sie rastet gleich aus!

Ich raste wirklich gleich aus!

Ganz wirr! Ganz wirr!

I speak german fluently….

Aber scheiß drauf, Malle ist nur einmal im Jahr!

Jawoll! Jawoll, Junge!!!

Songtext: "Ich brauch' kein Realismus und kein eiskaltes Kalkül.

Was ich brauche, ist ein spontanes Glücksgefühl.

Ernste Themen wird es bis ans Ende aller Tage geben.

Heute hätte ich aber viel lieber mal wieder einfach nur ein schönes Leben."

Hast Du neue Freunde gefunden?

Ich hab' neue Freunde gefunden. Das sind Bauernmädchen und Bauernjungs, 24 Stück,

steht zumindest auf dem Sticker, der mir gerad hierhin geklebt wurde.

Und deswegen wollt' ich jetzt mal fragen, wie das hier aussieht.

Darf ich mal euren Herpes versuchten Tequilla probieren?

Ja, das ist aber Sangria.

Eine Sache muss ich zugeben:

So locker flockig, wie Hubi jetzt neue Freunde findet, bin ich nicht.

Ich brauche definitiv länger um mit Leuten warm zu werden.

Und dann kommt auch noch mein Lieblingsgespräch.

Ne, mir schmeckt's nicht.

Aber das ist für mich voll komisch, warum trinkt man's, wenn's einem nicht schmeckt?

Ne.

Und was ist so geil am besoffen sein?

Sach mal!

Wir haben hier drei Lehrerinnen, Bänkerinnen,

Sparkasse .... ,

International Business Studiengang, Grundschullehramt Studiengang,

also effektiv sehen wir hier: die ganze Gesellschaft säuft!

Und warum? Weil et Spaß macht!

Und womit? Mit Recht!

Ey Leute, viel Spaß noch, ne? Bye, Bye!

Hubi, ich will nach Hause!

Ich kann nicht mehr!

Also es ist alles nett, alle sind nett.

Hast Du nicht gesehen, wie wunderschön dieses Mädchen war?

Ja, hab ich gesehen!

Ooohhh..o

Dann kann ich ja jetzt eigentlich nach Hause gehen und Du machst den Rest.

Nein, ich mach nicht den Rest, weil ich bin ja besoffen

und es ist wirklich sehr interessant zu sehen, wie das so nüchtern abläuft.

Kriegst Du das mit?

Deswegen sprich auch viel in die Kamera!

Danke für die Instruktionen, Hubi!

Bitte mach das viel!

Danke für die Instruktion.

Deine Perspektive zählt…

Gülseren, Du bist ein ganz wunderbarer und ganz ganz wichtiger Mensch

In dieser Reportage!

Deswegen musst Du viel erzählen, DU musst mir ganz viel erzählen und wir gehen jetzt mal schön in Megapark!

Ey, wir stecken die Kamera ein!

Übrigens: Für die meisten Diskos gibt es keine Drehgenehmigung.

Außer man begleitet einen Sänger wie Peter Wackel.

Ich grüße dich, der Peter, hi!

Hallo!

Claudia, meine Frau!

Hallo, Hi!

Grüß dich!

Hubertus, Hallo!

Hubertus… Und?

Florian, moin! Grüß dich!

Schöne Zeit, ne?

Ja...

Ok, das war jetzt nicht so ganz die Wahrheit.

Hier sind wirklich alle hackedicht und in Partylaune.

Peter Wackel tritt gleich auf, vorher reden wir Backstage über seine Songs.

Bei ihm geht es häufig nur ums Saufen:

"Nüchtern bin ich so schüchtern", "Party, Palmen, Weiber und ein Bier",

"Endlich wieder Alkohol", "Scheißegal besoffen", um nur ein paar zu nennen.

Und warum handeln viele Deiner Songs von Alkohol?

Für jedes Volksfest, für jede Party…

Ich brauch' nicht sagen: “Wir trinken Spezi und fühlen uns so wohl”, oder so.

Warum nicht?

Ja, weils keiner hören will!

Aber warum will man's nicht hören?

Weil's keiner hören will, weil's keine Partymusik ist!

Du gibst natürlich auch Vollgas.

Die meisten Hemmungen entstehen doch, weil man ja doch etwas schüchtern ist

und das kommt im Alkohol raus.

Das ist ja der ganze Spaß dabei. Warum gehen Menschen weg?

Warum trinken sie Alkohol? Hauptsache es knallt, ne?

Und er fragt mich, warum die Menschen Alkohol trinken, merkst du das?!

Das gibts ja gar nicht! Komm, mein Profi-Alkoholiker, raus mit Dir.

Das ist ja unglaublich.

Peter Wackel versorgt mich großzügig mit hochprozentigem Treibstoff.

Mehr, als ich wollte.

Getrunken wird er trotzdem. Von mir zumindest.

Der Korn scheppert mich weg, aber tut seinen Dienst. Ich bin besoffen.

Heide-Witzka der Kapitän, mir kann keiner was!

Ich bleibe bei Spezi. Und in Feierlaune komme ich nicht wirklich, würde lieber ins Bett gehen.

Das ist das Oberbayern auf Malle!

Aber Scheiß drauf, Malle ist nur einmal im Jahr!

Olé olé und Schalala

Ihr seid im Fernsehen!

Aber scheiß drauf, Malle ist nur einmal im Jahr!

Olé olé und Schalala

Ich weiß leider nicht mehr wie Du aussiehst, kenn nicht deinen Namen - Scheißegal! Besoffen!

Ich weiß leider nicht mehr wie Du aussiehst, kenn nicht deinen Namen - Scheißegal! Besoffen!

Boah, Gülseren, das mit Schweiß abwischen war etwas drüber, tut mir echt leid, aber ich war besoffen, sorry.

Du bist in einem Club von 300 Leuten umgeben und alle haben ausnahmslos Spaß! Nur Du nicht!

Du hattest gestern wirklich null Spaß?!

mh-mh.

Ich hätte das auch niemals feiern können gestern nüchtern, da wirste ja bekloppt.

Ganz ehrlich, geh mal in so einen Laden rein, das ist doch stumpf ohne Ende. Gehirnamputiert!

Aber Du bist gut abgegangen?

Ja, auf jeden Fall. Ganz, ganz billig!

