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2021 Tagesschau, nachtmagazin 09.06.2021, 00:26 Uhr - Hunderte Verdächtige festgenommen bei weltweit abgestimmten Razzien gegen organisie

nachtmagazin 09.06.2021, 00:26 Uhr - Hunderte Verdächtige festgenommen bei weltweit abgestimmten Razzien gegen organisie

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit dem nachtmagazin.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (09.06.2021)

Heute im Studio: Andre Schünke

Willkommen zum nachtmagazin.

Schön, dass Sie so spät dabei sind.

Sie dachten, sie wären ungestört unter sich.

Tausende Kriminelle haben über einen Messenger-Dienst kommuniziert,

von dem sie annahmen, er wäre abhörsicher.

ANOM hieß der Dienst, eine Art geheimes WhatsApp.

Darüber vereinbarten die Nutzer Drogengeschäfte, Überfälle,

sogar Folterungen.

Dumm nur, dass Polizeibehörden weltweit die ganze Zeit mitlasen.

Heute haben FBI und Europol das Netzwerk auffliegen lassen.

Weltweit gab es 800 Festnahmen, 70 in Deutschland.

Markus Preiß und Michael Grytz.

Polizei-Mitteilungen sind nüchtern gehalten.

Doch die Polizei in den Niederlanden gab ein Video heraus,

das wie ein Film wirkt.

* Knall *

Türen werden aufgebrochen.

Handschellen klicken.

Das Drogenlabor eiligst verlassen.

Die Polizei führt weltweit Kriminelle ab,

weil die nicht aufgepasst hatten beim Messenger-Dienst.

Kriminelle brauchen sichere Kommunikation.

Eine ihrer Stärken, aber auch ihrer Schwächen.

Die organisierte Kriminalität

spricht in vermeintlich unhackbaren Netzen Verbrechen ab.

Zuletzt gelang es der Polizei, mitzulesen:

Die Entschlüsselung von Systemen wie EncroChat

führte Beamte in Unterwelten.

Diese schalldichte Folterkammer wurde in den Niederlanden gefunden.

Das gelang nur indirekt, so Bart Preneel.

Die Polizei musste Systeme knacken.

Die Polizei hat ein Update auf die Telefone gespielt.

Das hat die Verschlüsselung geschwächt.

Für den jetzigen Erfolg gingen FBI und australische Polizei weiter.

Sie entwickelten die Messenger-App ANOM.

Die brachten sie in Umlauf.

Versteckt unter dem Handy-Taschenrechner.

Download nur auf Einladung.

Es funktionierte.

ANOM war zuletzt auf 10.000 Geräten.

Die Kriminellen haben gefragt: Wohin gehen wir?

Das haben wir genutzt.

Andere Plattformen waren nicht mehr sicher.

Die Festgenommenen nutzen die Fake-App.

Drogenhändler in Südamerika, asiatische Triaden,

Clans in Europa.

Mit jeder Nachricht füllten sie ihre Polizeiakte.

Wir konnten Fotos sehen.

Hunderte Tonnen von Kokain,

versteckt in Konservendosen oder Obstladungen.

Die ANOM-App ist abgeschaltet.

Als letztes Angebot können Nutzer checken,

ob gegen sie ermittelt wird.

Die Polizei-App: ein großer Erfolg für die Fahnder.

Aber eine Herausforderung für die Asservatenkammern.

Und über diesen Coup spreche ich mit Tobias Reckmann in Washington.

Wir haben gesehen:

Diese Nachrichten-App war auf dem Handy als Taschenrechner getarnt,

mitentwickelt vom FBI.

Aber wie hat das FBI den Kriminellen diese App untergejubelt?

Mit einer Mischung aus Glück und Strategie.

2018 hatte das FBI einen anderen Dienst stillgelegt.

Damit war ein Vakuum entstanden.

Die Kriminellen brauchten eine neue App.

Und das FBI hat diese App entwickelt.

Man hatte vorher einen Insider verhaftet.

Der hatte die Technologien und die Kontakte.

So wurde die App in Umlauf gebracht.

Man hat Smartphones präpariert und in Umlauf gebracht.

