Wie CHINA seit JAHREN seine Statistiken FÄLSCHT - VisualPolitik DE
Heute möchte ich euch eine kleine Frage stellen: Wisst ihr eigentlich wie man das BIP eines
Landes berechnet und wer es berechnet? Wahrscheinlich nicht! Aber trotzdem benutzt ihr diese schöne
Zahl des BIP gerne, um Länder miteinander zu vergleichen, oder?
Ganz schön naiv! Ich meine... woher kommt die ganze Datenbasis, um zu messen, wie es
um die Wirtschaft eines Landes bestellt ist? Was meinen wir wirklich damit, wenn wir sagen,
dass Chinas Bruttoinlandsprodukt um beispielsweise 7% pro Jahr wächst?
Nun, sehen wir uns die Sache mal etwas aus der Nähe an!
Also, ganz allgemein kann man sagen: das BIP basiert auf einer Reihe von Statistiken, Untersuchungen
und Erhebungen. Richtig! Aber gibt all diese Berichte in Auftrag? Natürlich! Die Regierung
jedes Landes! Und... wer regiert China? Ja, das ist die Kommunistische Partei Chinas!
Und hier kommt die eigentliche Frage... Was wenn die ihre Zahlen fälschen würde? Letztendlich
wissen wir, dass Peking viel Geld für Propaganda ausgibt.
Letztlich müssen die Chinesen glauben gemacht werden, dass sie im besten aller Länder leben
und dass die Regierung von Xi Jinping ihre Land unübertrefflich gut regiert. Warum also
nicht die Propagandamaschinerie auch auf die makroökonomischen Zahlen loslassen? Was ist,
wenn wir die ganze Zeit mit den falschen Zahlen gearbeitet haben?
Zwar kann niemand leugnen, dass Chinas in den letzten Jahrzehnten gewachsen ist. Dazu
muss man sich nur ein Foto von Shenzhen von vor 20 Jahren ansehen und dem heutigen Stadtbild
vergleichen.
Aber nicht nur das! Der beste Beweis dafür, dass China tatsächlich wie verrückt wächst,
ist die Tatsache, dass viele westliche Unternehmen beginnen auf dem chinesischen Festland immer
mehr Waren verkaufen.
Denn eine Firma wie z.B. LEGO ist kein Wohlfahrtsverein, sondern eine knallhart kalkulierende hyperkapitalistische
Organisation. Sie würden diesen Markt nicht in Betracht ziehen, wenn es dort nicht jedes
Jahr mehr und mehr Konsumenten gäbe, die immer mehr und mehr Geld auszugeben bereit
sind. Also ja, China wächst, aber... Wie schnell?
Willkommen in der wunderbaren Welt der Nuancen. Und glaubt mir, es wäre nicht das erste Mal,
dass ein Staat sich seine Zahlen zusammenlügt.
Tatsächlich passiert sowas viel häufiger, als man erwarten würde.
Satellitenbilder zeigen, welche Länder bei der Wirtschaftsstatistik betrügen
Wie Sie sich vorstellen können, lügen autoritäre Regierungen viel eher. Letztendlich gibt es
in diesen Ländern keine legale Opposition, keine regierungskritischen Medien und keine
unabhängigen Institutionen, die ihre eigenen Untersuchungen durchführen und veröffentlichen
könnten.
Dies war die ursprüngliche Hypothese von der hier hier bei VisualPolitik ausgingen.
Denn im Grunde wäre es doch geradezu unlogisch für China, seine Zahlen nicht zu manipulieren.
Also begannen wir mit unseren Recherchen und... Voilà! Wir stießen auf folgendes...
Laut einer neuen Studie hat China die BIP-Daten für mindestens neun Jahre um 2 Prozentpunkte
"übertrieben".
Na bitte, ins Schwarze getrotten! Aber gut, es handelt sich nur um eine einzelne
Studie. Wie ihr wisst, reicht uns bei VisualPolitik eine Einzelquelle noch nicht zum Beweis.
Also haben wir diese Studie sorgfältig gelesen, sie mit anderen ähnlichen Studien verglichen
und dieses Video erstellt, damit ihr euch an unseren Erkenntnissen ergötzen könnt!
