075 – Schlaue Tierchen
Eigentlich wusste ich nicht, was ich sagen sollte, aber gut, das es da alternde Pseudostars gibt, welche mir immer wieder gerne aus der Predouille helfen. Danke! Danke lieber Herr David Haselnuss. Danke für ihre fortwährende Mühe die Folgen von Alkoholeinfluss für alle sichtbar zu machen, denn bei ihnen kann man immer wieder sehen, wer das Trinken nicht sein lassen kann ist bald ganz am Boden (Gans am Boden).
[Musik: Gans am Boden]
Also, dass David Hasselhoff, welches mal bei Gaywatch, äh Baywatch mitspielte, hat sich wieder einmal was Tolles geleistet. (Anmerkung: Wortspiel, bei dem David wie ein Neutrum verwendet wird: das, welches) Der alternde Nightrider wurde ja vor einiger Zeit schon einmal nach einer durchzechten Nacht besoffen in seinem Badezimmer gefilmt, als er versuchte, einen Hamburger von seinen Fließen zu lutschen. Aber nun zeigte David Alkohoff* mal wieder der gesammelten Presse, was eine echte Harke ist. Er schleppte sich vor laufenden Kameras auf eine MTV-Gala, im volltrunkenen Zustand auf die Bühne, musste sich dabei an der Deko abstützen und blökte dann wie ein Fußballstadion-Vollproll-Assi* "Ich suche Frieden". ins Festhalte-Mikro. Bald braucht er bestimmt einen Rollator auf der Bühne mit Knight-Rider-Lampen am Bug. Besoffen wie 1.000 Russen lamentierte er über den Mauerfall vor 20 Jahren. Warum auch nicht? Er hat ja nichts anderes. Er sollte ja schließlich auch der Laudator sein. Vermutlich hätte er besser über 20 Jahre dauer-stoned faseln sollen. Das hätte im wenigstens jeder abgekauft.
Angemalt wie ein indianischer Weihnachtsbaum auf einem recht holperigen Kriegspfad und zugedröhnt wie ein Trupp polnischer Bauarbeiter morgens um halb zehn in Deutschland, lieferte er eine echt tolle Show ab. Dieser Herr David Smirnoff. Ich meine, mal einen Ausrutscher à la Harald Juhnke wäre ja nun wirklich nicht schlimm gewesen, aber im anschließenden Interview zeigte er uns dann allen was er wirklich gut kann, nämlich nix. Er sagte der Presse, dass sein eigentlicher Lebenssinn seine Fans sind, die sogar zu Hunderten vor seinem Hotel gewartet hätten. Ah, dass sei ein so toller Beweis von seinen Fans gewesen. Na ja, gut das ihm niemand gesagt hat, dass es sich dabei um eine Horde Tokio Hotel-Fans gehandelt hat, die verblüfft den besoffenen Ex-Promi anstarrten, nur weil der etwas früher als die Großausgabe der Miniplayback-Show Gewinner namens Tokio-Hostel oder so vorgefahren kam. Was soll ich sagen? Ein echt dicker Hund.
Apropos* dicker Hund. Das führt uns nämlich dann zur heutigen Folge. Neulich war es wieder einmal so weit. Ich las die Zeilen der Klatschpresse und musste jubelnd feststellen, dass die Flippers ihre letzte Show geben werden. Nach 40 Jahren gehen die Tralala-Musikanten mit dem gewissen Nichts endlich von der Bühne. Einen Gedanken weniger an das Erlangen von Ohrenkrebs durch deren akustische Folter.
