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2021 ZDF Sendung, heute journal vom 16.06.2021 - Große Spannungen - Biden-Putin-Treffen in Genf; Tiefe Gräben - Die Linke in der Krise

heute journal vom 16.06.2021 - Große Spannungen - Biden-Putin-Treffen in Genf; Tiefe Gräben - Die Linke in der Krise

Diese Untertitel sind live produziert.

Guten Abend.

Wenn ein Präsident einen anderen als "Killer" bezeichnet,

und der wiederum das andere Land als "unfreundlichen Staat" einstuft

und beide Seiten schließlich sogar ihre Botschafter abziehen bzw.

rauswerfen, dann ist die Diplomatie auf einem Tiefpunkt angekommen,

in einer Eiszeit.

Von daher war es schon bemerkenswert,

dass sich Joe Biden und Wladimir Putin heute überhaupt trafen.

"Gipfeltreffen" wurde das wohlweislich nicht genannt.

Es gab noch nicht mal ein gemeinsames Abendessen, und als Treffpunkt

wurde der neutralstmögliche Ort gewählt: die Schweiz.

Die ist für heikle Begegnungen aller Art ja immer die richtige Location.

Putin hatte im Vorfeld erklärt, es hätten sich viele Fragen angestaut.

Das kann man wohl so sagen.

Immerhin: Der russische Präsident war,

ganz entgegen seiner sonstigen Gewohnheit, heute pünktlich vor Ort.

Phoebe Gaa hat das beobachtet.

Angriffslustig tritt der russische Präsident vor die Presse.

Wenn Sie unvoreingenommen berichten würden, was ich sage,

wüsste ich das sehr zu schätzen.

Wladimir Putin verbringt den größten Teil der Pressekonferenz damit,

seine Positionen vehement zu verteidigen.

Dreieinhalb Stunden Gespräch mit dem amerikanischen Präsidenten

haben nichts daran geändert, dass Putin Washington

für die zerrütteten Beziehungen verantwortlich macht.

Die USA haben Russland 2017 als Feind und Rivalen eingestuft.

Die Frage ist, welche Organisation die USA

in Russland dann unterstützen, wenn Russland der erklärte Feind ist.

Ich fürchte, es sind nicht die, die Russland stärker machen würden.

Schon der Handschlag: ein Etappensieg.

"Danke, dass Sie dieses Treffen organisiert haben", sagt Putin.

Er ist wieder auf Augenhöhe mit dem mächtigen Mann aus den USA.

Wir haben heute detailliert über die nächsten Schritte gesprochen.

Die Schritte, die wir gehen müssen,

um die Risiken eines ungewollten Konflikts zu verhindern.

Dem Treffen vorangegangen sind Monate der harschen Worte.

Putin spielt immer auf Alter und Gesundheit des Amerikaners an.

Biden meinte, er glaube nicht, dass Putin eine Seele habe.

Wir müssen uns nicht in die Augen gucken und eine Seele sehen.

Wir müssen die nationalen Interessen unserer Länder verteidigen.

In einem sind sich beide Präsidenten einig:

Voraussetzung für eine Einladung nach Washington oder Moskau

sei nicht gegeben.

Die Journalisten haben die wichtigste Frage

noch nicht beantwortet bekommen: Menschenrechte, Cyberangriffe,

wo der Präsident dem russischen Präsidenten jetzt Zugeständnisse

abgerungen habe.

Wenn Sie das nicht verstehen, werden Sie es nie verstehen.

Das sagt der amerikanische Präsident und reist ab.

Zugeschaltet ist mir nun Außenminister Heiko Maas.

Guten Abend.

Als interessierter Beobachter,

wie haben Sie dieses Treffen heute wahrgenommen?

Ich bin froh, dass es heute überhaupt stattgefunden hat.

Es scheint ein sehr positives Gespräch gewesen zu sein.

Man hat über viele Themen, z.B. die Abrüstung gesprochen.

Wir haben es heute mit vielen Herausforderungen zu tun.

Dazu gehört z.B. auch der Klimawandel.

Für diese Themen

braucht man Russland und die Vereinigten Staaten.

Putin lässt Truppen an der ukrainischen Grenze aufmarschieren

und der Präsident der Vereinigten Staaten sagt,

man solle mal darüber reden.

Dass ist eher ein Punkt für Putin, oder?

Man hat sich darauf verständigt,

dass diese Gespräche fortgeführt werden sollen.

Wir sind gerade dabei, zu eruieren,

unter welchen Bedingungen die stattfinden sollen.

Aber gebracht hat das Ganze eigentlich nicht viel.

Es ist ein "frozen Konflikt".

Da es in absehbarer Zeit keine Lösung in Sicht, oder?

Nein, wohl nicht.

Die Spannungen zwischen der Ukraine und Russland

sind in letzter Zeit immer gewachsen.

Auch darüber müssen wir reden,

wie dieser Konflikt mittelfristig und langfristig gelöst werden kann.

Es wäre ganz schön, wenn von russischer Seite der Eindruck käme,

man würde sich bewegen und bestimmte Dinge nicht mehr tun.

Bis jetzt haben alle Warnungen in rote Linie nichts gebracht.

Die Tatsache, dass man sich zu einem solchen Gespräch

bereitgefunden hat, muss einen Grund haben.

Und dieser Grund muss sein, dass man bereit ist, darüber zu reden.

Bei den verschiedenen Themen

sind verschiedene Formate vereinbart worden.

Das sind Dinge, über die man sprechen muss,

und das ist die Voraussetzung dafür,

dass es irgendwann auch Lösungen gibt.

Es sind aber eine Menge anderer Dinge passiert:

Nawalny, die Flugzeugaffäre - die Liste ist lang.

Putin würde wirklich wehtun,

wenn Deutschland sich mal bei Nord Stream 2

etwas strenger zeigen würde.

Bisher wurde das Gas immer durch die Ukraine geleitet

und auch darüber werden wir Gespräche führen müssen.

Wir haben Moskau immer sehr deutlich gemacht,

dass diese Pipeline nur dann mit uns zu Ende gebaut wird,

wenn der alternative Gasweg durch die Ukraine erhalten bleibt.

Dazu gibt es jetzt einen Vertrag,

einen fünfjährigen Gas-Transitvertrag.

Putin sagt, ob das passiert, hängt von dem Verhalten von Kiew ab.

Und Papier ist ja bekanntlich geduldig.

