Sendung: tagesthemen 27.10.2020 22:15 Uhr - der zweite Lockdown
Themen der Sendung: Steigende Corona-Zahlen: Kommt nun der zweite Lockdown und wie sieht er aus?, Die Angst der Gastronomen vor dem Corona-Shutdown, Die Meinung, Amy Coney Barrett als Richterin am Obersten US-Gericht vereidigt, Zwanzig Jahre Soldatinnen bei der Bundeswehr, Weitere Meldungen im Überblick, #mittendrin: Wie die Berliner Abschied vom Flughafen Tegel nehmen, Fußball-Champions-League: Bayern München bei Lokomotive Moskau, Das Wetter
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Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen
mit den tagesthemen.
Heute im Studio: Caren Miosga
Guten Abend.
Es ist nicht die Frage,
ob, sondern wann und wie
Städte und Gemeinden
wieder ausgebremst werden könnten.
Und es so still zugeht
wie im März hier in Berlin.
Anders als im Frühjahr sollen
Schulen und Kitas offen bleiben.
Darüber hinaus ist alles möglich,
wenn morgen die Ministerpräsidenten
mit der Kanzlerin darüber streiten.
Und streiten werden sie.
Auch wenn einige inzwischen ebenso
mahnen wie Merkel seit Wochen.
Markus Schmidt.
Sie ist unruhig, ungeduldig,
unzufrieden mit dem Tempo
im Kampf gegen das Coronavirus.
Viele kritisierten sie,
als sie vor wenigen Wochen
vor 19.200 Neuinfektionen
vor Weihnachten warnte.
Nun rechnet ihr Wirtschaftsminister
für Ende der Woche
mit solchen Zahlen.
Wir haben es mit einem
exponenziellen Wachstum zu tun.
In Deutschland steigt die Zahl
der Neuinfektionen jeden Tag
um 70-74 Prozent im Vergleich
zur Vorwoche.
Das heißt, wir werden wohl
am Ende dieser Woche
20.000 Neuinfektionen am Tag haben.
Jeder einzelne Tag zähle nun.
Ihr gehe es jetzt um
den Zusammenhalt in der Gesellschaft,
vor allem um den Schutz
der Alten und Pflegebedürftigen.
Wir sind uns bewusst, dass jeder
Eingriff in die Grundrechte
gut begründet werden muss.
Aber die Einschränkungen dienten und
dienen dem Schutz der Gesellschaft
und dem Schutz
besonders gefährdeter Gruppen.
In den Krankenhäusern werden immer
mehr schwer Erkrankte eingeliefert.
Derzeit liegen deutschlandweit
1304 Corona-Patienten
auf Intensivstationen.
über 500 Patienten
müssen beatmet werden.
Noch gibt es genügend freie Betten.
Aber beim derzeitigen
Infektionstempo
drohe ab Weihnachten ein Engpass.
Und es fehlten jetzt schon über
3400 ausgebildete Pflegekräfte.
Im Moment geht es noch so.
Es ist fünf vor zwölf.
Die Fachpflegekräfte-Situation
hat sich nicht verändert.
Lockdown – der gilt ab heute faktisch
im Landkreis Rottal-Inn.
Einen flächendeckenden Lockdown
für Deutschland
wollen weder die Bundesregierung
noch die Ministerpräsidenten.
Einig sind sie sich,
dass Schulen und Kitas so lange
wie möglich offen bleiben solle.
Hart umstritten ist, wie weit man
mit Maskenzwang, Kontaktverboten,
Sperrstunden, Schließungen von Kinos,
Theatern und Restaurants gehen will.
Wir brauchen die Wiedereinführung
eines strengeren Kontaktverbotes.
Zu Zeiten der zweiten Welle
muss für uns alle gelten:
Wir treffen uns nur dort
mit mehreren Menschen,
wo dies zur Aufrechterhaltung
des öffentlichen Lebens nötig ist.
Ansonsten müssen alle privaten
Kontakte abgesagt werden.
Das geht dem Ministerpräsidenten
von Sachsen-Anhalt viel zu weit.
Das ist die hohe Kunst der Politik,
dass wir keine Gruppen bekommen,
die einfach resignieren.
Wir versuchen,
dass wir die Gastronomie,
weil da
Hygienekonzepte vorliegen ...
Und Schule, Kita, Theater
und so weiter aufrechterhalten.
