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GERMANIA, Melissa Lee zwischen Berliner Schnauze und Kung Fu-Schule

Melissa Lee zwischen Berliner Schnauze und Kung Fu-Schule

Jedes asiatische Kind muss irgendwas lernen, was es nicht will.

'n Instrument, 'ne Sprache. Bei mir war's der Kampfsport.

Ich hab Turniere mitgemacht und gelernt, mit Waffen umzugehen.

Und gelernt, mich zu verteidigen und für mich einzustehen.

* Titelmusik *

Mein Name ist Melissa Lee, ich bin 29,

in Berlin geboren, aufgewachsen und immer noch hier.

Und ich bin Modedesignerin, YouTuberin und Moderatorin.

Meine Mutter ist Ur-Berlinerin. Manchmal kommt das bei mir auch:

"Weeß ick nich" oder "Machen wa jetz so, ne?".

Ich finde, in Berlin merkst du schon manchmal,

wer ist hier geboren und wer nicht.

Gerade an der Imbissbude, ich hatte 'ne Situation,

da stand jemand mit den Händen in der Jackentasche

und wollt Pommes und sie hat eiskalt zu ihm gesagt:

Nimm die Hände aus'n Taschen, bevor du mit 'ner alten Frau redest!

Sie hat ihm keine Pommes verkauft, bevor er's gemacht hat.

Ich glaube, diese Art von Berliner Schnauze, die trotzdem Herz hat,

findet man schwer in 'nem anderen Bundesland.

Mein Vater ist Chinese,

die sind aber während der Kulturrevolution ausgewandert,

weil die da keinen Bock drauf hatten.

Dann warste so, was mach ich hier als Asiate?

Oft war es so: 'n China-Restaurant oder 'ne Kung-Fu-Schule.

Ich heiße Lee mit Nachnamen, also war 'ne klare Option Kung-Fu-Schule.

Die hat er dann auch aufgemacht.

Dann bin ich automatisch in dieser Umgebung großgeworden.

Wenn ich heute noch in die Sportschule laufe,

ist das immer noch wie so'n zweites Zuhause für mich.

Mit Kung Fu hab ich angefangen, ich glaub, ich war 6

und hab das ungefähr gemacht, bis ich 12 war.

Da hängen heute noch meine alten Urkunden.

Man kriegt schon jedes Mal die Nostalgie ins Gesicht geschlagen.

Z.B.feiern wir dort immer chinesisch Neujahr.

Das ist die 1.Stunde im Jahr, die du mehr Licht hast.

Also yeah, wir haben die dunkle Zeit überstanden

und man läutet das neue Jahr ein.

Es gibt Löwentanz, Drachentanz, es wird getrommelt,

um die bösen Geister zu verscheuchen.

Das macht man in Deutschland auch, man schießt Feuerwerk hoch.

All diese Traditionen kommen ja irgendwo her.

Ich finde diese alten Traditionen zu wahren total schön.

Mein Vater geht bald in Rente.

Das wird mich schon sehr treffen, wenn das nicht mehr da ist.

Wenn man an Berlin denkt, denkt man natürlich,

wow, hier sind alle super bunt und man kann machen, was man will.

Das ist aber leider nicht so.

Man kann in Berlin sehr frei leben, da stimm ich zu.

Du kannst hier alles sein, was du willst,

du kannst herkommen und sagen, ich werd Burlesque-Tänzerin, los geht's.

Ich will 'ne Drag-Show machen, los geht's.

Das funktioniert in anderen Bundesländern Deutschlands nicht so.

Aber wenn du abweichst von der Norm,

was die Leute von ihrer Sehgewohnheit nicht gewohnt sind,

klar, jeder kennt Punks in Deutschland, jeder kennt Gothics,

aber keiner kennt diese Lolita-Fashion-Sache

oder diesen Japanese Street Style.

Manchmal seh ich den Leuten an, die wollen was Fieses zu mir sagen,

aber ihnen fällt nichts ein, weil es so abstrakt ist.

Dann kommt manchmal nur so: "Uah... Manga" raus. Und das war's.

Weil es so abstrus ist, dass die Leute nicht wissen,

was sie sagen sollen. Ich hab gelernt, entweder das zu ignorieren

oder wenn mir 'n guter Konter einfällt, auch zurückzuschreien.

