066 - Altes Eisen!
[ Intro ] Als ich feststellen musste, dass ich nach meinem Umzug rund einen halben Monat lang ohne Telefon und Internet sein werde, da war ich auch wieder mal – Gans ( ganz ) am Boden.
[ Musik: Gans am Boden ]
Bevor es los geht noch schnell eine Beichte des Tages: Loch gebohrt - Küche versenkt. Man sollte einer Feuerfliege mit Gänseambitionen grundsätzlich keine Werkzeuge überlassen.
Doch nun zum Anfang mal etwas aus der Politik. Der Klimagipfel hat in Bangkok stattgefunden. Und unser Merkelchen* hat brav nach seiner Partei "nein" zur Atomkraft gesagt. Obwohl die anderen hohlen Nüsse von dieser Vereinigung der irrigen Ansicht waren, dass die Kraft der Atömchen* das einzige Mittel gegen den CO2-Ausstoß sind. Haste ( Umgspr. Hast du ) fein gemacht, Angela. Ein echtes Fleißsternchen* fürs Klassenbuch. Kleb ich dir gleich rein. Ganz nebenbei hat man in Schlitzaugistan* beschlossen, dass sich als Ziel gesetzt wird, den CO2-Ausstoß bis zum Jahre 2050 um rund 50 Prozent zu verringern. Heißt im Klartext, dass der ganze Schmonzens* nur eine gute Willenserklärung ist und verpflichtet niemanden auch nur zu irgendetwas.
Abgesehen davon ist im Jahre 2050 keiner von diesen Beschließungsherrschaften mehr im Amt und somit können die sich heute mit Nichts in den schmierigen Pfoten ins Rampenlicht stellen und debil winkend in die Kamera grinsen. Während die mentalen Ersatz-Forrest-Gump-Anwärter der verblüfften Presse ihre Pseudo-Errungenschaften in die sonst bluttriefende Titelseite diktieren. Herzlichen Glückwunsch.
Aber mal ehrlich. 50 Prozent Verringerung des CO2-Ausstoß ( richtig: CO2-Ausstoßes ). Was ist das schon bis 2050? Wenn die Benzinpreissteigerung weiterhin so schnell geht wie bisher, dann reduziert sich der CO2-Ausstoß schon nächstes Jahr um mindestens 50 Prozent. Weil sich dann schon keiner mehr das flüssige Wunderzeugs leisten kann.
Die Oberlandesgerichts-Dummchen von Köln haben es mal wieder geschafft, der ganzen Welt zu beweisen, wie dämlich man Gesetze machen kann. Am 14.07.2008 hat das Oberlandesgericht Köln festgelegt, dass selbst die Navi-Funktion* meines Handys* im Auto verboten ist. Wie blöd ist dass denn? Kaum flüstert mir die elektronische Karten-Uschi* den rechten Trampelpfad in die entzündeten Öhrchen, schon habe ich wieder Einzelhaft verdient.
Das Herumfingern am Handy würde mich zu sehr ablenken. Wie niedlich. Wenn die Doofnüsse* weiterhin so entscheidungsfreudig sind wie bisher, verbieten sie bald kurze Röcke auf dem Bürgersteig, essen und trinken, sowie das Blinzeln mit den Augen. Und wer ans Radio fasst, um es lauter zu machen, wird sofort gerädert und gevierteilt*. Was dem dann passiert, der die Sonnenblende herunterklappt, will ich mir gar nicht ausmalen. Fakt ist aber, wenn mein Handy mir nicht den rechten Weg erklären darf, dann sind auch normale Navis verboten, denn auch für diese Geräte gilt, dass sie meinen Blick auf sich ziehen. Oder dürfen die etwa bleiben, weil sie ein größeres Display haben, hä? Denn dann müssten wir langsam Angst kriegen, dass wir bald Handys mit 19 Zoll Bildschirmen kriegen. Liebes Oberlandesgericht Köln, die Narrenzeit ist vorbei. Lasst euch also einschläfern.
[Musik]
Kennt Ihr dass? Ihr haltet Euch für "in den besten Jahren" und Eure Umwelt bezeichnet Euch schon als - alt? Als mein Schwager an seinem Geburtstag sein Motorrad parkte und anschließend den Kommentar zweier Jungs mitbekam "Eh, haste gesehen, was de' Opa für 'ne geile Karre nä?" ( Dialekt ) war er definitiv auch "Gans ( ganz ) am Boden". Und damals war er 30. Ich hingegen bin 40 und selbst das Bobberle von Fahrenheit 404 macht daraus 45. Um mich herum blühen und gedeihen faltenlose Zwanzigjährige und wenn mich mal ein jüngerer Mitbürger Zuhause besucht, dann ist das schon fast ein Fall von häuslicher Kragenpflege*. Quatsch. So ist das eigentlich gar nicht. Nur weil ich erwachsen wurde, bin ich doch noch lange nicht vermodert. Selbst Peter Pan ist mal erwachsen geworden und dem hat das auch nicht geschadet.
