Sendung: tagesschau 01.06.2020 17:30 Uhr - Amerika kommt nicht zur Ruhe
Themen der Sendung: Amerika kommt nicht zur Ruhe: Proteste wegen Floyds Tod dauern an, Pfingsten lockt die Menschen ins Freie: Viele Touristen an der Ostsee, Krankschreibungen per Telefon ab jetzt nicht mehr möglich, Bundespräsident Steinmeier dankt Kindern und Eltern am Kindertag, Russland lässt trotz hoher Corona-Zahlen größere Lockerungen zu, Krawalle zwischen Bolsonaro-Anhängern und Gegnern in Brasilien, Verhüllungskünstler Christo mit 84 Jahren gestorben, Das Wetter
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Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen
mit der tagesschau.
Heute im Studio: Jens Riewa
Guten Tag, willkommen zur tagesschau.
In den USA dauern die Proteste
gegen Polizeigewalt und Rassismus an.
Die sechste Nacht in Folge
gingen Menschen in mehreren Städten
auf die Straßen -
trotz Ausgangssperren.
Friedliche Proteste schlugen um
in Gewalt und Plünderungen.
In Washington und 15 Bundesstaaten
wurde die Nationalgarde mobilisiert.
Auslöser der Proteste ist
der gewaltsame Tod eines Schwarzen
bei einem Polizeieinsatz
in Minneapolis.
Die Spuren sollen
schnellstmöglich beseitigt werden.
Aufräumarbeiten rund ums Weiße Haus.
Von US-Präsident Trump
heute keine Reaktion dazu,
nur ein Hinweis
auf die Wahl im November.
Dabei hatten auch gestern Menschen
in der Hauptstadt demonstriert,
erst friedlich, dann gereizter.
Ein Protest, der sich auch
gegen Trump richtet.
Alles, was Sie auf Twitter schreiben
oder was Sie sagen,
spricht von Gewalt und Hass.
Wir sind es müde, gehasst zu werden.
Je später, desto gewaltbereiter.
Ungeachtet der Ausgangssperre,
die viele Städte verhängt hatten.
Vor einer Woche starb George Floyd
durch Polizeigewalt.
Seitdem kommen die USA
nicht zur Ruhe.
In Floyds Heimatstadt Minneapolis
fuhr gestern ein Tankwagen
in eine Gruppe Demonstranten.
Die Hintergründe sind unklar.
Niemand wurde verletzt.
Der Fahrer ist verhaftet.
Der Polizeichef der Stadt weiß
um die Verantwortung der Polizei.
Wenn man ruhig zusieht,
ist man mitschuldig.
Wäre nur einer dazwischengegangen -
darauf hätte ich gehofft.
Doch die Fronten sind verhärtet.
Polizisten,
die auf friedliche Demonstranten
mit Tränengas reagieren.
Und gewaltsam
gegen Journalisten vorgehen.
Reporter ohne Grenzen dokumentierte
in den letzten Tagen 68 Übergriffe.
Das schöne Wetter hat die Menschen
über Pfingsten ins Freie gelockt.
Nicht alle hielten sich
an die Corona-Auflagen.
An den Küsten war der Andrang
heute besonders groß.
In Schleswig-Holstein waren Tausende
in die Ostseebäder gefahren.
Der Ort sei voll,
meldete etwa Timmendorfer Strand.
In Haffkrug und Scharbeutz
wurden Straßen gesperrt.
Volle Strände und Parkplätze
an der Ostsee.
Viele Menschen wollten
den Tag am Strand verbringen.
Für Küstenorte wie Scharbeutz
ein Problem.
Es ist alles gut gefüllt,
aber die Abstände
werden auch langsam knapp.
Deshalb wurden Straßen abgesperrt,
Touristen umgeleitet.
In Berlin beendete die Polizei
gestern eine Schlauchboot-Party.
Laut Polizei hatten sich
über 1000 Menschen
auf Booten und am Ufer versammelt -
mehr als erwartet.
Trotz Durchsagen
wurden Abstände nicht eingehalten.
Anders an der
Mecklenburgischen Seenplatte.
Denn die Campingplätze dürfen nur
zu 60 % ausgelastet werden.
Auch auf den Autobahnen
war es ruhiger als sonst,
mit Ausnahmen,
z.B. auf dem Weg zur Küste.
Wir hatten achtmal mehr Staus
als am Osterwochenende.
Da hatten wir noch
die schärferen Corona-Restriktionen.
Aber verglichen mit Pfingsten 2019
war weniger los:
Der ADAC
hat die Hälfte der Staus gezählt.