Bis jetzt haben wir keine Hinweise darauf,

dass weder Russland noch die Ukraine

sich nicht mehr an diesen Vertrag gebunden fühlen.

Wenn sich bei der an das halten,

was wir längst vereinbart und unterzeichnet haben,

dann wird das vielleicht nicht so wild,

wie man das nach den Äußerungen von Wladimir Putin glauben könnte.

Hat das Auswärtige Amt Erkenntnisse, dass Russland die Absicht hat,

sich in den diesjährigen Wahlkampf einzuklinken?

Nein, es gibt keine konkreten Hinweise,

aber wir sind da sehr aufmerksam.

Wir haben noch keine konkreten Instrumente gefunden

und Maßnahmen gesehen, die darauf schließen,

dass wir uns in einer solchen Einflussnahme befinden.

Mehr zu dem Treffen heute und den Beziehungen zwischen Russland

und dem Westen finden Sie bei uns online, auf ZDFheute.de.

Und jetzt geht's mit den Nachrichten weiter,

und da zunächst mit der Corona-Lage in Deutschland, Heinz.

Darüber haben die Gesundheitsminister von Bund und Ländern beraten.

Ein Thema: die bevorstehende Ferien- und Reisezeit.

Die Minister wollen an der generellen Testpflicht für Flugreisende

aus dem Ausland vor Abflug festhalten.

Auch Quarantäneregeln für bestimmte Gebiete soll es weiter geben.

Für Schulen wollen die Länder

das zweimalige Testen pro Woche aufrechterhalten.

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen ist weiter rückläufig:

Das Robert Koch-Institut meldet 1.455 Neuinfektionen innerhalb eines Tages.

Das sind 1.799 weniger als letzten Mittwoch.

Weitere 137 Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19

wurden verzeichnet.

Die 7-Tage-Inzidenz liegt bei 13,2.

Wegen Verdacht auf schweres Fehlverhalten

unter einigen deutschen Soldaten zieht die Bundeswehr

einen Zug von rund 30 Soldaten aus dem NATO-Einsatz in Litauen ab.

Laut einer Sprecherin des Verteidigungsministeriums

stehe der Anfangsverdacht auf sexuelle Nötigung,

sowie rassistische oder antisemitische Beleidigung

und extremistische Verhaltensweisen im Raum.

Zehn Soldaten sollen an den Vorfällen beteiligt gewesen sein.

In Litauen sind etwa 600 deutsche NATO-Soldaten im Einsatz.

In Berlin ist es vor dem teilweise besetzten Haus

"Rigaer Straße 94" im Stadtteil Friedrichshain

zu Zusammenstößen mit der Polizei gekommen:

Anhänger der linksradikalen Szenen

hatten vor dem Haus Barrikaden errichtet und angezündet

und die Polizisten mit Steinen beworfen.

Rund 60 Beamte wurden verletzt.

Inzwischen wurden die Brände gelöscht.

Morgen ist in dem Haus eine Brandschutzprüfung geplant,

die von der Polizei abgesichert werden soll.

Wenn man als Anti-Parteien-Partei auftritt, auf Establishment

und korrupte Eliten schimpft, ist es natürlich nicht so schön,

wenn sich herausstellt, dass man selbst Finanzskandale

an der Backe hat und im Verdacht steht,

sich von Milliardären, auch aus dem Ausland,

heimlich finanzieren zu lassen. Die Parteispendenaffäre, die heute

vor Gericht verhandelt wurde, ist nicht die erste,

in die die AfD verwickelt ist. Doch jetzt, mitten im Wahlkampf,

ist der Zeitpunkt besonders ungünstig.

Zumal er nicht Leute aus der dritten Reihe betrifft,

sondern die Spitzenkandidatin Weidel.

David Gebhard und Ulrich Stoll berichten.

"Deutschland. Aber normal" -

mit diesem Slogan zieht die AfD in den Wahlkampf.

Doch die eigene Spendenpraxis war mitunter weder normal noch legal,

wie heute für die Causa Weidel

das Berliner Verwaltungsgericht entschied.

Das Parteiengesetz stellt im Interesse der Transparenz

sehr hohe Anforderungen an die Zulässigkeit von Parteispenden.

Und danach ist es u.a. unzulässig, Parteispenden anzunehmen,

die von unbekannter Herkunft sind.

Und gegen diesen Grundsatz hat die AfD verstoßen.

2017 erhielt Weidel gestückelte und verschleierte Spenden

für ihren Social-Media-Wahlkampf auf ein Parteikonto:

132.000 Euro, die nicht als Spende gemeldet,

teilweise ausgegeben und erst nach Monaten zurücküberwiesen wurden.

Für die Bundestagsverwaltung eine illegale Spende,

Strafe: 400.000 Euro.

Weidel wittert eine Verschwörung.

Komplett anders sehen das AfD-Parteifreunde,

die, anders als Weidel, heute vor Ort sind.

Ich kann das Urteil nach dem Teilnehmen

an der Veranstaltung hier und heute verstehen.

Es war eigentlich so nach kurzer Zeit

im Laufe der Verhandlung so absehbar, auch für einen Laien.

Weidels Geldgeber soll der auch in der Schweiz

residierende Milliardär Henning Conle sein.

Nach Recherchen von ZDF und Correctiv

soll dieser ebenfalls mit weiteren Social-Media-Aktivitäten

die AfD unterstützt haben.

Das behauptet auch die frühere AfD-Chefin Frauke Petry.

Ich habe dem Bundestagspräsidenten, Herrn Dr. Schäuble angezeigt,

dass nach meiner Kenntnis Jörg Meuthen

illegale Spendengelder von Herrn Conle

in die Partei hineingelenkt

und an offiziellen Strukturen vorbei eingesetzt hat.

Meuthen möchte sich dazu nicht äußern.

Weitere Strafzahlungen für die Partei stehen im Raum.

Im Fall Weidel könnte die AfD in Berufung gehen.

Der Ruf nach möglichen Konsequenzen kommt schon heute.

Sollte wirklich der Vorwurf im Raum bleiben, denke ich,

dass Frau Weidel selbstbewusst genug ist,

dann auch notwendige Konsequenzen zu ziehen.

Ich denke, dass dann eine erneute Kandidatur

um den Fraktionsvorsitz nicht in Betracht kommen darf.

Die AfD startet mit einer weiter schwelenden Spendenaffäre

und einer belasteten Spitzenkandidatin in den Wahlkampf.

