tagesschau 08.04.2021, 17:00 Uhr - Die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt weiter auf 105, 306 weitere Menschen in Verbindung mit
Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit der tagesschau.
Diese Sendung wurde vom NDR live untertitelt (08.04.2021)
Heute im Studio: Susanne Holst
Guten Tag, willkommen zur tagesschau.
Zu wenig, zu langsam, zu kompliziert:
Seit Monaten wird die Corona-Impfkampagne
in Deutschland von vielen Seiten kritisiert.
Jetzt dürfen auch Hausarztpraxen mitimpfen.
Das scheint der Kampagne Schwung zu verleihen.
So wurden am Mittwoch 44 % mehr Impfdosen verabreicht
als am Vortag.
Bald könnte noch ein Impfstoff im Angebot sein:
Bayern und Mecklenburg-Vorpommern
wollen den russischen Sputnik V bestellen.
Auch der Bundesgesundheitsminister will tätig werden.
Illertissen in Bayern:
Hier soll der Impfstoff Sputnik V hergestellt werden.
Ein Vorvertrag ist unterzeichnet.
Auch der Bundesgesundheitsminister setzt auf den russischen Impfstoff.
Auch wenn die EU zunächst
keine Verträge mit dem Sputnik-Hersteller schließt.
Mecklenburg-Vorpommern wurde schon aktiv,
sicherte sich eine Option auf 1 Mio. Sputnik-V-Dosen.
Schon gestern teilte Bayerns Ministerpräsident Söder mit,
der Freistaat habe 2,5 Mio. Dosen vorbestellt.
Kritik:
Dass das ausgerechnet der Kollege macht, der sonst mit markigen Worten
ein einheitliches Verhalten in der Pandemie-Bekämpfung fordert:
Das spricht für sich.
Noch etwas sieht Weil skeptisch:
Einen harten Lockdown, bundesweiten Stillstand,
wie ihn Kanzlerin und Unionschefs vorgeschlagen haben.
Auch Weils Parteifreundin Dreyer aus Rheinland-Pfalz ist strikt dagegen.
Ich will mich dazu gar nicht mehr äußern,
weil das aus meiner Sicht durch ist mit dem Brücken-Lockdown.
Ich halte generell gar nichts davon.
Doch die Frage danach steht im Raum –
weil die Infektionszahlen steigen und die Intensivbetten knapp werden.
Die Grünen mahnen:
Ich kann als Arzt
nur von dramatischen Zuständen im Gesundheitswesen berichten.
Es darf nicht sein, dass wir in dieser dritten Welle
nochmals ganz viele Menschenleben verlieren.
Harter Lockdown – ja oder nein? Die Diskussion geht weiter.
Mindestens bis zur Ministerpräsidentenkonferenz
mit der Kanzlerin.
Fast 4000 weniger als am letzten Donnerstag.
Laut RKI wurde vermutlich über Ostern weniger getestet,
Daten könnten verzögert übermittelt worden sein.
Unter diesem Vorbehalt steht auch der Inzidenzwert von 106.
Darf ein Staat eine Impfung zur Pflicht machen?
Ja, urteilten die Richter des EuGHs für Menschenrechte.
Sie sehen darin keinen Verstoß
gegen das Recht auf Achtung des Privat- und Familienlebens.
Geklagt hatten Familien
gegen die in Tschechien bestehende Impfpflicht für Kinder.
Etwa gegen Tetanus oder Masern.
Die Begründung:
Die tschechischen Behörden verfolgten damit das legitime Ziel,
Gesundheit und Rechte anderer zu schützen.
Der Piks in den Arm soll vor Masern schützen.
Seit 2020 ist eine solche Impfung auch in Deutschland Pflicht
etwa für Kinder, die in die Kita wollen.
In Tschechien riskieren Eltern, die sie nicht impfen lassen, ein Bußgeld.
Ihre Kinder dürfen nicht in den Kindergarten.
Auf die Klage mehrerer Familien aus Tschechien hin
hat der EuGH erstmals über eine Impfpflicht für Kinder geurteilt.
Für den Gerichtshof ist es nicht unverhältnismäßig:
Dass ein Staat diese Schutzmaßnahme von seinen Bürgern per Gesetz
und im Namen der Solidarität verlangt.
Konsequenzen für Impfverweigerer dürfen nicht zu hart ausfallen.
Das heißt, keine zu hohen Bußgelder.
Auch die Folgen für Kinder dürften nicht aus dem Blick geraten.
Denn in die Kita gehen zu können,
sei wichtig für ihre persönliche Entwicklung.
Es werden die Probleme gesehen, die resultieren:
Wenn wir Kinder aufgrund einer fehlenden Impfung
aus bestimmten erzieherischen Kontexten fernhalten.