Ich hab' mir Gedanken über dieses "spaßbefreit" gemacht

und was Leute eigentlich jetzt über mich denken, was Du gestern erzählt hattest, dass man sich Gedanken macht.

Und die macht man sich, wenn man nicht trinkt natürlich noch viel mehr, weil man so denkt:

Was denken die jetzt?!

Gülseren ist cool! Auch wenn sie nicht trinkt, sie ist trotzdem cool!

Hört auf mit euren Hasskommentaren und hört auf, sie zum Alkohol zu verführen, lasst das!

Sie lebt sehr gesund und hat dadurch einige Vorteile.

Was sind denn meine Vorteile?

Alter!

Yo Alter, diese Feierei macht einen echt fertig.

Vor allem der Alkohol. Und damit meine ich keinen Kater, sondern zerstörte Existenzen.

Zuhause in 50825 Köln-Ehrenfeld, Mittwoch, 11 Uhr morgens, mein Lieblingspark.

Moin, darf ich mich zu euch setzen?

Klar, gerne.

Ich geb auch einen aus, wenn ihr wollt.

Ach, brauchste nicht. Wir sind versorgt.

Ich arbeite gerade an einem Film über Alkohol…

Über Alkohol wie man sieht!

Ja, also wir haben kein Problem mit'm Alkohol.

Die Probleme einfach weggelacht.

Boah, dass Du diesen Korn so pur trinken kannst, das ist ja Wahnsinn.

Probier doch mal!

Guck mal, der ist noch zu.

Der ist auch noch kalt!

Diesmal trinke ich Korn, um das Vertrauen der Leute zu gewinnen.

Cola Whisky oder so.

Ja, der haut weg. Aber so auf'n Tag? Also ein Bier auf'n Tach, schön in der Sonne und so,

aber das kann ich nicht genießen, weißte?!

Aber um Genuss geht's hier auch nicht mehr.

Drei Stück am Tag!

Drei Flachmänner Korn am Tag, trinkt Else, 70 Jahre alt, Rentnerin.

Sie sagt, sie ist mit Korn aufgewachsen.

Aber überlebt, ne?

Früher war sie Politesse bei der Stadt Köln, dann Streetworkerin und Kiosk-Besitzerin.

Ihr Trink-Kumpane ist Dirk, 46, arbeitslos.

Du möchtest Dir die Welt schöntrinken, aber Du kannst sie Dir nicht schöntrinken! Kannst Du nicht!

Aber trotzdem macht man's, ne? - Ja, siehst'e ja an mir!

Und an mir auch ein bisschen.

Hier fühl ich mich wohl - einmal versuchen wir's noch mit dem Schönsaufen

Songtext: "Heute schütte ich mich zu, denn ich hab' auch allen Grund dazu!

Mit Gefühl Schubidu, schütt' ich mich heut zu!"

50825 Köln Ehrenfeld, represent! 14:31 Uhr!

Nüchtern betrachtet ist die Lage natürlich beschissen.

Vier Stunden trinke ich hier mit Leuten, die nicht immer hier saßen.

Früher Häuser, Beziehungen, Geld - und immer Alkohol.

Heute bleiben Schuldenberge, Todesfälle und ganz viel Einsamkeit. Und was bleibt in der Einsamkeit?

Songtext: "Alkohol ist dein Sanitäter in der Not Alkohol ist dein Fallschirm und dein Rettungsboot!

Alkohol ist das Drahtseil, auf dem du stehst. Alkohol ist das Schiff mit dem du untergehst."

Bist Du Alkoholiker, gehst Du unter. Von den Park-Alkis hier bist Du ganz weit weg, glaubst Du.

Aber die Droge, die Du und ich konsumieren, ist die gleiche und wirkt in jedermanns Gehirn.

Ob Korn, Kölsch oder Jacky-Cola. Ob arbeitslos oder Professor, Stichwort Suchtgedächtnis.

Beileibe keine Wissenschaft.

Das macht dich immer wieder wach, das Suchtgedächtnis! Das erinnert dich immer wieder

Weil… aus dem einfachen Grund, nicht an die schlechten Sachen, nur an die Positiven!

Ne, wenn Du besoffen bist, ist doch alles gut!

Und das meine ich damit! An die positiven Sachen.

Immer nur hier: "Och Hallo mir geht's doch gut, mir kann keiner was und Heidewitzka, der Kapitän und hier und, und, und…"

Du bist dann in einem Rausch, wo Du im ersten Moment glaubst, Dir geht's gut.

Aber nein, es ist komplett das Gegenteil der Fall!

Alkohol ist die schlimmste Droge, die schlimmste Droge, die es gibt.

Das erzählt mir Dirk, der mehrere Therapien gemacht hat und trotzdem wieder trinkt.

Weil Sucht kein Zuckerschlecken ist - und das Leben draußen viel härter ist als in Therapie.

Da bist Du unter der Käseglocke, Du bist geschützt.

Machst Deinen Küchendienst…

Machst deinen Küchendienst, genau.

Du hast Deine Arbeit und machst und tust.

Da biste in einem geschützen Umfeld.

Aber wenn Du draußen bist, da geht der richtige Dschungel los.

Und da musst Du gucken, wie Du zurecht kommst.

Und das ist wirklich schwer!

Vom allerfeinsten schwer!

Und vor allen Dingen, wenn Du keine Arbeit, keine Beschäftigung hast.

Ich bin wieder voll drauf! Wieder voll drauf!

Der Alkohol kompensiert etwas - wie jedes andere Suchtmittel auch.

Bist Du süchtig, zeigt sich ein Grundproblem.

Jo, ab dafür. Tschüsschen!

Ein Grundproblem, das tief in Dir selbst steckt - und nicht in der Flasche.

Während Hubi sich mal wieder die Hucke vollsäuft, treffe ich Holger in Bremen.

Er hat dem Alkohol abgeschworen.

Hallo, Gülseren Ölcüm, Hallo, freut mich.

Vielen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen!

Ja, gerne!

Auch Holger hat Rückfälle und einige Therapien hinter sich, ist jetzt seit 1 ½ Jahren trocken.

Früher arbeitete er als Manager in den USA und Fernost, so sagt er,

zurück in Deutschland wurde er obdachlos, berappelte sich, schreibt heute Bewerbungen.

Kompletter Neustart also.

Du hast jeden Tag getrunken?

Nein nicht jeden Tag. Ich hab vielleicht zwei dreimal die Woche, dann aber auch ordentlich.

