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Die schwarze Spinne - Jeremias Gotthelf, Die schwarze Spinne - 26

Die schwarze Spinne - 26

Es war ein feierlicher Tag, als das ganze Tal zur Kirche wanderte, und auch in manchem Herzen war es feierlich, manche Sünde ward erkannt, manch Gelübde ward getan, und von dem Tage an wurde viel übertriebenes Wesen auf den Gesichtern und in den Kleidern nicht mehr gesehen.

Als in der Kirche und auf dem Kirchhofe viele Tränen geflossen, viele Gebete geschehen waren, gingen alle aus der ganzen Talschaft, welche zur Begräbnis gekommen war – und gekommen waren alle, die ihrer Glieder mächtig waren -, zum üblichen Imbiß ins Wirtshaus. Da geschah es nun, daß wie üblich Weiber und Kinder an einem eigenen Tische saßen, die sämtliche erwachsene Mannschaft aber Platz hatte an dem berühmten Scheibentische, der jetzt noch im ›Bären ‹ zu Sumiswald zu sehen ist. Er ward aufbewahret zum Andenken, daß einst nur noch zwei Dutzend Männer waren, wo jetzt an zwei Tausende wohnen, zum Andenken, daß auch das Leben der Zweitausende in der Hand dessen stehe, der die zwei Dutzend gerettet. Damals säumte man sich nicht lange an der Gräbt; es waren die Herzen zu voll, als daß viel Speise und Trank Platz gehabt hätte. Als sie aus dem Dorfe hervor auf die freie Höhe kamen, sahen sie eine Röte am Himmel, und als sie heimkamen, fanden sie das neue Haus niedergebrannt bis auf den Boden; wie es zugegangen, erfuhr man nie.

Aber was Christen an ihnen getan, vergaßen die Leute nicht, an seinen Kindern vergalten sie es. Fromm und wacker erzogen sie dieselben in den frömmsten Häusern; an ihrem Gute vergriff sich keine Hand, obgleich keine Rechnung zu sehen war. Es wurde gemehret und wohl besorgt, und als die Kinder auferwachsen waren, so waren sie nicht nur nicht um ihr Gut betrogen, sondern noch viel weniger um ihre Seelen. Es wurden rechtschaffene, gottesfürchtige Menschen, die Gnade bei Gott hatten und Wohlgefallen bei den Menschen, die Segen im Leben fanden und im Himmel noch mehr. Und so blieb es in der Familie, und man fürchtete die Spinne nicht, denn man fürchtete Gott, und wie es gewesen war, so soll es, so Gott will, auch bleiben, solange hier ein Haus steht, solange Kinder den Eltern folgen in Wegen und Gedanken.«

Hier schwieg der Großvater, und lange schwiegen alle, und die einen sannen dem Gehörten nach, und die andern meinten, er schöpfe Atem und fahre dann weiters fort.

Endlich sagte der ältere Götti: »An dem Scheibentisch bin ich manchmal gesessen und habe von dem Sterbet gehört und daß nach demselben sämtliche Mannschaft in der Gemeinde daran Platz gehabt. Aber wie punktum alles zugegangen, das konnte mir niemand sagen. Die einen stürmten dies und andere anders. Aber sage mir, wo hast du denn alles das vernommen?«

»He«, sagte der Großvater, »das erbte sich bei uns vom Vater auf den Sohn, und als das Andenken davon bei den andern Leuten im Tale sich verlor, hielt man es in der Familie sehr heimlich und scheuete sich, etwas davon unter die Menschen zu lassen. Nur in der Familie redete man davon, damit kein Glied derselben vergesse, was ein Haus bauet und ein Haus zerstört, was Segen bringt und Segen vertreibt. Du hörst es meiner Alten wohl noch an, wie ungern sie es hat, wenn man so öffentlich davon redet. Aber mich dünkt, es täte je länger je nöter, davon zu reden, wie weit man es mit Hochmut und Hoffart bringen kann. Darum tue ich auch nicht mehr so geheim mit der Sache, und es ist nicht das erstemal, daß ich unter guten Freunden sie erzählet. Ich denke immer, was unsere Familie so viele Jahre im Glücke erhalten, das werde andern auch nicht schaden, und recht sei es nicht, ein Geheimnis mit dem zu machen, was Glück und Gottes Segen bringt.«

