×

We use cookies to help make LingQ better. By visiting the site, you agree to our cookie policy.


image

2021 Tagesschau, tagesthemen 08.10.2021, 21:45 Uhr - Friedensnobelpreis für die Pressefreiheit: Auszeichnung für Maria Ressa und Dimitri

tagesthemen 08.10.2021, 21:45 Uhr - Friedensnobelpreis für die Pressefreiheit: Auszeichnung für Maria Ressa und Dimitri

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (08.10.2021)

Guten Abend.

Der Friedensnobelpreis zeichnet nicht nur besonderen Einsatz aus,

Konflikte zu lösen.

Er ist auch der Hinweis des Nobelkomitees,

wo Demokratie und Leben gerade ernsthaft bedroht sind.

Maria Ressa und Dmitri Muratow, die Friedensnobelpreis-Träger,

wissen das nur zu genau.

Beide sind Journalisten.

Ressa recherchiert auf den Philippinen

über die Methoden von Staatschef Duterte.

Muratow erlebte in Putins Russland,

dass Pressefreiheit nicht für wichtig erachtet wird.

Der Preis sei für die Bemühungen um Wahrung freien Meinungsäußerung,

sagt das Nobelkomitee.

Er sei auch ein Signal an alle Medienmacher.

Sie bewahren oft unter lebensbedrohlichen Umständen das,

was Job aller Journalisten ist:

Dafür zu sorgen, dass nicht nur die Mächtigen diktieren,

sondern Kritiker zu Wort kommen.

Ina Ruck und Katharina von Tschurtschenthaler.

Seit Jahrzehnten hackt sie harte Fakten in ihren Laptop.

Als diese Bilder 2000 entstehen,

leitet Maria Ressa das CNN-Büro im indonesischen Jakarta.

Damals deckt sie Falschmeldungen rund um eine Geiselnahme auf.

Die heute 58-Jährige kämpfte schon gegen Fake News,

bevor der Begriff sich etablierte.

Dass sie nun den Friedensnobelpreis erhält,

macht der Journalistin Hoffnung.

Das zeigt, dass das Nobelpreis-Komitee realisiert hat,

dass eine Welt ohne Fakten eine Welt ohne Wahrheit und Vertrauen ist.

Für ihr Streben nach der Wahrheit zahlt sie einen hohen Preis.

Auf dem von ihr gegründeten Nachrichtenportal Rappler

kritisiert Ressa den philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte.

Und seinen sogenannten Anti-Drogen-Krieg,

der Tausende Todesopfer fordert.

Ressa wird wegen Verleumdung der Prozess gemacht.

2020 wird sie schuldig gesprochen. Das Strafmaß steht noch aus.

Das Nobelpreiskomitee bezeichnet die Journalistin

als furchtlose Verteidigerin der Meinungsfreiheit.

Wir hoffen, dass das Augenmerk

auf die Arbeit von Journalisten gelegt wird.

Darauf, wie gefährlich es ist, seine Meinung frei zu äußern.

Ihre Kritik richtet sie mittlerweile auch gegen Facebook.

Sie wirft dem Konzern vor,

Desinformation und Hass nicht ausreichend einzudämmen.

Ein mächtiger Gegner.

Auch diesmal wird sie sich nicht den Mund verbieten lassen.

Dass Dmitrij Muratows Zeitung noch erscheinen darf,

grenzt an ein Wunder.

Vor fast 30 Jahren gründete er die Nowaja Gaseta.

Mutig legt sie den Finger in Wunden,

gehört in Russland zu den letzten regierungsunabhängigen Medien.

Auch sie zahlt einen hohen Preis.

Mitten in der Redaktion

steht noch der Schreibtisch von Anna Politkowskaja.

Vor 15 Jahren wurde sie in ihrem Hausflur erschossen.

Den Nobelpreis widmete Muratow heute auch ihr.

Er nannte Namen, die in Russland jeder Journalist kennt.

Anna Politkowskaja, Jurij Tschekotschichin, Igor Dobnikow,

Nastja Baburowa, Stas Markelow, Natascha Estemirowa.

Alle die, die ihr Leben gegeben haben für ihre Arbeit.

Drei Journalistinnen, zwei Journalisten,

ein Anwalt der Zeitung wurden ermordet.

Freie Presse hat viele Feinde, sagt Muratow.

Unser Parlament repräsentiert nicht das Volk, nur eine Seite.

Deshalb vertreten die Medien die anderen.

Die Medien repräsentieren die, die eine andere Meinung haben.

Und deshalb gibt es die Angriffe auf russische Presse.

Ohne freie Presse keine Demokratie:

Das ist wohl die Botschaft des Nobelkomitees mit der Preisvergabe.

In Russland sieht man das offenbar anders.

Heute wurden weitere Journalisten zu "ausländischen Agenten" erklärt:

So gut wie ein Arbeitsverbot.

Mehr über Maria Ressa gibt's in der Doku "Die Unbeugsamen"

nach unserer Sendung.

Auch in Polen sieht die Regierung demokratische Unabhängigkeit

nicht unbedingt als Tugend an.

Der EuGH hatte die Justizreform dort immer wieder verurteilt:

Und damit systematische Behinderung unabhängiger Richter.

Polens Verfassungsgericht entgegnete gestern,

der EU-Vertrag sei der Verfassung des Landes untergeordnet.

Die EU dürfe sich also nicht einmischen.

Brüssel sieht das als Angriff auf die EU.

Luxemburgs Außenminister hat schon mal gedroht,

dass es auch politisch zu einem Bruch kommen könnte.

Gudrun Engel.

Was wiegt schwerer: EU-Recht oder nationales Recht?

Das ist die alles bestimmende Frage in Europa.

In Brüssel geht man vom Vorrang des EU-Rechtes aus –

festgeschrieben in den europäischen Verträgen.

Die Entscheidungen des EuGH anzuerkennen,

sei die Grundlage für das Funktionieren der ganzen EU.

Wenn Sie einen Vertrag unterschreiben und später sagen,

meine Regeln stehen höher, als das, was im Vertrag steht:

Dann gibt es keinen Vertrag mehr.

In Polen hat das oberste Verfassungsgericht

gestern das Gegenteil entschieden.

Nationales Recht gehe vor.

Seitdem bestimmen Schock, Entsetzen, Wut und Frust das Geschehen.

Droht jetzt der Polexit?

Die europafreundlichen Polen sind verunsichert:

Ich hoffe, das wird keine tragischen Konsequenzen für unser Land haben.