Am Wochenende sowieso.

Also das du immer am nächsten Morgen einen Kater hattest? Oder immer dich abgeschossen hast?

Ich war ja noch jünger und ich bin dann nach Hause gefahren,

hab' ein paar Stunden geschlafen, hab' geduscht und dann war die Welt wieder in Ordnung.

Aber das kann man nur bis zu einem gewissen Alter machen und dann ist das irgendwann vorbei.

Ich war so tief unten, tiefer geht's nicht.

Was meinst du mit tief unten?

Ich habe alles verloren. Ich hatte ne Ehe in den USA, die ist in die Brüche gegangen.

Wegen dem Alkohol?

Ja auch wegen des Alkohols. 80% war sicherlich der Alkohol.

Weil deine Frau gesagt hat, sie will unter diesen Umständen nicht mehr mit dir zusammen sein,

du bist nur besoffen und so?

Genau. Aber sie hat sich auch nie damit befasst, die Hintergründe aufzuklären.

Oder in mich hineinzuhorchen und zu sagen, was vielleicht das Problem sein könnte.

Und was war das Problem?

Das Problem sind Kindheitserlebnisse und Traumata,

die tief in einem schlummern und die man selbst so nicht erkennt.

Deswegen sind ja Therapien wichtig.

Man sagt nach einer Therapie, wenn man genügend Abstand hat:

Das erste Glas braucht der Kopf, den Rest der Flasche braucht der Körper!

Holger ist jetzt Stammgast beim Freizeittreff Hibiduri, einer Anlaufstelle für Suchtkranke.

Hier gibt es nur Cola, Fanta, Wasser, Tee und Kaffee.

Keine Drogen weit und breit. Ein komplett neues Umfeld also.

Holger hat über 40 Jahre getrunken. Nach der Therapie wurde für den 61-jährigen alles anders.

Dann kommt man aus so einer Therapie raus und weiß, ich trinke nie wieder Alkohol.

Was denkt man denn danach? Weil es war ja ein kontinuierlicher Begleiter von dir….

Ja, das mit sich selbst fertig werden, das ist ein ganz markanter Punkt in der Geschichte.

Wenn man einen Weg beschreitet, der schwierig und uneben ist, dann gibt es verschiedene Komponenten.

Das ist Verunsicherung, das ist Veränderung vor allen Dingen der sozialen Verhältnisse.

Man muss sein komplettes Netzwerk und soziales Umfeld vermutlich ändern.

Und das wird einem in einer Therapie, wenn man sie bewusst macht, auch ganz klar vor Augen geführt.

Das heißt nach der Therapie hast du bei null angefangen.

Ja, absolut bei Null.

Holger hat mit seiner Vergangenheit, mit vielen Freunden gebrochen.

Aber vom Alkohol ganz weg zu kommen - ist gar nicht so einfach.

Hast Du jetzt Freunde, die Alkohol konsumieren?

Ja, ich habe viele Freunde und ich habe auch viele Leute, wo ich versucht habe schon zu helfen,

weil sie wieder an der Flasche sind.

Die haben die Kurve nicht gekriegt, weil sie auch nicht wollten.

Mann muss auch Willenskraft irgendwann haben.

Von Willenskraft habe ich in Köln kaum etwas gespürt.

Hier liegt die Flinte längst im Korn.

Oder Else, wie wärs mit Therapie?

Wofür?

In zwei Jahren oder wat beguck' ich die Radieschen von unten.

Warum soll ich der Krankenkasse da noch Therapiekosten aufladen, oder sowas?!

Feierabend.

Es ist vier Uhr nachmittags und die 70-Jährige Rentnerin besoffen und zufrieden.

Du musst jetzt auch mal was essen, oder?

Ja, genau!

Und nach - wieviel hast du jetzt drin? Eineinhalb Korn oder wat? - ja, jetzt könn' wa' auch mal was essen.

Zuhause bei Else warten die Katze, der Herd, der Korn und die Einsamkeit.

Ihr lieben, es war schön mit euch!

Yo… Else, lass Dich drücken.

Machet joot!

Auf Wiedersehen!

Das ist ja schon ne Gemeinschaft, ne?

Also eine vergessene Gemeinschaft im Grunde, die man so nicht wahrnimmt.

Eine ganz normale soziale Peergroup, die sich so untereinander stützt und füreinander da ist

und vielleicht auch jeder an der Flasche hängt, auf jeden Fall, offensichtlich.

Aber jut, so is dat.

Ich bin mittlerweile auch ein bisschen besoffen, jetzt gehen wir mal zu ‘nem Kollegen von mir.

Der hat da ne Bar, vielleicht ist der da schon irgendwas am aufbauen.

Da kann man noch ein Bier abstauben!

Unsereiner trinkt ja eher in Bars. Hier ist heute geschlossene Gesellschaft, also schon nachmittags…

Stress!

Und dazu Alltagssorgen von Gastronomen.

Und dann der Kühlschrank wird kaputt und das Auto….

Das ist Aline, die Frau von Basti, dem Wirt, meinem Kollegen.

Ja, ich zapf zuerst mal ein Bierchen, oder?

Ja, jetzt hab ich einmal angefangen, ne?

Ja, ich merk schon, Du bist mir weit voraus!

Mit Dir nochmal ein Bierchen zu trinken!

Nicht das erste Mal, dass wir hier schon am nachmittags trinken.

Nur stößt diesmal ein Kameramann mit an.

Und während wir so dasitzen, baut Aline im Hintergrund auf und kriegt die Krise,

stürmt raus und ruft - “Ich brauch mal ein Bier, ich muss mich beruhigen”.

Trinken bei der Arbeit - sind wir vier jetzt alle Alkoholiker?

Ein bisschen schon, oder?

Vielleicht haben wir einfach nicht die Alternative gelernt.

In anderen Kulturen isst man dann ein bisschen Curry oder bufft sich halt man einen.

Oder versucht das über die Ernährung wett zu machen.

Auch dieses entspannt sein, dass man vielleicht sich hinsetzt und Yoga macht oder was auch immer.

Ich glaube bei uns ist es halt einfach dieser Griff zur Flasche. Damit sind dann erstmal die Probleme weg.

Das ist bei uns ganz groß. Da muss man dann wieder nach den Ursachen forschen.

Die Ursache ist, zuerst mal dass es in diesem Ausmaß angeboten wird.

