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2021 ZDF Sendung, heute journal vom 09.07.2021 - Konzepte gesucht - Ladensterben in den Innenstädten

heute journal vom 09.07.2021 - Konzepte gesucht - Ladensterben in den Innenstädten

Diese Untertitel sind live produziert.

Guten Abend,

als "Friedhof der Großmächte" wird Afghanistan auch bezeichnet.

Daran konnte man denken bei der Rede von Joe Biden.

Der US-Präsident hat verkündet, dass die US-Truppen

noch etwas früher als ursprünglich geplant abziehen.

Bereits Ende August sollen die amerikanischen Soldaten

Afghanistan verlassen haben.

Nur in Kabul bleibt ein Resttrupp.

Die Verbündeten räumen ebenso das Feld.

Die letzten deutschen Soldaten sind ja bereits zurück.

Auch für die Bundeswehr war es

einer der längsten und blutigsten Auslandseinsätze.

Das Wort "Niederlage" wollte der US-Präsident nicht in den Mund nehmen

Der Aufbau einer Nation sei ja eh nicht das Ziel gewesen,

fügte er hinzu.

Seine Regierungssprecherin formulierte es so:

Es sei ein 20-jähriger Krieg gewesen, der "nicht gewonnen" wurde.

Dazu gleich noch ein Gespräch, doch zunächst

berichtet unsere Reporterin Katrin Eigendorf aus Mazar-i Sharif.

Eine Stadt in Angst.

An allen großen Straßenkreuzungen von Masar-i-Scharif

werden Autos kontrolliert.

Die Sicherheitskräfte suchen nach Schusswaffen und Sprengstoff.

Eine Region, die unter militärischer Kontrolle der Bundeswehr

fast 20 Jahre als relativ sicher galt,

ist innerhalb weniger Tage zum Kriegsgebiet geworden.

Die Taliban sind zurück und feiern selbstbewusst ihre Eroberungen.

In Islam Qala, einem wichtigen Handelsort an der iranischen Grenze,

konnten die Kämpfer einmarschieren.

Die Armee leistet offenbar keinen Widerstand.

Ist Masar-i-Scharif die nächste Stadt?

Auf dem Bazar im Zentrum machen sich viele Händler Sorgen.

Der Grund ist, dass die Taliban

immer näher an die Stadt heranrücken.

Die Menschen haben Angst, niemand will mehr einkaufen gehen.

Die Leute haben sogar Angst, Brot kaufen zu gehen.

Wer es sich leisten kann,

verlässt die Stadt, sogar das Land, erzählen sie.

Wenn wir uns die Situation anschauen,

dann haben wir wirklich eine dunkle Zukunft mit diesen Leuten.

Es ist noch nicht so klar,

aber ihre Gedanken sind schlecht und dunkel.

Im Stich gelassen, so fühlen sich viele Afghanen,

mit denen wir sprechen.

Ganz besonders die, die für die Bundeswehr gearbeitet haben.

Wir treffen Najibullah Ansari.

Er hat im Camp Marmal, dem Feldlager der Bundeswehr,

als Übersetzer gearbeitet.

Wie viele Ortskräfte fürchtet er jetzt Racheakte der Taliban.

Ich kann hier kein normales Leben mehr führen.

Ich kann nicht arbeiten

und ich kann hier nicht in der Stadt herumlaufen.

Ich muss dieses Land verlassen.

Ich möchte von den deutschen Truppen,

dass sie uns an einen sicheren Ort bringen.

Auch seine Frau ist bereit, alles aufzugeben.

Notfalls will sie sogar mit den beiden Kindern zurückbleiben.

Jeder im Dorf weiß, dass mein Mann mit Ausländern gearbeitet hat.

Auch die Taliban haben diese Information.

Ich denke nicht an die anderen Mitglieder unserer Familie,

denn das Leben meines Mannes ist in großer Gefahr

und er sollte gehen.

In Masar hat das deutsche Konsulat geschlossen.

An wen sie sich wenden sollen, weiß die Familie nicht.

Afghanistan droht immer weiter ins Chaos zu abzustürzen.

Die Armee, ausgebildet von westlichen Beratern,

hält der Offensive der Taliban nicht Stand.

Und v.a. im Norden schicken nun die alten Warlords

ihre Milizen in den Kampf gegen die Taliban.

Eine gefährliche Entwicklung,

denn die Regierung in Kabul verliert immer mehr an Macht.

Darüber wollen wir

mit einem ausgewiesenen Sicherheitsexperten sprechen,

mit Prof. Carlo Masala, Professor für internationale Politik

an der Universität der Bundeswehr in München.

Guten Abend, Herr Prof. Masala. Schönen guten Abend, Frau Slomka.

Wir haben es eben in dem Bericht gehört,

die Bundeswehr lässt einige dieser Ortskräfte,

die ihnen jetzt so viele Jahre geholfen haben, regelrecht im Stich.

Das kann doch auch nicht im Interesse der Bundeswehr sein,

so zu handeln, oder?

Nein, das ist absolut nicht im Interesse der Bundeswehr.

Es gibt eine moralische Verpflichtung,

diesen Menschen zu helfen,

aber selbst wenn man keine moralische Verpflichtung sieht,

gibt es eine strategische Notwendigkeit,

weil die Bundeswehr irgendwann wieder in einem Auslandseinsatz ist,

wo man wiederum Ortskräfte braucht.

Und wenn man das Signal aussendet,

dass man sich nicht um diese Ortskräfte

nach einem Abzug kümmert, dann ist das ein furchtbares Signal

für zukünftige Auslandseinsätze der Bundeswehr.

Stichwort "Auslandseinsätze" - man versucht ja,

aus diesen 20 Jahren in Afghanistan,

dem blutigsten und längsten Einsatz der Bundeswehr, etwas zu lernen.

Die Taliban sind wieder auf dem Vormarsch.

Wenn es richtig schlecht läuft,

sind sie irgendwann auch wieder in Kabul.

Man fragt sich: Was hat dieser Einsatz gebracht?

Wenn die Entwicklung so weitergeht, wie sie sich im Moment andeutet,

nämlich mit einer absehbaren Machtübernahme der Taliban wieder,

dann hat dieser Einsatz überhaupt nichts gebracht.

Solange die internationalen Truppen vor Ort waren,

hat es in gewissen Teilen Afghanistans

die Situation für die Menschen verbessert.

Aber jetzt, wo die Taliban

einen Bezirk nach dem anderen wieder übernehmen,

drehen sie das ganze Rad wieder zurück.

Wenn die Taliban die Macht demnächst wieder übernehmen sollten

oder wenn sie alles außer Kabul kontrollieren,

wird es für die meisten Menschen in Afghanistan genauso sein,

wie es vor der Intervention war unter der Taliban-Herrschaft.

Der Einsatz hat nachhaltig zu keiner Verbesserung in Afghanistan geführt.

Er hat auch nicht dazu geführt,

und das war das Ziel dieser letzten Mission,

dass die afghanische reguläre Armee, die Staatsarmee,

einigermaßen in der Lage ist, sich gegen die Taliban zu wehren.

Aber das scheint ja überhaupt nicht der Fall zu sein.

Das ist schon seit längerer Zeit absehbar gewesen.

Der Heeresteil der afghanischen Armee zerfällt.

Die Polizei, die nicht Teil der Armee ist, ist auch am Zerfallen.

Das, was einigermaßen gut funktioniert,

sind die Spezialeinheiten und die Luftwaffe Afghanistans.

Aber jetzt, wo sich die Amerikaner und die amerikanischen Contractors

aus Afghanistan rausziehen, werden die Afghanen

in ein paar Wochen, Monaten nicht mehr in der Lage sein,

diese Helikopter, die sie haben, zur warten und einzusetzen.

Sie werden dann keinen Beitrag zur Bekämpfung der Taliban

leisten können.

Wir haben da jahrelang etwas aufgebaut,

was jetzt sehenden Auges zerfällt.

