Sendung: tagesschau 07.04.2020 17:00 Uhr - Datenspende-App
Themen der Sendung: RKI-Chef Wieler stellt Datenspende-App vor, Ethikrat begrüßt Debatte über Lockerung von Corona-Beschränkungen, Kindergärten und Grundschulen öffnen in Dänemark wieder Mitte April, Britischer Premier Johnson auf Intensivstation verlegt, Paris verbietet tagsüber Sport im Freien, Japans Premierminister Abe ruft Notstand aus, Europas Finanzminister beraten über mögliche Hilfen, Luftfahrtbranche leidet massiv unter Folgen der Pandemie, Präsidentenwahl in Polen soll trotz Coronakrise durchgeführt werden, Australischer Kardinal Pell vom Vorwurf des Kindesmissbrauchs freigesprochen, Zahl rechtsextremer Straftaten gestiegen, Das Wetter
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Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen
mit der tagesschau.
Heute im Studio: Susanne Holst
Guten Tag, willkommen zur tagesschau.
Corona-Datenspende
lautet der Name einer App,
die RKI-Präsident Wieler
heute vorgestellt hat.
Das Robert Koch-Institut
erhofft sich davon Aufschluss
über die Verbreitung des Virus
in Deutschland.
Die App erfasse über Fitnessarmbänder
Gesundheitsdaten
sowie deren Veränderungen
bei einer akuten Atemwegserkrankung.
Sie sei eine sinnvolle Ergänzung
zu offiziellen Meldezahlen.
Vorsichtig optimistisch ist der
Präsident des Robert Koch-Instituts.
Mittlerweile seien
mehr als 33.000 Covid-Infizierte
in Deutschland wieder genesen.
Eine Entwarnung bedeutetet das nicht.
Die Anzahl der neu übermittelten
Fälle ist etwas geringer.
Von einer Entspannung
kann noch nicht ausgegangen werden.
Schwankungen sind immer möglich.
Wir müssen abwarten,
ob sich ein Trend abzeichnet.
Als Ergänzung
zu den offiziellen Meldezahlen
sieht das Institut auch
Fitnessarmbänder und Smartwatches.
Nutzer könnten mit einer App
freiwillig und anonym
Gesundheitsdaten
an Wissenschaftler übertragen.
Über eine Lockerung
der Beschränkungen
könne nach Ostern nachgedacht werden,
so Bayerns Ministerpräsident.
Dann auch nur mit digitalen
Hilfsmitteln und Mund-Nasen-Schutz.
Aber es werde auch dann
nicht sein wie vorher.
Corona ist kein Gewittersturm,
wo es kurz Platzregen gibt
und danach ist alles wie vorher.
So lange es keinen Impfstoff gibt,
bleibt Corona eine Herausforderung.
Wir müssen lernen,
damit zu leben und umzugehen.
Eine Öffnung der Schulen
nach den Osterferien
erscheint Söder unwahrscheinlich.
Schulschließungen
hätten sich unmittelbar positiv
auf die Infektionszahlen ausgewirkt.
Die Corona-Krise wirft auch
viele ethische Fragen auf.
Etwa wenn Ärzte entscheiden müssen,
wer eine lebenswichtige Behandlung
mit einem Beatmungsgerät bekommt
und wer nicht.
U.a. mit diesem Thema hat sich heute
der Deutsche Ethikrat beschäftigt.
Zudem forderten die Experten
die Politik auf,
sich der Debatte über Lockerungen der
Beschränkungen nicht zu verweigern.
Abstand halten in vollen Parks
ist nicht einfach.
Aber nötig, so die Bundesregierung.
Die Maßnahmen
zeigen offenbar Wirkung.
Von Forderungen nach einer Lockerung
will der Wirtschaftsminister
sich nicht beirren lassen.
Dass wir die Entscheidung treffen,
wenn die Daten es zulassen.
Das ist jetzt nicht der Fall.
Aber Nachdenken über ein Ende der
Einschränkungen müsse erlaubt sein.
Öffentlich darüber sprechen wäre
besser, so der Deutsche Ethikrat.
Andernfalls gehe
das Vertrauen in den Staat verloren.
Es ist zu früh,
Öffnungen jetzt vorzunehmen.
Aber es ist nie zu früh,
über Kriterien für Öffnungen
nachzudenken.
Der Ethikrat beschäftigt sich auch
mit der Frage, was passiert,
wenn es zu wenig Beatmungsgeräte
für schwer Covid-19-Erkrankte gibt.
Dann müssen Mediziner festlegen,
wer weiterbehandelt wird.
Dabei dürfe es
keine Diskriminierung geben
aufgrund von Alter
oder sozialer Zugehörigkeit.
Dass wir Bevölkerungsgruppen
als nicht beatmungsfähig einteilen:
Das ist mit der Vorstellung
einer Gleichwertigkeit
nicht zusammenzuführen.
Notwendig sei eine Abwägung
zwischen medizinisch Sinnvollem
und sozial Akzeptablen.