Eine Partei mit Streit und offenen Rechnungen.

Streit und offene Rechnungen

gibt's auch auf der anderen Seite des politischen Spektrums.

Dass sich die verschiedenen Lager bei der Partei "Die Linke"

mit harten Bandagen bekämpfen, ist nicht neu.

Allerdings verband die Partei mit ihrer neuen Führung die Hoffnung,

dass sich wenigstens im Wahlkampf alle etwas mehr am Riemen reißen

und manche Gräben auch zugeschüttet werden.

Das scheint jedoch nicht so recht zu klappen.

Mittendrin in der Kampfzone, und auch das ist nicht neu:

das Ehepaar Lafontaine-Wagenknecht.

Oskar Lafontaine hat jetzt im Saarland sogar dazu aufgerufen,

die Linke nicht zu wählen.

Ein Fraktionschef, der zum Boykott seiner eigenen Partei aufruft.

Wo gibt's denn sowas? An der Saar.

Was dahinter steckt, berichtet Susanne Freitag.

Beim einstigen Polit-Traumpaar der Linken

ist der Beziehungsstatus kompliziert geworden,

wenn es um das Verhältnis zu ihrer Partei geht.

Sahra Wagenknecht bekommt Gegenwind in NRW.

Einige verlangen ihren Parteiausschluss,

sie schade der Linken, heißt es.

Und ihr Ehemann Oskar Lafontaine rief im Saarland dazu auf,

die eigene Partei nicht zu wählen.

Grund: ihr Spitzenkandidat.

Letzte Woche in Neunkirchen hatten die Parteimitglieder entschieden.

Thomas Lutze entfielen 199 Stimmen.

Der Parteivorsitzende Thomas Lutze ist die Nummer eins

der saarländischen Landesliste.

Er und Oskar Lafontaine bekriegen sich, das zerreißt die Partei,

seit Jahren schon.

Gegen Lutze ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Vorwurf: Er soll Stimmen gekauft haben.

Angezeigt wurde er aus den Reihen der Fraktion, dem Lafontaine-Lager.

Nun fordert der Landesvorstand Oskar Lafontaine

zum Parteiaustritt auf - öffentlich.

Es war nicht mehr möglich den Deckel drauf zu halten,

es war einfach ein Punkt erreicht, wo viele Mitglieder,

sowohl Funktionsträger, Mandatsträger,

aus den Kommunen gesagt haben,

hier muss jetzt mal ein Zeichen gesetzt werden.

Und ein Landesvorstand hat letzt- endlich auch die Verantwortung

dazu mal klare Signale zu senden.

Das muss nun auch die Bundespartei, aber welche?

Die Linke zerfällt.

Die Parteispitze lehnt Ausschlüsse der beiden ab,

dennoch übt sie Kritik an Wagenknecht und auch an Lafontaine.

Mit ihnen will man jetzt klärende Gespräche führen,

aber er hat auch Unterstützer in Berlin.

Die jetzt den Ausschluss von Oskar Lafontaine

oder Ähnliches ins Spiel bringen, da kann ich nur sagen,

da sollen sie mal drüber nachdenken,

ob es die Partei überhaupt gäbe und sie eine Funktion hätten,

wenn Oskar Lafontaine nicht gewesen wäre.

Der Zank um die Zugpferde belastet die Partei,

auch hier im thüringischen Langensalza.

Mit Sahra Wagenknecht, das hat mich auch ein bisschen erschüttert,

Weil sie auch viele Fans hat.

Eins gehörte Oskar Lafontaine zu den Gründervätern.

Er hat die Partei erfolgreich gemacht.

Aber braucht die Partei ihn heute noch?

Es ist die Frage, ob beide für eine alte linke stehen, die auch heute im

Zentrum stehen sollten.

Am Wochenende wird das wahrscheinlich eine große Rolle

spielen. Denn am Wochenende ist Parteitag.

Das Ifo-Institut erwartet in seiner neuen Konjunkturprognose

ein Wirtschaftswachstum von 3,3 % in Deutschland.

Das ist etwas weniger, als noch im März angenommen wurde.

Valerie Haller - was bremst da?

Das liegt an Lieferengpässen.

Zahlreichen Firmen fehlt es an wichtigen Materialen,

weil Zulieferer mit dem Nachschub nicht mehr hinterherkommen.

Das bremst inzwischen ganze Branchen aus

und mit ihnen den Aufschwung in Deutschland.

V.a. Vorprodukte fehlen: Baumaterialien oder Holz.

Aber auch Chips für die Autoindustrie sind Mangelware.

So sehr, dass VW und Daimler mit Kurzarbeit darauf reagieren.

Betroffen sind v.a. Beschäftigte in der Fertigung.

Im Mercedes-Werk in Bremen wurde für einen Großteil der Beschäftigten

Kurzarbeit beantragt.

Mehr als 12.000 Mitarbeiter sind dort beschäftigt.

Dafür könnte es laut Ifo-Institut im kommenden Jahr

mit der Konjunktur wesentlich kräftiger aufwärts gehen,

als ursprünglich gedacht.

Auch soll sich die Lage am Arbeitsmarkt weiter entspannen.

Allerdings müssen sich Unternehmen und Bürger laut Ifo

wenigstens vorübergehend auf höhere Preise einstellen.

An der Börse in Frankfurt hielten Anleger die Füße still,

der DAX beendet den Tag kaum verändert.

Denn hier wartete man

auf die Ergebnisse der Sitzung der amerikanischen Notenbank.

Die kamen am Abend heraus und enthielten eine Überraschung:

Die Fed lässt die Zinsen zwar aktuell, wo sie sind,

rechnet aber für das Jahr 2023 mit einer ersten Anhebung.

Früher als erwartet.

Sie rechnet mit mehr Wachstum, aber auch mit mehr Inflation in den USA.

Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes,

Alfons Hörmann, zieht die Konsequenzen aus der Führungskrise

und wird bei den nun für Dezember angesetzten Neuwahlen

nicht erneut antreten.

Auslöser der Krise war ein anonymes Schreiben mit Kritik am Führungsstil.

Die Ethikkommission empfahl dann vorgezogene Neuwahlen.

Zwei Ergebnisse von der Fußball-EM von heute:

In der Gruppe B hat Russland 1:0 gegen Finnland gewonnen.

Und in der Gruppe A ging Wales als Sieger vom Platz

im Spiel gegen die Türkei mit 2:0.