Sie haben in Ihrer Arbeit an der Bundeswehruniversität

ständig mit Soldaten zu tun.

Auch mit solchen, die in Afghanistan waren -

herrscht da eigentlich Frust über diesen Einsatz?

Wenn man dann so zurückguckt und sich fragt:

Warum sind da unsere Kameraden ge- fallen für nichts und wieder nichts?

Nein, da herrscht kein Frust über den Einsatz

und das Eingeset-Werden in Afghanistan mit Blick auf das,

was jetzt in Afghanistan passiert.

Es herrscht und herrschte ein sehr großer Frust

über die Art und Weise, wie die bundesrepublikanische Gesellschaft

und große Teile der deutschen Politik

mit diesem Einsatz umgegangen sind.

Nämlich ihn lieber der Bevölkerung zu verschweigen

als ihn ständig zu thematisieren.

Viele dieser Soldat*innen haben das Gefühl,

dass diese Gesellschaft, die Politik,

für die sie in Afghanistan waren, ihnen nicht ausreichend den Rücken

bei der Erfüllung dieser Aufgaben gestärkt hätte.

Es gibt diesen berühmten Satz von Peter Struck,

dem früheren SPD-Verteidigungsminister,

dass die Sicherheit Deutschlands auch am Hindukusch verteidigt wird.

Nun wird anscheinend die Sicherheit Deutschlands

nicht mehr am Hindukusch verteidigt,

aber was kann das in Zukunft für Deutschland bedeuten:

mehr Fluchtbewegungen aus Afghanistan oder wo sehen Sie Gefahren?

Ich sehe die Gefahren eher regionaler Natur.

Ja, es kann sein, dass es mehr Fluchtbewegungen aus Afghanistan

unter einer Taliban-Herrschaft gibt, aber ob die bis nach Europa reichen,

steht erst mal außer Frage.

Es ist eine Destabilisierung der Region da unten.

Die Pakistanis, die die Taliban sehr stützen,

werden jetzt wieder die Oberhand gewinnen.

Das wird den Indern nicht gefallen.

Die Chinesen versuchen gerade wieder,

einen Fuß in Afghanistan reinzubekommen.

Dieses Afghanistan, das immer ein strategisch wichtiger Faktor

in dieser Region war, wird jetzt wieder ein wichtiger Faktor,

aber möglicherweise auch ein strategischer Unruheherd,

so wie es bis 2001 war.

Vielen Dank für Ihre Einschätzung und Analyse.

Für Afghanen, die bereits nach Deutschland geflohen sind,

dürfte es ernüchternd sein, den Abzug des Westens

aus ihrer früheren Heimat zu beobachten.

Denn damit schwindet auch die letzte Hoffnung,

dorthin irgendwann zurückkehren zu können.

Oder zumindest Verwandte zu besuchen, ohne Leib und Leben zu riskieren.

Anna Kleiser hat darüber mit einem Afghanen gesprochen,

der vor zwölf Jahren nach Deutschland floh.

Damals noch ein Jugendlicher war er über ein Jahr auf der Flucht gewesen,

bis er schließlich in einer Asylunterkunft

im Hochtaunuskreis landete.

Inzwischen führt er in Frankfurt einen eigenen Handwerksbetrieb.

Eigentlich wollte Hedayatullah Mohammadi

Mediziner oder Architekt werden.

Jetzt, sagt er, ist er beides.

Ich bin so ein glücklicher Mensch, dass ich Schumacher gelernt habe.

Weil mit diesem Beruf bin ich auch Architekt, weil ich zeichne.

Und ich mache Schuhe.

Und Mediziner oder Arzt, weil ich repariere Schuhe.

Die sind auch wie Patienten.

Wer Hedys Schuhmanufaktur betritt, spürt sofort,

dass er seinen Beruf liebt.

Die 30 Quadratmeter im Frankfurter Brückenviertel

riechen nach Leder und Klebstoff.

Bis hierhin war es ein weiter Weg.

Mit 17 wird er in Afghanistan gekidnappt.

Seine Familie kauft ihn frei, schickt ihn auf die Flucht.

Über ein Jahr ist er unterwegs, landet in Oberursel.

Als ich damals angefangen habe mit der Ausbildung.

Ich war damals in einem Asylheim.

Wir waren zwei oder manchmal drei Jungen in einem Zimmer.

Und manchmal wollte ich lernen, aber die anderen

wollten andere Sache machen: Musik hören oder fernsehgucken.

Die Startbedingungen sind hart, halten ihn aber nicht auf.

Auf den Hauptschulabschluss folgt der Geselle,

dann, sein Stolz, der Meisterbrief.

2017 macht er sich selbstständig.

Man muss kämpfen, kämpfen, kämpfen, weil von nix kommt.

Es schenkt keiner einem was im Leben.

Man muss selbst suchen und finden und dann festhalten.

2021 bekommt er den deutschen Pass.

Von Afghanistan bleiben nur Erinnerungen, nicht mal Fotos.

Die ganze Familie ist mittlerweile geflüchtet,

zwei Brüder kamen nach Frankfurt.

Einen hat er zum Schuster ausgebildet,

dem anderen finanziert er das Studium.

Alles, was ich gefunden habe, was ich gekriegt habe,

kann ich wieder weiterleiten.

Als Hedy noch am Anfang stand,

wurde er vom Jungendmigrationsdienst unterstützt - dort sagt man:

Das gelingt nicht häufig, aber es gelingt eben doch auch.

Es ist aber eben schon auch so, dass es manchmal vorkommt,

dass diese Einschnitte, die die Menschen erleben,

so gravierend sind,

dass man letztendlich wieder ein bisschen von vorne anfangen muss.

Die Fluchterfahrung macht auch Hedy zu schaffen.

Bei Fragen nach dieser Zeit werden die Antworten kürzer,

er verschlossener.

Ich habe mich wirklich ein paar Mal sterben sehen.

Ein paar Mal sterben sehen.

Weil wenn man ohne Wasser, ohne Essen, ohne gar nichts.

Es ist nicht einfach.

Berichte aus Afghanistan wecken ein Gefühl der Ohnmacht.

Eine Rückkehr, kaum vorstellbar.

Frankfurt wurde zu seiner neuen Heimat.

Hier hat er sich alles aufgebaut.

Die Schuhe sind zu seinem Leben geworden.

Und er ist aus der Brücke nicht mehr wegzudenken.

Und jetzt macht erstmal Gundula Gause weiter, mit den Nachrichten.

Bei einem Großbrand in einer Fabrik in Bangladesch

sind mindestens 52 Menschen ums Leben gekommen.

Die Brandursache ist noch unklar.

Betroffen ist eine Fabrik für Lebensmittel und Getränke

nahe der Hauptstadt Dhaka.

Arbeiter, die sich retten konnten, berichten von verschlossenen Türen.

Es hätten sich mindestens 1000 Beschäftigte

in dem sechsstöckigen Bau aufgehalten.

In dem südasiatischen Billiglohnland kommt es immer wieder

zu Fabrikunglücken, bei einem der schwersten

waren 2013 über 1100 Menschen gestorben.

Hilfsorganisationen haben mit großer Erleichterung

auf die vereinbarte Fortsetzung der bisherigen UN-Hilfe

für notleidende Syrer reagiert.

Der UN-Sicherheitsrat hatte einstimmig beschlossen,

dass die Vereinten Nationen weiterhin Hilfsgüter von der Türkei nach Syrien

und dort in Rebellengebiete bringen dürfen.

Zuvor hatte Russland gedroht,

diesen letzten von früher vier Grenzübergängen

für UN-Hilfslieferungen zu schließen.

Die Versorgung von etwa 2 Mio. syrischen Flüchtlingen

hätte dann nur noch über das Assad-Regime laufen können.

Das Rettungsschiff "Ocean Viking" hat an der sizilianischen Küste angelegt.