Widerstand gegen die Linie
der Kanzlerin:
Die kündigt auch der
Ministerpräsident Thüringens an
mit drastischen Worten:
Die Kanzlerin bezweifelt, dass man so
die zweite Corona-Welle bis
Weihnachten in den Griff bekommt.
Martin Schmidt im Hauptstadtstudio:
Was verheißt das,
wenn ein Ministerpräsident
Widerstand ankündigt
und andere heute Beschränkungen
nur für ihre Länder bekanntgeben?
Wie stehen denn diesmal die Chancen,
dass es gemeinsame Entscheidungen
geben wird?
Es wird wieder nicht einfach.
Das ist schon klar.
Viele Ministerpräsidenten
sind schon vorgeprescht.
Sie haben
ihre eigenen Standpunkte formuliert.
Einige pochen
auf die Einheitlichkeit.
Die anderen, wo die Infektionszahlen
noch niedriger sind,
die wollen kein strenges Regelwerk.
Die sagen, die anderen wären
nicht konsequent genug gewesen.
Den meisten geht es schon
um eine Einheitlichkeit.
Die anderen treffen
hatten sie noch im Kopf,
wo am nächsten Tag
Regeln wieder eingeholt wurden.
Und auf was könnte man sich einigen?
Könnte jetzt
ein schneller Lockdown kommen?
Von einem richtigen Lockdown
kann man nicht sprechen.
In anderen europäischen Ländern
gab es den tatsächlich.
Es geht um eine Kontaktbeschränkung.
Wir sollen weniger Leuten begegnen,
die uns anstecken können.
Die Kanzlerin hatte heute gesagt,
dass wir die Kontakte
um 50 Prozent runterschrauben müssen.
Wie schafft man das?
Es wird diskutiert
über die Gastronomie.
Man soll da wieder den
Außer-Haus-Verkauf zurückschrauben.
Andere wollen nur
andere Schließzeiten.
Schulen und Kitas will man
möglichst nicht schließen.
Auch Spielplätze nicht.
Anders sieht es aus bei
Kultur- und Sportveranstaltungen.
Da wird über Schließungen diskutiert.
Auch bei privaten Zusammenkünften
wird diskutiert.
Wie kann man möglichst wenige
Menschen zusammenkommen lassen.
Das steht alles im Raum.
Die Idee obendrüber: das möglichst
einheitlich durchzusetzen.
Vielleicht auf zwei bis drei Wochen.
Sodass wir die Zahlen
wieder in den Griff bekommen.
So wie wir es im März und April
schon gemacht haben.
Darum wird jetzt
in den Details gerungen.
Sicher ist nur,
es wird mehr Einschränkungen geben
in den nächsten Wochen.
Es sind keine guten Zeiten
für Nachtmenschen.
Schon jetzt sind Partys verboten,
vielerorts gilt eine Sperrstunde.
Nun ist zu befürchten,
dass Restaurants und Bars
wieder ganz schließen.
Und auch die Beklemmung, die Edward
Hopper auf die Leinwand brachte,
für viele wieder spürbarer wird:
Bei den Gästen, aber auch
Barkeepern, Wirten und Gastronomen.
Anspannung im Lokal
von Christiane Zanfrini.
Viele Kunden stornieren
ihre Reservierungen –
aus Angst vor Corona.
Und noch etwas belastet die Wirtin:
Die Sorge vor einem neuen Lockdown
für die Gastronomie.
Wir hängen alle nur am Handy.
Morgen soll darüber
entschieden werden, was passiert.
Es sickert irgendwas rum,
meine Leute haben Panik.
Die haben Angst -
es ist keine schöne Situation.
Seit 20 Jahren betreibt Zanfrini
ihr Lokal in Siegburg,
zwischen Köln und Bonn.
Schon die Schließung im Frühjahr
traf sie hart.
Im Sommer lief
das Geschäft wieder gut.
Dass sie ihren Laden
vielleicht wieder schließen muss,
findet sie unfair.
Schließlich halte sie sich
an alle Regeln.
Meine Kellner laufen acht Stunden
pro Schicht mit Masken rum,
wir halten uns genau
an die Kontaktdatenerfassung.
Sorgen im Innenbereich
durch Trennwände für Abstand,
haben draußen die Tische reduziert.
In Köln sorgt sich Marian Krause
um die Zukunft seiner Cocktailbar –
auch ohne Lockdown.