Und jetzt die Zahlen vom Lotto am Mittwoch.

Sie lauten:

Geschichtsfälschung und -relativierung ist das eine.

Sie geschieht bewusst, etwa wenn Rechtsradikale den Holocaust

klein- und den Ruhm der deutschen Wehrmacht großreden.

Aber es kommt noch ein anderes Problem hinzu:

Geschichtsvergessenheit, die umso leichter fällt,

je weniger Zeitzeugen es noch gibt,

die berichten über das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte.

Nichts ist so eindrücklich wie persönliche Schicksale.

Und wenn die Menschen selbst nicht mehr erzählen können,

dann ist umso wichtiger,

was sie an Gesagt und Geschriebenem hinterlassen.

In Berlin wurde heute eine besonders umfängliche Sammlung

dem Bundespräsidenten übergeben.

Historiker haben in jahrelanger Arbeit

zigtausende Dokumente zusammengestellt.

Darunter Tagebucheinträge und Briefe,

aus denen Bundespräsident Steinmeier bei seiner Rede zitierte.

Jutta Sonnewald berichtet.

Am 2. November 1942 werfen Salomon und Anna Gottlieb,

Eheleute aus den Niederlanden, eine Karte aus dem Deportationszug,

schreiben an ihre Tochter und ihren Schwiegersohn:

"Liebe Kinder, wir sind auf dem Weg nach Birkenau, glauben wir.

Auf jeden Fall sind wir auf dem Weg irgendwohin.

Verliert nicht den Mut, eure Mutter und euer Vater."

Diese Karte ist eines von mehr als 5.000 Zeugnissen zum Holocaust,

den fast zwei Jahrzehnten von Historikern zusammengetragen

eine 16-bändige Quellensammlung über die Verfolgung und Ermordung

der europäischen Juden durch die Nazis.

Erstmalig werden hier Dokumente

von Tätern, Opfern und Zuschauern veröffentlicht.

In Deutschland ist es ja lange Zeit so gewesen,

dass die Holocaust-Forschung sich auf die Dokumente der Täter stützte.

Also, wenn man laut der Täter Dokumente am Stück ließ,

dann übernimmt man, ob man will oder nicht,

man denkt sich rein in die Optik der Täter.

Wir wechseln das durchaus ab, diese Perspektive.

Sie haben also ganz unterschiedliche Dokumente nebeneinander stehen.

Die 16 Bände skizzieren die Entrechtung, Unterdrückung,

Schikane, Ghettoisierung, Deportation

und schließlich den Mord und die Vernichtung der Juden,

nicht nur in Deutschland,

sondern auch in anderen europäischen Ländern

wie Rumänien, Norwegen und Griechenland.

Dass man wirklich versteht, dass es nicht ein Genozid

auf einem Platz war,

sondern dass das ein Weltproblem ist und war.

Anita Lasker-Wallfisch hat als Cellistin des Lagerchors

das KZ Auschwitz und Bergen-Belsen überlebt.

Über ihre Erinnerungen an die Shoah hat sie oft berichtet,

auch für die vom Bayerischen Rundfunk produzierte Höredition,

die Quellen sprechen.

Mehr als 70 Zeitzeugen lesen hier Dokumente

aus der 16-bändigen Holocaust-Edition

und erzählen ihre eigene Geschichte.

Ernst Grube berichtet, wie er und seine Geschwister

als Halbjuden und Kommunisten in München verfolgt

und schließlich im Mai 1945 aus dem KZ Theresienstadt befreit wurden.

Die Geschwister meiner Mutter und deren Männer

wurden in Polen ins Ghetto gebracht und dort umgebracht.

Aber in jedem Fall war das schon sehr persönlich motiviert,

hier mehr zu erfahren und mitzuwirken.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier

hat heute in Berlin eine Gesamtausgabe erhalten,

symbolisch für die Öffentlichkeit, die die umfassende Dokumentation

nutzen soll an Universitäten und Schulen.

Lassen Sie uns die Erinnerung an die Shoah gemeinsam wachhalten.

Lassen Sie uns antisemitischem Hass entgegentreten,

ganz gleich, in welcher Form er sich äußert.

Und lassen Sie uns eintreten für die Demokratie

und die Würde jedes und jeder einzelnen.

Die 16 Bände sind bereits digitalisiert

und werden nun ins Englische übersetzt.

So sollen noch mehr Menschen weltweit

Einblick bekommen in diese einzigartige Dokumentensammlung

über die Shoah.

Das war's von uns im heute journal.

Im auslandsjournal geht's gleich weiter,

unter anderem mit einer Reportage aus St. Petersburg.

Einer der Austragungsorte der EM,

in deren Schatten der Kreml für eine stillgelegte Opposition sorgt.

Um 0.30 Uhr gibt es dann unser heute journal:update

mit Nazan Gökdemir.

Und wir melden uns morgen in der Halbzeitpause.

Auf Wiedersehen.

Schauen wir zurück auf den Frühling in diesem Jahr.

Und der war in Mitteleuropa ziemlich kalt,

der letzte, deutlich kältere Frühling, war 2013,

dazwischen die ganzen Jahre einfach immer zu warm.

Wir sehen hier einen blauen Fleck über Mitteleuropa,

ansonsten war's z.B. deutlich wärmer Richtung Sibirien.

Global war es wieder zu warm, denn die Erhitzung setzt sich weiter fort.

Trotz lokaler Kälte, hier sehen wir es nochmal:

Denn die Kälte, die kam meist aus dem Norden, meridional,

die Wetterlage hatte sich regelrecht festgefressen.

Nun bekommen wir die meridionale Südlage und Sie sehen,

die Hitze kommt aus Nordafrika zu uns über mehrere Tage

und dieses Tief hier wird hängenbleiben

und dementsprechend dauert das auch einige Zeit

bis die Hitze wieder ausgeräumt wird.

In der Nacht wird es erst einmal aufklaren, kaum Wolken unterwegs.

Im Westen gibt es eine tropische Nacht,

alles, was über 20 Grad liegt, wird so definiert,

z.B. dann auch Richtung Rhein-Main.

Morgen im Tagesverlauf einzelne Gewitter,

im Westen können sie schon unwetterartig sein,

ansonsten viel Sonnenschein.

Der Höhepunkt am Freitag mit Unwettern.

Am Samstag setzt sich das fort,

hauptsächlich dann im Osten, die Unwetter.

