tagesschau 18.06.2021, 20:00 Uhr - Quarantänepflicht für mehrere Urlaubsländer gestrichen - doch die Pandemie ist noch n
Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit der tagesschau.
Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (18.06.2021)
Heute im Studio: Constantin Schreiber
Guten Abend, ich begrüße Sie zur tagesschau.
Zum Ferienbeginn strich die Bundesregierung
weitere beliebte Reiseziele von der Liste der Corona-Risikogebiete.
Ab Sonntag müssen Urlaubsrückkehrer aus Griechenland, Frankreich,
Belgien, der Schweiz und Norwegen nicht mehr in Quarantäne.
Gleiches gilt für Regionen
in Dänemark, den Niederlanden und Spanien.
Gleichzeitig warnten RKI-Chef Wieler und Gesundheitsminister Spahn:
Die Pandemie sei nicht gebrochen.
Das zeige die Zunahme der aggressiven Delta-Variante - auch in Deutschland.
Seit heut gilt in Berlin:
Keine Maskenpflicht mehr auf belebten Einkaufsstraßen.
Die Länder lockern, die Inzidenzen sinken.
Der RKI-Chef ist erleichtert, mahnt aber zur Vorsicht.
Die hochansteckende Delta-Variante
mache mittlerweile sechs Prozent aller Fälle aus.
Der Anteil nimmt zu.
Wir müssen die Entwicklung genau beobachten.
Sie hängt davon ab, wie wir die Maßnahmen weiterhin umsetzen.
Es ist keine Frage, ob Delta die Führung übernimmt, sondern wann.
Und es hängst stark von den Impfquoten ab.
Und von Lockerungen.
Impfen, testen, Vorsicht - betont auch der Gesundheitsminister.
So könne ein neuer Lockdown im Herbst verhindert werden.
Die Impfkampagne gehe voran, auch dank der Betriebsärzte.
Mehr als jeder zweite Deutsche ist mindestens einmal geimpft:
50,1 Prozent.
Das sind 41,5 Millionen Menschen.
Jeder dieser 41,5 Millionen schützt sich und andere.
Und jeder und jede hilft, die Pandemie in den Griff zu bekommen.
Aber nur eine Impfung schützt nicht ausreichend gegen die Delta-Variante.
Jetzt komme es darauf an, auch die zu erreichen,
die von der Impfung nicht überzeugt sind.
Auch in Portugal breitet sich die Delta-Variante des Corona-Virus aus.
Vor allem in Lissabon steigen die Zahlen an.
Der Großraum Lissabon wurde deshalb über das Wochenende abgeriegelt.
Betroffen sind drei Millionen Menschen.
Sie dürfen die Region nur aus triftigen Gründen verlassen -
Auswärtige nur in Ausnahmefällen einreisen.
Für Touristen im Transit gilt das Verbot nicht.
Auf einer Luftfahrtkonferenz berieten Branchenvertreter mit der Politik
über die Zukunftsfähigkeit des Flugverkehrs.
Dabei ging es um Wege aus der Krise
für den von der Pandemie gebeutelten Wirtschaftszweig.
Kanzlerin Merkel mahnte Klimaverträglichkeit an.
Es müsse Innovationen bei Antrieb und Infrastruktur geben -
nicht irgendwann, sondern so schnell wie möglich.
Sie fliegen wieder und wieder öfter.
Etwa am Flughafen Berlin-Brandenburg.
Die Passagiere kehren zurück, aber noch ist der Luftverkehr
weit entfernt von den Zeiten vor Corona.
Langsam kommen wir aus der Krise.
Wir werden noch Jahre brauchen,
um an das Vorkrisenniveau anzuknüpfen.
Die Passagierzahlen sind während der Pandemie dramatisch eingebrochen,
teilweise um bis zu 99 %.
Vorläufigen Zahlen zufolge
liegen sie immer noch bei minus 80 % im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit.
Doch Corona ist nicht die einzige Herausforderung.
Klimafreundlicher und sauberer soll das Fliegen werden.
Kerosinsteuer, höhere Ticketpreise?
Nein, sagt der Bundesverkehrsminister.
Er hofft auf neue Technik und Treibstoffe.
Wir gehen voll in die Entwicklung der synthetischen,
der strombasierten, der alternativen Kraftstoffe.
Um mit höherer Beimischung das CO2 zu reduzieren.
Schnell wird das nicht im großen Stil gehen.
Die Beschäftigten machen sich Sorgen.
Diese Wartungstechniker fürchten,
dass die Lufthansa ihre Jobs streicht.
Obwohl die Airline mit Milliarden von Steuergeld gerettet wurde.
Ohne Personalabbau gehe es nicht, sagen Experten.
Für die Mitarbeiter ist das problematisch.
Man muss dazu trotzdem betrachten,
dass die Lufthansa in einem Wettbewerb steht.
Sie konkurriert mit Airlines
wie Ryanair, Turkish Airlines oder Quatar Airways.
Noch ein Problem:
Es ist unklar, ob Virusmutationen die Luftfahrt erneut ausbremsen.
