×

Usamos cookies para ayudar a mejorar LingQ. Al visitar este sitio, aceptas nuestras politicas de cookie.


image

YouTube | GERMANIA, Aram Arami genervt von Gangster- und Ganovenklischees in Serien

Aram Arami genervt von Gangster- und Ganovenklischees in Serien

.

Die Filmemacher sollten sich damit befassen,

dass es andere Realitäten gibt als jetzt nur den kriminellen Ausländer.

Vielleicht sollten wir uns auch mal trauen,

auch solche Filme zu drehen.

Es gibt auch andere Geschichten, die erzählenswert und wunderschön sind.

* Musik *

Ich bin Aram Arami, ich bin 25 Jahre alt.

Ich bin Kurde aus dem Nordirak,

lebe in Berlin-Lichtenberg und bin Schauspieler.

Wir sind 96 aus dem Nordirak geflohen

und mit drei ungefähr bin ich in Deutschland angekommen.

Der Bezirk Lichtenberg war damals sehr, sehr deutsch.

Als ich 13, 14 war, hat mein Vater mir einen Flyer in die Hand gedrückt.

Ich weiß nicht, woher er den hatte,

den hat ein anderer Freund auch von seinem Vater bekommen.

Den habe ich mir angeguckt

und dann war da eine Landkarte von Lichtenberg drauf.

Dann war die Weitlingstraße komplett durchgeixt.

Das habe ich mir so angeguckt. Die roten Xe standen für Naziübergriffe.

Mein Vater meinte damals, Weitlingstraße darfst du nicht hin.

Da gab's einen Jungen: Ben, Glatzkopf, Springerstiefel,

ein Klischee-Nazi.

Der hat in dieser Weitlingstraße gewohnt.

Der hatte ein Problem mit mir. Der ist dann immer gekommen

und hat mir die Karten aus der Hand geschlagen und so.

Und da gab es noch 1000 Sachen.

Dann hatte ich eine Person: Ben. Und die Weitlingstraße.

Und das war für mich okay.

Alle, die in der Weitlingstraße leben und wohnen, sind wie Ben.

Ich hatte keinen Bock auf Ben.

Genauso wie die Deutschen uns gegenüber,

haben wir auch Vorurteile gegenüber den Deutschen aufgebaut.

Mit dem Wechsel auf die Oberschule hat sich dann etwas geändert,

da kam alles aufeinander, sehr wild und Multikulti.

Da gab es auch die coolen Deutschen, die waren aufgeschlossen.

Die wollten wissen, woher du kommst.

Die haben sich für dich interessiert,

genauso wie ich mich für sie interessiert hab.

Für mich hat dieser Bezirk viel durchgemacht.

Die Nazi-Rate hat sich ganz krass geändert.

Aber nicht nur das, es wird immer cooler.

Es wird immer hipper, sehr Multikulti.

Ich kriegs auch mit, wie die ersten Leute positiv über Lichtenberg reden.

Ich weiß wie es vorher war, wie es jetzt ist,

und ich war die ganze Zeit da. Warum soll ich weg?

Durch diese Änderung

habe ich mich ein Stück weit auch in Lichtenberg verliebt.

Als deutscher Schauspieler mit Migrationshintergrund

hat man's nicht immer leicht, aus diesem Schubladen-Denken rauszukommen

und sein Schauspiel-Talent zu entfalten.

Weil Leute über einem stehen, die nicht so denken wie du.

Meine ersten zehn Projekte waren der böse Ausländer.

Wo du dir als Schauspieler denkst, war jetzt lustig,

aber wir können auch mal was anderes machen.

Ich erlebe ja auch andere Geschichten.

Ich habe ganz viele Freunde, die einen Migrationshintergrund haben.

Und es verkauft nicht jeder Drogen.

Der Ausländer ist nicht nur Gemüsehändler

oder Kiosk-Verkäufer oder der Kriminelle.