Damit wir in der EU bleiben können.

Ich habe Angst um Polens und meine Zukunft.

Wir müssen das EU-Recht respektieren.

Die EU gibt Polen viel Gutes, wir alle profitieren ungemein.

Dieser Streit ist unnötig.

Und doch ist eine neue Eskalationsstufe erreicht.

Die EU sucht nach Reaktionsmöglichkeiten.

Versuche, Polen die Stimmrechte zu entziehen,

scheiterten bislang an der Blockade Ungarns.

Die Kommission wird alle Mittel nutzen.

Welche das sind, müssen wir sehen.

Ich werde nicht über einzelne Möglichkeiten spekulieren.

Mehrere EU-Abgeordnete fordern, Polen den Geldhahn zuzudrehen.

Das Land ist der größte Empfänger von EU-Fördergeldern und Subventionen:

Mehr als 10 Mrd. Euro netto bekam Warschau

jedes Jahr aus Brüssel.

In diesem Jahr sind zusätzlich 24 Mrd. Corona-Hilfen vorgesehen.

Und die möchte die Regierung in Warschau haben,

sieht kein Problem in der neuen polnischen Rechtsauslegung.

Argumentiert mit einem ähnlich gelagerten Fall

des deutschen BVerfG aus 2020.

Aber:

Das BVerfG hat 2020 in einem Fall zur EZB zum ersten Mal gesagt,

dass es dem EUGH nicht folgt.

Dieses deutsche Urteil schlägt bis heute hohe Wellen.

Es ist aus meiner Sicht nicht vergleichbar.

Denn Karlsruhe betont:

Das sei eine Ausnahme gewesen, während es in Polen ums Prinzip geht.

Der Vorrang von EU-Recht und EuGH grundsätzlich angezweifelt wird.

Der frühere EU-Ratspräsident und Oppositionsführer Donald Tusk

ruft seine Landsleute zu Protesten auf:

Wir müssen zusammenstehen, die Spaltung überwinden.

Wir müssen Polen retten. Niemand sonst wird das für uns tun.

In der Frage, was schwerer wiegt:

EU-Recht oder nationales Recht - sind die Positionen unversöhnlich.

Darüber sprechen wir mit Roza Thun, der polnischen EU-Abgeordneten,

die sich für den EU-Eintritt ihres Landes sehr eingesetzt hatte.

Frau Thun, Polen hat einen Konflikt mit der EU ausgelöst

über rechtsstaatliche Prinzipien.

Wie fühlt es sich für Sie an, die Entwicklungen zu beobachten?

Es ist schon sehr schwierig.

Und sehr unangenehm.

Das, was die Regierung von Jaroslaw Kaczynski macht:

Das fällt auf uns alle.

Auf uns Polen:

Auch auf die, die extrem besorgt und beunruhigt sind.

Das ist keine unabhängige Entscheidung.

Jaroslaw Kaczynski dominiert das Verfassungstribunal.

Das ist eine politische Entscheidung.

Das wird politische Folgen haben.

Die Republik Polen sei durch das EU-Recht nicht mehr so souverän,

begründet das Obersten Gericht.

Erwartet die Regierung wirklich, dass Brüssel ihr das abnimmt?

Was heißt Souveränität für die einzelnen Mitgliedsländer?

Sogar Deutschland ist ein kleines Land.

Im internationalen Vergleich.

Ich mag das Gerede nicht, dass die EU uns die Souveränität nimmt.

Dank der EU sind wir souverän.

Weil wir zusammen in der Welt etwas bedeuten.

In dieser großen Organisation können wir mitbestimmen.

Ansonsten wäre das eine pure Lüge.

Natürlich wird Brüssel das nicht akzeptieren.

Ich fürchte, die Sache ist zu weit gegangen.

Man hat Orban zu lange zu viel erlaubt.

Daraus haben meine Kollegen im Parlament sicher gelernt.

Der Kurs gegen uns wird härter sein.

Eine Sache würde noch sagen:

80 Prozent der Polen wollen in der EU bleiben.

Und sind demokratisch orientiert.

Und möchten auch einen harten Kurs.

Sie hoffen, dass die EU auf der Seite polnischer Demokraten steht.

Weil Sie die Bevölkerung ansprechen:

Die Opposition hat ja zu Protesten aufgerufen.

Wie ist die Stimmung im Land zum Kurs gegen die EU?

Es reicht, wenn sie in Social Media sehen.

Oder in die unabhängige Presse schauen.

Alle rufen zu Demonstrationen auf.

Die sollen am Sonntagnachmittag stattfinden.

Nicht nur in Warschau, sondern in sehr vielen Städten.

Wir müssen sehr stark dagegen protestieren.

Wir sind Europäer.

Europa ist hier.

Das Beste, was wir uns erkämpft haben in den letzten Dekaden:

Das wollen wir nicht hergeben.

Das wird nicht leicht, fürchte ich.

Die Leute sind mobilisiert, um zu zeigen:

Wir wollen in der EU bleiben.

Wir wollen die gemeinsamen Gesetze.

Wir werden das weiter beobachten.

Vielen Dank, Roza Thun.

Was verbindet die polnische Regierung noch mit der EU?

Die Meinung von Markus Preiß, unserem Studioleiter in Brüssel.

Ich weiß, dass Dankbarkeit keine Kategorie in der Politik ist.

Dass Staaten Interessen haben, dass sie für sich versuchen,

das Maximale herauszuholen.

Dennoch: Was Polen in der EU veranstaltet, macht mich fassungslos.

Zwei Jahrzehnte lang hat man von der EU-Mitgliedschaft profitiert.

Ist moderner und wohlhabender geworden,

mit vielen Jobs und schönen Städten.

Dank des Fleißes seiner Bürger –

aber auch der Zugehörigkeit zur EU und den Milliarden aus Brüssel.

Dänen, Spanier, Niederländer –

sie haben auf Geld und Einfluss verzichtet.

Weil sie wollten, dass Polen Teil dieser EU ist.

Die polnische Regierung scheint darauf wenig zu geben.

Seit die PiS an der Macht ist, demontiert sie den Rechtsstaat.

Und blockiert in Brüssel, was ihr nicht passt.

Flüchtlinge aufnehmen trotz bindendem Beschluss: nicht mit uns.

Klimaneutral bis 2050?

Eure Idee - machen wir, wenn ihr uns den Kohleausstieg bezahlt.

Das Land nutzt die Veto-Möglichkeiten im EU-Recht.