In Bayern
konnten sich Tagesausflügler
am Boden und in der Luft
aus dem Weg gehen.
In Venlo lockten offene Geschäfte
Touristen über die Grenze.
Hier war es recht voll.
Wer sich wegen einer Erkältung
krankschreiben lassen will,
muss dafür ab sofort wieder zum Arzt.
Die Sonderregelung
für telefonische Krankschreibungen
wegen der Corona-Pandemie
ist gestern ausgelaufen.
Der gemeinsame Bundesausschuss
im Gesundheitswesen
hatte die Regelung
mehrmals verlängert.
Ziel war es, Arztpraxen zu entlasten.
Zum Internationalen Kindertag
haben Politiker daran erinnert,
dass weltweit besonders Kinder
unter Krisen leiden.
Laut UN sind über die Hälfte
aller Flüchtlinge unter 18 Jahre alt.
Bundesjustizministerin Lambrecht
forderte,
die Rechte von Kindern
im Grundgesetz zu verankern.
Bundespräsident Steinmeier
bedankte sich bei Eltern und Kindern
für ihr Durchhaltevermögen
in der Corona-Krise.
Endlich in die Kita.
Für diese Brandenburger Kinder
ging es letzte Woche wieder los.
Sie müssen jetzt öfter Händewaschen,
Erzieherinnen vermeiden Umarmungen.
Der Alltag der Kinder verändert sich.
In den Schulen: Lernen mit Abstand,
Unterricht in Schichten.
Kinder müssen sich enorm umstellen,
hätten dabei kaum Mitspracherecht,
kritisiert heute das Kinderhilfswerk.
Man fragt sie weder nach Ängsten
noch nach Lösungsmöglichkeiten.
Auch Kinder haben Ideen,
wie man mit der Krise umgehen kann.
Es wäre wichtig, sie zu beteiligen,
weil daraus erwächst Stärke.
Ein voller Stundenplan -
wann diese Normalität zurückkehrt,
weiß noch niemand.
Bei allem Verzicht sei der Kindertag
gerade in diesem Jahr wichtig,
sagt Bundespräsident Steinmeier
im Kinderkanal.
Dass ihr trotz alledem
euch so an die Regeln gehalten habt,
finde ich ganz klasse.
Dafür sage ich Danke!
Steinmeier dankte auch den Eltern.
Für sie sei die Situation
eine besondere Belastung gewesen,
vor der er großen Respekt habe.
Russland hat trotz steigender
Infektionszahlen begonnen,
Ausgangssperren zu lockern
und Beschränkungen aufzuheben.
In Moskau öffneten Einkaufszentren
und Dienstleistungsbetriebe.
Die Bürger können an einzelnen Tagen
spazieren gehen
und draußen Sport treiben.
Es gilt
eine verschärfte Maskenpflicht.
In der Türkei dürfen Restaurants
und Cafes wieder öffnen,
ebenso Museen und Fitnessstudios,
Parks, Strände und Schwimmbäder.
Millionen Menschen kehrten
an ihre Arbeitsplätze zurück.
Im brasilianischen Sao Paulo
lieferten sich Anhänger und Gegner
von Präsident Bolsonaro
heftige Auseinandersetzungen.
Die Polizei setzte Tränengas ein,
um die Gruppen zu trennen.
Organisiert wurden die Proteste
der Regierungsgegner von Fußballfans.
Sie werfen dem Kabinett
des rechtsextremen Bolsonaro
antidemokratische Tendenzen vor.
Auch in anderen Städten
gab es Proteste.
Der Aktionskünstler Christo ist tot.
Er starb im Alter von 84 Jahren
in New York.
Bundespräsident Steinmeier
würdigte ihn als großen Künstler.
Mit dem verhüllten Reichstag
habe er den Deutschen ein
unvergessenes Kunstwerk geschenkt.
Zu Christos berühmtesten Werken
zählen zudem die safranfarbenen Tore
im New Yorker Central Park
und die mit Nylongewebe bezogenen
Stege auf dem Iseosee in Italien.
Die Wetteraussichten:
Heute Nacht meist sternenklar.
Im Nordwesten und Westen
einige Schleierwolken.
Auch ganz im Osten
gegen Morgen ein paar Wolken.
Am Tag verbreitet sonnig.
Im Osten und Südosten einige Wolken
und einzelne Schauer.
Die tagesschau
meldet sich wieder um 20 Uhr.
Ihnen einen schönen Nachmittag.
Copyright Untertitel: NDR 2020