Fünf Tage lang hatte das Schiff der Organisation "SOS Mediterannée"

mit mehr als 570 geretteten Migranten an Bord einen sicheren Hafen gesucht.

Erst heute erlaubte Italien die Hafeneinfahrt in Augusta.

Die ersten der 572 Flüchtlinge konnten bereits an Land gehen,

darunter Kranke und fast 180 Minderjährige,

die ohne Begleitung von Erwachsenen sind.

Die EU-Kommission hat angeboten,

die Verteilung der Geretteten zu koordinieren.

Die Impfstoffhersteller Pfizer und Biontech

halten es für wahrscheinlich, dass eine dritte Corona-Impfung

spätestens nach einem Jahr notwendig wird,

da der Impfschutz nach etwa sechs Monaten langsam nachlasse.

Das schließe man aus Daten, die in Israel erhoben wurden.

Wegen steigender Infektionszahlen hat die Bundesregierung ganz Spanien

wieder als Risikogebiet eingestuft, also auch Mallorca und die Balearen.

Für Touristen ändert sich kaum etwas, sie müssen einen negativen Test,

eine vollständige Impfung oder Genesung nachweisen.

Einen strengen Weg geht Malta: Ab Ende kommender Woche

dürfen dort nur noch vollständig Geimpfte einreisen.

Corona war und ist ja nicht nur für die Tourismusbranche ein Horror.

Zu den vielen Wirtschaftsbereichen, die es hart getroffen hat,

gehört auch der Einzelhandel.

Ladeninhaber hatten schon vor der Pandemie

vielerorts gewaltige Probleme.

Nun ist die Online-Konkurrenz noch stärker geworden.

Die Folgen betreffen aber nicht nur die Einzelhändler selbst.

Das Ladensterben verändert auch die Städte.

Viele Kommunen haben das auch längst erkannt.

Und die Bundesregierung

will Innenstädte finanziell stärker unterstützen.

Nur braucht es auch zündende Ideen,

was man konkret gegen die Verödung tun kann.

Der Deutsche Städtetag hat dazu heute Vorschläge vorgelegt.

Wie solche Modellprojekte zur Stadtentwicklung aussehen können,

lässt sich z.B. in Nürnberg beobachten.

Von dort berichtet Peter Aumeier.

Harte Monate liegen hinter Klaus Harl.

Corona und die Folgen

haben seinem Haushaltswarengeschäft schwer zugesetzt.

Wir leben aus der Substanz.

Ich hätte, wenn Sie mir das vor einem halben Jahr gesagt hätten,

dass wir so lange zuhaben werden, hätte ich nicht gedacht,

dass wir das so überleben werden.

Und wie das dann wirklich aussieht,

kann ich erst nach der nächsten Bilanz sagen,

wenn die Bestände und alles genauer gezählt ist.

Der Lorenzer Platz in Nürnberg.

Wenige Straßen weiter ist die Fußgängerzone zwar wieder voll,

viele Geschäfte trotzdem geschlossen.

Mehr als 100.000 Einzelhandelsgeschäfte

sind bundesweit in ihrer Existenz bedroht,

rechnet der Handelsverband Deutschland vor.

Nürnberg, die alte Handelsstadt, steht beispielhaft

für die Schwindsucht deutscher Innenstädte.

Da macht ein Geschäft zu, ein zweites.

Da sagt sich der Mensch, da brauchst du nicht mehr hingehen.

Da ist ja alles zu.

Scheiben sind verklebt oder angemalt.

Das ist dann nicht mehr schön.

Dann macht der Nächste auch noch zu.

Und dann geht das weiter, dann geht ein Teufelskreis los.

Damit es nicht soweit kommt,

gibt es jetzt am Lorenzer Platz eine grüne Insel.

Vorbei die Zeit, als allein der Handel die Attraktion war.

"Verweilqualität" lautet heute das Zauberwort.

Viele gehen nur noch online shoppen.

Und wir müssen sie wieder in die Innenstadt bringen.

Und dazu kommen mehr Komponenten: nicht nur gute Einzelhändler,

sondern auch die Verweilqualität muss gesteigert werden.

Davon profitiert auch wieder die hiesige Wirtschaft.

Es besteht Handlungsdruck.

Die führenden Marktforscher der GfK in Nürnberg

haben in 340 deutschen Städten nachgefragt.

Das Ergebnis: künftig werden viele Pendler, auch langfristig,

nicht mehr kommen und dort kaufen, wo sie leben und arbeiten: zuhause.

Was kann ich in der Stadt anbieten, was wirklich attraktiv ist.

Veranstaltungen, die auch spontan sein können.

Dafür braucht es natürlich flexible Flächen, die man hat.

Es braucht natürlich auch mehr Grün.

Es braucht v.a. auch mehr für jüngere Menschen

und für Familien mit Kindern.

Das Schlimmste, was passieren kann, sagen Experten, sei,

dass nichts passiert.

Kommunen, die auf bessere Zeiten warten, warteten wohl vergeblich.

Die Schnellen sind da viel mehr im Vorteil als die Langsamen.

Das ist das nicht Groß gegen Klein,

wie man vielleicht landläufig denken würde,

sondern die Schnellen, die Handelnden gegen die Langsamen,

die sagen, morgen wird es dann wieder besser.

Das Geschäft von Klaus Harl

hat fünf Generationen und viele Krisen erlebt und überlebt.

Man muss auch was verändern, man muss sich was trauen,

man muss vorwärtsgehen, dann bewegt sich was.

Und dann geht wieder was.

Zumindest seine Aussichten haben sich verbessert.

Mit Wirtschaft geht's bei Gundula weiter.

In Venedig beraten die Finanzminister der G20

über eine globale Mindeststeuer für international aktive Unternehmen.

Der Beschluss für eine Umverteilung von Besteuerungsrechten

würde den Staaten Milliarden-Mehreinnahmen bringen.

Frank Bethmann,

ein Durchbruch wäre nach jahrelangem Ringen von historischer Dimension.

Tatsächlich, über 100 Jahre ist das bisherige Steuersystem alt.

Längst überholt und nicht mehr zeitgemäß.

Noch aber sind nicht alle überzeugt und das ist ein Problem.

Denn damit so eine globale Mindestbesteuerung Sinn macht,

müssen mehr Länder mitmachen als nur die G20-Gruppe.

Inzwischen unterstützen 131 Staaten das Vorhaben,

was im wesentlichen vorsieht,

eine globale Mindeststeuer für Unternehmen von mindestens 15 %

und als zweite Säule eine faire Verteilung der Besteuerung.

Darum geht es v.a.: um Fairness.

Künftig sollen multinationale Konzerne

nicht mehr nur dort Steuern zahlen,

wo sie steuerrechtlich ihren Hauptsitz haben,

sprich dort, wo es am günstigsten ist,

sondern auch auf den Märkten, auf denen sie Gewinne erzielen.

Ein Paradigmenwechsel, aber auch keine Einbahnstraße.

Während Amazon, Apple und Co. in Deutschland

mehr zur Kasse gebeten werden, würden VW, Bayer und andere

mehr Steuern im Ausland bezahlen und vermutlich weniger hierzulande.

Der Steuerteufel steckt sicherlich in den Details,

sagte Chefvolkswirt Ulrich Kater heute dem ZDF.

Aber ein solcher Grundsatzbeschluss

wird auch materielle Auswirkungen haben.

Die Schätzungen liegen bei etwa 100 bis 200 Mrd. US-Dollar

an Mehreinnahmen für alle Länder zusammen.

Daran wird sich kein Staatshaushalt gesundstoßen können,

es ist aber ein Anfang.

Ein Anfang, um v.a. den Steuersenkungswettlauf

der Länder untereinander zu beenden.

Eine der Schlüsselfiguren im Cum-Ex-Steuerskandal

um undurchsichtige Geschäfte mit Dividendenpapieren

ist in der Schweiz festgenommen worden:

der Steueranwalt und vormalige Finanzbeamte Hanno Berger.

