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2020 Tagesschau, Sendung: tagesthemen 07.09.2020 22:15 Uhr - No Deal

Sendung: tagesthemen 07.09.2020 22:15 Uhr - No Deal

Themen der Sendung: Belarusische Aktivistin Maria Kolesnikowa verschwunden, Die Meinung, Neue Landwirtschaft: Kommission soll Zukunft diskutieren, Boris Johnson droht mit einem "No Deal", Bolsonaro im Corona-Aufwind, Weitere Meldungen im Überblick, #mittendrin in Deutschland: Streitschlichter unterwegs in der Mannheimer Nachtszene, Frachtsegler "Peking" erreicht Hamburger Hafen, Die Wetter

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Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen

mit den tagesthemen.

Guten Abend.

War es eine Festnahme

oder eine Entführung

am helllichten Tage in Minsk?

Wir wissen im Moment nur:

Eine der Leitfiguren der Opposition

in Belarus,

Maria Kolesnikowa,

ist plötzlich verschwunden.

Ihre Unterstützer berichten,

sie wurde in einen Kleinbus gezerrt.

Gestern noch hat Frau Kolesnikowa

unserem Korrespondenten

in Minsk ein Interview gegeben.

Nun fehlt von ihr jede Spur.

Sie stand jetzt in der ersten Reihe,

weil ihre wichtigsten Mitstreiter

im Gefängnis sitzen

oder ins Ausland gedrängt wurden.

Anscheinend

versucht Präsident Lukaschenko,

der Protestbewegung systematisch

ihre wichtigsten Kräfte zu rauben.

Wo ist Maria Kolesnikowa?

Sonntag nahm sie noch fröhlich

an einer Großdemonstration teil.

Heute soll sie in einem Minibus,

wahrscheinlich diesem,

verschleppt worden sein.

Von ihr fehlt jede Spur.

Die belarussische

Oppositionspolitikerin Olga Kowalkowa

macht sich Sorgen

um ihre Mitstreiterin.

Sie ist

seit dem Wochenende in Polen.

Vor ein paar Tagen

wurde sie in Minsk festgenommen.

Geheimdienstleute

drohten mit langer Haft, sagt sie.

Sie könne aber auch ausreisen.

Unter Druck willigte sie ein.

Abends setzten sie mich in ein Auto

und zogen mir eine Maske über.

Sie fuhren mich

zur polnischen Grenze.

Sie ist in Sicherheit.

Doch noch ist unklar,

wie es Maria Kolesnikowa geht.

Keiner weiß, wo sie jetzt ist.

Die Behörden

geben keine Informationen.

Doch das ist nicht überraschend.

Viele andere

wussten auch tagelang nicht,

wo ihre Angehörigen sind.

Auf der Pressekonferenz in Warschau

fordert sie Kolesnikowas Freilassung.

Und auch die aller anderen Menschen,

die in den letzten Tagen

verhaftet wurden.

Gestern protestierten

100.000 Menschen

gegen Präsident Lukaschenko

und forderten Neuwahlen.

Später kam es wieder zu Festnahmen.

Mit dabei auch maskierte Kräfte,

die äußerlich nicht

als Polizisten zu erkennen waren.

633 Menschen wurden festgenommen,

bestätigte das Innenministerium.

Solche Bilder kursieren im Netz.

Auch gesendet von BELSAT,

dem oppositionsnahen Fernsehsender

mit Sitz in Polen.

In Belarus kann dieser Sender

nur via Internet empfangen werden.

Die Mitarbeiter schauen mit Schrecken

auf die Gewalt in ihrer Heimat.

Das seit heute auch eine führende

Oppositionelle verschwunden ist,

besorgt den Journalisten

Aleksandr Papko.

Vielleicht sitzt sie in U-Haft.

Es kann einen Staatsstreichprozess

gegen sie geben,

oder sie wird

in zehn Tagen wieder freigelassen.

Oder sie wird übermorgen

an der Grenze zu Litauen

oder Polen gefunden.

Bisher gibt es noch

kein Lebenszeichen von Kolesnikowa.

Über diese jüngste Entwicklung

in Belarus

habe ich

mit Vitali Alekseenok gesprochen.

Er ist Dirigent

und lebt eigentlich in München,

hat u.a. in Weimar studiert,

kommt aber aus Belarus.

Und ist Anfang August wieder

in seine Heimat zurückgekehrt,

um sich an den Protesten

zu beteiligen.

Ich habe Vitali Alekseenok via

Internet-Schalte in Minsk erreicht.

Guten Abend, Herr Alekseenok.

Guten Abend.

Was haben Sie gedacht,

als Sie vom Verschwinden

von Maria Kolesnikowa gehört haben?

Ich war erschrocken.

Aber es war auch erwartet.

Seit Monaten

haben sich Menschen gewundert,

wie es sein kann, dass Maria

noch nicht verhaftet wurde.

Aber wir sind alle empört.

Vielleicht ist es

einer der letzten Menschen,

die jetzt verhaftet wurden.

Aber Sie gehen davon aus,

dass dahinter Sicherheitskräfte

von Präsident Lukaschenko stecken?

Wir sind alle davon überzeugt.

Wir wissen, dass diese Strukturen,

in Zivil gekleidet,

die kommen so oder so

von unserem Staat.

Diese Banditen,

die auch so gekleidet sind,

sind mit

den Machtstrukturen verbunden.

Deswegen gehen wir davon aus,

dass dieser Fall

auch von dort kommt.

Was bedeutet das jetzt

für die Oppositionsbewegung?

Schwächt sie das, wenn jetzt

eine der letzten verbliebenen

Galionsfiguren verschwindet?

Unsere Bewegung

wird jetzt nicht aussterben.

Die Bewegung wird

vom einfachen Volk gebildet.

Das Verschwinden der Anführer

bedeutet nicht,

dass die Bewegung schwächer wird.

Wir haben gesehen,

dass die Anzahl derer,

die auf die Straße gehen,

nicht geringer wird.

Das heißt,

wir brauchen keine Anführer.

Für unsere Proteste

brauchen wir keine Leitung.

Angesichts des brutalen Vorgehens

und zahlreicher Verhaftungen -

haben Sie Sorge um Ihre

eigene Sicherheit und Gesundheit?

Keiner von uns

kann sich sicher fühlen.

Ich und viele andere denken,

dass wir

festgenommen werden könnten.

Gestern haben wir gehört,

dass einige Personen

festgenommen wurden.

Heute haben wir erfahren,

dass auch Maria festgenommen wurde.

Auch ein paar weitere.

Es kann jeden Tag passieren.

Mit mir kann es auch passieren.

Ich und viele andere

haben nur bedingt Angst,

aber machen sich Sorgen.

Dennoch machen Sie weiter?

Sie könnten ja

nach Deutschland zurückkehren.

Ja, aber wir müssen weiterkämpfen.

Wenn wir Aktivisten

festgenommen werden,

gibt es noch 1-2 Mio. Menschen,

die auf die Straße gehen.

Die Protestbewegung

wird nicht aussterben.

Man hat ja den Eindruck,

dass die Daumenschrauben jeden Tag

ein Stück weiter angezogen werden.

Wie kann das ausgehen,

wenn Lukaschenko

nicht auf Dialog setzt,

sondern auf Repression?

Der Unterschied zwischen

Protestbewegung und Repressionen

wird jeden Tag größer.

Irgendwann wird klar,

es gibt kein Zurück mehr.

Ich hoffe, es wird

keine größere Gewalt geben.

Aber irgendwann kommt es dazu.

Irgendwann

werden Veränderungen kommen.

Die Protestbewegung

wurde nie aggressiv.

Irgendwann sagen wir,

nein, es reicht.

Fürchten Sie

eine weitere Eskalation?

Russlands Präsident Putin

hat ja schon Unterstützung

in Aussicht gestellt,

mit russischen Sicherheitskräften.

Ja, leider erwarten wir das.

Wir denken jeden Tag,

es geht nicht schlimmer.

Und jeden Tag

wird es noch schlimmer.

Es gibt keinen Boden, wo der Respekt

für Macht runterfallen kann.

Jeden Tag staunen wir.

Aber wir haben gelernt.

Es geht weiter.

Wir wissen nicht, was an schlimmen

Sachen noch passieren kann.

Aber wir wissen,

dass es passieren kann und wird.

Erwarten Sie mehr Unterstützung,

zum Beispiel von der EU?

Wir hoffen das.

Wir wissen, dass die EU

sich viele Gedanken macht.

Wir spüren das noch nicht ganz klar.

