Sendung: tagesschau 13.11.2020 12:00 Uhr - Corona-Neuinfektionen in Deutschland
Themen der Sendung: RKI: Zahl der Corona-Neuinfektionen in Deutschland erreicht mit 23.542 neuen Höchststand, Bremen stellt kostenlos FFP2-Masken für Senioren zur Verfügung, Die Börse, Proteste gegen Ausbau der A49: Polizei räumt Dannenröder Forst, Nach US-Präsidenten-Wahl: Bidens Vorsprung wächst weiter, China gratuliert künftigem US-Präsidenten Biden zum Wahlsieg, Frankreich: Gedenken der Opfer nach Terroranschlag vor fünf Jahren in Paris, EU-Innenminister beraten über weiteres Vorgehen gegen Terrorismus, Krisentreffen in München zur Zukunft der Goethe-Institute in Deutschland, Das Wetter
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Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen
mit der tagesschau.
Heute im Studio: Claus-Erich Boetzkes
Guten Tag, willkommen zur tagesschau.
Die Zunahme ist etwas ausgebremst,
aber die Zahl der Neuinfektionen
mit dem Corona-Virus in Deutschland
hat einen neuen Höchstwert erreicht.
Das sind etwa 2000 Fälle mehr
als letzten Freitag.
Bundesgesundheitsminister Spahn
wies erneut Forderungen zurück,
über Änderungen der Strategie
im Kampf gegen Corona nachzudenken.
Tom Schneider in Berlin:
Warum steigen trotz Gegenmaßnahmen
die Zahlen weiter an?
Da ist Erwartung-Management
angesagt.
Wir erleben seit etwa zwölf Tagen
die Beschränkungen in Gaststätten
und in Restaurants.
Es ist noch zu früh, zu sagen:
So schnell wird sich etwas ändern.
Die Kurve flacht etwas ab,
das ist ein Erfolg.
Die Pandemie lässt sich aber
nicht auf Knopfdruck steuern,
um die Kurve zu senken.
An vielen Orten
begegnen sich Menschen immer noch.
Gesundheitsämter sagen,
dass nur eine von etwa
fünf Ansteckungen bekannt ist.
Wo finden die Infektionen statt?
In welchen Berufs- und Altersgruppen?
In welchen Regionen?
Überall dort,
wo sich Menschen begegnen.
Konkrete Daten gibt es nicht.
Wo sich Menschen begegnen
und Sorglosigkeit herrscht.
Also etwa im privaten Raum.
Menschen können sich besuchen,
das wird nicht kontrolliert.
Am Arbeitsplatz
ist es unwahrscheinlicher,
wenn die Hygienemaßnahmen
eingehalten werden.
In Schulen könnte das anders sein.
Dort beobachten wir
punktuell Anstiege.
Das gilt auch
für ausgesetzte Arbeitsplätze,
also etwa in der Pflege
oder in Krankenhäusern.
Vielen Dank.
In Bremen erhalten Angehörige
von Corona-Risikogruppen
nun kostenlos FFP-2-Masken.
Die Aktion soll zunächst
bis Weihnachten dauern.
Sie richtet sich vor allem
an Senioren ab 65 Jahre.
Etwa eine halbe Million Masken
stehen zur Verfügung.
Sie sind in den Apotheken
Bremens und Bremerhavens erhältlich.
Die Corona-Krise
macht vielen Unternehmen zu schaffen.
Die Immobilienwirtschaft
scheint fast immun zu sein.
Der Konzern Deutsche Wohnen
hat heute gute Zahlen vorgelegt.
Bettina Seidl,
warum kommt dieses Marktsegment
so gut durch die Zeit?
Man wundert sich.
Man kennt es aus früheren Krisen,
dass eine Rezession mit Verzögerung
auf den Markt durchschlägt.
Man spricht von einem halben Jahr.
Aber geschieht das noch,
wo ein Impfstoff in Sicht ist?
Die Mieten
und Einnahmen steigen weiter.
Auch die Aktie heute.
Anfangs gab's ein Plus
von über drei Prozent.
Der Immobilien-Boom
ließ die Aktie in
die oberste Börsenliga aufsteigen.
Der DAX:
Nicht gut laufen die Geschäfte
bei der deutschen EuroShop.
Die ist im Gewerbebereich tätig.
Da schlägt Corona zu.
Vielen Dank nach Frankfurt.
Sie wollen nicht, dass Bäume
für den Straßenbau gefällt werden
und besetzen deshalb
einen Teil des Dannenröder Forstes.
Die Polizei versucht,
das Waldstück zu räumen
und wurde gestern
mit Pyrotechnik beschossen.
Anlass der Auseinandersetzung
ist der Ausbau der A49.
Die Autobahn würde Kassel und Gießen
direkter miteinander verbinden.