Das Landgericht Bonn hatte Haftbefehl gegen den 70-Jährigen erlassen.

Der Anwalt hat Vorwürfe gegen ihn stets bestritten,

der "Cum-Ex-Handel" sei ein legales Steuersparmodell.

Durch den Dividendenhandel soll dem deutschen Fiskus

ein Milliardenschaden entstanden sein.

An der Bundestagswahl im September können 53 Parteien teilnehmen.

Darunter sind die bereits im Bundestag oder in einem Landtag

vertretenen Parteien.

Vor dem Bundeswahlausschuss hatten sich darüber hinaus

88 kleinere Parteien um eine Teilnahme beworben.

44 davon sprach der Ausschuss die notwendige Anerkennung zu,

wie beispielsweise der "Bergpartei".

Gescheitert war dagegen die "Anar- chistische Pogo-Partei Deutschlands".

Bei der Tour de France hat Mark Cavendish

die 13. Etappe in Carcassonne gewonnen.

Mit diesem 34. Tagessieg seiner Karriere hat der Brite

den Rekord der belgischen Rad-Ikone Eddy Merckx eingestellt.

Der Eintrag in die Geschichtsbücher ist ihm sicher.

Michael Pfeffer.

Der Mann in Grün scheint beim Zielsprint schon abgehängt,

aber mit Teamwork und Timing fängt er die Konkurrenz noch ab.

Total erschöpft, sogar später beim Interview:

Ich bin so kaputt.

220 km in dieser Hitze und dem Wind und dann so ein Finale.

Ein Defekt zuvor kostet sogar noch Zeit und doch:

In Carcassonne schreibt der 36-jährige Brite Geschichte,

zieht gleich mit Eddy Merckx.

Die Sprinterwertung ist ihm kaum noch zu nehmen.

Ein vollbesetztes Kino, die Menschen dicht an dicht.

Bilder aus einer anderen Zeit, Masken kannte man da auch noch nicht.

Den Kinobetreibern geht's ähnlich wie den Ladenbesitzern,

von denen in der Sendung ja schon die Rede war.

Probleme hatten viele schon vor Corona,

die Pandemie wirkt wie ein Beschleuniger.

Und die Konkurrenz der Streaming-Dienste wächst auch weiter.

Und doch strahlen auch die Filmfestspiele in Cannes

die Hoffnung aus, dass das Leinwand- erlebnis durch nichts zu ersetzen ist

und die Sehnsucht danach das Publikum zurückbringen wird.

Sabine Schultz berichtet aus Cannes.

Es ist die Rückkehr des Kinos und seiner Akteure

auf die Weltbühne von Cannes.

Ein triumphales Comeback soll es werden,

nach der Zwangspause im letzten Jahr.

Mit Glanz und Gloria und jeder Menge Stars.

Matt Damon, einer der Gefragtesten des amerikanischen Kinos,

und Spotlight-Regisseur Tom McCarthy

präsentieren ihren Film "Stillwater".

Um es gleich zu sagen, Matt Damon ist großartig

in der Rolle des typischen Provinz-Amerikaners Bill Baker.

Ein Bohrarbeiter, potentieller Trump-Anhänger,

der seine Heimat Stillwater in Oklahoma noch nie verlassen hat.

Nun besucht er seine Tochter in Frankreich, Marseille, im Gefängnis.

Sie soll ihre Freundin getötet haben.

Es steht nicht gut um die Beweise ihrer Unschuld.

* Filmszene *

Ein packender Thriller und doch so viel mehr:

Vater, Tochter, Entfremdung, Verantwortung

und ein Amerikaner in Marseille.

Weltanschauungen, die aufeinanderprallen.

Ein Film mit Oscar-Potential, in Cannes aber außer Konkurrenz.

Es ist ein Festival, bei dem alles zusammenkommt.

Avantgarde, Mainstream, Autorenfilme und Kommerz.

Nur Streamingdienste bleiben außen vor.

Zumindest die, die ihre Filme nicht ins Kino bringen.

Wir haben eine klare Regel: Die Filme im Wettbewerb

müssen später auch in die französischen Kinos kommen.

Netflix gefällt das nicht, sie wollen diese Regel nicht befolgen.

Ich habe sie eingeladen, außer Konkurrenz zu laufen,

aber das möchten sie nun wieder nicht.

Wir sind nun mal ein Kino-Festival

und zeigen Filme für die große Leinwand.

Kann Cannes das Kino retten?

Die letzte Bastion zur Verteidigung der großen Leinwand?

Nicht alle halten das für notwendig.

Die Freiheit und Möglichkeiten der Streamingdienste finde ich toll.

Als Schauspielerin und Regisseurin will ich Geschichten erzählen,

auf einer Smart-Watch oder sonst wo, egal.

Auch Jurypräsident Spike Lees letzter Film war ein Streamingfilm,

wie die meisten im letzten Oscar-Rennen.

Nur noch Couch statt Kino?

Kino und Streamingdienste können durchaus koexistieren.

Man dachte auch mal, dass das Fernsehen das Kino verdrängen würde.

Große Aufregung und nichts ist passiert.

Einige Filme in Cannes

sind durchaus auch Koproduktionen mit digitalen Plattformen

wie "Annette" - ZDF, Arte und Amazon.

Sie kommen aber zuerst ins Kino und profitieren so

von der Aufmerksamkeit glanzvoller Premieren.

Minutenlang Standing Ovations für "Stillwater".

Die Magie des Kinos als kollektives Erlebnis.

In einem Kino zu sein mit 1.000 anderen Leuten, die Fremde sind,

aber Teil einer Gemeinschaft mit den gleichen Gefühlen,

hat mich bewegt und erinnert, warum wir das hier eigentlich machen.

Cannes feiert das Kino.

Es lebt und bewegt sich in alle Richtungen.

Das war's von uns.

Und weil es so schön ist, dass jetzt im Sommer endlich wieder

größere Veranstaltungen stattfinden können, geht es hier gleich weiter

mit Sommernachtsmusik - heute Abend, Open Air aus München.

Und um Mitternacht ist dann hier wieder Zeit

für unser "heute journal up:date", mit Christopher Wehrmann.

Und im heute journal freuen sich morgen Abend

Bettina Schausten und Heinz Wolf auf Sie.

Auf Wiedersehen.

In diesem Sommer ist es wichtig, die sonnigen Pausen auszunutzen,

denn wenn so ein Tief weggezogen ist,

dann kommt in der Regel ein kleines Zwischenhoch,

das allerdings nicht sehr lange durchhält.

Morgen Abend kommt da von Frankreich, von Belgien, den Niederlanden

und Luxemburg her schon gleich das nächste Tief an.

Heute Nacht regnet es noch zwischen dem Erzgebirge und der Ostseeküste.

Der Regen lässt im Laufe der Nacht allerdings nach,

genau wie die Gewitter.

Sonst ist es häufig klar

und ab und zu bildet sich etwas Nebel oder Dunst,

denn häufig wird es kühl.

Etwas kühler ist es an der Nordsee,

wärmer an der Donau oder am Oberrhein.

Dazu passt auch der Wohlfühlvormittag.

Sonne und Wolken wechseln sich morgen ab.

Die letzten Regenschauer verabschieden sich Richtung Ostsee,

aber am Nachmittag kommt dann schon wieder der nächste Regen heran.

Und der ist z.T. auch wieder mit Gewittern durchsetzt.

Diese Regenwolken mit den Gewittern ziehen im Laufe der Nacht zu Sonntag

weiter in Richtung Nordosten.

Dort schüttet es also dann ganz heftig.

Im Südwesten dagegen wird der Sonntag freundlich.

Da scheint häufiger die Sonne.

Und in der neuen Woche:

Da kommt schon gleich das nächste Unwettertief auf uns zu.