Gebraut nach dem Deutschen Reinheitsgebot seit Achtzehnhundert ...

Basti sagte mir noch noch, er als Kneipier sei ein Drogendealer und nichts anderes.

Die Droge ist überall - ob hinter der Bar oder im Kiosk.

Süffig, spritzig, frisch. 500 Millionen Euro pumpt die Industrie in die Werbung. Jedes Jahr.

3,5 Milliarden Euro Steuer-Einnahmen. Jedes Jahr.

Wirtschaftsfaktor Alkohol. Auch mein Stammkiosk lebt zu über 50% von dem Stoff.

Wenn auch mit fadem Beigeschmack.

Vorhin war zum Beispiel einer da, der war wirklich sehr alkoholabhängig,

der konnte kaum auf den Beinen stehen, der hat mir irgendwo leid getan.

Aber der hat sein Mixery mitgenommen und ist dann schaukelnd wieder weggegangen.

Aber dann verkauft man schon. Es ist jetzt nicht so, dass man sag: Ah, du …

Da hatte ich schon ein schlechtes Gewissen, aber wenn du ihm sagst,

komm hör auf damit, dann wird er sowieso nicht auf mich hören.

Das würde ja auch nicht gehen.

So Leute, Schnitt. Schluss jetzt.

Heidewitzka, der Kapitän. Ich bin besoffen, mir kann keiner was!

Der Tag endet sorgenfrei mit Kumpel Hassan.

Du bist ja gar nicht hier.

Ich wollte eine Zigarette rauchen.

Es ist schwer eine Trennlinie zu ziehen, bin ich jetzt Alkoholiker, weil ich hier um 17.00 Uhr besoffen sitze?

Und mir mal day drinking gönne? Oder ist das mal ok?

Oder ist es schon problematisch, wenn man regelmäßig in ne Bar geht und feiern geht und trinkt?

Ich weiß es nicht. Das sind alles so ungeklärte Fragen.

Dementsprechend geh ich mal in eine Einrichtung und lass das abklären.

Ich gehe nämlich jetzt mal zur Caritas.

Songtext: "Wenn man nach tagelangem Trinken wieder nüchtern wird, dann ist das meistens gar nicht so schön.

Da wird man fahrig, zittrig, welk vor seinen Richter geführt

und muss sich ganz schön viele Peinlichkeiten eingestehen."

Die Suchtberatung ist meine Rache für Malle.

Und Hubi jetzt schön aufpassen.

Von daher ist das auch ein Punkt, wo sie stark gefährdet sind

und da auch, ja, auch ne Behandlung bräuchten.

Besser jetzt als später.

Ohne Scheiß?

Ja, ohne Scheiß.

Okay Leute, bis hierhin war's ja ganz witzig,

aber dieser Suchtberater sagt mir gerade, ich habe ein Alkohol-Problem.

Denn: Ich trinke mehr als früher, um voll zu sein.

Ich fühle mich wohl und locker, wenn ich blau bin.

Ich bin manchmal verkatert, also entzügig.

Und ich weiß nicht mehr genau, wie viel ich trinke, wenn ich trinke.

Kontrollverlust. Aber wer zählt schon seine Drinks?

Ist doch ganz normaler Drogenkonsum.

Also ich würde jetzt nicht sagen, dass es ein Problem ist mein Konsum in meinem Alltag.

Gleichzeitig weiß ich, dass so ein Suchtgedächtnis auch angefixt wird und so.

Und je nachdem was, keine Ahnung, in 10, 20, 30 Jahren passiert,

wenn es eine schwere Krise gibt, dass mein Suchtgedächtnis mich ja schon antriggern würde,

von wegen: So, jetzt trink mal.

Oder nimm irgendwas anderes, wie auch immer.

Was ja die Frage ist, ob nicht die Leute, die in meinem Konsummuster sind,

alle gefährdet sind im Alter irgendwie abzurutschen damit.

Ja, bei dem Konsummuster sind sie gefährdet. Auch andere.

Weil sie ja wenige Kontrolle haben. Im Moment glauben sie noch, sie haben die Kontrolle darüber.

Aber das ist ein Irrglaube.

Was sie jetzt noch kontrollieren können, ist immer besser als wenn sie alles kontrollieren müssen später.

Songtext: “Wir drücken das Gaspedal zu Boden, fahren mit Vollgas Richtung Abgrund,

doch solange wir nicht fallen, können wir uns sagen:

Bis hierher lief's noch gut! Bis hierher lief's noch gut!

Alkohol - Besoffen am Ballermann, verkatert zur Suchtberatung الكحول - في حالة سكر في باليرمان ، يتوق للحصول على المشورة بشأن الإدمان

Junge, wat ham wir gesoffen gestern… Boy, what did we drink yesterday...

Und normal, haben ja auch den Webvideopreis gewonnen. And normal, have also won the web video award.

Nee, warte mal, Webvideopreis ist länger her.

War das Malle oder der billige Fusel aus dem Park?

Ich bin Alkoholiker. Das ist ein schleichender Prozess.

Woher kommt mein Kater?

Und woher kommt der Einkaufswagen?

Und warum riechts hier nach Schwarzpulver?

Achso…

Keine Party ohne Exzess. Ist das schon ein Problem?

Dann sind sie schon stark gefährdet, eine Abhängigkeit zu bekommen

oder vielleicht haben sie die auch schon.

Stark gefährdet? Oha!

Okay, okay, okay, war vielleicht ein bisschen viel in letzter Zeit.

Vor allem diese scheiß Kurzen.

Junge, Junge, Junge.

Also das ist offensichtlich ein Sauf-Film

und den seht ihr jetzt.

Und dass ich zu viel trinke, hat mir dieser Film gezeigt bei den Dreharbeiten.

Und das hat mir meine Kollegin Gülseren eh immer schon gesagt. وقد أخبرني زميلي جولسيرين بذلك دائمًا.

Ich weiß, dass Alkohol schlecht ist…

Ja und du bagatellisierst das die ganze Zeit! نعم وأنت تقلل من شأن ذلك طوال الوقت!

Nein, ich bagatellisiere das nicht.

Doch, Du redest Dir das die ganze Zeit schön

und sagst immer “Lächerlich dies!”, “Lächerlich das!”.

Ey, das ist ja schlimmer als mit meiner Mutter zu diskutieren.

