heute journal vom 11.04.2021 - Bereit - Laschet und Söder wollen Kanzler
Diese Untertitel sind live produziert.
Guten Abend,
lange hatte die Union keinen Kanzlerkandidaten.
Seit heute Mittag hat sie zwei, die wollen.
Die Frage bleibt, ob sie einen hat, der's kann.
Und ob der es dann auch wird, der darf.
Geklärt ist heute Abend jedenfalls erst mal nur die Frage,
ob Söder wirklich will. Er will.
Alles andere bleibt offen. Angeblich nicht mehr lang.
Vor dem Gespräch mit Markus Söder, der Bericht von Winnie Heescher.
Es gibt diesen einen Moment in der Pressekonferenz,
da kann Armin Laschet sich vor Lachen kaum zusammenreißen.
Vielleicht, weil seine Ohren Worte aus Bayern hören,
die seine Erfahrung kaum glauben mag.
Er hat in einem Interview gesagt,
wir beide schätzen und durchschauen uns.
Ich kann das für mich sagen,
wir werden das zusammen schultern.
Was zu beweisen ist, denn seit heute ist die Katze aus dem Sack.
Ich habe heute meine Bereitschaft erklärt.
Ich habe im Gremium gesagt, dass ich bereit bin,
zu kandidieren und mich dieser Verantwortung zu stellen.
Markus Söder und ich haben ein langes Gespräch geführt.
Wir haben unsere Bereitschaft erklärt,
für die Kanzlerkandidatur anzutreten.
Markus Söder ist heute Morgen ausgewichen.
Spannende Zeiten.
Markus Söder und die Medien.
Wer in der Politik etwas werden will, braucht Macht.
Titel nützen da wenig, das weiß auch Armin Laschet.
Er nimmt heute Morgen den Seiteneingang.
Er agiert hinter den Kulissen.
Nach der Fraktionsklausur, die heute keine Rolle mehr spielte,
wird deutlich, Laschet hofft auf die Macht seiner CDU.
Und auf die Macht des öffentlichen Eindrucks.
Armin hat in einem Interview gesagt,
es soll dann am Ende derjenige Kandidat sein,
der die besten Wahlchancen hat.
Die Bereitschaft von zweien liegt auf dem Tisch.
Die Aufgabenstellung auch.
Jetzt werden wir diese Beratungen morgen erleben.
Es ist für beide wichtig, dass wir die Entscheidung
nicht auf Biegen und Brechen fällen.
Wie es weitergeht, ist völlig offen.
Ein Plan hat die Union nicht.
Das Publikum in der eigenen Partei ist überrascht und schockiert.
Und auch sprachlos.
Niemand möchte etwas kommentieren.
Guten Abend, Herr Söder. Schönen guten Abend.
Sie werden Kanzlerkandidat nur dann,
wenn die CDU ihren Häuptling fallen lässt und ruft:
Markus Söder, komm und mach das für uns.
Ist das korrekt?
Nein, wir haben Verantwortung.
Beide Parteivorsitzende haben eine große Verantwortung
in dieser schweren Zeit.
Die Lage ist sehr ernst für die Union,
wir sind fünf Monate vor der Wahl.
Sinkende Umfragewerte, es macht sich etwas Wechselstimmung breit,
und deswegen muss man überlegen, was ist die bestmögliche Lösung
für diese schwierige und herausfordernde Wahl?
Ich habe nie das zu meiner Lebensplanung gezählt,
aber habe nach unzähligen Anfragen, Wünschen auch aus der Bevölkerung,
natürlich auch nach dem Stand der Chancen über die Umfragen
einfach gemeinsam mit Armin Laschet lange beraten.
Und wir haben beide festgestellt in einem freundschaftlichen Gespräch,
dass wir beide bereit sind, diese Verantwortung anzunehmen
und dass wir jetzt schauen müssen, wie es weitergeht.
Wer hat insgesamt die besten Chancen und klar, als Vorsitzender der CSU
ist man Vorsitzender der kleineren Partei.
Es kann überhaupt nur gehen, wenn man breit getragen wird von der CDU,
von Partei, aber auch von Fraktionen, den Mitgliedern.