Doch unweigerlich schweiften meine Gedanken beim Wort "Flippers" in die Fernsehvergangenheit meiner mit TV durchsetzten Kindheit ab und ich sah mich einer längst vergangenen Freude gegenüber: Flipper! Sie wissen schon: ... unser bester Freund. Rick Porter und sein naiv strahlender Ableger Sandy, die wie in jeder Folge mit einer alten Rohr-ins-Hupe ins Wasser grunzten und schon kam er angerauscht: Flipper, der schwimmende Thunfisch-Beifang und ... ja, er gackerte dreimal, und schon wussten wir, oh, oh, da sind vier Mann in Seenot. Das Tom-Tom, das es ja noch nicht gab, konnte sowieso zuhause bleiben, denn Flipper, der flossenbehaftete Ozean-Ersatz-Lassie wusste genau hinter welcher Boje die Schiffbrüchigen paddelten. Nur Eile war geboten, sonst hätte Free Willy einen schnellen Snack gehabt und wir keine Happy-End-Folge. Doch während heute jedem klar ist, dass Delfine nur schwule Haie sind, dachten wir früher wohl alle, dass Flipper das schlaueste Etwas im Reiche der ungewöhnlichen Haustiere sei.
Aber nicht er alleine, nein. Es gab und gibt ja immer noch unzählige andere Beispiele für schlaue Tierchen. Mr. Ed, der redende Sauerbraten, Charly, der schrill bunt angezogene Affe, Lassie, der intelligente dreifarbige Kuschel-Wuschel unter den Flohträgern und sein Pendant Benji, der neben den Flöhen von Lassie auch noch eine wischmopp-ähnliche und verfilzte Frisur sein eigen nannte. Sie alle haben etwas ganz besonderes: Ein Wink von ihnen und der Filmpartner wusste sofort Bescheid. Von der Unterhosengröße bis zum bevorzugten Zahncreme-Wunder, ja selbst die Essens- und Schlafgewohnheiten der Schiffbrüchigen waren kein Geheimnis mehr. In diesem Zusammenhang sind natürlich besonders in der Filmwelt die Hunde beliebt. Denken wir doch da sofort an Jute, den riesigen Sabberklotz oder Rex, den Mettbrötchen-Marder aus der Vorabendserie – echte Krimihunde halt.
Aber während die bepelzten Helden im Fernsehen wahre Intelligenzbestien sind, straft uns das wahre Leben mit Haustieren, die selbst für die einfachsten Aufgaben scheinbar noch zu blöd sind. Fido kocht keinen Kaffee, sondern pisst uns den Teppich voll, die Mieze Minka kann nicht zaubern, sondern kotzt uns ihre Haarbällchen ins Bett und Meister Lampe, der langohrige Möhrenvernichter unser Tochter, scheint lieber die Tapeten zu vernichten als den Briefträger in die Flucht zu schlagen. Das heißt Meister Lampe kann wenigstens noch zaubern. Habt Ihr schon mal erlebt, wie die zaubern können? Die können normale Luft in stinkende verwandeln. Von wegen unsichtbar und riecht nach Hase. Die pelzüberzogene Stinkmorchel verströmt ein Blähgas, welches sogar Wellensittiche von der Stange plumpsen lässt.
Zu nichts zu gebrauchen, dieses Tierpack. Alles muss man ihnen haarklein beibringen. Meinen Aquariumbewohnern zum Beispiel: Denen wollte ich beibringen, dass sie zum Füttern nach vorne ans Fenster kommen sollen. Natürlich erinnerte ich mich sofort an die erprobte Flipperhupe. Also ab in die Garage und Papas alte Taunus-Hupe nebst Batterie besorgt und schon konnte die Übungsstunde losgehen. Hupe ins Becken, Knopf gedrückt, doch was das? Selbst die einfachste Aufgabe, etwas das Flipper in jeder einzelnen Sendung automatisch wusste – Hupe gleich kommen – verstanden diese dummen Viecher wieder mal falsch. Anstelle nach vorne zu schwimmen versuchten sich alle im Rückenschwimmen. Das blöde Viehzeug scheint sogar Gefallen an dieser Fortbewegung gefunden zu haben. Ich kann hupen und tröten wie ich will. Die schwimmen selbst nach drei Tagen immer noch mit dem Bauch nach oben.
