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YouTube | Y-Kollektiv - kurze Videodokumentationen und Reportagen, Single, Dating, Sehnsucht: Sind wir glücklich ohne Beziehungen? – RABIAT! (1/4)

Single, Dating, Sehnsucht: Sind wir glücklich ohne Beziehungen? – RABIAT!

Und genau so bin ich. Jeden Samstagabend, wenn es wieder heißt: Tanzen, Lachen und Flirten.

Theo und ich sind beide Singles.

Ja Nico, jetzt geht's los, auf geht's.

Auf Tanzabenden will er Singles zusammenbringen. Und auch er selbst sucht nach der großen Liebe.

Wenn man jetzt hier allein auf der Terrasse sitzt, ist man schon einsam.

Doch ist das wirklich so schlimm? Single sein?

Ich hatte mal die Wette mit einer Freundin, dass wir das ABC durchvögeln.

Ich glaube, ich habe ein Viertel geschafft.

Nicht so von wegen: Ah ja, ich bin hier die Mausi. Und ah, ich bin trans und bitte akzeptier mich.

Sondern: Hey, ich bin geil.

Vielleicht wird einer ganz verbindlichen, ganz engen, traditionellen Zweierbeziehung

auch viel zu viel Gewicht beigemessen.

Meine Reise zu Singles in ganz Deutschland führt auch zu mir selbst. Eigentlich bin

ich ganz zufrieden mit meinem Leben. Aber warum bin ich alleine?

Ich bin ziemlich begeistert für jemanden, stürz mich da gern auch so ein bisschen dann

rein und dann ist irgendwie nach zwei Monaten die Luft so ein bisschen raus.

Sind wir Singles allein glücklicher? Oder sind wir einfach nur kompromisslose Egoisten?

Und dann geh wieder tanzen, es gibt so viele, die sind allein wie ich, Donna Blue.

Seit ich 20 Jahre alt bin, hatte ich keine wirklich feste Beziehung mehr.

Zwei, drei Monate, wenn überhaupt, dann war Schluss. Und dennoch würde ich sagen: Ich bin glücklich.

Ich habe eine tolle Familie, gute Freundinnen und Freunde, aufregende Arbeit.

Und sexuelle Erfüllung gibt es in Berlin auch ohne Beziehung. Doch mein Single-Stolz wird in diesem Film

noch einige Risse bekommen.

Katrin Förster hat Jahre des Zweifelns schon hinter sich. Sie ist 44 und hat lange genug

nach dem Mann fürs Leben und für eine Familie gesucht. Dann hat sie eine ziemlich radikale

Entscheidung getroffen.

Ja, wie kommt's, dass du dich entschieden hast, ein Kind komplett ohne Mann zu zeugen.

Es gibt ja so die Vorbehalte, dass man dann sagt, die hat keinen abbekommen oder so.

Wie würdest du darauf reagieren? Naja, also ganz klassisch muss man sagen:

Eigentlich ist es so. Die Idee war natürlich eigentlich ursprünglich eine andere. Also wenn

man mich halt so als kleines Kind gefragt hat, dann hab ich immer gesagt:

Mann, zwei Kinder, Haus mit Garten. Aber ich wollte auch Tierärztin werden, hat auch nicht geklappt.

Weil Vater-Mutter-Kind nicht geklappt hat, ist Katrin Solo-Mama geworden, per Samenspende.

Ihren 3-jährigen Sohn holen wir in Berlin aus der Kita ab. Sein Gesicht zeigen wir nicht,

um seine Privatsphäre zu schützen.

Halt, stehen bleiben. – Okay, ja. – Wo ist links? Links, rechts, links, und rüber.

Okay. Pass mal auf. Wir holen mal jetzt unsere kleine

Vogeltränke. So. – Jetzt bin ich ganz schön nass. – Das ist nicht so schlimm.

Ich kann nochmal ganz kurz von der Arbeit was schreiben.