Und dann fängst du an, dich damit zu befassen.

Haben die alle nur das eine Bild von uns?

Denken die alle, dass wir so kriminell sind?

Und wir anfangen das zu denken, was denkt dann der Zuschauer?

Und das ist das Gefährliche,

dass wir das Denken in Deutschland so krass beeinflussen mit den Filmen.

Und dass uns das, glaube ich, nicht so klar ist.

Ganz oft als Schauspieler kriegst du Drehbücher

und ich sehe im Zusammenhang mit meiner Rolle eine andere,

die z.B.Lukas heißt. Ich finde die viel interessanter.

Heißt nicht, dass die größer war,

der eine hieß halt nur Özgür und der andere Lukas.

Dann gehst du hin und sagst, okay, ich spreche gerne für den Özgür.

Ich hab aber auch was von Lukas vorbereitet,

ich würde gerne für den Lukas vorsprechen.

Äh, nee. Da haben wir heute nicht die Zeit für.

Lieber nicht.

Und dann hieß es, das Profil passt nicht.

Das waren die ersten Male, die du einstecken musstest.

Es ist mir einmal gelungen, einen Deutschen spielen zu dürfen.

Wenn du als Schauspieler gelangweilt bist von dem Schubladen-Denken,

dann mach was dagegen.

Genauso denke ich aber auch,

dass Filmemacher vielleicht mal andere Geschichten erzählen sollten.

Die deutsche Filmbranche,

die deutschen Filmemacher haben meiner Meinung nach

auch die Verantwortung und die Pflicht,

Realitäten zu zeigen und zu erzählen.

Deutschlands Realität ist nun mal,

dass ein Lukas nicht immer ein Lukas ist.

Und ein Mehmet ist nicht immer ein Mehmet.

Also ist es auch nicht befremdlich, wenn ich Lukas heißen würde,

ich bin Deutscher.

Ich habe einen deutschen Pass, ich fühle mich Deutsch.

Untertitel: ARD Text im Auftrag von Funk (2019)


Aram Arami genervt von Gangster- und Ganovenklischees in Serien Aram Arami fed up with gangster and hoodlum clichés in series Aram Arami è stufo dei cliché dei gangster e dei teppisti nelle serie

.

Die Filmemacher sollten sich damit befassen,

dass es andere Realitäten gibt als jetzt nur den kriminellen Ausländer.

Vielleicht sollten wir uns auch mal trauen,

auch solche Filme zu drehen.

Es gibt auch andere Geschichten, die erzählenswert und wunderschön sind.

* Musik *

Ich bin Aram Arami, ich bin 25 Jahre alt.

Ich bin Kurde aus dem Nordirak,

lebe in Berlin-Lichtenberg und bin Schauspieler.

Wir sind 96 aus dem Nordirak geflohen

und mit drei ungefähr bin ich in Deutschland angekommen.

Der Bezirk Lichtenberg war damals sehr, sehr deutsch.

Als ich 13, 14 war, hat mein Vater mir einen Flyer in die Hand gedrückt.

Ich weiß nicht, woher er den hatte,

den hat ein anderer Freund auch von seinem Vater bekommen.

Den habe ich mir angeguckt

und dann war da eine Landkarte von Lichtenberg drauf.

Dann war die Weitlingstraße komplett durchgeixt.

Das habe ich mir so angeguckt. Die roten Xe standen für Naziübergriffe.

Mein Vater meinte damals, Weitlingstraße darfst du nicht hin.

Da gab's einen Jungen: Ben, Glatzkopf, Springerstiefel,

ein Klischee-Nazi.

Der hat in dieser Weitlingstraße gewohnt.

Der hatte ein Problem mit mir. Der ist dann immer gekommen

und hat mir die Karten aus der Hand geschlagen und so.

Und da gab es noch 1000 Sachen.

Dann hatte ich eine Person: Ben. Und die Weitlingstraße.