Jetzt könnte man sagen:

Super, mit dieser App sind wir den Kriminellen einen Schritt voraus.

Warum hat man das auffliegen lassen? Da geht es um Kosten und Nutzen.

Der Messenger hat einen großen Datenschatz zugespielt.

Aber das FBI hat auch einen Dienst für Kriminelle geschrieben.

Der wurde immer erfolgreicher.

20 Millionen Nachrichten wurden mitgelesen.

Irgendwann ist das nicht mehr zu kontrollieren.

Man kann nicht mehr jedes Verbrechen verhindern.

War das der letzte Krypto-Messengerdienst?

Oder haben die Kriminellen längst neue Wege gefunden?

Es gibt jetzt schon andere verschlüsselte Messenger.

Es gibt aber ja auch Menschen, die Gutes im Sinn haben.

Denken wir an Whistleblower.

Die brauchen das auch.

Kriminelle werden die Messenger nach wie vor missbrauchen.

Aber die Lehre des Tages ist:

Auch in verschlüsselten Systemen ist man nicht sicher.

Tobias Reckmann, danke nach Washington.

8000 Männer und Jungen wurden getötet.

Das war vor 26 Jahren beim Massaker von Srebrenica.

Unter seinem Befehl: Ratko Mladic.

Das UN-Kriegsverbrechertribunal hat unter diese Taten

den juristischen Schlusspunkt gesetzt.

Es hat die lebenslange Haft gegen Mladic bestätigt.

Der 78-Jährige muss ins Gefängnis für den Rest seines Lebens.

Das Urteil hat sie aufgewühlt.

Der Schmerz sei immer da.

Die Mütter von Srebrenica hatten sich Gerechtigkeit erhofft

vom letzten Urteil des UN-Kriegsverbrechertribunals.

Wir nehmen dieses Urteil an.

Ich bringe es meinen Enkelkindern,

damit sie die Wahrheit in Erinnerung behalten.

Nicht nur die Mütter von Srebrenica verfolgten das Verfahren.

Auch Anhänger von Mladic waren da.

Vor dem Gericht kochten die Emotionen hoch.

Für bosnische Muslime ist Mladic ein Kriegsverbrecher.

Für viele Serben ist er ein Held.

2011 wurde er verhaftet.

Es gab Sympathiekundgebungen in mehreren Städten.

Mladic war Hauptverantwortlicher des Massakers von Srebrenica.

Es gab 8000 Tote.

2017 wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt -

wegen Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Herr Mladic konnte dem Gericht eines nicht glaubhaft nachweisen:

Dass er Kriegshandlungen nicht bewusst genutzt hat,

um ethnische Säuberungen durchzuführen.

Es war das letzte Verfahren zum Jugoslawienkrieg,

bei dem ein Kriegsverbrecher auf der Anklagebank saß.

161 Angeklagte standen in Den Haag vor Gericht.

84 wurden verurteilt.

Dass die USA ein Problem mit Flüchtlingen aus Mexiko haben,

weiß die Welt seit Ex-US-Präsident Trumps Mauer.

Diese Menschen kommen nicht nur aus Mexiko selbst,

sondern aus anderen Staaten Mittelamerikas:

Guatemala zum Beispiel.

Seit Joe Biden gewählt ist,

haben sich wieder Tausende auf den Weg gemacht.

Das Bild dieses Flüchtlingstrecks stammt aus dem Januar.

Seine Vize, Kamala Harris, ist nach Guatemala geflogen.

In der neuen US-Regierung für Migrationspolitik zuständig,

hatte Harris zwei Botschaften:

Präsident Giammattei versprach sie Hilfe für sein Land.

Die Menschen bat sie, sich nicht auf den Weg zu machen.

Viele tun es dennoch.

Xenia Böttcher hat einige begleitet.

Sie nennen ihn La Bestia, Die Bestie.

Der Güterzug der Angst und der Hoffnung von Migranten.

Er soll sie vom Süden Mexikos in den Norden bringen.

Der Zug nähert sich einer Migranten-Herberge.

Die Männer wollen abspringen.

Lebensgefahr.