Nicht leicht, als Alleinerziehende mit Job alles unter einen Hut zu bekommen.

Aber Katrin hat es sich ja selbst so ausgesucht.

So zwischen Ende 20 und Mitte, Ende 30, wo dann so meine Freundinnen alle ihre Männer

kennengelernt haben und angefangen haben, Familien zu gründen, da war ich mitten im Job.

Ich bin so jemand, ich mache immer tausend Sachen gleichzeitig. Ich habe super viele Interessen.

Ich habe eine Weltreise gemacht, drei Monate. Ich habe einen Tauchschein.

Ich habe einen Katamaran-Segelschein. Ich habe einen Bootsführerschein. Ich habe Kurse in

Salsa und Flamenco gemacht. Und wenn es dann irgendwann drängt, wenn dann die Zeit halt

für die Frauen dann irgendwann auch so ein bisschen abläuft, dann ist es natürlich

auch total schwierig irgendwie, wenn man dann halt wieder mit Datings anfängt und Ende 30 ist.

Und bei mir war es dann tatsächlich meine Frauenärztin, die dann irgendwann sagte

- weil ich wirklich verzweifelt war und gesagt habe, ich möchte aber gerne Kinder, ich kann

mir das nicht vorstellen, keine Kinder zu bekommen - sagt sie: Warum machen Sie es nicht

einfach alleine? Und dann war ich erst so: Wie, alleine?

So rein biologisch gehören ja schon zwei dazu. Sagt sie: Ja, aber es gibt die Möglichkeit,

dass man das halt über Samenspende macht. Denkst du manchmal, das ist vielleicht ein

bisschen egoistisch, dass du dich so entscheidest, für Karriere, und Spanisch-Kurs gemacht,

und alleine ein Kind bekommen, und halt nicht, wie es so der übliche Weg ist?

Sich drauf einlassen, auf einen Partner, und nicht nur so an sich selber denken?

Mama, ich möchte mit dir allein sein. Ja, das ist natürlich einer der Punkte, der

tatsächlich.. – Mama, ich möchte allein. – Ist natürlich einer der Punkte, der tatsächlich

als häufigstes... – Mama, nö, möchte mit dir allein. – Spatzel, bleib doch einfach

ein Momentchen bei mir sitzen, okay? Bleib einfach einen Moment bei mir sitzen.

Ich erzähl nur ein bisschen was.

Natürlich mache ich mir Gedanken. Das fängt ja schon dabei an: Kann ich uns ein Leben ermöglichen, das okay ist, oder vielleicht

sogar schön? Aber da muss man auf der anderen Seite sagen: Auch wenn sich jetzt Mann und

Frau kennenlernen und heiraten und bekommen Kinder, sagt ja auch keiner: Mein Gott, was

wart ihr egoistisch? Ihr habt Kinder bekommen und jetzt streitet ihr euch nur noch.

Hast du aber mit vielen Vorurteilen zu kämpfen, vielleicht auch in der Familie oder im Freundeskreis,

die sagen: Was ist das für ein komischer Weg?

Es kommt, glaube ich, auch tatsächlich eher von Leuten, die mir nicht so nahe stehen.

*Kind furzt*

Hups, ui, musst du mal aufs Klo?

Jetzt ein Partner, der sich um den Kleinen kümmern könnte.

Stattdessen: Ablenkung mit Videos. Und wir kommen zurück zu den negativen Reaktionen.

Durchaus eher von Männern, die vielleicht dann auch so das Gefühl haben: Na ja...

vielleicht werden wir da so ein bisschen abgeschafft. Wenn Frauen sich dann irgendwann auch nicht

mehr mit einer schlechten Beziehung zufriedengeben, bloß weil sie halt, bloß, weil sie einen

Kinderwunsch haben, sondern dann halt einfach zur Samenbank gehen und dann auch noch Premiumsamen bekommen

genetisch alles einwandfrei, gesundheitlich alles gecheckt. Menschen, die halt vielseitig talentiert sind.