Wir wissen, europäische Politik

ist demokratisch

und nutzt andere Wege,

um Positionen auszudrücken.

Aber das kommt hier nur

mit bestimmten Worten rüber.

Wir wissen, dass die EU

uns geistig unterstützt.

Aber wir sehen das

noch nicht so konkret,

wie wir uns das wünschen würden.

Ich wünsche Ihnen alles Gute.

Vielen Dank für das Gespräch.

Vielen Dank.

Das Verschwinden der Oppositionellen

Maria Kolesnikowa in Belarus -

dazu die Meinung

unserer ehemaligen Russland-

Korrespondentin Birgit Virnich.

Nun auch Maria Kolesnikowa (38).

Systematisch

werden die starken Frauen

der belarussischen Opposition

festgenommen.

Am Wochenende erst

wurde eine enge Vertraute

der Präsidentschaftskandidatin

Tichanowskaja genötigt, auszureisen.

Die Opposition

soll geschwächt werden.

Der Druck auf Gewerkschaftler wächst.

Auch auf IT-Unternehmen, die Gelder

gesammelt haben für Polizisten,

die den Dienst quittiert haben.

Daran spürt man,

wie sehr das Regime in Minsk

mit dem Rücken zur Wand steht.

Und zugleich scheint Lukaschenko

freie Hand zu haben.

Nur möglich

durch Russlands Präsident Putin.

Ohne seine Unterstützung

wäre dieses brachiale Vorgehen

in Belarus nicht möglich.

Längst scheint klar,

dass die Opposition

nicht mehr nur gegen Lukaschenko,

sondern auch gegen Putin kämpft.

Für Lukaschenko

geht's es ums nackte Überleben.

Der Preis für seinen Schutz

durch Russland dürfte hoch sein.

Moskau hat längst klargemacht,

dass Unterstützung nur bei einer

noch engeren Integration

zwischen den Ländern zu erwarten sei.

Belarus könnte einen Teil seiner

staatlichen Souveränität einbüßen.

Für Lukaschenko würde dies zwar mit

massivem Machtverlust einhergehen.

Deswegen hat er sich

in den letzten Jahren

nach Kräften dagegen gewehrt.

Nun hat er keine Optionen mehr.

Nächste Woche

treffen sich die beiden Präsidenten.

Die Zukunft von Belarus

liegt mehr denn je beim Kreml.

Gerade läuft die Kartoffel-Ernte,

der Mais kommt ins Silo,

Äcker werden wieder gepflügt.

Schon sind wir bei der Frage,

wie das in Zukunft wird:

Kartoffeln und Mais kommen nicht

gut zurecht mit dem Klimawandel.

Der gepflügte Boden

kommt nicht zurecht mit Trockenheit.

Schweine kommen nicht gut zurecht

mit der Massentierhaltung.

Viele Bauern

kommen nicht gut zurecht

mit den ständigen Vorwürfen

zu ihrer Arbeit.

Jetzt sollen Fachleute

das alles unter einen Hut bringen:

Eine Zukunfts-Kommission

mit klugen Köpfen

aus Landwirtschaft und Handel,

aus Umwelt- und Verbraucherschutz.

Im nächsten Juni soll ihre Saat

aufgehen als großer Konsens.

Dabei gibt es schon

innerhalb der Regierung Dissens,

zwischen der Agrarministerin

und der Umweltministerin.

November 2019.

Kaum ein Landwirt

will der Umweltministerin zuhören.

Sie müssen mir nicht zuhören,

aber ich hab's Ihnen gesagt.

Der Landwirtschaftsministerin

ergeht es nicht viel besser.

Die Stimmung: aufgeheizt.

Die Fronten sind verhärtet.

Immer wieder auch

zwischen den Ministerinnen.

Die eine sieht die Sorge der Bauern,

nicht rentabel

wirtschaften zu können.

Die andere drückt aufs Tempo

beim Umweltschutz.

Immer wieder Zoff.

Und nun soll angeregt

von Kanzlerin Merkel

eine Kommission dieses Dilemma lösen.

Auftakttreffen im Kanzleramt.

Am Morgen protestieren

Umwelt- und Tierschützer

gemeinsam mit Landwirten.

Diese Landwirtin

ist Teilnehmerin der Kommission.

Sie fordert Entscheidungen.

Es ist wichtig,

dass wir daran arbeiten,

dass die Gelder für konkrete

Leistungen ausgegeben werden.

Und nicht weiter pro Hektar

ausgeschüttet werden.

Dabei sind Vertreter

von Landwirtschaft, Umweltschutz,

Handel und Wissenschaft.

Es geht um viele Themen:

Mehr Tier- und Umweltschutz,

wirtschaftliche Rahmenbedingungen,

die Rolle der Verbraucher.

Die Ministerinnen sind

zum Auftakt mit dabei.

Die eine will

eine nachhaltigere Landwirtschaft:

Ich habe schon länger einen

Gesellschaftsvertrag vorgeschlagen.

Genauer zu definieren, was wir

von der Landwirtschaft wollen.

Wofür bekommt sie

diese Steuermittel?

Sie wirft die großen Fragen auf.

Auch eine Botschaft an

die Landwirtschaftsministerin.

Die sieht

keine Versäumnisse bei sich.

Die Zukunftskommission

fängt nicht bei null an.

Ich bin stringent auf dem Weg,

die Landwirtschaft zu begleiten

beim Umbau.

Der Bauernverband

will Handlungsspielraum behalten.

Zukunftspfade

sollen entwickelt werden.

Die müssen eine Bandbreite eröffnen,

in denen sich Landwirte

bewegen können.

Die großen Linien

sollten festgelegt werden.

Die Kommission will im Sommer 2021

einen Bericht

mit Empfehlungen vorlegen.

Damit kommen wir zu einem Thema,

das während der Pandemie

in den Hintergrund geraten ist:

zum Brexit.

Die Briten verhandeln

seit Ende Januar mit der EU,

wie die Beziehung

künftig aussehen soll.

Sieben Runden haben sie

schon absolviert, ohne Ergebnis.

Dabei sind's nur noch

vier Monate bis zum Schluss-Gong.

Dann endet die Übergangsphase.

Diese Woche startet Runde 8.

Die hat Premier Johnson eröffnet

mit einem Vorstoß.

Den muss die EU empfinden

als Schlag unter die Gürtellinie.

Laut Financial Times gibt es Pläne,

nach denen das Austrittsabkommen

mit nationalen, britischen Gesetzen

unterwandert wird.

Anette Dittert, das war ein

harter Schlag, warum macht er das?

Diese Frage stellen sich hier alle.

Es gibt nur zwei Möglichkeiten:

Entweder wollte er einen Abbruch

der Verhandlungen provozieren.

Das könnte er Brüssel

in die Schuhe schieben.

Oder er will den Druck

auf Brüssel erhöhen.

Sollte es aber

eine Verhandlungsstrategie sein,

ist sie extrem riskant.

Der heutige Tag hat gezeigt,

dass man sich auf das Wort

Boris Johnsons nicht verlassen kann.

Das ist kontraproduktiv.

So wird die Zeit auch knapper

und ein No-Deal wahrscheinlicher.

Vor dem Hintergrund der Pandemie

und der Tatsache,

dass die britische Wirtschaft

auch gerade in den Seilen hängt:

Kann Johnson wirklich

einen harten Brexit wollen?

Eigentlich nicht,

v.a. weil die britische Wirtschaft

schwer gebeutelt ist.

Aber Boris Johnson geht es

nicht mehr um die Kosten des Brexit.

Seine Partei will den Brexit

ohne Deal aus fester Überzeugung.

Nur das würde dann ein wahrhaft

souveränes Handeln ermöglichen.

Es heißt nicht,

dass Boris Johnson das Ruder

nicht noch herumreißen könnte.

Aber in der Regierung sind sich

zwei Fraktionen noch nicht einig.

Das dürfte

die entscheidenden Wochen und Monate

unberechenbar machen,

auch für Brüssel.

Boris Johnson teilt ein Schicksal

mit Brasiliens Präsident Bolsonaro:

Beide haben

eine Corona-Infektion überstanden.

Er fragt seither:

"Wovor haben Sie eigentlich Angst?"

Obwohl sein Land besonders schwer

zu tragen hat an der Pandemie.

Im August wurden

über 27.000 Todesfälle registriert

in Brasilien in Verbindung

mit dem Virus.

Trotzdem wächst gerade

das Vertrauen in seine Führung.

Es dürfte daran liegen,

dass er das Risiko

für die Volksgesundheit kleinredet.