Weiß, was ihm zusteht - und wann es wo nicht überstimmt werden kann.

Dafür ist europäisches Recht gut –

genau das Recht, das nun hinter polnischem zurückstehen soll.

Viel zu lange hat die EU-Kommission dem zugesehen.

Es ist Zeit konkret zu testen,

was diese polnische Regierung mit der EU verbindet – außer Geld.

Es ist Zeit, die Milliarden zu streichen.

Das würde uns der Antwort näher bringen.

Meine Hoffnungen ruhen v.a. auf den Menschen in Polen.

Dass sie aus einem Wunsch, Teil Europas zu sein,

ihre Regierung zur Vernunft bringen.

Der frühere EU-Ratspräsident Tusk hat es so ausgedrückt:

Wir müssen Polen retten, niemand anders wird es für uns tun.

Die Meinung von Markus Preiß.

Mit Massendemos erzwang Iraks junge Protestbewegung

eine Neuwahl.

Mehr als 20 Mio. Menschen sind am Sonntag aufgerufen,

ein neues Parlament zu wählen.

Viele Machtwechsel, Korruption, Misswirtschaft -

seit Jahren herrscht Resignation und Perspektivlosigkeit.

Nun rufen damalige Demonstranten zum Wahlboykott auf.

Sie fürchten lange Verhandlungen zur Regierungsbildung nach der Wahl

und dass etablierte Parteien die Macht unter sich aufteilen.

Eigentlich soll ein neues Wahlrecht

unabhängigeren Kandidaten Chancen bringen.

Daniel Hechler hat einen Kandidaten begleitet.

Er war im Süden des Landes, in Nasiriya.

Ali Hassan (40) will die Wende schaffen in Nassiriya.

Als unabhängiger Kandidat verspricht er den Neuanfang.

Er will alte Seilschaften kappen,

sich für mehr Jobs, Gerechtigkeit, eine bessere Versorgung einsetzen.

Nach Jahren von Niedergang und Vetternwirtschaft.

Wir wollen mit neuen, unabhängigen Köpfen

Gesetze auf den Weg bringen, um die Korruption zu bekämpfen.

Wahlkampf in einer abgewirtschafteten Stadt.

Stromausfälle über viele Stunden,

verseuchtes Trinkwasser, kaum Investitionen.

Fast jeder Zweite ist arbeitslos.

Viele am Existenzminium und darunter. Wie so oft im Süden des Irak.

Trotz des Ölreichtums.

Die Erlöse versickern in den Taschen weniger,

während die Infrastruktur verfällt.

Im Juli brannte die Corona-Abteilung einer Klinik nieder.

Es gab keinen Brandschutz. Mehr als 50 Menschen starben.

Seit 2019 regt sich dagegen Protest.

Tausende gingen in Nassiriya und vielen anderen Städten

auf die Straße.

Ali Hassan war immer mit dabei. So wie viele seiner Freunde.

Zehn davon hat er dabei verloren.

Demonstranten wurden umgebracht, gefoltert, terrorisiert, verhaftet.

Sie haben friedlich demonstriert, als in die Menge geschossen wurde.

Sie haben so viel erleiden und opfern müssen.

Die Aktivisten machen schiitische Milizen für die Morde verantwortlich.

Der Iran hat sie im Kampf gegen den IS hochgerüstet.

Ein Staat im Staate.

Bis heute hören sie auf den Befehl aus Teheran.

So wie viele Gefolgsleute in Parlament und Regierung auch.

An einem Neuanfang hätten sie kein Interesse, meint Ali Hassan,

bekämpften ihn mit aller Macht.

Es gehe um Geld und Einfluss.

Ich bin gegen jede Einmischung von außen.

Der Irak gehört den Irakern.

Ich erlaube niemanden, sich in mein Land einzumischen.

Wir brauchen keine Hilfe.

Es wird eine Richtungswahl:

Status Quo oder Neuanfang, ohne Einmischung von außen.

Heute dürfen schon Angehörige der Armee abstimmen.

Mit elektronischen Stimmkarten

soll Wahlbetrug ein Riegel vorgeschoben werden.

Dennoch fehlt vielen das Vertrauen.

Ich habe keine Hoffnung, überhaupt nicht.

Ich glaube, die meisten Iraker empfinden dasselbe.

Ali Hassan steht unter Druck.

Seit Beginn seiner Kampagne

wurden er und seine Familie mit Morddrohungen überzogen.

Für ihn steht viel auf dem Spiel.

Ich habe meine Familie weggeschickt und verbringe jede Nacht woanders,

weil ich Angst vor Angriffen habe.

Unsere Gegner verstehen nur die Sprache des Blutes.

Dennoch lässt sich Ali Hassan nicht beirren,

hofft auf faire und friedliche Wahlen.

Auch wenn eben das infrage steht.

Daniel Hechler ist aus Bagdad zugeschaltet.

Daniel, der unabhängige Kandidat Ali Hassan hofft faire Wahlen.

Wie stehen die Chancen für einen Neuanfang?

Es wird keinen Erdrutsch geben bei dieser Wahl.

Die alten Netzwerke funktionieren noch zu gut.

Sie werden sich die meisten Stimmen sichern.

Die Hürden für unabhängige Kandidaten sind hoch.

Allein die Registrierung kostet sehr viel.

Viele haben aus Angst um ihr Leben zurückgezogen.

Viele wünschen sich aber neue Köpfe.

Es könnte sich also etwas verschieben.

Das wäre ein Signal für einen Neuanfang.

Was viele nicht wissen:

Im irakischen Parlament gibt es eine Frauenquote von 25 %.

Wird die was ändern können für die Frauen im Land?

Das ist ein wichtiger Schritt nach vorne.

In einem Land, in dem Männer an den Schaltstellen der Macht sitzen.

Die Chancen für Frauen stehen nun besser denn je.

Männer haben dieses Land heruntergewirtschaftet.

Deshalb stehen Frauen bei vielen hoch im Kurs.

Das könnte helfen.

Die Gesellschaft ist aber noch sehr konservativ.

Kandidatinnen werden auf den Straßen angepöbelt.

Sie sollen zu Hause bleiben, das sei ihr Platz .

Es ist noch ein weiter Weg zur Gleichberechtigung.

Vielen Dank, Daniel Hechler

CDU-Chef Laschet will die Partei personell neu aufstellen.

Am Tag nach seiner Ankündigung

wird der Ruf nach einer Einbindung der Partei-Basis laut.

Damit beginnen die Nachrichten mit Judith Rakers.