Dann ist das vielleicht auch so eine Angst, dass man halt dann eines Tages so

verglichen wird mit dem, was es vielleicht irgendwo bei einer Samenbank gibt.

Katrin vermisst vor allem eins: Zeit für sich selbst. Einen Partner vermisst sie nicht.

Bei anderen Singles sieht das ganz anders aus.

Ich bin in Peine bei Theodor Meisters. Der 56-Jährige lebt hier in seinem kleinen Paradies.

Guten Morgen Birgit. Meine liebe, nette Nachbarin, die wieder gut zu Vögeln ist.

Die wieder gut zu den Vögeln ist, gut zu den Vögeln. Man verwechsle es nicht.

Birgit, ich muss dich ja auch mal ein bisschen aufs Korn nehmen.

Drei Ehen, zwei Kinder – Theo ist seit fünf Jahren allein.

Ist es für viele Frauen ein Problem, dass sie denkt, oh, der war schon dreimal verheiratet,

der scheint ja nicht so der Konstante zu sein? Ja, ist es.

Oh, dreimal verheiratet, das ist überhaupt nicht gut.

Warum sind die Ehen kaputt gegangen bei dir?

Weil ich betrogen worden bin. Zweimal – ganz massiv. Und das steckte natürlich für die nächsten Beziehungen

ganz schön in den Knochen. Aber mittlerweile habe ich mir gesagt, ich gucke positiv in

die Zukunft und denke eigentlich nicht mehr daran, dass es dir nochmal passiert.

Vor der Pandemie war Theo viel auf Achse, ist tanzen gegangen, immer auf der Suche nach

der Frau fürs Leben. Nun geht das nicht, also Zufluchtsort Garten.

Da ist Unkraut und das kann alles raus, außer natürlich die Pflanzen. Die Pflanzen bitte nicht!

Doch schon vor Corona traf Theo das Unglück: zwei schwere Krebserkrankungen.

Die ersten zwei Chemos, die ich gekriegt habe, waren alle noch sehr verträglich. Und dann

ging es richtig los mit Übelkeit, mit Appetitlosigkeit. Und gleichzeitig kam dann auch das Erbrechen,

Schwäche, man konnte sich kaum vom Sofa bewegen oder aus dem Bett. Das war schon dementsprechend schlimm.

Was wäre mit einer Partnerin vielleicht noch anders gewesen in so einer Phase? Das wäre mit ner Partnerin wesentlich leichter gewesen.

Emotionaler Beistand und so? Alleine schon, wenn man von der Toilette wiederkam, aus dem Bad,

von dem Erbrechen. Oder eben die seelische Unterstützung.

Das ist dann schon schöner, als wenn man dann alleine kämpft.

Hart, so etwas allein durchzumachen. Und mit Krebs eine Partnerin finden? So gut wie unmöglich.

Es gibt Momente, wo man einsam ist. Ganz klarer Fall. Wenn man jetzt hier allein auf der Terrasse sitzt,

ist man schon einsam. Wenn du abends vorm Fernseher auf dem Sofa sitzt, bist du

auch einsam. Da wünscht man sich zusätzlich zu den anderen Geschichten auch die Partnerin.

Hallo Theo. Das hier war vor der Pandemie.

Theo hat mit seinem Single-Tanz selbst Paare zueinander gebracht, seit über 30 Jahren, jede Woche woanders in Niedersachsen.

Musik: *Du bist der wundervollste Mensch in meinem Leben. Es gibt so viele, die sind allein wie du, Donna Blue.*

Das ist im Moment mein Livestream-Arbeitszimmer. Dieses Livestream-Arbeitszimmer benutze ich zurzeit,

weil ich ja keine Veranstaltungen machen kann. Dann lege ich hier auf, mache

meine Späßchen, hab eine Lichtanlage hier drin. Da hinten ist Licht, da ist Licht, und

dann sieht es aus wie ein Tanzlokal. Vielleicht kannst du es nachher zeigen, wenn es noch ein

bisschen dunkler wird. – Gerne, gerne.

