DDR-Geheimpolizei – So arbeitete die Stasi | MDR DOK - YouTube
*Rock-Musik*
Die DDR ist von gestern?
Darüber reden wir noch heute.
*ruhige Musik*
Wir hatten die Fenster verdunkelt. Es war Abend.
Demonstranten näherten sich mit Sprechchören:
"Stasi raus!" und "Stasi in die Volkswirtschaft!"
Jedenfalls hatte ich angewiesen, das wir uns bewaffnen.
Es war eine äusserst beklemmende Situazion.
Ich hatte so was überhaupt noch nicht erlebt in meiner über dreißigjahrigen Dienstzeit.
Demonstranten vor der Stasi-Kreis-Dienststelle.
Was am Abend des 20ten Oktober, 1989 in Mühlhausen in Thüringen
Günther Siegel aus der Fassung bringt,
ist nur der Vorbote der kommenden Ereignisse.
spannende Musik
Die Mauer fällt.
Und die DDR-Bürger fordern, dass ihre Akten vor der Vernichtung bewahrt werden.
Denn obwohl man über die Existez des Minsteriums
für Staatssicherheit in der DDR genaustens Bescheid weiß, herrsht über seine Arbeit ziemlich viel Geheimniskrämerei.
bedrohliche Musik
Bei der Besetzung der Stasi-Zentrale in Berlin
fanden die DDR-Bürger Berge von Akten.
111 Regal-Kilometer Schriftstücke,
über 30,000 Video- und Audio-Dokumente,
und etwa 41 Mio. Karteikarten sind erhalten.
Ein großer Teil dessen,
was das Ministerium für Staatssicherheit, kurz "Stasi",
an Informationen gesammelt hat.
Die Stasi agiert als Werkzeug der SED, wird daher auch "Schild und Schwert der Partei" genannt.
Sie hat den Auftrag über alles Bescheid zu wissen.
Denn Wissen ist Kontrolle. Kontrolle ist Macht.
Die Geheimpolizei der DDR überwacht und bekämpft Gegner der Partei-Diktatur,
oder wen sie dafür hält.
Politisch auffällige Bürger, Oppositionsgruppen,
aber auch die eigenen Parteimitglieder und staatliche Behörden werden kontrolliert.
Wer einmal in Verdacht gerät, wird genaustens unter die Lupe genommen.
Da merkten wir plötzlich, dass nieder hinter uns das gleiche Auto
und vor uns das gleiche Auto fuhr, wir waren in der Mitte.
*bedrohliche Musik*
Und da sagte mein Mann, jetzt will ich das genau wissen,
und er fuhr rechts in einen Waldweg rein.
Und wir verharrten da so 20 Minuten.
*spannende Musik*
Er fuhr dann aus dem Waldweg raus
und da tauchte auch das Auto hinter uns wieder auf.
Da wussten wir es, da war uns klar wir wurden bespitzelt.
von morgens bis abends. Das war uns dann klar
Und sie wissen auch, warum.
Kurz zuvor hatten sie einen Ausreise-Antrag gestellt.
Die Stasi bespitzelte die bis dahin unauffällige Familie
nun im Rahmen eines so genannten "operativen Vorgangs".
Da gab es im Haus zum Beispiel einen, der war halt bei der Stasi.
Das haben wir gewusst.
Wir haben auch gewusst auch, dass er uns beobachtet,
dass er auch zu uns in die Wohnung gegangen ist, wo wir nicht da waren ausgeschlossen
Es gibt nicht nur hauptamtliche Mitarbeiter.
Weitaus größer ist die Zahl der "inoffiziellen Mitarbeiter".
Sie haben mit der Stasi eine schriftliche Vereinbarung getroffen,
konspirativ, also verdeckt, für sie zu arbeiten.
(Archiv) Die Mitarbeiter begannen mit der Durchsuchung des Wohnzimmers und fertigten wie auch in den anderen Zimmern
zuerst Übersichtsaufnahmen mit einer Polaroid-Kamera.
Die Zusammenarbeit ist nicht immer freiwillig.
Versprochene Karriere-Vorteile, Geldzahlungun, aber auch Erpressungen
nehmen den Betroffenen die Entscheidung ab.
(weinend) Ich weiß gar nicht, was sie von mir hören wollen.
(streng) Wie gesagt: Alles, was Sie bewerkstelligt haben,
um in die BRD zu kommen.
Nichts, ich habe nichts unternommen! Das ist nicht wahr.
Was habe ich denn unternommen? Fragen Sie nicht mich.
Ich habe nichts unternommen! Natürlich!
*bedrohliche Musik*
Die Stasi hat die Befugnis, zu durchsuchen und zu konfiszieren.
Es ist aber auch innerhalb ihres Machtrahmens Bürger zu verhaften, zu verhören,
und in einer der 17 U-Haft-Anstalten der DDR festhalten.
Diese "Zuführung" hatte auch zum Ziel,
die Leute zu verunsichern.
