heute journal vom 23.01.2021 - Coronavirus-Mutante greift um sich
In Berlin steht ein ganzes Krankenhaus unter Quarantäne,
nach einem Ausbruch mit der neuen, ansteckenderen B.1.1.7-Mutante.
Bei Routinetests wurde sie dort
bei bislang 20 Patienten und Mitarbeitern entdeckt.
Was sich nach Auskunft der Klinik übrigens bei keinem der Fälle
durch kürzliche Reisetätigkeiten erklären lässt.
Das macht die Sache noch schlimmer.
Für das Krankenhaus gilt ein Aufnahmestopp,
auch die Notaufnahme ist geschlossen,
womit dann in diesen Zeiten auch noch Klinikkapazitäten wegfallen.
Derweil in Großbritannien die Ausbreitung weitergeht
und der Premierminister zum neuen Virus eine neue Warnung ausspricht.
Diana Zimmermann berichtet.
Die Zahl der Toten steigt und steigt.
Heute wieder um 1.348.
Britische Experten sprechen von einer zweiten Pandemie,
die sich auf die erste draufgesetzt habe, seitdem die Variante B.1.1.7
die große Mehrzahl von Infektionen auslöst.
Zusätzlich dazu, dass die neue Variante sich schneller verbreitet,
scheinen wir nun Hinweise darauf zu haben,
dass sie auch mit einem höheren Grad an Mortalität verbunden werden muss.
Die Datenlage ist dünn, aber B.1.1.7 könnte zu etwa einem Drittel
tödlicher sein als die Ursprungsvariante.
Vielleicht sterben auch mehr Menschen,
weil die Krankenhäuser so überbelegt und überlastet sind.
Es wird immer schwieriger.
Wir machen das jetzt seit fast zwölf Monaten.
Ich bin auf Antidepressiva und nehme Schlaftabletten,
weil ich mehrfach am Tag Panikattacken habe.
Der Strom der Schwerkranken reißt nicht ab.
Und die Patienten werden immer jünger.
Rob kann nach langer Beatmung noch nicht wieder sprechen.
Er vermisst seine Frau und seine beiden Jungs.
52, 46 und 53 Jahre alt - das sind nicht meine Großeltern,
die hier liegen, das sind die Mütter und Väter von Schulkindern.
Bis heute wurde 5,9 Millionen Mal geimpft.
Was nach einem großen Erfolg aussieht,
birgt die nächste Gefahr: verfrühte Sorglosigkeit.
Heathrow gestern Nachmittag.
Insgesamt bleiben momentan nur halb so viele Briten zu Hause
wie im ersten Lockdown.
Und dann schauen wir nach Russland:
Falls der Kreml dachte, den lästigen Kritiker Alexej Nawalny
wenn schon nicht tot dann wenigstens mundtot machen zu können,
so ist das nicht aufgegangen.
Der inhaftierte Nawalny ließ ein Video veröffentlichen,
in dem er v.a. gegen Wladimir Putin schwere Korruptionsvorwürfe erhebt.
Und er hat zu landesweiten Protesten aufgerufen,
dem folgten heute in ganz Russland tausende Menschen.
Die Polizei versucht,
diese Demonstrationen mit voller Härte niederzuschlagen,
nach Medienberichten wurden in über 100 Städten
mehr als 2.500 Menschen festgenommen.
Axel Storm berichtet aus Moskau.
Auf dem Kopf des Nationaldichters sitzen Tauben,
aber unten auf dem Puschkinplatz geht es wenig friedlich zu.
Russische Polizisten geben sich nicht zimperlich.
Alle Demos heute waren verboten, die Staatsbediensteten machen klar:
Das ist ernst gemeint.
Rund 2.500 Menschen im ganzen Land werden festgenommen.
Alexej Nawalny ist ein mutiger Mensch,
der nach Russland gekommen ist,
obwohl er wusste, was auf ihn wartet.
Ich will, dass wir Russen in Würde leben können.
Auch in der Zukunft.
Besonders nach diesen Videos auf Youtube
und nachdem unsere Gehälter jetzt in Klobürsten gemessen werden.
Das Bild der Klobürsten – das stammt aus dem jüngsten Nawalny-Video.
Aber der Reihe nach.
Kreml-Kritiker Nawalny kam am Sonntag aus Deutschland zurück,
wurde sofort festgenommen,
rief zum heutigen Demotag auf und Zehntausende sind ihm gefolgt,
von Chabarowsk bis St. Petersburg.
Auch wegen dieses Videos,
das kurz nach seiner Inhaftierung veröffentlicht wurde.
Nawalny beschuldigt Putin,
einen pompösen Palast am Schwarzen Meer zu besitzen,
finanziert aus dubiosen Geldquellen
und mit sehr kostspieligen Toilettenbürsten.
Der Kreml bestreitet all das.
Aber gesehen haben das Video schon mehr 70 Mio. Menschen.
Den meisten Menschen hier
geht es nicht nur um Alexej Nawalny und sein Schicksal.
Vielen geht es auch um einen Staat,
in den sie das Vertrauen verloren haben.
Es geht um so große Werte wie Freiheit und Grundrechte.
Für das kommende Wochenende haben Oppositionelle
bereits zu neuen Protesten aufgerufen.
Und jetzt weitere Nachrichten von Heinz Wolf:
Der neue CDU-Vorsitzende Laschet
hält ein langfristiges Öffnungskonzept
für die Zeit nach dem Corona-Shutdown für unrealistisch.