Oh ja, und wie er das zeigen wird. Aber dazu später.

Hier haben wir das komplette große Wohnzimmer. Beziehungsweise ich.

Viel Platz für eine Person, oder?

Isst du hier, an dem Tisch, meistens? Nur wenn ich Gäste habe. Ansonsten esse ich in

der Küche oder mal im Wohnzimmer, beim Fernsehen.

Halt, Stopp, ich muss mein Bett noch schnell richten.

Sorry. So, Kamera läuft? Ja. – Ja, dann haben wir hier ein Badezimmer.

Aber ich bin jetzt schon gespannt, was in deinem Schlafzimmer zu verstecken ist.

Ich habe hier nichts zu verstecken, du darfst reinkommen.

Ich sage immer, es ist mein Paradies. Darum steht das da immer. Es ist ein ganz normales Schlafzimmer.

Ich habe auch ein Bett, wo ich auch zwei Kissen und zwei Decken habe, obwohl ich ja eigentlich

meistens da alleine bin. Ja, aber man macht es anstandshalber.

Das, was ich von meinen Eltern früher mal gelernt habe: Wenn du alleine schläfst und Doppelbett hast,

gehört das andere mit dazu.

Die Sehnsucht nach Zweisamkeit, nach heiraten, bis der Tod uns scheidet.

Von Anfang an lernen wir: Vater, Mutter, Kind.

Da fehlt nicht nur das Modell Vater, Vater. Oder: Mutter, Mutter. Sondern eben auch das Leben ohne Happy End,

ohne große Liebe, ohne Ringe tauschen. Kein Wunder, dass viele Menschen ihr Single-Dasein

als Mangel empfinden und frustriert sind. Denn schließlich ist jeder Dritte über 14 Jahren Single

– ziemlich normal also.

In einem Hamburger Brautladen treffe ich Lisa Fischbach, Forschungsleiterin bei der Partnervermittlung Elite Partner.

Glückliche Singles, unglückliche Singles – beides gibt's.

Also ich spreche da immer von Single-Kompetenz. Das können Frauen sehr viel besser, weil

es ihnen leichter gelingt, für sich zu sorgen. Das heißt, sie haben häufig ein soziales Netz.

an Freundinnen, Bekannten, Familie, enge Beziehungen. Das heißt, sie fühlen sich da sehr aufgehoben.

Und bei Männern ist es so: Die leiden unter dem Zustand, die finden das sehr unangenehm.

Das hat auch was mit dem Selbstbild zu tun. Und deswegen gibt es da eine Geschlechter-Schere.

Man weiß ja auch, dass Männer in Beziehungen gesünder leben und risikoärmer,

also die profitieren eigentlich mehr von einer Beziehung als Frauen.

Deswegen habe ich auch mal so salopp gesagt, die wahren Beziehungsjunkies sind die Männer.

Man sagt das ja immer den Frauen das so nach. Das würde ich heute ganz anders darstellen.

Ein Beziehungsjunkie bin ich wahrlich nicht. Warum ich zum Dauer-Single geworden bin,

will ich von ihr wissen. Sie ist die Expertin, Single-Coach.

Für mich zum Verständnis, auf einer Skala von 0 bis 10. 10 ist: So glücklich, wahnsinnig

glücklich, mir fehlt eigentlich nichts, so kann es auch noch vier Jahre weitergehen.

Und 0 ist: Keinen Tag länger mehr als Single. Wo würden Sie sich verorten?

Eigentlich schon ne 8 oder 9 ehrlich gesagt. Also ich vermisse nicht viel, muss ich ehrlicherweise sagen.

