Thelma Buabeng über Rassismus im deutschen Film und was sich ändert | GERMANIA
Es gibt jetzt mittlerweile auch Quoten und neue Bestimmungen - Gott sei Dank -
Und nicht nur in Bezug auf BIPoCs, sondern überhaupt auf intersektionale Gruppen.
Aber das geht ja jetzt erst los. Ich bin Thelma Buabeng. Ich bin Schauspielerin
und ich bin aufgewachsen in Meckenheim, Bonn. Mein Ex-Mann, Thelmas Vater,
arbeitete auf einem deutschen Schiff als Koch. Normalerweise wollten wir eigentlich
in Ghana bleiben. Und irgendwie wollten die, dass er hier beschäftigt ist.
Deswegen sind wir hergekommen. Die Kinder habe ich immer bei meinen Eltern gelassen,
weil ich gedacht habe: Europa, Deutschland, Schnee, das ist nichts
für uns. Wir kommen zwei Jahre und dann gehen wir zurück. Aber dann lief alles
anders. Und dann haben wir die Kinder geholt. Ich hatte auch direkt neben meiner
besten Freundin Jessica Ehlert in einem Hochhaus gewohnt, im Ruhrfeld 20 und 22,
also im Hochhaus nebenan hat Jessica gewohnt und den Erzählungen nach hat
sie mich wohl gesehen im Kindergarten. Ich bin reingekommen und sie hat wohl direkt
mit dem Finger auf mich gezeigt und hat gesagt: Das ist meine neue beste Freundin.
Das war dann auch so jahrelang. Wir haben direkt nebeneinander gewohnt.
Unsere Eltern waren miteinander befreundet und deswegen haben wir ganz viel Zeit
miteinander verbracht. Und ich glaube einfach durch Kindergarten, Freunde,
Kindergärtner*innen hat man ganz automatisch Deutsch gelernt. Da bin
ich groß geworden im fünften Stock. Wirkt alles viel kleiner jetzt auch, wenn man so
klein ist und das Gefühl hat, alles ist so riesig. Britta! Ja hallo! Wir haben uns ja
ewig nicht mehr gewesen! Also das hier ist die Schwester meiner damals besten
Freundin mit der ich groß geworden bin im Kindergarten, von der ich vorhin erzählt
habe. Meine kleine Schwester. Meine große Schwester- Ich hab zwei kleine Schwestern.
Du hast dich einfach immer um die anderen gekümmert, also ich meine, das war
der kleinere Bruder und meine Schwester war auch ein bisschen jünger und du warst
halt die älteste von allen, das hat man schon gemerkt. Aber du hast jetzt nicht so
den Druck ausgeübt, sondern eher aufgepasst. Und du hast auch viel zu früh
gekocht, gebügelt, dich um alles gekümmert. Mit 19 war das eine kleine
Hausfrau und wollte immer Schauspielerin werden. Voll cool, dass du runtergkommen
bist Britta, dass du da warst! Nächstes Mal rufst du mich eine halbe Stunde früher
an. Ich errinnere mich, dass meine Mutter meinte, als sie umgezogen ist,
um eine Wohnung zu finden für mich und meinen Bruder, als wir dazugekommen sind,
sind die irgendwo vorgefahren und der Vermieter- Also sie haben noch Freunde
anrufen lassen, weil sie die Sprache noch nicht konnten. Dann ist der Vermieter
vorgefahren, hat meine Eltern gesehen, also zwei schwarze Menschen und war so
"Sie sind ja N-Wort!", hat sich ins Auto gesetzt und ist wieder gefahren. Also
die haben ganz früh noch mal eine andere Diskriminierung erfahren. Was heißt
andere, nicht, dass es das heute nicht auch noch gibt, aber
für die eine Diskriminierung, die sie ja gar nicht kannten. Also, dass Leute
ein Problem mit denen hatten, weil sie schwarz sind. Deswegen glaube ich war
es schon hart. Die haben schon für uns gekämpft. Und dann fing
ich an bei der Botschaft zu arbeiten. Da war ich auch, bis die Botschaft
nach Berlin gezogen ist. Wollte ich nicht. Ich wollte immer, dass meine Kinder hier
in der Gegend bleiben. Und danach habe ich beide bei Care Deutschland angefangen
und dann ein paar Jahre wieder bei DAAD und anschließend bei der Welthungerhilfe.