Und das ist der Sachstand.
Jetzt entscheidet dann letztlich zunächst mal die CDU,
wie sie mit dieser Situation umgeht.
Und dann werden wir gemeinsam beraten,
was das gemeinschaftliche Ergebnis ist.
Nun haben Sie das alles sehr schön gesagt.
Aber meine Frage ist noch nicht beantwortet.
Die CDU muss ihren Häuptling fallen lassen
und den Häuptling Söder aus München rufen,
sonst werden Sie nicht Kanzlerkandidat - das stimmt doch?
Ja, das würde rein arithmetisch nicht gehen.
Das ist ja in der Geschichte immer so gewesen.
Die CSU kann und will auch nichts erzwingen.
Es kommt auch nicht darauf an, auf Biegen und Brechen,
aber so, wie Sie es eben intonieren mit dem fallen lassen.
Das ist der falsche Ansatz, denn es geht ja um Verantwortung:
für mich selbst - man könnte es sich leicht machen
und dadurch schwerer Verantwortung gern aus dem Weg gehen.
Das würde ich nicht tun, sondern ich wäre bereit,
mich dieser Verantwortung zu stellen.
Aber eben nur dann,
wenn es in beiden Parteien da auf eine breite Unterstützung stößt
und wenn auch das getragen wird.
Denn ein solcher Wahlkampf in diesen Zeiten,
den muss man ja mit maximalem Einsatz,
mit größtmöglichster Geschlossenheit gehen.
Und diese Geschlossenheit herzustellen,
ist letztlich die Aufgabe von uns beiden.
Nun erwähnen Sie immer mal wieder die Umfragen.
Aber die sollen ja nicht der einzige Maßstab sein.
Ich frage mich, was sonst der Maßstab sein soll?
Denn in der Sache, versichern Sie beide,
sind Sie fast deckungsgleich, da gibt es keine Unterschiede.
Wonach soll denn die Fraktion oder das Präsidium der Partei
morgen entscheiden, wenn nicht nach dem Umfragen?
Meist muss man zunächst einmal beurteilen,
und da spielen Umfragen natürlich schon eine Rolle,
welche Perspektiven man sieht - auch in einem Wahlkampf.
Und da gibt es auch andere strategische Fragen,
die man durchaus abwägen und beachten kann.
Ich will nicht immer nur auf die Umfragen verweisen...
Aber mir fällt schon auf, dass auf Umfragen angesprochen,
immer derjenige redet, der gerade vorne liegt.
Und Sie liegen deutlich vorne.
Was spricht denn für eine andere Lösung,
wenn Sie inhaltlich die gleiche Richtung haben?
Aber nur die Umfragen sprechen eindeutig für Sie.
Dann ist doch die Entscheidung im Grunde schon gefallen?
Es gibt schon unterschiedliche Akzente, auch die wir beide haben.
Aber das sind keine unüberbrückbaren,
die am Ende doch zu einem gemeinsamen Programm kommen werden.
Ich setze deutlich mehr auf den Bereich Versöhnung, Wirtschaft
und Umwelt- mit Klimaschutz.
Armin Laschet hat andere Akzente,
aber beides zusammen wäre dann doch ohnehin das Programm, das wir haben.
Übrigens gegenüber anderen Parteien, die sehr wenig anzubieten haben.
Wir haben heute die Pöbeltruppe von der AfD lebt.
Wir haben Grüne ohne Regierungserfahrung,
jedenfalls von den beiden Kandidaten.
Jedenfalls keine größere Regierungs- erfahrung, die da anstehen.
Das ist schon, finde ich, ein ganz großer Unterschied.
Aber jetzt muss die Union einfach für sich selber entscheiden,
was der richtige Weg ist.
Ich mache ein Angebot, ich will nichts erzwingen.
So, wie es vielleicht die CSU früher gern gemacht,
eher sehr lautstark auftretend, erzwingen,
sondern es ist ein Angebot für eine gemeinsame Basis.
Sie möchten es werden, aber es auf besonders elegante Weise werden.