In der Redaktion wird mir klar:

Nicht-Trinkerin Gülseren braucht eine Fortbildung zum Thema Alkohol.

Also los.

Willkommen auf Mallorca!

Aber Du hast eben gesagt, Du willst jetzt möglichst schnell besoffen sein. Warum? لكنك قلت للتو أنك تريد أن تثمل في أسرع وقت ممكن. لماذا؟

Korrekt!

Warum?

Ja, weil dann ist man auch mehr in dem Mood wie die Leute hier um uns herum!

Boah ey, alle besoffen hier und ich die einzige Nüchterne mit meinem Wasser. توقف ، الجميع في حالة سكر هنا وأنا الوحيد الرصين بماءي.

Danke Hubi!

Ich tausch' das Wasser gegen ein Bier!

Auf keinen Fall! - Krieg ich eins?

Aber ich kann Dir aber kein Wasser dafür geben.

Ich geb Dir nen Handschlag dafür!

Selbst das ist zu viel!

Und guck, das sind besoffene Leute.

Nüchtern hätte er das nicht gemacht, aber so sagt er: “Komm hier, Dicker, nimm, korrekt!”

Und nach dem vierten Bier bricht dann das absolute Chaos aus.

Ich bin von sechs Typen umkreist, werde dauernd angebaggert أنا محاط بستة رجال ، أتعرض للضرب باستمرار

und Hubi ist auch zu nichts mehr zu gebrauchen.

Meinste ich werd hier Spaß haben auf Malle?

Haha, genau das ist nämlich das Ding!

Schwester, wenn Du nicht mit mir kommst, dann nicht!

Hallo! Madame redet!

Lasst sie aussprechen, sie rastet gleich aus! دعها تتحدث ، إنها على وشك أن تفزع!

Ich raste wirklich gleich aus! أنا حقًا مرعبة!

Ganz wirr! Ganz wirr!

I speak german fluently….

Aber scheiß drauf, Malle ist nur einmal im Jahr!

Jawoll! Jawoll, Junge!!!

Songtext: "Ich brauch' kein Realismus und kein eiskaltes Kalkül.

Was ich brauche, ist ein spontanes Glücksgefühl.

Ernste Themen wird es bis ans Ende aller Tage geben.

Heute hätte ich aber viel lieber mal wieder einfach nur ein schönes Leben."

Hast Du neue Freunde gefunden?

Ich hab' neue Freunde gefunden. Das sind Bauernmädchen und Bauernjungs, 24 Stück,

steht zumindest auf dem Sticker, der mir gerad hierhin geklebt wurde.

Und deswegen wollt' ich jetzt mal fragen, wie das hier aussieht.

Darf ich mal euren Herpes versuchten Tequilla probieren?

Ja, das ist aber Sangria.

Eine Sache muss ich zugeben:

So locker flockig, wie Hubi jetzt neue Freunde findet, bin ich nicht. أنا لست فضفاضًا ورقيقًا مثل Hubi يصنع صداقات جديدة الآن.

Ich brauche definitiv länger um mit Leuten warm zu werden.

Und dann kommt auch noch mein Lieblingsgespräch.

Ne, mir schmeckt's nicht.

Aber das ist für mich voll komisch, warum trinkt man's, wenn's einem nicht schmeckt?

Ne.

Und was ist so geil am besoffen sein?

Sach mal!

Wir haben hier drei Lehrerinnen, Bänkerinnen,

Sparkasse .... ,

International Business Studiengang, Grundschullehramt Studiengang,

also effektiv sehen wir hier: die ganze Gesellschaft säuft!

Und warum? Weil et Spaß macht!

Und womit? Mit Recht!

Ey Leute, viel Spaß noch, ne? Bye, Bye!

Hubi, ich will nach Hause!

Ich kann nicht mehr!

Also es ist alles nett, alle sind nett.

Hast Du nicht gesehen, wie wunderschön dieses Mädchen war?

Ja, hab ich gesehen!

Ooohhh..o

Dann kann ich ja jetzt eigentlich nach Hause gehen und Du machst den Rest.

Nein, ich mach nicht den Rest, weil ich bin ja besoffen

und es ist wirklich sehr interessant zu sehen, wie das so nüchtern abläuft.

Kriegst Du das mit?

Deswegen sprich auch viel in die Kamera!

Danke für die Instruktionen, Hubi!

Bitte mach das viel!

Danke für die Instruktion.

Deine Perspektive zählt…

Gülseren, Du bist ein ganz wunderbarer und ganz ganz wichtiger Mensch

In dieser Reportage!

Deswegen musst Du viel erzählen, DU musst mir ganz viel erzählen und wir gehen jetzt mal schön in Megapark!

Ey, wir stecken die Kamera ein!

Übrigens: Für die meisten Diskos gibt es keine Drehgenehmigung.

Außer man begleitet einen Sänger wie Peter Wackel.

Ich grüße dich, der Peter, hi!

Hallo!

Claudia, meine Frau!

Hallo, Hi!

Grüß dich!

Hubertus, Hallo!

Hubertus… Und?

Florian, moin! Grüß dich!

Schöne Zeit, ne?

Ja...

Ok, das war jetzt nicht so ganz die Wahrheit.

Hier sind wirklich alle hackedicht und in Partylaune.

Peter Wackel tritt gleich auf, vorher reden wir Backstage über seine Songs.

Bei ihm geht es häufig nur ums Saufen:

"Nüchtern bin ich so schüchtern", "Party, Palmen, Weiber und ein Bier",

"Endlich wieder Alkohol", "Scheißegal besoffen", um nur ein paar zu nennen.

Und warum handeln viele Deiner Songs von Alkohol?

Für jedes Volksfest, für jede Party…

Ich brauch' nicht sagen: “Wir trinken Spezi und fühlen uns so wohl”, oder so.

Warum nicht?

Ja, weils keiner hören will!

Aber warum will man's nicht hören?

Weil's keiner hören will, weil's keine Partymusik ist!

Du gibst natürlich auch Vollgas.

Die meisten Hemmungen entstehen doch, weil man ja doch etwas schüchtern ist

und das kommt im Alkohol raus.

Das ist ja der ganze Spaß dabei. Warum gehen Menschen weg?

Warum trinken sie Alkohol? Hauptsache es knallt, ne?

Und er fragt mich, warum die Menschen Alkohol trinken, merkst du das?!