Sonntag könnte es dann zu noch heftigeren Gewittern kommen.

heute journal vom 16.06.2021 - Große Spannungen - Biden-Putin-Treffen in Genf; Tiefe Gräben - Die Linke in der Krise

Diese Untertitel sind live produziert.

Guten Abend.

Wenn ein Präsident einen anderen als "Killer" bezeichnet,

und der wiederum das andere Land als "unfreundlichen Staat" einstuft

und beide Seiten schließlich sogar ihre Botschafter abziehen bzw.

rauswerfen, dann ist die Diplomatie auf einem Tiefpunkt angekommen,

in einer Eiszeit.

Von daher war es schon bemerkenswert,

dass sich Joe Biden und Wladimir Putin heute überhaupt trafen.

"Gipfeltreffen" wurde das wohlweislich nicht genannt.

Es gab noch nicht mal ein gemeinsames Abendessen, und als Treffpunkt

wurde der neutralstmögliche Ort gewählt: die Schweiz.

Die ist für heikle Begegnungen aller Art ja immer die richtige Location.

Putin hatte im Vorfeld erklärt, es hätten sich viele Fragen angestaut.

Das kann man wohl so sagen.

Immerhin: Der russische Präsident war,

ganz entgegen seiner sonstigen Gewohnheit, heute pünktlich vor Ort.

Phoebe Gaa hat das beobachtet.

Angriffslustig tritt der russische Präsident vor die Presse.

Wenn Sie unvoreingenommen berichten würden, was ich sage,

wüsste ich das sehr zu schätzen.

Wladimir Putin verbringt den größten Teil der Pressekonferenz damit,

seine Positionen vehement zu verteidigen.

Dreieinhalb Stunden Gespräch mit dem amerikanischen Präsidenten

haben nichts daran geändert, dass Putin Washington

für die zerrütteten Beziehungen verantwortlich macht.

Die USA haben Russland 2017 als Feind und Rivalen eingestuft.

Die Frage ist, welche Organisation die USA

in Russland dann unterstützen, wenn Russland der erklärte Feind ist.

Ich fürchte, es sind nicht die, die Russland stärker machen würden.

Schon der Handschlag: ein Etappensieg.

"Danke, dass Sie dieses Treffen organisiert haben", sagt Putin.

Er ist wieder auf Augenhöhe mit dem mächtigen Mann aus den USA.

Wir haben heute detailliert über die nächsten Schritte gesprochen.

Die Schritte, die wir gehen müssen,

um die Risiken eines ungewollten Konflikts zu verhindern.

Dem Treffen vorangegangen sind Monate der harschen Worte.

Putin spielt immer auf Alter und Gesundheit des Amerikaners an.

Biden meinte, er glaube nicht, dass Putin eine Seele habe.

Wir müssen uns nicht in die Augen gucken und eine Seele sehen.

Wir müssen die nationalen Interessen unserer Länder verteidigen.

In einem sind sich beide Präsidenten einig:

Voraussetzung für eine Einladung nach Washington oder Moskau

sei nicht gegeben.

Die Journalisten haben die wichtigste Frage

noch nicht beantwortet bekommen: Menschenrechte, Cyberangriffe,

wo der Präsident dem russischen Präsidenten jetzt Zugeständnisse

abgerungen habe.

Wenn Sie das nicht verstehen, werden Sie es nie verstehen.

Das sagt der amerikanische Präsident und reist ab.

Zugeschaltet ist mir nun Außenminister Heiko Maas.

Guten Abend.

Als interessierter Beobachter,

wie haben Sie dieses Treffen heute wahrgenommen?

Ich bin froh, dass es heute überhaupt stattgefunden hat.

Es scheint ein sehr positives Gespräch gewesen zu sein.

Man hat über viele Themen, z.B. die Abrüstung gesprochen.

Wir haben es heute mit vielen Herausforderungen zu tun.

Dazu gehört z.B. auch der Klimawandel.

Für diese Themen

braucht man Russland und die Vereinigten Staaten.

Putin lässt Truppen an der ukrainischen Grenze aufmarschieren

und der Präsident der Vereinigten Staaten sagt,

man solle mal darüber reden.

Dass ist eher ein Punkt für Putin, oder?

Man hat sich darauf verständigt,

dass diese Gespräche fortgeführt werden sollen.

Wir sind gerade dabei, zu eruieren,

unter welchen Bedingungen die stattfinden sollen.

Aber gebracht hat das Ganze eigentlich nicht viel.

Es ist ein "frozen Konflikt".

Da es in absehbarer Zeit keine Lösung in Sicht, oder?

Nein, wohl nicht.

Die Spannungen zwischen der Ukraine und Russland

sind in letzter Zeit immer gewachsen.

Auch darüber müssen wir reden,

wie dieser Konflikt mittelfristig und langfristig gelöst werden kann.

Es wäre ganz schön, wenn von russischer Seite der Eindruck käme,

man würde sich bewegen und bestimmte Dinge nicht mehr tun.

Bis jetzt haben alle Warnungen in rote Linie nichts gebracht.

Die Tatsache, dass man sich zu einem solchen Gespräch

bereitgefunden hat, muss einen Grund haben.

Und dieser Grund muss sein, dass man bereit ist, darüber zu reden.

Bei den verschiedenen Themen

sind verschiedene Formate vereinbart worden.

Das sind Dinge, über die man sprechen muss,

und das ist die Voraussetzung dafür,

dass es irgendwann auch Lösungen gibt.

Es sind aber eine Menge anderer Dinge passiert:

Nawalny, die Flugzeugaffäre - die Liste ist lang.

Putin würde wirklich wehtun,

wenn Deutschland sich mal bei Nord Stream 2

etwas strenger zeigen würde.

Bisher wurde das Gas immer durch die Ukraine geleitet

und auch darüber werden wir Gespräche führen müssen.

Wir haben Moskau immer sehr deutlich gemacht,

dass diese Pipeline nur dann mit uns zu Ende gebaut wird,

wenn der alternative Gasweg durch die Ukraine erhalten bleibt.

Dazu gibt es jetzt einen Vertrag,

einen fünfjährigen Gas-Transitvertrag.

Putin sagt, ob das passiert, hängt von dem Verhalten von Kiew ab.

Und Papier ist ja bekanntlich geduldig.

Bis jetzt haben wir keine Hinweise darauf,

dass weder Russland noch die Ukraine

sich nicht mehr an diesen Vertrag gebunden fühlen.