Und das Risiko

für die Volkswirtschaft ganz groß.

Während in Brasiliens Corona-Hotspots

Angehörige ihre Toten begraben,

reist Präsident Bolsonaro

durchs Land - trotz Pandemie.

Er weiht Infrastrukturprojekte ein -

wie diese Bewässerungskanäle

im Norden.

Dafür lässt er sich feiern

und überträgt es live via Facebook.

Die Menschen in Brasiliens Norden

sind bitterarm

und glücklich

über jede Unterstützung.

Seit Beginn der Pandemie

erhalten Sie Nothilfen.

Die hat Bolsonaro eingeführt

und gerade bis Ende 2020 verlängert.

Früher lehnte er solche Sozialhilfen

als linke Methoden ab.

Jetzt versucht er so, sich die Gunst

neuer Wähler zu erkaufen.

Als ihm diese bedürftige Frau

über soziale Netzwerke dankt,

zeigt er sich großzügig:

Das ist dein Geld, nicht meins.

In der Pandemie sind viele

Brasilianer in die Armut abgerutscht.

Da kommt Bolsonaros Nothilfe,

seit April etwa 100 Euro im Monat,

für viele gerade recht.

Das war eine gute Initiative,

für die vielen,

die nicht arbeiten können.

An den Stränden

hält längst keiner mehr Abstand.

So, wie es Bolsonaro

immer vorgemacht hat.

Das war doch übertrieben -

all die geschlossenen Geschäfte.

Jetzt ist

die Arbeitslosigkeit gestiegen.

Das ist schlimmer

als die Gesundheitskrise.

So denken nicht wenige.

Aus Expertensicht könnte Bolsonaro

von seiner Corona-Verharmlosung

jetzt profitieren.

Er möchte dem Volk

gute Nachrichten geben und sagen:

"Ich bin dafür zuständig, dass wir

zur Normalität zurückkehren."

Die Rechnung scheint aufzugehen.

Bolsonaros Umfragewerte

sind zuletzt gestiegen.

Seine Anhänger

stärken ihm den Rücken –

auch am heutigen Unabhängigkeitstag.

Dabei hält er sich nicht mal mehr

an Wahlkampfversprechen

wie den Antikorruptionskampf.

Bolsonaro sabotiert die Ermittlungen.

Wichtige Staatsanwälte

haben das Handtuch geworfen.

Wichtiger

dürfte für den Präsidenten sein,

dass er bald schon einen

Corona-Impfstoff präsentieren kann.

Verträge für Millionen Impfdosen

hat er weltweit abgeschlossen.

So ist nicht ausgeschlossen,

dass Corona-Verharmloser Bolsonaro

als Gewinner aus der Pandemie kommt.

Zurück nach Deutschland,

zum Fall Alexej Nawalny.

Die Charite berichtet heute,

dass es dem Kreml-Kritiker

etwas besser geht.

Damit beginnt Jens Riewa

weitere Nachrichten.

Wie die Charite mitteilte,

wurde das künstliche Koma beendet,

Nawalny sei wieder ansprechbar.

Langzeitfolgen der Vergiftung

könne man nicht ausschließen.

Die Bundesregierung

erhöht den Druck auf den Kreml,

zur Aufklärung des Falls beizutragen.

Nach Außenminister Maas

wollte auch Kanzlerin Merkel

einen Baustopp von Nord Stream 2

nicht mehr ausschließen.

Russland bestreitet,

in den Anschlag verwickelt zu sein,

die Bundesregierung

sieht Indizien dafür.

In London ist die Anhörung

um eine Auslieferung

von WikiLeaks-Gründer Assange

fortgesetzt worden.

Zahlreiche Unterstützer von Assange

protestierten

vor dem Strafgerichtshof.

Die US-Justiz hatte ihre Vorwürfe

zuletzt ausgeweitet.

Sie klagt Assange an,

über WikiLeaks

geheime Militärdokumente

veröffentlicht zu haben.

In den USA drohen Assange

bis zu 175 Jahre Haft.

Die Auszahlung des "Kinderbonus"

hat begonnen.

Familien erhalten einmalig 300 Euro,

aufgeteilt in zwei Raten.

Die Sonderleistung

muss nicht beantragt werden,

die Auszahlung erfolgt automatisch

und soll Familien mit Kindern

in der Corona-Krise helfen.

Der Bonus wird nicht

auf Sozialleistungen angerechnet,

aber mit dem Kinderfreibetrag

bei Gutverdienern verrechnet.

Die Spitzenverbände der Wirtschaft

fordern die Bundesregierung

zu einem Kurswechsel

bei den Reisebeschränkungen auf.

In einem Brief befürchten sie

negative Auswirkungen,

die über den Tourismus hinausgingen.

Mehr dazu von Markus Gürne.

Die Verbände hoffen, dass durch

eine Lockerung der Beschränkungen

die Folgen der Corona-Krise

gemildert werden können.

Zwar haben deutsche Unternehmen

die Produktion

im Juli steigern können,

aber nur noch minimal.

Wie es weitergeht,

wird maßgeblich davon abhängen,

wie sich die Corona-Lage

im Herbst und Winter entwickelt.

Exportorientierte Unternehmen

könnten wegen Grenzschließungen

ihre Mitarbeiter nicht

zu ausländischen Kunden entsenden.

Zudem fielen

internationale Fachmessen aus,

wodurch neue Aufträge fehlten.

Was haben New York und London

gemeinsam mit - Mannheim?

Auf den ersten Blick nicht viel.

Aber sicher eine Stelle,

die das friedliche Miteinander

regeln soll - nachts.

Mannheim war vor zwei Jahren

die erste deutsche Stadt,

die das Amt des Nachtbürgermeisters

eingeführt hat.

Auftrag: bei Konflikten vermitteln

zwischen der Party-Szene

und genervten Nachbarn.

Die tagesthemen sind mittendrin

im Szene-Viertel Mannheims.

Wir haben erlebt,

wie schwer es sein kann,

allen eine gute Nacht zu bereiten -

wirklich kein Kinderspiel.

Los!

Sackhüpfen um Mitternacht.

Sieht aus wie Kindergarten,

hat aber einen ernsten Hintergrund.

Es soll spielerisch deeskalieren.

Denn nachts in Mannheim

spitzt sich die Lage oft zu.

Aber von vorne: Mitten

in Mannheims Szene-Viertel Jungbusch.

Ich bin unterwegs

mit der "Nachtschicht".

Ihre Mission:

mehr Dialog im Nachtleben.

Laura Kruse und Emiliano Trujillo

wollen dafür sensibilisieren,

dass die Partymeile

auch Wohnviertel ist.

Dieses Bewusstsein fehlt.

Irgendwo müssen die Leute

ihren Spaß haben.

Es ist scheiße für die Anwohner,

aber auch für uns,

dass die Diskos zu haben.

Ich komm nicht von hier.

Die Menschen

wohnen mitten im Busch.

So nennen Anwohner wie Laura Malek

ihr Viertel.

Sie ist hier aufgewachsen,

zieht ihre Kinder hier groß.

Sie liebt die Vielfalt,

erzählt sie.

Aber durch Corona

sei es zu laut geworden.

Dass das Bewusstsein ...

Die können gerne herkommen.

Denkt auch dran: Hier wohnen Kinder,

Leute, die arbeiten müssen.

In Corona-Zeiten sind die Clubs zu.

Partys verlagern sich

in den öffentlichen Raum.

Umso mehr braucht es ihn:

Nachtbürgermeister Robert Gaa -

Vermittler zwischen den Welten.

Was macht ein Nachtbürgermeister?

Er arbeitet entgegen der Annahme

meistens tagsüber.

Was ich mache, ist fürs Nachtleben.

Erarbeite neue Konzepte

fürs Nachtleben,

sprech mit Anwohnern

oder Gastronomen.

Auf der Straße gibt es keine Wirte,

keine Türsteher,

aber viele Konflikte.

Da fehlen manchmal

ein paar Bezugspersonen,

die die Leute ermahnen:

"Das ist nicht cool."

Deshalb hat der Nachtbürgermeister

mit einem Gemeindezentrum

die "Nachtschicht" gestartet.

Für das Team

geht die Arbeit jetzt richtig los.

23 Uhr, die Außenbereiche schließen.

Die Jugendlichen

ziehen an die Promenade weiter.

Die Nachtschicht

kämpft gegen zu laute Musik.

Wir versuchen,

an eure Vernunft zu appellieren,

die Musik etwas runter zu drehen,

dass alle Interessen

getroffen werden.