Seine Gäste kommen erst spät abends,
und in NRW gilt eine Sperrstunde.
Um 11 Uhr abends ist Schluss –
Gift fürs Geschäft.
Mit den ersten Maßnahmen haben wir
schon 30 Prozent Verlust gemacht.
Mit den Sperrzeiten ab 23 Uhr
waren es schon 60 bis 65 Prozent.
Wenn das runtergeht auf 21 Uhr
oder auf eine gesamte Schließung,
haben wir nichts mehr.
Dann können wir zumachen.
Harte Zeiten für die Branche.
Und das, obwohl bislang
nicht nachgewiesen ist,
dass Gastronomiebesuche für viele
Ansteckungen verantwortlich sind.
Das Robert Koch-Institut
sieht das Infektionsgeschehen
vor allem im privaten Bereich.
Das Institut verweist
auf einen Bericht aus dem September.
Dort heißt es, Übertragungen
im öffentlichen Bereich
kämen vergleichsweise
deutlich seltener vor.
Aber: Bei vielen Ansteckungen
ist nicht klar, wo sie erfolgen.
Der Hotel- und Gaststättenverband
hält eine Schließung der Gastronomie
dennoch für unverhältnismäßig.
Eine erneute Schließung
meiner Branche würde bedeuten,
dass ein Drittel der Betriebe
von der Pleite bedroht sind.
Von 245.000 Betrieben
über 80.000 Betriebe.
Das ist bitter.
Wenn das morgen beschlossen wird,
muss auf jeden Fall
umfangreiche Entschädigung erfolgen.
Christiane Zanfrini würde am liebsten
auf eine Entschädigung verzichten
und mit ihrem Lokal weitermachen.
Noch ist der Lockdown für
die Gastronomie nicht beschlossen.
Den Inhabern und ihren Mitarbeitern
bleibt Hoffnung.
Wie muss es weitergehen
im Kampf gegen Corona?
Die Meinung von Monika Wagener
vom Westdeutschen Rundfunk.
Es ist niemand zu beneiden,
der jetzt entscheiden muss.
Der Verantwortung für die Gesundheit
von 83 Mio. Menschen tragen muss,
aber auch
für deren wirtschaftliche Existenz.
Es ist leicht,
Maßnahmen zu kritisieren
und sich zu empören.
Aber das Coronavirus gerät
auch bei uns außer Kontrolle
und wirksame Gegenmaßnahmen
haben auch wir nicht.
Wenn die Infektionszahlen
dramatisch steigen
und auch die Zahl schwerer Verläufe,
muss man Entscheidungen treffen.
Entscheidungen,
von denen man schon weiß,
dass sie die Existenz
anderer vernichten.
Dass sie die Falschen treffen werden.
Dass sie die in Mithaftung nehmen,
die bisher
alles richtig gemacht haben.
Auch ich wundere mich über manches,
was untersagt wurde
und über anderes,
das nicht verboten wurde.
Kein Zweifel:
Es wurden Fehler gemacht.
Aber wenn die Infektionszahlen
nicht abbremsen,
sind zusätzliche Maßnahmen
unumgänglich.
Ein Stufenplan muss her,
Bund und Länder müssen sich einigen.
Wichtig ist, dass solch ein Plan
nicht mit dem Holzhammer arbeitet.
Dass er wirksam, nachvollziehbar
und gut begründet ist
und dass er genügend
Ausgleichszahlungen vorsieht.
Für all die,
die den Preis zahlen müssen.
Ohne weitere Einschränkungen
wird es nicht gehen.
Aber wenn die Maßnahmen
nicht nachvollziehbar sind,
werden sie keine Akzeptanz finden.
Und ohne Akzeptanz wird man
diese Pandemie niemals eindämmen.
Die Meinung von Monika Wagener.
Da waren sie noch komplett,
die neun ehrwürdigen Damen
und Herren des Supreme Court:
Die zu überwachen haben,
dass in den USA
alles mit rechten Dingen zugeht.
Mittlerweile ist die zierliche Dame
in der ersten Reihe verstorben.
Das brachte nicht nur den Obersten
Gerichtshof aus der Balance.
Seit jeher urteilen die Richterinnen
und Richter nicht nur,
sie machen auch Politik.
So setzte Donald Trump alles daran,
den Posten vor der Präsidentenwahl
neu zu besetzen - nach seinem Gusto.