Wenn sich bei der an das halten,

was wir längst vereinbart und unterzeichnet haben,

dann wird das vielleicht nicht so wild,

wie man das nach den Äußerungen von Wladimir Putin glauben könnte.

Hat das Auswärtige Amt Erkenntnisse, dass Russland die Absicht hat,

sich in den diesjährigen Wahlkampf einzuklinken?

Nein, es gibt keine konkreten Hinweise,

aber wir sind da sehr aufmerksam.

Wir haben noch keine konkreten Instrumente gefunden

und Maßnahmen gesehen, die darauf schließen,

dass wir uns in einer solchen Einflussnahme befinden.

Mehr zu dem Treffen heute und den Beziehungen zwischen Russland

und dem Westen finden Sie bei uns online, auf ZDFheute.de.

Und jetzt geht's mit den Nachrichten weiter,

und da zunächst mit der Corona-Lage in Deutschland, Heinz.

Darüber haben die Gesundheitsminister von Bund und Ländern beraten.

Ein Thema: die bevorstehende Ferien- und Reisezeit.

Die Minister wollen an der generellen Testpflicht für Flugreisende

aus dem Ausland vor Abflug festhalten.

Auch Quarantäneregeln für bestimmte Gebiete soll es weiter geben.

Für Schulen wollen die Länder

das zweimalige Testen pro Woche aufrechterhalten.

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen ist weiter rückläufig:

Das Robert Koch-Institut meldet 1.455 Neuinfektionen innerhalb eines Tages.

Das sind 1.799 weniger als letzten Mittwoch.

Weitere 137 Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19

wurden verzeichnet.

Die 7-Tage-Inzidenz liegt bei 13,2.

Wegen Verdacht auf schweres Fehlverhalten

unter einigen deutschen Soldaten zieht die Bundeswehr

einen Zug von rund 30 Soldaten aus dem NATO-Einsatz in Litauen ab.

Laut einer Sprecherin des Verteidigungsministeriums

stehe der Anfangsverdacht auf sexuelle Nötigung,

sowie rassistische oder antisemitische Beleidigung

und extremistische Verhaltensweisen im Raum.

Zehn Soldaten sollen an den Vorfällen beteiligt gewesen sein.

In Litauen sind etwa 600 deutsche NATO-Soldaten im Einsatz.

In Berlin ist es vor dem teilweise besetzten Haus

"Rigaer Straße 94" im Stadtteil Friedrichshain

zu Zusammenstößen mit der Polizei gekommen:

Anhänger der linksradikalen Szenen

hatten vor dem Haus Barrikaden errichtet und angezündet

und die Polizisten mit Steinen beworfen.

Rund 60 Beamte wurden verletzt.

Inzwischen wurden die Brände gelöscht.

Morgen ist in dem Haus eine Brandschutzprüfung geplant,

die von der Polizei abgesichert werden soll.

Wenn man als Anti-Parteien-Partei auftritt, auf Establishment

und korrupte Eliten schimpft, ist es natürlich nicht so schön,

wenn sich herausstellt, dass man selbst Finanzskandale

an der Backe hat und im Verdacht steht,

sich von Milliardären, auch aus dem Ausland,

heimlich finanzieren zu lassen. Die Parteispendenaffäre, die heute

vor Gericht verhandelt wurde, ist nicht die erste,

in die die AfD verwickelt ist. Doch jetzt, mitten im Wahlkampf,

ist der Zeitpunkt besonders ungünstig.

Zumal er nicht Leute aus der dritten Reihe betrifft,

sondern die Spitzenkandidatin Weidel.

David Gebhard und Ulrich Stoll berichten.

"Deutschland. Aber normal" -

mit diesem Slogan zieht die AfD in den Wahlkampf.

Doch die eigene Spendenpraxis war mitunter weder normal noch legal,

wie heute für die Causa Weidel

das Berliner Verwaltungsgericht entschied.

Das Parteiengesetz stellt im Interesse der Transparenz

sehr hohe Anforderungen an die Zulässigkeit von Parteispenden.

Und danach ist es u.a. unzulässig, Parteispenden anzunehmen,

die von unbekannter Herkunft sind.

Und gegen diesen Grundsatz hat die AfD verstoßen.

2017 erhielt Weidel gestückelte und verschleierte Spenden

für ihren Social-Media-Wahlkampf auf ein Parteikonto:

132.000 Euro, die nicht als Spende gemeldet,

teilweise ausgegeben und erst nach Monaten zurücküberwiesen wurden.

Für die Bundestagsverwaltung eine illegale Spende,

Strafe: 400.000 Euro.

Weidel wittert eine Verschwörung.

Komplett anders sehen das AfD-Parteifreunde,

die, anders als Weidel, heute vor Ort sind.

Ich kann das Urteil nach dem Teilnehmen

an der Veranstaltung hier und heute verstehen.

Es war eigentlich so nach kurzer Zeit

im Laufe der Verhandlung so absehbar, auch für einen Laien.

Weidels Geldgeber soll der auch in der Schweiz

residierende Milliardär Henning Conle sein.

Nach Recherchen von ZDF und Correctiv

soll dieser ebenfalls mit weiteren Social-Media-Aktivitäten

die AfD unterstützt haben.

Das behauptet auch die frühere AfD-Chefin Frauke Petry.

Ich habe dem Bundestagspräsidenten, Herrn Dr. Schäuble angezeigt,

dass nach meiner Kenntnis Jörg Meuthen

illegale Spendengelder von Herrn Conle

in die Partei hineingelenkt

und an offiziellen Strukturen vorbei eingesetzt hat.

Meuthen möchte sich dazu nicht äußern.

Weitere Strafzahlungen für die Partei stehen im Raum.

Im Fall Weidel könnte die AfD in Berufung gehen.

Der Ruf nach möglichen Konsequenzen kommt schon heute.

Sollte wirklich der Vorwurf im Raum bleiben, denke ich,

dass Frau Weidel selbstbewusst genug ist,

dann auch notwendige Konsequenzen zu ziehen.

Ich denke, dass dann eine erneute Kandidatur

um den Fraktionsvorsitz nicht in Betracht kommen darf.

Die AfD startet mit einer weiter schwelenden Spendenaffäre

und einer belasteten Spitzenkandidatin in den Wahlkampf.

Eine Partei mit Streit und offenen Rechnungen.