Der CDU-Außenpolitiker Röttgen warnte in "Welt am Sonntag" davor,

die personelle Neuaufstellung von oben zu steuern.

Jetzt müsse die Parteibasis zu Wort kommen.

Auch Wirtschaftsminister Altmaier plädierte dafür,

Mitglieder mehr zu berücksichtigen.

Zugleich mahnte er in "Bild", die CDU-Erneuerung zügig anzugehen.

Zu schnelles Fahren oder falsches Parken

wird demnächst mit höheren Strafen geahndet.

Änderungen im Bußgeldkatalog hat der Bundesrat beschlossen.

Oft ist der Stadtverkehr ein Hindernisparcours -

vor allem für Radfahrer und Fußgänger.

Die Reform der StVO sollte schon vor 1,5 Jahren Verbesserung bringen.

Wegen eines Formfehlers lag der neue Bußgeldkatalog auf Eis

und wegen Streits zwischen Ländern und Verkehrsminister.

Der Bundesrat hat ihn nun endlich verabschiedet:

Der baden-württembergische Verkehrsminister

wollte schnellere Fahrverbote bei Tempoverstößen.

Mit den höheren Bußgeldern ist er zufrieden.

Das dient nicht der Schikane, sondern der Verkehrssicherheit.

Es geht um die Vermeidung von Regelverletzungen und Unfällen,

auch von tödlichen Unfällen.

Die neuen Bußgeldregeln gelten voraussichtlich ab November.

Das Verteidigungsministerium

untersucht einen Extremismus-Verdacht in der Bundeswehr.

Es geht um eine Gruppe in der 2. Kompanie des Wachbataillons,

die sich Wolfsrudel nennt.

Es gehe um rechtsextremistische Vorfälle und sexuelle Übergriffe.

Die Kompanie, die Staatsgästen militärische Ehren erweist,

wurde zunächst von diesen Aufgaben entbunden.

Bei einem Terroranschlag in Kundus

sind mindestens 40 Menschen getötet und weitere verletzt worden.

Die Explosion ereignete sich in einer schiitischen Moschee,

als sich dort viele Menschen zum Freitagsgebet versammelten.

Inzwischen hat sich ein regionaler Ableger des IS zu der Tat bekannt.

Emil Bührle war einer der reichsten Männer der Schweiz,

sein Spitzname Kanonenkönig.

Bührle war aber auch Kunstsammler. Da fangen die Probleme an.

Teile seiner Sammlung, in der er hier in den 50er-Jahren sitzt,

stammen aus jüdischem Besitz, den die Nazis raubten.

Diese Sammlung wird nun Teil des Kunsthauses in Zürich,

dessen Neubau morgen eröffnet wird.

Der elegante Bau des Architekten Chipperfield,

steht im Schatten dessen, was darin zu sehen sein wird.

Vera Rudolph.

Größer, höher, heller - und viel Platz.

Der Neubau des Kunsthaus Zürich besticht durch Leere.

In die drängt sich die Frage

nach politischer Verantwortung und kollektivem Gedächtnis.

Es geht um die problematische Geschichte hinter den Kunstwerken.

Wie bei Monets Seerosenbildern:

Sie sind Teil der Sammlung von Emil Georg Bührle.

Der Deutsche Bührle

wurde als Waffenproduzent in der Schweiz schwer reich.

Vor allem die Nazis belieferte er mit Kriegswaffen.

Eine Verbindung, die dem Kunsthaus bewusst ist.

Die war immer gefährlich.

Sie war auch unmoralisch, bis zu einem hohen Grad.

Wan kann sie nicht wegreden,

wie auch diese Sammlung nicht wegzureden ist.

Man kann nicht sagen:

Interessiert uns nicht, geht irgendwohin, verschwindet,

wir wollen euch nicht.

Das geht in Zürich nicht.

Das Kunsthaus Zürich zeigt die Werke.

Es sind Klassiker der Moderne und des französischen Impressionismus.

Viele davon hat Bührle während des Krieges erworben.

13 Werke wurden als Raubkunst identifiziert.

Bührle musste sie zurückgeben und kaufte neun davon später wieder.

Ein Hauptvorwurf bleibt:

In der Sammlung sei auch "Fluchtgut":

Werke, die jüdische Besitzer in ihrer Notlage verkauften.

Um welche Werke es geht, erfahren Besucher nicht.

Ein Dokumentationszentrum soll die Geschichte Bührles aufarbeiten.

Im Mittelpunkt: der Sammler und Waffenproduzent selbst.

Der Historiker Erich Keller kritisiert das.

Mit anderen Historikern sollte er die Geschichte Bührles aufarbeiten.

Zuallererst müsste man den Blick von der Sammlung wegdrücken,

hin auf die Opfer.

Man müsste darüber sprechen: Wie sind die Opfer zu entschädigen?

Es gibt natürlich Opfer dieser Geschichte.

Aus der Historikerkommission ist er ausgetreten.

Die Herkunft der Werke sei nicht unabhängig erforscht worden.

Diese Provenienzforschung, von der Bührle-Stiftung

müsste man neu angehen.

Unabhängig, transparent in einem auch internationalen Projekt.

Und Zürich müsste sich überlegen:

Was ist ihre politische Verantwortung?

Seine Ergebnisse hat er in einem Buch veröffentlicht:

Das kontaminierte Museum.

Das Kunsthaus Zürich:

Mit dem Neubau will es den Sprung in die Top-Liga der Museen schaffen.

Doch mit der Sammlung Bührle

hat es sich seine Vergangenheit ins Haus geholt.

Die strahlt bis in die Zukunft.

Jetzt hätten wir gerne noch ein wunderbares Wetter.

Das sollte klappen.

Vor uns steht ein goldenes Herbstwochenende.

Mit viel Sonnenschein.

Es gibt aber immer wieder auch Nebel.

V.a. in den Mittelgebirgstälern.

Außerhalb der Nebelgebiete gibt es viel Sonne:

Der Wolken-Vorschau-Film:

Die Temperaturen:

Die weiteren Aussichten:

Am Sonntag sehr viel Sonne.

Am Montag ein Wetterwechsel.

Da kommen Wolken mit Regenschauern.

Vielen Dank, Karsten Schwanke.

Das war's von uns.

Hier geht es weiter mit einem Film

über die Friedensnobelpreisträgerin, die Journalistin Maria Ressa.

Wir sehen uns morgen wieder.

Ihnen noch einen schönen Abend. Tschüss.