Und das war für mich okay.

Alle, die in der Weitlingstraße leben und wohnen, sind wie Ben.

Ich hatte keinen Bock auf Ben.

Genauso wie die Deutschen uns gegenüber,

haben wir auch Vorurteile gegenüber den Deutschen aufgebaut.

Mit dem Wechsel auf die Oberschule hat sich dann etwas geändert,

da kam alles aufeinander, sehr wild und Multikulti.

Da gab es auch die coolen Deutschen, die waren aufgeschlossen.

Die wollten wissen, woher du kommst.

Die haben sich für dich interessiert,

genauso wie ich mich für sie interessiert hab.

Für mich hat dieser Bezirk viel durchgemacht.

Die Nazi-Rate hat sich ganz krass geändert.

Aber nicht nur das, es wird immer cooler.

Es wird immer hipper, sehr Multikulti.

Ich kriegs auch mit, wie die ersten Leute positiv über Lichtenberg reden.

Ich weiß wie es vorher war, wie es jetzt ist,

und ich war die ganze Zeit da. Warum soll ich weg?

Durch diese Änderung

habe ich mich ein Stück weit auch in Lichtenberg verliebt.

Als deutscher Schauspieler mit Migrationshintergrund

hat man's nicht immer leicht, aus diesem Schubladen-Denken rauszukommen

und sein Schauspiel-Talent zu entfalten.

Weil Leute über einem stehen, die nicht so denken wie du.

Meine ersten zehn Projekte waren der böse Ausländer.

Wo du dir als Schauspieler denkst, war jetzt lustig,

aber wir können auch mal was anderes machen.

Ich erlebe ja auch andere Geschichten.

Ich habe ganz viele Freunde, die einen Migrationshintergrund haben.

Und es verkauft nicht jeder Drogen.

Der Ausländer ist nicht nur Gemüsehändler

oder Kiosk-Verkäufer oder der Kriminelle.

Und dann fängst du an, dich damit zu befassen.

Haben die alle nur das eine Bild von uns?

Denken die alle, dass wir so kriminell sind?

Und wir anfangen das zu denken, was denkt dann der Zuschauer?

Und das ist das Gefährliche,

dass wir das Denken in Deutschland so krass beeinflussen mit den Filmen.

Und dass uns das, glaube ich, nicht so klar ist.

Ganz oft als Schauspieler kriegst du Drehbücher

und ich sehe im Zusammenhang mit meiner Rolle eine andere,

die z.B.Lukas heißt. Ich finde die viel interessanter.

Heißt nicht, dass die größer war,

der eine hieß halt nur Özgür und der andere Lukas.

Dann gehst du hin und sagst, okay, ich spreche gerne für den Özgür.

Ich hab aber auch was von Lukas vorbereitet,

ich würde gerne für den Lukas vorsprechen.

Äh, nee. Da haben wir heute nicht die Zeit für.

Lieber nicht.

Und dann hieß es, das Profil passt nicht.

Das waren die ersten Male, die du einstecken musstest.

Es ist mir einmal gelungen, einen Deutschen spielen zu dürfen.

Wenn du als Schauspieler gelangweilt bist von dem Schubladen-Denken,

dann mach was dagegen.

Genauso denke ich aber auch,

dass Filmemacher vielleicht mal andere Geschichten erzählen sollten.

Die deutsche Filmbranche,

die deutschen Filmemacher haben meiner Meinung nach

auch die Verantwortung und die Pflicht,

Realitäten zu zeigen und zu erzählen.

Deutschlands Realität ist nun mal,

dass ein Lukas nicht immer ein Lukas ist.

Und ein Mehmet ist nicht immer ein Mehmet.

Also ist es auch nicht befremdlich, wenn ich Lukas heißen würde,

ich bin Deutscher.

Ich habe einen deutschen Pass, ich fühle mich Deutsch.

Untertitel: ARD Text im Auftrag von Funk (2019)