Das gibts ja gar nicht! Komm, mein Profi-Alkoholiker, raus mit Dir.

Das ist ja unglaublich.

Peter Wackel versorgt mich großzügig mit hochprozentigem Treibstoff.

Mehr, als ich wollte.

Getrunken wird er trotzdem. Von mir zumindest.

Der Korn scheppert mich weg, aber tut seinen Dienst. Ich bin besoffen.

Heide-Witzka der Kapitän, mir kann keiner was!

Ich bleibe bei Spezi. Und in Feierlaune komme ich nicht wirklich, würde lieber ins Bett gehen.

Das ist das Oberbayern auf Malle!

Aber Scheiß drauf, Malle ist nur einmal im Jahr!

Olé olé und Schalala

Ihr seid im Fernsehen!

Aber scheiß drauf, Malle ist nur einmal im Jahr!

Olé olé und Schalala

Ich weiß leider nicht mehr wie Du aussiehst, kenn nicht deinen Namen - Scheißegal! Besoffen!

Ich weiß leider nicht mehr wie Du aussiehst, kenn nicht deinen Namen - Scheißegal! Besoffen!

Boah, Gülseren, das mit Schweiß abwischen war etwas drüber, tut mir echt leid, aber ich war besoffen, sorry.

Du bist in einem Club von 300 Leuten umgeben und alle haben ausnahmslos Spaß! Nur Du nicht!

Du hattest gestern wirklich null Spaß?!

mh-mh.

Ich hätte das auch niemals feiern können gestern nüchtern, da wirste ja bekloppt.

Ganz ehrlich, geh mal in so einen Laden rein, das ist doch stumpf ohne Ende. Gehirnamputiert!

Aber Du bist gut abgegangen?

Ja, auf jeden Fall. Ganz, ganz billig!

Ich hab' mir Gedanken über dieses "spaßbefreit" gemacht

und was Leute eigentlich jetzt über mich denken, was Du gestern erzählt hattest, dass man sich Gedanken macht.

Und die macht man sich, wenn man nicht trinkt natürlich noch viel mehr, weil man so denkt:

Was denken die jetzt?!

Gülseren ist cool! Auch wenn sie nicht trinkt, sie ist trotzdem cool!

Hört auf mit euren Hasskommentaren und hört auf, sie zum Alkohol zu verführen, lasst das!

Sie lebt sehr gesund und hat dadurch einige Vorteile.

Was sind denn meine Vorteile?

Alter!

Yo Alter, diese Feierei macht einen echt fertig.

Vor allem der Alkohol. Und damit meine ich keinen Kater, sondern zerstörte Existenzen.

Zuhause in 50825 Köln-Ehrenfeld, Mittwoch, 11 Uhr morgens, mein Lieblingspark.

Moin, darf ich mich zu euch setzen?

Klar, gerne.

Ich geb auch einen aus, wenn ihr wollt.

Ach, brauchste nicht. Wir sind versorgt.

Ich arbeite gerade an einem Film über Alkohol…

Über Alkohol wie man sieht!

Ja, also wir haben kein Problem mit'm Alkohol.

Die Probleme einfach weggelacht.

Boah, dass Du diesen Korn so pur trinken kannst, das ist ja Wahnsinn.

Probier doch mal!

Guck mal, der ist noch zu.

Der ist auch noch kalt!

Diesmal trinke ich Korn, um das Vertrauen der Leute zu gewinnen.

Cola Whisky oder so.

Ja, der haut weg. Aber so auf'n Tag? Also ein Bier auf'n Tach, schön in der Sonne und so,

aber das kann ich nicht genießen, weißte?!

Aber um Genuss geht's hier auch nicht mehr.

Drei Stück am Tag!

Drei Flachmänner Korn am Tag, trinkt Else, 70 Jahre alt, Rentnerin.

Sie sagt, sie ist mit Korn aufgewachsen.

Aber überlebt, ne?

Früher war sie Politesse bei der Stadt Köln, dann Streetworkerin und Kiosk-Besitzerin.

Ihr Trink-Kumpane ist Dirk, 46, arbeitslos.

Du möchtest Dir die Welt schöntrinken, aber Du kannst sie Dir nicht schöntrinken! Kannst Du nicht!

Aber trotzdem macht man's, ne? - Ja, siehst'e ja an mir!

Und an mir auch ein bisschen.

Hier fühl ich mich wohl - einmal versuchen wir's noch mit dem Schönsaufen

Songtext: "Heute schütte ich mich zu, denn ich hab' auch allen Grund dazu!

Mit Gefühl Schubidu, schütt' ich mich heut zu!"

50825 Köln Ehrenfeld, represent! 14:31 Uhr!

Nüchtern betrachtet ist die Lage natürlich beschissen.

Vier Stunden trinke ich hier mit Leuten, die nicht immer hier saßen.

Früher Häuser, Beziehungen, Geld - und immer Alkohol.

Heute bleiben Schuldenberge, Todesfälle und ganz viel Einsamkeit. Und was bleibt in der Einsamkeit?

Songtext: "Alkohol ist dein Sanitäter in der Not Alkohol ist dein Fallschirm und dein Rettungsboot!

Alkohol ist das Drahtseil, auf dem du stehst. Alkohol ist das Schiff mit dem du untergehst."

Bist Du Alkoholiker, gehst Du unter. Von den Park-Alkis hier bist Du ganz weit weg, glaubst Du.

Aber die Droge, die Du und ich konsumieren, ist die gleiche und wirkt in jedermanns Gehirn.

Ob Korn, Kölsch oder Jacky-Cola. Ob arbeitslos oder Professor, Stichwort Suchtgedächtnis.

Beileibe keine Wissenschaft.

Das macht dich immer wieder wach, das Suchtgedächtnis! Das erinnert dich immer wieder

Weil… aus dem einfachen Grund, nicht an die schlechten Sachen, nur an die Positiven!

Ne, wenn Du besoffen bist, ist doch alles gut!

Und das meine ich damit! An die positiven Sachen.

Immer nur hier: "Och Hallo mir geht's doch gut, mir kann keiner was und Heidewitzka, der Kapitän und hier und, und, und…"

Du bist dann in einem Rausch, wo Du im ersten Moment glaubst, Dir geht's gut.

Aber nein, es ist komplett das Gegenteil der Fall!

Alkohol ist die schlimmste Droge, die schlimmste Droge, die es gibt.