Nach mehrmonatiger Corona-Pause hat die Bewegung
"Fridays for Future" ihre Demonstrationen wieder aufgenommen.
Wie in Hamburg versammelten sich in über 30 Städten
vor allem junge Menschen.
Sie traten für mehr Tempo beim Klimaschutz
und sozial gerechte Klimapolitik ein.
Bis zur Bundestagwahl sollen die Proteste
jeden Freitag stattfinden.
Im Iran wird heute ein Nachfolger für Präsident Rohani gewählt -
inmitten außen- und innenpolitischer Spannungsfelder.
Zum einen ist da das Atomabkommen.
Nach dem Ausstieg der USA 2018
baut der Iran seine Uran-Anreicherung aus.
Gespräche über eine Wiederannäherung sind konstruktiv, aber zäh.
Wegen der Wirtschaftskrise aufgrund der US-Sanktionen
haben immer mehr Menschen Angst vor Armut.
Die Währung stürzt ab, die Preise steigen,
die Inflationsrate liegt bei 40 %.
International mit Besorgnis gesehen
wird auch Irans Stellung als Regionalmacht.
Insbesondere die Unterstützung der radikal-islamischen Hamas
und das militärische Eingreifen im Jemen.
Hier positioniert sich der Iran gegen Saudi-Arabien.
Keine langen Schlangen, keine stundenlangen Wartezeiten.
Was bei früheren Wahlen im Iran oft der Fall war,
bleibt heute in Teheran meist aus.
Von Euphorie ist wenig zu spüren.
Einige Wähler haben lange gerungen.
Ich wähle den, der meine Probleme als junger Mensch lösen kann.
Arbeitsplätze, raus aus der wirtschaftlichen Lage.
Viele glauben nicht daran,
dass die Politik ihre Lebensumstände verbessert.
Das liegt auch an den meist ultra-konservativen Kandidaten.
Die wurden vom "Wächterrat" bestimmt.
Der schließt Frauen grundsätzlich aus.
Favorit ist Justizchef Raisi, ein Hardliner.
Er gilt als mitverantwortlich für Massenhinrichtungen
politischer Gefangener in den 80ern.
Er könnte davon profitieren, dass ein Hoffnungsträger fehlt
und viele Iraner die Wahl boykottieren wollen.
Es gibt keine Konkurrenz.
Es müsste verschiedene Kandidaten und Denkweisen geben.
Wenn Wahlen so einseitig sind, bedeuten sie nichts mehr.
Die Wahlbeteiligung könnte historisch niedrig ausfallen.
Der Hardliner Raisi könnte sich durchsetzen.
Dann dürften die Beziehungen zum Westen und die Verhandlungen
um die Wiederaufnahme des Atomabkommens schwerer werden.
Wirtschaftlich ist der Iran aber darauf angewiesen,
das weiß auch die Führung in Teheran.
Die Zahl der vor Gewalt und Verfolgung Fliehenden
erreichte 2020 einen neuen Höchststand.
Das UN-Flüchtlingshilfswerk nennt 82,4 Mio. Vertriebene,
etwa so viele wie Einwohner Deutschlands.
Die meisten von ihnen
wurden innerhalb ihrer Heimatländer vertrieben.
Von denjenigen, die ins Ausland flüchteten,
kamen viele aus Syrien, Myanmar, Venezuela, Afghanistan und dem Sudan.
Antonio Guterres wurde als UN-Generalsekretär bestätigt.
Die UN-Vollversammlung
berief den Portugiesen für fünf weitere Jahre.
Einen Gegenkandidaten gab es nicht.
Der 72-Jährige sieht die Welt nach eigenen Worten
an der Schwelle zu einer neuen Ära.
Eine der größten Herausforderungen sei den Kampf gegen die Erderwärmung.
Am 22. Juni jährt sich der deutsche Überfall auf die damalige Sowjetunion
zum 80. Mal.
Bundespräsident Steinmeier bezeichnete den Angriff heute
bei einer Gedenkrede in Berlin als mörderische Barbarei.
Das NS-Regime hatte den Feldzug aus rassistischen Motiven
als Vernichtungskrieg geplant.
Schätzungen zufolge fielen dem Krieg auf sowjetischer Seite
bis zu 27 Mio. Menschen zum Opfer:
Im heutigen Russland, in der Ukraine,
in Belarus und den baltischen Staaten.
14 Mio. von ihnen waren Zivilisten.
Im Morgengrauen am 22. Juni 1941
beginnt der deutsche Überfall auf die Sowjetunion.
Nazi-Deutschland bricht den Nichtangriffspakt mit Stalin.
Hitler spricht von Lebensraum im Osten
und der Vernichtung des "jüdischen Bolschewismus".
Was nun folgte ...
Was am 22. Juni 1941 begann,
war die Entfesselung von Hass und Gewalt.
Die Radikalisierung eines Krieges hin zum Wahn totaler Vernichtung.
Laut Schätzungen gab es auf sowjetischer Seite
insgesamt 27 Mio. Tote.
Deutsche Soldaten mordeten auch in der Zivilbevölkerung
oder ließen Kriegsgefangene verhungern.