Seit Anfang August patrouillieren sie

an den Wochenenden.

Ohne feste Route,

ohne erhobenen Zeigefinger.

Einfach da sein,

das ist das ganze Geheimnis.

Da sein oder auch mal Sackhüpfen,

um die Stimmung aufzulockern.

Weiter eingreifen

darf nur die Polizei.

Die ist dankbar

für die "Nachtschicht".

Es ist was anderes, ob jemand

in Uniform kommt und sagt:

"Macht mal die Musik leiser,

seid doch friedlicher."

Oder ob es jemand sagt,

der normale Klamotten trägt

und eher auf Augenhöhe ist.

Gegen 1 Uhr wird die Lage

plötzlich unübersichtlich.

Ein paar Störenfriede

mischen die Menge auf.

Mach die Kamera weg!

Wir machen die Kamera aus.

Es kommt fast zur Schlägerei.

Ich bekomme mit,

wie die Nachtschichtler sich

zwischen die Streitenden stellen,

auf sie einreden.

Schließlich beruhigt sich

die Lage wieder.

Es ist nichts für jedermann.

Es bedarf viel Geduld,

starker Nerven,

'nen Mund,

der nicht schnell müde wird.

Harte Arbeit.

Aber die bleibt nicht unbemerkt

bei den Anwohnern.

Man merkt schon,

dass die Nachtschicht

was gebracht hat.

Ein kleiner Erfolg.

Doch alle glücklich machen?

Unmöglich.

Dafür sind die Vorstellungen

von einer guten Nacht

einfach zu unterschiedlich.

Es ist wohl das Sinnbild

alter Seefahrtsromantik:

Ein stolzer Viermaster

mit vollen Segeln.

Wie die Peking - vom Stapel gelaufen

in Hamburg im Jahr 1911.

Damals schon eine Legende

als einer der schnellsten Großsegler

seiner Zeit.

Damals gab es

eine ganze Flotte dieser P-Liner,

deren Namen alle mit P begannen.

Nun gibt es weltweit nur noch

vier "Hamborger Veermaster".

Die Peking ist einer davon.

Irgendwann hat das Dampfschiff

ihr den Rang abgelaufen.

Deshalb war sie erst in England,

und vergammelte dann in New York

als Museumsschiff.

Jetzt ist sie aufwendig restauriert,

und heute die Elbe hochgefahren.

Mit großem Geleit,

in ihren Heimathafen Hamburg.

Die letzte Etappe

einer über 100-jährigen Reise.

Die Viermast-Bark kehrt zurück

in ihren Heimathafen Hamburg.

Lange undenkbar, und ohne ihn

wäre das kaum möglich gewesen:

Joachim Kaiser, Pate der Peking.

Das gehört dazu,

dass man glaubt an seine Projekte.

Das habe ich mir immer bewahrt.

Wenn ich nicht

an ein Projekt geglaubt habe,

habe ich es auch nicht angefasst.

Es ist wie Ernte einfahren.

Nachdem Politiker die Peking

als Flaggschiff des geplanten

Deutschen Hafenmuseums auswählen,

geht Joachim Kaiser auf Kurs.

Der Schiffssachverständige soll

das maritime Mammutprojekt stemmen.

Noch 2016 dümpelt der Windjammer

als marodes Museum in New York.

Kaufpreis: 100 Dollar –

für eine Legende der Seefahrt.

Es hat irgendwie

von mir Besitz ergriffen.

Ich konnte

an nichts anderes mehr denken, als:

Wie repariere ich dieses Schiff?

2017 – geht es zurück in die Heimat.

Leinen los!

Die finale Atlantik-Passage

Richtung Elbe –

nur im Transportschiff möglich.

Kein Vergleich zu früher,

wie Kaiser mit einem Film

den Matrosen zeigt.

Gebaut 1911 von Blohm + Voss,

transportiert der Frachtsegler

Salpeter aus Südamerika.

Umrundet 34-mal Kap Hoorn.

Unter vollen Segeln –

schneller als damalige Dampfschiffe.

Das wird

als Wunder angesehen werden,

dass man damit

überhaupt segeln konnte.

Keine elektronische Navigation,

Tiefenlotung mit Blei am Band.

Unfassbar!

In den 50er-Jahren -

ein schwimmendes Internat

vor Englands Küste.

Später droht in den USA

wegen Geldmangel die Verschrottung.

Deutsches Steuergeld

und eine Stiftung helfen.

Eine Werft in Schleswig-Holstein

restauriert Rumpf, Deck, Masten.

38 Mio. Euro für ein Prestigeobjekt.

Heute erreicht

die 115 m Meter lange Peking

auf eigenem Kiel die Hansestadt.

Tausende haben sie entlang der Elbe

bis nach Hamburg begleitet.

Es macht mich froh und stolz,

dass es gelungen ist,

diesen Teil dieser Vision

erfüllt zu haben.

Dass wir hier heute

in Hamburg ankommen mit dem Schiff.

Für Joachim Kaiser

war die Peking Passion.

Ab nächstem Sommer können Besucher

sie in Hamburg besichtigen.

Jetzt können Sie

mit Fug und Recht behaupten:

"Ick heff mol

en Hamborger Veermaster sehn."

Und wir sehen Karsten Schwanke,

der uns sagen kann,

ob es morgen Segelwetter gibt.

Für sportliche Segler

auf jeden Fall.

Es wird windiger an Nord- und Ostsee.

Dazu auch ziemlich bewölkt.

Erst am Abend

könnte es wieder so aussehen.

Bevor ich zu unserem Wetter komme,

ein Blick in die USA.

Dort ist gerade viel los.

Das ist eine Karte der Temperaturen

von heute.

In Las Vegas könnte es

neue Septemberrekorde geben.

44 Grad werden da erwartet,

in Denver 37 Grad.

Bemerkenswert: Dazu gibt es eine

Unwetterwarnung vor Schneestürmen.

Morgen gibt es da einen

Temperatursturz - außergewöhnlich.

Bei uns bewegt sich

bei den Temperaturen nur wenig.

Das Wetter dazu:

Heute Nacht leicht bewölkt

und sternenklar.

Es kann leicht nieseln

oder regnen im Nordwesten.

Morgen ziehen die Wolken gen Mitte.

Um die Mittelgebirge

herum kann es regnen.

Am Mittwoch

erneut im Nordwesten Schauer.

Donnerstag

auch im Süden mehr Wolken.

Ab Freitag

wieder überall mehr Sonne.

Zum Schluss noch ein Programmtipp:

Heute geht ja der Prozess weiter,

in dem sich entscheidet,

ob Julian Assange ausgeliefert

wird an die US-Justiz.

Dazu läuft jetzt

die "Story im Ersten"

über den Macher von WikiLeaks.

Morgen sind wir wieder hier.

Tschüss,

und bleiben Sie zuversichtlich.

Copyright Untertitel: NDR 2020


Sendung: tagesthemen 07.09.2020 22:15 Uhr - No Deal Broadcast: tagesthemen 07.09.2020 22:15 - No Deal Difusión: tagesthemen 07.09.2020 22:15 - No Deal Trasmissione: tagesthemen 07.09.2020 22:15 - Nessun accordo Programa: tagesthemen 07.09.2020 22:15 - Sem acordo Передача: tagesthemen 07.09.2020 22:15 - Нет сделки Програма: tagesthemen 07.09.2020 22:15 - No Deal

Themen der Sendung: Belarusische Aktivistin Maria Kolesnikowa verschwunden, Die Meinung, Neue Landwirtschaft: Kommission soll Zukunft diskutieren, Boris Johnson droht mit einem "No Deal", Bolsonaro im Corona-Aufwind, Weitere Meldungen im Überblick, #mittendrin in Deutschland: Streitschlichter unterwegs in der Mannheimer Nachtszene, Frachtsegler "Peking" erreicht Hamburger Hafen, Die Wetter

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Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen

mit den tagesthemen.

Guten Abend.

War es eine Festnahme

oder eine Entführung

am helllichten Tage in Minsk?

Wir wissen im Moment nur:

Eine der Leitfiguren der Opposition

in Belarus,

Maria Kolesnikowa,

ist plötzlich verschwunden.

Ihre Unterstützer berichten,

sie wurde in einen Kleinbus gezerrt. she was dragged into a minibus.

Gestern noch hat Frau Kolesnikowa

unserem Korrespondenten

in Minsk ein Interview gegeben.

Nun fehlt von ihr jede Spur.