Das erzählt mir Dirk, der mehrere Therapien gemacht hat und trotzdem wieder trinkt.

Weil Sucht kein Zuckerschlecken ist - und das Leben draußen viel härter ist als in Therapie.

Da bist Du unter der Käseglocke, Du bist geschützt.

Machst Deinen Küchendienst…

Machst deinen Küchendienst, genau.

Du hast Deine Arbeit und machst und tust.

Da biste in einem geschützen Umfeld.

Aber wenn Du draußen bist, da geht der richtige Dschungel los.

Und da musst Du gucken, wie Du zurecht kommst.

Und das ist wirklich schwer!

Vom allerfeinsten schwer!

Und vor allen Dingen, wenn Du keine Arbeit, keine Beschäftigung hast.

Ich bin wieder voll drauf! Wieder voll drauf!

Der Alkohol kompensiert etwas - wie jedes andere Suchtmittel auch.

Bist Du süchtig, zeigt sich ein Grundproblem.

Jo, ab dafür. Tschüsschen!

Ein Grundproblem, das tief in Dir selbst steckt - und nicht in der Flasche.

Während Hubi sich mal wieder die Hucke vollsäuft, treffe ich Holger in Bremen.

Er hat dem Alkohol abgeschworen.

Hallo, Gülseren Ölcüm, Hallo, freut mich.

Vielen Dank, dass Sie sich Zeit nehmen!

Ja, gerne!

Auch Holger hat Rückfälle und einige Therapien hinter sich, ist jetzt seit 1 ½ Jahren trocken.

Früher arbeitete er als Manager in den USA und Fernost, so sagt er,

zurück in Deutschland wurde er obdachlos, berappelte sich, schreibt heute Bewerbungen.

Kompletter Neustart also.

Du hast jeden Tag getrunken?

Nein nicht jeden Tag. Ich hab vielleicht zwei dreimal die Woche, dann aber auch ordentlich.

Am Wochenende sowieso.

Also das du immer am nächsten Morgen einen Kater hattest? Oder immer dich abgeschossen hast?

Ich war ja noch jünger und ich bin dann nach Hause gefahren,

hab' ein paar Stunden geschlafen, hab' geduscht und dann war die Welt wieder in Ordnung.

Aber das kann man nur bis zu einem gewissen Alter machen und dann ist das irgendwann vorbei.

Ich war so tief unten, tiefer geht's nicht.

Was meinst du mit tief unten?

Ich habe alles verloren. Ich hatte ne Ehe in den USA, die ist in die Brüche gegangen.

Wegen dem Alkohol?

Ja auch wegen des Alkohols. 80% war sicherlich der Alkohol.

Weil deine Frau gesagt hat, sie will unter diesen Umständen nicht mehr mit dir zusammen sein,

du bist nur besoffen und so?

Genau. Aber sie hat sich auch nie damit befasst, die Hintergründe aufzuklären.

Oder in mich hineinzuhorchen und zu sagen, was vielleicht das Problem sein könnte.

Und was war das Problem?

Das Problem sind Kindheitserlebnisse und Traumata,

die tief in einem schlummern und die man selbst so nicht erkennt.

Deswegen sind ja Therapien wichtig.

Man sagt nach einer Therapie, wenn man genügend Abstand hat:

Das erste Glas braucht der Kopf, den Rest der Flasche braucht der Körper!

Holger ist jetzt Stammgast beim Freizeittreff Hibiduri, einer Anlaufstelle für Suchtkranke.

Hier gibt es nur Cola, Fanta, Wasser, Tee und Kaffee.

Keine Drogen weit und breit. Ein komplett neues Umfeld also.

Holger hat über 40 Jahre getrunken. Nach der Therapie wurde für den 61-jährigen alles anders.

Dann kommt man aus so einer Therapie raus und weiß, ich trinke nie wieder Alkohol.

Was denkt man denn danach? Weil es war ja ein kontinuierlicher Begleiter von dir….

Ja, das mit sich selbst fertig werden, das ist ein ganz markanter Punkt in der Geschichte.

Wenn man einen Weg beschreitet, der schwierig und uneben ist, dann gibt es verschiedene Komponenten.

Das ist Verunsicherung, das ist Veränderung vor allen Dingen der sozialen Verhältnisse.

Man muss sein komplettes Netzwerk und soziales Umfeld vermutlich ändern.

Und das wird einem in einer Therapie, wenn man sie bewusst macht, auch ganz klar vor Augen geführt.

Das heißt nach der Therapie hast du bei null angefangen.

Ja, absolut bei Null.

Holger hat mit seiner Vergangenheit, mit vielen Freunden gebrochen.

Aber vom Alkohol ganz weg zu kommen - ist gar nicht so einfach.

Hast Du jetzt Freunde, die Alkohol konsumieren?

Ja, ich habe viele Freunde und ich habe auch viele Leute, wo ich versucht habe schon zu helfen,

weil sie wieder an der Flasche sind.

Die haben die Kurve nicht gekriegt, weil sie auch nicht wollten.

Mann muss auch Willenskraft irgendwann haben.

Von Willenskraft habe ich in Köln kaum etwas gespürt.

Hier liegt die Flinte längst im Korn.

Oder Else, wie wärs mit Therapie?

Wofür?

In zwei Jahren oder wat beguck' ich die Radieschen von unten.

Warum soll ich der Krankenkasse da noch Therapiekosten aufladen, oder sowas?!

Feierabend.

Es ist vier Uhr nachmittags und die 70-Jährige Rentnerin besoffen und zufrieden.

Du musst jetzt auch mal was essen, oder?

Ja, genau!

Und nach - wieviel hast du jetzt drin? Eineinhalb Korn oder wat? - ja, jetzt könn' wa' auch mal was essen.

Zuhause bei Else warten die Katze, der Herd, der Korn und die Einsamkeit.

Ihr lieben, es war schön mit euch!

Yo… Else, lass Dich drücken.

Machet joot!

Auf Wiedersehen!

Das ist ja schon ne Gemeinschaft, ne?

Also eine vergessene Gemeinschaft im Grunde, die man so nicht wahrnimmt.

Eine ganz normale soziale Peergroup, die sich so untereinander stützt und füreinander da ist

und vielleicht auch jeder an der Flasche hängt, auf jeden Fall, offensichtlich.

Aber jut, so is dat.