Ihnen bleibt keine Zeit.

In der Herberge sind sie sicher vor der Polizei.

Alle, die gestern mit der Bestie fuhren,

gerieten in eine Razzia.

Die Polizisten hätten sie ausgeraubt.

Junior hat sich eine Scherbe in den Fuß gerammt.

Die USA zahlen Geld an Mexiko, damit sie uns fassen.

Warum nicht das Geld

für den Kampf gegen das organisierte Verbrechen verwenden?

Merken sie nicht, dass wir hier sterben?

Wo ist ihr Gewissen?

Louis aus Guatemala ist in Sorge.

Die Polizei hat seine Frau und seinen Sohn erwischt.

Die Bandenkriminalität, zwei Hurricanes und die Pandemie

habe die Familie aus der Heimat vertrieben.

Mexiko sei nicht besser.

Der amerikanische Traum ist hart.

Mexiko ist ein Albtraum für uns.

Die Grenzbeamten, die Polizei, die Kartelle.

Wenn die Polizei dich erwischt, fordern sie 500 Pesos.

Dann lassen sie sich ziehen.

Der Druck sei gestiegen.

Louis glaubt nicht,

dass Maßnahmen oder Hilfsgelder aus den USA etwas verändern.

Die USA können Millionen investieren.

Am Ende wird es dem Volk nicht besser gehen.

Die Regierung ist selbst korrupt.

Die Bestie rast heran.

Louis sieht in der Heimat keine Zukunft.

Aufspringen ist unmöglich.

Es wurden Betonpfosten errichtet.

Du müsstest zugreifen und parallel mitrennen.

Er ist schnell.

Jeder Zug bringt neue Migranten.

Aber Zugwächter stehen an jedem Übergang bereit.

Einige Kilometer weiter wollen sie den Sprung wagen.

Sie wollen in die USA - um jeden Preis.

Noch drei Monate bis zur Bundestagswahl.

Man kann den Eindruck gewinnen,

als suchten Union und SPD auf den letzten Metern nach Streit.

Dass die Rechte von Kindern ins Grundgesetz gehören,

war fest vorgesehen im Koalitionsvertrag.

Man könnte meinen:

So eine Formulierung könnte ja nicht schwer sein.

Ist sie aber offensichtlich.

Union und SPD haben es geschafft, sich darüber zu zerstreiten.

Die Schuld geben sie sich gegenseitig.

Kristin Becker.

Es steht im Koalitionsvertrag:

Kinderrechte sollen im Grundgesetz verankert werden.

Daraus wird wohl nichts.

Die Regierung hatte sich geeinigt.

Die Fraktionen konnten sich nicht einigen.

Wir hatten die historische Chance,

die Kinderrechte sichtbar zu machen in unserer Werteordnung.

Ich bedauere es zutiefst,

dass der Streit über Detailfragen eine Einigung verhindert hat.

Bislang sind Kinder im Grundgesetz nur erwähnt.

Mit der Neuregelung sollten sie mehr Aufmerksamkeit bekommen.

Das geht in Bundestag und Bundesrat nur mit einer Zweidrittel-Mehrheit.

Die Grundgesetzänderung braucht also die Opposition.

Vor allem die Grünen waren nicht überzeugt.

Das bedeutet:

Kinder stehen nach wie vor nicht im Mittelpunkt der Politik.

Das ist ein Armutszeugnis für die Koalition.

Es ist ein Armutszeugnis, insbesondere für die Union.

Die Union weist das zurück.

Zu absolute Forderungen von Grünen und SPD

hätten Elternrechte geschmälert und Verhandlungen scheitern lassen.

Wir waren flexibel als Fraktion.

Wir haben uns bewegt.

Jetzt müssen sich auch andere bewegen.

Aus der CSU kam nun der Vorschlag, erneut zu verhandeln.

Aussichtsreich scheint das derzeit nicht.

Haben Sie eine Vorstellung davon,

wie viel Wasser Sie heute verbraucht haben?

Vielleicht mit 'ner Abkühlung im Garten,

der Abwasch, die Waschmaschine, die Klospülung.