Elegant ist immer besser als anders, Herr Kleber, das wissen Sie selbst.
Und deswegen ist es auch fair.
Es ist ein fairer Prozess, den wir machen.
Ein ehrlicher Prozess, er ist auch übrigens sehr transparent,
er ist einladend gesehen.
Und jetzt haben wir ja eine Woche oder zehn Tage spätestens.
Es ist aber in dieser Woche sogar möglich,
eine Entscheidung gemeinschaftlich zu zutreffen.
Aus Verantwortung heraus.
Es geht doch um Deutschland, es geht um die wichtigste Aufgabe überhaupt.
Und wenn es um Deutschland geht,
dann geht es auch sehr stark um Europa.
Deswegen geht es da nicht um die Frage,
jetzt mal zwischen zwei Leuten es im Hinterzimmer auszukungeln,
sondern auf eine breitere Basis zu stellen: Das tun wir beide.
Und das kann ich auch ganz sicher sagen,
dass wir beide freundschaftlich verbunden sind
und in jedem Fall bleiben.
Nun ist die Situation der Pandemie im Moment eine der größten Krisen
in unserer Erinnerung.
Solche Situationen verlangen einen bestimmten Politikertypus,
den Machertyp: Das sind Sie.
Aber wenn das Thema nicht völlig vergeigt wird,
dann ist die Situation im August, September ja
hoffentlich eine völlig andere.
Und ein anderer Politikertyp, vielleicht eher ein Armin Laschet,
ein Zusammenbringer und Versöhner, wäre dann der richtige.
Ist es denn überhaupt klug, die Sache jetzt schon zu entscheiden?
Nun, das kann man so oder so sehen, aber ich glaube,
es ist auch notwendig, dass man nicht nur den Parteien,
sondern auch den Menschen jetzt auch klarmacht, wer tritt an,
wer steht für die Handschrift der Union?
Und wer repräsentiert auch die große Gemeinschaft von CDU/CSU?
Und das können wir aber beide.
Und das werden wir auch zusammen tun jeder in seiner Verantwortung.
Egal, wer jetzt dann vorne steht, weil eines ist klar,
die beiden Parteivorsitzenden müssen
auch nach dieser persönlichen Entscheidung am Ende
gemeinschaftlich eng zusammenarbeiten.
Wir sind nicht wie Kohl und Strauß,
die in einer jahrelangen Fehde miteinander dann am Ende
sich entwickelt haben,
sondern wir müssen und wir werden am Ende auch gemeinsam zusammenarbeiten
Danke, Herr Söder.
So viel zu diesem Punkt, vor einer guten Stunde in einem Gespräch,
auf das wir gleich zurückkommen.
Es muss heute auch gesprochen werden über die grundstürzende Änderung
der Pandemie-Politik.
Ein Bundesgesetz soll die Regierungen der Länder dazu bringen,
selbst gefasste Beschlüsse wie die Notbremse auch umzusetzen.
Die Vereinigung der Intensivmedizin hat Daten erhoben, die bestätigen,
wie katastrophal die Entwicklung zur Zeit läuft.
Wir haben gute Zeitpunkte schon verpasst.
So glimpflich wäre es ausgegangen, wenn lang vor Ostern
ein ernster Shutdown begonnen hätte, damit die Inzidenzen
unter hundert bleiben.
Das ist nicht passiert. Wir sind bei 130.
Wenn die Inzidenz erst mal bei 200 liegt,
kann auch ein Shutdown einen viel schlimmeren Verlauf
kaum mehr aufhalten.
Es ist einfach zu viel Zeit vergangen.
Die Spitze von 7.000 Intensivpatienten Anfang Mai,
mehr als je zuvor, ist offenbar schon jetzt nicht mehr aufzuhalten.
Weil die Welle auch nach einem Shutdown erst mal 14 bis 17 Tage
weiter läuft.
Die Erkundigungen von Dalia Antar haben ein klares Ergebnis:
Gehandelt werden muss jetzt.
Es sind die pragmatischen Entscheidungen der Politik,
die es dieser Tage braucht.