Was haben Sie denn schon so an Beziehungen erlebt? Was verbinden Sie damit?


Single, Dating, Sehnsucht: Sind wir glücklich ohne Beziehungen? Single, dating, longing: are we happy without relationships? - RABIAT! (1/4) – RABIAT!

Und genau so bin ich. Jeden Samstagabend, wenn es wieder heißt: Tanzen, Lachen und Flirten.

Theo und ich sind beide Singles.

Ja Nico, jetzt geht's los, auf geht's.

Auf Tanzabenden will er Singles zusammenbringen. Und auch er selbst sucht nach der großen Liebe.

Wenn man jetzt hier allein auf der Terrasse sitzt, ist man schon einsam.

Doch ist das wirklich so schlimm? Single sein?

Ich hatte mal die Wette mit einer Freundin, dass wir das ABC durchvögeln.

Ich glaube, ich habe ein Viertel geschafft.

Nicht so von wegen: Ah ja, ich bin hier die Mausi. Und ah, ich bin trans und bitte akzeptier mich.

Sondern: Hey, ich bin geil.

Vielleicht wird einer ganz verbindlichen, ganz engen, traditionellen Zweierbeziehung

auch viel zu viel Gewicht beigemessen.

Meine Reise zu Singles in ganz Deutschland führt auch zu mir selbst. Eigentlich bin

ich ganz zufrieden mit meinem Leben. Aber warum bin ich alleine?

Ich bin ziemlich begeistert für jemanden, stürz mich da gern auch so ein bisschen dann

rein und dann ist irgendwie nach zwei Monaten die Luft so ein bisschen raus.

Sind wir Singles allein glücklicher? Oder sind wir einfach nur kompromisslose Egoisten?

Und dann geh wieder tanzen, es gibt so viele, die sind allein wie ich, Donna Blue.

Seit ich 20 Jahre alt bin, hatte ich keine wirklich feste Beziehung mehr.

Zwei, drei Monate, wenn überhaupt, dann war Schluss. Und dennoch würde ich sagen: Ich bin glücklich.

Ich habe eine tolle Familie, gute Freundinnen und Freunde, aufregende Arbeit.

Und sexuelle Erfüllung gibt es in Berlin auch ohne Beziehung. Doch mein Single-Stolz wird in diesem Film

noch einige Risse bekommen.

Katrin Förster hat Jahre des Zweifelns schon hinter sich. Sie ist 44 und hat lange genug

nach dem Mann fürs Leben und für eine Familie gesucht. Dann hat sie eine ziemlich radikale

Entscheidung getroffen.

Ja, wie kommt's, dass du dich entschieden hast, ein Kind komplett ohne Mann zu zeugen.

Es gibt ja so die Vorbehalte, dass man dann sagt, die hat keinen abbekommen oder so.

Wie würdest du darauf reagieren? Naja, also ganz klassisch muss man sagen:

Eigentlich ist es so. Die Idee war natürlich eigentlich ursprünglich eine andere. Also wenn

man mich halt so als kleines Kind gefragt hat, dann hab ich immer gesagt:

Mann, zwei Kinder, Haus mit Garten. Aber ich wollte auch Tierärztin werden, hat auch nicht geklappt.

Weil Vater-Mutter-Kind nicht geklappt hat, ist Katrin Solo-Mama geworden, per Samenspende.

Ihren 3-jährigen Sohn holen wir in Berlin aus der Kita ab. Sein Gesicht zeigen wir nicht,

um seine Privatsphäre zu schützen.

Halt, stehen bleiben. – Okay, ja. – Wo ist links? Links, rechts, links, und rüber.

Okay. Pass mal auf. Wir holen mal jetzt unsere kleine

Vogeltränke. So. – Jetzt bin ich ganz schön nass. – Das ist nicht so schlimm.

Ich kann nochmal ganz kurz von der Arbeit was schreiben.