Der Gerichtshof betont, dass es Ausnahmekonstellationen gibt.
Es ist keine strikte Verpflichtung.
Das ist für die deutsche Situation von Bedeutung.
In Deutschland klagten Eltern gegen die geltende Masern-Impfpflicht
vor dem Bundesverfassungsgericht, eine Entscheidung steht aus.
Heute trifft sich Wirtschaftsminister Altmaier
mit Vertretern von mehr als 40 Verbänden.
Die klagen über einbrechende Umsätze in der Pandemie.
Zur Börse und zu Bettina Seidl in Frankfurt.
Einigen Branchen geht es gut, etwa der Autobranche - inwiefern?
Die Autohersteller lieben zu einem großen Teil von Exporten.
Nach China wird viel exportiert.
Im März wurden dorthin man 60 Prozent mehr Autos verkauft.
2,4 Millionen Autos.
Bei den Aktien der Autokonzerne kommt es nicht an.
Die rutschten ins Minus.
Man sieht in der deutschen Wirtschaft ein gespaltenes Bild.
Kleine Betriebe leiden.
In Baden-Württemberg haben Grüne und CDU mit Koalitionsverhandlungen
über eine Wiederauflage ihres Regierungsbündnisses begonnen.
Thema der ersten Gesprächsrunde war die Finanzlage.
Anfang Mai will die Koalition ihr Regierungsprogramm präsentieren.
Die Grünen gewannen die Landtagswahl im März mit 32,6 % der Stimmen.
Ministerpräsident Kretschmann steht vor seiner dritten Amtszeit.
Ihr Schritt brachte den Skandal um sexualisierte Gewalt gegen Kinder
in der katholischen Kirche ins Rollen:
2010 sagten drei ehemalige Schüler des Berliner Canisius-Kolleg,
dass sich dort Lehrer an Kindern vergangen hatten.
Heute erhielten Matthias Katsch vom Betroffenen-Netzwerk "Eckiger Tisch"
und der frühere Schulleiter Mertes das Bundesverdienstkreuz.
Große Ehre für zwei Missbrauchsaufklärer:
Matthias Katsch und Jesuitenpater Klaus Mertes hatten 2010 wesentlich
zur Aufdeckung des Missbrauchs in der katholischen Kirche beigetragen.
Sie haben sich mit viel Mut und großer Beharrlichkeit
für die Aufdeckung und Aufklärung abscheulicher Verbrechen
in unserer Gesellschaft engagiert.
Sie sind eingetreten für die Schwächsten unter uns:
Für an Leib und Seele tief verletzte Kinder und Jugendliche,
für lange Zeit Vergessene oder Verschwiegene.
Am Berliner Canisius-Kolleg
kam es bis in die 80er zu Fällen sexualisierter Gewalt.
Jahrelang ein Tabu.
Erst als Matthias Katsch mit weiteren Ex-Schülern an den damaligen Leiter,
Pater Klaus Mertes, wendet, wird es öffentlich.
Immer mehr Fälle werden bekannt, Opfer trauen sich,
über ihre Erlebnisse auch in anderen Einrichtungen zu reden.
Aber auch heute sei noch viel zu tun.
Kinder und Jugendliche, Mädchen und Jungen in diesem Land,
in seinen Kirchen und Vereinen, v.a. allem auch in seinen Familien:
Sie waren und sind weiter dem Risiko sexualisierter Gewalt ausgesetzt.
Notwendig sei eine gemeinsame Anstrengung als Gesellschaft,
damit es aufhöre.
1971 fand in London
der erste offizielle "Welt-Roma-Kongress" statt.
Zur Erinnerung daran wird am 8. April der "Welt-Roma-Tag" begangen.
Der Vorsitzende des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Rose,
beklagt, die Menschen seien in weiten Teilen Europas ausgegrenzt.
Auch in der Türkei.
In der südtürkischen Millionenmetropole Gaziantep
leben mehr als 30.000 Roma.
Seit Jahrzehnten leiden sie unter Arbeitslosigkeit,
geringem Bildungsstand und schlechter medizinischer Versorgung.
Ein Leben in Armut, besonders für die Jungen.
Auch ich hatte kein echtes Leben.
Mit 14 Jahren wurde ich verheiratet, bekam ein Kind,
durfte nicht zur Schule.
Ich habe mal den ganzen Tag geweint, um endlich lernen zu dürfen.
Mit EU-Geldern
wurde dieses Jugend- und Kinderzentrum in Gaziantep gegründet.
Necla Buluter und ihre Unterstützer wollen erreichen:
Die Kinder sollen durch Bildung und Beschäftigung
der üblichen Kinderheirat entgehen.
Und dass sie nicht zum Betteln auf die Straße geschickt werden.