Verbindliche Entscheidungen, rasch, die sie hier dringend brauchen:
Die dritte Welle schwappt in die Kliniken.
Seit 10. März hat sich die Zahl der Intensivpatienten
mit Covid-19 mehr als verdoppelt.
Deswegen können wir nur nochmals an die Politik appellieren,
jetzt schnell zu handeln,
damit wir schnell mit den Infektionszahlen runterkommen.
Hoffnung gibt die Notbremse,
die nun bundeseinheitlich und verbindlich gelten soll,
so der Plan der Bundesregierung.
Mit gleich mehreren Maßnahmen für Landkreise mit einer 7-Tage-Inzidenz
von mehr als 100 an drei aufeinander folgenden Tagen.
Erlaubt sind dann u.a. nur noch private Treffen eines Haushaltes
mit einer weiteren Person und von maximal fünf Personen,
nächtliche Ausgangsbeschränkungen von 21 bis 5 Uhr,
mit nur wenigen Ausnahmen.
Für Schüler*innen schlägt der Bund eine Testpflicht vor
und soll bei hohen Infektionszahlen Rechtsverordnungen erlassen dürfen.
Derzeit wären in etwa der Hälfte aller Landkreise
Öffnungen damit verboten.
Doch die Hoffnung auf eine rasche Umsetzung wird gedämpft:
Was die Frage der Ausgangssperren angeht, das geht so nicht.
Das ist ein massiver Eingriff in die Grund- und Freiheitsrechte,
das kann man nicht einmal en passant so machen.
Dafür muss lange nachgedacht und diskutiert werden.
Ich finde nicht richtig, was in dem Gesetz steht,
weil die Arbeitswelt nach wie vor verschont wird
und weil es nicht praktikabel ist, v.a. für Familien mit Kindern,
hier braucht es dringend Änderungen.
Wir wollen nicht, dass durch die kalte Küche
der Föderalismus ausgehebelt wird,
die Länder können das eigenverantwortlich
und haben das bis jetzt gekonnt.
Nach der gescheiterten Osterruhe sollte es nicht schon wieder
ein mit heißer Nadel gestricktes Gesetz geben.
Um die Notbremse im Eilverfahren beschließen zu können,
bräuchte es im Bundestag eine Zweidrittelmehrheit
und die Zustimmung im Bundesrat.
Bundesfinanzminister Scholz zerstreut am Abend Zweifel,
die SPD regierten Länder
würden nicht geschlossen hinter dem Entwurf stehen.
Ich hatte unmittelbar, bevor ich zu ihnen gekommen bin,
ein Gespräch mit den Ministerpräsidenten der SPD
und sie stehen alle hinter diesem Vorgehen,
wir werden das auch unterstützen, es wird ordentliche Beratungen geben.
Aber der Weg ist klar und von allen getragen.
Ein Weg, der dauert und Zeit kostet, wertvolle Zeit.
Jede politische Entscheidung, die jetzt kommt und dazu führt,
dass die Infektionszahlen hoffentlich fallen werden,
kommt auf der Intensivstation etwa zwei Wochen später an.
Das heißt, wir sind sowieso damit konfrontiert,
dass wir mindestens zwei Wochen einen Anstieg
der Patientenzahlen sehen werden.
Bedeutet, jeder Tag, den wir jetzt verlieren,
bedeutet für uns noch mehr Patienten.
Mehr Patienten, weniger Betten und noch weniger Personal.
Und ein Gesundheitssystem,
das noch immer auf pragmatische Lösungen aus Berlin hofft.
Lassen Sie uns noch über das Thema Corona-Bekämpfung sprechen.
Wir stehen jetzt vor der Notwendigkeit,
offenbar noch eine Woche, vielleicht sogar länger,
einen Gesetzgebungsprozess durchzuziehen und in einer Situation,
wo wir gerade gesehen haben, die Hütte wirklich brennt.
Und das ist nur deshalb notwendig,
weil die Ministerpräsidenten offenbar nicht in der Lage waren,
ohne Aufsicht ihre eigenen Beschlüsse umzusetzen.
Das ist doch der wahre Grund für diese Gesetzesänderung.