Nicht leicht, als Alleinerziehende mit Job alles unter einen Hut zu bekommen.

Aber Katrin hat es sich ja selbst so ausgesucht.

So zwischen Ende 20 und Mitte, Ende 30, wo dann so meine Freundinnen alle ihre Männer

kennengelernt haben und angefangen haben, Familien zu gründen, da war ich mitten im Job.

Ich bin so jemand, ich mache immer tausend Sachen gleichzeitig. Ich habe super viele Interessen.

Ich habe eine Weltreise gemacht, drei Monate. Ich habe einen Tauchschein.

Ich habe einen Katamaran-Segelschein. Ich habe einen Bootsführerschein. Ich habe Kurse in

Salsa und Flamenco gemacht. Und wenn es dann irgendwann drängt, wenn dann die Zeit halt

für die Frauen dann irgendwann auch so ein bisschen abläuft, dann ist es natürlich

auch total schwierig irgendwie, wenn man dann halt wieder mit Datings anfängt und Ende 30 ist.

Und bei mir war es dann tatsächlich meine Frauenärztin, die dann irgendwann sagte

- weil ich wirklich verzweifelt war und gesagt habe, ich möchte aber gerne Kinder, ich kann

mir das nicht vorstellen, keine Kinder zu bekommen - sagt sie: Warum machen Sie es nicht

einfach alleine? Und dann war ich erst so: Wie, alleine?

So rein biologisch gehören ja schon zwei dazu. Sagt sie: Ja, aber es gibt die Möglichkeit,

dass man das halt über Samenspende macht. Denkst du manchmal, das ist vielleicht ein

bisschen egoistisch, dass du dich so entscheidest, für Karriere, und Spanisch-Kurs gemacht,

und alleine ein Kind bekommen, und halt nicht, wie es so der übliche Weg ist?

Sich drauf einlassen, auf einen Partner, und nicht nur so an sich selber denken?

Mama, ich möchte mit dir allein sein. Ja, das ist natürlich einer der Punkte, der

tatsächlich.. – Mama, ich möchte allein. – Ist natürlich einer der Punkte, der tatsächlich

als häufigstes... – Mama, nö, möchte mit dir allein. – Spatzel, bleib doch einfach

ein Momentchen bei mir sitzen, okay? Bleib einfach einen Moment bei mir sitzen.

Ich erzähl nur ein bisschen was.

Natürlich mache ich mir Gedanken. Das fängt ja schon dabei an: Kann ich uns ein Leben ermöglichen, das okay ist, oder vielleicht

sogar schön? Aber da muss man auf der anderen Seite sagen: Auch wenn sich jetzt Mann und

Frau kennenlernen und heiraten und bekommen Kinder, sagt ja auch keiner: Mein Gott, was

wart ihr egoistisch? Ihr habt Kinder bekommen und jetzt streitet ihr euch nur noch.

Hast du aber mit vielen Vorurteilen zu kämpfen, vielleicht auch in der Familie oder im Freundeskreis,

die sagen: Was ist das für ein komischer Weg?

Es kommt, glaube ich, auch tatsächlich eher von Leuten, die mir nicht so nahe stehen.

*Kind furzt*

Hups, ui, musst du mal aufs Klo?

Jetzt ein Partner, der sich um den Kleinen kümmern könnte.

Stattdessen: Ablenkung mit Videos. Und wir kommen zurück zu den negativen Reaktionen.

Durchaus eher von Männern, die vielleicht dann auch so das Gefühl haben: Na ja...

vielleicht werden wir da so ein bisschen abgeschafft. Wenn Frauen sich dann irgendwann auch nicht

mehr mit einer schlechten Beziehung zufriedengeben, bloß weil sie halt, bloß, weil sie einen

Kinderwunsch haben, sondern dann halt einfach zur Samenbank gehen und dann auch noch Premiumsamen bekommen

genetisch alles einwandfrei, gesundheitlich alles gecheckt. Menschen, die halt vielseitig talentiert sind.