Inklusive Zähneputzen verbraucht zum Beispiel in Hamburg

jeder Mensch 114 Liter Wasser täglich.

Auch wenn's in Norddeutschland oft regnet:

Das Wasser wird auch hier knapper.

Umweltministerin Schulze

hat den Entwurf für eine Wasserstrategie vorgestellt.

Wie sie Engpässe vermeiden will, weiß Julie Kurz.

Wasser ist überlebenswichtig: für Menschen, Tieren, Pflanzen.

Doch mit heißen Sommern sinkt der Grundwasserspiegel.

Die Bodenfeuchte geht zurück.

Der Klimawandel lässt in Deutschland das Wasser knapp werden.

Die Umweltministerin will dagegenhalten.

Auch in 30 Jahren soll es in Deutschland

jederzeit und überall ausreichend Trinkwasser geben.

Das soll qualitativ hochwertig und bezahlbar sein.

Unsere Seen, Bäche und Flüsse sollen sauberer werden.

Infrastruktur, Landnutzung und Stadtentwicklung

sollen an Folgen des Klimawandels angepasst werden.

Dafür müsse Wassernutzung gesteuert werden.

Unterschiedliche Preise je nach Tageszeit könnten Anreize schaffen,

den Garten erst abends zu wässern.

Bei Knappheit stehe Trinkwasser an erster Stelle.

Auch ein Mindestmaß für Tiere und Pflanzen soll Priorität haben.

Ziel der Strategie ist ein Ausgleich

zwischen wasserarmen und wasserreichen Regionen.

Dafür soll das Netz ausgebaut werden.

Die Kommunen sehen die Versorgung aber als lokale Angelegenheit an.

Die Menschen vor Ort müssen die Lösungen mittragen.

Es ist auch wichtig,

dass die Menschen vor Ort ihre Beobachtungen einbringen.

Um für die Region angepasst die Wasserstruktur zu schaffen.

Der Bund solle eine Milliarde Euro in zehn Jahren fließen lassen.

Die Nationalelf nennt sich seit ein paar Jahren "Die Mannschaft".

Nicht etwa "Das Team".

Für das Quartier während der EM

hat sich nun doch ein Anglizismus reingemogelt.

"Home Ground" heißt die Unterkunft.

Was hier schepperig nach Bauzaun aussieht,

wirkt aus der Luft dann doch exklusiver.

Heute war Einzug in Herzogenaurach.

Bernd Schmelzer.

Der Bundestrainer wirkt zufrieden nach dem Auftritt gegen die Letten

bei der Ankunft der Mannschaft auf dem Flughafen Nürnberg.

Der DFB-Tross ist zuversichtlich mit Blick auf das Duell mit Frankreich.

Wir brauchen eine Topleistung, wenn wir eine Chance haben wollen.

Unsere Mannschaft ist ehrgeizig genug,

gut ins Turnier zu starten.

Das 7:1 gestern Abend ist nur bedingt aussagekräftig.

Allerdings zeigte die Mannschaft gute spielerische Ansätze.

Sie verfügte über eine ordentliche Raumaufteilung

und verwertete die Chancen.

Was wir im Training erarbeiteten, die Abstände zwischen den Ketten,

die Anlaufbewegungen, hat gut funktioniert.

Und wir waren kaltschnäuzig vorm Tor.

Am Abend bezog das Team das Quartier in Herzogenaurach.

Auf dem Gelände eines Sportartikelherstellers

wird es in einer Anlage wohnen.

Das erinnert an das Campo Bahia in Brasilien,

als die DFB-Auswahl 2014 Weltmeister wurde.

So ganz brasilianisch sah das Wetter nicht aus in Herzogenaurach.

Aber das kann werden in den nächsten Tagen.

Vom Süden bis in die Mitte heute Nacht einzelne Schauer.

Im Norden trocken.

Dort am Tag freundlich.

Ansonsten schauerartige Regenfälle.

Am Nachmittag Gewitter.

Das war das nachtmagazin.

Thorsten Schröder bleibt am Nachrichtengeschehen dran

und meldet sich gegen 2.10 Uhr mit der tagesschau.