Das Coronavirus
stellt die Gesellschaft
vor schwierige Entscheidungen.
Österreich, Tschechien,
Dänemark und Norwegen:
Immer mehr Länder kündigen an,
einige Anti-Corona-Maßnahmen
im April zu lockern.
Dänemark und Norwegen wollen zunächst
Kitas und Grundschulen wieder öffnen.
Dadurch würden
auch Eltern im Homeoffice entlastet.
Norwegen hatte gestern erklärt,
das Virus sei dort unter Kontrolle.
Boris Johnson sei stabil,
er brauche kein Beatmungsgerät,
so die britische Regierung.
Aber der Premier liegt
wegen seiner Covid-19-Erkrankung
weiter auf der Intensivstation.
Dort war er gestern
hingebracht worden,
nachdem sich sein Zustand
verschlechtert hatte.
Er wird
von Außenminister Raab vertreten.
Polizei vor dem St. Thomas' Hospital.
Dort verbrachte Boris Johnson
die Nacht auf der Intensivstation.
Sein Zustand sei heute aber stabil.
Großbritanniens Premier
leidet seit elf Tagen am Coronavirus.
Bis gestern Nachmittag hieß es,
er sei guter Stimmung
und leite die Regierung.
Das ist nun nicht mehr möglich.
Vorläufig führt Außenminister Raab
die Regierungsgeschäfte.
Aufgrund der Umstände bat mich
der Premier, ihn zu vertreten,
und die Pläne im Kampf
gegen das Virus weiterzuführen.
Mit Regierungsmitgliedern
hatte Johnson
zuletzt am Wochenende Kontakt.
Ein großer Teil des Krisenstabs
ist ebenfalls infiziert.
Heute Morgen erklärte
Kabinettsmitglied Michael Gove,
er habe sich
in Selbstisolation begeben.
Wir müssen jetzt alle
den Regeln folgen.
Wir entdecken gerade,
dass dieses Virus auf
eine beängstigende Art bösartig ist.
Das Krisenmanagement
findet größtenteils
per Videokonferenzen statt.
In den nächsten Tagen wird ein
starker Anstieg der Fälle erwartet,
und es stehen
wichtige Entscheidungen an.
Die müssen jetzt
ohne Johnson getroffen werden.
In Paris dürfen die Bürger ab morgen
tagsüber im Freien
keinen Sport treiben.
Am Wochenende hätten sich viele nicht
an die Ausgangsbeschränkung gehalten,
so der Leiter
des Wissenschaftlichen Rates.
Er bezeichnete dies als
eine Form des "kollektiven Suizids".
In dem Land
gibt es fast 9000 Corona-Tote.
Seit drei Wochen herrscht
eine strenge Ausgangssperre.
In Japan hat Premierminister Abe
den Notstand ausgerufen.
Er gilt für den Großraum Tokio
und drei Nachbarprovinzen.
Die Bürger wurden aufgerufen,
zu Hause zu bleiben
und Kontakte einzuschränken.
Betriebe müssen nicht
ihre Produktion einstellen,
es werden auch keine Bußgelder
bei Verstößen erhoben.
Der Notstand
gilt für einen Monat.
Über Hilfen in der Corona-Krise
beraten die EU-Finanzminister
auf einer Videokonferenz.
Deutschland
will die Staaten unterstützen,
die stark betroffen sind.
Aber anders, als zum Beispiel
von Italien gefordert wird:
Nicht mithilfe gemeinsamer Anleihen,
sondern mit Kreditlinien
aus dem Euro-Rettungsfonds ESM.
Europas Zukunft -
schon oft schien sie
auf der Kippe zu stehen.
So ernst wie jetzt
war es wohl noch nie.
Jetzt geht ein Riss durch die EU,
wenn es um die Bewältigung
der Corona-Krise geht:
Diese Maßnahmen
stehen zur Diskussion.
Die EU-Kommission entwickelt
aus ihrem Haushalt
eine Rückversicherung für
nationale Arbeitslosenversicherungen.
Die Europäische Investitionsbank
übernimmt Bürgschaften für Kredite
kleiner und mittlerer Unternehmen.
Der Europäische
Stabilitätsmechanismus
aktiviert Kreditlinien ohne große
Bedingungen mit langer Laufzeit.
Der Streitpunkt:
Gemeinsame europäische Schulden,
Euro- oder Corona-Bonds.
Die Niederlande, Österreich,
Finnland und Deutschland
sind bislang dagegen.
Vorher äußerte sich
der deutsche Finanzminister so:
Wir müssen uns verpflichten,
miteinander zu entwickeln,
wie Europa einen Wiederaufbau
solidarisch zustande bringt.
Ist dies ein Entgegenkommen an
Frankreichs Finanzminister Lemaire?
Frankreich will
einen gemeinsam finanzierten Fonds.
Lemaire weiß die Mehrheit
der Eurostaaten hinter sich.