Keine sechs Wochen
nach Bader Ginsburgs Tod
rückte auf ihren Stuhl eine Frau,
die kaum gegensätzlicher sein kann.
Und die die Macht der Republikaner
im Gericht
womöglich
über Jahrzehnte zementiert.
Kerstin Klein.
Man sieht ihm den Stolz an.
Donald Trump hat geliefert.
Nun feiert er nicht nur die
neue Richterin Amy Coney Barrett,
sondern auch sich selbst.
Im Garten des Weißen Hauses
wurde Barrett gestern vereidigt.
Mit ihr sind nun drei von neun
Richtern am Obersten Gericht der USA
Personalentscheidungen
von Donald Trump.
Der Eid, den ich feierlich
geleistet habe, bedeutet im Kern,
dass ich meinen Job ohne Angst
und Gefälligkeiten machen werde.
Unabhängig von
politischen Institutionen
und von meinen
persönlichen Überzeugungen.
Amerikas Konservative
verehren Barrett,
Amerikas Liberale fürchten sie.
Ist sie tatsächlich "auf Linie",
wie die einen hoffen
und die anderen fürchten?
Sie wurde klar wegen ihrer
politischen Ansichten berufen.
Natürlich werden die
ihre Urteile auch beeinflussen.
Im Zweifel wird sie in
die eine Richtung entscheiden,
wo Ruth Bader Ginsburg in die
entgegengesetzte entschieden hätte.
Auch ohne Barrett
gab es am Supreme Court
eine Mehrheit konservativer Richter.
Doch urteilten diese keineswegs
immer streng konservativ.
Als sie im Sommer
drei Fälle anders entschieden,
als vom Präsidenten erhofft,
echauffierte der sich über Twitter:
"Diese schrecklichen, politisierten
Entscheidungen des Supreme Courts
sind ein Schlag ins Gesicht aller
Republikaner und Konservativen.
Wir brauchen noch mehr Richter."
Die hat er jetzt.
Sechs konservative stehen
drei liberalen Richtern gegenüber.
Für Rechtswissenschaftlerin Kim Wehle
ist der Supreme Court
damit jetzt
auf konservative Linie gebracht.
Zum einen entscheidet
der Supreme Court selbst,
welche Fälle er verhandeln möchte.
Zum anderen ist es jetzt
in den knappen Fällen,
die das Leben vieler betreffen,
wahrscheinlicher,
dass sich die Konservativen
durchsetzen.
Bei ihren Anhörungen während des
Nominierungsprozesses hat Barrett
so gut wie nichts preisgegeben,
wie sie zu konkreten Themen steht.
In der Vergangenheit
hat sie sich kritisch geäußert
zur Krankenversicherung Obamacare.
Vor allem hat sie,
eine streng gläubige Katholikin,
das Recht auf Abtreibung abgelehnt.
Was das Recht auf Abtreibung angeht,
dazu steht nichts in der Verfassung.
Barretts wortgetreuer
Rechtsauslegung entsprechend,
könnte sie zu dem Schluss kommen:
Andere Richter
haben sich das nur ausgedacht
und es kann rückgängig
gemacht werden.
Der Supreme Court auf Jahrzehnte
stramm konservativ?
Für Liberale ist das
ein Schreckensszenario.
So hat Joe Biden schon angekündigt,
wenn er Präsident werde,
eine Kommission einzusetzen,
die Reformvorschläge machen soll.
Ganz ergebnisoffen.
Stefan Niemann ist der Leiter
unseres Studios in Washington.
Nach diesem Erfolg der Republikaner:
Werden die Demokraten versuchen,
die politischen Verhältnisse
im Gerichtshof wieder zu verändern,
indem sie die Zahl der Richter
aufstocken?
Ich halte das
für eher unwahrscheinlich.
So einfach ist es auch nicht.
Die Demokraten sagen,
dass der Oberste Gerichtshof jetzt
deutlich konservativer sei
als die Mehrheit der Bevölkerung.
Um jetzt wieder mehr
liberale Richter einzusetzen,
bräuchten die Demokraten das Weiße
Haus und die Mehrheit im Senat.
Joe Biden
hat sich schon skeptisch geäußert.
Er hat gesagt, das Oberste Gericht
dürfe nicht zum Spielball
der Politik wären.
Er wolle nur eine Justizreform.