Die heutigen Fragen lauten also... Lügt China in Bezug auf sein BIP? Falls dies das der
Fall sein sollte... Wieso? Warum sollten sie lügen wollen?
Und... natürlich ist die wichtigste Frage von allen... Wie lautet eigentlich die wirkliche,
korrekte Definition des BIP? Heute werden wir all diese Fragen beantworten, doch zuvor
wollen wir einen Blick zurück auf die Geschichte des BIP werfen.
WER MISST DAS BIP?
Das Bruttoinlandsprodukt ist ein Konzept, das 1932 von einem russisch-amerikanischen
Wirtschaftswissenschaftler namens SIMON KUZNETS entwickelt wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg
wurde sie als Grundlage für die Berechnung von Geldtransfers in Rahmen des Marshallplan
verwendet.
Damit etablierte es sich als Standardmaß... aber Moment mal... Was eigentlich misst das
BIP tatsächlich? Komm schon, ich bin sicher, du weißt es! ... Oder vielleicht doch nicht?
Keine Sorge, Du bist nicht allein. Viele reden über das BIP ohne wirklich zu wissen, wovon
sie da überhaupt reden.
Aber keine Angst! Wir werden euch jetzt alles darüber verraten!
Das BIP ist die Summe aller in einem Land oder einer Region während eines Zeitraums
- in der Regel einem Jahr - produzierten Endprodukte. Das bedeutet, dass es über den Reichtum hinaus
wirtschaftliche Leistung misst.
Wenn man zum Beispiel Ölfelder besitzt, daraus aber kein Erdöl pumpt... hat dies natürlich
keinen Einfluss auf das BIP. Oder wenn man eine Fabrik sein Eigen nennt, diese aber die
Produktion für ein Jahr einstellt... kann dadurch auch nichts zum BIP hinzuaddiert werden.
Aber sobald diese Fabrik ein Auto produziert, dann erhöht sich das BIP um den Betrag des
Marktpreises dieses Autos.
Mit anderen Worten ... mehr als das statische Vermögen zeigt das BIP also die Gesundheit
einer Wirtschaft an.
Es ist nicht wichtig, was man besitzt, sondern was man produziert. Und ja, wir sprechen immer
über Endprodukte.
Sagen wir zum Beispiel, wir betreiben ein Restaurant und bereiten für unsere Gäste
einen Salat zu. Wir verwenden dazu als Zutaten einen Salatkopf, eine Tomate und eine Zwiebel.
Nehmen wir der Einfachheit halber mal an, jede dieser Zutaten würde genau 1 Euro kosten
und wir verkaufen den fertigen Salat für 5 Euro. Dann erhöhen wir das BIP nur um diese
5 Euro, weil der Salat das Endprodukt ist, das die Verbraucher kaufen werden.
Eine weitere sehr wichtige Sache, die wir über das BIP wissen müssen, ist, dass es
nur neu hergestellte Produkte berücksichtigt. Aus diesem Grund zählt die Transaktion beim
Kauf eines Gebrauchtwagen oder eines Altbaus nicht zum BIP. Aber wenn man ein nagelneues
Haus errichtet und verkauft, dann wird sein Marktwert im BIP berücksichtigt.
Klingt für den Anfang doch eigentlich recht gut als Maß für Leistungsfähigkeit einer
Volkswirtschaft, oder?
Den Aufmerksamen unter Euch wird aber sicher aufgefallen sein, dass dies noch nicht die
ganze Wahrheit sein kann, denn eine Volkswirtschaft basiert doch auf viel, viel mehr als materiellen
Fertiggütern, die zu einem Marktpreis verkauft werden!
Was passiert denn mit all den Dienstleistungen, die immateriell erbracht werden? Wird der
dafür erbrachte Aufwand und ihre Bedeutung für die Volkswirtschaft einfach ignoriert?