Sie stand jetzt in der ersten Reihe, She was in the front row now

weil ihre wichtigsten Mitstreiter because their main comrades-in-arms

im Gefängnis sitzen

oder ins Ausland gedrängt wurden.

Anscheinend

versucht Präsident Lukaschenko,

der Protestbewegung systematisch

ihre wichtigsten Kräfte zu rauben.

Wo ist Maria Kolesnikowa?

Sonntag nahm sie noch fröhlich

an einer Großdemonstration teil.

Heute soll sie in einem Minibus,

wahrscheinlich diesem,

verschleppt worden sein.

Von ihr fehlt jede Spur.

Die belarussische

Oppositionspolitikerin Olga Kowalkowa

macht sich Sorgen

um ihre Mitstreiterin.

Sie ist

seit dem Wochenende in Polen.

Vor ein paar Tagen

wurde sie in Minsk festgenommen. she was arrested in Minsk.

Geheimdienstleute

drohten mit langer Haft, sagt sie. threatened with long imprisonment, she says.

Sie könne aber auch ausreisen. But you can also leave.

Unter Druck willigte sie ein. Under pressure, she agreed.

Abends setzten sie mich in ein Auto

und zogen mir eine Maske über. and put a mask on me.

Sie fuhren mich

zur polnischen Grenze.

Sie ist in Sicherheit.

Doch noch ist unklar,

wie es Maria Kolesnikowa geht.

Keiner weiß, wo sie jetzt ist.

Die Behörden

geben keine Informationen.

Doch das ist nicht überraschend.

Viele andere

wussten auch tagelang nicht,

wo ihre Angehörigen sind. where their relatives are.

Auf der Pressekonferenz in Warschau

fordert sie Kolesnikowas Freilassung.

Und auch die aller anderen Menschen,

die in den letzten Tagen

verhaftet wurden.

Gestern protestierten

100.000 Menschen

gegen Präsident Lukaschenko

und forderten Neuwahlen.

Später kam es wieder zu Festnahmen. Arrests were made later.

Mit dabei auch maskierte Kräfte, With them also masked forces,

die äußerlich nicht the outside doesn't

als Polizisten zu erkennen waren.

633 Menschen wurden festgenommen,

bestätigte das Innenministerium.

Solche Bilder kursieren im Netz. Such images are circulating on the internet.

Auch gesendet von BELSAT, Also broadcast by BELSAT,

dem oppositionsnahen Fernsehsender

mit Sitz in Polen.

In Belarus kann dieser Sender

nur via Internet empfangen werden. can only be received via the Internet.

Die Mitarbeiter schauen mit Schrecken

auf die Gewalt in ihrer Heimat.

Das seit heute auch eine führende As of today, this is also a leading one

Oppositionelle verschwunden ist,

besorgt den Journalisten

Aleksandr Papko.

Vielleicht sitzt sie in U-Haft.

Es kann einen Staatsstreichprozess

gegen sie geben,

oder sie wird

in zehn Tagen wieder freigelassen.

Oder sie wird übermorgen

an der Grenze zu Litauen

oder Polen gefunden.

Bisher gibt es noch

kein Lebenszeichen von Kolesnikowa.

Über diese jüngste Entwicklung

in Belarus

habe ich

mit Vitali Alekseenok gesprochen.

Er ist Dirigent

und lebt eigentlich in München,

hat u.a. in Weimar studiert,

kommt aber aus Belarus.

Und ist Anfang August wieder

in seine Heimat zurückgekehrt,

um sich an den Protesten

zu beteiligen.

Ich habe Vitali Alekseenok via

Internet-Schalte in Minsk erreicht. Internet switch reached in Minsk.

Guten Abend, Herr Alekseenok.

Guten Abend.

Was haben Sie gedacht,

als Sie vom Verschwinden

von Maria Kolesnikowa gehört haben?

Ich war erschrocken.

Aber es war auch erwartet.

Seit Monaten

haben sich Menschen gewundert,

wie es sein kann, dass Maria

noch nicht verhaftet wurde.

Aber wir sind alle empört.

Vielleicht ist es

einer der letzten Menschen,

die jetzt verhaftet wurden.

Aber Sie gehen davon aus, But you assume

dass dahinter Sicherheitskräfte

von Präsident Lukaschenko stecken?

Wir sind alle davon überzeugt.

Wir wissen, dass diese Strukturen, We know that these structures

in Zivil gekleidet,

die kommen so oder so they come one way or the other

von unserem Staat.

Diese Banditen,

die auch so gekleidet sind,

sind mit

den Machtstrukturen verbunden.

Deswegen gehen wir davon aus,

dass dieser Fall that this case

auch von dort kommt.

Was bedeutet das jetzt

für die Oppositionsbewegung?

Schwächt sie das, wenn jetzt

eine der letzten verbliebenen

Galionsfiguren verschwindet?

Unsere Bewegung

wird jetzt nicht aussterben.

Die Bewegung wird

vom einfachen Volk gebildet. formed by the common people.

Das Verschwinden der Anführer

bedeutet nicht,

dass die Bewegung schwächer wird.

Wir haben gesehen,

dass die Anzahl derer, that the number of

die auf die Straße gehen,

nicht geringer wird.

Das heißt,

wir brauchen keine Anführer.

Für unsere Proteste

brauchen wir keine Leitung.

Angesichts des brutalen Vorgehens

und zahlreicher Verhaftungen -

haben Sie Sorge um Ihre

eigene Sicherheit und Gesundheit?

Keiner von uns

kann sich sicher fühlen.

Ich und viele andere denken,

dass wir

festgenommen werden könnten.

Gestern haben wir gehört,

dass einige Personen

festgenommen wurden.

Heute haben wir erfahren,

dass auch Maria festgenommen wurde.

Auch ein paar weitere.

Es kann jeden Tag passieren.

Mit mir kann es auch passieren.

Ich und viele andere

haben nur bedingt Angst, are only partially afraid

aber machen sich Sorgen. but worry.

Dennoch machen Sie weiter?

Sie könnten ja

nach Deutschland zurückkehren.

Ja, aber wir müssen weiterkämpfen.

Wenn wir Aktivisten

festgenommen werden,

gibt es noch 1-2 Mio. Menschen,

die auf die Straße gehen.

Die Protestbewegung

wird nicht aussterben.

Man hat ja den Eindruck,

dass die Daumenschrauben jeden Tag

ein Stück weiter angezogen werden.

Wie kann das ausgehen, How can this end

wenn Lukaschenko

nicht auf Dialog setzt,

sondern auf Repression?

Der Unterschied zwischen

Protestbewegung und Repressionen

wird jeden Tag größer.

Irgendwann wird klar,

es gibt kein Zurück mehr. there is no going back.

Ich hoffe, es wird

keine größere Gewalt geben.

Aber irgendwann kommt es dazu. But at some point it will come to that.

Irgendwann

werden Veränderungen kommen.

Die Protestbewegung

wurde nie aggressiv. never got aggressive.

Irgendwann sagen wir,

nein, es reicht.

Fürchten Sie

eine weitere Eskalation?

Russlands Präsident Putin

hat ja schon Unterstützung

in Aussicht gestellt, provided in promising,

mit russischen Sicherheitskräften.

Ja, leider erwarten wir das.

Wir denken jeden Tag,

es geht nicht schlimmer.

Und jeden Tag

wird es noch schlimmer.

Es gibt keinen Boden, wo der Respekt

für Macht runterfallen kann. can fall down for power.

Jeden Tag staunen wir.

Aber wir haben gelernt.

Es geht weiter.

Wir wissen nicht, was an schlimmen

Sachen noch passieren kann.

Aber wir wissen,

dass es passieren kann und wird.

Erwarten Sie mehr Unterstützung,

zum Beispiel von der EU?

Wir hoffen das.

Wir wissen, dass die EU

sich viele Gedanken macht. thinks a lot.

Wir spüren das noch nicht ganz klar. We don't feel that very clearly yet.

Wir wissen, europäische Politik

ist demokratisch

und nutzt andere Wege,

um Positionen auszudrücken.

Aber das kommt hier nur

mit bestimmten Worten rüber. in certain words.

Wir wissen, dass die EU

uns geistig unterstützt. supports us spiritually.

Aber wir sehen das

noch nicht so konkret,

wie wir uns das wünschen würden.

Ich wünsche Ihnen alles Gute.

Vielen Dank für das Gespräch.

Vielen Dank.

Das Verschwinden der Oppositionellen

Maria Kolesnikowa in Belarus -

dazu die Meinung

unserer ehemaligen Russland-

Korrespondentin Birgit Virnich. Correspondent Birgit Virnich.