Ich wünsche Ihnen eine angenehme Nacht.

Copyright Untertitel: NDR 2021


nachtmagazin 09.06.2021, 00:26 Uhr - Hunderte Verdächtige festgenommen bei weltweit abgestimmten Razzien gegen organisie

Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit dem nachtmagazin.

Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (09.06.2021)

Heute im Studio: Andre Schünke

Willkommen zum nachtmagazin.

Schön, dass Sie so spät dabei sind.

Sie dachten, sie wären ungestört unter sich.

Tausende Kriminelle haben über einen Messenger-Dienst kommuniziert,

von dem sie annahmen, er wäre abhörsicher.

ANOM hieß der Dienst, eine Art geheimes WhatsApp.

Darüber vereinbarten die Nutzer Drogengeschäfte, Überfälle,

sogar Folterungen.

Dumm nur, dass Polizeibehörden weltweit die ganze Zeit mitlasen.

Heute haben FBI und Europol das Netzwerk auffliegen lassen.

Weltweit gab es 800 Festnahmen, 70 in Deutschland.

Markus Preiß und Michael Grytz.

Polizei-Mitteilungen sind nüchtern gehalten.

Doch die Polizei in den Niederlanden gab ein Video heraus,

das wie ein Film wirkt.

* Knall *

Türen werden aufgebrochen.

Handschellen klicken.

Das Drogenlabor eiligst verlassen.

Die Polizei führt weltweit Kriminelle ab,

weil die nicht aufgepasst hatten beim Messenger-Dienst.

Kriminelle brauchen sichere Kommunikation.

Eine ihrer Stärken, aber auch ihrer Schwächen.

Die organisierte Kriminalität

spricht in vermeintlich unhackbaren Netzen Verbrechen ab.

Zuletzt gelang es der Polizei, mitzulesen:

Die Entschlüsselung von Systemen wie EncroChat

führte Beamte in Unterwelten.

Diese schalldichte Folterkammer wurde in den Niederlanden gefunden.

Das gelang nur indirekt, so Bart Preneel.

Die Polizei musste Systeme knacken.

Die Polizei hat ein Update auf die Telefone gespielt.

Das hat die Verschlüsselung geschwächt.

Für den jetzigen Erfolg gingen FBI und australische Polizei weiter.

Sie entwickelten die Messenger-App ANOM.

Die brachten sie in Umlauf.

Versteckt unter dem Handy-Taschenrechner.

Download nur auf Einladung.

Es funktionierte.

ANOM war zuletzt auf 10.000 Geräten.

Die Kriminellen haben gefragt: Wohin gehen wir?

Das haben wir genutzt.

Andere Plattformen waren nicht mehr sicher.

Die Festgenommenen nutzen die Fake-App.

Drogenhändler in Südamerika, asiatische Triaden,

Clans in Europa.

Mit jeder Nachricht füllten sie ihre Polizeiakte.

Wir konnten Fotos sehen.

Hunderte Tonnen von Kokain,

versteckt in Konservendosen oder Obstladungen.

Die ANOM-App ist abgeschaltet.

Als letztes Angebot können Nutzer checken,

ob gegen sie ermittelt wird.

Die Polizei-App: ein großer Erfolg für die Fahnder.

Aber eine Herausforderung für die Asservatenkammern.

Und über diesen Coup spreche ich mit Tobias Reckmann in Washington.

Wir haben gesehen:

Diese Nachrichten-App war auf dem Handy als Taschenrechner getarnt,

mitentwickelt vom FBI.

Aber wie hat das FBI den Kriminellen diese App untergejubelt?

Mit einer Mischung aus Glück und Strategie.

2018 hatte das FBI einen anderen Dienst stillgelegt.

Damit war ein Vakuum entstanden.

Die Kriminellen brauchten eine neue App.

Und das FBI hat diese App entwickelt.

Man hatte vorher einen Insider verhaftet.

Der hatte die Technologien und die Kontakte.

So wurde die App in Umlauf gebracht.

Man hat Smartphones präpariert und in Umlauf gebracht.

Jetzt könnte man sagen:

Super, mit dieser App sind wir den Kriminellen einen Schritt voraus.