Ist das nicht ein ziemlich vernichtendes Urteil über die Arbeit?
Nein, das finde ich nicht.
Das kann man auch nicht so einfach sagen.
Wenn man es etwas Böses formulieren will,
dann kann man immer was Negatives finden.
Ich habe vor über einem Jahr, als die erste Welle abgeklungen war,
genau diese These vertreten, dass eine Pandemie,
die sich nicht an Landesgrenzen oder Landkreisgrenzen,
nicht mal an nationale Grenzen hält, dass die natürlich auch
ein einheitliches nationales Vorgehen erfordert.
Aber genau das wurde ja in der Ministerpräsidentenkonferenz angestrebt,
ein einheitliches Verhalten, es gab auch einheitliche Beschlüsse.
Und hinterher wurden die einfach nicht ausgeführt.
Nein, so einfach kann man es nicht machen.
Aber ich glaube, Sie haben in der Tat Recht.
Es wurde oft auch immer wieder unterschiedlich interpretiert,
weil die Beschlüsse auch manche Interpretation zugelassen haben.
Und deswegen glaube ich, dass es jetzt so viel besser ist,
also ich unterstütze das sehr.
Ich hoffe auch, dass die Opposition in Berlin nicht blockiert,
sodass das Verfahren schnell geschehen kann.
Dann kann nämlich schon in dieser Woche das Gesetz beschlossen werden.
Es liegt also an der Opposition im Bundestag,
ob sie es blockieren oder nicht.
Ich hoffe sehr, dass die SPD in der Bundesregierung
nicht weiter blockiert wie in den letzten Monaten öfter,
sondern genauso mit an einem Strang zieht.
Dann kann man das schnell beschließen
und dann haben wir eine klare Linie.
Und ich unterstützte den Kurs der Bundeskanzlerin zu 100 %.
Und Sie sind sicher, dass das bis Ende der Woche klappt?
Sie haben ja mit allen anderen Parteien schon Kontakt gehabt?
Ich bin hoffnungsvoll.
Und es liegt wie gesagt an der Opposition,
ob sie das Verfahren beschleunigt.
Auf ZDFheute steht das Gespräch mit Markus Söder
ungeteilt und in voller Länge.
Nachrichten von Gundula Gause.
Aus China kommt ein seltenes Eingeständnis:
Die chinesischen Corona-Impfstoffe hätten eine niedrige Wirksamkeit,
erklärte der Direktor des Zentrums für Krankheitskontrolle in Peking.
Der Staat erwäge nun, verschiedene Impfstoffe zu mischen,
um die Wirksamkeit zu erhöhen.
Auch werde an der Entwicklung neuer Impfstoffe gearbeitet,
auf Basis der mRNA-Technologie, die z.B. von BioNTech-Pfizer
genutzt wird.
Bundesarbeitsminister Heil will das geplante neue Infektionsschutzgesetz
auch dafür nutzen, eine Testpflicht für Betriebe durchzusetzen.
Mindestens einmal pro Woche müsse jedes Unternehmen
seinen Mitarbeitern, die nicht im Homeoffice sind,
einen Test anbieten.
Auch SPD-Finanzminister und Kanzlerkandidat Scholz
sprach sich im ZDF dafür aus.
Union und Wirtschaft lehnen eine Testpflicht für Betriebe bislang ab.
Die AfD zieht mit der Forderung nach einer komplett anderen Corona-Politik
in den Bundestagswahlkampf:
In ihrem Wahlprogramm fordert sie ein Ende des Lockdowns
und die Abschaffung der Maskenpflicht.
Außerdem fordert die AfD die Rückkehr zur Wehrpflicht,
eine Abschaffung des Rundfunkbeitrags,
den Austritt Deutschlands aus der EU, und ein Verbot von Minaretten.
Beim Thema Migration bleibt die AfD bei ihrem Abgrenzungskurs:
Die Einwanderung soll stark eingeschränkt
und der Familiennachzug für Flüchtlinge abgeschafft werden.