Nun auch Maria Kolesnikowa (38).

Systematisch

werden die starken Frauen

der belarussischen Opposition

festgenommen.

Am Wochenende erst

wurde eine enge Vertraute

der Präsidentschaftskandidatin

Tichanowskaja genötigt, auszureisen.

Die Opposition

soll geschwächt werden. should be weakened.

Der Druck auf Gewerkschaftler wächst. The pressure on trade unionists is growing.

Auch auf IT-Unternehmen, die Gelder

gesammelt haben für Polizisten,

die den Dienst quittiert haben. who have quit the service.

Daran spürt man, From this you can feel

wie sehr das Regime in Minsk

mit dem Rücken zur Wand steht. standing with his back to the wall.

Und zugleich scheint Lukaschenko

freie Hand zu haben. to have a free hand.

Nur möglich Only possible

durch Russlands Präsident Putin.

Ohne seine Unterstützung

wäre dieses brachiale Vorgehen

in Belarus nicht möglich.

Längst scheint klar, long since it seems clear

dass die Opposition

nicht mehr nur gegen Lukaschenko,

sondern auch gegen Putin kämpft.

Für Lukaschenko

geht's es ums nackte Überleben. it's about bare survival.

Der Preis für seinen Schutz

durch Russland dürfte hoch sein.

Moskau hat längst klargemacht, Moscow has long since made it clear

dass Unterstützung nur bei einer

noch engeren Integration

zwischen den Ländern zu erwarten sei. between the countries is to be expected.

Belarus könnte einen Teil seiner

staatlichen Souveränität einbüßen.

Für Lukaschenko würde dies zwar mit

massivem Machtverlust einhergehen. accompanied by a massive loss of power.

Deswegen hat er sich

in den letzten Jahren

nach Kräften dagegen gewehrt. resisted with all his might.

Nun hat er keine Optionen mehr.

Nächste Woche

treffen sich die beiden Präsidenten.

Die Zukunft von Belarus

liegt mehr denn je beim Kreml. lies more than ever with the Kremlin.

Gerade läuft die Kartoffel-Ernte,

der Mais kommt ins Silo,

Äcker werden wieder gepflügt.

Schon sind wir bei der Frage,

wie das in Zukunft wird:

Kartoffeln und Mais kommen nicht

gut zurecht mit dem Klimawandel.

Der gepflügte Boden

kommt nicht zurecht mit Trockenheit.

Schweine kommen nicht gut zurecht

mit der Massentierhaltung.

Viele Bauern

kommen nicht gut zurecht

mit den ständigen Vorwürfen

zu ihrer Arbeit.

Jetzt sollen Fachleute

das alles unter einen Hut bringen:

Eine Zukunfts-Kommission

mit klugen Köpfen

aus Landwirtschaft und Handel,

aus Umwelt- und Verbraucherschutz.

Im nächsten Juni soll ihre Saat Their seed is to be next June

aufgehen als großer Konsens. rise as a great consensus.

Dabei gibt es schon There is already

innerhalb der Regierung Dissens,

zwischen der Agrarministerin

und der Umweltministerin.

November 2019.

Kaum ein Landwirt

will der Umweltministerin zuhören.

Sie müssen mir nicht zuhören,

aber ich hab's Ihnen gesagt.

Der Landwirtschaftsministerin

ergeht es nicht viel besser. it doesn't fare much better.

Die Stimmung: aufgeheizt.

Die Fronten sind verhärtet.

Immer wieder auch

zwischen den Ministerinnen.

Die eine sieht die Sorge der Bauern, One sees the concerns of the farmers

nicht rentabel not rentable

wirtschaften zu können. to be able to do business.

Die andere drückt aufs Tempo

beim Umweltschutz.

Immer wieder Zoff. Again and again Zoff.

Und nun soll angeregt

von Kanzlerin Merkel

eine Kommission dieses Dilemma lösen.

Auftakttreffen im Kanzleramt. Kick-off meeting in the Chancellery.

Am Morgen protestieren

Umwelt- und Tierschützer

gemeinsam mit Landwirten.

Diese Landwirtin

ist Teilnehmerin der Kommission.

Sie fordert Entscheidungen.

Es ist wichtig,

dass wir daran arbeiten,

dass die Gelder für konkrete

Leistungen ausgegeben werden. benefits are issued.

Und nicht weiter pro Hektar

ausgeschüttet werden. be distributed.

Dabei sind Vertreter

von Landwirtschaft, Umweltschutz,

Handel und Wissenschaft.

Es geht um viele Themen:

Mehr Tier- und Umweltschutz,

wirtschaftliche Rahmenbedingungen,

die Rolle der Verbraucher.

Die Ministerinnen sind

zum Auftakt mit dabei.

Die eine will

eine nachhaltigere Landwirtschaft:

Ich habe schon länger einen

Gesellschaftsvertrag vorgeschlagen. proposed social contract.

Genauer zu definieren, was wir

von der Landwirtschaft wollen.

Wofür bekommt sie

diese Steuermittel?

Sie wirft die großen Fragen auf. She raises the big questions.

Auch eine Botschaft an Also a message to

die Landwirtschaftsministerin.

Die sieht

keine Versäumnisse bei sich.

Die Zukunftskommission The Future Commission

fängt nicht bei null an. doesn't start from scratch.

Ich bin stringent auf dem Weg, I'm stringently on the way

die Landwirtschaft zu begleiten

beim Umbau. during conversion.

Der Bauernverband The Farmers Union

will Handlungsspielraum behalten. want to keep room for manoeuvre.

Zukunftspfade

sollen entwickelt werden.

Die müssen eine Bandbreite eröffnen,

in denen sich Landwirte

bewegen können.

Die großen Linien The big lines

sollten festgelegt werden. should be specified.

Die Kommission will im Sommer 2021

einen Bericht

mit Empfehlungen vorlegen.

Damit kommen wir zu einem Thema,

das während der Pandemie

in den Hintergrund geraten ist: faded into the background:

zum Brexit. to Brexit.

Die Briten verhandeln

seit Ende Januar mit der EU,

wie die Beziehung

künftig aussehen soll. should look like in the future.

Sieben Runden haben sie

schon absolviert, ohne Ergebnis. already done with no result.

Dabei sind's nur noch But there are only

vier Monate bis zum Schluss-Gong. four months until the closing gong.

Dann endet die Übergangsphase. Then the transition phase ends.

Diese Woche startet Runde 8.

Die hat Premier Johnson eröffnet

mit einem Vorstoß. with a push.

Den muss die EU empfinden The EU must feel that

als Schlag unter die Gürtellinie.

Laut Financial Times gibt es Pläne,

nach denen das Austrittsabkommen

mit nationalen, britischen Gesetzen

unterwandert wird.

Anette Dittert, das war ein

harter Schlag, warum macht er das?

Diese Frage stellen sich hier alle.

Es gibt nur zwei Möglichkeiten:

Entweder wollte er einen Abbruch

der Verhandlungen provozieren.

Das könnte er Brüssel

in die Schuhe schieben.

Oder er will den Druck

auf Brüssel erhöhen. increase to Brussels.

Sollte es aber

eine Verhandlungsstrategie sein,

ist sie extrem riskant. it is extremely risky.

Der heutige Tag hat gezeigt, Today has shown

dass man sich auf das Wort

Boris Johnsons nicht verlassen kann. Boris Johnsons can't leave.

Das ist kontraproduktiv.

So wird die Zeit auch knapper

und ein No-Deal wahrscheinlicher.

Vor dem Hintergrund der Pandemie Against the background of the pandemic

und der Tatsache,

dass die britische Wirtschaft

auch gerade in den Seilen hängt: also just hanging in the ropes:

Kann Johnson wirklich

einen harten Brexit wollen?

Eigentlich nicht,

v.a. weil die britische Wirtschaft

schwer gebeutelt ist. is badly hit.

Aber Boris Johnson geht es

nicht mehr um die Kosten des Brexit.

Seine Partei will den Brexit

ohne Deal aus fester Überzeugung. without a deal out of firm conviction.

Nur das würde dann ein wahrhaft Only that would then become a truly

souveränes Handeln ermöglichen. enable sovereign action.

Es heißt nicht,

dass Boris Johnson das Ruder

nicht noch herumreißen könnte. couldn't tear around.

Aber in der Regierung sind sich

zwei Fraktionen noch nicht einig. two factions still disagree.

Das dürfte

die entscheidenden Wochen und Monate the crucial weeks and months

unberechenbar machen, make unpredictable

auch für Brüssel.