Mein Vater ist im Gefängnis.
Meine Mutter arbeitet, sie sammelt Schrott.
Ich will Lehrerin werden, wenn ich erwachsen bin.
Nach Schätzungen des EU-Rates leben mehr als 1 Mio. Roma in der Türkei.
Viele sind Wertstoffsammler oder Tagelöhner.
2010 strich Erdogan
alle diskriminierenden Elemente im öffentlichen Leben.
Nicht genug, sagt der Roma-Abgeordnete Purcu.
Der Staat hat kein Interesse an uns.
Die Regierung fragt nicht einmal nach.
Meine Gesetzesentwürfe interessieren keinen im Parlament.
Frustriert ist der Oppositionsabgeordnete auch darüber:
Ein lange verabschiedeter Aktionsplan für Bildung und Arbeit für Roma
ist noch immer nicht umgesetzt.
Israel gedenkt den Holocaust:
Wie in Jerusalem hielten die Menschen am Morgen zwei Minuten inne.
Der Verkehr stand.
Israels Premier Netanyahu und Präsident Rivlin
legten an der Gedenkstätte Yad Vashem Kränze nieder.
In Israel leben noch etwa 175.000 Holocaust-Überlebende.
Etwa 6 Mio. Juden wurden während der NS-Zeit ermordet.
Die vierte Nacht in Folge gab es im nordirischen Belfast Ausschreitungen.
Dutzende Polizisten wurden verletzt.
Laut Sicherheitsbehörden
geht die Gewalt von pro-britischen protestantischen Gruppen aus.
Auslöser sei die Entscheidung, hochrangige Politiker
der katholisch-republikanischen Sinn-Fein-Partei nicht zu belangen.
Sie nahmen an der Beerdigung eines Ex-IRA-Terroristen teil
und verstießen gegen Corona-Regeln.
Auch der Sonderstatus Nordirlands im Brexit-Abkommen
stößt auf Widerstand in Teilen des protestantischen Lagers.
Wie ist es um die Zukunft des Waldes bestellt?
Antworten gaben heute Vertreter des Deutschen Forstwirtschaftsrates.
Nach drei trockenen Jahren fordern Forstbesitzer mehr Unterstützung
beim Umbau der deutschen Wälder.
Die von Bund und Ländern aufgelegten Soforthilfe-Programme reichten nicht.
Für die Jahrhundertaufgabe, den Wald so aufzubauen,
dass er für künftige Generationen erhalten bleibe, werde mehr benötigt.
110 Hektar Wald:
Die bewirtschaftet der Landwirt und CDU-Bundestagsabgeordnete
Hans-Georg von der Marwitz im Osten Brandenburgs.
Etwa die Hälfte seiner Bäume
hat Schaden genommen durch die Trockenheit der letzten drei Jahre.
Das setzt uns sehr zu.
Die Märkte sind zusammengebrochen.
Für Schadholz kann kein auskömmlicher Preis erzielt werden.
Es ist für uns sehr schwierig.
Ein Verlust,
der durch die staatliche Soforthilfe nur zu 10-15 % abgedeckt wird.
Für ihr wirtschaftliches Überleben, den Waldumbau weg von Monokulturen,
und um die Klimaschutzfunktion des Waldes erhalten zu können:
Dafür sei neben Hilfsprogrammen eine langfristige Finanzierung notwendig.
Dieses Programm darf nicht auf vier Jahre beschränkt sein.
Wenn wir bis 2050 die Umbauleistung erbringen sollen,
muss es fortgeschrieben werden.
Wenn es schneller gehen soll, muss es erhöht werden.
Mit Roteichen, Douglasien neben den Kiefern
will von der Marwitz Schäden ausgleichen.
Das muss er aus den Erlösen seines Agrarbetriebes finanzieren.
Bei Sturm und hohen Wellen geriet am Ostermontag
ein niederländischer Frachter vor der norwegischen Küste in Seenot.
Er trieb seitdem ohne Antrieb und Besatzung im Nordmeer.
Mit an Bord: Schweröl und Diesel.
Die Gefahr einer Verschmutzung der Naturgebiete
konnte abgewendet werden.
Das Schiff ist gesichert
und wird mit Schleppern in den Hafen von Alesund gebracht.
Zum Wetter:
Mal mehr, mal weniger dichte Wolken ziehen morgen durch den Himmel.
Unsere Vorhersage.
Im Norden heute Nacht viele Wolken.
In Küstennähe teils Regen.
Sonst trocken.
Im Süden oft klar, teils locker bewölkt.
Morgen im Norden viele Wolken.
Vor allem in Küstennähe Regen, dabei windig.
Sonst ein Sonne-Wolken-Mix.
Die Sonne scheint am häufigsten im Süden.
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