»Du hast recht, Vettermann«, antwortete der Götti, »aber fragen muß ich dich doch noch: War denn das Haus, welches du vor sieben Jahren einrissest, das uralte? Ich kann das fast nicht glauben.« »Nein«, sagte der Großvater. »Das uralte Haus war gar baufällig geworden schon vor fast dreihundert Jahren, und der Segen Gottes in Feldern und Matten hatte schon lange nicht mehr Platz darin. Und doch wollte es die Familie nicht verlassen, und ein neues bauen durfte sie nicht, sie hatte nicht vergessen, wie es dem früheren ergangen. So kam sie in große Verlegenheit und fragte endlich einen weisen Mann, der zu Haslebach gewohnt haben soll, um Rat. Der soll geantwortet haben: ein neues Haus könnten sie wohl bauen an die Stelle des alten und nicht anderswo, aber zwei Dinge müßten sie wohl bewahren, das alte Holz, worin die Spinne sei, den alten Sinn, der ins alte Holz die Spinne geschlossen, dann werde der alte Segen auch im neuen Hause sein.

Sie bauten das neue Haus und fügten ihm ein mit Gebet und Sorgfalt das alte Holz, und die Spinne rührte sich nicht, Sinn und Segen änderten sich nicht.

Aber auch das neue Haus ward wiederum alt und klein, wurmstichig und faul sein Holz, nur der Posten hier blieb fest und eisenhart. Mein Vater hätte schon bauen sollen, er konnte es erwehren, es kam an mich. Nach langem Zögern wagte ich es. Ich tat wie die Frühern, fügte das alte Holz dem neuen Hause bei, und die Spinne regte sich nicht. Aber gestehen will ich es: mein Lebtag betete ich nie so inbrünstig wie damals, als ich das verhängnisvolle Holz in Händen hatte; die Hand, der ganze Leib brannte mich, unwillkürlich mußte ich sehen, ob mir nicht schwarze Flecken wüchsen an Hand und Leib, und ein Berg fiel mir von der Seele, als endlich alles an seinem Orte stund. Da ward meine Überzeugung noch fester, daß weder ich noch meine Kinder und Kindeskinder etwas von der Spinne zu fürchten hätten, solange wir uns fürchten vor Gott.« Da schwieg der Großvater, und noch war der Schauer nicht verflogen, der ihnen den Rücken heraufgekrochen, als sie hörten, der Großvater hätte das Holz in Händen gehabt, und sie dachten, wie es ihnen wäre, wenn sie es auch darein nehmen müßten.

Endlich sagte der Vetter: »Es ist nur schade, daß man nicht weiß, was an solchen Dingen wahr ist. Alles kann man kaum glauben, und etwas muß doch an der Sache sein, sonst wäre das alte Holz nicht da.« Sei jetzt daran wahr, was da wolle, so könne man viel daraus lernen, sagte der jüngere Götti, und dazu hätten sie noch kurze Zeit gehabt, es dünke ihn, er sei erst aus der Kirche gekommen.

Sie sollten nicht zuviel sagen, sagte die Großmutter, sonst fange ihr Alter ihnen eine neue Geschichte an, sie sollten jetzt auch einmal essen und trinken, es sei ja eine Schande, wie niemand esse und trinke. Es solle doch nicht alles schlecht sein, sie hätten angewendet, so gut sie es verstanden.

Nun ward viel gegessen, viel getrunken und zwischendurch gewechselt manche verständige Rede, bis groß und golden am Himmel der Mond stund, die Sterne aus ihren Kammern traten, zu mahnen die Menschen, daß es Zeit sei, schlafen zu gehn in ihre Kämmerlein.

Die Menschen sahen die geheimnisvollen Mahner wohl, aber sie saßen da so heimelig, und jedem klopfte es unheimlich unterem Brusttuch, wenn er ans Heimgehn dachte; und wenn es schon keiner sagte, so wollte doch keiner der erste sein.

Endlich stund die Gotte auf und schickte mit zitterndem Herzen zum Weggehn sich an, doch es fehlte ihr an sicheren Begleitern nicht, und miteinander verließ die ganze Gesellschaft das gastliche Haus mit vielem Dank und guten Wünschen, allen Bitten an einzelne, an die Gesamtheit, doch noch länger zu bleiben, es werde ja nicht finster, zum Trotz.