Boris Johnson teilt ein Schicksal

mit Brasiliens Präsident Bolsonaro:

Beide haben

eine Corona-Infektion überstanden.

Er fragt seither:

"Wovor haben Sie eigentlich Angst?" "What are you really afraid of?"

Obwohl sein Land besonders schwer Although his country is particularly difficult

zu tragen hat an der Pandemie.

Im August wurden

über 27.000 Todesfälle registriert over 27,000 deaths registered

in Brasilien in Verbindung

mit dem Virus.

Trotzdem wächst gerade

das Vertrauen in seine Führung. confidence in his leadership.

Es dürfte daran liegen,

dass er das Risiko

für die Volksgesundheit kleinredet. downplayed for public health.

Und das Risiko

für die Volkswirtschaft ganz groß. very big for the economy.

Während in Brasiliens Corona-Hotspots

Angehörige ihre Toten begraben,

reist Präsident Bolsonaro

durchs Land - trotz Pandemie.

Er weiht Infrastrukturprojekte ein - He inaugurates infrastructure projects -

wie diese Bewässerungskanäle like these irrigation canals

im Norden.

Dafür lässt er sich feiern That's what he gets celebrated for

und überträgt es live via Facebook. and broadcast it live via Facebook.

Die Menschen in Brasiliens Norden

sind bitterarm

und glücklich

über jede Unterstützung. about any support.

Seit Beginn der Pandemie

erhalten Sie Nothilfen.

Die hat Bolsonaro eingeführt Bolsonaro introduced it

und gerade bis Ende 2020 verlängert.

Früher lehnte er solche Sozialhilfen He used to reject such social assistance

als linke Methoden ab.

Jetzt versucht er so, sich die Gunst

neuer Wähler zu erkaufen. to buy new voters.

Als ihm diese bedürftige Frau When him this needy woman

über soziale Netzwerke dankt,

zeigt er sich großzügig: he shows himself generous:

Das ist dein Geld, nicht meins.

In der Pandemie sind viele

Brasilianer in die Armut abgerutscht. Brazilians plunged into poverty.

Da kommt Bolsonaros Nothilfe,

seit April etwa 100 Euro im Monat,

für viele gerade recht. just right for many.

Das war eine gute Initiative,

für die vielen,

die nicht arbeiten können.

An den Stränden On the beaches

hält längst keiner mehr Abstand. no one keeps their distance anymore.

So, wie es Bolsonaro

immer vorgemacht hat. has always done.

Das war doch übertrieben - That was exaggerated -

all die geschlossenen Geschäfte.

Jetzt ist

die Arbeitslosigkeit gestiegen. unemployment increased.

Das ist schlimmer

als die Gesundheitskrise.

So denken nicht wenige. Not a few think like that.

Aus Expertensicht könnte Bolsonaro

von seiner Corona-Verharmlosung from his corona trivialization

jetzt profitieren.

Er möchte dem Volk

gute Nachrichten geben und sagen:

"Ich bin dafür zuständig, dass wir

zur Normalität zurückkehren." return to normal."

Die Rechnung scheint aufzugehen. The calculation seems to be working out.

Bolsonaros Umfragewerte

sind zuletzt gestiegen. have recently increased.

Seine Anhänger

stärken ihm den Rücken – strengthen his back –

auch am heutigen Unabhängigkeitstag.

Dabei hält er sich nicht mal mehr He doesn't even hold up anymore

an Wahlkampfversprechen

wie den Antikorruptionskampf.

Bolsonaro sabotiert die Ermittlungen.

Wichtige Staatsanwälte

haben das Handtuch geworfen. have thrown in the towel.

Wichtiger

dürfte für den Präsidenten sein,

dass er bald schon einen

Corona-Impfstoff präsentieren kann.

Verträge für Millionen Impfdosen

hat er weltweit abgeschlossen. he has completed worldwide.

So ist nicht ausgeschlossen,

dass Corona-Verharmloser Bolsonaro

als Gewinner aus der Pandemie kommt.

Zurück nach Deutschland,

zum Fall Alexej Nawalny.

Die Charite berichtet heute,

dass es dem Kreml-Kritiker

etwas besser geht.

Damit beginnt Jens Riewa

weitere Nachrichten.

Wie die Charite mitteilte,

wurde das künstliche Koma beendet,

Nawalny sei wieder ansprechbar. Navalny can be contacted again.

Langzeitfolgen der Vergiftung

könne man nicht ausschließen.

Die Bundesregierung

erhöht den Druck auf den Kreml,

zur Aufklärung des Falls beizutragen. to help clarify the case.

Nach Außenminister Maas

wollte auch Kanzlerin Merkel

einen Baustopp von Nord Stream 2

nicht mehr ausschließen.

Russland bestreitet, Russia denies

in den Anschlag verwickelt zu sein,

die Bundesregierung

sieht Indizien dafür.

In London ist die Anhörung The hearing is in London

um eine Auslieferung

von WikiLeaks-Gründer Assange

fortgesetzt worden.

Zahlreiche Unterstützer von Assange

protestierten

vor dem Strafgerichtshof. before the criminal court.

Die US-Justiz hatte ihre Vorwürfe

zuletzt ausgeweitet. recently expanded.

Sie klagt Assange an,

über WikiLeaks

geheime Militärdokumente

veröffentlicht zu haben.

In den USA drohen Assange

bis zu 175 Jahre Haft.

Die Auszahlung des "Kinderbonus"

hat begonnen.

Familien erhalten einmalig 300 Euro, Families receive a one-off fee of 300 euros,

aufgeteilt in zwei Raten. divided into two installments.

Die Sonderleistung The special service

muss nicht beantragt werden, does not have to be requested

die Auszahlung erfolgt automatisch

und soll Familien mit Kindern

in der Corona-Krise helfen.

Der Bonus wird nicht

auf Sozialleistungen angerechnet, credited to social benefits,

aber mit dem Kinderfreibetrag

bei Gutverdienern verrechnet. charged to high earners.

Die Spitzenverbände der Wirtschaft The leading business associations

fordern die Bundesregierung

zu einem Kurswechsel

bei den Reisebeschränkungen auf. on the travel restrictions.

In einem Brief befürchten sie

negative Auswirkungen,

die über den Tourismus hinausgingen.

Mehr dazu von Markus Gürne.

Die Verbände hoffen, dass durch The associations hope that

eine Lockerung der Beschränkungen

die Folgen der Corona-Krise

gemildert werden können.

Zwar haben deutsche Unternehmen

die Produktion

im Juli steigern können,

aber nur noch minimal.

Wie es weitergeht, How it goes on,

wird maßgeblich davon abhängen, will largely depend on

wie sich die Corona-Lage

im Herbst und Winter entwickelt.

Exportorientierte Unternehmen

könnten wegen Grenzschließungen could because of border closures

ihre Mitarbeiter nicht

zu ausländischen Kunden entsenden.

Zudem fielen Also fell

internationale Fachmessen aus, international trade fairs,

wodurch neue Aufträge fehlten. resulting in a lack of new orders.

Was haben New York und London

gemeinsam mit - Mannheim?

Auf den ersten Blick nicht viel.

Aber sicher eine Stelle,

die das friedliche Miteinander

regeln soll - nachts.

Mannheim war vor zwei Jahren

die erste deutsche Stadt,

die das Amt des Nachtbürgermeisters

eingeführt hat.

Auftrag: bei Konflikten vermitteln

zwischen der Party-Szene

und genervten Nachbarn.

Die tagesthemen sind mittendrin

im Szene-Viertel Mannheims.

Wir haben erlebt,

wie schwer es sein kann,

allen eine gute Nacht zu bereiten -

wirklich kein Kinderspiel.

Los!

Sackhüpfen um Mitternacht.

Sieht aus wie Kindergarten,

hat aber einen ernsten Hintergrund.

Es soll spielerisch deeskalieren.

Denn nachts in Mannheim

spitzt sich die Lage oft zu.

Aber von vorne: Mitten

in Mannheims Szene-Viertel Jungbusch.

Ich bin unterwegs

mit der "Nachtschicht".

Ihre Mission:

mehr Dialog im Nachtleben.

Laura Kruse und Emiliano Trujillo

wollen dafür sensibilisieren,

dass die Partymeile

auch Wohnviertel ist.

Dieses Bewusstsein fehlt.

Irgendwo müssen die Leute

ihren Spaß haben.

Es ist scheiße für die Anwohner,

aber auch für uns,

dass die Diskos zu haben.