Z.T. wird es richtig heiß.

heute journal vom 09.07.2021 - Konzepte gesucht - Ladensterben in den Innenstädten heute journal από 09.07.2021 - Έννοιες που αναζητούνται - Θάνατος καταστημάτων στα κέντρα των πόλεων heute journal vom 09.07.2021 - Concepts wanted - Shop death in the inner cities heute journaal van 09.07.2021 - Concepten gezocht - Winkeldood in de binnenstad журнал heute от 09.07.2021 - Концепты в розыске - Гибель магазинов в центрах городов

Diese Untertitel sind live produziert.

Guten Abend,

als "Friedhof der Großmächte" wird Afghanistan auch bezeichnet.

Daran konnte man denken bei der Rede von Joe Biden.

Der US-Präsident hat verkündet, dass die US-Truppen

noch etwas früher als ursprünglich geplant abziehen.

Bereits Ende August sollen die amerikanischen Soldaten

Afghanistan verlassen haben.

Nur in Kabul bleibt ein Resttrupp.

Die Verbündeten räumen ebenso das Feld.

Die letzten deutschen Soldaten sind ja bereits zurück. The last German soldiers are already back.

Auch für die Bundeswehr war es It was also for the Bundeswehr

einer der längsten und blutigsten Auslandseinsätze.

Das Wort "Niederlage" wollte der US-Präsident nicht in den Mund nehmen

Der Aufbau einer Nation sei ja eh nicht das Ziel gewesen,

fügte er hinzu.

Seine Regierungssprecherin formulierte es so:

Es sei ein 20-jähriger Krieg gewesen, der "nicht gewonnen" wurde.

Dazu gleich noch ein Gespräch, doch zunächst

berichtet unsere Reporterin Katrin Eigendorf aus Mazar-i Sharif.

Eine Stadt in Angst.

An allen großen Straßenkreuzungen von Masar-i-Scharif

werden Autos kontrolliert.

Die Sicherheitskräfte suchen nach Schusswaffen und Sprengstoff.

Eine Region, die unter militärischer Kontrolle der Bundeswehr

fast 20 Jahre als relativ sicher galt,

ist innerhalb weniger Tage zum Kriegsgebiet geworden.

Die Taliban sind zurück und feiern selbstbewusst ihre Eroberungen.

In Islam Qala, einem wichtigen Handelsort an der iranischen Grenze,

konnten die Kämpfer einmarschieren.

Die Armee leistet offenbar keinen Widerstand.

Ist Masar-i-Scharif die nächste Stadt?

Auf dem Bazar im Zentrum machen sich viele Händler Sorgen.

Der Grund ist, dass die Taliban

immer näher an die Stadt heranrücken.

Die Menschen haben Angst, niemand will mehr einkaufen gehen.

Die Leute haben sogar Angst, Brot kaufen zu gehen.

Wer es sich leisten kann,

verlässt die Stadt, sogar das Land, erzählen sie.

Wenn wir uns die Situation anschauen,

dann haben wir wirklich eine dunkle Zukunft mit diesen Leuten.

Es ist noch nicht so klar,

aber ihre Gedanken sind schlecht und dunkel.

Im Stich gelassen, so fühlen sich viele Afghanen,

mit denen wir sprechen.

Ganz besonders die, die für die Bundeswehr gearbeitet haben.

Wir treffen Najibullah Ansari.

Er hat im Camp Marmal, dem Feldlager der Bundeswehr,

als Übersetzer gearbeitet.

Wie viele Ortskräfte fürchtet er jetzt Racheakte der Taliban.

Ich kann hier kein normales Leben mehr führen.

Ich kann nicht arbeiten

und ich kann hier nicht in der Stadt herumlaufen.

Ich muss dieses Land verlassen.

Ich möchte von den deutschen Truppen,

dass sie uns an einen sicheren Ort bringen.

Auch seine Frau ist bereit, alles aufzugeben.

Notfalls will sie sogar mit den beiden Kindern zurückbleiben.

Jeder im Dorf weiß, dass mein Mann mit Ausländern gearbeitet hat.

Auch die Taliban haben diese Information.

Ich denke nicht an die anderen Mitglieder unserer Familie,

denn das Leben meines Mannes ist in großer Gefahr

und er sollte gehen.

In Masar hat das deutsche Konsulat geschlossen.

An wen sie sich wenden sollen, weiß die Familie nicht.

Afghanistan droht immer weiter ins Chaos zu abzustürzen.

Die Armee, ausgebildet von westlichen Beratern,

hält der Offensive der Taliban nicht Stand.

Und v.a. im Norden schicken nun die alten Warlords

ihre Milizen in den Kampf gegen die Taliban.

Eine gefährliche Entwicklung,

denn die Regierung in Kabul verliert immer mehr an Macht.

Darüber wollen wir

mit einem ausgewiesenen Sicherheitsexperten sprechen,

mit Prof. Carlo Masala, Professor für internationale Politik

an der Universität der Bundeswehr in München.

Guten Abend, Herr Prof. Masala. Schönen guten Abend, Frau Slomka.

Wir haben es eben in dem Bericht gehört,

die Bundeswehr lässt einige dieser Ortskräfte,

die ihnen jetzt so viele Jahre geholfen haben, regelrecht im Stich.

Das kann doch auch nicht im Interesse der Bundeswehr sein,

so zu handeln, oder?

Nein, das ist absolut nicht im Interesse der Bundeswehr.

Es gibt eine moralische Verpflichtung,

diesen Menschen zu helfen,

aber selbst wenn man keine moralische Verpflichtung sieht,

gibt es eine strategische Notwendigkeit,

weil die Bundeswehr irgendwann wieder in einem Auslandseinsatz ist,

wo man wiederum Ortskräfte braucht.

Und wenn man das Signal aussendet,

dass man sich nicht um diese Ortskräfte

nach einem Abzug kümmert, dann ist das ein furchtbares Signal

für zukünftige Auslandseinsätze der Bundeswehr.

Stichwort "Auslandseinsätze" - man versucht ja,

aus diesen 20 Jahren in Afghanistan,

dem blutigsten und längsten Einsatz der Bundeswehr, etwas zu lernen.

Die Taliban sind wieder auf dem Vormarsch.

Wenn es richtig schlecht läuft,

sind sie irgendwann auch wieder in Kabul.

Man fragt sich: Was hat dieser Einsatz gebracht?

Wenn die Entwicklung so weitergeht, wie sie sich im Moment andeutet,

nämlich mit einer absehbaren Machtübernahme der Taliban wieder,

dann hat dieser Einsatz überhaupt nichts gebracht.

Solange die internationalen Truppen vor Ort waren,

hat es in gewissen Teilen Afghanistans

die Situation für die Menschen verbessert.

Aber jetzt, wo die Taliban

einen Bezirk nach dem anderen wieder übernehmen,

drehen sie das ganze Rad wieder zurück.

Wenn die Taliban die Macht demnächst wieder übernehmen sollten

oder wenn sie alles außer Kabul kontrollieren,

wird es für die meisten Menschen in Afghanistan genauso sein,

wie es vor der Intervention war unter der Taliban-Herrschaft.

Der Einsatz hat nachhaltig zu keiner Verbesserung in Afghanistan geführt.

Er hat auch nicht dazu geführt,

und das war das Ziel dieser letzten Mission,

dass die afghanische reguläre Armee, die Staatsarmee,

einigermaßen in der Lage ist, sich gegen die Taliban zu wehren.

Aber das scheint ja überhaupt nicht der Fall zu sein.

Das ist schon seit längerer Zeit absehbar gewesen.

Der Heeresteil der afghanischen Armee zerfällt.

Die Polizei, die nicht Teil der Armee ist, ist auch am Zerfallen.

Das, was einigermaßen gut funktioniert,

sind die Spezialeinheiten und die Luftwaffe Afghanistans.

Aber jetzt, wo sich die Amerikaner und die amerikanischen Contractors

aus Afghanistan rausziehen, werden die Afghanen

in ein paar Wochen, Monaten nicht mehr in der Lage sein,

diese Helikopter, die sie haben, zur warten und einzusetzen.