Für den Lückenschluss
sollen allein im Dannenröder Forst
auf einer Fläche von 27 Hektar
Bäume gerodet werden.
Etwa 50 Aktivisten
harren den vierten Tag in Folge
im Dannenröder Forst aus.
Sie wollen die Rodung verhindern
oder zumindest verzögern.
Der Weiterbau der A49, ein vor
Jahrzehnten geplantes Projekt,
bringt heute die Grünen in Hessen
in Konflikt mit ihrer Basis.
Wenn die Bäume krank wären,
dann ist klar,
dass sie gefällt werden müssen.
Aber nicht nur, um eine weitere
Autobahn in Deutschland zu bauen.
Auf der anderen Seite: die Polizei.
Mit bis zu 1000 Einsatzkräften
ist sie wieder vor Ort.
Ihre Aufgabe:
Die Baumbesetzer
aus ihren Baumhäusern zu holen,
um den Weg für die Rodung
frei zu machen.
Gestern wurde
Klimaschutzaktivistin Carola Rackete
aus einem Baumhaus
in Gewahrsam gebracht.
Es gibt
einen friedlichen Protest,
den wir uns wünschen
und auch akzeptieren.
Es gibt auch aggressive Formen,
die inakzeptabel sind.
Angriffe auf Polizeibeamte,
Beleidigungen.
Die Polizei will ihr Konzept
der Deeskalation beibehalten.
Das dauert.
Bisher sind erst 200 Meter geräumt.
Auch zehn Tage nach der US-Wahl sind
noch nicht alle Stimmen ausgezählt -
doch Joe Biden
liegt uneinholbar vorne.
Mehrere Fernsehsender
sehen den Demokraten
jetzt auch als Gewinner
im Bundesstaat Arizona.
Damit käme Biden auf 290 Stimmen
im Wahlleute-Gremium,
20 mehr als nötig.
Amtsinhaber Trump
räumt seine Niederlage nicht ein.
In einzelnen Bundesstaaten
wird immer noch ausgezählt.
Präsident Trump sieht sich weiter
als Opfer von Wahlbetrug.
Vertreter mehrerer US-Behörden
dementieren das.
Sie sprechen von der sichersten Wahl
in der US-Geschichte.
Es gebe keine Beweise für gelöschte,
verlorene oder veränderte Stimmen.
Die Trump-Regierung
verwehrt die Unterstützung
für eine geordnete Amtsübergabe.
So wird Biden ausgeschlossen
von den Geheimdienst-Briefings.
Bei einigen Republikanern
stößt das auf Kritik.
Wir wissen noch nicht,
wer der Präsident sein wird.
Beide sollten
die Briefings erhalten,
damit sich beide vorbereiten können.
Die meisten Republikaner
unterstützen Trumps Blockadehaltung.
Zum Missfallen seines Vorgängers.
Ich bin besorgt darüber,
dass republikanische Politiker
Trump nach dem Mund reden.
Der Schritt nimmt nicht nur
der kommenden Biden-Regierung,
sondern auch unserer Demokratie
die Grundlage.
Mit Tweets befeuert Trump weiter
Verschwörungstheorien zum Wahlbetrug.
Behördenvertreter weisen darauf hin:
In den umstrittenen Staaten
liegen die Wahldokumente
in Papierform vor
und könnten überprüft werden.
China hat dem künftigen Präsidenten
zu dessen Sieg gratuliert.
"Wir respektieren die Wahl
des Volkes",
so ein Sprecher
des chinesischen Außenministeriums.
China und Russland
verzichteten zunächst
auf eine Anerkennung von Bidens Sieg.
Gründe dafür
nannte der Sprecher nicht.
Am 13. November 2015 sprengten sich
islamistische Terroristen in Paris
vor dem Fußballstadion
Stade de France in die Luft.
Im Stadion
lief ein Freundschaftsspiel
gegen die deutsche Mannschaft.
Der Terror traf auch Bars
und Restaurants in der Innenstadt
und den Konzertsaal Bataclan.
Die Bilanz: über 130 Tote
und Hunderte Verletzte.
An den Stätten der Anschläge
wird heute der Opfer gedacht.
Die 90 Todesopfer aus dem Bataclan.
Dieses Jahr
sind keine Angehörigen zugelassen,
wenn die Namen vorgetragen werden.
Wegen Corona wurde
die zentrale Gedenkfeier abgesagt.
Premierminister Castex
und die Bürgermeisterin von Paris
legen einen Kranz nieder.
2019 konnten wir am Ende
der Zeremonie Blumen niederlegen.
Dieses Jahr ist alles viel kleiner.
Am 13. November 2015 wird Paris
von einer Anschlagsserie erschüttert.