Copyright Untertitel: NDR 2021


tagesthemen 08.10.2021, 21:45 Uhr - Friedensnobelpreis für die Pressefreiheit: Auszeichnung für Maria Ressa und Dimitri tagesthemen 08.10.2021, 21:45 Uhr - Nobel Peace Prize for Freedom of the Press: Award for Maria Ressa and Dimitri

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit den tagesthemen.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (08.10.2021)

Guten Abend.

Der Friedensnobelpreis zeichnet nicht nur besonderen Einsatz aus,

Konflikte zu lösen.

Er ist auch der Hinweis des Nobelkomitees,

wo Demokratie und Leben gerade ernsthaft bedroht sind.

Maria Ressa und Dmitri Muratow, die Friedensnobelpreis-Träger,

wissen das nur zu genau.

Beide sind Journalisten.

Ressa recherchiert auf den Philippinen

über die Methoden von Staatschef Duterte.

Muratow erlebte in Putins Russland,

dass Pressefreiheit nicht für wichtig erachtet wird.

Der Preis sei für die Bemühungen um Wahrung freien Meinungsäußerung,

sagt das Nobelkomitee.

Er sei auch ein Signal an alle Medienmacher.

Sie bewahren oft unter lebensbedrohlichen Umständen das,

was Job aller Journalisten ist:

Dafür zu sorgen, dass nicht nur die Mächtigen diktieren,

sondern Kritiker zu Wort kommen.

Ina Ruck und Katharina von Tschurtschenthaler.

Seit Jahrzehnten hackt sie harte Fakten in ihren Laptop.

Als diese Bilder 2000 entstehen,

leitet Maria Ressa das CNN-Büro im indonesischen Jakarta.

Damals deckt sie Falschmeldungen rund um eine Geiselnahme auf.

Die heute 58-Jährige kämpfte schon gegen Fake News,

bevor der Begriff sich etablierte.

Dass sie nun den Friedensnobelpreis erhält,

macht der Journalistin Hoffnung.

Das zeigt, dass das Nobelpreis-Komitee realisiert hat,

dass eine Welt ohne Fakten eine Welt ohne Wahrheit und Vertrauen ist.

Für ihr Streben nach der Wahrheit zahlt sie einen hohen Preis.

Auf dem von ihr gegründeten Nachrichtenportal Rappler

kritisiert Ressa den philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte.

Und seinen sogenannten Anti-Drogen-Krieg,

der Tausende Todesopfer fordert.

Ressa wird wegen Verleumdung der Prozess gemacht.

2020 wird sie schuldig gesprochen. Das Strafmaß steht noch aus.

Das Nobelpreiskomitee bezeichnet die Journalistin

als furchtlose Verteidigerin der Meinungsfreiheit.

Wir hoffen, dass das Augenmerk

auf die Arbeit von Journalisten gelegt wird.

Darauf, wie gefährlich es ist, seine Meinung frei zu äußern.

Ihre Kritik richtet sie mittlerweile auch gegen Facebook.

Sie wirft dem Konzern vor,

Desinformation und Hass nicht ausreichend einzudämmen.

Ein mächtiger Gegner.

Auch diesmal wird sie sich nicht den Mund verbieten lassen.

Dass Dmitrij Muratows Zeitung noch erscheinen darf,

grenzt an ein Wunder.

Vor fast 30 Jahren gründete er die Nowaja Gaseta.

Mutig legt sie den Finger in Wunden,

gehört in Russland zu den letzten regierungsunabhängigen Medien.

Auch sie zahlt einen hohen Preis.

Mitten in der Redaktion

steht noch der Schreibtisch von Anna Politkowskaja.

Vor 15 Jahren wurde sie in ihrem Hausflur erschossen.

Den Nobelpreis widmete Muratow heute auch ihr.

Er nannte Namen, die in Russland jeder Journalist kennt.

Anna Politkowskaja, Jurij Tschekotschichin, Igor Dobnikow,

Nastja Baburowa, Stas Markelow, Natascha Estemirowa.

Alle die, die ihr Leben gegeben haben für ihre Arbeit.

Drei Journalistinnen, zwei Journalisten,

ein Anwalt der Zeitung wurden ermordet.

Freie Presse hat viele Feinde, sagt Muratow.

Unser Parlament repräsentiert nicht das Volk, nur eine Seite.

Deshalb vertreten die Medien die anderen.

Die Medien repräsentieren die, die eine andere Meinung haben.

Und deshalb gibt es die Angriffe auf russische Presse.

Ohne freie Presse keine Demokratie:

Das ist wohl die Botschaft des Nobelkomitees mit der Preisvergabe.

In Russland sieht man das offenbar anders.

Heute wurden weitere Journalisten zu "ausländischen Agenten" erklärt:

So gut wie ein Arbeitsverbot.

Mehr über Maria Ressa gibt's in der Doku "Die Unbeugsamen"

nach unserer Sendung.

Auch in Polen sieht die Regierung demokratische Unabhängigkeit

nicht unbedingt als Tugend an.

Der EuGH hatte die Justizreform dort immer wieder verurteilt:

Und damit systematische Behinderung unabhängiger Richter.

Polens Verfassungsgericht entgegnete gestern,

der EU-Vertrag sei der Verfassung des Landes untergeordnet.

Die EU dürfe sich also nicht einmischen.

Brüssel sieht das als Angriff auf die EU.

Luxemburgs Außenminister hat schon mal gedroht,

dass es auch politisch zu einem Bruch kommen könnte.

Gudrun Engel.

Was wiegt schwerer: EU-Recht oder nationales Recht?

Das ist die alles bestimmende Frage in Europa.

In Brüssel geht man vom Vorrang des EU-Rechtes aus –

festgeschrieben in den europäischen Verträgen.

Die Entscheidungen des EuGH anzuerkennen,

sei die Grundlage für das Funktionieren der ganzen EU.

Wenn Sie einen Vertrag unterschreiben und später sagen,

meine Regeln stehen höher, als das, was im Vertrag steht:

Dann gibt es keinen Vertrag mehr.

In Polen hat das oberste Verfassungsgericht

gestern das Gegenteil entschieden.

Nationales Recht gehe vor.

Seitdem bestimmen Schock, Entsetzen, Wut und Frust das Geschehen.

Droht jetzt der Polexit?

Die europafreundlichen Polen sind verunsichert:

Ich hoffe, das wird keine tragischen Konsequenzen für unser Land haben.

Damit wir in der EU bleiben können.

Ich habe Angst um Polens und meine Zukunft.