Zum 76. Jahrestag der Befreiung der Konzentrationslager Buchenwald
und Mittelbau-Dora in Thüringen, hat Bundespräsident Steinmeier
der Opfer der Nationalsozialisten gedacht.
Der Bundespräsident mahnte,
die Erinnerung an die barbarischen Verbrechen wachzuhalten.
In Weimar weihten er und Thüringens Ministerpräsident Ramelow
ein interaktives Kunstwerk ein,
mit Botschaften von Überlebenden zum Lesen und Mitnehmen.
Allein in das KZ Buchenwald hatten die Nazis
etwa eine Viertelmillion Menschen verschleppt,
mehr als 56.000 wurden hier ermordet.
Manchmal braucht es eine massive Krise, damit man merkt, was man hat.
In der Corona-Pandemie ist klar geworden,
wie wertvoll und wie schlecht behandelt die Menschen sind,
die in Pflegeberufen arbeiten.
Das ist nichts Neues.
Auch wir haben darüber seit vielen Jahren immer wieder berichtet.
Aber jetzt erst fiel darauf ein grelles Licht.
Das ZDF widmet der Arbeit und den Anliegen der Pflegenden
eine Serie von Dokumentationen.
Keine klugen Reporter-Kommentare: Die Menschen selbst kommen zu Wort.
Mit Herz und Viren.
Mein Name ist Nadine Hobuß, ich bin 41 Jahre alt
und seit 16 Jahren Intensivkrankenschwester.
Seit November bin ich im Rahmen der Pandemie im CCK eingesetzt.
Das ist eine spezielle Klinik,
die eingerichtet wurde für Covid-Patienten,
intensivpflichtige Covid-Patienten.
Guten Morgen, können Sie mich verstehen?
Schließen Sie mal die Augen.
Wir reden mit jedem Patienten, egal, wie tief schlafend er scheint.
Den Patienten habe ich vor zwei Wochen tatsächlich
in einem Spätdienst mit aufgenommen,
da war der Patient noch nicht beatmet, der war wach.
Er ist Mitte 50, hat in der Vor- geschichte eine Form des Blutkrebs
und hat sich jetzt eben noch Corona eingefangen.
Und hat tatsächlich dieses volle Krankheitsbild Covid-19 ausgebildet.
Jetzt ist es zwei Wochen später, der Patient ist immer noch beatmet,
was natürlich nicht so erfreulich ist.
Andererseits kann man auch sehen, dass er sich stabilisiert hat
und wir jetzt sogar auf dem Weg sind,
die Schlafmittel wieder ein bisschen zu reduzieren.
Sodass wir hoffentlich bald die Beatmungsschläuche entfernen können.
Wenn ich morgens meine Patienten übernehme,
dann setze ich mir meistens ein Tagesziel,
und zwar hier fällt es mir dadurch leichter,
die Aufgaben über den Tag besser zu priorisieren,
sodass ich mein Ziel nicht aus den Augen verliere.
♪ Musik ♪
Die Bauchlagerung ist ein ganz spezielles Manöver.
Wir drehen ja den Patienten tatsächlich um 180 Grad
um seine eigene Achse.
Aber das ist nicht so einfach,
bei einem recht normalgewichtigen Patienten brauchen wir dazu
vier Pflegekräfte und einen Arzt.
Umso schwerer der Patient, umso mehr Personal braucht man dann auch,
weil man es einfach nicht mehr schafft,
diesen Menschen auf diese Kissen zu heben.
Großes Risiko sind immer die ganzen Schläuche,
die im Patienten stecken, die ganzen Zugänge, Katheter.
Da darf natürlich nichts rausreißen.
Wir dürfen ihn aber auch nicht darin einwickeln.
Es darf unter dem Patienten nachher nichts liegen.
Er würde sofort Druckstellen davon bekommen.
Und ganz großes Augenmerk wird immer auf den Beatmungsschlauch gelegt.
Der Arzt oder die Ärztin stehen am Kopfende
und halten den Beatmungsschlauch fest.
Das ist beim Drehen immer die größte Angst von allen.
Gestern habe ich mit einer Freundin telefoniert,
dann hat sie mir erzählt,
dass ihre Kollegin sich tatsächlich als Corona-Leugner entpuppt hat
und sie meine Freundin bekehren wollte.