Dann ist das vielleicht auch so eine Angst, dass man halt dann eines Tages so

verglichen wird mit dem, was es vielleicht irgendwo bei einer Samenbank gibt.

Katrin vermisst vor allem eins: Zeit für sich selbst. Einen Partner vermisst sie nicht.

Bei anderen Singles sieht das ganz anders aus.

Ich bin in Peine bei Theodor Meisters. Der 56-Jährige lebt hier in seinem kleinen Paradies.

Guten Morgen Birgit. Meine liebe, nette Nachbarin, die wieder gut zu Vögeln ist.

Die wieder gut zu den Vögeln ist, gut zu den Vögeln. Man verwechsle es nicht.

Birgit, ich muss dich ja auch mal ein bisschen aufs Korn nehmen.

Drei Ehen, zwei Kinder – Theo ist seit fünf Jahren allein.

Ist es für viele Frauen ein Problem, dass sie denkt, oh, der war schon dreimal verheiratet,

der scheint ja nicht so der Konstante zu sein? Ja, ist es.

Oh, dreimal verheiratet, das ist überhaupt nicht gut.

Warum sind die Ehen kaputt gegangen bei dir?

Weil ich betrogen worden bin. Zweimal – ganz massiv. Und das steckte natürlich für die nächsten Beziehungen

ganz schön in den Knochen. Aber mittlerweile habe ich mir gesagt, ich gucke positiv in

die Zukunft und denke eigentlich nicht mehr daran, dass es dir nochmal passiert.

Vor der Pandemie war Theo viel auf Achse, ist tanzen gegangen, immer auf der Suche nach

der Frau fürs Leben. Nun geht das nicht, also Zufluchtsort Garten.

Da ist Unkraut und das kann alles raus, außer natürlich die Pflanzen. Die Pflanzen bitte nicht!

Doch schon vor Corona traf Theo das Unglück: zwei schwere Krebserkrankungen.

Die ersten zwei Chemos, die ich gekriegt habe, waren alle noch sehr verträglich. Und dann

ging es richtig los mit Übelkeit, mit Appetitlosigkeit. Und gleichzeitig kam dann auch das Erbrechen,

Schwäche, man konnte sich kaum vom Sofa bewegen oder aus dem Bett. Das war schon dementsprechend schlimm.

Was wäre mit einer Partnerin vielleicht noch anders gewesen in so einer Phase? Das wäre mit ner Partnerin wesentlich leichter gewesen.

Emotionaler Beistand und so? Alleine schon, wenn man von der Toilette wiederkam, aus dem Bad,

von dem Erbrechen. Oder eben die seelische Unterstützung.

Das ist dann schon schöner, als wenn man dann alleine kämpft.

Hart, so etwas allein durchzumachen. Und mit Krebs eine Partnerin finden? So gut wie unmöglich.

Es gibt Momente, wo man einsam ist. Ganz klarer Fall. Wenn man jetzt hier allein auf der Terrasse sitzt,

ist man schon einsam. Wenn du abends vorm Fernseher auf dem Sofa sitzt, bist du

auch einsam. Da wünscht man sich zusätzlich zu den anderen Geschichten auch die Partnerin.

Hallo Theo. Das hier war vor der Pandemie.

Theo hat mit seinem Single-Tanz selbst Paare zueinander gebracht, seit über 30 Jahren, jede Woche woanders in Niedersachsen.

Musik: *Du bist der wundervollste Mensch in meinem Leben. Es gibt so viele, die sind allein wie du, Donna Blue.*

Das ist im Moment mein Livestream-Arbeitszimmer. Dieses Livestream-Arbeitszimmer benutze ich zurzeit,

weil ich ja keine Veranstaltungen machen kann. Dann lege ich hier auf, mache

meine Späßchen, hab eine Lichtanlage hier drin. Da hinten ist Licht, da ist Licht, und

dann sieht es aus wie ein Tanzlokal. Vielleicht kannst du es nachher zeigen, wenn es noch ein

bisschen dunkler wird. – Gerne, gerne.