Am Stade de France sprengt sich
ein Selbstmordattentäter in die Luft.
Es folgen Anschläge
in Bars und Restaurants.
130 Menschen sterben,
die meisten im Konzertsaal Bataclan.
Ein Überlebender erinnert sich.
Ein Attentäter hat gesehen,
wie ich wieder aufstehe.
Er hat angefangen, loszuschießen.
Ich bin weggerannt.
Eine Kugel hat mich getroffen
und die Lunge durchschossen.
Aktuell wird Frankreich wieder von
islamistischem Terror erschüttert.
Zuletzt die Enthauptung
des Lehrers Samuel Paty
und der Anschlag
in der Kirche in Nizza.
Im Land gilt
die höchste Terrorwarnstufe.
Wir haben heute
einen anderen Dschihadismus:
Einzelne, die mit der französischen
Gesellschaft brechen.
Die muslimischen Kindern beibringen,
dass sie nicht die Gesetze
der Republik achten sollen.
2021 soll der Prozess
gegen die Beteiligten der Anschläge
vom November 2015 beginnen.
Nach den jüngsten Terroranschlägen
in Dresden, Paris, Nizza und Wien
beraten die EU-Innenminister heute
über einen Weg im Antiterror-Kampf.
Etwa mit stärkeren Grenzkontrollen
und mit Vorkehrungen
gegen die Ein- und Ausreise
von Gefährdern im Schengenraum.
Ein weiterer Punkt
auf der Tagesordnung:
Die Asyl- und Migrationspolitik.
Gudrun Engel in Brüssel:
Darf man davon ausgehen,
dass in allen Bereichen
die Regeln verschärft werden?
Von einer Verschärfung
von Regeln sind wir weit weg.
Die Innenminister diskutieren
über ein Arbeitspapier.
Darin heißt es,
man werde sich gemeinsam
dem Weg gegen den Terror stellen.
Man wolle
die Bemühungen verschärfen.
Die Formulierungen sind noch vage.
Gleichzeitig warnen alle davor,
Terrorismus und Migration
in einen Topf zu werfen.
Alle fordern die Stärkung
der EU-Außengrenzen,
um mögliche Terroristen
vom Einreisen abzuhalten.
Aber wie geht man mit dem Migranten
an eben diesen Grenzen um?
Bundesinnenminister Seehofer
weist darauf hin,
die Hälfte aller Gefährder in
Deutschland hat ein deutschen Pass.
Eine Abschiebung würde nicht helfen.
Auch eine Abweisung
an der Außengrenze nicht.
Es braucht andere Lösungen.
Danke nach Brüssel.
Er ist der berühmte Namensgeber:
Johann-Wolfgang von Goethe.
Weltweit vermitteln
157 Goethe-Institute das,
was ihm wichtig war,
die deutsche Sprache und Kultur.
Im Ausland wird der Verein
vom Auswärtigen Amt getragen.
In Deutschland sind die Institute
auf sich selbst gestellt
und durch die Pandemie
in die Schieflage geraten.
In München wird heute
über Wege in die Zukunft diskutiert.
Die Zentrale des Goethe-Instituts
in München:
Ein Schwergewicht für Vermittlung
von Deutscher Sprache und Kultur.
Sie übernimmt:
Carola Lentz, Kulturwissenschaftlerin
und Professorin.
Er übergibt das Kommando:
Klaus-Dieter Lehmann.
Seit 2008 Präsident des Instituts,
das sich unter seiner Leitung
auf 157 Standorte
in 98 Ländern erweiterte.
Die Institute im Ausland
finanziert das Auswärtige Amt.
Die zwölf Standorte in Deutschland
tragen sich selbst.
Haupteinnahmequelle:
Intensiv-Sprachkurse.
2020 gibt es einen Einnahmeneinbruch
um über 30 %.
Wir haben bei deutschen Instituten
ein Defizit von 9 Mio. Euro.
Mit Liquiditätsüberbrückungen
muss das geleistet werden.
Mit Online-Sprachkursen will die
neue Präsidentin die Krise abfedern.
Der Vorstand und das Präsidium
arbeiten daran,
dass alle deutschen Standorte
erhalten bleiben können.
Digitalisierung ist wichtig.
In ihrer fast 70-jährigen Geschichte
musste sich die Einrichtung
mehrmals neu erfinden.
Nur was sich ändert, bleibt:
Ein Zitat des Dichterfürsten und
der Leitsatz des Goethe-Instituts.
Die Wetteraussichten:
Heute teils Wolken oder
zähe Nebelfelder, teils Sonne.
Im Westen und Nordwesten
am Nachmittag gebietsweise Regen.
Das war unsere tagesschau um zwölf.
Hier folgt das ARD-Buffet.
Wir sind um 14 Uhr wieder da.
Bis dahin.
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