Da sollen Demokraten und
Republikaner mit Verfassungsrechtlern
ein halbes Jahr beraten.
Was da rauskommt, ist völlig offen.
Gleich nach der Wahl
wird vor dem Obersten Gericht
über Obamas
Gesundheitsreform verhandelt.
Droht Obamacare dann zu kippen?
Das hofft jedenfalls der Präsident.
Er versucht seit dem ersten Amtstag,
das Reformpaket des Vorgängers
kaputtzumachen.
Das ist ihm nicht gelungen.
Gelungen ist ihm aber,
die Versicherungspflicht zu beenden
durch seine Steuerreform.
Das juristische Argument ist, wenn es
die Versicherungspflicht nicht gibt,
ist das gesamte Gesetz
nicht mehr verfassungsgemäß.
Das soll das Oberste Gericht
jetzt anhören.
Ob die Richter sich dem anschließen,
ist noch offen.
Im Wahlkampfgetöse
übertreiben beide Lager.
Was der Wahlsieger
durchsetzen kann und will,
ist noch nicht zu sagen.
Es war einmal
eine Elektrikerin aus Hannover.
Die wollte unbedingt zum Bund,
aber man ließ sie nicht.
Weil Frauen in der Bundeswehr
in den 90ern
keinen Dienst an der Waffen
tun durften - laut Grundgesetz.
Die Frau klagte und bekam
vom Europäischen Gerichtshof Recht:
Das Grundgesetz
musste geändert werden,
doch die Vorurteile blieben.
Der damalige bayrische
Ministerpräsident Stoiber höhnte:
Demnächst werde die
Gleichstellungsrichtlinie erzwingen,
dass "der nächste Bundeskanzler
eine Frau ist".
Die Geschichte gab ihm Recht -
ganz ohne Zwang.
Aber im Falle dieser Damen
täte Druck vielleicht ganz gut.
Denn auch wenn der Bundestag
vor 20 Jahren beschloss,
dass Frauen in der Truppe
kämpfen dürfen.
Die wahre Gleichstellung
bei der Bundeswehr
robbt immer noch
im Schneckentempo voran.
Cecilia Knodt.
Nach Kampf sieht es
auf den ersten Blick nicht aus.
Aber Nariman Hammouti
ist Soldatin in Kampffunktion.
Sie ist in der Ausbildung
zur Militärbeobachterin.
Als Frau bei den Streitkräften
kämpft sie,
auch gegen Vorurteile.
Frauenbonus, Frauenquote.
Alles, was mit Frau
und irgendwie Bevorzugung anfängt,
kann ich nicht mehr hören.
Ich habe für meine Laufbahn
hart gearbeitet.
Ich habe viel erlitten
und durchgemacht.
Genauso viel wie
meine männlichen Kameraden.
Frauen an der Waffe, und das
nicht nur in der Grundausbildung.
Vor 20 Jahren hat die Bundeswehr sich
damit komplett für Frauen geöffnet.
Vorher war für sie nur
eine Karriere als Sanitäterin
oder Musikerin möglich.
Seitdem ist die Zahl der Soldatinnen
zwar stark angestiegen,
liegt mit zwölf Prozent aber noch
unter dem Ziel von 15 Prozent.
Noch schlechter sieht es
bei weiblichen Führungskräften aus.
Alexandra Tietz
ist Kasernenoffizierin
in Dornstadt bei Ulm,
bald Chefin der Kompanie.
Mit dieser Laufbahn sei sie
auf weiter Flur allein.
Dabei würde sie sich über
mehr Mitstreiterinnen freuen.
Schließlich gebe es noch viele Hürden
gemeinsam zu überwinden.
Ich hab die Erfahrung gemacht,
dass wir Frauen ein Stück weit
besser sein müssen
als der Durchschnittsmann.
Um wirklich Anerkennung zu kriegen.
Aber eben auch der Neid der Männer
ist schon 'ne Sache bis heute.
Wir Frauen müssen unseren Mann
stehen und weiterhin kämpfen.
Dabei hat sich formal schon viel
für die Gleichberechtigung getan.
Die Struktur sei nicht das Problem,
eher die Kultur müsse sich ändern –
und das gehe nicht auf Kommando.
Das ist ein Prozess,
der länger braucht.
Aber es zeigt sich auch,
dass der Zeitverlauf nicht genügt.