Streit und offene Rechnungen

gibt's auch auf der anderen Seite des politischen Spektrums.

Dass sich die verschiedenen Lager bei der Partei "Die Linke"

mit harten Bandagen bekämpfen, ist nicht neu.

Allerdings verband die Partei mit ihrer neuen Führung die Hoffnung,

dass sich wenigstens im Wahlkampf alle etwas mehr am Riemen reißen

und manche Gräben auch zugeschüttet werden.

Das scheint jedoch nicht so recht zu klappen.

Mittendrin in der Kampfzone, und auch das ist nicht neu:

das Ehepaar Lafontaine-Wagenknecht.

Oskar Lafontaine hat jetzt im Saarland sogar dazu aufgerufen,

die Linke nicht zu wählen.

Ein Fraktionschef, der zum Boykott seiner eigenen Partei aufruft.

Wo gibt's denn sowas? An der Saar.

Was dahinter steckt, berichtet Susanne Freitag.

Beim einstigen Polit-Traumpaar der Linken

ist der Beziehungsstatus kompliziert geworden,

wenn es um das Verhältnis zu ihrer Partei geht.

Sahra Wagenknecht bekommt Gegenwind in NRW.

Einige verlangen ihren Parteiausschluss,

sie schade der Linken, heißt es.

Und ihr Ehemann Oskar Lafontaine rief im Saarland dazu auf,

die eigene Partei nicht zu wählen.

Grund: ihr Spitzenkandidat.

Letzte Woche in Neunkirchen hatten die Parteimitglieder entschieden.

Thomas Lutze entfielen 199 Stimmen.

Der Parteivorsitzende Thomas Lutze ist die Nummer eins

der saarländischen Landesliste.

Er und Oskar Lafontaine bekriegen sich, das zerreißt die Partei,

seit Jahren schon.

Gegen Lutze ermittelt die Staatsanwaltschaft.

Vorwurf: Er soll Stimmen gekauft haben.

Angezeigt wurde er aus den Reihen der Fraktion, dem Lafontaine-Lager.

Nun fordert der Landesvorstand Oskar Lafontaine

zum Parteiaustritt auf - öffentlich.

Es war nicht mehr möglich den Deckel drauf zu halten,

es war einfach ein Punkt erreicht, wo viele Mitglieder,

sowohl Funktionsträger, Mandatsträger,

aus den Kommunen gesagt haben,

hier muss jetzt mal ein Zeichen gesetzt werden.

Und ein Landesvorstand hat letzt- endlich auch die Verantwortung

dazu mal klare Signale zu senden.

Das muss nun auch die Bundespartei, aber welche?

Die Linke zerfällt.

Die Parteispitze lehnt Ausschlüsse der beiden ab,

dennoch übt sie Kritik an Wagenknecht und auch an Lafontaine.

Mit ihnen will man jetzt klärende Gespräche führen,

aber er hat auch Unterstützer in Berlin.

Die jetzt den Ausschluss von Oskar Lafontaine

oder Ähnliches ins Spiel bringen, da kann ich nur sagen,

da sollen sie mal drüber nachdenken,

ob es die Partei überhaupt gäbe und sie eine Funktion hätten,

wenn Oskar Lafontaine nicht gewesen wäre.

Der Zank um die Zugpferde belastet die Partei,

auch hier im thüringischen Langensalza.

Mit Sahra Wagenknecht, das hat mich auch ein bisschen erschüttert,

Weil sie auch viele Fans hat.

Eins gehörte Oskar Lafontaine zu den Gründervätern.

Er hat die Partei erfolgreich gemacht.

Aber braucht die Partei ihn heute noch?

Es ist die Frage, ob beide für eine alte linke stehen, die auch heute im

Zentrum stehen sollten.

Am Wochenende wird das wahrscheinlich eine große Rolle

spielen. Denn am Wochenende ist Parteitag.

Das Ifo-Institut erwartet in seiner neuen Konjunkturprognose

ein Wirtschaftswachstum von 3,3 % in Deutschland.

Das ist etwas weniger, als noch im März angenommen wurde.

Valerie Haller - was bremst da?

Das liegt an Lieferengpässen.

Zahlreichen Firmen fehlt es an wichtigen Materialen,

weil Zulieferer mit dem Nachschub nicht mehr hinterherkommen.

Das bremst inzwischen ganze Branchen aus

und mit ihnen den Aufschwung in Deutschland.

V.a. Vorprodukte fehlen: Baumaterialien oder Holz.

Aber auch Chips für die Autoindustrie sind Mangelware.

So sehr, dass VW und Daimler mit Kurzarbeit darauf reagieren.

Betroffen sind v.a. Beschäftigte in der Fertigung.

Im Mercedes-Werk in Bremen wurde für einen Großteil der Beschäftigten

Kurzarbeit beantragt.

Mehr als 12.000 Mitarbeiter sind dort beschäftigt.

Dafür könnte es laut Ifo-Institut im kommenden Jahr

mit der Konjunktur wesentlich kräftiger aufwärts gehen,

als ursprünglich gedacht.

Auch soll sich die Lage am Arbeitsmarkt weiter entspannen.

Allerdings müssen sich Unternehmen und Bürger laut Ifo

wenigstens vorübergehend auf höhere Preise einstellen.

An der Börse in Frankfurt hielten Anleger die Füße still,

der DAX beendet den Tag kaum verändert.

Denn hier wartete man

auf die Ergebnisse der Sitzung der amerikanischen Notenbank.

Die kamen am Abend heraus und enthielten eine Überraschung:

Die Fed lässt die Zinsen zwar aktuell, wo sie sind,

rechnet aber für das Jahr 2023 mit einer ersten Anhebung.

Früher als erwartet.

Sie rechnet mit mehr Wachstum, aber auch mit mehr Inflation in den USA.

Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes,

Alfons Hörmann, zieht die Konsequenzen aus der Führungskrise

und wird bei den nun für Dezember angesetzten Neuwahlen

nicht erneut antreten.

Auslöser der Krise war ein anonymes Schreiben mit Kritik am Führungsstil.

Die Ethikkommission empfahl dann vorgezogene Neuwahlen.

Zwei Ergebnisse von der Fußball-EM von heute:

In der Gruppe B hat Russland 1:0 gegen Finnland gewonnen.

Und in der Gruppe A ging Wales als Sieger vom Platz

im Spiel gegen die Türkei mit 2:0.

Und jetzt die Zahlen vom Lotto am Mittwoch.