Bald war es still ums Haus, bald auch still in demselben. Friedlich lag es da, rein und schön glänzte es in des Mondes Schein das Tal entlang, sorglich und freundlich barg es brave Leute in süßem Schlummer, wie die schlummern, welche Gottesfurcht und gute Gewissen im Busen tragen, welche nie die schwarze Spinne, sondern nur die freundliche Sonne aus dem Schlummer wecken wird. Denn wo solcher Sinn wohnet, darf sich die Spinne nicht regen, weder bei Tage noch bei Nacht. Was ihr aber für eine Macht wird, wenn der Sinn ändert, das weiß der, der alles weiß und jedem seine Kräfte zuteilt, den Spinnen wie den Menschen.

Die schwarze Spinne - 26 The black spider - 26 Черный паук - 26 黑蜘蛛 - 26

Es war ein feierlicher Tag, als das ganze Tal zur Kirche wanderte, und auch in manchem Herzen war es feierlich, manche Sünde ward erkannt, manch Gelübde ward getan, und von dem Tage an wurde viel übertriebenes Wesen auf den Gesichtern und in den Kleidern nicht mehr gesehen. |||||||||||||||||||||||||||||||||||exaggerated||||||||||| It was a solemn day when the whole valley walked to the church, and there were solemn feelings in many hearts, many sins were confessed, many vows were sworn, and from that day on much of the old pretentiousness disappeared from people’s faces and clothes.

Als in der Kirche und auf dem Kirchhofe viele Tränen geflossen, viele Gebete geschehen waren, gingen alle aus der ganzen Talschaft, welche zur Begräbnis gekommen war – und gekommen waren alle, die ihrer Glieder mächtig waren -, zum üblichen Imbiß ins Wirtshaus. After many tears had been shed in the church and in the churchyard, and after many prayers had been offered, all the people from the valley community who had come to the funeral—and all had come who had the use of their limbs—went to the inn for the customary refreshment. Da geschah es nun, daß wie üblich Weiber und Kinder an einem eigenen Tische saßen, die sämtliche erwachsene Mannschaft aber Platz hatte an dem berühmten Scheibentische, der jetzt noch im ›Bären ‹ zu Sumiswald zu sehen ist. |||||||||||||||||||||||||disc table|||||||||| It now happened there that, as usual, women and children sat at their own table, while all the grown men could be seated round the famous round table which may still now be seen at the ‘Bear’ Inn at Sumiswald. Er ward aufbewahret zum Andenken, daß einst nur noch zwei Dutzend Männer waren, wo jetzt an zwei Tausende wohnen, zum Andenken, daß auch das Leben der Zweitausende in der Hand dessen stehe, der die zwei Dutzend gerettet. ||preserved|||||||||||||||||||||||||||||||||| This table was preserved in remembrance of the fact that once there were only a couple of dozen men in a community where now nearly two thousand live, in remembrance of the fact that the lives of the two thousand are also kept in the hand of Him Who saved the two dozen. Damals säumte man sich nicht lange an der Gräbt; es waren die Herzen zu voll, als daß viel Speise und Trank Platz gehabt hätte. |hesitated|||||||grave||||||||||||||| On that occasion people did not linger at the funeral meal; hearts were too full for there to be room for much food and drink. Als sie aus dem Dorfe hervor auf die freie Höhe kamen, sahen sie eine Röte am Himmel, und als sie heimkamen, fanden sie das neue Haus niedergebrannt bis auf den Boden; wie es zugegangen, erfuhr man nie. When they came out of the village onto the open height, they saw a glow in the sky, and when they reached home they found the new house burned to the ground. How it happened they never knew.