Und was ist mit jenen Sachen und Diensten, die überhaupt nicht zu Marktpreisen verkauft
werden – nämlich praktisch allem, was der Staat macht? In der öffentlichen Verwaltung
arbeiten doch Millionen von Menschen! Fallen alle Leistungen, die sie für den Bürger
erbringen alles einfach unter den Tisch?
Ganz und gar nicht! Im BIP wird auch dies alles berücksichtigt, allerdings geht‘s
hier nicht mehr so logisch und stringent zu wir bei den verkauften Endprodukten.
Tatsächlich machen produzierendes Gewerbe und die Bauwirtschaft zusammen weniger als
ein Drittel des im BIP gemessenen Wirtschaftsleistung aus. Zumindest in Deutschland – das doch
sogar noch als Land mit hohem Industrieanteil gilt! Die restlichen zwei Drittel des BIP
werden aus allen Arten von Dienstleistungen berechnet. Da wären z.B. Banken, Versicherungen,
Vermietung, Verkehrsbetriebe usw.
Gut, all diese Dienste werden in der Regel zu Marktpreisen erbracht. Wenn du dir also
von deinem Friseur für 12 Euro die Haare schneiden lässt, erhöht sich das BIP dadurch
um diese 12 Euro. Und auch wenn Du für Deine KFZ-Haftpflicht-Versicherung jährlich 200
Euro, erhöht sich damit die durch das BIP gemessene Wirtschaftsleistung Deines Landes.
Hm, hierbei wirst Du vielleicht schon ein wenig kritisch den Kopf neigen, oder? Denn
was beeinflusst die Höhe des Versicherungsbeitrags? Da wir davon ausgehen können, dass es sich
um einen durch faire Konkurrenz ausbalancierten Marktpreis handelt vor allem durch einen Faktor:
die Unfallkosten aller Versicherten – also letztlich die Höhe der Schäden, welche die
Versicherung bezahlen muss, denn diese werden ja durch den Versicherungsbeitrag einfach
auf jeden einzelnen Versicherten umgelegt.
Gut, aber wird denn eine Volkswirtschaft wirklich umso leistungsfähiger, je mehr Unfälle die
Leute bauen?
Und wenn Du schon an dieser Stelle etwas skeptisch wirst, was die Aussagekraft des BIP angeht,
hör Die erstmal an, wie die der Staatsanteil daran berechnet wird.
Für die Leistungen, die der Staat erbringt gibt es ja in der Regel keinen Marktpreis.
Denn entweder sind sie kostenlos, wie z.B. der Schutz und die Hilfe, den dir die Polizei
bietet – oder z.B. im Kriegsfall das Militär, das Deine Freiheit an allen möglichen Orten
der Welt verteidigt. Oder der Staat als Monopolist legt irgendwelche Gebühren fest, die aber
nur in den wenigsten Fällen die Leistung widerspiegeln, die sich dahinter verbirgt.
Also haben sich die Ökonomen einen Trick einfallen lassen, um den Staatsanteil an der
Wirtschaftsleistung ins BIP einfließen zu lassen.
Ich wette, dass Dir erstmal die Kinnlade runterfällt, wenn Du hörst, worin dieser Trick besteht.
Diese Schlaumeier haben sich nämlich gesagt: gehen wir doch er Einfachheit halber davon
aus, dass der „Marktpreis“ für die Leistungen des Staats exakt ihren Kosten entspricht!
Wow – was für ein Geniestreich! D.h. je teurer und ineffizienter der Staat arbeitet,
desto höher fällt das BIP seiner Volkswirtschaft aus.
Somit ist von Staatsseite her der Manipulation des BIP nämlich Tür uns Tor geöffnet. Und
das quasi in allen Ländern.
Und wenn ihr jetzt dachtet, das war‘s mit den schlechten Nachrichten bezüglich der
Bestimmung des BIP… muss ich euch schon wieder enttäuschen.
Schauen wir uns nämlich mal an, woher eigentlich die ganzen Daten zu seiner Berechnung herkommen.
Gehen sie Statistiker in jedes einzelne Unternehmen und zu jeder Familie, um sie zu fragen, was
sie produzieren und konsumieren? Aber nein doch! Es werden Stichproben erhoben!