Niemand hat in diesem Krieg mehr Opfer zu beklagen,
als die Völker der damaligen Sowjetunion.
Und doch ...
Doch sind diese Millionen nicht so tief ins Gedächtnis eingebrannt,
wie ihr Leid und unsere Verantwortung es fordern.
Die Gedenkfeier war überschattet vom Konflikt um Ostukraine und Krim.
Ein gemeinsames Gedenken mit Russland sei ausgeschlossen,
erklärte der ukrainische Botschafter in einem Brief.
Auch die Vertreter weiterer ehemaliger Sowjetrepubliken
hatten ihre Teilnahme abgesagt.
Die deutsche Nationalelf
steht vorm zweiten EM-Vorrundenspiel unter Druck.
Um die Chance aufs Achtelfinale zu wahren,
muss Löws Team morgen in München gegen Portugal gewinnen.
Ankunft der deutschen Mannschaft vor einer Stunde in München.
Joachim Löw gibt sich gelassen, obwohl viel auf dem Spiel steht.
Ein paar Fans kamen auch.
Sie empfangen ein fokussiertes Team.
Jeder weiß, dass wir morgen einige Dinge besser machen wollen -
und auch müssen - und auch werden.
Eindringlich das Einschwören auf das zweite Gruppenspiel
beim Abschlusstraining.
Der Bundestrainer nimmt die Mannschaft in die Pflicht.
Die Bilanz gegen Portugal ist positiv:
Von 18 Duellen gewann Deutschland zehn.
Die letzte Niederlage war vor 21 Jahren.
Besonders gefordert ist morgen die Offensiv-Abteilung.
Nach der zuletzt dürftigen Vorstellung der Angreifer
gegen Frankreich.
Das Spiel hat uns nicht aus der Bahn geworfen.
Wir haben genug Chancen, weiterzukommen.
Wir haben auch nicht schlecht gespielt.
Das war unglücklich.
Portugal gewann zum Auftakt 3:0 gegen Ungarn.
Zwei Tore erzielte Superstar Ronaldo, der gegen Deutschland noch nie traf.
Ihn zu stoppen, zählt zu den Aufgaben von Antonio Rüdiger,
mit dem sich Löw lange unterhielt.
Um 17 Uhr setzte sich der DFB-Tross Richtung München in Bewegung,
um morgen die ersten EM-Punkte zu holen.
Gelingt das nicht, droht das Aus nach der Vorrunde.
Im zweiten Spiel der Gruppe E
hat sich Schweden die Tabellenführung erkämpft.
Die Mannschaft um RB Leipzig-Star Forsberg
schlug die Slowakei in Sankt Petersburg mit 1:0.
In Gruppe D kam Kroatien in Glasgow
über ein 1:1 gegen Tschechien nicht hinaus.
Auf Patrick Schick ruhten die Hoffnungen seiner Landsleute.
Schick - Tschechiens Doppeltorschütze aus dem ersten Spiel.
Rund zehn Minuten vor der Pause
bekam Schick den Ellenbogen von Lowren ins Gesicht.
Und das im Strafraum der Kroaten.
Nach der Überprüfung gab es Elfmeter für Tschechien.
Der gefoulte Schick in der 37. Minute zum 1:0.
Bereits der dritte Turniertreffer für den Angreifer von Bayer Leverkusen.
Schick ließ also erneut die Muskeln spielen.
Pause.
Vizeweltmeister Kroatien nach dem Wechsel schwungvoller.
Ivan Perisic mit dem sehenswerten 1:1–Ausgleich in der 47. Minute.
Vor nur wenigen Zuschauern in Glasgow
waren die Höhepunkte in der Folge rar.
Der eingewechselte Vlasic nach 72 Minuten übers Tor.
1:1 am Ende.
Tschechien so gut wie weiter.
Trainer Dalic droht mit Kroatien das Turnier-Aus in der Vorrunde.
Die Wettervorhersage für morgen, Samstag, den 19. Juni:
Es bleibt heiß.
Nur in den Nordwesten strömt morgen etwas weniger heiße Luft.
In der Nacht teils Schauer oder Gewitter, die heftig sein können.
Am Tag meist sonnig, nur hier und da wolkig.
An der Nordsee häufiger Wolken.
Im Nordwesten ruhiges Wetter.
Vor allem im Süden und Osten im Laufe des Tages
stellenweise Schauer und Gewitter mit Unwettergefahr.
Am Sonntag ist es im Osten zunächst sonnig.
Sonst Sonne und Wolken mit Schauern und Gewitter,
die unwetterartig ausfallen können.
Am Montag ist es nicht mehr so heiß, aber weiterhin gewittrig.
Am Dienstag wenig Änderung.
Mögliche Unwetter.
Caren Miosga hat um 21.45 Uhr diese Tagesthemen:
Debatte um EM-Finalspiele in London:
Sollten deutsche Fans ins Virusvariantengebiet reisen?
Vor den Sommerferien:
Portugal riegelt Lissabon wegen Ausbreitung der Delta-Variante ab.
Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend.
Copyright Untertitel: NDR 2021