Wir müssen das EU-Recht respektieren.

Die EU gibt Polen viel Gutes, wir alle profitieren ungemein.

Dieser Streit ist unnötig.

Und doch ist eine neue Eskalationsstufe erreicht.

Die EU sucht nach Reaktionsmöglichkeiten.

Versuche, Polen die Stimmrechte zu entziehen,

scheiterten bislang an der Blockade Ungarns.

Die Kommission wird alle Mittel nutzen.

Welche das sind, müssen wir sehen.

Ich werde nicht über einzelne Möglichkeiten spekulieren.

Mehrere EU-Abgeordnete fordern, Polen den Geldhahn zuzudrehen.

Das Land ist der größte Empfänger von EU-Fördergeldern und Subventionen:

Mehr als 10 Mrd. Euro netto bekam Warschau

jedes Jahr aus Brüssel.

In diesem Jahr sind zusätzlich 24 Mrd. Corona-Hilfen vorgesehen.

Und die möchte die Regierung in Warschau haben,

sieht kein Problem in der neuen polnischen Rechtsauslegung.

Argumentiert mit einem ähnlich gelagerten Fall

des deutschen BVerfG aus 2020.

Aber:

Das BVerfG hat 2020 in einem Fall zur EZB zum ersten Mal gesagt,

dass es dem EUGH nicht folgt.

Dieses deutsche Urteil schlägt bis heute hohe Wellen.

Es ist aus meiner Sicht nicht vergleichbar.

Denn Karlsruhe betont:

Das sei eine Ausnahme gewesen, während es in Polen ums Prinzip geht.

Der Vorrang von EU-Recht und EuGH grundsätzlich angezweifelt wird.

Der frühere EU-Ratspräsident und Oppositionsführer Donald Tusk

ruft seine Landsleute zu Protesten auf:

Wir müssen zusammenstehen, die Spaltung überwinden.

Wir müssen Polen retten. Niemand sonst wird das für uns tun.

In der Frage, was schwerer wiegt:

EU-Recht oder nationales Recht - sind die Positionen unversöhnlich.

Darüber sprechen wir mit Roza Thun, der polnischen EU-Abgeordneten,

die sich für den EU-Eintritt ihres Landes sehr eingesetzt hatte.

Frau Thun, Polen hat einen Konflikt mit der EU ausgelöst

über rechtsstaatliche Prinzipien.

Wie fühlt es sich für Sie an, die Entwicklungen zu beobachten?

Es ist schon sehr schwierig.

Und sehr unangenehm.

Das, was die Regierung von Jaroslaw Kaczynski macht:

Das fällt auf uns alle.

Auf uns Polen:

Auch auf die, die extrem besorgt und beunruhigt sind.

Das ist keine unabhängige Entscheidung.

Jaroslaw Kaczynski dominiert das Verfassungstribunal.

Das ist eine politische Entscheidung.

Das wird politische Folgen haben.

Die Republik Polen sei durch das EU-Recht nicht mehr so souverän,

begründet das Obersten Gericht.

Erwartet die Regierung wirklich, dass Brüssel ihr das abnimmt?

Was heißt Souveränität für die einzelnen Mitgliedsländer?

Sogar Deutschland ist ein kleines Land.

Im internationalen Vergleich.

Ich mag das Gerede nicht, dass die EU uns die Souveränität nimmt.

Dank der EU sind wir souverän.

Weil wir zusammen in der Welt etwas bedeuten.

In dieser großen Organisation können wir mitbestimmen.

Ansonsten wäre das eine pure Lüge.

Natürlich wird Brüssel das nicht akzeptieren.

Ich fürchte, die Sache ist zu weit gegangen.

Man hat Orban zu lange zu viel erlaubt.

Daraus haben meine Kollegen im Parlament sicher gelernt.

Der Kurs gegen uns wird härter sein.

Eine Sache würde noch sagen:

80 Prozent der Polen wollen in der EU bleiben.

Und sind demokratisch orientiert.

Und möchten auch einen harten Kurs.

Sie hoffen, dass die EU auf der Seite polnischer Demokraten steht.

Weil Sie die Bevölkerung ansprechen:

Die Opposition hat ja zu Protesten aufgerufen.

Wie ist die Stimmung im Land zum Kurs gegen die EU?

Es reicht, wenn sie in Social Media sehen.

Oder in die unabhängige Presse schauen.

Alle rufen zu Demonstrationen auf.

Die sollen am Sonntagnachmittag stattfinden.

Nicht nur in Warschau, sondern in sehr vielen Städten.

Wir müssen sehr stark dagegen protestieren.

Wir sind Europäer.

Europa ist hier.

Das Beste, was wir uns erkämpft haben in den letzten Dekaden:

Das wollen wir nicht hergeben.

Das wird nicht leicht, fürchte ich.

Die Leute sind mobilisiert, um zu zeigen:

Wir wollen in der EU bleiben.

Wir wollen die gemeinsamen Gesetze.

Wir werden das weiter beobachten.

Vielen Dank, Roza Thun.

Was verbindet die polnische Regierung noch mit der EU?

Die Meinung von Markus Preiß, unserem Studioleiter in Brüssel.

Ich weiß, dass Dankbarkeit keine Kategorie in der Politik ist.

Dass Staaten Interessen haben, dass sie für sich versuchen,

das Maximale herauszuholen.

Dennoch: Was Polen in der EU veranstaltet, macht mich fassungslos.

Zwei Jahrzehnte lang hat man von der EU-Mitgliedschaft profitiert.

Ist moderner und wohlhabender geworden,

mit vielen Jobs und schönen Städten.

Dank des Fleißes seiner Bürger –

aber auch der Zugehörigkeit zur EU und den Milliarden aus Brüssel.

Dänen, Spanier, Niederländer –

sie haben auf Geld und Einfluss verzichtet.

Weil sie wollten, dass Polen Teil dieser EU ist.

Die polnische Regierung scheint darauf wenig zu geben.

Seit die PiS an der Macht ist, demontiert sie den Rechtsstaat.

Und blockiert in Brüssel, was ihr nicht passt.

Flüchtlinge aufnehmen trotz bindendem Beschluss: nicht mit uns.

Klimaneutral bis 2050?

Eure Idee - machen wir, wenn ihr uns den Kohleausstieg bezahlt.

Das Land nutzt die Veto-Möglichkeiten im EU-Recht.

Weiß, was ihm zusteht - und wann es wo nicht überstimmt werden kann.

Dafür ist europäisches Recht gut –

genau das Recht, das nun hinter polnischem zurückstehen soll.