Aber wenn du als Mädchen was Lustiges zurückschreist,

dann sind alle so: Oh, Bro, sie hat dich voll fertiggemacht.

Ich mach ja auch viel Nerd-Contet auf YouTube,

also viel aus Manga-Anime-Sachen, auch super viel aus Gaming.

Ich muss manchmal meine Credibility als Gamerin verteidigen,

weil generell Frauen im Gaming

immer noch oft 'ne Kontroverse auslösen.

Deshalb musst du einfach oft mehr können als 'n Mann.

Was total fies ist.

So: Hey, du kannst gar nicht wirklich Comics mögen,

du kannst nicht wirklich Gamerin sein.

All diese Sachen kannst du nicht sein, wenn du 'ne Frau bist?

Äh, sorry, ich hab die gleichen Augen

und das gleiche Gehirn wie du. Kann ich doch.

Meine Liebe für Japan fasst sehr früh in meiner Kindheit Fuß,

weil ich natürlich die Generation bin,

die im Nachmittagsfernsehen nicht mit "Berlin Tag und Nacht"

groß geworden ist, sondern mit "Sailor Moon", "Dragon Ball",

"Pokemon", all diese Sachen, die immer 'ne Heldengeschichte erzählen.

Gerade bei "Sailor Moon" hat mich das so sehr ins Herz getroffen,

weil es gab natürlich diese Filme,

wo 'ne Prinzessin darauf wartet, vom Prinzen gerettet zu werden

und dann gibt's 'n Happy End,

aber bei "Sailor Moon" waren's auf einmal superstarke Mädchen,

jede hatte 'ne coole Fähigkeit,

sie mussten nicht auf 'nen Typen warten, der sie rettet,

sondern sie waren richtig badass.

Es ging auch um Freundschaft und Zusammenhalt, alle waren nice.

Das hat mich echt geprägt zu sagen:

Wow, ich will so cool werden wie "Sailor Moon", wenn ich groß bin.

* Titelmusik *

Untertitel: ARD Text im Auftrag von funk (2019)

Wenn euch meine Folge gefallen hat,

klickt hier auf die nächste Germania-Folge.

Vergesst nicht zu abonnieren und 'nen Daumen nach oben zu geben.


Melissa Lee zwischen Berliner Schnauze und Kung Fu-Schule Melissa Lee between Berlin snout and Kung Fu school

Jedes asiatische Kind muss irgendwas lernen, was es nicht will.

'n Instrument, 'ne Sprache. Bei mir war's der Kampfsport.

Ich hab Turniere mitgemacht und gelernt, mit Waffen umzugehen.

Und gelernt, mich zu verteidigen und für mich einzustehen.

* Titelmusik *

Mein Name ist Melissa Lee, ich bin 29,

in Berlin geboren, aufgewachsen und immer noch hier.

Und ich bin Modedesignerin, YouTuberin und Moderatorin.

Meine Mutter ist Ur-Berlinerin. Manchmal kommt das bei mir auch:

"Weeß ick nich" oder "Machen wa jetz so, ne?".

Ich finde, in Berlin merkst du schon manchmal,

wer ist hier geboren und wer nicht.

Gerade an der Imbissbude, ich hatte 'ne Situation,

da stand jemand mit den Händen in der Jackentasche

und wollt Pommes und sie hat eiskalt zu ihm gesagt:

Nimm die Hände aus'n Taschen, bevor du mit 'ner alten Frau redest!

Sie hat ihm keine Pommes verkauft, bevor er's gemacht hat.

Ich glaube, diese Art von Berliner Schnauze, die trotzdem Herz hat,

findet man schwer in 'nem anderen Bundesland.

Mein Vater ist Chinese,

die sind aber während der Kulturrevolution ausgewandert,

weil die da keinen Bock drauf hatten.

Dann warste so, was mach ich hier als Asiate?

Oft war es so: 'n China-Restaurant oder 'ne Kung-Fu-Schule.

Ich heiße Lee mit Nachnamen, also war 'ne klare Option Kung-Fu-Schule.

Die hat er dann auch aufgemacht.

Dann bin ich automatisch in dieser Umgebung großgeworden.

Wenn ich heute noch in die Sportschule laufe,

ist das immer noch wie so'n zweites Zuhause für mich.