Gut dass ich zum dressieren noch genug andere Anwärter habe. Doch auch hier nur mäßiger Erfolg. Zum Beispiel Briefträger beißende Bestien abrichten. Ich habe dazu die Hunde meiner Schwester in reißende Bestien verwandeln wollen: Wotan und Zeuss. Zwei ausgemachte Kampfmaschinen, denen ich zwei Tage lang nichts in den Napf getan habe um sie mental auf den leckeren Briefträger einzustimmen. Ach. Doch als es soweit war, schmiegten sich die beiden reißenden Bestien im Format von Mooshammers Daisy* nur an das Hosenbein des Briefmarkenschleppers. Nichts war's mit Magnum*-Plagiat von Higgins und seinen Jungs. Meiner Katze wollte ich dann wenigstens das Öffnen von Türen beibringen, doch als sie Fenster und Türen miteinander verwechselte, waren meine Bemühungen auch in dieser Disziplin am Endpunkt angekommen. Also wenn sie wirklich mal sieben Leben hatte, dann musste sie diese wohl alle auf dem Weg aus dem 15. Stock nach unten verbraucht haben.
Aber siehe da! Wenigstens sie hat es dann doch noch geschafft den Briefträger anzufallen. Jedenfalls teilweise. Sieht also echt so aus, als wenn ich da noch den ein oder anderen Tag warten sollte, bis ich meinen Job als Heimtiertrainer wieder aufnehmen sollte.
Bis dahin freue ich mich noch über die Restwirkungen von Ratiopharm* und ihren Ablegern. Ein Kerl wie ich, ein Typ mit dem Cw-Wert des Kölner Doms, hinter mir könnten sich die Nationalmannschaft-Fußballfrauen problemlos umziehen. Und – was streckt mich nieder? Eine Kinderkrankheit! Es hustet, es pustet und schon liegt der Koloss von Wuppertal flach. Mensch ist das peinlich. Gehen konnte ich gar nicht mehr, hatte Kopfschmerzen, keine Stimme mehr, dafür Schwindelgefühle, Würgereiz und Gelenkschmerzen eines 95-Jährigen. Die folgenden Tabletten sorgten für Übelkeit, Durchfall und noch mehr Kopfschmerzen und die restlichen Pillen bescherten mir Desinteresse, Dusseligkeit in der Birne und keinen Plan, was abgeht. Daher hat es dann auch ein bisschen länger gedauert, bis ich mich mit dieser Folge hier ans Tageslicht wagen durfte. Aber nun bin ich ja auch wieder da. Bin zwar immer noch nicht ganz wieder auf dem Damm, aber wenigstens halbwegs wieder im glänzenden Lack.
Vermutlich werde ich das nächste mal an Röteln, Masern oder Keuchhusten sterben, doch bis dahin lasse ich mich noch ein bisschen von den Ratiopharm-Zwillingen verwöhnen und verbleibe als eine fast gerupfte ... Gans, Gans, Gans.
Ach ja, und da fällt mir noch was ein. Der Tom-Funker hat ein neues Hörspiel rausgebracht. Da solltet Ihr ganz, ganz dringend noch mal reinhören, falls Ihr es nicht schon getan habt.
Transkription : Vera Ihrig für www.LingQ.com
Erläuterung : * Alkohoff = Wortspiel aus Alkohol und Hasselhoff * Fußballstadion-Vollproll-Assi = Vollproll ist ein Schimpfwort für einen ungebildeten Menschen. Assi ist ein Schimpfwort für einen Menschen, der keine sozialen Fähigkeiten hat. * Apropos = Ist richtig geschrieben, richtig aber ohne "s" gesprochen! * Mooshammers Daisy = Yorkshire-Terrier von Herrn Mooshammer * Magnum = Fernseh-Detektiv (Hawaii) * Ratiopharm = Pharmakonzern
Herzlichen Dank an Firefly für die freundliche Genehmigung, den Beitrag hier zu verwenden.