Ich komm nicht von hier.

Die Menschen

wohnen mitten im Busch.

So nennen Anwohner wie Laura Malek

ihr Viertel.

Sie ist hier aufgewachsen,

zieht ihre Kinder hier groß.

Sie liebt die Vielfalt,

erzählt sie.

Aber durch Corona

sei es zu laut geworden.

Dass das Bewusstsein ...

Die können gerne herkommen.

Denkt auch dran: Hier wohnen Kinder,

Leute, die arbeiten müssen.

In Corona-Zeiten sind die Clubs zu.

Partys verlagern sich

in den öffentlichen Raum.

Umso mehr braucht es ihn:

Nachtbürgermeister Robert Gaa -

Vermittler zwischen den Welten.

Was macht ein Nachtbürgermeister?

Er arbeitet entgegen der Annahme

meistens tagsüber.

Was ich mache, ist fürs Nachtleben.

Erarbeite neue Konzepte

fürs Nachtleben,

sprech mit Anwohnern

oder Gastronomen.

Auf der Straße gibt es keine Wirte,

keine Türsteher,

aber viele Konflikte.

Da fehlen manchmal

ein paar Bezugspersonen,

die die Leute ermahnen:

"Das ist nicht cool."

Deshalb hat der Nachtbürgermeister

mit einem Gemeindezentrum

die "Nachtschicht" gestartet.

Für das Team

geht die Arbeit jetzt richtig los.

23 Uhr, die Außenbereiche schließen.

Die Jugendlichen

ziehen an die Promenade weiter.

Die Nachtschicht

kämpft gegen zu laute Musik.

Wir versuchen,

an eure Vernunft zu appellieren,

die Musik etwas runter zu drehen,

dass alle Interessen

getroffen werden.

Seit Anfang August patrouillieren sie

an den Wochenenden.

Ohne feste Route,

ohne erhobenen Zeigefinger.

Einfach da sein,

das ist das ganze Geheimnis.

Da sein oder auch mal Sackhüpfen,

um die Stimmung aufzulockern.

Weiter eingreifen

darf nur die Polizei.

Die ist dankbar

für die "Nachtschicht".

Es ist was anderes, ob jemand

in Uniform kommt und sagt:

"Macht mal die Musik leiser,

seid doch friedlicher."

Oder ob es jemand sagt,

der normale Klamotten trägt

und eher auf Augenhöhe ist.

Gegen 1 Uhr wird die Lage

plötzlich unübersichtlich.

Ein paar Störenfriede

mischen die Menge auf.

Mach die Kamera weg!

Wir machen die Kamera aus.

Es kommt fast zur Schlägerei.

Ich bekomme mit,

wie die Nachtschichtler sich

zwischen die Streitenden stellen,

auf sie einreden.

Schließlich beruhigt sich

die Lage wieder.

Es ist nichts für jedermann.

Es bedarf viel Geduld,

starker Nerven,

'nen Mund,

der nicht schnell müde wird.

Harte Arbeit.

Aber die bleibt nicht unbemerkt

bei den Anwohnern.

Man merkt schon,

dass die Nachtschicht

was gebracht hat.

Ein kleiner Erfolg.

Doch alle glücklich machen?

Unmöglich.

Dafür sind die Vorstellungen

von einer guten Nacht

einfach zu unterschiedlich.

Es ist wohl das Sinnbild

alter Seefahrtsromantik:

Ein stolzer Viermaster

mit vollen Segeln.

Wie die Peking - vom Stapel gelaufen

in Hamburg im Jahr 1911.

Damals schon eine Legende

als einer der schnellsten Großsegler

seiner Zeit.

Damals gab es

eine ganze Flotte dieser P-Liner,

deren Namen alle mit P begannen.

Nun gibt es weltweit nur noch

vier "Hamborger Veermaster".

Die Peking ist einer davon.

Irgendwann hat das Dampfschiff

ihr den Rang abgelaufen.

Deshalb war sie erst in England,

und vergammelte dann in New York

als Museumsschiff.

Jetzt ist sie aufwendig restauriert,

und heute die Elbe hochgefahren.

Mit großem Geleit,

in ihren Heimathafen Hamburg.

Die letzte Etappe

einer über 100-jährigen Reise.

Die Viermast-Bark kehrt zurück

in ihren Heimathafen Hamburg.

Lange undenkbar, und ohne ihn

wäre das kaum möglich gewesen:

Joachim Kaiser, Pate der Peking.

Das gehört dazu,

dass man glaubt an seine Projekte.

Das habe ich mir immer bewahrt.

Wenn ich nicht

an ein Projekt geglaubt habe,

habe ich es auch nicht angefasst.

Es ist wie Ernte einfahren.

Nachdem Politiker die Peking

als Flaggschiff des geplanten

Deutschen Hafenmuseums auswählen,

geht Joachim Kaiser auf Kurs.

Der Schiffssachverständige soll

das maritime Mammutprojekt stemmen.

Noch 2016 dümpelt der Windjammer

als marodes Museum in New York.

Kaufpreis: 100 Dollar –

für eine Legende der Seefahrt.

Es hat irgendwie

von mir Besitz ergriffen.

Ich konnte

an nichts anderes mehr denken, als:

Wie repariere ich dieses Schiff?

2017 – geht es zurück in die Heimat.

Leinen los!

Die finale Atlantik-Passage

Richtung Elbe –

nur im Transportschiff möglich.

Kein Vergleich zu früher,

wie Kaiser mit einem Film

den Matrosen zeigt.

Gebaut 1911 von Blohm + Voss,

transportiert der Frachtsegler

Salpeter aus Südamerika.

Umrundet 34-mal Kap Hoorn.

Unter vollen Segeln –

schneller als damalige Dampfschiffe.

Das wird

als Wunder angesehen werden,

dass man damit

überhaupt segeln konnte.

Keine elektronische Navigation,

Tiefenlotung mit Blei am Band.

Unfassbar!

In den 50er-Jahren -

ein schwimmendes Internat

vor Englands Küste.

Später droht in den USA

wegen Geldmangel die Verschrottung.

Deutsches Steuergeld

und eine Stiftung helfen.

Eine Werft in Schleswig-Holstein

restauriert Rumpf, Deck, Masten.

38 Mio. Euro für ein Prestigeobjekt.

Heute erreicht

die 115 m Meter lange Peking

auf eigenem Kiel die Hansestadt.

Tausende haben sie entlang der Elbe

bis nach Hamburg begleitet.

Es macht mich froh und stolz,

dass es gelungen ist,

diesen Teil dieser Vision

erfüllt zu haben.

Dass wir hier heute

in Hamburg ankommen mit dem Schiff.

Für Joachim Kaiser

war die Peking Passion.

Ab nächstem Sommer können Besucher

sie in Hamburg besichtigen.

Jetzt können Sie

mit Fug und Recht behaupten:

"Ick heff mol

en Hamborger Veermaster sehn."

Und wir sehen Karsten Schwanke,

der uns sagen kann,

ob es morgen Segelwetter gibt.

Für sportliche Segler

auf jeden Fall.

Es wird windiger an Nord- und Ostsee.

Dazu auch ziemlich bewölkt.

Erst am Abend

könnte es wieder so aussehen.

Bevor ich zu unserem Wetter komme,

ein Blick in die USA.

Dort ist gerade viel los.

Das ist eine Karte der Temperaturen

von heute.

In Las Vegas könnte es

neue Septemberrekorde geben.

44 Grad werden da erwartet,

in Denver 37 Grad.

Bemerkenswert: Dazu gibt es eine

Unwetterwarnung vor Schneestürmen.

Morgen gibt es da einen

Temperatursturz - außergewöhnlich.

Bei uns bewegt sich

bei den Temperaturen nur wenig.

Das Wetter dazu:

Heute Nacht leicht bewölkt

und sternenklar.

Es kann leicht nieseln

oder regnen im Nordwesten.

Morgen ziehen die Wolken gen Mitte.

Um die Mittelgebirge

herum kann es regnen.

Am Mittwoch

erneut im Nordwesten Schauer.

Donnerstag

auch im Süden mehr Wolken.

Ab Freitag

wieder überall mehr Sonne.

Zum Schluss noch ein Programmtipp:

Heute geht ja der Prozess weiter,

in dem sich entscheidet,

ob Julian Assange ausgeliefert

wird an die US-Justiz.

Dazu läuft jetzt

die "Story im Ersten"

über den Macher von WikiLeaks.

Morgen sind wir wieder hier.

Tschüss,

und bleiben Sie zuversichtlich.

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