Viel zu lange hat die EU-Kommission dem zugesehen.

Es ist Zeit konkret zu testen,

was diese polnische Regierung mit der EU verbindet – außer Geld.

Es ist Zeit, die Milliarden zu streichen.

Das würde uns der Antwort näher bringen.

Meine Hoffnungen ruhen v.a. auf den Menschen in Polen.

Dass sie aus einem Wunsch, Teil Europas zu sein,

ihre Regierung zur Vernunft bringen.

Der frühere EU-Ratspräsident Tusk hat es so ausgedrückt:

Wir müssen Polen retten, niemand anders wird es für uns tun.

Die Meinung von Markus Preiß.

Mit Massendemos erzwang Iraks junge Protestbewegung

eine Neuwahl.

Mehr als 20 Mio. Menschen sind am Sonntag aufgerufen,

ein neues Parlament zu wählen.

Viele Machtwechsel, Korruption, Misswirtschaft -

seit Jahren herrscht Resignation und Perspektivlosigkeit.

Nun rufen damalige Demonstranten zum Wahlboykott auf.

Sie fürchten lange Verhandlungen zur Regierungsbildung nach der Wahl

und dass etablierte Parteien die Macht unter sich aufteilen.

Eigentlich soll ein neues Wahlrecht

unabhängigeren Kandidaten Chancen bringen.

Daniel Hechler hat einen Kandidaten begleitet.

Er war im Süden des Landes, in Nasiriya.

Ali Hassan (40) will die Wende schaffen in Nassiriya.

Als unabhängiger Kandidat verspricht er den Neuanfang.

Er will alte Seilschaften kappen,

sich für mehr Jobs, Gerechtigkeit, eine bessere Versorgung einsetzen.

Nach Jahren von Niedergang und Vetternwirtschaft.

Wir wollen mit neuen, unabhängigen Köpfen

Gesetze auf den Weg bringen, um die Korruption zu bekämpfen.

Wahlkampf in einer abgewirtschafteten Stadt.

Stromausfälle über viele Stunden,

verseuchtes Trinkwasser, kaum Investitionen.

Fast jeder Zweite ist arbeitslos.

Viele am Existenzminium und darunter. Wie so oft im Süden des Irak.

Trotz des Ölreichtums.

Die Erlöse versickern in den Taschen weniger,

während die Infrastruktur verfällt.

Im Juli brannte die Corona-Abteilung einer Klinik nieder.

Es gab keinen Brandschutz. Mehr als 50 Menschen starben.

Seit 2019 regt sich dagegen Protest.

Tausende gingen in Nassiriya und vielen anderen Städten

auf die Straße.

Ali Hassan war immer mit dabei. So wie viele seiner Freunde.

Zehn davon hat er dabei verloren.

Demonstranten wurden umgebracht, gefoltert, terrorisiert, verhaftet.

Sie haben friedlich demonstriert, als in die Menge geschossen wurde.

Sie haben so viel erleiden und opfern müssen.

Die Aktivisten machen schiitische Milizen für die Morde verantwortlich.

Der Iran hat sie im Kampf gegen den IS hochgerüstet. Iran upgraded them in the fight against IS.

Ein Staat im Staate.

Bis heute hören sie auf den Befehl aus Teheran.

So wie viele Gefolgsleute in Parlament und Regierung auch.

An einem Neuanfang hätten sie kein Interesse, meint Ali Hassan,

bekämpften ihn mit aller Macht.

Es gehe um Geld und Einfluss.

Ich bin gegen jede Einmischung von außen.

Der Irak gehört den Irakern.

Ich erlaube niemanden, sich in mein Land einzumischen.

Wir brauchen keine Hilfe.

Es wird eine Richtungswahl:

Status Quo oder Neuanfang, ohne Einmischung von außen.

Heute dürfen schon Angehörige der Armee abstimmen.

Mit elektronischen Stimmkarten

soll Wahlbetrug ein Riegel vorgeschoben werden.

Dennoch fehlt vielen das Vertrauen.

Ich habe keine Hoffnung, überhaupt nicht.

Ich glaube, die meisten Iraker empfinden dasselbe.

Ali Hassan steht unter Druck.

Seit Beginn seiner Kampagne

wurden er und seine Familie mit Morddrohungen überzogen.

Für ihn steht viel auf dem Spiel.

Ich habe meine Familie weggeschickt und verbringe jede Nacht woanders,

weil ich Angst vor Angriffen habe.

Unsere Gegner verstehen nur die Sprache des Blutes.

Dennoch lässt sich Ali Hassan nicht beirren,

hofft auf faire und friedliche Wahlen.

Auch wenn eben das infrage steht.

Daniel Hechler ist aus Bagdad zugeschaltet.

Daniel, der unabhängige Kandidat Ali Hassan hofft faire Wahlen.

Wie stehen die Chancen für einen Neuanfang?

Es wird keinen Erdrutsch geben bei dieser Wahl.

Die alten Netzwerke funktionieren noch zu gut.

Sie werden sich die meisten Stimmen sichern.

Die Hürden für unabhängige Kandidaten sind hoch.

Allein die Registrierung kostet sehr viel.

Viele haben aus Angst um ihr Leben zurückgezogen.

Viele wünschen sich aber neue Köpfe.

Es könnte sich also etwas verschieben.

Das wäre ein Signal für einen Neuanfang.

Was viele nicht wissen:

Im irakischen Parlament gibt es eine Frauenquote von 25 %.

Wird die was ändern können für die Frauen im Land?

Das ist ein wichtiger Schritt nach vorne.

In einem Land, in dem Männer an den Schaltstellen der Macht sitzen.

Die Chancen für Frauen stehen nun besser denn je.

Männer haben dieses Land heruntergewirtschaftet.

Deshalb stehen Frauen bei vielen hoch im Kurs.

Das könnte helfen.

Die Gesellschaft ist aber noch sehr konservativ.

Kandidatinnen werden auf den Straßen angepöbelt.

Sie sollen zu Hause bleiben, das sei ihr Platz .

Es ist noch ein weiter Weg zur Gleichberechtigung.

Vielen Dank, Daniel Hechler

CDU-Chef Laschet will die Partei personell neu aufstellen.

Am Tag nach seiner Ankündigung

wird der Ruf nach einer Einbindung der Partei-Basis laut.

Damit beginnen die Nachrichten mit Judith Rakers.

Der CDU-Außenpolitiker Röttgen warnte in "Welt am Sonntag" davor,

die personelle Neuaufstellung von oben zu steuern.