Warum hat man das auffliegen lassen? Da geht es um Kosten und Nutzen.

Der Messenger hat einen großen Datenschatz zugespielt.

Aber das FBI hat auch einen Dienst für Kriminelle geschrieben.

Der wurde immer erfolgreicher.

20 Millionen Nachrichten wurden mitgelesen.

Irgendwann ist das nicht mehr zu kontrollieren.

Man kann nicht mehr jedes Verbrechen verhindern.

War das der letzte Krypto-Messengerdienst?

Oder haben die Kriminellen längst neue Wege gefunden?

Es gibt jetzt schon andere verschlüsselte Messenger.

Es gibt aber ja auch Menschen, die Gutes im Sinn haben.

Denken wir an Whistleblower.

Die brauchen das auch.

Kriminelle werden die Messenger nach wie vor missbrauchen.

Aber die Lehre des Tages ist:

Auch in verschlüsselten Systemen ist man nicht sicher.

Tobias Reckmann, danke nach Washington.

8000 Männer und Jungen wurden getötet.

Das war vor 26 Jahren beim Massaker von Srebrenica.

Unter seinem Befehl: Ratko Mladic.

Das UN-Kriegsverbrechertribunal hat unter diese Taten

den juristischen Schlusspunkt gesetzt.

Es hat die lebenslange Haft gegen Mladic bestätigt.

Der 78-Jährige muss ins Gefängnis für den Rest seines Lebens.

Das Urteil hat sie aufgewühlt.

Der Schmerz sei immer da.

Die Mütter von Srebrenica hatten sich Gerechtigkeit erhofft

vom letzten Urteil des UN-Kriegsverbrechertribunals.

Wir nehmen dieses Urteil an.

Ich bringe es meinen Enkelkindern,

damit sie die Wahrheit in Erinnerung behalten.

Nicht nur die Mütter von Srebrenica verfolgten das Verfahren.

Auch Anhänger von Mladic waren da.

Vor dem Gericht kochten die Emotionen hoch.

Für bosnische Muslime ist Mladic ein Kriegsverbrecher.

Für viele Serben ist er ein Held.

2011 wurde er verhaftet.

Es gab Sympathiekundgebungen in mehreren Städten.

Mladic war Hauptverantwortlicher des Massakers von Srebrenica.

Es gab 8000 Tote.

2017 wurde er zu lebenslanger Haft verurteilt -

wegen Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Herr Mladic konnte dem Gericht eines nicht glaubhaft nachweisen:

Dass er Kriegshandlungen nicht bewusst genutzt hat,

um ethnische Säuberungen durchzuführen.

Es war das letzte Verfahren zum Jugoslawienkrieg,

bei dem ein Kriegsverbrecher auf der Anklagebank saß.

161 Angeklagte standen in Den Haag vor Gericht.

84 wurden verurteilt.

Dass die USA ein Problem mit Flüchtlingen aus Mexiko haben,

weiß die Welt seit Ex-US-Präsident Trumps Mauer.

Diese Menschen kommen nicht nur aus Mexiko selbst,

sondern aus anderen Staaten Mittelamerikas:

Guatemala zum Beispiel.

Seit Joe Biden gewählt ist,

haben sich wieder Tausende auf den Weg gemacht.

Das Bild dieses Flüchtlingstrecks stammt aus dem Januar.

Seine Vize, Kamala Harris, ist nach Guatemala geflogen.

In der neuen US-Regierung für Migrationspolitik zuständig,

hatte Harris zwei Botschaften:

Präsident Giammattei versprach sie Hilfe für sein Land.

Die Menschen bat sie, sich nicht auf den Weg zu machen.

Viele tun es dennoch.

Xenia Böttcher hat einige begleitet.

Sie nennen ihn La Bestia, Die Bestie.

Der Güterzug der Angst und der Hoffnung von Migranten.

Er soll sie vom Süden Mexikos in den Norden bringen.

Der Zug nähert sich einer Migranten-Herberge.

Die Männer wollen abspringen.

Lebensgefahr.

Ihnen bleibt keine Zeit.

In der Herberge sind sie sicher vor der Polizei.