Es werde keine Strategie bis zum Sommer geben können,
weil immer neue Fakten hinzukommen, auf die man reagieren müsse,
sagte Laschet am Rande des Parteitags der Südwest-CDU in Stuttgart.
Dort rief Laschet mit Blick auf dieses Superwahljahr
zur Geschlossenheit auf.
Laschet war am Vormittag auch schon bei der CDU Rheinland-Pfalz,
wo ebenso wie in Baden-Württemberg
für den 14. März Landtagswahlen angesetzt sind.
Die Renten werden 2021 voraussichtlich kaum steigen.
Sozialminister Heil erwartet,
dass es im Westen gar keine Erhöhungen geben wird
und im Osten nur eine sehr geringe, das sagte er der "Rheinischen Post".
Hintergrund: Die Rentenentwicklung
folgt der Lohnentwicklung des Vorjahres
und die blieb im Corona-Jahr 2020 gleich.
Nach dem angespannten Verhältnis zwischen der NATO und den USA
während der Trump-Präsidentschaft
hat sich der neue US-Verteidigungsminister Austin
klar zur Allianz bekannt.
Er habe sein erstes Telefonat im Amt
mit Generalsekretär Stoltenberg geführt
und dabei ein unerschütterliches Bekenntnis der USA
zur Allianz abgegeben.
Und jetzt die Lotto-Zahlen dieses Samtags.
Sie lauten, wie immer ohne Gewähr:
Starker Schneefall hat v.a. im Osten Deutschlands
vielerorts für Verkehrschaos gesorgt.
Auf der A72 bei Zwickau blieben am Morgen
hunderte Lkw im Neuschnee stecken.
Sie mussten vom Technischen Hilfswerk freigeschleppt werden.
Die Autobahn war stundenlang blockiert.
Größere Unfälle mit Verletzten wurden zunächst nicht gemeldet.
Die Wetteraussichten für morgen:
In der Mitte und im Norden teils kräftiger Schneefall,
örtlich auch Regen, im Süden länger sonnig.
In den nächsten Tagen v.a. im Süden leichte Schneefälle,
sonst auch mal freundlich.
Man kann es sich zwar schwer vorstellen,
aber es gibt tatsächlich eine ganze Reihe Länder,
in denen es nur noch ganz wenige Corona-Fälle gibt
und das Leben wieder weitgehend normal läuft.
Neuseeland beispielsweise
hat sich schon im Juni zur covid-freien Nation erklärt,
als es keine Neuinfektionen mehr innerhalb des Landes gab.
Auch Australien verfolgt diese Covid-zero-Politik,
zu der allerdings auch ein striktes Grenzregime gehört.
Einreisen dürfen eigentlich nur australische Staatsbürger
und die müssen dann auch erst mal in überwachte Quarantäne.
Eine Ausnahme gibt es jetzt wegen der Australian Open.
Die Tennisspieler dürfen einreisen,
aber auch für sie gelten die strengen australischen Regeln.
Und so sitzt jetzt u.a. Angelique Kerber im Quarantäne-Hotel.
Normen Odenthal über Spitzensport in Pandemiezeiten.
Not macht erfinderisch, Langeweile auch.
Der Tennisprofi Roger-Vasselin sitzt 14 Tage Quarantäne ab.
Sein Hotelzimmer wird zum Spielplatz.
Was soll man sonst auch tun?
Vier Tage sind rum, zehn kommen noch.
72 Spieler und Betreuer dürfen ihre Hotels in Melbourne
für zwei Wochen nicht verlassen.
Auf ihren Flügen hatte man positive Corona-Fälle entdeckt.
Auch die deutsche Nummer eins, Angelique Kerber, sitzt fest.
Ich bin an meine Grenzen gegangen,
mit dem Blick, die Australian Open gut zu spielen.
Und das war natürlich das ganz große Ziel.
Deshalb ist es frustrierend und auch traurig, dass man jetzt hier sitzt,
nicht rausgehen darf
und auch die Vorbereitung nicht weitermachen kann.
Der erste Tennis-Höhepunkt des Jahres soll stattfinden,
auf Biegen und Brechen.
Dass die Profis überhaupt einreisen durften - ein umstrittenes Privileg.
Ansonsten lässt Australien praktisch niemanden ins Land.
Corona scheint im Griff und soll es bleiben.
Jeder Spieler muss deshalb 14 Tage in Hotel-Quarantäne,
hat aber täglich fünf Stunden Freigang zum Training.
Wer allerdings in den fraglichen Flugzeugen saß, darf gar nicht raus.
So hat das Virus also doch seine Finger im Spiel.
Ist es das alles wert?
Wir sind mitten in der Pandemie, und Millionen von Menschen,
die momentan mit den Folgen der Pandemie zu tun haben,
verlieren Existenzen.
Und da muss man den Sport auch mal an zweiter Stelle stellen.
Und das ist viel wichtiger, dass man gesund ist.
Nicht jeder nimmt es so sportlich:
Wettbewerbsverzerrung, murren manche.
Hilft alles nichts.
Man kann nur das Beste daraus machen.
So wie die Handballer, bei deren WM ja schon ganze Mannschaften
wegen Infektionen ausfielen.
Man kann nur hoffen,
dass die deutschen Spieler da alle heil zurückkommen,
die jetzt aber erst mal in die zweite Halbzeit gehen.
Die nächste heute Xpress gibt es dann gegen 0.35 Uhr.
Hier freuen sich morgen Claus Kleber und Gundula Gause auf Sie.
Schönen Abend noch, auf Wiedersehen.