Aber was Christen an ihnen getan, vergaßen die Leute nicht, an seinen Kindern vergalten sie es. |||||||||||||repaid|| But people did not forget what Christen had done for them, and they repaid his deed to his children. Fromm und wacker erzogen sie dieselben in den frömmsten Häusern; an ihrem Gute vergriff sich keine Hand, obgleich keine Rechnung zu sehen war. ||brav||||||most godly|||||laid hands on||||||||| They brought these children up piously and sturdily in the most God-fearing household; nobody took any liberties with the children’s property, although no legal account was to be seen. Es wurde gemehret und wohl besorgt, und als die Kinder auferwachsen waren, so waren sie nicht nur nicht um ihr Gut betrogen, sondern noch viel weniger um ihre Seelen. ||multiplied||||||||grow up|||||||||||||||||| Their property was increased and well looked after, and when the children had grown up, they had been cheated neither of their worldly goods nor of their souls. Es wurden rechtschaffene, gottesfürchtige Menschen, die Gnade bei Gott hatten und Wohlgefallen bei den Menschen, die Segen im Leben fanden und im Himmel noch mehr. |||godly||||||||favor||||||||||||| They became righteous, God-fearing persons who enjoyed both the grace of God and the favour of men, and who found blessing in this life and even more in the sight of heaven. Und so blieb es in der Familie, und man fürchtete die Spinne nicht, denn man fürchtete Gott, und wie es gewesen war, so soll es, so Gott will, auch bleiben, solange hier ein Haus steht, solange Kinder den Eltern folgen in Wegen und Gedanken.« And so it remained in the family, and there was no fear of the spider, since there was fear of God, and as it was, so may it remain, if God wills it, as long as there is a house standing here and as long as children follow their parents in action and in thought.”

Hier schwieg der Großvater, und lange schwiegen alle, und die einen sannen dem Gehörten nach, und die andern meinten, er schöpfe Atem und fahre dann weiters fort. |||||||||||reflected|||||||||breathe|||||| Here the grandfather was silent, and for a long time all were silent, and some were pondering over what they had heard, and the others thought he must be taking breath and then be going to continue further.

Endlich sagte der ältere Götti: »An dem Scheibentisch bin ich manchmal gesessen und habe von dem Sterbet gehört und daß nach demselben sämtliche Mannschaft in der Gemeinde daran Platz gehabt. At last the elder godfather said: “I have often sat at the round table and have heard of the plague, and how after this all the men in the parish could find room to sit round it. Aber wie punktum alles zugegangen, das konnte mir niemand sagen. ||period||||||| But just how it all happened, nobody could tell me. Die einen stürmten dies und andere anders. Some talked one sort of nonsense and others another sort. Aber sage mir, wo hast du denn alles das vernommen?« But tell me, where did you hear all this?”

»He«, sagte der Großvater, »das erbte sich bei uns vom Vater auf den Sohn, und als das Andenken davon bei den andern Leuten im Tale sich verlor, hielt man es in der Familie sehr heimlich und scheuete sich, etwas davon unter die Menschen zu lassen. “Oh,” the grandfather said, “it was passed down in our family from father to son, and when the memory of it was long among other people in the valley, it was kept very dark in the family and they were reluctant to let people know anything of it. Nur in der Familie redete man davon, damit kein Glied derselben vergesse, was ein Haus bauet und ein Haus zerstört, was Segen bringt und Segen vertreibt. It was only talked about inside the family, so that no member should forget what it is that builds a house and destroys it, that brings blessing and takes it away. Du hörst es meiner Alten wohl noch an, wie ungern sie es hat, wenn man so öffentlich davon redet. You can tell from the way my old woman talks how she dislikes it being talked about so openly. Aber mich dünkt, es täte je länger je nöter, davon zu reden, wie weit man es mit Hochmut und Hoffart bringen kann. |||||||||||||||||pride||arrogance|| But it seems to me that the longer time goes on, the more necessary it is to talk about it to show how far people can go in arrogance and pride. Darum tue ich auch nicht mehr so geheim mit der Sache, und es ist nicht das erstemal, daß ich unter guten Freunden sie erzählet. That is why I don’t make such a secret of the business any longer, and it isn’t the first time that I have told the story to good friends. Ich denke immer, was unsere Familie so viele Jahre im Glücke erhalten, das werde andern auch nicht schaden, und recht sei es nicht, ein Geheimnis mit dem zu machen, was Glück und Gottes Segen bringt.« I also think that what has preserved our family in happiness for so many years will not do harm to others either, and that it isn’t right to make a secret of what brings prosperity and God’s blessing.”