Sie werden dann keinen Beitrag zur Bekämpfung der Taliban

leisten können.

Wir haben da jahrelang etwas aufgebaut,

was jetzt sehenden Auges zerfällt.

Sie haben in Ihrer Arbeit an der Bundeswehruniversität

ständig mit Soldaten zu tun.

Auch mit solchen, die in Afghanistan waren -

herrscht da eigentlich Frust über diesen Einsatz?

Wenn man dann so zurückguckt und sich fragt:

Warum sind da unsere Kameraden ge- fallen für nichts und wieder nichts?

Nein, da herrscht kein Frust über den Einsatz

und das Eingeset-Werden in Afghanistan mit Blick auf das,

was jetzt in Afghanistan passiert.

Es herrscht und herrschte ein sehr großer Frust

über die Art und Weise, wie die bundesrepublikanische Gesellschaft

und große Teile der deutschen Politik

mit diesem Einsatz umgegangen sind.

Nämlich ihn lieber der Bevölkerung zu verschweigen

als ihn ständig zu thematisieren.

Viele dieser Soldat*innen haben das Gefühl,

dass diese Gesellschaft, die Politik,

für die sie in Afghanistan waren, ihnen nicht ausreichend den Rücken

bei der Erfüllung dieser Aufgaben gestärkt hätte.

Es gibt diesen berühmten Satz von Peter Struck,

dem früheren SPD-Verteidigungsminister,

dass die Sicherheit Deutschlands auch am Hindukusch verteidigt wird.

Nun wird anscheinend die Sicherheit Deutschlands

nicht mehr am Hindukusch verteidigt,

aber was kann das in Zukunft für Deutschland bedeuten:

mehr Fluchtbewegungen aus Afghanistan oder wo sehen Sie Gefahren?

Ich sehe die Gefahren eher regionaler Natur.

Ja, es kann sein, dass es mehr Fluchtbewegungen aus Afghanistan

unter einer Taliban-Herrschaft gibt, aber ob die bis nach Europa reichen,

steht erst mal außer Frage.

Es ist eine Destabilisierung der Region da unten.

Die Pakistanis, die die Taliban sehr stützen,

werden jetzt wieder die Oberhand gewinnen.

Das wird den Indern nicht gefallen.

Die Chinesen versuchen gerade wieder,

einen Fuß in Afghanistan reinzubekommen.

Dieses Afghanistan, das immer ein strategisch wichtiger Faktor

in dieser Region war, wird jetzt wieder ein wichtiger Faktor,

aber möglicherweise auch ein strategischer Unruheherd,

so wie es bis 2001 war.

Vielen Dank für Ihre Einschätzung und Analyse.

Für Afghanen, die bereits nach Deutschland geflohen sind,

dürfte es ernüchternd sein, den Abzug des Westens

aus ihrer früheren Heimat zu beobachten.

Denn damit schwindet auch die letzte Hoffnung,

dorthin irgendwann zurückkehren zu können.

Oder zumindest Verwandte zu besuchen, ohne Leib und Leben zu riskieren.

Anna Kleiser hat darüber mit einem Afghanen gesprochen,

der vor zwölf Jahren nach Deutschland floh.

Damals noch ein Jugendlicher war er über ein Jahr auf der Flucht gewesen,

bis er schließlich in einer Asylunterkunft

im Hochtaunuskreis landete.

Inzwischen führt er in Frankfurt einen eigenen Handwerksbetrieb.

Eigentlich wollte Hedayatullah Mohammadi

Mediziner oder Architekt werden.

Jetzt, sagt er, ist er beides.

Ich bin so ein glücklicher Mensch, dass ich Schumacher gelernt habe.

Weil mit diesem Beruf bin ich auch Architekt, weil ich zeichne.

Und ich mache Schuhe.

Und Mediziner oder Arzt, weil ich repariere Schuhe.

Die sind auch wie Patienten.

Wer Hedys Schuhmanufaktur betritt, spürt sofort,

dass er seinen Beruf liebt.

Die 30 Quadratmeter im Frankfurter Brückenviertel

riechen nach Leder und Klebstoff.

Bis hierhin war es ein weiter Weg.

Mit 17 wird er in Afghanistan gekidnappt.

Seine Familie kauft ihn frei, schickt ihn auf die Flucht.

Über ein Jahr ist er unterwegs, landet in Oberursel.

Als ich damals angefangen habe mit der Ausbildung.

Ich war damals in einem Asylheim.

Wir waren zwei oder manchmal drei Jungen in einem Zimmer.

Und manchmal wollte ich lernen, aber die anderen

wollten andere Sache machen: Musik hören oder fernsehgucken.

Die Startbedingungen sind hart, halten ihn aber nicht auf.

Auf den Hauptschulabschluss folgt der Geselle,

dann, sein Stolz, der Meisterbrief.

2017 macht er sich selbstständig.

Man muss kämpfen, kämpfen, kämpfen, weil von nix kommt.

Es schenkt keiner einem was im Leben.

Man muss selbst suchen und finden und dann festhalten.

2021 bekommt er den deutschen Pass.

Von Afghanistan bleiben nur Erinnerungen, nicht mal Fotos.

Die ganze Familie ist mittlerweile geflüchtet,

zwei Brüder kamen nach Frankfurt.

Einen hat er zum Schuster ausgebildet,

dem anderen finanziert er das Studium.

Alles, was ich gefunden habe, was ich gekriegt habe,

kann ich wieder weiterleiten.

Als Hedy noch am Anfang stand,

wurde er vom Jungendmigrationsdienst unterstützt - dort sagt man:

Das gelingt nicht häufig, aber es gelingt eben doch auch.

Es ist aber eben schon auch so, dass es manchmal vorkommt,

dass diese Einschnitte, die die Menschen erleben,

so gravierend sind,

dass man letztendlich wieder ein bisschen von vorne anfangen muss.

Die Fluchterfahrung macht auch Hedy zu schaffen.

Bei Fragen nach dieser Zeit werden die Antworten kürzer,

er verschlossener.

Ich habe mich wirklich ein paar Mal sterben sehen.

Ein paar Mal sterben sehen.

Weil wenn man ohne Wasser, ohne Essen, ohne gar nichts.

Es ist nicht einfach.

Berichte aus Afghanistan wecken ein Gefühl der Ohnmacht.

Eine Rückkehr, kaum vorstellbar.

Frankfurt wurde zu seiner neuen Heimat.

Hier hat er sich alles aufgebaut.

Die Schuhe sind zu seinem Leben geworden.

Und er ist aus der Brücke nicht mehr wegzudenken.

Und jetzt macht erstmal Gundula Gause weiter, mit den Nachrichten.

Bei einem Großbrand in einer Fabrik in Bangladesch

sind mindestens 52 Menschen ums Leben gekommen.

Die Brandursache ist noch unklar.

Betroffen ist eine Fabrik für Lebensmittel und Getränke

nahe der Hauptstadt Dhaka.

Arbeiter, die sich retten konnten, berichten von verschlossenen Türen.

Es hätten sich mindestens 1000 Beschäftigte

in dem sechsstöckigen Bau aufgehalten.

In dem südasiatischen Billiglohnland kommt es immer wieder

zu Fabrikunglücken, bei einem der schwersten

waren 2013 über 1100 Menschen gestorben.

Hilfsorganisationen haben mit großer Erleichterung

auf die vereinbarte Fortsetzung der bisherigen UN-Hilfe

für notleidende Syrer reagiert.

Der UN-Sicherheitsrat hatte einstimmig beschlossen,

dass die Vereinten Nationen weiterhin Hilfsgüter von der Türkei nach Syrien

und dort in Rebellengebiete bringen dürfen.

Zuvor hatte Russland gedroht,

diesen letzten von früher vier Grenzübergängen

für UN-Hilfslieferungen zu schließen.

Die Versorgung von etwa 2 Mio. syrischen Flüchtlingen

hätte dann nur noch über das Assad-Regime laufen können.