Dass sie nicht noch einmal zugeführt haben wollten und nicht unbedingt
und ins Visier der Sicherheitsorgane kommen wollten.
und dann war durchaus Eltern und Verwandte:
"Du bist schon mal aufgefallen, jetzt halte dich mal zurück."
Es ist nicht schwer, der Stasi aufzufallen.
Weiß man doch, dass Sie ihre Augen und Ohren überall hat.
Es reicht eine kritische Aussage über das System,
provokante Kunst, Literatur, Musik.
Aber auch eine andere sexuelle Orientierung
und grundsetzlich alles, was zu sehr nach westlicher Lebensweise aussieht,
machen die Stasi misstrauisch.
Stasi-Chef Erich Mielke rückt unter Honecker auf
in die Schaltzentrale der Macht, das Politbüro auf
Er wird auch als "Meister der Angst" beschrieben.
Selbst seine Partei-Freunde fühlen sich angesichts seines großen politischen Machtrahmens nicht sicher.
Hinter den Kulissen erfolgt der flächendeckende Ausbau der Staatssicherheit.
Jede Herausforderung des SED-Führungsanspruches
soll bereits im Keim erstickt werden.
Das MfS steigert den Grad der verdeckten Überwachung.
Das bedeutet Rundum-Überwachung durch den "VEB Horch- und Guck"
so der Spitzname der Stasi.
Die Mitarbeiter setzen Wanzen und Kameras ein,
kontrollieren Post und Telefon,
befragen die Nachbarn und durchsuchen die Wohnungen.
Privatsphäre ist ein Fremdwort.
Tatsache ist - die Stasi agiert jenseits von Rechtstaatlichkeit
und unter Missachtung von Menschen- und Bürgerrechte.
Eines ihre Spezialgebiete: operative Psychologie
Die gezielte psychische Beeinflussung des Verhaltens bestimmter Personen.
Die Stasi kalkuliert die Wachsamkeit der DDR-Bürger sogar ein,
um sie gezielt einzuschüchtern.
Die Grundmethode des MfS war die Zersetzung.
Man versuchte auf alle Fälle zu verhindern,
dass sich Gruppen manifestieren konnten.
Man versuchte, sie zu vereinzeln.
Man versuchte sie auch darin gehen zu verunsichern, dass IMs eingeschleust werden.
Beziehungsweise besonders aktive Mitglieder in den Geruch,
zu bringen dass sie für das MfS arbeiten.
Der Aufbau der Staatssicherheit lässt sich klar beziffern.
Bis Ende 1989 arbeiten für das MfS
über 90,000 hauptamtliche Mitarbeiter.
Das ist 1 Mitarbeiter auf 180 DDR-Bürger.
Ein weit größerer personeller Aufwand, als die Sicherheitsdienste
der anderen sozialistischen Staaten einsetzten.
Nicht eingerechnet:
sind die zuletzt rund 175,000 inoffiziellen Mitarbeiter.
Damit hat das MfS die Schlagkraft, um sich fast überall einzuschalten.
Mielkes Männer stellen die Passkontrolleure an den Grenzübergängen zwischen Ost und West,
mustern die Wehrpflichtigen, senden Spione in den Westen,
und unterstützen mit dem BFC Dynamo Berlin
sogar einen Fußballverein.
Sie haben die Macht
auf fast alle wichtigen Lebensentscheidungen der DDR-Bürger Einfluss zu nehmen.
Worauf man immer wieder angesprochen wurde:
"Denken Sie auch daran, Sie haben auch doch ein Kind!" und
als jedenfalls war das immer so entweder also versteckte und auch offene Drohungen an diese Richtung.
Das war für mich so das Schlimmste was es für mich geben konnte.
Ob es Spitzel der Stasi sogar im eigenen Umfeld gibt?
Diesen Verdacht kann in vielen Fällen nur die Einsicht in die Stasi-Akten klären.
Doch nach dem Mauerfall vernichtet das MfS immer mehr Akten.
Auch die Umbenennung in Amt für nazionale Sicherheit in November 1989 ändert wenig.
Die Stasi wird nur schleppend aufgelöst.
Der Protest der Bürgerrechts-Gruppen gipfelt am 15-en Januar 1990:
Mehrere Tausend Demonstranten stürmen die Berliner Stasi-Zentrale.
Die letzte Bastion des SED-Staates fällt.
(Archiv) Pfiffe, Rufe.
Wir versuchten, sowohl auf Mitarbeiter
als auch auf die Demonstranten etwas mäßigend einzuwirken.
Damit es eben nicht zu einem Gewaltausbruch kommt.
Zweifellos ist aber so
dass, diese Besetzung originärer Bestand der Bürgerrechtsbewegung.
gehört und die ganze Frage der Auflösung der Staatssicherheit
als auch das Stasi-Unterlagen-Gesetz
wesentlich vorangetrieben hat.
Seit 1992 können Betroffene auf Basis dieses
Stasi-Unterlagen-Gesetzes ihre Akten einsehen.
Millionen Menschen haben dies bereits getan.
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