»Du hast recht, Vettermann«, antwortete der Götti, »aber fragen muß ich dich doch noch: War denn das Haus, welches du vor sieben Jahren einrissest, das uralte? |||cousin|||||||||||||||||||||| “You are right, cousin,” the godfather answered. “But there is one thing I must ask you all the same: Was the house which you pulled down seven years ago the original one? Ich kann das fast nicht glauben.« »Nein«, sagte der Großvater. I find it hard to believe that.” “No,” the grandfather said. »Das uralte Haus war gar baufällig geworden schon vor fast dreihundert Jahren, und der Segen Gottes in Feldern und Matten hatte schon lange nicht mehr Platz darin. “The old house had already become dilapidated almost three hundred years ago, and for a long time even then there had not been room in it for God’s blessings from the fields and meadows. Und doch wollte es die Familie nicht verlassen, und ein neues bauen durfte sie nicht, sie hatte nicht vergessen, wie es dem früheren ergangen. And yet the family did not want to leave it, and they dared not build a new one, for they had not forgotten what had happened to the earlier one. So kam sie in große Verlegenheit und fragte endlich einen weisen Mann, der zu Haslebach gewohnt haben soll, um Rat. |||||embarrassment|||||||||Haslebach||||| Thus they came into a very embarrassing situation and finally asked the advice of a wise man who is said to have lived at Haslebach. Der soll geantwortet haben: ein neues Haus könnten sie wohl bauen an die Stelle des alten und nicht anderswo, aber zwei Dinge müßten sie wohl bewahren, das alte Holz, worin die Spinne sei, den alten Sinn, der ins alte Holz die Spinne geschlossen, dann werde der alte Segen auch im neuen Hause sein. He is said to have replied that they might certainly build a new house on the site of the old one and nowhere else, but that they must be certain to preserve two things, the old piece of wood in which the spider was kept, and the old strength of mind which had imprisoned the spider into the old piece of wood; then the old blessing would be present also in the new house.

Sie bauten das neue Haus und fügten ihm ein mit Gebet und Sorgfalt das alte Holz, und die Spinne rührte sich nicht, Sinn und Segen änderten sich nicht. “They built the new house and with prayer and care inserted the old piece of wood into the structure, and the spider did not move, and the spirit in the family and the blessing upon it did not change.

Aber auch das neue Haus ward wiederum alt und klein, wurmstichig und faul sein Holz, nur der Posten hier blieb fest und eisenhart. ||||||||||worm-eaten||||||||||||iron-hard “But the new house also became old and small in its turn, its woodwork became worm-eaten and rotten, and only the post here remained firm and hard as iron. Mein Vater hätte schon bauen sollen, er konnte es erwehren, es kam an mich. My father already should have built anew, but he could avoid doing so, and so it came to my turn. Nach langem Zögern wagte ich es. After long hesitation I ventured to take this step. Ich tat wie die Frühern, fügte das alte Holz dem neuen Hause bei, und die Spinne regte sich nicht. I did as people earlier had done and inserted the old piece of wood into the new house, and the spider did not move. Aber gestehen will ich es: mein Lebtag betete ich nie so inbrünstig wie damals, als ich das verhängnisvolle Holz in Händen hatte; die Hand, der ganze Leib brannte mich, unwillkürlich mußte ich sehen, ob mir nicht schwarze Flecken wüchsen an Hand und Leib, und ein Berg fiel mir von der Seele, als endlich alles an seinem Orte stund. |||||||||||passionately||||||fateful|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||| But I am willing to admit that I never prayed so ardently in my whole life as when I was holding the fateful piece of wood in my hands; my hand, my whole body was burning, and unconsciously I had to look whether black marks might not be growing on my hand and body, and a mountainous weight fell from my mind when everything was at last in its place. Da ward meine Überzeugung noch fester, daß weder ich noch meine Kinder und Kindeskinder etwas von der Spinne zu fürchten hätten, solange wir uns fürchten vor Gott.« Da schwieg der Großvater, und noch war der Schauer nicht verflogen, der ihnen den Rücken heraufgekrochen, als sie hörten, der Großvater hätte das Holz in Händen gehabt, und sie dachten, wie es ihnen wäre, wenn sie es auch darein nehmen müßten. Then my conviction grew even stronger that neither I nor my children and my children’s children would have to fear anything from the spider, so long as we fear God.” Then the grandfather was silent, and the others still felt the shudder that had run up their backs when they heard that the grandfather had had the piece of wood in his hands, and they thought how they would feel if they too had had to take it in their hands.