Sie lauten:

Geschichtsfälschung und -relativierung ist das eine.

Sie geschieht bewusst, etwa wenn Rechtsradikale den Holocaust

klein- und den Ruhm der deutschen Wehrmacht großreden.

Aber es kommt noch ein anderes Problem hinzu:

Geschichtsvergessenheit, die umso leichter fällt,

je weniger Zeitzeugen es noch gibt,

die berichten über das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte.

Nichts ist so eindrücklich wie persönliche Schicksale.

Und wenn die Menschen selbst nicht mehr erzählen können,

dann ist umso wichtiger,

was sie an Gesagt und Geschriebenem hinterlassen.

In Berlin wurde heute eine besonders umfängliche Sammlung

dem Bundespräsidenten übergeben.

Historiker haben in jahrelanger Arbeit

zigtausende Dokumente zusammengestellt.

Darunter Tagebucheinträge und Briefe,

aus denen Bundespräsident Steinmeier bei seiner Rede zitierte.

Jutta Sonnewald berichtet.

Am 2. November 1942 werfen Salomon und Anna Gottlieb,

Eheleute aus den Niederlanden, eine Karte aus dem Deportationszug,

schreiben an ihre Tochter und ihren Schwiegersohn:

"Liebe Kinder, wir sind auf dem Weg nach Birkenau, glauben wir.

Auf jeden Fall sind wir auf dem Weg irgendwohin.

Verliert nicht den Mut, eure Mutter und euer Vater."

Diese Karte ist eines von mehr als 5.000 Zeugnissen zum Holocaust,

den fast zwei Jahrzehnten von Historikern zusammengetragen

eine 16-bändige Quellensammlung über die Verfolgung und Ermordung

der europäischen Juden durch die Nazis.

Erstmalig werden hier Dokumente

von Tätern, Opfern und Zuschauern veröffentlicht.

In Deutschland ist es ja lange Zeit so gewesen,

dass die Holocaust-Forschung sich auf die Dokumente der Täter stützte.

Also, wenn man laut der Täter Dokumente am Stück ließ,

dann übernimmt man, ob man will oder nicht,

man denkt sich rein in die Optik der Täter.

Wir wechseln das durchaus ab, diese Perspektive.

Sie haben also ganz unterschiedliche Dokumente nebeneinander stehen.

Die 16 Bände skizzieren die Entrechtung, Unterdrückung,

Schikane, Ghettoisierung, Deportation

und schließlich den Mord und die Vernichtung der Juden,

nicht nur in Deutschland,

sondern auch in anderen europäischen Ländern

wie Rumänien, Norwegen und Griechenland.

Dass man wirklich versteht, dass es nicht ein Genozid

auf einem Platz war,

sondern dass das ein Weltproblem ist und war.

Anita Lasker-Wallfisch hat als Cellistin des Lagerchors

das KZ Auschwitz und Bergen-Belsen überlebt.

Über ihre Erinnerungen an die Shoah hat sie oft berichtet,

auch für die vom Bayerischen Rundfunk produzierte Höredition,

die Quellen sprechen.

Mehr als 70 Zeitzeugen lesen hier Dokumente

aus der 16-bändigen Holocaust-Edition

und erzählen ihre eigene Geschichte.

Ernst Grube berichtet, wie er und seine Geschwister

als Halbjuden und Kommunisten in München verfolgt

und schließlich im Mai 1945 aus dem KZ Theresienstadt befreit wurden.

Die Geschwister meiner Mutter und deren Männer

wurden in Polen ins Ghetto gebracht und dort umgebracht.

Aber in jedem Fall war das schon sehr persönlich motiviert,

hier mehr zu erfahren und mitzuwirken.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier

hat heute in Berlin eine Gesamtausgabe erhalten,

symbolisch für die Öffentlichkeit, die die umfassende Dokumentation

nutzen soll an Universitäten und Schulen.

Lassen Sie uns die Erinnerung an die Shoah gemeinsam wachhalten.

Lassen Sie uns antisemitischem Hass entgegentreten,

ganz gleich, in welcher Form er sich äußert.

Und lassen Sie uns eintreten für die Demokratie

und die Würde jedes und jeder einzelnen.

Die 16 Bände sind bereits digitalisiert

und werden nun ins Englische übersetzt.

So sollen noch mehr Menschen weltweit

Einblick bekommen in diese einzigartige Dokumentensammlung

über die Shoah.

Das war's von uns im heute journal.

Im auslandsjournal geht's gleich weiter,

unter anderem mit einer Reportage aus St. Petersburg.

Einer der Austragungsorte der EM,

in deren Schatten der Kreml für eine stillgelegte Opposition sorgt.

Um 0.30 Uhr gibt es dann unser heute journal:update

mit Nazan Gökdemir.

Und wir melden uns morgen in der Halbzeitpause.

Auf Wiedersehen.

Schauen wir zurück auf den Frühling in diesem Jahr.

Und der war in Mitteleuropa ziemlich kalt,

der letzte, deutlich kältere Frühling, war 2013,

dazwischen die ganzen Jahre einfach immer zu warm.

Wir sehen hier einen blauen Fleck über Mitteleuropa,

ansonsten war's z.B. deutlich wärmer Richtung Sibirien.

Global war es wieder zu warm, denn die Erhitzung setzt sich weiter fort.

Trotz lokaler Kälte, hier sehen wir es nochmal:

Denn die Kälte, die kam meist aus dem Norden, meridional,

die Wetterlage hatte sich regelrecht festgefressen.

Nun bekommen wir die meridionale Südlage und Sie sehen,

die Hitze kommt aus Nordafrika zu uns über mehrere Tage

und dieses Tief hier wird hängenbleiben

und dementsprechend dauert das auch einige Zeit

bis die Hitze wieder ausgeräumt wird.

In der Nacht wird es erst einmal aufklaren, kaum Wolken unterwegs.

Im Westen gibt es eine tropische Nacht,

alles, was über 20 Grad liegt, wird so definiert,

z.B. dann auch Richtung Rhein-Main.

Morgen im Tagesverlauf einzelne Gewitter,

im Westen können sie schon unwetterartig sein,

ansonsten viel Sonnenschein.

Der Höhepunkt am Freitag mit Unwettern.

Am Samstag setzt sich das fort,

hauptsächlich dann im Osten, die Unwetter.

Sonntag könnte es dann zu noch heftigeren Gewittern kommen.