Sicher muss ich zugeben, dass ich mit 15 dachte, das Vierzigjährige alles nur spießige Klugscheisser* sind, die das Leben schon lange hinter sich haben und so langsam nach Erde riechen. Die bekommen dann morgens 'ne Kelle Granufink* um das Müsli, damit sie tagsüber nicht so stark entsaften, ihr wisst schon, Dörrobst-Effekt und so. Aber kaum ein paar Jahrzehnte später muss ich kleinlaut meine Meinung von damals relativieren. Ich bin zwar älter geworden und nicht mehr ganz so flink auf den Socken wie damals, aber ich brauche weder einen Rollator* bis zum Motorrad noch ein granufingiertes* Schüsselchen mit Frühstücks-Cerialien um am morgen aus der Bettpfanne zu kreuchen ( Umgspr: kriechen ). Meine Ansichten von früher stellen sich im Nachhinein als nicht ganz so ausgereift heraus. Und überhaupt – ich bin nicht alt. Will ich zumindestens ( Umgspr: korrekt ist "zumindest" ) nicht. Wenn ich aber daran denke, was ich so in der letzen Zeit zu Hause so anstelle, dann, na ja. Wie ich in der letzten Zeit schon des Öfteren erwähnt habe, ziehe ich gerade um. Das bedeutet, ich gehe arbeiten, komme nach Hause und Kernsaniere* ein bisschen in meiner neuen Wohnung herum. Und nachdem die Liesel und ich diese Prozedur rund drei Wochen hinter uns gebracht haben, haben wir auch schon etwas Neues gelernt. Ich bin alt. Mir tun Muskeln an Stellen weh, die ich nicht mal kannte. Ich brauche zwar immer noch kein Granufink, aber wenn das weiterhin so schnell geht mit meinem Altern, stelle ich mir bald doch schon mal ein paar Maxiwindeln und 'nen Rollator auf stand by ( aus dem englischen ). Für die Jugendlichen steht fest, dass jeder Mensch über 50 den Stempel "Uhu", also unter Hundert auf der Stirn trägt. Und ich als Vierzigjähriger schon so langsam auf der Liste derer bin, die jeden Morgen an sich riechen müssen, um festzustellen, ob der Körper nicht langsam nach Erde riecht. Nur damit ich mich noch rechtzeitig auf den Weg in die Kiste machen kann und nicht schon auf dem Weg in ( regional: korrekt ist "an" ) die Arbeit verwese. Und selbst meine Ansichten von einst unterlagen mittlerweile einer Modifikation. Früher mochte ich mal Chips und Bier. Heute jedoch habe ich gelernt, dass ein schöner Tagesabschluss auch mal von einem Stück Käse begleitet von einer Schale Rotwein geprägt sein kann. Aber natürlich ist die Sache mit dem verchipsten* Bierchen* noch heute noch ( ein "noch" ist zuviel hier ) der Renner. Damals mochte ich auch gerne laute Musik ( Aussprache hier ist Dialekt ) hören. Heute allerdings kann ich mir auch dazu die dazu passende Anlage leisten, die so richtig Bums* hat. Und dann hör ich manchmal leisere Lieder. Toll. Macht Sinn. Und während ich früher noch todesmutig mit den Disco-Rollern, so nannte man die, sagen wir mal, uralt Rollerblades* dann den steilen Berg um die Ecke herunter ballerte, überlege ich mir heute erst dreimal, was alles passieren könnte und ob da nicht doch von unten 'en ( Umgspr: ein ) Auto hochkommen kann. Ich glaube, dass man mit zunehmendem Alter zwar konservativere Gedanken entwickelt, aber gleichzeitig auch lernt, nicht mehr ganz so hektisch zu sein. Und viel überlegter zu handeln. Man kann sich auch mal beherrschen und sich Gedanken über später machen. Halt so Sachen wie "Welchen Friedhof nehme ich? ", "Welches Grab? ", "Helle oder dunkle Erde? ", "Sarg oder Urne?" Sag mal, habt ihr 'se ( Umgspr: sie ) noch alle? Ich bin vierzig. Und werde noch verdammt lange auf diesem Planeten mein Unwesen treiben. Ich knall halt mit 'em ( Umgspr: dem ) Moped immer noch über die Bahn und dreh im Auto die Anlage auf 80. Ich ziehe Sachen an, die mir gefallen und ziehe auch nächtelang durch Clubs. Und die Tatsache, dass ich dabei nicht unbedingt von einem Kindergartentrupp mit eingegelten Haaren und Baggy-Pants umspült werden will, zeichnet mich nur als denkenden Genussmenschen aus und nicht gleich als Krematoriums-Insassen-Anwärter.