Ich bin mittlerweile auch ein bisschen besoffen, jetzt gehen wir mal zu ‘nem Kollegen von mir.

Der hat da ne Bar, vielleicht ist der da schon irgendwas am aufbauen.

Da kann man noch ein Bier abstauben!

Unsereiner trinkt ja eher in Bars. Hier ist heute geschlossene Gesellschaft, also schon nachmittags…

Stress!

Und dazu Alltagssorgen von Gastronomen.

Und dann der Kühlschrank wird kaputt und das Auto….

Das ist Aline, die Frau von Basti, dem Wirt, meinem Kollegen.

Ja, ich zapf zuerst mal ein Bierchen, oder?

Ja, jetzt hab ich einmal angefangen, ne?

Ja, ich merk schon, Du bist mir weit voraus!

Mit Dir nochmal ein Bierchen zu trinken!

Nicht das erste Mal, dass wir hier schon am nachmittags trinken.

Nur stößt diesmal ein Kameramann mit an.

Und während wir so dasitzen, baut Aline im Hintergrund auf und kriegt die Krise,

stürmt raus und ruft - “Ich brauch mal ein Bier, ich muss mich beruhigen”.

Trinken bei der Arbeit - sind wir vier jetzt alle Alkoholiker?

Ein bisschen schon, oder?

Vielleicht haben wir einfach nicht die Alternative gelernt.

In anderen Kulturen isst man dann ein bisschen Curry oder bufft sich halt man einen.

Oder versucht das über die Ernährung wett zu machen.

Auch dieses entspannt sein, dass man vielleicht sich hinsetzt und Yoga macht oder was auch immer.

Ich glaube bei uns ist es halt einfach dieser Griff zur Flasche. Damit sind dann erstmal die Probleme weg.

Das ist bei uns ganz groß. Da muss man dann wieder nach den Ursachen forschen.

Die Ursache ist, zuerst mal dass es in diesem Ausmaß angeboten wird.

Gebraut nach dem Deutschen Reinheitsgebot seit Achtzehnhundert ...

Basti sagte mir noch noch, er als Kneipier sei ein Drogendealer und nichts anderes.

Die Droge ist überall - ob hinter der Bar oder im Kiosk.

Süffig, spritzig, frisch. 500 Millionen Euro pumpt die Industrie in die Werbung. Jedes Jahr.

3,5 Milliarden Euro Steuer-Einnahmen. Jedes Jahr.

Wirtschaftsfaktor Alkohol. Auch mein Stammkiosk lebt zu über 50% von dem Stoff.

Wenn auch mit fadem Beigeschmack.

Vorhin war zum Beispiel einer da, der war wirklich sehr alkoholabhängig,

der konnte kaum auf den Beinen stehen, der hat mir irgendwo leid getan.

Aber der hat sein Mixery mitgenommen und ist dann schaukelnd wieder weggegangen.

Aber dann verkauft man schon. Es ist jetzt nicht so, dass man sag: Ah, du …

Da hatte ich schon ein schlechtes Gewissen, aber wenn du ihm sagst,

komm hör auf damit, dann wird er sowieso nicht auf mich hören.

Das würde ja auch nicht gehen.

So Leute, Schnitt. Schluss jetzt.

Heidewitzka, der Kapitän. Ich bin besoffen, mir kann keiner was!

Der Tag endet sorgenfrei mit Kumpel Hassan.

Du bist ja gar nicht hier.

Ich wollte eine Zigarette rauchen.

Es ist schwer eine Trennlinie zu ziehen, bin ich jetzt Alkoholiker, weil ich hier um 17.00 Uhr besoffen sitze?

Und mir mal day drinking gönne? Oder ist das mal ok?

Oder ist es schon problematisch, wenn man regelmäßig in ne Bar geht und feiern geht und trinkt?

Ich weiß es nicht. Das sind alles so ungeklärte Fragen.

Dementsprechend geh ich mal in eine Einrichtung und lass das abklären.

Ich gehe nämlich jetzt mal zur Caritas.

Songtext: "Wenn man nach tagelangem Trinken wieder nüchtern wird, dann ist das meistens gar nicht so schön.

Da wird man fahrig, zittrig, welk vor seinen Richter geführt

und muss sich ganz schön viele Peinlichkeiten eingestehen."

Die Suchtberatung ist meine Rache für Malle.

Und Hubi jetzt schön aufpassen.

Von daher ist das auch ein Punkt, wo sie stark gefährdet sind

und da auch, ja, auch ne Behandlung bräuchten.

Besser jetzt als später.

Ohne Scheiß?

Ja, ohne Scheiß.

Okay Leute, bis hierhin war's ja ganz witzig,

aber dieser Suchtberater sagt mir gerade, ich habe ein Alkohol-Problem.

Denn: Ich trinke mehr als früher, um voll zu sein.

Ich fühle mich wohl und locker, wenn ich blau bin.

Ich bin manchmal verkatert, also entzügig.

Und ich weiß nicht mehr genau, wie viel ich trinke, wenn ich trinke.

Kontrollverlust. Aber wer zählt schon seine Drinks?

Ist doch ganz normaler Drogenkonsum.

Also ich würde jetzt nicht sagen, dass es ein Problem ist mein Konsum in meinem Alltag.

Gleichzeitig weiß ich, dass so ein Suchtgedächtnis auch angefixt wird und so.

Und je nachdem was, keine Ahnung, in 10, 20, 30 Jahren passiert,

wenn es eine schwere Krise gibt, dass mein Suchtgedächtnis mich ja schon antriggern würde,

von wegen: So, jetzt trink mal.

Oder nimm irgendwas anderes, wie auch immer.

Was ja die Frage ist, ob nicht die Leute, die in meinem Konsummuster sind,

alle gefährdet sind im Alter irgendwie abzurutschen damit.

Ja, bei dem Konsummuster sind sie gefährdet. Auch andere.

Weil sie ja wenige Kontrolle haben. Im Moment glauben sie noch, sie haben die Kontrolle darüber.

Aber das ist ein Irrglaube.

Was sie jetzt noch kontrollieren können, ist immer besser als wenn sie alles kontrollieren müssen später.

Songtext: “Wir drücken das Gaspedal zu Boden, fahren mit Vollgas Richtung Abgrund,

doch solange wir nicht fallen, können wir uns sagen:

Bis hierher lief's noch gut! Bis hierher lief's noch gut!