Das Rettungsschiff "Ocean Viking" hat an der sizilianischen Küste angelegt.

Fünf Tage lang hatte das Schiff der Organisation "SOS Mediterannée"

mit mehr als 570 geretteten Migranten an Bord einen sicheren Hafen gesucht.

Erst heute erlaubte Italien die Hafeneinfahrt in Augusta.

Die ersten der 572 Flüchtlinge konnten bereits an Land gehen,

darunter Kranke und fast 180 Minderjährige,

die ohne Begleitung von Erwachsenen sind.

Die EU-Kommission hat angeboten,

die Verteilung der Geretteten zu koordinieren.

Die Impfstoffhersteller Pfizer und Biontech

halten es für wahrscheinlich, dass eine dritte Corona-Impfung

spätestens nach einem Jahr notwendig wird,

da der Impfschutz nach etwa sechs Monaten langsam nachlasse.

Das schließe man aus Daten, die in Israel erhoben wurden.

Wegen steigender Infektionszahlen hat die Bundesregierung ganz Spanien

wieder als Risikogebiet eingestuft, also auch Mallorca und die Balearen.

Für Touristen ändert sich kaum etwas, sie müssen einen negativen Test,

eine vollständige Impfung oder Genesung nachweisen.

Einen strengen Weg geht Malta: Ab Ende kommender Woche

dürfen dort nur noch vollständig Geimpfte einreisen.

Corona war und ist ja nicht nur für die Tourismusbranche ein Horror.

Zu den vielen Wirtschaftsbereichen, die es hart getroffen hat,

gehört auch der Einzelhandel.

Ladeninhaber hatten schon vor der Pandemie

vielerorts gewaltige Probleme.

Nun ist die Online-Konkurrenz noch stärker geworden.

Die Folgen betreffen aber nicht nur die Einzelhändler selbst.

Das Ladensterben verändert auch die Städte.

Viele Kommunen haben das auch längst erkannt.

Und die Bundesregierung

will Innenstädte finanziell stärker unterstützen.

Nur braucht es auch zündende Ideen,

was man konkret gegen die Verödung tun kann.

Der Deutsche Städtetag hat dazu heute Vorschläge vorgelegt.

Wie solche Modellprojekte zur Stadtentwicklung aussehen können,

lässt sich z.B. in Nürnberg beobachten.

Von dort berichtet Peter Aumeier.

Harte Monate liegen hinter Klaus Harl.

Corona und die Folgen

haben seinem Haushaltswarengeschäft schwer zugesetzt.

Wir leben aus der Substanz.

Ich hätte, wenn Sie mir das vor einem halben Jahr gesagt hätten,

dass wir so lange zuhaben werden, hätte ich nicht gedacht,

dass wir das so überleben werden.

Und wie das dann wirklich aussieht,

kann ich erst nach der nächsten Bilanz sagen,

wenn die Bestände und alles genauer gezählt ist.

Der Lorenzer Platz in Nürnberg.

Wenige Straßen weiter ist die Fußgängerzone zwar wieder voll,

viele Geschäfte trotzdem geschlossen.

Mehr als 100.000 Einzelhandelsgeschäfte

sind bundesweit in ihrer Existenz bedroht,

rechnet der Handelsverband Deutschland vor.

Nürnberg, die alte Handelsstadt, steht beispielhaft

für die Schwindsucht deutscher Innenstädte.

Da macht ein Geschäft zu, ein zweites.

Da sagt sich der Mensch, da brauchst du nicht mehr hingehen.

Da ist ja alles zu.

Scheiben sind verklebt oder angemalt.

Das ist dann nicht mehr schön.

Dann macht der Nächste auch noch zu.

Und dann geht das weiter, dann geht ein Teufelskreis los.

Damit es nicht soweit kommt,

gibt es jetzt am Lorenzer Platz eine grüne Insel.

Vorbei die Zeit, als allein der Handel die Attraktion war.

"Verweilqualität" lautet heute das Zauberwort.

Viele gehen nur noch online shoppen.

Und wir müssen sie wieder in die Innenstadt bringen.

Und dazu kommen mehr Komponenten: nicht nur gute Einzelhändler,

sondern auch die Verweilqualität muss gesteigert werden.

Davon profitiert auch wieder die hiesige Wirtschaft.

Es besteht Handlungsdruck.

Die führenden Marktforscher der GfK in Nürnberg

haben in 340 deutschen Städten nachgefragt.

Das Ergebnis: künftig werden viele Pendler, auch langfristig,

nicht mehr kommen und dort kaufen, wo sie leben und arbeiten: zuhause.

Was kann ich in der Stadt anbieten, was wirklich attraktiv ist.

Veranstaltungen, die auch spontan sein können.

Dafür braucht es natürlich flexible Flächen, die man hat.

Es braucht natürlich auch mehr Grün.

Es braucht v.a. auch mehr für jüngere Menschen

und für Familien mit Kindern.

Das Schlimmste, was passieren kann, sagen Experten, sei,

dass nichts passiert.

Kommunen, die auf bessere Zeiten warten, warteten wohl vergeblich.

Die Schnellen sind da viel mehr im Vorteil als die Langsamen.

Das ist das nicht Groß gegen Klein,

wie man vielleicht landläufig denken würde,

sondern die Schnellen, die Handelnden gegen die Langsamen,

die sagen, morgen wird es dann wieder besser.

Das Geschäft von Klaus Harl

hat fünf Generationen und viele Krisen erlebt und überlebt.

Man muss auch was verändern, man muss sich was trauen,

man muss vorwärtsgehen, dann bewegt sich was.

Und dann geht wieder was.

Zumindest seine Aussichten haben sich verbessert.

Mit Wirtschaft geht's bei Gundula weiter.

In Venedig beraten die Finanzminister der G20

über eine globale Mindeststeuer für international aktive Unternehmen.

Der Beschluss für eine Umverteilung von Besteuerungsrechten

würde den Staaten Milliarden-Mehreinnahmen bringen.

Frank Bethmann,

ein Durchbruch wäre nach jahrelangem Ringen von historischer Dimension.

Tatsächlich, über 100 Jahre ist das bisherige Steuersystem alt.

Längst überholt und nicht mehr zeitgemäß.

Noch aber sind nicht alle überzeugt und das ist ein Problem.

Denn damit so eine globale Mindestbesteuerung Sinn macht,

müssen mehr Länder mitmachen als nur die G20-Gruppe.

Inzwischen unterstützen 131 Staaten das Vorhaben,

was im wesentlichen vorsieht,

eine globale Mindeststeuer für Unternehmen von mindestens 15 %

und als zweite Säule eine faire Verteilung der Besteuerung.

Darum geht es v.a.: um Fairness.

Künftig sollen multinationale Konzerne

nicht mehr nur dort Steuern zahlen,

wo sie steuerrechtlich ihren Hauptsitz haben,

sprich dort, wo es am günstigsten ist,

sondern auch auf den Märkten, auf denen sie Gewinne erzielen.

Ein Paradigmenwechsel, aber auch keine Einbahnstraße.

Während Amazon, Apple und Co. in Deutschland

mehr zur Kasse gebeten werden, würden VW, Bayer und andere

mehr Steuern im Ausland bezahlen und vermutlich weniger hierzulande.

Der Steuerteufel steckt sicherlich in den Details,

sagte Chefvolkswirt Ulrich Kater heute dem ZDF.

Aber ein solcher Grundsatzbeschluss

wird auch materielle Auswirkungen haben.

Die Schätzungen liegen bei etwa 100 bis 200 Mrd. US-Dollar

an Mehreinnahmen für alle Länder zusammen.

Daran wird sich kein Staatshaushalt gesundstoßen können,

es ist aber ein Anfang.

Ein Anfang, um v.a. den Steuersenkungswettlauf

der Länder untereinander zu beenden.

Eine der Schlüsselfiguren im Cum-Ex-Steuerskandal

um undurchsichtige Geschäfte mit Dividendenpapieren

ist in der Schweiz festgenommen worden:

der Steueranwalt und vormalige Finanzbeamte Hanno Berger.