Da war ich bis zu meiner Rente. Also von Thelma habe ich mir gewünscht,
dass sie Psychologin wird oder irgendwas, wo sie Leuten hilft. Deswegen war
ich überhaupt nicht erfreut, als sie gesagt hat: Schauspieler. Dann hab
ich gefragt: Hast du hier schwarze Schauspielerin gesehen, die erfolgreich
ist. Du wirst nicht weiterkommen. Aber das wollte sie machen. Ich habe sie nicht
unterstützt, aber wie man sieht, ist sie erfolgreich und ich bin stolz. Du musst
Stefanie sein. Ja, ich freue mich, dich endlich kennenzulernen. Hallo. Du denkst,
ich bin Tanja. Das ist Tanja. Oh hallo! Bis heute Mittag wusste ich noch gar
nicht, dass es sie überhaupt gibt. Typisch Therapeut, kriegt selbst den Mund nicht
auf. Ich wollte ehrlich gesagt schon immer, immer, immer, immer Schauspielerin
werden. Ich habe als Kind schon in Kinder-Theatergruppen mitgespielt. Da war
für mich klar: Okay, ich will unbedingt Schauspielerin werden. Meine ersten Jahre
waren tatsächlich Refugees, Putzfrauen, Dienstmädchen, Prostituierte, Sklavinnen.
In meinem Fall glaube ich, hat sich durch Alarmanlagen schon länger was geändert
im Sinne von, ich glaube ich war die erste schwarze Staatsanwältin in so einem
ZDF-Film, Polizistinnen gespielt habe, Ärztinnen gespielt habe, also
mit deutschen Namen, so typisch deutsche Namen und auch ganz normal, traurig,
dass ich das sagen muss, aber wirklich ganz normal deutsch sprechen durfte dann
irgendwann. Aber wenn man allgemein guckt, wenn du dir selber Filme anguckst
im öffentlich-rechtlichen oder überhaupt, ist es ja meistens immer noch so,
dass BIPoCs Klischees bedienen. Ehrlich gesagt checke ich gar nicht so richtig,
was das hier soll. Warum arbeiten hier nur Weiße? Wat is dat denn jetzt jenau?
Test,Test, Test - Test, Test, Test! Exciting with all the light and microphone and
everything! Aus dieser Not und dieser Verzweiflung ist überhaupt erst 'Tell Me
Nothing from the Horse' entstanden. Mein Comedy-Projekt, wo ich gedacht habe,
wenn ich nicht darf sozusagen, wenn ich euch nicht zeigen darf, wie facettenreich
ich bin und dass ich vielfältig bin, dass ich tausend andere Sachen kann,
dass ich nicht nur ein Opfer spielen kann und will, dann mache ich es einfach
selber. Wenn Schwarze vorkommen in diesem Tatort, was machen die? Die dürfen Koks
verkaufen im Park. Diese ganzen fucking Grenzen überall, ey. Fuck'em. Dann gibt
es auch eine, die hat sich auch so 'ne Perrücke gekauft wie ich. Blöde Schlampe!
Bei Frauen sind die Geschichten immer im Kontext von irgendwelchen komischen
Konflikten gebastelt, die auch sozusagen sehr weiblich sind. Also, dass die Frau
ein Problem hat und nicht genau weiß- Eigentlich liebt sie ihn und kriegt ihn
nicht. Liebe, Probleme, Verzweiflung, Erziehung, Job, Kinder vereinbaren und so
weiter. Also ich glaube, davon müssen wir uns ein bisschen befreien, dass Frauen
jeglichen Alters in ihrer Realität mit ihrem Aussehen- oder auch ganz oft,
love interest, sind dann oft so 90-60-90 Frauen, die dann auch gut aussehen
oder selbst die, die dann vermeintlich nicht so gut aussehen - the Swan -
am Anfang wird die so "umgestaltet" mit der Brille und am Ende zieht
sie die Brille ab und das sind aber total wunderschöne Schauspielerinnen von Anfang
an so, sodass man das nicht ernst nehmen kann. Mein Name ist Thelma Buabeng
und ich bin hier wieder mit meinen Soul Sisters Tashi und Hadnet und ihr seht
bombastisch aus, muss ich sagen. Ich freue mich heute ganz besonders über
dieses Thema. Es geht nämlich um Frauensolidarität. Ihr seid auch absolut
dafür, dass man großartige Frauen oder Frauen im Allgemeinen, in dem Fall sind
es sehr großartige Frauen, unbedingt unterstützen muss und die feiern muss.