Alle, die gestern mit der Bestie fuhren,

gerieten in eine Razzia.

Die Polizisten hätten sie ausgeraubt.

Junior hat sich eine Scherbe in den Fuß gerammt.

Die USA zahlen Geld an Mexiko, damit sie uns fassen.

Warum nicht das Geld

für den Kampf gegen das organisierte Verbrechen verwenden?

Merken sie nicht, dass wir hier sterben?

Wo ist ihr Gewissen?

Louis aus Guatemala ist in Sorge.

Die Polizei hat seine Frau und seinen Sohn erwischt.

Die Bandenkriminalität, zwei Hurricanes und die Pandemie

habe die Familie aus der Heimat vertrieben.

Mexiko sei nicht besser.

Der amerikanische Traum ist hart.

Mexiko ist ein Albtraum für uns.

Die Grenzbeamten, die Polizei, die Kartelle.

Wenn die Polizei dich erwischt, fordern sie 500 Pesos.

Dann lassen sie sich ziehen.

Der Druck sei gestiegen.

Louis glaubt nicht,

dass Maßnahmen oder Hilfsgelder aus den USA etwas verändern.

Die USA können Millionen investieren.

Am Ende wird es dem Volk nicht besser gehen.

Die Regierung ist selbst korrupt.

Die Bestie rast heran.

Louis sieht in der Heimat keine Zukunft.

Aufspringen ist unmöglich.

Es wurden Betonpfosten errichtet.

Du müsstest zugreifen und parallel mitrennen.

Er ist schnell.

Jeder Zug bringt neue Migranten.

Aber Zugwächter stehen an jedem Übergang bereit.

Einige Kilometer weiter wollen sie den Sprung wagen.

Sie wollen in die USA - um jeden Preis.

Noch drei Monate bis zur Bundestagswahl.

Man kann den Eindruck gewinnen,

als suchten Union und SPD auf den letzten Metern nach Streit.

Dass die Rechte von Kindern ins Grundgesetz gehören,

war fest vorgesehen im Koalitionsvertrag.

Man könnte meinen:

So eine Formulierung könnte ja nicht schwer sein.

Ist sie aber offensichtlich.

Union und SPD haben es geschafft, sich darüber zu zerstreiten.

Die Schuld geben sie sich gegenseitig.

Kristin Becker.

Es steht im Koalitionsvertrag:

Kinderrechte sollen im Grundgesetz verankert werden.

Daraus wird wohl nichts.

Die Regierung hatte sich geeinigt.

Die Fraktionen konnten sich nicht einigen.

Wir hatten die historische Chance,

die Kinderrechte sichtbar zu machen in unserer Werteordnung.

Ich bedauere es zutiefst,

dass der Streit über Detailfragen eine Einigung verhindert hat.

Bislang sind Kinder im Grundgesetz nur erwähnt.

Mit der Neuregelung sollten sie mehr Aufmerksamkeit bekommen.

Das geht in Bundestag und Bundesrat nur mit einer Zweidrittel-Mehrheit.

Die Grundgesetzänderung braucht also die Opposition.

Vor allem die Grünen waren nicht überzeugt.

Das bedeutet:

Kinder stehen nach wie vor nicht im Mittelpunkt der Politik.

Das ist ein Armutszeugnis für die Koalition.

Es ist ein Armutszeugnis, insbesondere für die Union.

Die Union weist das zurück.

Zu absolute Forderungen von Grünen und SPD

hätten Elternrechte geschmälert und Verhandlungen scheitern lassen.

Wir waren flexibel als Fraktion.

Wir haben uns bewegt.

Jetzt müssen sich auch andere bewegen.

Aus der CSU kam nun der Vorschlag, erneut zu verhandeln.

Aussichtsreich scheint das derzeit nicht.

Haben Sie eine Vorstellung davon,

wie viel Wasser Sie heute verbraucht haben?

Vielleicht mit 'ner Abkühlung im Garten,

der Abwasch, die Waschmaschine, die Klospülung.

Inklusive Zähneputzen verbraucht zum Beispiel in Hamburg

jeder Mensch 114 Liter Wasser täglich.