In den meisten Ländern gibt es Gesetze, die die Unternehmen dazu verpflichten, ihre Zahlen
den Statistikämtern offenzulegen.
Diesen Zahlen werden dann im Rahmen von Schätzungen hochgerechnet, wodurch sich natürlich schon
wieder neue Möglichkeiten der Verfälschung ergeben – z.B. durch ein geschicktes Maßschneidern
der Stichproben.
Und jetzt fragt ihr euch sicher: „Bei all dem Schmu, der hier getrieben werden kann:
hat das BIP denn überhaupt als Maßzahl zum Vergleich von Volkswirtschaften irgendeine
Art von Aussagekraft?“
Nun, überraschenderweise ja. Es ist sogar es eines der besten Werkzeuge, die wir dazu
haben.
Denn eigentlich brauchen wir die ganzen BIPs ja nur als Zahlen, die dann miteinander verglichen
werden können. Sowohl zwischen einzelnen Ländern als auch ein Jahr mit dem anderen.
Ok, wie kommt dann also diese Vergleichbarkeit zu Stande?
Dazu nehmen verschiedene internationale Organisationen die Zahlen die Rohdaten her und nehmen ihre
eigenen Schätzungen vor. Die CIA hat zum Beispiel ihr eigenes Factbook und auch die
Weltbank oder der Internationale Währungsfonds führen ihre eigenen unabhängigen Statistiken.
Denn es gab schon viele Fälle gab, in denen verschiedene Regierungen betrogen haben - auch
viele demokratische Staaten wie Griechenland oder Argentinien.
Es gibt aber noch viele andere Mathoden, um sicherzustellen, dass die BIP in Relation
zueinander und ihre Entwicklung von Jahr zu Jahr genau gemessen werden können! Wir können
z.B. die Import- und Exportzahlen oder die Steuereinnahmen vergleichen. Hier ist es schon
viel schwieriger, zu tricksen.
Seit einigen Jahren werden auch Satellitenbilder verwendet. Es stellt sich heraus, dass dies
ein sehr genaues System zur Messung des Wachstums eines Landes sein kann. Und eines ist sicher:
Bilder wie dieses sind äußerst aufschlussreich.
OK, jetzt wisst ihr alles Wichtige darüber, wie das BIP bestimmt und kontrolliert wird.
Kommen wir nun also zu unseren pseudokommunistischen Freunden in China? Lügen sie? Sind ihre Zahlen
korrekt? Sehen wir uns das mal etwas genauer an.
DAS IDEALE POLITISCHE SYSTEM
Stell Dir ein Land vor, in dem nur die am besten ausgebildeten Bürger in die Politik
kommen können. Ja, ein politisches System, in dem es keine Wahlen und keine Demokratie
gibt, in dem aber statt leerer Politikernversprechen echte Talente und reale Ergebnisse belohnt
werden.
Ich bin mir sicher, viele von euch hätten überhaupt nichts dagegen, an einem Ort mit
einem solchen politischen System zu leben, oder? Nun, dieser Ort hat einen Namen: Volksrepublik
China!
Vor stellen vor: das Kader-System!
In China ist Politiker/-in einfach nur ein weiterer Beruf unter vielen. Da es keine Wahlen
gibt, kann man nur ganz unten anfangen und sich dann auf der Karriereleiter hocharbeiten.
In dieser Hinsicht ähnelt dieses System einer typischen Karriere bei den Big Four - dem
globalen Oligopol der vier größten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften: Man beginnt als Analyst und steigt nach und
nach auf, bis man Partner wird.
Tatsächlich wurde dieses politische System von DENG XIAOPING, dem Architekten des heutigen
China, geschaffen. Ja, hier im Westen kennen wir Deng Xiaoping als den Mann, der Chinas
Wirtschaft geöffnet hat. Dort gilt er aber auch als der Mann, der die Meritokratie nach
China gebracht hat.
Vor ihm, zu Zeiten von MAO ZEDONG, wurden chinesische Politiker danach befördert, wie
hingebungsvoll sie den gottgleichen Führer anhimmelten und wie fanatisch sie den Kommunismus
und seine unfehlbaren Dogmen priesen.