Jetzt müsse die Parteibasis zu Wort kommen.

Auch Wirtschaftsminister Altmaier plädierte dafür,

Mitglieder mehr zu berücksichtigen.

Zugleich mahnte er in "Bild", die CDU-Erneuerung zügig anzugehen.

Zu schnelles Fahren oder falsches Parken

wird demnächst mit höheren Strafen geahndet.

Änderungen im Bußgeldkatalog hat der Bundesrat beschlossen.

Oft ist der Stadtverkehr ein Hindernisparcours -

vor allem für Radfahrer und Fußgänger.

Die Reform der StVO sollte schon vor 1,5 Jahren Verbesserung bringen.

Wegen eines Formfehlers lag der neue Bußgeldkatalog auf Eis

und wegen Streits zwischen Ländern und Verkehrsminister.

Der Bundesrat hat ihn nun endlich verabschiedet:

Der baden-württembergische Verkehrsminister

wollte schnellere Fahrverbote bei Tempoverstößen.

Mit den höheren Bußgeldern ist er zufrieden.

Das dient nicht der Schikane, sondern der Verkehrssicherheit.

Es geht um die Vermeidung von Regelverletzungen und Unfällen,

auch von tödlichen Unfällen.

Die neuen Bußgeldregeln gelten voraussichtlich ab November.

Das Verteidigungsministerium

untersucht einen Extremismus-Verdacht in der Bundeswehr.

Es geht um eine Gruppe in der 2. Kompanie des Wachbataillons,

die sich Wolfsrudel nennt.

Es gehe um rechtsextremistische Vorfälle und sexuelle Übergriffe.

Die Kompanie, die Staatsgästen militärische Ehren erweist,

wurde zunächst von diesen Aufgaben entbunden.

Bei einem Terroranschlag in Kundus

sind mindestens 40 Menschen getötet und weitere verletzt worden.

Die Explosion ereignete sich in einer schiitischen Moschee,

als sich dort viele Menschen zum Freitagsgebet versammelten.

Inzwischen hat sich ein regionaler Ableger des IS zu der Tat bekannt.

Emil Bührle war einer der reichsten Männer der Schweiz,

sein Spitzname Kanonenkönig.

Bührle war aber auch Kunstsammler. Da fangen die Probleme an.

Teile seiner Sammlung, in der er hier in den 50er-Jahren sitzt,

stammen aus jüdischem Besitz, den die Nazis raubten.

Diese Sammlung wird nun Teil des Kunsthauses in Zürich,

dessen Neubau morgen eröffnet wird.

Der elegante Bau des Architekten Chipperfield,

steht im Schatten dessen, was darin zu sehen sein wird.

Vera Rudolph.

Größer, höher, heller - und viel Platz.

Der Neubau des Kunsthaus Zürich besticht durch Leere.

In die drängt sich die Frage

nach politischer Verantwortung und kollektivem Gedächtnis.

Es geht um die problematische Geschichte hinter den Kunstwerken.

Wie bei Monets Seerosenbildern:

Sie sind Teil der Sammlung von Emil Georg Bührle.

Der Deutsche Bührle

wurde als Waffenproduzent in der Schweiz schwer reich.

Vor allem die Nazis belieferte er mit Kriegswaffen. Above all, he supplied the Nazis with weapons of war.

Eine Verbindung, die dem Kunsthaus bewusst ist.

Die war immer gefährlich.

Sie war auch unmoralisch, bis zu einem hohen Grad.

Wan kann sie nicht wegreden,

wie auch diese Sammlung nicht wegzureden ist. just as this collection cannot be talked away.

Man kann nicht sagen:

Interessiert uns nicht, geht irgendwohin, verschwindet,

wir wollen euch nicht.

Das geht in Zürich nicht.

Das Kunsthaus Zürich zeigt die Werke.

Es sind Klassiker der Moderne und des französischen Impressionismus.

Viele davon hat Bührle während des Krieges erworben.

13 Werke wurden als Raubkunst identifiziert.

Bührle musste sie zurückgeben und kaufte neun davon später wieder.

Ein Hauptvorwurf bleibt:

In der Sammlung sei auch "Fluchtgut":

Werke, die jüdische Besitzer in ihrer Notlage verkauften.

Um welche Werke es geht, erfahren Besucher nicht.

Ein Dokumentationszentrum soll die Geschichte Bührles aufarbeiten.

Im Mittelpunkt: der Sammler und Waffenproduzent selbst.

Der Historiker Erich Keller kritisiert das.

Mit anderen Historikern sollte er die Geschichte Bührles aufarbeiten.

Zuallererst müsste man den Blick von der Sammlung wegdrücken,

hin auf die Opfer.

Man müsste darüber sprechen: Wie sind die Opfer zu entschädigen?

Es gibt natürlich Opfer dieser Geschichte.

Aus der Historikerkommission ist er ausgetreten.

Die Herkunft der Werke sei nicht unabhängig erforscht worden.

Diese Provenienzforschung, von der Bührle-Stiftung

müsste man neu angehen.

Unabhängig, transparent in einem auch internationalen Projekt.

Und Zürich müsste sich überlegen:

Was ist ihre politische Verantwortung?

Seine Ergebnisse hat er in einem Buch veröffentlicht:

Das kontaminierte Museum.

Das Kunsthaus Zürich:

Mit dem Neubau will es den Sprung in die Top-Liga der Museen schaffen.

Doch mit der Sammlung Bührle

hat es sich seine Vergangenheit ins Haus geholt.

Die strahlt bis in die Zukunft.

Jetzt hätten wir gerne noch ein wunderbares Wetter.

Das sollte klappen.

Vor uns steht ein goldenes Herbstwochenende.

Mit viel Sonnenschein.

Es gibt aber immer wieder auch Nebel.

V.a. in den Mittelgebirgstälern.

Außerhalb der Nebelgebiete gibt es viel Sonne:

Der Wolken-Vorschau-Film:

Die Temperaturen:

Die weiteren Aussichten:

Am Sonntag sehr viel Sonne.

Am Montag ein Wetterwechsel.

Da kommen Wolken mit Regenschauern.

Vielen Dank, Karsten Schwanke.

Das war's von uns.

Hier geht es weiter mit einem Film

über die Friedensnobelpreisträgerin, die Journalistin Maria Ressa.

Wir sehen uns morgen wieder.

Ihnen noch einen schönen Abend. Tschüss.

Copyright Untertitel: NDR 2021