Endlich sagte der Vetter: »Es ist nur schade, daß man nicht weiß, was an solchen Dingen wahr ist. At last the cousin said: “The only thing is that it’s a pity you can’t know how much of this sort of thing is true. Alles kann man kaum glauben, und etwas muß doch an der Sache sein, sonst wäre das alte Holz nicht da.« Sei jetzt daran wahr, was da wolle, so könne man viel daraus lernen, sagte der jüngere Götti, und dazu hätten sie noch kurze Zeit gehabt, es dünke ihn, er sei erst aus der Kirche gekommen. You can hardly believe everything, and yet there must be some truth about the matter, or else the old piece of wood would not be there.” The younger godfather said that you could learn a lot from it, whether it was all true or not, and what was more, they had also been enthralled by the story; it seemed to him as if he had just come out of church.

Sie sollten nicht zuviel sagen, sagte die Großmutter, sonst fange ihr Alter ihnen eine neue Geschichte an, sie sollten jetzt auch einmal essen und trinken, es sei ja eine Schande, wie niemand esse und trinke. They shouldn’t say too much about it, the grandmother said, or else her old man would start on another story; now they should get on and have something to eat and drink, it was indeed a shame the way nobody was eating or drinking. Es solle doch nicht alles schlecht sein, sie hätten angewendet, so gut sie es verstanden. After all it couldn’t all be bad, they had done as well as they knew how with the cooking.

Nun ward viel gegessen, viel getrunken und zwischendurch gewechselt manche verständige Rede, bis groß und golden am Himmel der Mond stund, die Sterne aus ihren Kammern traten, zu mahnen die Menschen, daß es Zeit sei, schlafen zu gehn in ihre Kämmerlein. ||||||||||||||||||||||||||||remind|||||||||||| Now there was much eating and drinking, and in between many a sensible conversation took place, until the moon stood large and golden in the sky, the stars stepped our from their chambers to remind the men that it was time for them too to go to their rooms to sleep.

Die Menschen sahen die geheimnisvollen Mahner wohl, aber sie saßen da so heimelig, und jedem klopfte es unheimlich unterem Brusttuch, wenn er ans Heimgehn dachte; und wenn es schon keiner sagte, so wollte doch keiner der erste sein. |||||warning voices|||||||cozy|||||||breastcloth|||||||||||||||||| Although they saw well enough the secret reminders in the sky, the people were sitting there so cosily and each of them felt his heart beating uncannily when he thought of the journey home, and even if nobody said so, it was true that none of them wanted to be the first to go.

Endlich stund die Gotte auf und schickte mit zitterndem Herzen zum Weggehn sich an, doch es fehlte ihr an sicheren Begleitern nicht, und miteinander verließ die ganze Gesellschaft das gastliche Haus mit vielem Dank und guten Wünschen, allen Bitten an einzelne, an die Gesamtheit, doch noch länger zu bleiben, es werde ja nicht finster, zum Trotz. At last the godmother stood up and with trembling heart made preparations to leave, but she was not without reliable companions, and the whole company departed together from the hospitable house with many thanks and good wishes, in spite of all requests, made to individuals and to the whole party, that they could surely stay a bit longer, it wasn’t really dark yet.

Bald war es still ums Haus, bald auch still in demselben. Soon it was still outside the house; soon too it was still inside. Friedlich lag es da, rein und schön glänzte es in des Mondes Schein das Tal entlang, sorglich und freundlich barg es brave Leute in süßem Schlummer, wie die schlummern, welche Gottesfurcht und gute Gewissen im Busen tragen, welche nie die schwarze Spinne, sondern nur die freundliche Sonne aus dem Schlummer wecken wird. ||||||||||||||||carefully||||||||||||||fear of God||||||||||||||||||||| Peacefully the house lay there, gleaming the length of the valley, clean and beautiful in the light of the moon; with friendly care it concealed good people in sweet sleep, the sleep of those who have in their hearts fear of God and a good conscience, and who will never be awakened from their slumber by the black spider, but only by the friendly sun. Denn wo solcher Sinn wohnet, darf sich die Spinne nicht regen, weder bei Tage noch bei Nacht. For where such a serene spirit is present, the spider may not move, either by day or by night. Was ihr aber für eine Macht wird, wenn der Sinn ändert, das weiß der, der alles weiß und jedem seine Kräfte zuteilt, den Spinnen wie den Menschen. But what power the spider has when men’s spirits change, is known only to Him Who knows everything and allots His strength to each and all, to spiders and to mankind.