Und dann hat mich meine Freundin gefragt,
was sie so Leuten sagen soll.
Und da hatte ich ad hoc keine Antwort,
habe gesagt, ich muss jetzt mal drüber nachdenken,
und das beschäftigt mich jetzt schon den ganzen Tag.
Letztlich bin ich zu dem Ergebnis gekommen,
dass so eine Diskussion überhaupt gar keinen Sinn macht.
In meinen Augen ist es eine ganz persönliche Meinung.
Diese Menschen sind fernab von jedem wissenschaftlichen Verständnis
und jeder Realität.
♪ Musik ♪
In der ZDFmediathek sind alle acht Folgen der Doku-Serie
über Nadine Hobuß und ihre Kolleginnen und Kollegen
ab sofort zu finden.
"Herz- und Viren".
Oder Sie schalten nächste Woche täglich "hallo deutschland" ein.
Noch einmal Nachrichten.
Zunächst zur Fußball-Bundesliga:
Der 1. FC Köln verlor gegen Mainz 05, 2:3.
Köln damit auf dem vorletzten Platz der Tabelle.
Am Abend beurlaubte der FC Trainer Gisdol.
Routinier Friedhelm Funkel soll wohl übernehmen.
Die abstiegsbedrohten Rheinhessen kämpften sich auf Rang 14.
Im anderen Sonntagsspiel gewann der Tabellenletzte Schalke 04
gegen den FC Augsburg 1:0.
Bei den Ruder-Europameisterschaften im italienischen Varese
hat der erfolgsverwöhnte Deutschland-Achter
einen bitteren Rückschlag kassiert:
Platz vier hinter Großbritannien, Rumänien und den Niederlanden.
Einer-Weltmeister Oliver Zeidler holte dagegen
die zweite EM-Goldmedaille seiner Karriere.
Der Ingolstädter, der seit dem Wechsel
vom Schwimmen zum Rudern Titel sammelt,
will sich noch weiter steigern, bis zu Olympia ab dem 23. Juli in Tokio.
Vor den Sommerspielen zeigt sich der Deutsche Olympische Sportbund besorgt
über die weltweit unterschiedliche Handhabung von Dopingkontrollen
während der Pandemie.
Präsident Hörmann beklagt in der "Welt am Sonntag"
ein international größeres Ungleichgewicht der Dopingkontrollen
als in Vorjahren.
Die Nationale Anti-Doping-Agentur NADA bestätigte,
dass Dopingtests während einer Quarantäne ausgesetzt seien.
Sportler befürchten, dass Quarantäne somit
ein Alibi für Betrug bieten könnte.
Mit dem Begriff "Preußen" wird viel verbunden:
Ordnung und Gehorsam, militärische Präzision, Aufopferung.
Eine zuverlässige Bürokratie.
Und Gerichte, die auch gegen Fürsten furchtlos ihre Urteile sprechen.
Allein im Namen des Rechts.
Nicht nur Gutes also, aber auch viel Gutes.
Eines bringt man mit Preußen sicher nicht automatisch zusammen.
Lebensfreude und Genuss, Dolce Vita.
Aber das ist falsch.
Unserer Korrespondentin in Potsdam ist das ins Augen gefallen.
Nicola Albrecht über erstaunliche, und keinesfalls zufällige Parallelen.
♪ Musik ♪
Zwischen Palazzi und Palmen flanieren und ein wenig "dolce vita"
auf der Piazza genießen.
Wessen Italiensehnsucht angesichts dieser Bilder allzu groß wird,
für den gibt es eine gute Nachricht: Sie kann gestillt werden.
Fenn diese Postkartenansichten stammen gar nicht aus dem schönen,
aber derzeit nur schwer erreichbaren Rom, sie sind aus "bella Potsdam".
Eigentlich fühle ich mich wie in Italien,
auch das Wetter macht heute mit, da kann man sich nicht beklagen.
Man kommt sich vor wie in einem Palast aus einer anderen Welt.