Es wäre notwendig, dass in
den Ausbildungen der Vorgesetzten,
dass dort Sensibilität
für Unterschiede eingeübt wird.
Ein Umdenken - nicht nur in Bezug
auf Frauen bei der Bundeswehr –
das wünscht sich auch Hammouti.
Wir sind nicht nur weiß und blond,
wir sind weiblich, wir sind divers,
wir sind vielfältig,
das muss gezeigt werden, immer mehr.
Für Leutnant Hammouti geht es bald
zum UN-Einsatz in den Südsudan.
Der Job als Soldatin,
der Dienst an der Waffe.
Für sie eine der höchsten Ehren.
Für Frauen überhaupt
erst seit 20 Jahren möglich.
Der Bund der Steuerzahler
nimmt jedes Jahr
die öffentlichen Ausgaben
unter die Lupe.
Und hat auch diesmal
viele Fälle gefunden,
in denen man sich
die besser gespart hätte.
Das Schwarzbuch
listet 100 Beispiele auf,
bei denen nach Einschätzung des
Vereins Steuern verschwendet wurden.
Darunter sind die Ausgleichszahlungen
an Energie-Unternehmen
für die Stilllegung
von Braunkohle-Kraftwerken.
Laut Steuerzahlerbund
wären die Konzerne ohnehin
aus der Kohle ausgestiegen, weil sie
durch EU-Auflagen unrentabel wird.
Kritisiert wird auch die Umwandlung
des Gästehauses der Bundesregierung
in ein Hotel,
da es dauerhaft Verluste mache.
In Deutschland fällt
immer mehr Verpackungsmüll an.
Laut Umweltbundesamt wurde 2018
ein neuer Höchstwert erreicht:
19 Millionen Tonnen.
Das sind pro Kopf 228 Kilogramm.
Um diese Menge zu verringern,
forderte der Präsident des Amtes,
Messner, Mehrweg-Verpackungen
zur Regel zu machen.
Nach der CDU hat auch die Linke
ihren Bundesparteitag
wegen der zunehmenden
Corona-Infektionen abgesagt.
Bei dem Treffen
sollte am Freitag in Erfurt
eine neue Doppelspitze
gewählt werden.
Dafür kandidieren
Janine Wissler
und Susanne Hennig-Wellsow.
Der Parteivorstand
hatte bis zuletzt geplant,
den Parteitag in verkleinerter Form
stattfinden zu lassen.
Wann und wie die Wahl nun organisiert
werden soll, ist noch offen.
Die AfD-Fraktion
im brandenburgischen Landtag
hat den Abgeordneten Berndt
zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt.
Sein Vorgänger Kalbitz
war im Mai vom AfD-Bundesvorstand
aus der Partei ausgeschlossen worden:
Weil er seine frühere Mitgliedschaft
in einer rechtsextremen Organisation
verschwiegen hatte.
Auch Berndt wird zum rechten Spektrum
der Partei gezählt.
Nach dem gestrigen Kurssturz bei SAP
sorgte Firmengründer
und Aufsichtsrats-Chef Plattner
heute für Aufsehen.
Er kaufte für rund 250 Mio. Euro
Aktien des Softwareunternehmens.
Mehr von Anja Kohl
aus der Frankfurter Börse.
SAP setzt künftig
auf das Geschäft mit der Speicherung
von Daten in der Cloud.
Was erst mal kostet,
weil SAP investieren muss.
Diese Nachricht
hatte den größten Kurssturz
in den letzten 20 Jahren ausgelöst.
SAP-Firmengründer Hasso Plattner,
derzeit Chef des Aufsichtsrats,
nutzte den Kursverfall,
um SAP-Aktien zu kaufen.
Im Wert von rund 250 Mio. Euro.
Eine Viertelmilliarde Euro
ins eigene Unternehmen -
dies spricht für den Glauben
an den langfristigen Erfolg.
SAP-Chef Klein bekräftigte heute,
es bleibe bei der Ansage,
das Geschäft neu auszurichten:
Sodass es den Kunden und SAP
auf lange Sicht nutze.
Dafür nehme man zeitweise
einen Rückgang beim Gewinn in Kauf.
Und offensichtlich beim Kurs.
In mehreren Städten Italiens wie
in Turin sind in der vorigen Nacht
Proteste gegen Corona-Maßnahmen
in Gewalt umgeschlagen.