Auch wenn's in Norddeutschland oft regnet:

Das Wasser wird auch hier knapper.

Umweltministerin Schulze

hat den Entwurf für eine Wasserstrategie vorgestellt.

Wie sie Engpässe vermeiden will, weiß Julie Kurz.

Wasser ist überlebenswichtig: für Menschen, Tieren, Pflanzen.

Doch mit heißen Sommern sinkt der Grundwasserspiegel.

Die Bodenfeuchte geht zurück.

Der Klimawandel lässt in Deutschland das Wasser knapp werden.

Die Umweltministerin will dagegenhalten.

Auch in 30 Jahren soll es in Deutschland

jederzeit und überall ausreichend Trinkwasser geben.

Das soll qualitativ hochwertig und bezahlbar sein.

Unsere Seen, Bäche und Flüsse sollen sauberer werden.

Infrastruktur, Landnutzung und Stadtentwicklung

sollen an Folgen des Klimawandels angepasst werden.

Dafür müsse Wassernutzung gesteuert werden.

Unterschiedliche Preise je nach Tageszeit könnten Anreize schaffen,

den Garten erst abends zu wässern.

Bei Knappheit stehe Trinkwasser an erster Stelle.

Auch ein Mindestmaß für Tiere und Pflanzen soll Priorität haben.

Ziel der Strategie ist ein Ausgleich

zwischen wasserarmen und wasserreichen Regionen.

Dafür soll das Netz ausgebaut werden.

Die Kommunen sehen die Versorgung aber als lokale Angelegenheit an.

Die Menschen vor Ort müssen die Lösungen mittragen.

Es ist auch wichtig,

dass die Menschen vor Ort ihre Beobachtungen einbringen.

Um für die Region angepasst die Wasserstruktur zu schaffen.

Der Bund solle eine Milliarde Euro in zehn Jahren fließen lassen.

Die Nationalelf nennt sich seit ein paar Jahren "Die Mannschaft".

Nicht etwa "Das Team".

Für das Quartier während der EM

hat sich nun doch ein Anglizismus reingemogelt.

"Home Ground" heißt die Unterkunft.

Was hier schepperig nach Bauzaun aussieht,

wirkt aus der Luft dann doch exklusiver.

Heute war Einzug in Herzogenaurach.

Bernd Schmelzer.

Der Bundestrainer wirkt zufrieden nach dem Auftritt gegen die Letten

bei der Ankunft der Mannschaft auf dem Flughafen Nürnberg.

Der DFB-Tross ist zuversichtlich mit Blick auf das Duell mit Frankreich.

Wir brauchen eine Topleistung, wenn wir eine Chance haben wollen.

Unsere Mannschaft ist ehrgeizig genug,

gut ins Turnier zu starten.

Das 7:1 gestern Abend ist nur bedingt aussagekräftig.

Allerdings zeigte die Mannschaft gute spielerische Ansätze.

Sie verfügte über eine ordentliche Raumaufteilung

und verwertete die Chancen.

Was wir im Training erarbeiteten, die Abstände zwischen den Ketten,

die Anlaufbewegungen, hat gut funktioniert.

Und wir waren kaltschnäuzig vorm Tor.

Am Abend bezog das Team das Quartier in Herzogenaurach.

Auf dem Gelände eines Sportartikelherstellers

wird es in einer Anlage wohnen.

Das erinnert an das Campo Bahia in Brasilien,

als die DFB-Auswahl 2014 Weltmeister wurde.

So ganz brasilianisch sah das Wetter nicht aus in Herzogenaurach.

Aber das kann werden in den nächsten Tagen.

Vom Süden bis in die Mitte heute Nacht einzelne Schauer.

Im Norden trocken.

Dort am Tag freundlich.

Ansonsten schauerartige Regenfälle.

Am Nachmittag Gewitter.

Das war das nachtmagazin.

Thorsten Schröder bleibt am Nachrichtengeschehen dran

und meldet sich gegen 2.10 Uhr mit der tagesschau.

Ich wünsche Ihnen eine angenehme Nacht.

Copyright Untertitel: NDR 2021