Doch in den 1980er änderte sich in China so einiger. Die Politiker begannen, danach
beurteilt zu werden, ob sie die ihnen gesteckten Ziele auch erreichten. Außerdem hatten 1978
nur 26% der chinesischen Führungskräfte an der Universität studiert. Bis zum Jahr
1990 stieg diese Zahl auf über 90% steil an.
Aber der Wendepunkt in dieser Geschichte ist zweifellos das Jahr 1998. Damals änderte
die Kommunistische Partei Chinas das Gesetz, welches das Bewertungssystem regelte. Danach
würde China nie mehr das Land sein, das es vorher war.
Seitdem werden die Führungskräfte anhand vergleichender Leistungsindikatoren beurteilt.
Wenn zum Beispiel der Gouverneur einer Provinz viel schlechtere Ergebnissen als seine Nachbarn
ans Zentralkomitee meldet... wird er Probleme bekommen!
Die Ziele sind realistisch bemessen – genauso wie die Strafe, wenn man sie nicht erreicht.
Im Jahr 2005 wurde der Bürgermeister der Stadt, in der die XINGNING-Mine liegt, degradiert.
Warum? Er hat nicht alles getan, was er konnte, um einen Unfall zu vermeiden.
Darüber hinaus wird viel Augenmerk auf die Korruptionsbekämpfung gelegt. Wenn ein Funktionär
erwischt wird, kann ihn dies sein Leben kosten.
Tja, so gesehen hört sich das politische System im kommunistischen China doch gar nicht
mehr so schlecht an, oder? Nun... wartet mit Eurem Urteil noch einen Moment, denn, wie
wir hier bei VisualPolitik immer sagen, der Teufel steckt im Detail.
BEIM SOLITÄR SCHUMMELN
Was meinst ihr, woher kommen die ganzen Zahlen, um das BIP Chinas zu berechnen? Meint ihr
aus Peking? Nein! In einem so riesigen Land müssen Statistiken durch die einzelnen Provinzregierungen
erstellt werden.
Und natürlich können die Provinzgouverneure dort keine schlechteren Zahlen vorlegen, als
das Zentralkomitee von ihnen erwartet. Was also machen sie? Ich bin sicher, ihr habt
es bereits erraten. Sie erzählen Peking einfach das, was es von ihnen hören will.
Diese Tatsache ist so bekannt, dass man sich sogar in Peking vollkommen klar darüber ist!
Und ihr fragt euch vielleicht... „Aber Mark, Du Schlaumeier! Woher willst Du bitteschön
wissen, was Peking weiß und nicht weiß?“
Ganz einfach: wenn wir die aus den einzelnen Provinzen gemeldeten BIPs zusammenzählen,
erhalten wir als Summe eine andere Zahl als die offizielle, die von Chinas Zentralregierung
für ganz China angegeben wird! Ja, ihr habt vollkommen richtig gehört. Jahr
für Jahr korrigiert Peking die Schätzungen der regionalen Statistikbehörden.
Mit anderen Worten... in China geben die Provinzgouverneure vor, die Wahrheit zu sagen, und die Zentralregierung
tut so, als ob sie daran glauben würde. Jeder lügt und jeder tut so, als wäre er glücklich!
Schaut euch einfach mal dieses Diagramm an.
Hier könnt ihr den Vergleich sehen. Die blaue Linie stellt die offizielle Zahl für jedes
Jahr dar. Die rote Linie stellt die Summe dar, die wir erhalten würden, wenn wir alle
regionalen BIPs aufaddieren würden.
Natürlich, wenn die Zahlen genau wären, würden sich beide Linien überlappen. Aber,
wie ihr sehen könnt, tun sie das nie. Tatsächlich können wir hier ein Muster erkennen.
Bis 2006 waren die lokalen BIPs niedriger als das offizielle für ganz China. Aber danach
lief es genau umgekehrt. Dies könnte eine unbeabsichtigte Folge der zu diesem Zeitpunkt
ihre volle Wirkung entfaltenden Politik der Meritokratie gewesen sein.