Das Landgericht Bonn hatte Haftbefehl gegen den 70-Jährigen erlassen.

Der Anwalt hat Vorwürfe gegen ihn stets bestritten,

der "Cum-Ex-Handel" sei ein legales Steuersparmodell.

Durch den Dividendenhandel soll dem deutschen Fiskus

ein Milliardenschaden entstanden sein.

An der Bundestagswahl im September können 53 Parteien teilnehmen.

Darunter sind die bereits im Bundestag oder in einem Landtag

vertretenen Parteien.

Vor dem Bundeswahlausschuss hatten sich darüber hinaus

88 kleinere Parteien um eine Teilnahme beworben.

44 davon sprach der Ausschuss die notwendige Anerkennung zu,

wie beispielsweise der "Bergpartei".

Gescheitert war dagegen die "Anar- chistische Pogo-Partei Deutschlands".

Bei der Tour de France hat Mark Cavendish

die 13. Etappe in Carcassonne gewonnen.

Mit diesem 34. Tagessieg seiner Karriere hat der Brite

den Rekord der belgischen Rad-Ikone Eddy Merckx eingestellt.

Der Eintrag in die Geschichtsbücher ist ihm sicher.

Michael Pfeffer.

Der Mann in Grün scheint beim Zielsprint schon abgehängt,

aber mit Teamwork und Timing fängt er die Konkurrenz noch ab.

Total erschöpft, sogar später beim Interview:

Ich bin so kaputt.

220 km in dieser Hitze und dem Wind und dann so ein Finale.

Ein Defekt zuvor kostet sogar noch Zeit und doch:

In Carcassonne schreibt der 36-jährige Brite Geschichte,

zieht gleich mit Eddy Merckx.

Die Sprinterwertung ist ihm kaum noch zu nehmen.

Ein vollbesetztes Kino, die Menschen dicht an dicht.

Bilder aus einer anderen Zeit, Masken kannte man da auch noch nicht.

Den Kinobetreibern geht's ähnlich wie den Ladenbesitzern,

von denen in der Sendung ja schon die Rede war.

Probleme hatten viele schon vor Corona,

die Pandemie wirkt wie ein Beschleuniger.

Und die Konkurrenz der Streaming-Dienste wächst auch weiter.

Und doch strahlen auch die Filmfestspiele in Cannes

die Hoffnung aus, dass das Leinwand- erlebnis durch nichts zu ersetzen ist

und die Sehnsucht danach das Publikum zurückbringen wird.

Sabine Schultz berichtet aus Cannes.

Es ist die Rückkehr des Kinos und seiner Akteure

auf die Weltbühne von Cannes.

Ein triumphales Comeback soll es werden,

nach der Zwangspause im letzten Jahr.

Mit Glanz und Gloria und jeder Menge Stars.

Matt Damon, einer der Gefragtesten des amerikanischen Kinos,

und Spotlight-Regisseur Tom McCarthy

präsentieren ihren Film "Stillwater".

Um es gleich zu sagen, Matt Damon ist großartig

in der Rolle des typischen Provinz-Amerikaners Bill Baker.

Ein Bohrarbeiter, potentieller Trump-Anhänger,

der seine Heimat Stillwater in Oklahoma noch nie verlassen hat.

Nun besucht er seine Tochter in Frankreich, Marseille, im Gefängnis.

Sie soll ihre Freundin getötet haben.

Es steht nicht gut um die Beweise ihrer Unschuld.

* Filmszene *

Ein packender Thriller und doch so viel mehr:

Vater, Tochter, Entfremdung, Verantwortung

und ein Amerikaner in Marseille.

Weltanschauungen, die aufeinanderprallen.

Ein Film mit Oscar-Potential, in Cannes aber außer Konkurrenz.

Es ist ein Festival, bei dem alles zusammenkommt.

Avantgarde, Mainstream, Autorenfilme und Kommerz.

Nur Streamingdienste bleiben außen vor.

Zumindest die, die ihre Filme nicht ins Kino bringen.

Wir haben eine klare Regel: Die Filme im Wettbewerb

müssen später auch in die französischen Kinos kommen.

Netflix gefällt das nicht, sie wollen diese Regel nicht befolgen.

Ich habe sie eingeladen, außer Konkurrenz zu laufen,

aber das möchten sie nun wieder nicht.

Wir sind nun mal ein Kino-Festival

und zeigen Filme für die große Leinwand.

Kann Cannes das Kino retten?

Die letzte Bastion zur Verteidigung der großen Leinwand?

Nicht alle halten das für notwendig.

Die Freiheit und Möglichkeiten der Streamingdienste finde ich toll.

Als Schauspielerin und Regisseurin will ich Geschichten erzählen,

auf einer Smart-Watch oder sonst wo, egal.

Auch Jurypräsident Spike Lees letzter Film war ein Streamingfilm,

wie die meisten im letzten Oscar-Rennen.

Nur noch Couch statt Kino?

Kino und Streamingdienste können durchaus koexistieren.

Man dachte auch mal, dass das Fernsehen das Kino verdrängen würde.

Große Aufregung und nichts ist passiert.

Einige Filme in Cannes

sind durchaus auch Koproduktionen mit digitalen Plattformen

wie "Annette" - ZDF, Arte und Amazon.

Sie kommen aber zuerst ins Kino und profitieren so

von der Aufmerksamkeit glanzvoller Premieren.

Minutenlang Standing Ovations für "Stillwater".

Die Magie des Kinos als kollektives Erlebnis.

In einem Kino zu sein mit 1.000 anderen Leuten, die Fremde sind,

aber Teil einer Gemeinschaft mit den gleichen Gefühlen,

hat mich bewegt und erinnert, warum wir das hier eigentlich machen.

Cannes feiert das Kino.

Es lebt und bewegt sich in alle Richtungen.

Das war's von uns.

Und weil es so schön ist, dass jetzt im Sommer endlich wieder

größere Veranstaltungen stattfinden können, geht es hier gleich weiter

mit Sommernachtsmusik - heute Abend, Open Air aus München.

Und um Mitternacht ist dann hier wieder Zeit

für unser "heute journal up:date", mit Christopher Wehrmann.

Und im heute journal freuen sich morgen Abend

Bettina Schausten und Heinz Wolf auf Sie.

Auf Wiedersehen.

In diesem Sommer ist es wichtig, die sonnigen Pausen auszunutzen,

denn wenn so ein Tief weggezogen ist,

dann kommt in der Regel ein kleines Zwischenhoch,

das allerdings nicht sehr lange durchhält.

Morgen Abend kommt da von Frankreich, von Belgien, den Niederlanden

und Luxemburg her schon gleich das nächste Tief an.

Heute Nacht regnet es noch zwischen dem Erzgebirge und der Ostseeküste.

Der Regen lässt im Laufe der Nacht allerdings nach,

genau wie die Gewitter.

Sonst ist es häufig klar

und ab und zu bildet sich etwas Nebel oder Dunst,

denn häufig wird es kühl.

Etwas kühler ist es an der Nordsee,

wärmer an der Donau oder am Oberrhein.

Dazu passt auch der Wohlfühlvormittag.

Sonne und Wolken wechseln sich morgen ab.

Die letzten Regenschauer verabschieden sich Richtung Ostsee,

aber am Nachmittag kommt dann schon wieder der nächste Regen heran.

Und der ist z.T. auch wieder mit Gewittern durchsetzt.

Diese Regenwolken mit den Gewittern ziehen im Laufe der Nacht zu Sonntag

weiter in Richtung Nordosten.

Dort schüttet es also dann ganz heftig.

Im Südwesten dagegen wird der Sonntag freundlich.

Da scheint häufiger die Sonne.

Und in der neuen Woche:

Da kommt schon gleich das nächste Unwettertief auf uns zu.

Z.T. wird es richtig heiß.