Gibt es keine Zustimmung
zu seinem Vorschlag,
habe er damit gedroht,
eine Einigung platzen zu lassen.
Reisewarnungen,
Grenzschließungen und Einreisestopps:
Die Corona-Krise hat weltweit die
Luftfahrtbranche schwer getroffen.
Das wirkt sich immer drastischer
auch in Frankfurt aus,
Deutschlands größtem Airport
und Drehkreuz.
Dort müssen immer mehr
Lufthansa-Maschinen am Boden bleiben.
Der Lufthansa-Vorstand
will wohl heute
über die Zukunft
der Tochter Germanwings beraten.
Ein Bild mit Symbolcharakter:
Die Landebahn Nordwest
am Frankfurter Flughafen
ist zum Parkplatz umfunktioniert.
Allein der Lufthansa-Konzern
lässt derzeit 700 Flugzeuge am Boden.
Heute hat der Frankfurter Flughafen
ein komplettes Terminal geschlossen.
Für heute sind nur
rund 140 Passagierflüge angemeldet.
Der Passagierrückgang
liegt bei rund 95 Prozent.
In der Branche heißt es,
keine Airline komme wohl
ohne Staatshilfen durch diese Krise.
Je länger dieser Shutdown ist,
desto mehr sehen wir Verstaatlichung
und starke Verschuldung.
Das Lufthansa-Management erwartet,
dass auch nach der Pandemie
weniger Menschen verreisen.
Das größte Flugzeug in der Flotte,
der Airbus 380,
wird wohl gar nicht mehr
an den Start gehen.
Es hängt stark davon ab,
wie sich der Markt entwickelt.
Minus 10 oder 20 Prozent?
Kann ich nicht sagen.
Sind die Zahlen völlig verkehrt?
Wahrscheinlich nicht.
Heute will das Management über die
Zukunft von Germanwings entscheiden.
Gewerkschaften fürchten,
es könnte Entlassungen geben.
Über der Konzernzentrale
zieht ein Flugzeug seine Kreise.
Eben wird gemeldet:
Der Lufthansa-Vorstand beschloss,
dass der Flugbetrieb bei Germanwings
eingestellt wird.
Die Pandemie trifft
die Luftfahrtbranche ins Mark.
Samir Ibrahim
in der Frankfurter Börse,
die Aktien der Lufthansa
ziehen trotzdem kräftig an, warum?
Weil diese Entscheidung
keine Überraschung ist.
Damit hatte man schon gerechnet.
Was bleibt der Lufthansa anderes
übrig als jetzt zu sparen?
Aber was auch immer kommt,
die Lufthansa würde spätestens
am Ende durch den deutschen Staat
gerettet werden.
Man kann als Anleger also
kein großes Risiko eingehen.
Viele Anleger dachten sich,
man kann daher auch kaufen.
Im Moment wird viel
mit Aktien spekuliert.
Die Lufthansa-Aktie
steigt mit dem Markt.
Das kurze Rechnern zeigt:
vom Tageshoch für 300 Punkte.
In Polen soll die für den 10. Mai
angesetzte Präsidentenwahl
wegen der Corona-Krise
als reine Briefwahl stattfinden.
Die Änderung des Wahlrechts
brachte die regierende PiS-Partei
gestern Abend durch das Parlament.
Sie hofft auf eine Wiederwahl
von Amtsinhaber Duda.
Die Opposition fordert,
die Wahl zu verschieben.
Sie sprach von einem Staatsstreich.
Sicherheit und Vertraulichkeit der
Abstimmung seien nicht gewährleistet.
Kardinal Pell,
der frühere Finanzchef des Vatikans,
ist vom Vorwurf des Kindesmissbrauchs
in den 1990ern freigesprochen worden.
Er wurde aus dem Gefängnis
nahe Melbourne entlassen
und in ein Kloster gebracht.
Das oberste Gericht Australiens hob
das Urteil eines Schwurgerichts auf,
weil es begründete Zweifel an den
Aussagen des Belastungszeugen gebe.
Rechtsextrem motivierte Straftaten
nehmen weiter zu.
Das geht laut Medienberichten aus
einer Antwort des Innenministeriums
auf eine Anfrage der Grünen hervor.
Laut den vorläufigen Zahlen wurden
für 2019 mehr als 22.000 Delikte
mit rechtsextremem Hintergrund
registriert.
Dabei ging es
um Propaganda und Volksverhetzung.
Bei rechtsextremen Gewalttaten
zeichnet sich ein Rückgang ab.
Wir schauen aufs Wetter:
Heute Nacht ist es
verbreitet sternenklar.
Hier und da gibt es im Norden
und in der Mitte Wolken oder Nebel.
Morgen ist es oft sonnig.
Am Nachmittag
tauchen vom Westen bis in die Mitte
ein paar Quellwolken auf.
Im Nordwesten
sind die Wolken zahlreicher
und können Schauer bringen.
Gleich folgt Brisant.
Ihnen einen guten Abend.
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