Fakt ist, ich habe mich auch schon mal mit 18 Jahren alt gefühlt. Heute mit vierzig überkommt mich das Gefühl dann zwar schon mal des öfteren, aber wenn ich dann wieder nüchtern bin, kann ich wieder klar denken und werde mir bewusst, dass jeder, der sich gut fühlt, automatisch in den besten Jahren ist. Und so manche Realität, die mich heute wieder auf den Boden der Tatsachen holt, hat mich auch schon mit 18 Jahren alt aussehen lassen.
Warum ich heute über das Alter spreche? Hmm, ich wollte es nur eben schnell erledigen, damit ich's nicht altersbedingt vergesse. Man weiß ja nie.
Sodele*. Das hätten wir dann auch mal wieder. Bis zur nächsten Folge wird nun tatsächlich eine ganze Weile noch vergehen und ich hoffe, dass der Telefonanschluß am 15.08. auch wirklich kommt. Bis dahin lasst es Euch gut ergehen. Ah ja, es dauert zwar noch ein paar Tage, aber wer weiß, wann ich mal wieder ins Netz komme. Und ob überhaupt. In ein paar Folgen begeht der Dübel von Dübels Geistesblitz nämlich seine 100. Folge, zu der ich ihm auf diesem Weg recht herzlich gratulieren möchte. Wer schon mal dreistellig wird und dabei noch regelmäßig jede Woche 'ne echt klasse Folge auf die Beine stellt, hmhm, der beweist also, dass er zu den ganz Großen gehört. Und schon so lange dabei ist, dass er mit Fug und Recht zum alten Eisen gezählt werden kann. Hähähä. Alter Sack.
Transkription : Vera Ihrig
Erläuterung : Dialekt/Regional = Regional besondere Worte oder Aussprache. Werden nicht überall verstanden und sollten nicht so gesprochen werden. Umgspr = Umgangsprache. Wird nahezu in ganz Deutschland verwendet und ist überall verständlich.
* Merkelchen: Bundeskanzlerin Angela Merkel * Kraft der Atömchen = Atomkraft, verniedlicht * Fleißsternchen = In manchen Schulen bekommt man einen Aufkleber oder einen Stempel (meist ein Sternchen), wenn man fleißig war * Schlitzaugistan = Menschen mit schlitzförmigen Augen kommen aus Asien, also hier ist Asien gemeint. * Schmonzens = Abgeleitet von Schmonzes (Unsinn). Stammt aus dem Jiddischen. * Navi-Funktion = Navigations-Funktion * Handy = Mobiltelefon * Karten-Uschi = Uschi ist hier als Name für die Stimme eines Navigationsgerätes verwendet worden * Doofnüsse = Schimpfwort: Jemand wird als dumm bezeichnet * gerädert und gevierteilt = Foltermethoden im Mittelalter * Kragenpflege = Wortspiel für Krankenpflege (häusliche Krankenpflege) * Klugscheisser = Schimpfwort für jemanden, der sich wie jemand verhält, der alles besser weiß * Granufink = Medikament zur Stärkung der Blasenfunktion * Rollator = auch Gehwagen; ist die Bezeichnung für eine fahrbare Gehhilfe mit Rollen * granufingiertes = Kunstwort. Soll hier bedeuten, dass etwas Granufink zugesetzt wurde * Karnsaniere = Kunstwort für Kernsanierung, d.h. vollständige Sanierung. Alles wird von Grund auf erneuert. * verchipsten = von Chips begleitet * Bierchen = Bier, in der Umgangssprache regional verbreitet * Bums = Umgangssprachlich für etwas Großes, hier ist eine Musikanlage gemeint, die sehr laut ist und dröhnt * Rollerblades: Rollschuhe * Sodele = dialektische Verniedlichungsform von "so". Herzlichen Dank an Firefly für die freundliche Genehmigung, den Beitrag hier zu verwenden.