Aus der Menge wurden Steine, Flaschen
und Feuerwerkskörper geworfen.
Die Polizei nahm zehn Personen fest
und machte Rechtsextremisten
für die Krawalle verantwortlich.
Seit Anfang dieser Woche
gelten in Italien
wieder drastische Einschränkungen.
U.a. müssen Restaurants
um 18 Uhr schließen.
Das Filmfestival in Cannes
findet wegen der Corona-Auflagen
dieses Jahr nur
in kleinem Rahmen statt.
Es war im Frühjahr verschoben worden
und dauert nun nur drei Tage.
Die Goldenen Palmen werden nur
in der Kategorie Kurzfilm verliehen.
Wegen der in Frankreich geltenden
nächtlichen Ausgangssperre
fand die Eröffnung
schon am Nachmittag statt.
Es kann kein Zufall sein, dass die
Hymne der Deutschen übers Fliegen
im selben Jahr entstand
wie dieser Flughafen in Tegel: 1974.
Und dass der Erfinder dieser Hymne
sogar hier aufgewachsen ist
und sich auch deshalb vorstellte,
wie es wohl wäre:
Über den Wolken
und in grenzenloser Freiheit -
in der geteilten Stadt Berlin.
So wehmütig, wie einst Reinhard Mey
das Fliegen besang,
nehmen die Berliner jetzt Abschied
von dem kleinen Flughafen.
Anders als sein großer Nachfolger
liegt er im Herzen dieser Stadt.
Griet von Petersdorff
über die Abfertigung einer Legende.
Es ist leer und ruhig
auf dem Flughafen Tegel,
bald sind auch diese Maschinen weg.
Endzeitstimmung,
verstärkt durch Corona.
Ohne die Pandemie wäre wohl
bis zum letzten Tag der Teufel los.
So ist es ein langsames Siechtum.
Der Umzug zum BER läuft seit Sommer.
Heute sind die Cargopaletten dran,
für schwere Fracht,
die Pandas etwa
wurden damit transportiert.
Mehmet Kosak begleitet das Ganze,
ein überzeugter Tegelianer.
Er wird auch
ein überzeugter BERler sein,
aber Abschiedsschmerz ist schon da.
Ja, leider.
Wie geht es für Sie weiter?
Wie dat Leben auch, geht weiter.
Alles klar bei euch?
Dann sind die Gepäckwagen dran,
ausgedient in Tegel.
Neues Einsatzgebiet: der BER.
Bisschen nach hinten.
Gut, ablassen!
Rauf geht es auf die Straßen
gen Süden nach Berlin-Schönefeld.
Umzugsaktivitäten
auch im Flughafengebäude.
Devotionalen wie diese
haben bald Sammlerwert.
Es herrschen Leere
und Gemächlichkeit.
Ein Flughafen ist
eine Durchgangsstation,
aber jetzt kommen viele
wegen des Flughafens.
Wie Siegfried Neumann -
auf der Besucherterrasse
war er schon.
Ich habe zu meiner Frau gesagt,
ich muss noch mal hingehen,
um hier unten
ein paar Fotos zu machen.
Tut es weh?
Wie bitte?
Tut es weh?
Ja! Jetzt tut es weh.
In Schönefeld,
da werde ich nicht hinfahren.
Ich war einmal da
zum Tag der offenen Tür.
Aber das ist mir zu weit.
Abschiedsstimmung auch hier,
im Backoffice,
auch das Gehirn des Check-in genannt.
Werden Rollstühle gebraucht?
Gibt es alleinreisende Kinder?
Viele Herausforderungen
werden hier gemanaged.
In Lissabon streiken sie.
Die haben schon
die Anschlüsse geändert.
Irgendwelche neuen
Corona-Bestimmungen?
Die ändern sich ständig.
Es ist stressig geblieben.
Für Anja Voss von Aeroground
ist es der letzte Tag in Tegel.
Ihr Kollege Farid Afettouche
bliebt noch etwas.
7. November.
Er macht das Licht aus.
Ich mache das Licht aus.
Du bist da und machst das.
Sehr schön.
Bisschen Neid.
Ich weiß nicht, ob ich neidisch bin.
Ich will es knick knack,
dann ist ...
... bloß nicht sentimental werden.
Ja, ach.
Die Ladegruppe ist unterwegs,
fürs Gepäck.