Ich bin eh ein Mensch, der sich für andere freuen kann und nicht missgünstig ist
und nicht eifersüchtig ist oder so. Und ich bin auch immer schon bei Castings
oder so jemand gewesen, der wenn die weißen Caster, Produzenten immer gesagt
haben ' Hm, es gibt da nicht so viele von euch', ne, das stimmt nicht, hier:
Die gibt es noch und die gibt es noch und die gibt es noch. Ehrlich gesagt,
was ich total geil finde, wäre mal eine Superheldin zu spielen. Also tatsächlich
Superheldin. Ich weiß nicht, ob die deutsch sein muss, aber grundsätzlich
als Figur, also Frauen auch als Superheldin zu verkörpern, eine schwarze
Frau als Superheldin, die zu verkörpern, finde ich total interessant und spannend.
Da habe ich das Gefühl, dass die junge Generation tatsächlich auf dem richtigen
Weg ist, auch im Kontext auf all die Dinge, die wir sozusagen,
unsere Generation, noch besprechen: Gendern, N-Wort, Rassismus und all
diese Sachen. Also, dass die jungen Menschen, denen ich begegne, die sind
zum Teil richtig irritiert, wenn ich denen das sage. Sie sagen: Das ist noch
ein Problem? Darüber wird noch geredet? Klar, gendern wir. Das N-Wort, sage
ich schon seit Jahren nicht mehr und ich habe es auch meinen Eltern beigebracht,
dass man das nicht sagt. Ich habe das Gefühl, wie gesagt, mag vermeintlich
meine Bubble sein, aber die Leute, die jungen Leute, denen ich begegne, da habe
ich das Gefühl, dass sie da viel, viel offener sind. Als ich hier angekommen bin,
hatte ich sehr viel zu kämpfen und für meine Kinder in der Schule musste
ich immer defensiv sein. Ich war immer in der Defensive mit Lehrer. Ich sage nicht,
dass jeder schlimm war, aber ich musste meine Grenzen setzen, um meine Kindern
durchzugehen. Aber ich wünsche mir, dass sie sehen, dass es Varieties gibt.
Dass wir alle Menschen sind und dass wir uns gegenüber respektieren, miteinander
in Harmonie leben. Das wünsche ich mir. Diese Kraft, die habe ich, glaube ich,
von meiner Mutter. Also dieses nicht aufgeben und so hat sie mich erzogen,
so dieses: Wir schaffen das und du machst das schon und fight for your right
sozusagen. Und ist natürlich total stolz, aber kennt mein Leben natürlich nicht.
Also wir leben komplett unterschiedliche Leben, was unseren Werdegang betrifft.
Aber viele sagen ja immer, wenn die uns sehen, dass wir Schwestern sind. Wir sehen
uns ja auch sehr ähnlich. Wir haben, glaube ich, ganz viele Parallelen im Sinne
von, was ist unsere Power, unsere Kraft, die Buabeng-Frauen. Da geht einiges,
glaube ich. Ich war heute mit meiner Familie in meiner Heimat unterwegs
und bei Five Souls haben wir auch eine Folge, wo wir ausführlichst über
die Beziehung zwischen den Eltern und Kindern reden. Und mich würde
interessieren, was für ein Verhältnis habt ihr zu eurer Mutter? Auch so,
wie ich zu meiner? Ab damit in die Kommentare und damit ihr keine Folge
GERMANIA verpasst: unbedingt den Channel abonnieren!