Mit Kung Fu hab ich angefangen, ich glaub, ich war 6

und hab das ungefähr gemacht, bis ich 12 war.

Da hängen heute noch meine alten Urkunden.

Man kriegt schon jedes Mal die Nostalgie ins Gesicht geschlagen.

Z.B.feiern wir dort immer chinesisch Neujahr.

Das ist die 1.Stunde im Jahr, die du mehr Licht hast.

Also yeah, wir haben die dunkle Zeit überstanden

und man läutet das neue Jahr ein.

Es gibt Löwentanz, Drachentanz, es wird getrommelt,

um die bösen Geister zu verscheuchen.

Das macht man in Deutschland auch, man schießt Feuerwerk hoch.

All diese Traditionen kommen ja irgendwo her.

Ich finde diese alten Traditionen zu wahren total schön.

Mein Vater geht bald in Rente.

Das wird mich schon sehr treffen, wenn das nicht mehr da ist.

Wenn man an Berlin denkt, denkt man natürlich,

wow, hier sind alle super bunt und man kann machen, was man will.

Das ist aber leider nicht so.

Man kann in Berlin sehr frei leben, da stimm ich zu.

Du kannst hier alles sein, was du willst,

du kannst herkommen und sagen, ich werd Burlesque-Tänzerin, los geht's.

Ich will 'ne Drag-Show machen, los geht's.

Das funktioniert in anderen Bundesländern Deutschlands nicht so.

Aber wenn du abweichst von der Norm,

was die Leute von ihrer Sehgewohnheit nicht gewohnt sind,

klar, jeder kennt Punks in Deutschland, jeder kennt Gothics,

aber keiner kennt diese Lolita-Fashion-Sache

oder diesen Japanese Street Style.

Manchmal seh ich den Leuten an, die wollen was Fieses zu mir sagen,

aber ihnen fällt nichts ein, weil es so abstrakt ist.

Dann kommt manchmal nur so: "Uah... Manga" raus. Und das war's.

Weil es so abstrus ist, dass die Leute nicht wissen,

was sie sagen sollen. Ich hab gelernt, entweder das zu ignorieren

oder wenn mir 'n guter Konter einfällt, auch zurückzuschreien.

Aber wenn du als Mädchen was Lustiges zurückschreist,

dann sind alle so: Oh, Bro, sie hat dich voll fertiggemacht.

Ich mach ja auch viel Nerd-Contet auf YouTube,

also viel aus Manga-Anime-Sachen, auch super viel aus Gaming.

Ich muss manchmal meine Credibility als Gamerin verteidigen,

weil generell Frauen im Gaming

immer noch oft 'ne Kontroverse auslösen.

Deshalb musst du einfach oft mehr können als 'n Mann.

Was total fies ist.

So: Hey, du kannst gar nicht wirklich Comics mögen,

du kannst nicht wirklich Gamerin sein.

All diese Sachen kannst du nicht sein, wenn du 'ne Frau bist?

Äh, sorry, ich hab die gleichen Augen

und das gleiche Gehirn wie du. Kann ich doch.

Meine Liebe für Japan fasst sehr früh in meiner Kindheit Fuß,

weil ich natürlich die Generation bin,

die im Nachmittagsfernsehen nicht mit "Berlin Tag und Nacht"

groß geworden ist, sondern mit "Sailor Moon", "Dragon Ball",

"Pokemon", all diese Sachen, die immer 'ne Heldengeschichte erzählen.

Gerade bei "Sailor Moon" hat mich das so sehr ins Herz getroffen,

weil es gab natürlich diese Filme,

wo 'ne Prinzessin darauf wartet, vom Prinzen gerettet zu werden

und dann gibt's 'n Happy End,

aber bei "Sailor Moon" waren's auf einmal superstarke Mädchen,

jede hatte 'ne coole Fähigkeit,

sie mussten nicht auf 'nen Typen warten, der sie rettet,

sondern sie waren richtig badass.

Es ging auch um Freundschaft und Zusammenhalt, alle waren nice.

Das hat mich echt geprägt zu sagen:

Wow, ich will so cool werden wie "Sailor Moon", wenn ich groß bin.

* Titelmusik *

Untertitel: ARD Text im Auftrag von funk (2019)

Wenn euch meine Folge gefallen hat,

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