Abschied hin oder her:
Lademeister Atacan Karaterzi will,
dass es glattläuft.
Hamsa, gehst du bitte
in den Laderaum,
Leni, du fährst das Band dran.
Wir weichen nicht
von den Abfertigungsregeln ab.
Endlich mal wieder eine Maschine,
die fliegt.
Es geht nach Funchal in Portugal.
Manche Touristen mit Urlaubslust
gibt es also noch.
Die langen Zeiten
zwischen den Abfertigungen
sind gewöhnungsbedürftig,
findet Supervisor Andreas Ernst.
Einst begann er in Schönefeld,
dann war er kurz in Tempelhof,
lange in Tegel,
jetzt bald wieder Schönefeld.
Der Flughafen
ist weit über 40 Jahre alt.
Das hat man gemerkt?
Man hat es gemerkt,
an den Abflugbändern,
Ankunftsbändern.
Dar war doch
die eine oder andere Störung,
die sich dann gehäuft hat,
was zu Verzögerungen geführt hat.
Selten zog sich ein Abschied
so lange hin, acht Jahre.
Man hatte sich schon
darauf eingerichtet,
dass es weitergeht.
Doch jetzt sind
die Besucherterrassen ausgebucht.
Noch einmal in Tegel sein, dann ist
dieses Flughafenkapitel beendet.
Noch schnell zum Fußball.
So erfolgreich sie die vergangene
Saison abgeschlossen hatten,
so startete Bayern München
in die neue:
Und fegte Atletico Madrid vom Platz.
Da musste doch die Hürde
Lokomotive Moskau heute
im zweiten Gruppenspiel
locker zu nehmen sein. Oder?
Christoph Nahr mit dem Spielbericht.
Manuel Neuer ist etwas erstaunt,
dass es so ein schwieriger Abend
für die Bayern wird.
Der Beginn verläuft nach Plan.
Eine schöne Kombination
über Tolisso und Pavard
landet bei Goretzka.
Die frühe Führung für die Bayern
nach 13 Minuten.
Lokomotive Moskau bewundert
den Champions-League-Sieger.
1:0 zur Pause.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit
versäumen es die Bayern,
das Spiel früh zu entscheiden.
Kimmich scheitert
drei Meter vor dem Tor.
Die Moskauer
werden immer gefährlicher.
Nach 70 Minuten bedient Ze Luis
den mitgelaufenen Miranchuk.
1:1.
Der Ausgleich zur Freude
seines Trainers Nikolic
und der 6000 Fans in der RZD-Arena.
Die Bayern defensiv anfällig.
Aber zehn Minuten vor dem Ende
erzwingen sie den Sieg.
Wieder ist es Kimmich,
der das entscheidende Tor schießt.
2:1, der 13. Champions-League-Sieg
in Folge.
Die Serie hält auch in Moskau.
Uns bleibt noch das Wetter -
Karsten, wie wird's?
Das Wetter bringt den Herbst
in immer wieder neuen Farbtönen.
Morgen kommt mehr Wind ins Spiel.
Das Tiefdruckzentrum
liegt hier über dem Atlantik.
Das Tief bringt
neue Wolken und Regen,
aber nur noch für zwei Tage.
Aus Frankreich und Spanien
kommt wärmere Luft zu uns.
Das bedeutet, dass wir am Wochenende
Temperaturen
im Bereich von 18 Grad haben.
Bis dahin zwei Tage
wechselhafter Herbst.
So geht es weiter:
Im Westen Deutschlands
regnet es schon wieder.
Das Regengebiet breitet sich heute
Nacht weiter in die Mitte aus.
Morgen Vormittag
erreicht der Regen auch den Osten.
Es bleibt aber auch immer wieder
Platz für Sonne.
Morgen Abend das nächste Regengebiet.
Die Aussichten:
Der Donnerstag bringt vor allem
am Nachmittag neuen Regen.
In der Mitte und im Osten
mehr Sonnenschein möglich.
Der Freitag ist bewölkter.
Die Temperaturen
steigen im Südwesten bis auf 18 Grad.
Danke, Karsten.
Das waren die tagesthemen.
Hier gibt es jetzt den Talk -
diesmal mit dem Club 1
und Hannes Ringlstetter.
Constantin Schreiber begrüßt Sie
um 0.20 Uhr zum nachtmagazin.
Wir sind morgen wieder für Sie da.
Bis dahin!