Nun wird von den Provinzgouverneuren erwartet, dass sie sich so viel wie möglich ins Zeug
legen, was bewirkt, dass diese ihre Zahlen künstlich aufblähen.
Aber da bleibt noch eine Frage... Woher weiß Peking, wie es die Zahlen anpassen muss? Die
Wahrheit ist... wir haben keine Ahnung. Was wir aber wissen ist, wie die Jungs von der
Brookings Institution, einer amerikanischen Denkfabrik, dieses Kunststück vollbracht
haben.
So haben sie zum Beispiel die offiziellen Wirtschaftsstatistiken mit den Steuerstatistiken
verglichen. Es ist ein wenig schwieriger, bei den Steuereinnahmen zu betrügen, da es
sich dabei ja nicht um eine Schätzung handelt, sondern um reales Geld, das auf das Konto
der Regierung fließt.
Und wir können immer zurückverfolgen, woher die einzelnen Geldströme kommen: die Mehrwertsteuer
von den Verbrauchern, bestimmte Sondersteuern von speziellen Branchen... und so weiter.
Danach können wir beurteilen, ob die Entwicklung der Wirtschaftsdaten mit der der Steuerdaten
übereinstimmt. Wenn China sagt, dass seine Industrieproduktion um 10% gewachsen ist,
dann sollten die Steuererträge aus der Industrie entsprechend wachsen. Und natürlich tun sie
das nicht. Diesem Diagramm könnt ihr die Abweichungen zwischen den Steuererträgen
und den offiziellen Wirtschaftsdaten nach Branchen geordnet entnehmen.
Und wenn ihr genau hinschaut, werdt ihr feststellen, dass die Abweichungen zwischen beiden Zahlen
völlig zufällig sind. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass China einfach mit seinen eigenen Zahlen
herumspielt, wenn es den einzelnen Akteuren nützlich erscheint.
Kommen wir nun zur abschließenden Schlussfolgerung der Studie, denn ist verdammt starker Tobak.
Nach unserer besten Schätzung dürfte die tatsächliche Wachstumsrate des BIP von 2008
bis 2016 um fast 2 Prozentpunkte zu hoch angesetzt sein. -Wei, C., Chen, X., Hsieh, C., Song,
Z., 2019, Eine forensische Untersuchung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung Chinas
Zwei Prozent... Jahr für Jahr! Wenn dies zuträfe, würde es bedeuten, dass Chinas
reales BIP heute um 10% niedriger liegt als das, was man uns glauben machen will. Auch
dies bedeutet nicht, dass China in all der Zeit nicht gewachsen ist. Aber das Wachstum
fiel wohl die ganze Zeit langsamer aus als wir immer gedacht haben.
All dies führt zu einem weiteren Verdacht. Wenn sie bezüglich dieser Zahlen so lange
gelogen haben... was ist dann mit all den anderen Zahlen? Tatsächlich ist es nicht
das erste Mal, dass wir in den Finanzen dieses Landes etwas fragwürdiges gefunden haben.
Im Jahr 2008 haben sich viele chinesische Unternehmen geschummelt, als sie an den amerikanischen
Aktienmarkt gehen wollten. Wir sprechen hier von nicht existierenden Fabriken, gefälschten
Bilanzen und künstlich aufgeblähten Umsätzen und Gewinnen.
Es brauchte ein Team von Wirtschaftsdetektiven, die wie in einem Spionagefilm vorgingen, um
diese Betrügereien zu entlarven. Mehr über ihre Arbeit könnt ihr in einem Dokumentarfilm
mit dem Titel "The China Hustle" erfahren. Die Filmemacher sind kein Sponsor von uns:
Dies ist nur eine kleine Empfehlung an euch. Den Link zum Film könnt ihr in der Beschreibung
unter diesem Video finden.
Und jetzt die Frage an Euch... Glaubt ihr wirklich, dass China bei der Buchführung
in diesem Ausmaß betrogen hat? Könnten es andere Betrugsfälle geben, von denen wir
noch nichts wissen? Welche Folgen könnte dies alles für die Weltwirtschaft haben?
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