Man fühlt sich nicht wie in Brandenburg,
sondern es ist irgendwie anders: Urlaub, sehr schön.
Dass so viel Italien in Potsdam steckt, liegt daran,
dass bereits die preußischen Könige Italiensehnsucht hatten,
erklärt uns Kunsthistorikerin Ortrud Westheider.
Die Verwandlung vom nüchternen Soldatenstandort
in ein architektonisches Schaustück begann im 18. Jahrhundert.
Die Residenzstadt sollte eine Idealstadt sein,
da schaute man eben auf den Städte- bau und auf die einzelnen Palazzi,
vor allem in Rom.
Doch mit eigenen Augen hat Friedrich der Große Rom nie gesehen,
sein strenger Vater hatte ihm die Reise nach Italien verboten.
Stattdessen schickte er seine Architekten,
ließ die schönsten Bauwerke kopieren und etwas bescheidener nachbauen,
um dem elenden "Nest", wie er Potsdam nannte, Glanz zu verleihen.
Man muss nur um Schloss Sanssouci einmal herumgehen
und von dort aus auf den Ruinenberg schauen, dann weiß man,
dass Friedrich in seinem Herzen ein Italiener war.
Heute lädt eine App zum virtuellen oder auch realen Spaziergang
durch das Ersatz-Rom der preußischen Könige ein.
An 30 ausgewählten Stationen
zeigt sie auf dem Mobiltelefon Original und Nachbau.
♪ Musik ♪
An mancher Stelle so täuschend echt, dass sogar waschechte Italiener,
wie Chris Zanotto und sein Sohn, hier fast vergessen,
dass sie in Potsdam leben.
Italien ist natürlich mehr.
Aber diese großartige Architektur, dieses Flair,
das ist schon etwas Imposantes, es ist da.
Für das perfekte Lebensgefühl müsste nur noch ein wenig mehr Italiener
im Potsdamer stecken, meint er.
Ansonsten gelte immer noch der alte Spruch: Viele Wege führen nach Rom.
In diesem Fall auch der über Potsdam.
Eine Woche kann nicht enden ohne den Blick des "journals" in die nächste.
Heute von Dominik Lessmeister.
Am Montag wird die Hannover Messe beginnen.
Die weltgrößte Industrieschau coronabedingt
aber vollständig online.
Passend dazu auch das Leitthema: Industrielle Transformation.
Eröffnet wird die digitale Hannover Messe von Bundeskanzlerin Merkel.
Für die Muslime in Deutschland startet am Dienstag
der Fastenmonat Ramadan.
Die Gläubigen sind aufgerufen, von Sonnenaufgang bis -untergang
u.a. auf Essen und Trinken zu verzichten.
Der Ramadan endet am 12. Mai.
Bundesinnenminister Seehofer wird am Donnerstag
die Polizeiliche Kriminalstatistik 2020 vorstellen.
Schon jetzt ist bekannt: Die Zahl der Wohnungseinbrüche
ist mit 85.000 im vergangenen Jahr auf ein historisches Tief gefallen,
so die Versicherungswirtschaft.
Deutschland wird der Corona-Toten gedenken.
Zuerst am Sonntagvormittag mit einem ökumenischen Gottesdienst
in der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche.
Anschließend wird im Konzerthaus am Gendarmenmarkt
auf Einladung des Bundespräsidenten
dann die zentrale Gedenkveranstaltung stattfinden.
Und das Wetter in der neuen Woche bleibt winterlich
und zu kalt für die Jahreszeit.
Morgen bleibt es im Süden und Osten bedeckt und es gibt zeitweise Regen,
teilweise auch Schnee bis in tiefe Lagen.
Sonst wechselnd bewölkt,
im Nordwesten mit Regen, Schnee und Graupelschauern.
Ab Dienstag gibt es nur noch einzelne Schnee- oder Regenschauer,
wieder häufiger Sonne und ähnlich frische Temperaturen.
Es wird eine interessante Woche.
Bettina Schausten und Heinz Wolf stehen dann hier
für Arbeit und Erkenntnisse der journal-Redaktion.
Eine gute Zeit Ihnen, bis bald.