Oh ja, und wie er das zeigen wird. Aber dazu später.

Hier haben wir das komplette große Wohnzimmer. Beziehungsweise ich.

Viel Platz für eine Person, oder?

Isst du hier, an dem Tisch, meistens? Nur wenn ich Gäste habe. Ansonsten esse ich in

der Küche oder mal im Wohnzimmer, beim Fernsehen.

Halt, Stopp, ich muss mein Bett noch schnell richten.

Sorry. So, Kamera läuft? Ja. – Ja, dann haben wir hier ein Badezimmer.

Aber ich bin jetzt schon gespannt, was in deinem Schlafzimmer zu verstecken ist.

Ich habe hier nichts zu verstecken, du darfst reinkommen.

Ich sage immer, es ist mein Paradies. Darum steht das da immer. Es ist ein ganz normales Schlafzimmer.

Ich habe auch ein Bett, wo ich auch zwei Kissen und zwei Decken habe, obwohl ich ja eigentlich

meistens da alleine bin. Ja, aber man macht es anstandshalber.

Das, was ich von meinen Eltern früher mal gelernt habe: Wenn du alleine schläfst und Doppelbett hast,

gehört das andere mit dazu.

Die Sehnsucht nach Zweisamkeit, nach heiraten, bis der Tod uns scheidet.

Von Anfang an lernen wir: Vater, Mutter, Kind.

Da fehlt nicht nur das Modell Vater, Vater. Oder: Mutter, Mutter. Sondern eben auch das Leben ohne Happy End,

ohne große Liebe, ohne Ringe tauschen. Kein Wunder, dass viele Menschen ihr Single-Dasein

als Mangel empfinden und frustriert sind. Denn schließlich ist jeder Dritte über 14 Jahren Single

– ziemlich normal also.

In einem Hamburger Brautladen treffe ich Lisa Fischbach, Forschungsleiterin bei der Partnervermittlung Elite Partner.

Glückliche Singles, unglückliche Singles – beides gibt's.

Also ich spreche da immer von Single-Kompetenz. Das können Frauen sehr viel besser, weil

es ihnen leichter gelingt, für sich zu sorgen. Das heißt, sie haben häufig ein soziales Netz.

an Freundinnen, Bekannten, Familie, enge Beziehungen. Das heißt, sie fühlen sich da sehr aufgehoben.

Und bei Männern ist es so: Die leiden unter dem Zustand, die finden das sehr unangenehm.

Das hat auch was mit dem Selbstbild zu tun. Und deswegen gibt es da eine Geschlechter-Schere.

Man weiß ja auch, dass Männer in Beziehungen gesünder leben und risikoärmer,

also die profitieren eigentlich mehr von einer Beziehung als Frauen.

Deswegen habe ich auch mal so salopp gesagt, die wahren Beziehungsjunkies sind die Männer.

Man sagt das ja immer den Frauen das so nach. Das würde ich heute ganz anders darstellen.

Ein Beziehungsjunkie bin ich wahrlich nicht. Warum ich zum Dauer-Single geworden bin,

will ich von ihr wissen. Sie ist die Expertin, Single-Coach.

Für mich zum Verständnis, auf einer Skala von 0 bis 10. 10 ist: So glücklich, wahnsinnig

glücklich, mir fehlt eigentlich nichts, so kann es auch noch vier Jahre weitergehen.

Und 0 ist: Keinen Tag länger mehr als Single. Wo würden Sie sich verorten?

Eigentlich schon ne 8 oder 9 ehrlich gesagt. Also ich vermisse nicht viel, muss ich ehrlicherweise sagen.

Was haben Sie denn schon so an Beziehungen erlebt? Was verbinden Sie damit?